Kategorie-Archiv: Arbeiten am Boot

Männerzeit – Technik und jede Menge TLC

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Katja ist ja nun schon seit knapp zwei Wochen in Deutschland und verbringt dort die Zeit mit ihrer Familie, Freunden und Pferden. Bevor sie abgeflogen ist, hat sie mir eine recht ordentliche Liste mit teilweise recht kniffeligen „Hausaufgaben“ übergeben, damit es dem Mann an Bord in der Marina Bas-Du-Fort ja nicht langweilig wird. Nach den knapp 2 Jahren Reisezeit zusammen mit ihrem zeitweise anstrengenden Ehemann wurde es auch einmal wieder Zeit, den Anspruch an unsere Reise neu zu definieren und sich danach passend neu auszurichten. Der Freude und der Lust auf neue Ziele und Abendteuer tut das keinesfalls einen Abbruch, sondern steigert eher noch das Verlangen. Mit den Aussichten ändern sich ja schließlich auch die Ansichten und Sichtweisen auf das gesamte Geschehen rings herum. Jedenfalls freuen wir uns schon auf den 8. Februar 2016, wenn ich Katja in Antigua wieder an Bord habe und Ihr dann die vielen neuen Errungenschaften und Verbesserungen an unserer CESARINA präsentieren werde. Außerdem feiern wir dann am 22. Februar unser 15. jähriges Zusammensein. Hab sie immer noch so lieb wie am ersten Tag 🙂

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Eigentlich hatte ich mich mit meinem alten Kumpel Martin für eine Woche Segeln und Tauchen verabredet. Die Freude darauf war beiderseitig groß bis zu seinem Anruf. Gesundheitliche Probleme ließen unsere Pläne wie eine Seifenblase platzen und die Enttäuschung war ganz besonders auf Martins Seite sehr groß. Allein wollte ich auch nicht segeln, weil mir das Schiff bei den Anlegemanövern einfach zu groß ist. Und es zu riskieren, meine geliebte CESARINA zu beschädigen, kommt für mich nicht in Frage. Somit hatte ich wieder Zeit für meine lange Liste an Aufgaben.

Eine gute Gelegenheit für mich, meiner langjährigen und auf Dauer auch ruinösen Lieblingsbeschäftigung zu frönen. Die zahlreichen Yachtausrüster verführen einen ja schon direkt sich eingehend mit den angebotenen Leckereien zu befassen und bereits schon beim Aufrüsten des Einkaufwagens eine Argumentationsmatrix für die Notwendigkeit der Produkte gegenüber der Chefin zurecht zu legen. Darin bin ich aber geübt und kann das auch schon ziemlich gut 🙂 Nur als ich den kompletten Bestand an „Altura“-Lack aus dem Regal geräumt habe und dem Verkäufer auf den Tresen gestellt habe, fragte ich mich schon selber, ob ich es vielleicht nicht wieder einmal etwas übertrieben hatte. War ich doch aber auch sofort im Gespräch mit anderen Yachties, die sich wohl gewundert haben, wo ich das alles lassen bzw. verarbeiten will. Im allgemeinen ist die Anerkennung und Wertschätzung unter Bootsbesitzern doch recht groß, wenn sich jemand an das Lackieren von Holzaufbauten heranmacht. Der Geruch von frischem Lack ist anziehend und der Glanz auf den edlen Hölzern einfach nur schön. So ist das, wenn man einen echten Klassiker hat. Viel Arbeit, viel Freude und viel TLC (Abkürzung von „Tender Loving Care“).

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Nach drei Tagen hatte ich circa 30 Blatt Schleifpapier verbraucht, 6 Pinsel aufgearbeitet und 3 Liter „high brilliant varnish“ gestrichen. Das Cockpit, das Deckshaus, die Decksleisten, den Tisch, die Treppe im Niedergang, die Fenster und die Eingangstüren habe ich zuerst ab- bzw. angeschliffen und dann 2-3 mal mit Hochglanzlack gestrichen. Zuvor hatte ich mit Klebeband den Zugang zum Schiff abgesperrt, damit bloß niemand aus Versehen auf die Flächen treten kann. Teilweise sah es nach dem Schleifen aus, als wenn jemand einen Sack mit Mehl über die CESARINA gekippt hat. Das Ergebnis ist zu einem sehr großen Teil wirklich überzeugend geworden. Es sieht aus, als wenn das Holz unter einer dicken Schicht aus kristallklarem Wasser liegt. Man kann sich teilweise wirklich darin spiegeln. So langsam lerne ich, wie man ein perfektes „Finish“ und perfekte Oberflächen hinbekommt. Ein Jahr weiter und dann werden auch noch die letzten Fehlerstellen ausgebessert sein 🙂 Lackieren ist wirklich alles andere als trivial. Es ist aber sehr befriedigend, wenn das Ergebnis stimmt.

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An den Tagen dazwischen habe ich dann tagsüber einen Lüfter über unserer Koje eingebaut. Der stand bei Katja ganz oben auf der Liste, denn wenn die Luft in der Nacht im Boot steht, wird es recht stickig und heiß. Das heißt, dass die Frau schlecht schläft und am nächsten morgen nicht gut drauf ist. Das ist gar nicht gut für den Mann. Die nächste große Baustelle war unsere Klimaanlage. Wir haben zwei Stück davon an Bord und die für den Salon war leider außer Gefecht. Immer wenn ich einen Blick auf das Gewirr von Rohren, Motoren, Pumpen und Schläuchen, das tief in Inneren verbauten Anlage geworfen haben, habe ich die Klappe auch gleich schnell wieder geschlossen. Zu komplex und verwirrend, um sich damit eingehend zu beschäftigen. Heute war dann der Techniker von der Firma ICEBERG an Bord, um einen Riss in der Verrohrung der Gasversorgung des Kompressors zu löten, die Anlage danach zu evakuieren und mit einem Spezialgas zu befüllen und letztendlich das Gerät in Betrieb zu nehmen. Am Tag zuvor hatte ich das ganze Gerät schon von dem Wasserkreislauf getrennt und ausgebaut. Ebenfalls hatte ich auch schon eine neue Wasserpumpe für den Sekundärkreislauf eingebaut. Ein Sicherung an der Steuerung war noch zu erneuern und nach gut zwei Stunden gemeinsamer Arbeit starteten wir dann das Gerät. Das Ergebnis war überwältigend! Aus den Lüftungsschlitzen im Salon, Bad und Schlafgemach kam kalte Luft! Wäre vor Freude fast aus der Hose gesprungen und der Techniker hatte ebenfalls das ganz große Grinsen im Gesicht. Jetzt habe ich die Anlage auch endlich verstanden und habe sie anschließend wieder ordentlich verkabelt und verschraubt. So kann das gerne weitergehen!

