Kategorie-Archiv: Portugal

Auf Entdeckungstour

Dietmar war ja immer schon gut für verrückte Ideen zu begeistern. Da war ich nicht überrascht als er mir eröffnete, dass wir heute Abend mit Marco und Ester zu einer kleinen Erkundungstour auf der SUMMER aufs Meer hinaus fahren würden.

Marco hatte in seiner Seekarte einen Spot vor der Küste entdeckt, der sich in nur zwanzig Meter Wassertiefe befinden sollte. Ringsherum ist diese Erhebung  aber umgeben von über 130 Meter tiefem Wasser.  Was sich wohl hinter dieser unscheinbaren Tiefenangabe versteckt? Ein beeindruckender und natürlich fischreicher Unterwasserberg mit optimaler Tauchlandschaft? Ein unbekanntes Wrack als neuer Tauchspot? Das wollten wir herausfinden 🙂

Unsere SUMMER ist ja mit Sonar ausgestattet, das mit Hilfe von DownVision ganz tolle Unterwasserbilder generieren kann.

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(Bild: www.raymarine.com)

So brachen wir am frühen Abend zu Viert auf. Draußen erwarteten uns tolle Segelbedingungen mit angenehmer, leichter Brise und fast keine Welle. Nach gut eineinhalb Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel. Als wir den Wegepunkt überfuhren, sahen wir…..nichts, überall über 130 Meter Wassertiefe :-(. Auch als wir eine kleine Runde um dem Punkt herum drehten, blieb die Wassertiefe unverändert.

So hatten wir leider keinen tollen und neuen Tauchplatz entdeckt, der dann sicher unseren Namen getragen hätte, aber der außergewöhnliche Segelausflug hatte allen viel Spaß gemacht. Auf dem Rückweg gab Dietmar sogar das Steuer aus der Hand und unsere Tauchlehrer präsentierten sich als talentierte Segelschüler 🙂

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So ließen wir uns durch die Gegend kutschieren und genossen den Sonnenuntergang mit dem Blick auf die schroffe Vulkanküste. Kurz bevor es Dunkel wurde, lagen wir wieder auf unserem angestammten Liegeplatz.

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Plötzlich Filmstars :-)

Die letzten beiden Tage waren für uns sehr arbeitsreich. Denn vor der „Kamera stehen“ ist bekanntlich kein Kinderspiel. Jetzt ist er fertig, der erste Film mit uns Beiden in der Hauptrolle 🙂

Naja, vielleicht war das jetzt doch etwas übertrieben, denn eigentlich hatten wir von den Dreharbeiten ja fast gar nichts mitbekommen 🙂 Wir hatten zwei spannende Tauchgänge in den letzten beiden Tage unternommen. Während Ester unser Tauchguide war, begleitete uns Marco nur zum Vergnügen, denn er hatte endlich einmal Zeit seine neue Video-Ausrüstung auszuprobieren.

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Wir freuen uns natürlich sehr über den gelungenen Film, mit dem wir jetzt überall angeben können 🙂 Nach dieser schönen Überraschung hatte Dietmar dann auch ganz schnell die schmerzhaft stechenden Zusammenstöße mit gleich drei (!) Seeigeln während des heutigen Tauchgangs vergessen. Dank 7mm-Neopren hielten sich die Verletzungen erfreulicherweise in Grenzen. Wir zählten nur 12 Stacheln, die den Weg in seinen Oberschenkel geschafft hatten 🙂

Hier ganz im Osten von Madeira liegen einige der besonders interessanten Tauchplätze etwas von der Küste entfernt. So braucht man wirklich sehr ruhige Wetterbedingungen, um dort tauchen zu können. Besonders Strömungen machen das Tauchen dort zu einer Herausforderung 🙂 Da landet man manchmal schon woanders, als man sich das gerade ausgerechnet hatte. Und es kann dann auch schon mal zu spontanen Begegnungen mit stacheligen Hindernissen kommen 🙂

 

Unser erstes, faules Wochenende auf Madeira

Wie geplant erreichten wir die Marina Quinta do Lorde am Mittag gegen zwei Uhr. Der Wind hat 12 Meilen vor dem Ziel noch einmal kräftig bis auf 28 Knoten zugelegt und auf Süd gedreht. So liefen wir in der Spitze mit über neun Knoten über Grund. Ein schwungvoller Abschluss unserer Überfahrt, obwohl wir unser Anlegemanöver auch gern mit etwas weniger Wind gefahren hätten.

