Kategorie-Archiv: Saba

Der frühe Vogel fängt den Wurm :-)

Nicht wie geplant morgens um vier Uhr, sondern schon um halb drei ging Dietmar Anker auf. Irgendwie konnte er sowieso nicht schlafen. Weshalb dann nicht gleich lossegeln? An diesem Morgen war mit mir gar nichts anzufangen. Anscheinend hatte ich mich beim Tauchen etwas erkältet und mein Kopf dröhnte. So durfte ich luxuriöser Weise liegen bleiben und meine Erkältung gleich im Keim ersticken. Das lässt man sich ja nicht zweimal sagen und erst um elf Uhr steckte ich das erste Mal meinen Kopf aus der Koje. Aber nur ganz kurz 🙂 Erst am Nachmittag, als wir kurz vor Virgin Gorda waren und die Genua bergen mussten, war ich wieder mit von der Partie und deutlich fitter als am Morgen.

Wir hatten uns nach fast einem Monat vor Anker entschieden, uns wieder einmal den Luxus einer Marina zu gönnen und steuerten den Virgin Gorda Yacht Harbour an. Vor der Einfahrt mit nur drei Metern Wassertiefe gruselte es uns zwar etwas, aber es funktionierte ohne Bodenberührung. Wenig später machten wir an einem Fingersteg fest. Ganz ohne Schaukeln und Geplätscher fühlten wir uns fast etwas unwohl auf dem Boot. Aber die Aussicht auf eine ganz ruhige Nacht machte uns beide sehr glücklich.

Um unsere immerhin insgesamt 17 Batterien an Bord nach der langen Zeit einmal wieder komplett aufzuladen, wollten wir wie immer unser Stromkabel an den Verteilerkasten am Steg legen. Jetzt mussten wir feststellen, dass wir Europa endgültig verlassen hatten. Unser Adapter passte nicht. Hier wurde schon das amerikanische Steckersystem verwendet. Gut, dass der Yachtausrüster noch geöffnet hatte. Eine einfache Lösung gab es natürlich nicht zu kaufen. Zu schön wäre es gewesen, wenn man einfach einen Adapter von Euro-Norm auf US-Norm bekommen hätte. Das Sortiment an verschiedensten Steckern war groß. Dietmar entschied sich, in Ruhe noch einmal auf der CESARINA zu schauen, was wir wirklich brauchten. Denn ein Fehlkauf wäre uns teuer zu stehen gekommen:-(, denn die Preise sind unverschämt hoch hier. So ist das wenn es nur einen Anbieter am Markt gibt.

So blieben wir erstmal ohne Landstrom, hatten dafür aber schon Internetzugang über Wlan. Was für eine Wohltat! Direkt im Boot ohne weiten Weg konnte man endlich mal wieder Emails checken und sich um unsere Website kümmern. So war die Hauptbeschäftigung für den heutigen Abend schon mal ganz klar vorherbestimmt.

Am nächsten Morgen mussten wir aber noch den offiziellen Teil unserer Einreise über die Bühne bekommen. Also machten wir uns auf den Weg zum Einklarieren. Mehrere nette und hilfsbereite Menschen bescherten uns mit ihren Wegbeschreibungen einen halbstündigen Spaziergang durch das gesamte Stadtzentrum, bis wir endlich an der richtigen Stelle waren. Dort angekommen gab es eine Menge Formulare auszufüllen. Dank des schlechten Durchschlagpapieres sogar mehrmals 🙁 Das Cruising Permit kostete aber für eine Woche nur zehn US-$. Das war dann wirklich mal erfreulich.

Während Dietmar wieder im Yachtshop verschwand, kümmerte ich mich um eine Möglichkeit, unsere Schmutzwäsche wieder in saubere Wäsche zu verwandeln. Dann untersuchte ich die hiesigen Einkaufsmöglichkeiten und versuchte mein Glück am Geldautomaten. Nachdem das alles erledigt und somit die grundlegende Versorgung sichergestellt war, wendete ich mich wieder der Blogschreiberei zu:-)

Dietmar war mittlerweile wutentbrannt aus dem Yachtshop zurück. Mehrfach hatte ich das Wort „Halsabschneider“ in seinen Schimpftiraden gehört. Er konnte sich fast nicht beruhigen. Für Stecker und Ummantelung hatte man ihm über 180 US-$ abgeknöpft. Das war wirklich eine Unverschämtheit. Der hoch angepriesene „made in USA“ Stecker stellte sich später doch wieder nur als ein „made in China“ heraus :-(. Dietmar machte die Verkabelung auch noch selber und bald waren wir dann über unseren Luxusstecker mit dem Landstrom verbunden und unsere Batterien konnten geladen werden. Und so wurde auch gleich alles aufgeladen, was überhaupt eine Batterie hatte. Laptops, Kameras, Handys……einfach alles.