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Zur Feier des Tages habe ich dann mit Martins telefonischer Hilfe auch noch einen Lautsprecher für unser UKW Funkgerät eingebaut. Jetzt können wir endlich auch im Cockpit wichtige Meldungen verfolgen und müssen nicht immer unter Deck an das Funkgerät gehen. Neben vielen anderen Arbeiten am Schiff in nahezu allen Bereichen ist die Liste fast abgearbeitet. Eine große Aufgabe wartet aber noch darauf, erledigt zu werden. Auf Martinique hatten wir mitten am Tag einen Gas-Alarm an Bord. Der Grund dafür waren unsere Batterien, die von einem unserer beiden Ladegeräte mit einer viel zu hohen Spannung geladen wurden. 27,6 Volt ist die absolut höchste Spannung die unsere Batterien vertragen. Bei den angezeigten 32 Volt fangen die Batterien an zu gasen und gehen in kürzester Zeit kaputt, wenn sie dann ausgetrocknet sind. Gott sei Dank hatten wir das noch rechtzeitig bemerkt. Das VICTRON Ladegerät ist also hin! Morgen wird endlich das neue Gerät angeliefert, dass ich vor 10 Tagen bei Solarshop in Aiblingen/ Bayern bestellt habe. Doppelte Leistung, Hochfrequenztechnologie und das bei gleichen Abmessungen wie das alte Gerät. Herr Lardy ist dort der Geschäftsführer und hat sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt, dass alle Hürden wie Zoll und Versand genommen wurden. Dieses werde ich dann selber einbauen und darauf freue ich mich schon riesig. Jeden Tag lernt man ja dazu und das allein schon hält mich zumindest bei Laune und in Schwung:-) Ich bin gespannt, was Katja wohl zu allem sagen wird….

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Das Abendprogramm war aber genauso klasse und abwechslungsreich wie auch schon der gesamte Tag. Frank von der SY JUCUNDA, der mit seinem Bruder Stefan und unser aller Segelfreund Kai einem Tag vor Katjas Abflug ebenfalls hier angekommen war, hatte vor, seinem Schiff hier einen neuen Unterwasseranstrich zu gönnen.  Es hat richtig Spaß gemacht, das Schiff zusammen zum Bootslift zu fahren und es dort an Land zu stellen. Abends sind wir meist zusammen unterwegs gewesen und hatten wirklich viel Spaß miteinander. Vor ein paar Tagen haben mich dann Peter und Petra von der SY MERIDIAN mit zum einkaufen genommen und Abends waren wir dann gemeinsam zum Essen verabredet. Gestern habe ich Regina und Matthias von der SY JASINA kennengelernt. Die beiden kommen aus Lübeck und Hamburg segeln auf ihrer ETAP 32 bereits schon seit 3 Jahren durch die Weltgeschichte Ein weiterer schöner Abend mit lieben Menschen und sehr interessanten sowie gehaltvollen Gesprächen. Die letzten Tage habe ich mich wieder einmal sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt. Es ist nun einmal einfach so, dass ich diese Gemeinschaft brauche und es sehr schön ist, sich mit anderen Menschen auszutauschen und Zeit zu verbringen.

Am Freitag wird mein alter Freund Maik aus Los Angelos hier landen. Wir haben schon vor 31 Jahren zusammen in der selben Firma den Beruf des Glasapparatebauers gelernt.  Maik ist kurz darauf nach Amerika ausgewandert und hat seine Firma „Glaswerk“ gegründet, die er bis heute erfolgreich führt. Wir haben nie den Kontakt verloren und ich freue mich wirklich sehr auf unsere gemeinsame Zeit hier an Bord.  Am Samstag legen wir hier ab und werden eine Woche Segeln, Tauchen und viel Spaß zusammen haben. Wir verstehen uns fast wie Brüder und ich bin sehr froh, dass ich Maik vielleicht noch etwas über das Segeln beibringen kann. Was kann es Besseres als eine Tour unter Freunden geben? Werde mich zumindest bemühen, dass wir eine tolle Zeit haben. Alles andere ergibt sich!

 