Der Marinero lotste uns zielsicher auf genau den Liegeplatz, den wir im Oktober schon inne gehabt haben. Was für ein Zufall 🙂 bei 270 Liegeplätzen in der Marina. Genau wie im letzten Jahr befinden wir uns in dem Bereich, der durch die Hafeneinfahrt einlaufenden Wellen und  mussten unsere SUMMER wie gewohnt mit sechs Leinen und zusätzlichen Ruckdämpfern festmachen.

Jetzt war es aber Zeit für ein Mittagessen. Heute einmal zur Feier des Tages in dem Restaurant der Marina. Auf dem Weg dorthin kamen wir auch direkt bei Esther und Marco von Azul-Diving vorbei. Wir hatten wir uns schon lange zuvor angekündigt und die Wiedersehensfreude war entsprechend groß. Was so alles seit unserer Abfahrt Ende letzten Jahres passiert war, besprachen wir bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee. In den letzten sechs Monaten hatten sie eine neue „Mitarbeiterin“ namens Thai für das Tauchcenter gewinnen können. Die haarige Gesellin soll sich im Rahmen ihrer Ausbildung später einmal um die vierbeinige Kundschaft kümmern. Die junge Dame kam natürlich auch mit in die Bar und hielt uns dort kräftig auf Trab. Sie schaffte es nämlich immer wieder ihr Spielzeug ins Wasser zu befördern, welches wir dann abwechselnd „Retten“ mussten. Eine geschäftstüchtige Mitarbeiterin also 🙂

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In den letzten drei Tagen faulenzten wir ausgiebig in der Marina. Unterbrochen wurde dieser Müßiggang nur durch zwei Tauchgänge, eine nette Einladung am Abend bei Ester und Marco und Aufräumaktionen auf dem Boot. Außerdem brachten wir die Internetseite wieder auf Stand und ich beantwortete Mails, die wieder einmal zu lange unbeantwortet geblieben waren.

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Am Sonntagnachmittag sahen wir die SY SOUTHERN CROSS an der Marina vorbeisegeln. Wir folgten Ihr zu Fuss über die Berge und sahen, wie sie in der übernächsten Bucht vor Anker lag. Am Montag wird sie weiter nach Porto Santo segeln, bevor sie dann endgültig in Richtung Mittelmeer nach Mallorca verschwindet 🙂

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Nach Madeira – 2. Tag

Seit heute Morgen um acht Uhr brummte der Motor. Wie angekündigt hatten wir fast keinen Wind mehr. Alle Versuche, weiter unter Segeln zu fahren, stellten sich als unmöglich heraus. Der Atlantik sah aus wie gebügelt, nur eine leichte Dünung bewegte das Wasser.

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So war unser Tag sehr gemütlich. Bücher lesen, Berichte schreiben und die Sonne geniessen, zwischendurch noch etwas Leckeres zu Essen, da blieben keine Wünsche offen.

Gegen 16 Uhr sichteten wir in ca. 10 Seemeilen Entfernung das erste Schiff auf unserer Überfahrt. Der Tanker „Hispania Spirit“ verschwand aber schon bald wieder am Horizont. Unsere nächste Bewegung mit anderen Lebewesen hatten wir aber schon kurze Zeit später. Direkt neben unserem Boot paddelte eine grosse Schildkröte eifrig an uns vorbei in Richtung Süden. Bisher hatten wir zwar gehört, dass andere Segler Schildkröten gesehen hatten, aber bisher hatten wir kein Glück gehabt. So war es für uns eine Premiere und wir drehten eine Ehrenrunde, um das Tier noch einmal aus der Nähe zu bestaunen. Das Foto ist aber leider trotzdem unscharf geworden 🙁

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Kurz vor Sonnenuntergang stellten wir fest, dass es sich ein blinder Passagier auf der SUMMER gemütlich gemacht hatte. Eine hübsche Schwalbe liess sich fast eine Stunde von uns durch die Wasserlandschaft kutschieren, bevor sie wieder weiter ihre eigenen Wege ging.

