Kategorie-Archiv: Porto Santo

Kunst am Bau

Die Hafenmauer in Porto Santo ist ein richtiges Kunstwerk. Viele Segler, die hier einmal vorbeigekommen sind,  haben sich schon darauf verewigt. Ganz nach persönlichem Stil und künstlerischen Möglichkeiten findet man vom wahren Kunstwerk bis zum Strichmännchen eigentlich alles.

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Vor unserer Abreise hatten auch wir geplant, ein Zeugnis für die segelnde Nachwelt zu hinterlassen. Farbe hatten wir ja in der Stadt schon erstanden. Nachdem wir einen geeigneten Platz gefunden hatten und diesen mit der Drahtbürste ordentlich gesäubert hatten, wollte ich zuerst den weißen Hintergrund auftragen. Dabei hatte ich tatkräftige Hilfe von Alia. Aber trotz vereinter Kräfte beim Ausquetschen der Tube reichte die Farbe nur für die halbe Fläche 🙁 Bis in die Stadt waren es ja „nur“ zwei Kilometer Fußmarsch. Beim nächsten Mal würde ich gleich so viel Farbe kaufen, dass ich eine ganze Plakatwand bemalen könnte, wenn ich wollte 🙂

Zwei Stunden später konnte ich den Hintergrund endlich vollenden. Die Trockenzeit nutzte ich für einen Badeausflug zum nahegelegenen Strand. Man soll ja keine Zeit ungenutzt vertrödeln. Dann wurde es ernst: Unsere Sumsi sollte an die Wand. Gar nicht so einfach, denn radieren war ja hier nicht möglich. Ungeschickter Weise begann ich mit der Kontur in Schwarz. Das sollte ich noch bereuen. Denn die schwarze Farbe wollte einfach nicht trocknen und mischte sich mit allen anderen Farben, die ich noch verwendete. Was für eine Schmiererei 🙂 Aber am Ende war ich doch ganz zufrieden.

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Bis zum Ellenbogen mit Farbe beschmiert, stand ich auf der SUMMER vor verschlossener Tür. Dietmar, der künstlerisch nicht so motiviert war, war mit Hille und Torsten ins das örtliche Kolumbus-Museum verschwunden. Ordentlich wie er war, hatte er das Boot natürlich verschlossen. Gut, wenn man nette Nachbarn hat. So ließ Lars mich in unser Boot, ohne dass ich überall bunte Fingerabdrücke hinterlassen musste. So hatte ich mich schon wieder von der Ölfarbe befreit, als Dietmar aus der Stadt zurückkam. Und er war mit meiner Arbeit sehr zufrieden. Wahrscheinlich hatte er Angst, sonst beim nächsten Mal selber ran zu müssen, obwohl er doch so ein begnadeter Maler von Steckdosentieren ist 🙂

 

Inselalltag

Die SY INFINITY war schon zwei Stunden vor uns auf Porto Santo angekommen und hatte sich entschieden, nicht zu ankern, sondern lieber im Yachthafen festzumachen. Die JOY OF LIFE erwarteten wir erst für den späten Nachmittag, da sie wegen ihres gerissenen Großfalls nur noch mit dem Vorsegel deutlich langsamer unterwegs war.

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So nahmen wir uns erstmal etwas Zeit für uns, in Ruhe anzukommen und etwas auszuspannen. Dietmar machte das Dinghi startklar und schaute bei der INFINITY vorbei. Ich hatte mich entschieden, auf unserer SUMMER zu bleiben und einen ersten Badeversuch zu unternehmen. Ob hier das Wasser endlich so warm war, dass ich mich ins Wasser wagen würde? In Spanien hatte ich ja einen Rückzieher gemacht. Etwas unentschlossen stand ich hinten auf der Badeplattform und testete mit dem großen Zeh die Wassertemperatur. Eigentlich ganz angenehm oder doch zu kalt?!?

Um Zeit zu gewinnen, klappte ich erstmal die Badeleiter aus. Schneller als ich gucken konnte, verschwand die Sicherungsschlaufe der Badeleiter im Wasser. Da half nur ein beherzter Kopfsprung, sonst wäre das dämliche Teil auf nimmer Wiedersehen verschwunden. Manchmal ist es echt schön, wenn einem eine Entscheidung abgenommen wird. Im Wasser war es dann einfach herrlich!