Karibik für Anfänger

Martinique liegt zwar in der Karibik, ist aber ein Teil von Frankreich. So findet man hier sozusagen: Karibik light 🙂
Man bezahlt mit Euro. Das ist natürlich sehr angenehm und erspart einem das Umrechnen mit dem Faktor 2,8. Das im Kopf zu rechnen ist schon recht anspruchsvoll. Die Preise sind moderat und weder vom Nasenfaktor des Verkäufers noch von der Hautfarbe des Käufers abhängig. Außerdem bekommt man auf der Insel fast alles, was das Herz begehrt 🙂 Und gibt es keine Boatboys, die einem dauernd etwas verkaufen wollen. Somit liefert aber auch niemand mehr direkt ans Boot. Das ist eigentlich etwas schade 🙂
Die Straßen sind in einem guten Zustand, es gibt Verkehrsschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen und erfreulicherweise wird auf der „richtigen“ Straßenseite gefahren. Das waren genug Gründe, um uns zu überzeugen, hier ein Auto zu mieten.
Nachteil der französischen „Kolonie“ ist aber, dass viele Menschen wenig bis gar kein Englisch sprechen. Jetzt mussten wir uns mit unserem Französisch mehr schlecht als recht durchwurschteln.
Morgens gleich nach dem Frühstück holten wir unseren Mietwagen ab. Das war eine echte Herausforderung, da die Mietwagenstation im Marine-Zentrum umgezogen war und jeder, den wir fragten noch nie von ihr gehört hatte. Dagegen war die Orientierung auf Martiniques Straßen dann ein Kinderspiel. Vorbei an der Hauptstadt Fort-de-France ging es auf einer kleinen kurvigen Straße in die Berge und den Regenwald. Unsere Erste Station war in Batala-Touret, wo ein verkleinerter Nachbau der bekannten Pariser Kathedrale Sacre Coeur zu sehen ist. Naja, die konnte uns aber nicht so besonders begeistern, aber gut. In den Bildergalerien findet Ihr Fotos, dann könnt Ihr Euch selber ein Bild machen :-). Aber die Aussicht auf Fort-de-France war sehr schön.
Aber der Regenwald, der sich rechts und links von der Straße die steilen Berghänge hinaufzog, war wunderschön. Immer wieder kreuzten Bäche die Straße und tief hängende Wolken mit Regenschauern machten deutlich, dass der Name hier Programm ist.
Ganz im Norden wollten wir eigentlich zum Vulkan der Insel hinauf fahren, aber der hüllte sich in dichte Wolken. Anfang des 19. Jahrhunderts war dieser Auslöser einer Katastrophe, bei der die damalige Hauptstadt St. Pierre komplett zerstört und 30.000 Menschen getötet wurden. St. Pierre war zu dieser Zeit das Paris der Karibik und die Menschen, die am Fuße des Vulkans lebten, unterschätzten die Gefahr. Am 4. Mai 1902 um 7.52 Uhr wurde die ganze Stadt von einer 150 Stundenkilometer schnellen und 2000° heißen Lava-Lawine überrollt. Sogar die Schiffe im Hafen fingen Feuer und die Fensterscheiben schmolzen zu Klumpen zusammen. Die Einwohner hatten keine Chance und verbrannten in Minuten zu Asche.
Ein Teil der Ruinen ist noch sehr gut erhalten, wie zum Beispiel das alte Theater oder das Gefängnis. Hier fanden die Helfer, die nach dem Vulkanausbruch nach St. Pierre kamen, den einzigen Überlebenden. Der Mann saß im Gefängnis und wurde nach drei Tagen schwer verbrannt und halb verhungert endlich befreit. Ist doch immer wieder erstaunlich, die das Schicksal so spielt 🙂
Die Stadt hat sich nach dem Vulkanausbruch nie wieder erholt und ist leider recht heruntergekommen. Trotzdem fanden wir ein nettes Restaurant, in dem wir uns ein leckeres Mittagessen schmecken ließen. Danach ging es an der Küste entlang wieder zurück nach Le Marin. Um vier Uhr sollte das Großsegel angeliefert werden, an das der Segelmacher Garvin von NORTH SAILS noch die Mastrutscher nähen musste. Während Dietmar sich um das Segel kümmerte, wollte ich unser Luxusauto noch zu einem ausgiebigen Lebensmitteleinkauf nutzen. Hier auf Martinique gibt es die Supermarkt-Kette Carrefour und nach dem, was wir gehört hatten, sollte die Auswahl groß und die Preise (für karibische Verhältnisse) klein sein.
Am Abend waren wir dann noch mit Ralf und Sylvia von der SY FELUKA verabredet. Die Beiden haben auch an der ARC teilgenommen und bleiben bis Ende der Saison in der Karibik. Schon in Saint Lucia hatten wir am selben Steg gelegen, aber ein Treffen hatte sich nie ergeben. Das würde jetzt aber auch mal Zeit 🙂 und natürlich war es ein lustiger Abend. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen.

Endlich neue Segel

Wir waren wieder in Europa und das Wetter gab sich sehr deutsch. Den ganzen Morgen regnete es ergiebig. So waren wir erst gegen elf Uhr auf dem Weg zum Einklarieren, ordentlich verpackt in unseren Regenjacken 🙂 Das erstes Mal in der EU einzuklarieren ging ganz unbürokratisch am Computer und hat nur fünf Euro für drei Tage gekostet. Nach drei Tagen muss man das ganze Spiel aber wohl wiederholen. Das hörte sich doch etwas lästig an. Gut, dass wir nicht so lange bleiben wollten.
Mit den Zoll und Schiffspapieren machten wir uns auf den Weg zur hiesigen NORTH SAILS Vertretung. Unsere Segel lagen seit vor Weihnachten auf Martinique beim Zoll und sollten direkt auf die CESARINA importiert werden. Wenn alles gut lief, würden sie bereits morgen Nachmittag geliefert werden.
Jetzt brauchten wir nur noch einen geeigneten Liegeplatz. Wie oft in der Karibik liegen die Boote in der Marina mit dem Heck zum Steg und werden am Bug von einer Mooring gehalten. Da wir aber durch das schlanke Yachtheck hinten so schlecht vom Boot kommen und schon gar nicht mit unseren Segeln beladen an Bord kommen, suchten wir einen Liegeplatz mit einem seitlichen Steg. Davon gab es ein paar wenige in der Marina. Jetzt müssten wir nur noch einen für uns ergattern.
Im Marinabüro konnte man uns da nicht weiter helfen und so mussten wir den Hafenmeister auf Kanal 09 anfunken. Dieser arme und wirklich vielbeschäftigte Mann war gar nicht so einfach zu erreichen. Einen geeigneten Liegeplatz hatten wir gegenüber von der Tankstelle ausgemacht. Dort lag noch ein deutsches Boot, die SY SUNRISE, die wir von der ARC her noch kannten. Die Crew plante im Laufe des Nachmittags weitersegeln und wir wollten diesen Platz dann gern übernehmen. Dieses teilten wir per Funk dem Hafenmeister mit, der keine Einwände dagegen hatte. Er wollte uns Bescheid sagen, wenn die SY SUNRISE abgelegt hatte und unser Platz verfügbar wäre.
Die Geduld des Kapitäns wurde heute mal wieder kräftig auf die Probe gestellt, denn es dauerte bis kurz vor Sonnenuntergang, bis wir endlich an der Reihe waren. Schon lange hatten wir das Dinghi auf dem Deck verzurrt, die Fender und Leinen klar gemacht und waren bereit, unsere neue und schon lange freie Box anzusteuern. Aber hier ging es nicht wirklich der Reihe nach. Vom offenen Meer kam ein Boot nach dem anderen und alle wollten einen Liegeplatz. Um das Chaos im Hafen möglichst gering zu halten, mussten zuerst die versorgt werden, die am meisten im Weg standen. Wir lagen vor Anker und lagen damit gar kein bisschen im Weg 🙂 Aber immerhin hat er uns nicht vergessen. Vielleich deshalb, weil Dietmar ihn alle 30 Minuten freundlich nach dem Stand der Dinge fragte 🙂
Den Abend verbrachten wir in netter norwegischer Gesellschaft. Bernd, der an Bord der SY Santa Cruz durch die Karibik segelte, war bereits schon unser Stegnachbar in der Rodney Bay Marina. Auch in Bequia waren wir ihm wieder begegnet. Und da ja bekanntlich alle guten Dinge drei sind, gingen wir heute Abend gemeinsam zum Essen 🙂
Die Nacht in der Marina war unglaublich war und die Mücken hatten es auf uns abgesehen. Ja, Ihr habt richtig gelesen: auf UNS 🙂 Anscheinend gibt es doch noch Gerechtigkeit im Leben. Die karibischen Mücken sind Dietmar nicht so abgeneigt wie die deutschen und auch wenn sich die Anzahl der Stiche noch nicht ganz fair verteilt, bin ich doch nicht mehr die Einzige, die geplagt und gebissen wird. Die Zeiten, dass Dietmar mich scherzhaft als „Opferanode“ bezeichnen konnte, sind eindeutig vorbei 🙂
Etwas übernächtigt machten wir uns am nächsten Morgen daran, unsere Segel abzubauen. Bernd half uns dabei und zu Dritt war die Arbeit schnell erledigt. Trotzdem zehrte die Hitze an unseren Kräften und schlug besonders mir heute sehr auf die Motivation. Sogar zum Schlafen war es tagsüber zu warm. Und im Hafen schwimmen war keine reizvolle Alternative.
Aber da sich die Arbeit bekanntlich nicht von allein erledigt, halfen keine Ausreden. Am Nachmittag machten wir uns auf dem Weg zu Garvin von NORTH SAILS. Der Zoll hatte sein Versprechen gehalten und wir konnten unsere neuen Segel auf einen Trolley laden. Diesen musste Dietmar gefühlt durch die halbe Stadt bis zu unserem Steg zurück bugsieren. Ich war schon allein vom Laufen bei der Wärme ziemlich hinüber und total nass geschwitzt. Aber wir wollten möglichst schnell wissen, ob die so sehnsüchtig erwarteten Segel denn jetzt letztendlich auch auf unser Schiff passen würden. Nicht, dass es jetzt noch ein böses Erwachen gab.
So machten wir uns gleich ans Werk. Der Wind war an diesem Nachmittag auch ziemlich eingeschlafen, was optimal zum Hochziehen der Segel im Hafen ist. Leider blieb somit aber auch jede Abkühlung aus. Wir begannen mit dem kleinsten Segel, der Kutterfock. Die stand unserer CESARINA schon mal ganz hervorragend und auch die wenig später angeschlagene Genua passte wie angegossen. Nur beim Einrollen hatten wir leichte Probleme, weil die neuen Segel noch steif und sperrig waren. Das würde sich aber mit der Zeit geben.
Jetzt mussten nur noch unsere alten Segel zurück zu NOTH SAILS. Denn die Mastrutscher sollten vom alten Großsegel abgeschnitten und an dem neuen wieder angenäht werden. Also wurde der Trolley wieder schwer beladen und es ging denselben beschwerlichen Weg zum Segelmacher zurück. Morgen Nachmittag um vier sollte die Arbeit erledigt sein. Den freien Tag wollten wir für einen Inselauslug nutzen. So reservierten wir noch ein Auto für den nächsten Tag und fielen nach dem Abendessen wie erschlagen ins Bett.