Danach wandte sich Dietmar seiner nächsten wichtigen Aufgabe zu: den rumpelnden Generator zu reparieren. Schnell verwandelte sich das gesamte Schiffsinneren in eine Baustelle und es dauerte mehr als drei Stunden, bis ein müder und verschwitzter Kapitän mit seiner Arbeit fertig war. Das Ergebnis überzeugte ihn aber immer noch nicht. Da würde er in näherer Zukunft nochmal auf Fehlersuche gehen m%

Der Meerespark von Saba und Rock ´n Roll an der Mooring

Am nächsten Morgen war es mit der Ruhe an unserem Ankerplatz irgendwie vorbei. CESARIANA schaukelte aufgebracht an der Mooring auf und ab. Aber was sollten wir machen, um neun Uhr würde das Tauchboot uns abholen. Da musste unsere Gute wohl noch etwas aushalten, bevor wir uns nach einem ruhigeren Platz umsehen konnten.

Eigentlich hatten wir geplant, von dem an der CESARINA befestigten Dinghi auf das Tauchboot überzusteigen. Bei den momentan herrschenden Bedingungen war das so aber kaum möglich. Also fuhren wir mit dem Dinghi und unserem gesamten Equipment dem Tauchboot entgegen und stiegen in einem sicheren Abstand zur CESARINA über. Das Dinghi musste dann halt im Schlepp mit zum Tauchen fahren 🙂

Unser erster Tauchplatz befand sich weit entfernt vor der Küste und nannte sich „Third Encounter“. Auch hier draußen waren die Bedingungen auf dem Tauchboot recht rau, aber unter Wasser zeigte uns Saba ihre ganze Schönheit. Mit unserem französischen Tauchguide Ben tauchten wir in eine andere Welt ab. Das erste Mal sahen wir Riffhaie in nächster Nähe vorbei schwimmen. Da war mir doch etwas mulmig zu Mute 🙂 Die Bilder in der Bildergalerie „Saba“ sprechen für sich. So gut kann ich das wunderbare Erlebnis gar nicht beschreiben.

Zurück auf dem Tauchboot wanderte unser erster Blick zurück zur CESARINA. Im Vorfeld unseres Saba-Besuchs waren uns wahre Horrorgeschichten von gerissenen Mooring-Leinen und abtreibenden Booten rund um Saba erzählt worden. Sie war immer noch da 🙂 Anscheinend hatten wir eine gute Mooring erwischt. Wild schaukelte CESARINA mit Ihren 23 Tonnen Gewicht an ihrer Mooring, die heute wirklich den Härtetest bestanden hatte.

Auch der zweite Tauchgang war wieder ein Vergnügen. Danach wurde es aber ungemütlich. Das Tauchboot brachte uns noch fast bis nach Hause, aber die kurze Reststrecke im Dinghi gegen die mittlerweile doch recht hohen Wellen war eine einzige Duschpartie. Als wir endlich neben unserer CESARINA ankamen, hatten wir eher das Gefühl, uns einem bockenden Rodeo-Pferd zu nähern als einem Boot. Der Aufstieg an Bord war eine Herausforderung und ein Abenteuer, aber es gelang uns beiden ohne Schäden 🙂 Jetzt mussten wir uns nur noch von der Mooring befreien und uns einen Platz vor dem Hafen im Süden suchen. Dort ist es nämlich heute Mittag wunderbar ruhig gewesen.