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Während ich so meine Runden um die SUMMER drehte, ließ die JOY OF LIFE direkt neben uns ihren Anker fallen. So konnte ich vom Wasser aus beobachten, wie „Quax, der Bruchpilot“ von Bord ging. Denn seit drei Tagen reisten Jana, Alia und Lars nicht mehr allein. 15 Seemeilen vom portugiesischen Festland entfernt war eine völlig entkräfte Taube auf der JOY OF LIFE notgelandet und reiste seitdem notgedrungen mit nach Porto Santo. Über Funk hatten wir schon allerhand von dem kleinen Kerl gehört.

Wie sich kurze Zeit später herausstellten, wollte Quax das Luxus-Hotel „JOY OF LIFE“ aber nicht kampflos verlassen. Wer sollte ihm denn dann mehrmals täglich die liebgewonnenen Sonnenblumenkerne servieren? Außerdem war der Zimmerservice wirklich hervorragend gewesen. Nach einem kurzen Zwischenstopp an Land steuerte er zielstrebig wieder Richtung Katamaran. Wir brauchten fast einen ganzen Tag, um den kleinen Kerl dazu zu bewegen, wieder an Land zu fliegen. Zwischenzeitlich versuchte er sogar bei uns sein Glück. Anfangs fand Dietmar ihn auch noch echt niedlich. Als er aber dann das Deck schrubben musste, hörte der Spaß auf 🙂

Wenn das Wasser so einladend ist, gibt es auch Arbeiten auf einem Boot, die dann zu einem echten Vergnügen werden. So verlängerte ich am nächsten Tag meine Badezeit, indem ich noch sehr fleißig unseren Wasserpass abschrubbte. In der Zeit hatte Dietmar eine weitaus unangenehmere Aufgabe: Er reinigte die eine Bakskiste inklusive aller darin gelagerten Dinge von den schmierigen Resten einer ausgelaufenem Öldose. Und da dann praktischerweise auch der Tauchkompressor zur Reinigung auf dem Deck stand, wollte er gleich mal unsere Tauchflaschen füllen. Der Teufel steckte wie üblich im Detail: Eine kleine defekte Dichtung machte die Schweinerei perfekt. Dietmar und das Deck waren mit tausend kleinen Öltropfen verziert. So dauerte es ein Weilchen, bis Dietmar am Ende mit zwei gefüllten Tauchflaschen als Sieger aus dem Duell hervorging. Der wirkliche Verlierer war aber sein blau-weiß-gestreiftes Polo-Shirt. Dem werde ich wohl nicht mehr helfen können.

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Die Nacht vor Anker war recht unruhig, da die Summer in der Welle von einer Seite zur anderen schaukelte und immer wieder Wasser unter das Heck klatschte. So überlegten wir am nächsten Morgen, ob wir uns nicht eine ruhige Nacht im Hafen gönnen sollten. Aber zuerst stand eine Taxi-Tour über die Insel auf dem Programm. So düsten wir zu siebt im Großraumtaxi in den nächsten drei Stunden über die karge Insel. Unser Taxifahrer gab einen guten Fremdenführer ab und erzählte uns viel Wissenswertes über Porto Santo.

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Am frühen Nachmittag beendeten wir unsere Tour in der Stadt, um noch eine Kleinigkeit zusammen essen zu können. Außerdem wollten wir noch Farben kaufen, um uns auf der Hafenmauer mit einem kunstvollen Gemälde zu verewigen, wie es schon viele Segler vor uns getan haben. Nachdem wir alles erledigt hatten, marschierten wir am Strand entlang zurück zum Hafen.

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Schon vom Ufer aus konnte man sehen, dass die vor Anker liegenden Boote heftig in der Welle schaukelten, viel stärker noch als am Morgen. Außerdem frischte der Wind merklich auf und tiefschwarze Regenwolken waren am Horizont zu sehen. So machten wir uns im Hafen zuerst auf den Weg zum Hafenmeister, um nach einem Liegeplatz für die kommende Nacht zu fragen. Das Glück war uns hold, für uns war noch ein Plätzchen frei. Dann mussten wir ja nur noch die SUMMER holen 🙂