Unglaublich, aber wahr – Gleich geht´s los.

Nach den letzten Tagen waren wir heute beim Frühstück selbst erstaunt, dass doch irgendwie alle gut gegangen war. Gestern Abend um Sieben Uhr war das letzte Segel angeschlagen. Heute morgen hatten wir noch aufgeräumt und die Wassertanks gefüllt. So blieben am Ende auch noch ein paar Minuten für einen letzten Blog, der die ganze letzte Woche sträflich vernachlässig worden war. Aber ab heute haben wir ja Zeit und Muße und werden Euch möglich täglich auf dem Laufenden halten.

Im Hafen herrscht Party-Stimmung. Musik und Schiffhörner lärmen um die Wette. In einer halben Stunde starten die ersten Boote in der Race-Division. Viele segeln jetzt schon raus. Wir werden uns noch etwas Zeit lassen und die Zeit da draußen im Gedränge so kurz wie möglich halten. Der Wind ist heute das erste Mal seit Tage deutlich aufgefrischt und zwischenzeitlich hat es sogar geregnet. Trotzdem wollen wir es entspannt angehen lassen.

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Die nächsten zwei bis drei Wochen wünschen wir uns angenehmen und ruhige Bedingungen mit gutem Reisewind 🙂 und melden uns dann wieder, wenn wir in der Karibik auf Saint Lucia angekommen sind 🙂

 

 

 

Ein schwarzer Freitag – in jeder Beziehung

Irgendwie war dieser Freitag wohl nicht unser Tag. Es war ja auch Freitag der 13! Aber bisher in unserem Leben ist dieses Datum noch kein Grund zur Beunruhigung gewesen. Dem nächsten Freitag den 13. werden wir sicher etwas skeptischer entgegen treten 🙂

Es begann schon direkt nach dem Frühstück, obwohl der strahlende Sonnenschein einen guten Start in den Tag versprach.

Wir erwarten noch ein Paket aus Deutschland. Unsere Reisepässe mit den amerikanischen Visa und einige Kleinigkeiten sind bereits seit fast zwei Wochen auf dem Weg zu uns. Seit Montag hängt das Paket beim Zoll fest. Heute war dann endlich einmal Zeit, das Ganze mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Um solche Telefonate zu führen, reichte unser Spanisch aber ganz sicher nicht aus 🙂 So war ich froh, dass das ARC-Büro mir Unterstützung angeboten hatte 🙂 So dauerte es nur eine geschlagene Stunde um herauszufinden, dass unser Paket zwar auf dem Weg zu uns sei, aber man nicht genau sagen könnte, wo es sich befand und schon gar nicht, wann es hier ankommen würde. Aber die Wahrscheinlichkeit sei sehr groß, dass es vor dem Start der ARC auf Gran Canaria landen würde. Das waren ja wunderbare Aussichten, da brauchte ich mir ja keine Sorgen machen 🙂 Und wozu brauchen wir auch schon Reisepässe 🙂

Zurück auf der CESARINA traf ich Dietmar in sehr finsterer Stimmung. Wie eigentlich jeden Tag hatte er mit NorthSails telefoniert, um den genauen Ankunftstermin unserer neuen Segel zu klären. Wir hatten Anfang der Woche die feste Zusage erhalten, dass sie am Montag aus England verschickt worden waren und warteten sehnsüchtig auf die Tracking-Nummer. Die Einfuhr von Waren auf die Kanaren ist ziemlich speziell und kompliziert, da musste mit dem Zoll schon im Vorfeld einiges abgeklärt werden. Bisher hatte uns NorthSails aber noch keine Tracking-Nummer mitteilen können. Die Gründe dafür waren für uns nicht nachvollziehbar und es schlich sich über die Tage ein ungutes Gefühl ein. Heute wollten wir endlich die Wahrheit wissen. So startete Dietmar einen wahren Telefon-Angriff sowohl in Belgien beim Verkaufsbüro als auch in England bei der Produktionsstätte.