Vor dem Hafen fanden wir zwar keine freie Mooring mehr, aber einen schönen Ankerplatz. So schafften wir es gerade noch rechtzeitig zu unserer Verabredung zur Inselrundfahrt. Len und Sid (ursprünglich aus Holland) erwarteten uns schon am Parkplatz und zuerst ging es zu Ihnen nach Hause. Als Segler (zur Zeit ohne Boot) kannten Sie die Probleme des Seglerleben und so hatten sie uns auch noch zu einer Runde „Wäsche waschen“ eingeladen. Ihr Haus lag mit beeindruckender Aussicht über „The Bottom“ direkt am Hang mitten in den bewaldeten Bergen und war ein echter Traum. Nach einer gemütlichen Tasse Kaffee machten wir uns auf den Weg. Zuerst fuhren wir in Richtung der Ladder Bay. Von der Wasserseite kannten wir diese Ecke der Insel schon von unserem Ankerplatz. An dem steinigen Strand hätten wir uns aber mit dem Dinghi nicht gewagt, da ein Anlanden in der brechenden Welle nicht nur abenteuerlich, sondern auch gefährlich wäre. Danach folgten wir einfach der Straße in Richtung Flughafen. Der Flughafen ist eine besondere Attraktion der Insel, denn er hat die kürzeste Landebahn der Welt. Nur 396 Meter hat ein Pilot zur Verfügung, um seine Maschine sicher zu starten oder zu landen. Aus Sicherheitsgründen fliegen auch immer zwei Piloten die Maschinen, die den kurzen Weg von Saint Bart herüberkommen. Und wenn das Wetter nicht mitspielt, wird Saba einfach gar nicht mehr angeflogen. Am heutigen Abend wurden wir aber Zeugen einer Ladung und schon 20 Minuten später eines Starts. Es war wirklich beeindruckend.

Auf dem Rückweg machten wir in Windwardside halt. Die wenigen Urlauber, die es nach Saba verschlägt, findet man hier. Nette und gepflegte Häuser, zwei Museen, verschiedene kleine Geschäfte, zwei Supermärkte und verschiedene Restaurants bestimmen den Ortskern. Wir entschieden uns, zum Abendessen hier zu bleiben. Auf Sids Nachfrage hatte sich Wolfgang aus Köln, der Besitzer des Restaurants „Sprouts“ persönlich bereit erklärt, seine legendären Schnitzel für uns zuzubereiten. Ganz stilecht mit Preiselbeeren. Manchmal ist es wirklich unglaublich 🙂 Da saßen wir auf Saba und aßen Schnitzel, das erste Mal seit über einem Jahr und sie waren wirklich hervorragend. Zum Nachtisch gab es selbstgemachten Apfelstrudel. So war es schon ziemlich spät, als wir wieder am Hafen ankamen. Gut, dass wir keinen so weiten Weg mehr hatten. Unsere CESARINA schaukelte deutlich sichtbar direkt hinter der Hafeneinfahrt 🙂

Nach zwei weiteren wunderbaren Tauchgängen am nächsten Tag erwarteten wir für heute Besuch auf der CESARINA. Len und Sid, die beide begeisterte Segler sind, wollten unser Zuhause gern näher kennenlernen. Dietmar holte die Beiden um zwei Uhr am Dinghi-Dock ab und nach einer ausgiebigen Bootsführung saßen wir noch nett bei Kaffee und Keksen im Cockpit zusammen.

Auf nach Saba – zur ungekrönten Königin der Karibik

Eigentlich hatten wir geplant, den letzten Tag auf Montserrat mit einer Wanderung in den Norden abzuschließen. Aber schon die ganze Nacht hatte es heftig geregnet und auch nach Sonnenaufgang sah das Wetter nicht gerade einladend aus. So blieben wir lieber an Bord und nutzten die Zeit zum klar Schiff machen. Das muss ja auch immer mal wieder sein.

Um vier Uhr machten wir uns auf den Weg nach Saba. Zuerst wollten wir entlang der Küste von Montserrat nach Süden segeln, um von der Wasserseite noch eine Blick bis zur ehemaligen Hauptstadt Plymouth werfen zu können. Anschließend planten wir die 85 Seemeilen Richtung Nordwest über Nacht nach Saba segeln, um die Insel am nächsten Morgen im Hellen zu erreichen.

So trödelten wir gemütlich in Richtung Süden die Küste entlang, aber ein Blick auf die Insel ließ uns schon erahnen, dass die Aussicht auf Plymouth durch Wolken und Nebel ziemlich getrübt sein würde. Trotzdem ließen wir uns nicht von unserem Vorhaben abhalten und bekamen noch einmal einen Eindruck, mit welcher Kraft der Vulkan über die ehemalige Hauptstadt hergefallen war. Von manchen mehrgeschossigen Häusern konnte man nur noch die oberen Stockwerke aus der Asche herausragen sehen. Eine wirklich traurige und auch genauso eindrucksvolle Geschichte.