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Um acht Uhr verkrümelte sich Dietmar in die Koje und ich übernahm die erste Wache. Im Gegensatz zu gestern war es nicht stockdunkel, denn eine schmale Mondsichel leuchtete vom Himmel. Obwohl der Motor brummte, war die Nacht sehr schön und friedlich. Gegen zwei Uhr werde ich dann den Kapitän wecken und mir eine ordentliche Mütze voller Schlaf gönnen.
Nur noch 70 Seemeilen liegen vor uns. So werden wir die Marina Quinta do Lorde wohl morgen gegen Mittag erreichen.

Nach Madeira – 1. Tag

Als heute Morgen der Wecker klingelte, regnet es für kanarische Verhältnisse recht heftig. Doch der kurze Schauer war bald vorüber und wir konnten wie geplant gegen neun Uhr die Marina Santa Cruz de La Palma hinter uns lassen.
Wir folgten unter Motor der Küstenlinie in Richtung Nord. Später als wir den offenen Atlantik erreicht hatten, setzten wir die Segel. Unsere SUMMER glitt flott durchs Wasser. Wind und Welle waren angenehm, nicht zu viel oder zu wenig.

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Bald schon lag La Palma hinter uns und verschwand langsam im Dunst. Ein riesige Schule Delfine stattete uns einen Besuch ab. Mindestens 40 Tiere spielten mal in der Bugwelle, mal längsseits unserer SUMMER.

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Sonst verlief der Tag völlig ereignislos. Bis jetzt haben wir kein anders Boot gesichtet. Die Segel stehen und es geht zügig gen Norden. Um halb zehn hat Dietmar die erste Wache übernommen, jetzt um zwei Uhr in der Früh bin ich dran.
Draussen ist es stockdunkel ohne Mondschein. Der Sternenhimmel ist wunderbar klar und schön zu sehen. Rund ums Boot glitzert immer wieder das Meeresleuchten. Eine tolle erste Segelnacht nach der langen Pause. So kann das gern bleiben :-).

Bye-Bye La Palma und „Auf Wiedersehen“ Kanaren

Morgen um neun Uhr geht es los nach Madeira. Zwei bis drei Tage werden wir wohl unterwegs sein. Diesmal haben wir Hausaufgaben im Gepäck, denn leider habe ich es vorher nicht geschafft, alles, was wir in der letzten Woche erlebt haben, in den Blog zu schreiben. So werden wir wohl die Überfahrt auch dazu nutzen, unsere Berichte zu schreiben und die vielen Fotos zu sortieren.

Die Woche auf La Palma war wunderschön, vielseitig und erlebnisreich.

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Ende der Woche freuen wir uns, wenn Ihr auch wieder mit dabei sein könnt 🙂 Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.

Einhand nach Gran Canaria

Als Katja mir vor einigen Tagen mitteilte, dass sie für ungefähr fünf Wochen ausfallen würde und wir nicht wie geplant zusammen zu den Kanarischen Inseln segeln könnten, gingen mir in den nächsten Tagen danach allerhand Gedanken durch den Kopf. Wir wollten unbedingt am 28. November auf Gran Canaria sein, weil unser lieber Freund Frank von der SY CAYLUNA seinen Geburtstag dort feiern möchte. Zu diesem Fest hatte er alle unsere Segelfreunde eingeladen, die auch ihr Kommen zugesagt haben. Da wollten wir unbedingt dabei sein, denn zu schön war die Zeit mit ihnen gemeinsam in Spanien und Portugal gewesen. Danach würden die anderen alle Richtung Karibik aufbrechen, während wir erst 2015 über den Atlantik gegen würden.

So beschlossen wir gemeinsam am Telefon, das es weitergehen sollte in Richtung Kanaren. Jetzt stellte sich nur noch die Frage wann und wie. Nach dem Studium von verschiedenen Wettervorhersagediensten ergab sich ein guter Abfahrtstermin am Dienstag, den 4. November. Dann würde ich am Donnerstag gegen Mittag ankommen. Leider war damit die Zeitspanne viel zu kurz, um einen weiteren Mitsegler zu finden. Unserem Freund Reiner aus Allershausen/Bayern hatte jemand sehr zu meinem Bedauern nur wenige Minuten vor der Buchung, den letzten Flug vor der Nase weggeschnappt. Also war klar, dass ich wohl allein segeln musste.