Gegen drei Uhr am Nachmittag stand dann endgültig fest: Es gab überhaupt keine Segel für unsere CESARINA. Die Produktionsstätte in England hatte nie einen Fertigungsauftrag erhalten. Alle Telefonate und alle bis heute erhaltenen Informationen waren Schall und Rauch 🙁  nur leere Worte und Lügen.

Was sollten wir dazu sagen, wir waren völlig platt. Auf Grund einer Empfehlung hatten wir uns entschieden, nicht bei Jan-Segel in Deutschland zu bestellen. Jetzt stehen wir ohne Segel da. Die alten Segel hatten wir am Mittwoch zum Segelmacher gebracht, damit dieser sie entsorgen sollte 🙂 Was nun? Rudern ist wahrlich keine Alternative.

So führte uns unser nächster Weg zum Segelmacher. Vielleicht war das Unglück ja noch zu verhindern. Und siehe da, die Besitzerin erzählte uns entspannt, dass sie Segel immer erst entsorgen würden, wenn das Boot mit neuen Segeln den Hafen verlassen hätte. Eine ganz schlaue Vorgehensweise, die von viel Erfahrung zeugt. Da sind wir wohl nicht die Ersten, die solche Erfahrungen machen müssen.

Aber der Tag hatte noch eine weitere Schreckensnachricht für uns parat. Am späten Nachmittag fand sich „Jerry, the Rigger“ bei uns an Bord ein für den bestellten Riggcheck.

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Mit seinem Assistenten nahmen sie alles ganz genau unter die Lupe und leider wurden sie fündig: ein Riss im Mast, direkt in Höhe der ersten Sailing. Mit dem können wir nicht weiter segeln. Das muss zuerst repariert werden. Das wird sicher eine knappe Nummer werden, bis zum Start der ARC am nächsten Sonntag. Zur Reparatur muss das Schiff aus dem Wasser, und dann vielleicht sogar noch der Mast gezogen werden. Das wird also nichts mit einer entspannten letzten Woche auf Gran Canaria. Im Geiste strich ich schon einmal die Inseltour, die ich gerne noch hätte unternehmen wollen. Vielleicht dann beim nächsten Mal…..

Unsere Laune hatte mittlerweile den absoluten Tiefpunkt erreicht. Kerstin und Thomas aus München, die uns heute Nachmittag im Urlaub einen Besuch abgestattet hatten, saßen ziemlich verschreckt mittendrin im Chaos. Das würde wohl nichts mehr werden mit dem geplanten netten gemeinsamen Abend, dabei hatte der Nachmittag doch recht vielversprechend begonnen.

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So entschieden sie sich, uns an diesem Abend besser allein zu lassen. Viel war ja auch wirklich nicht mehr mit uns anzufangen.

Das mussten wir Beide erst einmal verdauen. Jetzt steht die Teilnahme an der ARC plötzlich auf wackligen Beinen, mal ganz abgesehen von der ganzen Arbeit und dem Stress, der auf uns zukommen würde. Wir hatten auch jeden Fall erst einmal die Nasen gestrichen voll. Nach einer großen Portion Tortellini (Nudeln machen einfach glücklich) verzog ich mich mit einem guten Buch ins Bett. Dietmar versuchte sich auf der ARC-Eröffnungsparty etwas abzulenken, aber auch er war definitiv nicht in Feierlaune. Schon kurz vor elf war er zurück.

Nach einer unruhigen Nacht mit vielen wirren Träumen und Gedanken folgte ein Schock am Morgen. Gegen Acht erreichte uns die Nachricht von den Anschlägen in Paris. Ganz schnell rückten der Riss im Mast in den Hintergrund. So saßen wir beide schweigsam und fassungslos beim Frühstück. Schon wieder hatte es Paris getroffen, eine Stadt im Herzen Europas. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer und den vielen Verletzten. Unsere Probleme erschienen uns im Angesicht einer solchen Tragödie plötzlich klein und unwichtig. Das konnte man sicher alles regeln, denn es waren eben doch nur „Luxusprobleme“.

Endlich wieder Kurzwelle :-)

Im ARC-Büro hängen Listen für verschiedene Spezialisten aus, bei denen man vor der Abfahrt noch einen Termin zur Behebung von Problemen oder zur Installation neuer Geräte vereinbaren kann. Schon seit letzter Woche standen wir bei yachtfunk.com auf dem Zettel 🙂 Leider hatten aber die Boote der ARC+ Vorrang. Nachdem diese gestern Las Palmas den Rücken gekehrt hatten, sind wir endlich an der Reihe. Direkt am Montagmorgen war es dann soweit. Pünktlich um neun Uhr klopfte Jörg an die Bordwand und nach einem Kaffee gingen die beiden Herren an die Arbeit.

Ich zog mich währenddessen sicherheitshalber in den Salon zurück und widmete mich der Planung unserer weiteren Reise. Auf meiner To-Do-Liste stand nämlich noch die Anschaffung einiger Gastlandflaggen. Daher sollte man dann schon mal überlegt haben, in welche Länder und zu welchen Inseln man eigentlich noch segeln würde 🙂

Draußen kümmerten sich die Herren zuerst um unsere Achterstagantenne.

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Nach einem Ausflug in die Höhe, verschwand Jörg dann in den Tiefen unserer Backskiste. Hier musste die Erdung mittels Groundpaint großflächig aufgetragen werden.

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Dann mussten natürlich noch diverse Kabel verlegt, der Tuner und letztendlich das Gerät angeschlossen werden. 10000 Sachen, von denen ich wirklich gar keine Ahnung habe. Gut, dass wir eine Profi an Bord hatten.