Bald wendeten wir Montserrat und seinem Vulkan das Heck zu und segelten nach Saba. Vorbei ging es an Nevis, St. Kitts und Statia (officiel Sint Eustatius) bis am frühen Morgen endlich Saba am Horizont auftauchte. Eigentlich sah man nicht mehr als einen kargen Felskrater mit steilen Wänden. Auch der kleine Hafen an der Südseite der Insel sah nicht besonders einladend aus. Eine kleine Pier, ein Dinghi-Dock, eine paar Gebäude und links davon eine Mischung aus Kieswerk, Schrottplatz und Gas- und Diesellager. Schönheit ist sicherlich etwas anderes. Etwas unausgeschlafen beschlossen wir, erst einmal den Ankerplatz zu begutachten. Sollte uns dieser, warum auch immer, ebenfalls nicht gefallen, würden wir einfach weiter segeln. Im Westen der Insel vor der Ladder Bay machten wir dann aber doch an einer Mooring fest und nach dem Frühstück waren wir bereit, an Land zu fahren. Also mussten wir mit dem Dinghi zurück bis in den Süden der Insel und waren bis dahin fast zwanzig Minuten unterwegs. Das Wetter zeigte sich aber von seiner schönsten Seite und die Fahrt entlang der schroffen und steilen Küste war ein Vergnügen. Auch das Einklarieren ging angenehm und schnell von der Hand und die geringen Gebühren für Liegeplatz und Einklarierung machten die Insel für uns noch sympathischer. Denn für die Mooring, an der wir festgemacht hatten, berechnete man uns 3 $ pro Nacht :-). Das haben wir auch schon ganz anders erlebt. Zuvor haben wir auch schreckliche Geschichten von maroden und somit unsicheren Moorings von Saba gehört. Wir können diese aber nicht bestätigen. Wir haben unsere Mooring nicht nur optisch geprüft, sondern diese sogar wie einen Anker mit Vollgas rückwärts ohne Probleme eingefahren. Da sollte wohl nichts schief gehen.

Am Hafen fanden wir gleich das Büro von „Saba Divers“ und machten für die nächsten Tage Termine zum Tauchen aus. Das Tauchboot würde uns sogar direkt an der CESARINA abholen. Somit mussten wir nicht jedes Mal die weite Reise mit dem Dinghi zum Hafen antreten.

Da es noch recht früh am Nachmittag war, beschlossen wir noch zu Fuß zur Hauptstadt der Insel zu gehen. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es auf Saba nicht. Die Strecke sollte laut Plan auch nicht so weit sein, aber wir hatten völlig die unglaubliche Steigung der Straße unterschätzt.

Auf Saba gibt es nur eine einzige Straße, die den Hafen im Süden mit dem Flughafen im Norden verbindet. An ihr liegen auch die drei Orte, die es auf der Insel gibt: The Bottom, Windwardside und Hell´s Gate. Diese Straße hat eine lange Geschichte, denn sie ist „Die Straße, die nicht gebaut werden konnte“ 🙂 Niederländische Ingenieure hatten 1930 den Bau einer Straße auf Saba für unmöglich erklärt. Aber der Inselbewohner Josephus Hassell ließ sich, nachdem er in einer Lotterie gewonnen hatte, kurzerhand selbst zum Ingenieur ausbilden und verwirklichte den Traum der Inselbewohner. Nachdem jetzt die Geschichte der Straße bekannt ist, könnt Ihr Euch vielleicht vorstellen, mit welchem Anstieg wir zu kämpfen hatten. Aber ein vorbeifahrendes Auto hatte Erbarmen mit uns und nahm uns mit in die Stadt hinauf. Hier auf der Insel fungiert jeder Autofahrer auch als Busfahrer. Auf diesem Weg erreichten wir innerhalb von 5 Minuten „The Bottom“ :-). Nach einem kurzen Rundgang landeten wir in einem außergewöhnlich europäischen Café mit dem besten Eiskaffee seit Monaten. Dort kamen wir mit zwei Damen ins Gespräch, die diese leckere Spezialität dort auch gerade genossen 🙂 Und keine zehn Minuten später waren wir für den morgigen Tag zu einer Inselrundfahrt eingeladen. Ein wirklich grandioser Empfang! Sicherheitshalber tauschten wir noch die Telefonnummern aus, bevor wir uns an den Abstieg zum Hafen machten. Bergab geht es ja gefühlter maßen immer besser, aber unsere Waden werden uns morgen ein Lied davon singen können.

Zurück auf unserer CESARINA freuten wir uns über unseren ruhigen Ankerplatz und auf eine ruhige Nacht. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage war sehr vielversprechend und es wurden ruhige Bedingungen und wenig Wind vorhergesagt. Das war für unseren Aufenthalt auf Saba besonders wichtig, da beide möglichen Ankerplätze recht ungeschützt sind. In unserem Revierführer steht der wunderbare Satz: „Saba macht es den Seglern nicht leicht“ 🙂 Morgen würden wir wissen, was genau mit dieser Aussage gemeint war 🙂