Irgendwie wollte ich dann auch allein fahren. Die Herausforderung erschien mir einfach zu reizvoll und mit jedem weiteren Tag, an dem ich mich auf das Thema seelisch einstellen konnte, wuchs auch die Zuversicht in mir. Nicht das Segeln bereitete mir Sorgen, sondern eher das Handling des großen Bootes beim Ablegen und vor allem beim Anlegen mit Mooring-Leinen. Dazu kommt natürlich das Thema Sicherheit auf See. Für die ersten zwei Tage waren permanent 5-6 Windstärken mit Böen von 7 angesagt, was schon eine ordentliche Ansage ist. Auch der Umgang mit dem möglichen Schlafmangel und Kampf mit der Müdigkeit beschäftigten meine Gedanken. Immerhin führten die 320 Seemeilen über die offene See und ohne einen möglichen Hafen, wenn etwas schiefgehen sollte. Mein lieber Freund Uwe hat mir mit seinem Erfahrungsschatz aber sehr weitergeholfen. Er segelt schon seit Jahren seine 43 Fuß Yacht allein auf der Ostsee. Er sagte mir, dass es völlig normal sei, wenn man schon Tage vor dem Ablegen nervös sei und dass es jedem anderen genauso gehe. Danke Uwe 🙂

Für den Dienstag hatte ich meinen Wecker auf sechs Uhr gestellt. An diesem Tag sollte für mich ein neues Kapitel zum Thema Segeln beginnen. Vor lauter Aufregung war ich aber schon um halb fünf auf den Beinen und was ich auch immer versuchte, es gelang mir einfach nicht, meinen Puls zu senken. Das Vorbereiten des Schiffes für die Abfahrt verlief schon fast routiniert und unauffällig: Seeventile und Luken schließen, Karten und Systeme prüfen, alles wegräumen, was umfallen könnte, Leinen und Schoten vorbereiten und natürlich eine Kanne Tee kochen. Dann war soweit alles klar zum Auslaufen. Meine Aufgabe war es jetzt, unsere SUMMER sicher und „einhand“ (allein) in 2 ½ Tagen von Madeira nach Gran Canaria in die Marina „Pasito Blanco“ zu bringen!

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Pünktlich um 06:42 begann sich der Horizont zu erhellen. Die Sonne ging langsam auf und der Moment war gekommen, die Maschine zu starten. Der Wind kam gerade günstig von hinten und hatte sich für einige Minuten etwas beruhigt. Alles Weitere ging dann wie geplant fast von allein. Eindampfen in die Vorspring, Vorleinen los, Achterspring los, Maschine rückwärts, Vorspring dicht holen und dann los. Wir haben noch nicht einmal den Nachbarlieger berührt, als die SUMMER sich aus der Box schob. Die erste Hürde war also genommen 🙂

Kurz nach dem Passieren der Hafenausfahrt stellte ich den Autopiloten auf Kurs 177 Grad ein. Danach wurden die Fender eingeholt und alle Festmacher verstaut. Nach gut zwei Stunden waren wir aus der Windabdeckung Madeiras heraus und segelten mit guten 6 Knoten Geschwindigkeit nach Süden. Alles lief bestens. Gegen vier Uhr wurde ich etwas müde und legte mich in den Salon zum Dösen. Ich hatte mir zur Sicherheit meinen „Timer“ auf 20 Minuten gestellt und musste aufstehen, um ihn wieder auszuschalten. Nach dem Aufstehen ein Rundblick in die Ferne und dann wieder hinlegen. Das haute gut hin. Nach einiger Zeit kehrte dann auch die innere Ruhe ein und ich konnte tatsächlich etwas schlafen. Der Wind frischte hin und wieder relativ stark auf. Zeitweise zeigte der Windmesser Böen von 27 Knoten an, was aber kein Problem für unsere SUMMER war. Vor Einbruch der Dunkelheit hatte ich die Segelfläche für die Nacht deutlich reduziert. Trotzdem machten wir gute Fahrt um die sieben Knoten.