Gegen Abend gab unsere Anlage dann die ersten Lebenszeichen von sich 🙂

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Die ersten Sprachverbindungen waren trotz der störenden Hafenumgebung (zu viele Masten und große Frachter verursachen wohl ein großes Störfeld) sehr vielversprechend. So riefen wir auch gleich ein Wetterfax aus Hamburg ab, das wenig später in sehr guter Qualität auf dem Rechner zu bewundern war. Eine Sprechunkverbindung über 3500 Kilometer nach Dresden funktionierte sogar zum Erstaunen des Fachmannes aus dem Hafen heraus perfekt mit einer Signalstärke von 9,5, was aussergewöhnlich hoch ist! Auch unser Pactor-Modem, das wir zum versenden und abrufen von Email benutzen, wurde abschließend getestet 🙂 Die Übertragungsraten waren ebenfalls sehr hoch und so dürft Ihr Euch wieder auf Emails von uns freuen, wenn wir auf hoher See unterwegs sind 🙂 Mal wieder ist es Yachtfunk.com gelungen eine hervorragende Installation zu liefern. Es ist schon die zweite Intsallation, die so gut funktioniert 🙂

 

 

 

Willkommen in der Hauptstadt der Krabbeltiere

Als wir am nächsten Morgen ausgeschlafen hatten, machen wir uns auf den Weg, um am Hafen nett zu Frühstücken. Bei unserem Spaziergang über den Steg Richtung Promenade, glauben wir unseren Augen nicht zu trauen. Drei tote Kakerlaken lagen auf dem Weg bevor wir das Eingangstor erreichen. Das ist ein Alptraum für jeden Segler 🙁

Wir hatten zwar im Vorfeld schon davon gehört, dass die Marina von Las Palmas im Bezug auf Kakerlaken ein absolutes Highlight sein soll, aber so schlimm hatten wir uns das nun doch nicht vorgestellt. Auch wurde uns am Steg berichtet, dass auch schon mal Mäuse über die Leinen aufs Schiff kommen würden. Ein Segler hatte sogar ein Beweisfoto dabei. Über größere Nagetiere wollten wir beide aber lieber erst gar nicht nachdenken. So schmiedeten wir während des Frühstücks eifrig Pläne, wie wir unsere CESARINA vor blinden Passagieren schützen könnten.

Für unsere Luken haben wir aus Deutschland Insektenschutzhauben mitgebracht. Die hatte die Mutter meiner Freundin Stephie für uns genäht. Es fehlte nur noch das Bleiband, um die Schutzhauben über den Luken sicher an Deck fixieren zu können. Das hatte ich in Deutschland nicht kaufen wollen, da ich unser Reisegepäck nicht mit drei Kilo Bleiband belasten wollte. So zog ich los in die Stadt, um Bleiband zu besorgen 🙂 Gegen Abend hatte ich Gewissheit, dass es in Las Palmas zwar Bleiband gibt, aber nicht in der von mir gewünschten Gewichtsklasse (150 g/Meter). Dafür hatte ich aber schon nach einem Tag eine recht guten Überblick über die gesamten Geschäfte in der Innenstadt :-)……. und Plattfüße! Jetzt liegen die Hauben erst einmal ohne Beschwerung über den Luken und wir warten sehnsüchtig auf das nächste Wochenende. Da kommt ein Bekannter aus Kiel. Hoffentlich dann mit unserem Bleiband im Gepäck.

Der zweite Punkt unseres Sicherheitskonzeptes sah vor, das einfache „an-Bord-kommen“ von blinden Passieren über die Leinen zu unterbinden. Gängig sind da zwei verschiedene Methoden. Bewährt haben sich wohl halbierte Plastikflaschen, die über die Leinen gefädelt werden oder einfache, runde Scheiben. Die einfachste und auch preiswerteste Lösung, die mir im Supermarkt in die Hände fiel, waren Plastikteller 🙂

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Zurück auf der CESARINA begann dann die Bastelstunde. Mit etwas Isolierband konnte man ganz leicht eine stabile Konstruktion zusammen basteln. So sehen jetzt bei uns am Schiff die Festmacherleinen aus.

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Auch die Schuhe müssen ab sofort konsequent an Land bleiben. Wer weiß, was man sich sonst unter den Schuhsollen alles an Bord befördert.

Als letzte Einreisemöglichkeit für die ekeligen Gesellen an Bord unserer CESARINA hatten wir unsere Einkäufe identifiziert. So werden wir wie schon in den letzten Monaten zuvor auch hier ganz genau kontrollieren, was in der Einkaufstüte mit an Bord reist. Wir haben unsere Altantiküberquerung mit drei Personen geplant und mehr wollen wir auch gar nicht dabei haben 🙂

 

 

 

Es ist Zeit, weiter zu ziehen

In Vilamoura geht die Saison dem Ende zu. Abends wird es auch schon empfindlich kalt und der heimische Portugiese verpackt sich in Jacke, Schal und Stiefel. Wir Urlauber kriegen langsam in unseren Flip-Flops kalte Füße :-).

Die Restaurants rund um den Hafen beginnen, die Sonnenterrassen winterfest zu machen. Mittlerweile sitzt man lieber drinnen als draußen. Auch verschieden Geschäfte haben schon bis zum nächsten Jahr ihre Türen geschlossen und unser Supermarkt, der uns seit Ende August zuverlässig mit Brötchen und Croissants versorgt, wird am kommenden Sonntag das letzte Mal in diesem Jahr öffnen.

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Die Menge der am Hafen entlang flanierenden Urlauber hat sich deutlich gelichtet und überall ist die Herbststimmung zu spüren, auch wenn tagsüber die Sonne noch ihr Bestes gibt.

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Nach mehr als sechs Wochen harter Arbeit geht auch unsere Zeit an der Algarve dem Ende zu. Viel haben wir geschafft, aber noch längst ist nicht alles perfekt. Das wird uns aber nicht aufhalten 🙂 Heute wollen wir die Leinen loswerfen und mit unserer CESARINA in Richtung Gran Canaria aufbrechen. Es ist eindeutig Zeit, dem europäischen Festland und dem kommenden Herbst den Rücken zu kehren. Für diesen Winter haben wir sonnigere Pläne 🙂

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Auch wenn die drei Wochen auf den Kanaren bestimmt nochmal recht arbeitsreich werden, freuen wir uns auf diese Zeit. Denn neben der Arbeit am Schiff, werden wir sicher viele Gleichgesinnte treffen, die mit ähnlichem Ziel den großen Schritt über den Atlantik wagen wollen.