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Was mich doch sehr wunderte, war die Tatsache, dass nicht ein einziges Schiff auf dem Radar oder AIS zu sehen war. Am Mittwoch passierten wir gegen Mittag die Insel „Selvagem“ und ließen sie an Steuerbord liegen. Hier leben zurzeit nur zwei Forscher und erforschen die Vogelwelt, ansonsten ist die Insel aber unbewohnt.

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Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, dass ich mit ausgebrachter Schleppangel an der Insel vorbeifuhr. Da passierte dann auch schon das erste „Malleur“. Wegen der hohen Wellen und Kreuzseen fuhren wir einen ordentlichen Schlingerkurs. Dabei hatte sich dann die Angelsehne im Propeller des Windgenerators verfangen. Da es viel zu gefährlich war, auf die Rehling zu steigen, um das Chaos zu entwirren, schnitt ich die Leine ab. Den Köder hatte ich natürlich vorher von Hand eingeholt. Meine Sorge war, dass genau in diesem Moment ein Fisch anbeißen könnte und den Generator abreißen würde. Der Köder war für einen Thunfisch ausgelegt und die können ganz schön groß werden. Das Problem war, dass unser Stromlieferant für die Batterien jetzt außer Betrieb war. Autopilot, Navigation, Radar, Funk und Kühlschrank verbrauchen eine ganze Menge Energie und somit musste ich zweimal am Tag den Generator starten, um die Batterien wieder aufzufüllen.

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Das nächste Problem ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Beim Routine-Check der Bilge sah ich mit Grausen, dass sich eine Menge Wasser im Motorraum und ebenfalls im Mittelschiff befand. Jetzt bekam ich aber schon etwas Angst. Gott sei Dank haben wir viele Lenzpumpen an Bord, die dann auch sogleich ihre Arbeit aufnahmen. Den Rest musste ich dann manuell abpumpen. Das waren ungefähr noch einmal weitere 70 Liter und mir haben schon die Arme wehgetan. Sofort ging ich auf Ursachenforschung. Gott sei Dank, war es aber kein Verschluss oder Ähnliches. Durch die hohen Wellen von achtern auf das Heck der SUMMER war sehr viel Seewasser durch die Abläufe der Backskisten in die Backskisten hineingelaufen. Von dort aus laufen die Schläuche vom Generator durch ein Loch in den Innenbereich des Schiffes hinein. Leider wurden diese bei der Installation der Anlage nicht richtig bzw. dauerhaft abgedichtet. Das Thema stand jetzt ganz oben auf meiner „To Do“-Liste. Nach dem Schreck war ich echt fertig mit den Nerven. Da kommen auf einmal ganz komische Gedanken in einem hoch.

Die letzte Nacht verlief unproblematisch und es war genug Zeit sich auszuruhen. Unsere SUMMER ist ein wirklich gutes Schiff und vermittelt sehr viel Sicherheit.

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Pünktlich bis auf die Minute legte ich die SUMMER dann am nächsten Tag an dem „Welcome“ Ponton der Marina an. Der Wind hatte etwas nachgelassen und ich war gut vorbereitet. Nach dem Einklarieren habe ich die Nummer des Liegeplatzes bekommen. Bevor es zum letzten Manöver des Tages kommen sollte, guckte ich mir den Platz genau an. Zur Unterstützung hat mir die Leitung noch zwei Marineros mit aufs Boot geschickt. Zu dritt war das Einparken kein großes Problem mehr und klappte hervorragend. Niemand wollte so recht glauben, dass ich allein unterwegs gewesen war. Das gefiel mir natürlich sehr 🙂

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Fix und fertig, aber sehr zufrieden mit unserer Leistung, schloss ich die SUMMER noch an die Landsteckdose an und verpasste ihr wie üblich eine gründliche Wäsche, um das Salz zu entfernen. Wie heißt es doch immer so schön: „Erst das Pferd und dann der Reiter“

Der Rest des Abends lief wie folgt: SIMS an Katja, Duschen, Essen, Schlafen. Danke SUMMER! Was für eine Erfahrung!

 

Unter genauer Beobachtung

Seit gestern früh morgens um sieben Uhr ist er alleine unterwegs, mein Kapitän. Das gefällt mir natürlich gar nicht, aber was soll ich tun. Natürlich wäre ich lieber dabei. Aber immerhin bin ich ziemlich nah dran. Es lebe die Erfindung des Satelliten-Telefons 🙂

Bis zum Mittag konnten wir uns noch ganz normal übers Mobilfunknetz unterhalten, danach war der Abstand von Madeira leider zu groß. Ich erhielt aber ein paar Bilder, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

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So begann Dietmars Tag wohl zu dieser unchristlichen Zeit (siehe Foto). Draußen war es noch stockdunkel und ich musste lange zurückdenken, wann wir das letzte Mal so früh aufgebrochen waren. Schon seit gestern stand die Strategie für sein erstes Einhand-Ablege-Manöver, doch trotzdem war es auch für ihn ein komisches Gefühl, alleine loszufahren.

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Den ersten Anruf erhielt ich wie verabredet direkt nachdem er den Hafen verlassen und die Segel gesetzt hatte. Die erste Klippe war schon mal genommen. Das Ablegen hatte er alleine Problemlos gemeistert und die Reise konnte beginnen. Wir nutzen noch die Landnähe (und damit das Mobilfunknetz), um ein bisschen zu quatschen und so war ich wenigsten akustisch mit dabei, als Dietmar eine Gruppe Wale sichtete. Ich freue mich schon sehr auf die Bilder, obwohl live natürlich schöner gewesen wäre 🙂

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Der Wind war in der Landabdeckung der Insel Madeira leider noch sehr schwach und stark abgelenkt. Kurze Zeit musste der Motor mitlaufen, doch mit zunehmender Entfernung vom Land drehte der Wind auf die richtige Richtung und nahm auch an Stärke zu. So konnte ich dann im Internet verfolgen, wie die SUMMER mit Geschwindigkeiten zwischen sechs und acht Knoten Richtung Süden gut voran kam. Nur die Wetterprognose macht mich etwas unruhig, da sich genau auf Dietmar Weg eine Starkwind-Zone ausgebildet hatte. So musste gegen Abend zum erstem Mal das Satellitentelefon dran glauben und ich war erleichtert, als ich Dietmars Stimme hört. Auf der SUMMER war alles ok, obwohl der Wind doch deutlich aufgefrischt  und schon eine recht hohe Welle aufgebaut hatte. Dietmar hatte deshalb die Segelfläche stark verkleinert und schaute nun recht zuversichtlich seiner ersten Einhand-Nacht entgegen. Zur Beruhigung meiner Nerven verabredeten wir, alle zwei Stunde zu telefonieren.

So fühlte ich mich am nächsten Morgen ähnlich als hätte ich selbst die Nacht auf der SUMMER durchwacht. Dietmar hatte den Starkwind bis 30 Knoten gut gemeistert und hörte sich am Telefon auch den Umständen entsprechend frisch an. So verlegten wir uns tagsüber aufs Email-Schreiben, um die Bordkasse etwas zu schonen. So drehten sich die Mails im Laufe des Tages schon wieder mehr um die Essensplanung als um die Wettergeschehnisse, denn der Wind hatte über Tag deutlich an Kraft verloren.

In der kommenden Nacht werde ich auch auf weitere Kontrollanrufe verzichten und hoffe, durch gelegentliche Mails auf dem Laufenden gehalten zu werden. Morgen gegen Mittag wird Dietmar dann Gran Canaria erreichen. Dann mache ich drei Kreuze und freue mich, dass ich die nächste Überfahrt wieder live mit dabei sein kann 🙂

 

 

 

Planung wird völlig überbewertet

Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, säße ich jetzt wieder in der warmen Sonne auf Madeira. Wenn ich mich aber so umschaue, ist es zwar warm und die Sonne scheint auch, aber Madeira ist das definitiv nicht 🙂 Irgendetwas ist wohl schief gelaufen…..

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Grund für meinen Landaufenthalt waren unter anderem einige Arztbesuche, die routinemäßig im Kalender standen. Und anscheinend komme ich wie ein Auto in ein Alter, wo beim TÜV schon mal versteckte Mängel auffallen. So verhängten die Ärzte ab sofort Segelverbot und ich musste einen „Werkstatttermin“ für Mitte November vereinbaren. Nichts wirklich Dramatisches, aber reparieren muss man halt doch.  Ende November werde ich dann wieder fit auf die SUMMER zurückkehren.