Die nächsten vier bis fünf Tage sind wir also mal wieder auf See und werden testen und erproben, was wir in der letzten Zeit am Schiff verbessert oder verändert haben. Die Überfahrt ist sozusagen unsere kleine Generalprobe für den großen Schlag über den Atlantik. Aber wir fühlen uns gut vorbereitet: Der Kühlschrank ist wie immer gut gefüllt!

Bei dem Platzangebot ist es fast schwierig, nur Lebensmittel für vier Tage zu stauen 🙂 Heute soll der neue Wassermacher seinen Dienst antreten und uns mit Trinkwasser versorgen. Auch unsere Windsteueranlage hat auf dieser Überfahrt ihren ersten Einsatz. Hoffentlich wird sie ihren Dienst genauso sicher und angenehm übernehmen, wie unsere „Liselotte“ (Spitzname der Windsteueranlage auf der SUMMER).

Ob wir im Boot alles sicher und gut verstaut haben, wird sich zeigen. Es ist zwar nicht der erste Törn mit der CESARINA, aber diesmal haben wir unseren gesamten Hausstand dabei.

Alles ist also neu und ungewohnt. So müssen wir sicher zum Teil neue Abläufe und Routinen finden, damit das Bordleben reibungslos und entspannt abläuft. Aber was wir einmal geschafft haben, wir uns wohl auch ein zweites Mal gelingen. Und beim zweiten Mal geht ja bekanntlich alles viel schneller 🙂

Für die CESARINA wird diese Überfahrt die erste Fahrt unter deutscher Flagge. Seit dem 12. Oktober ist sie offiziell im deutsche Seeschiffregister eingetragen. Wir haben jetzt ein neues Rufzeichen „DHKG“ und damit verbunden einen neue Email-Adresse auf See: dhkg@sailmail.com. (Wie gewohnt: keine Bilder – nur Text. Und bitte nicht auf „Antworten“ drücken, sondern eine neue Mail schreiben).  Aber im Moment sind wir noch nicht wie gewohnt zu erreichen, da unsere Kurzwellenanlage, mit der wir sonst die Emails und Wetterdaten empfangen/senden, erst auf Gran Canaria fertiggestellt wird. Bis dahin überbrücken wir mit unserem Sattelitentelefon. Leider ist es deutlich unkomfortabler und auch teurer als Kurzwelle. Aber es ist ja das letzte Mal 🙂

Aus diesem Grund wird es während der Überfahrt auch keine Blogs auf der Website geben. Die gesammelten Werke trage ich dann aber nach unserer Ankunft nach. Unser Internetadresse www.summer-sailing.de und auch die privaten Mailadressen werden wir trotz des neuen Schiffes behalten. Wenn Ihr uns auf www.vesselfinder.com sucht, werdet Ihr feststellen, dass wir jetzt auch eine neue MMSI haben: 211 70 59 40. Auf www.marinetraffic.com sind wir bis heute nicht gelistet. Wir wissen nicht warum. Hoffentlich wird sich das bald ändern.

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Portugal will uns nicht ziehen lassen

Freitagmittag landeten wir mit viel Gepäck wie geplant in Faro und wenig später setzte uns ein Taxi an der Marina ab. Auf der CESARINA wurde immer noch fleißig gearbeitet, sowohl innen auch als außen 🙂

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Durch die Regenfälle in den letzten Tage waren die Arbeiten am Deckshaus leider deutlich hinter dem Zeitplan und somit kommen wir nicht weg von hier in Richtung Kanaren. Frühestens am Dienstag könnten die Schreiner fertig sein wenn das Wetter mitspielen würde. Somit bekamen wir den Eindruck, dass uns Portugal einfach nicht ziehen lassen wollte 🙁 Aber auf die paar Tage kam es jetzt auch nicht mehr an und wir fügten uns in unser Schicksal.

Auch die Programmierung unseres AIS wollte am Samstag nicht im ersten Zug gelingen 🙁 und es stellt sich heraus, dass ein Stecker defekt war. Das ist natürlich noch besser, als wenn die ganze Antenne nicht funktioniert hätte. War aber trotzdem ärgerlich. Seit heute sind wir aber wenigstens bei www.vesselfinder.com wieder online zu finden. Zwar fehlt uns noch ein schönes Foto, aber das werde ich die Tage nachreichen. Leider werden keine Bilder im Hochformat akzeptiert, so ein Pech aber auch 🙁 Morgen steht also noch ein ordentliches Foto-Shooting auf dem Programm.

Ansonsten waren die letzten Tage vom Wetter bestimmt. Portugal präsentierte sich weiterhin herbstlich mit unheimlich viel Regen. Schön war es für uns festzustellen, dass unsere Reparaturarbeiten auf ganzer Linie von Erfolg gekrönt waren. Kein Wasser mehr im Schiff, das vorher durch die unsachgemäß angebrachte Halterung der Rettungsinsel in die Zwischenräume der Decke und Wände gelaufen war. Jeder Schrank und jedes Fach – absolut trocken. Ein schöner Erfolg, der einem das Wohlbefinden unter Deck sehr erleichtert. Man möchte ja nicht immer darüber nachdenken, in welchem Schrank das Wasser jetzt gerade wieder irgendwelchen Schäden anrichten könnte 🙂

Wenn wir unter Deck nicht weiter Dinge sortierten und verräumten, war endlich mal wieder Zeit für ein gutes Buch – fast wie im deutschen Herbst. In der nun fertig eingerichteten Küche ließ es sich auch ganz hervorragend kochen und auch dazu war es jetzt einmal wieder Zeit. Unser Schnellkochtopf, der seit Grömitz unbenutzt mit auf der Reise ist, durfte endlich in Aktion treten 🙂 Ich muss gestehen, ich bin bis dahin doch sehr misstrauisch gewesen. Bisher hatte ich ein solches Gerät noch nicht benutzt. Nicht, dass ich das Boot in die Luft sprengen würde 🙂 . Mit zwei 11-Kilo-Gasflaschen an Bord der SUMMER  war der Anreiz, Gas durch die Verwendung des Schnellkochtopfes zu sparen, immer zu gering gewesen. So hatte ich mich erfolgreich vor der Benutzung drücken können. Jetzt haben wir aber „nur“ noch zwei 5-Kilo-Gasflaschen zur Verfügung. Das hatte mich motiviert, das erste Gulasch „unter Druck“ zuzubereiten. Zwar hatte ich mich entschieden, meinen Topf während des Kochens lieber mit Abstand aus dem Salon zu beobachten :-), aber das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen. Also werde ich von jetzt an weiter experimentieren. Besonders die Garzeiten sind reine Übungssache. Bis ich da den Dreh raus habe, werden wir wohl noch mehrmals Kartoffelpüree statt  Kartoffeln „al dente“ essen 🙂

Um die Liste der offenen Arbeiten auf Gran Canaria so gering wie möglich zu halten, haben wir heute morgen noch einmal für zwei Tage ein Auto gemietet, denn Einkaufen kann man ja bekanntlich auch bei schlechtem Wetter. Und alle haltbaren Lebensmittel, die wir jetzt schon gebunkert haben, brauchen wir in Gran Canaria nicht mehr zu kaufen 🙂 So sind schon größere Vorräte an leckeren Obstsäften und Süßigkeiten unter Deck verstaut. Die muss ich nur noch vor dem Kapitän schützen 🙂 Nicht, dass ich auf den Kanaren wieder von vorne anfangen muss 😉

 

 

Der krönende Abschluss…..