Leider war unser Reisezeitplan jetzt doch etwas durcheinander. Denn eigentlich stand ja die nächste Inselgruppe an. Nach meiner Rückkehr wollten wir zu den Kanaren segeln und dort die kalten Wintermonate verbringen. Für Gran Canaria hatte sich schon Besuch angesagt und Ende November würden von dort aus viele unserer Freunde in die Karibik aufbrechen.

Im Moment versuchen wir, all diese Termine unter einen Hut zu bekommen. Die Planung sieht so aus, dass Dietmar die SUMMER auf die Kanaren bringt und ich dann dort wieder dazu stoße. Wir halten Euch auf dem Laufenden, wenn die Planung konkret und spruchreif ist.

Bis dahin nutze ich hier in Deutschland die Zwangspause, um all die Dinge zu erledigen, die sich angesammelt haben. Außerdem ist es auch sehr schön, mal wieder Zeit mit „alten“ Freunden zu verbringen. Denn direkte Gespräche sind doch nicht mit Emails zu vergleichen 🙂

Auch aus der Ferne versuche ich Dietmar natürlich zu unterstützen, so gut wie ich kann. Ob es nun um die Liegeplatzorganisation auf Gran Canaria oder telefonische Küchentipps geht, ich gebe mein Bestes, wenn ich schon nicht wie geplant vor Ort sein kann.

 

Tauchen macht Spaß

Nach den stürmischen Winden der letzten Tage hatte sich der Atlantik mittlerweile wieder beruhigt. Jeden Tag war deutlich zu sehen, wie das salzige Nass zunehmend klarer wurde und den wie gewohnt ungetrübten Blick bis auf den Grund des Hafenbeckens ermöglichte. Immerhin hatten wir unter unserem Boot eine Wassertiefe von 9 Meter. Beste Voraussetzungen also sich wieder dem Thema „Scuba Diving“ mit Ester und Marco von „AZUL DIVING“ zuzuwenden. In Hinblick auf meinen permanent gewachsenen Waschbärenbauch sicherlich eine gute Entscheidung 🙂 Katja ist ja vor 2 Tagen nach Leverkusen geflogen, um eine Reihe von anstehenden Terminen abzuarbeiten und genau diesen Umstand wollte ich nutzen, um in einer verschärften Gangart den Pfunden zu Leibe zu rücken. Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte ich vor einigen Tage schon einen Kurs für den nächst höheren Tauchschein zum sogenannten „Advanced Open Water Diver“ gebucht. Mittlerweile haben Katja und ich schon ein paar Tauchgänge absolviert. Mit jedem  weiteren Exkurs konnten wir die Aussage von Marco „ the best dive is the next dive“ immer mehr zustimmen. Mit zunehmender Erfahrung in der bisher ungewohnten Umgebung unter der Wasseroberfläche steigerte sich auch unser Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl.

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Ein Teil des Kurses beinhaltet einen Tauchgang in einer Tiefe von 30m. Bisher lag das für uns  erlaubte Limit bei 18m, was ja auch schon ganz ordentlich ist. Heute war es also soweit! Für dieses Ereignis hatten sich Ester und Marco sich einen besonderen Ort ausgesucht, den man allerdings nur mit dem Boot erreichen konnte. Pünktlich um 09:30 begann das Briefing für den Tauchgang, der mit Ester als mein „personal“ Guide geplant war. Ester und Marco legten wie immer großen Wert darauf, zum einen das Revier und den geplanten Ablauf detailliert zu erklären und zum anderen die dafür nötigen Sicherheitsvorkehrungen und theoretischen Grundlagen zu vermitteln. Wichtig war zum Beispiel zu wissen, dass der Luftverbrauch sich bei doppelter Tauchtiefe ebenfalls verdoppelte und auch deutlich mehr Stickstoff im Blut angereichert wird, der beim Auftauchen bei einem sogenannten Sicherheitsstopp von 3 Minuten in 5 Metern wieder größtenteils abgebaut wird. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo die Themen Tauchplanung, Nullzeit, Sicherheitsstopp, Luftverbrauch, Stickstoffnarkose und Strömung mit noch mehr Ernsthaftigkeit zur Anwendung kamen. Eben genau diese Professionalität vermittelte uns das gute Gefühl und nötige Vertrauen, bei den Beiden in sehr guten Händen zu sein. Nach 45 Minuten waren wir mit dem Briefing durch und es war an der Zeit, sich in den Tauchanzug zu zwängen. Mein Gott bin ich froh, dass das Ding so elastisch ist 🙂 Schnell noch Maske, Haube, Flossen, Taschenlampe und Tauchcomputer unter die Arme genommen und dann ging es auch schon los. Wie immer war alles schon perfekt vorbereitet und die schwere Ausrüstung war bereits einsatzbereit an Bord.