…war dann der Besuch meines Ehemannes in Deutschland. Natürlich hatte er es sich nicht nehmen lassen, meinen Geburtstag mit mir und meinen Eltern im ungemütlichen Deutschland zu verbringen 🙂 Oder sollte der Grund der Deutschlandreise vordergründig doch eher der Besuch der amerikanischen Botschaft in Frankfurt gewesen sein, um unsere B2-Visa persönlich zu beantragen?

Genau ein Woche nach mir landete Dietmar gegen Mittag in Köln. Das Programm für die zwei Tage war minutengenau getaktet. Direkt vom Flughafen aus machten wir uns zusammen auf, unseren Pferdchen einen Besuch abzustatten. Die Familie Tillmanns hatte es sich nicht nehmen lassen, die Weltreisenden zum Mittagessen einzuladen. Da ich schon letzte Woche in den Genuss gekommen war, wollte ich dieses Erlebnis Dietmar natürlich nicht vorenthalten.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in unserer Wohnung und der Begutachtung der angekommenen Bestellungen mussten wir dann schon wieder weiter zu Stephie und Familie. Unsere bestellten Wäschesäcke waren fertig 🙂 Wie ich erwartet hatte, sind sie wunderschön geworden. Ob wir die überhaupt wiederbekommen werde, wenn ich die in der Karibik irgendwo abgeben würde???  Das müssten wir uns dann vielleicht noch einmal gut überlegen 🙂

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Nach einer Tasse Kaffee ging es weiter zu meinen Eltern. Gut, dass nur ein kleines Abendessen geplant war. Nach dem ausgiebigen Mittagessen (Schweinefilet im Backofen mit Apfel überbacken) war noch überhaupt kein Platz für mehr als ein Salat. Aber wir sind ja auch nicht nur zum Essen gekommen. Von Dietmars 50. Geburtstag stand noch ein Geburtstagsgeschenk aus. Jetzt ist der Kapitän passend zum stilvollen Schiff stolzer Besitzer einer Gitarre. Immer wieder hatte er gesagt, dass er dieses Instrument gern lernen wollte. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich bin mal gespannt, wann er mir das erste Ständchen spielen kann 🙂

So ist der erste Tag wie im Flug vergangen. Am Donnerstag, meinem Geburtstag, hatten wir eine ganz besondere Verabredung. Einen Interviewtermin bei der amerikanischen Botschaft in Frankfurt. Da mussten wir sehr früh raus aus den Federn und saßen schon um sieben ziemlich verschlafen im Auto 🙂

Trotzdem hatte es sich der Herr Henke nicht nehmen lassen, mich mit einem tollen Geburtstagsgeschenk zu überraschen. Das stand nämlich schon seit drei Tagen im unserem Wohnzimmer mit dem strikten Verbot, es zu öffnen. Auch wenn die Verpackung (eine Bananenkiste) ziemlich zu wünschen übrig ließ, war der Inhalt doch genau nach meinem Geschmack:

Neue Kissen mit der „Summsi“ (unserem Wappentier)  aus Segeltuch für unsere CESARINA für drinnen und draußen geeignet. Die hat er bei der „Nähstube Meiken Koch“ in Kiel anfertigen lassen. Das gefällt der Frau 🙂

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Nach der Geschenkübergabe war aber erstmal Schluss mit gemütlichem Geburtstag feiern. Durch Nebel, Regen und Berufsverkehr ging es nach Frankfurt. Dort wurde unsere Geduld hart auf die Probe gestellt. Um drei Fragen persönlich zu beantworten, hatten wir fast zwei Stunden warten müssen. Der Zugang der Botschaft ist gesichert wie …..der Zugang zu einer amerikanischen Botschaft eben. Es wurde alles kontrolliert, deutlich strenger als am Flughafen. Sogar mein Maßband musste draußen bleiben und auch Datenträger und USB-Sticks stellten eine gefährliche Bedrohung dar, genau wie die elektronischen Seekarten in Dietmars Rucksack 🙂

Aber nach den zwei Stunden bekamen wir all unsere Habseligkeiten wieder vollständig ausgehändigt und konnten die Rückreise nach Leverkusen antreten. Nach dem anstrengenden Ausflug hatten wir uns meinen Geburtstagskuchen bei meinen Eltern redlich verdient 🙂

Bis zum Abendessen brachten wir noch die gesammelten Unterlagen und den Genacker der SUMMER zur Post. Damit war diese Baustelle für uns nun auch erledigt. Christian, dem neuen Eigner der SUMMER, wünschen wir natürlich immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und mindestens genau so viele schöne Stunden mit der SUMMER, wie wir sie erleben durften.

Ein schöner Ausklang des eher anstrengenden Geburtstages war das gemeinsame Abendessen mit meinen Eltern in der Waldschenke in Dhünnwald, meinem absoluten Lieblingsrestaurant. Wer irgendwann einmal in der Kölner Gegend ist, dem kann ich einen Besuch nur wärmstens empfehlen 🙂 Auch an diesem Abend war das Essen wieder köstlich und der empfohlene Wein ein Genuss. Sogar Dietmar hatte ihm nicht widerstehen können. So lag er nach dem Essen Zuhause schon friedlich schlummernd in den Federn, während ich noch unser Gepäck für den morgigen Rückflug sortierte und zusammenpackte. So konnte ich mir sogar noch ein gemütliches Bad gönnen, bevor ab morgen wieder die Zeit der öffentlichen Gemeinschaftsduschen beginnt 🙂 Aber man kann ja nicht alles haben 🙂