Die 250 PS des Yamaha Außenborders hatten leichtes Spiel mit dem Boot und wir kamen relativ zügig 🙂 am Zielort an. Unser Zielort befand sich an dem östlichsten Punkt von Madeira.  Direkt vor uns ragten die Felsen steil aus dem Meer. Hier konnte man noch sehr deutlich den heftigen Seegang der letzten Tage spüren. Die Wellen brachen sich an den Untiefen und etwas weiter draußen war die Strömung teilweise sehr stark. Allein die Vorstellung, mit unserer SUMMER hier durchfahren zu müssen, verursachte einen leichten Grusel in meinem Kopf.

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Ester machte eine kleine Testrunde und signalisierte uns, dass es Zeit war Ihr ins Wasser zu folgen.  Mit von der Partie war auch noch Jürgen aus Berlin. Jürgen hatte seine Unterwasserkamera dabei und tauchte bereits seit einigen Jahren in allen Teilen dieser Erde. Ein kurzer Check der Systeme und bei „Drei“ ging es dann per Rolle rückwärts ins Meer, das immerhin 22°C warm war. Langsam tauchten wir dann ab. Umgehend stellte sich wie sonst auch dieses herrliche Wohlgefühl ein. Nur noch das Blubbern des Atemreglers durchbrach die Stille. Nach relativ kurzer Zeit zeigte mein Tauchcomputer 31,8m an. Die Farben der vielen Fische, Korallen und Steine bekommen eine blaue Tönung, weil mit zunehmender Tiefe das kurzwellige rote Licht absorbiert wird.  Eines war aber anders als sonst. Wegen der starken Dünung ging es wie in einem Fahrstuhl auf und ab und hin und her. Es kostete mich einige Energie dort hin zu schwimmen, wo ich auch hin wollte. Ester und Jürgen waren darin aber sehr routiniert. Ständig musste ich aufpassen, dass ich genügend Abstand zu den Beiden hielt. Nach einiger Zeit ging es dann aber doch ganz gut. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich das Thema mit dem Austarieren ganz gut im Griff hatte, denn Probleme die Tiefe zu halten, hatte ich eher nicht.

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Nach gut 40 Minuten zeigte die Flasche einen Druck von 50 Bar an und wir begannen planmäßig mit dem Aufstieg. Oben wartete Marco bereits auf uns und nahm uns die Gewichte und Tarierwesten ab. Mit einigen kräftigen Flossenschlägen und vereinten Kräften gelang der Einstieg ins Boot problemlos. Auf der Rückfahrt waren wir uns dann alle einig, dass das Revier wunderschön war und unser Team gut funktioniert hat.

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Am Nachmittag stand der Tauchgang Nummer zwei  auf dem Programm. Wir erreichten wieder eine Tiefe von 30m und kamen in den Genuss eines weiteren tollen Reviers vor der Haustür Madeiras. Ich hätte nie gedacht, dass Tauchen so anstrengend sein würde. Ich fühlte mich so schlapp wie schon lange nicht mehr. Um mich ins Boot zurück zu bekommen, musste Marco kräftig mithelfen. Auf der Rücktour war mir auch noch speiübel, weil ich einiges Salzwasser nach dem Auftauchen getrunken habe. Selber schuld, wenn man den Atemregler zu früh aus dem Mund nimmt und nicht genug Luft in die Tarierweste pumpt. Wieder was gelernt 🙂

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Zusammengefasst, war dieser Tag extrem lehrreich und gut für mein Selbstvertrauen. Vielen Dank an Ester und Marco von www.azuldiving.com, die wirklich einen klasse Job gemacht haben. Das macht Lust auf Me(e)hr.

Wie schon gesagt:   „the best dive is the next dive“ 🙂