Unterwegs im Dinghi stellten wir fest, dass die Welle, die vom Ufer schon recht hoch ausgesehen hatte, aus dieser Perspektive noch unfreundlicher aussah. Egal wie Dietmar sich bemühte, wir hatten keine Chance. Bis wir die SUMMER erreichten, waren wir nass bis auf die Unterwäsche 🙁 Endlich angekommen, gestaltete sich der Einstieg in die heftig in der See stampfende SUMMER auch als eine echte Herausforderung. Endlich an Bord machte ich Fender und Leinen hafenfertig, während Dietmar den Anker einholte. Mittlerweile hatte der Wind auf gut 20 Knoten aufgefrischt. Deshalb waren wir diesmal sehr froh, dass man uns am Steg schon erwartete. Dort standen sogar mehr Menschen als wir Leinen zu vergeben hatten. So waren wir schon kurze Zeit später sicher und fest vertäut und konnten uns auf eine ruhigere und entspannte Nacht freuen.

Ganz neue Erfahrungen

Am Samstag hatten wir Euch anscheinend etwas vorschnell versprochen, dass wir diesmal auch während der Überfahrt den Blog über Kurzwelle auf dem Laufenden halten. Aber wieder einmal lief alles anders als geplant.

Ganz pünktlich um zehn Uhr nach einem entspannten Frühstück, den letzten Vorbereitungen und Verabschiedungen warfen wir die Leinen los und warteten zu dritt auf die Öffnung der Fußgängerbrücke, die den Yachthafen von Lagos vom Atlantik trennte. Draußen erwartete uns bei strahlendem Sonnenschein optimale Segelbedingungen und schon nach kurzer Zeit glitten wir unter Segeln entspannt dahin. Wie vorhergesagt nahm der Wind stetig zu und als wir das Cabo de São Vicente umrundeten kam noch die kräftige Welle des offenen Atlantiks hinzu.

Nach zwei Wochen Ruhe im Hafen schlug mir die Schaukelei doch etwas auf den Magen. Besonders die hohe, steile Welle quer zur Fahrrichtung war wirklich gewöhnungsbedürftig. Also verzog ich mich unter Deck, um dem Problem mit einem Nickerchen entgegenzuwirken. Das hatte bisher immer geholfen 🙂

Aber irgendwie kämpfte ich an diesem Tag auf verlorenem Posten. Nickerchen hin oder her – diesmal half es nicht. Und schon kurze Zeit später lernte ich einen unserer Haushaltgegenstände besonders liebevoll schätzen: den blauen Mehrzweckeimer 🙁 Genauere Details möchte ich Euch an dieser Stelle lieber ersparen. Die nächsten 36 Stunden war der Eimer auf jeden Fall mein ständiger Begleiter.

Dietmar ließ die Schaukelei mal wieder völlig unberührt. Gut so, denn er hatte ja jetzt auch alle Hände voll zu tun, da mit mir nicht mehr wirklich was anzufangen war.

Mittlerweile liefen wir mit gereffter Genua und gerefftem Groß immer noch um die sieben Knoten bei Windstärke sechs, in Böen sogar sieben. Die gut drei Meter hohen Wellen schoben uns immer wieder aus dem Kurs und unser Autopilot hatte einen harten Job, den er aber zuverlässig erledigte.

Gut, dass ich in Lagos vorgekocht hatte, so musste Dietmar wenigstens nicht verhungern. Essen Aufwärmen kann er nämlich schon perfekt. Immerhin einen Teil der Nachtwache konnte ich übernehmen. An Schlafen war ja sowieso nicht zu denken. So bekam Dietmar wenigsten ein bisschen verdiente Nachtruhe, während ich mit meinem blauen Eimer im Cockpit saß und den nächsten Morgen herbei wünschte.

Im Laufe des nächsten Tages hatte ich mich dann etwas „eingeschaukelt“. Auch die ersten kulinarischen Köstlichkeiten (Tuc-Kekse und Kartoffelpüree) hatte ich mir nicht zwei Mal durch den Kopf gehen lassen. Nach einer gefühlten Unendlichkeit (36 Stunden können wirklich sehr lang sein) war ich wieder auf dem Weg der Besserung. Außerdem nahmen Wind und Welle deutlich ab. Wir konnten die Segel ausreffen und Dietmar verstaute auch verschiedene Dinge wieder unter Deck, die sich bei der Schaukelei befreit und im Schiff verteilt hatten.

Die zweite Nacht verlief ruhig und entspannt. Der Wind war konstant in Stärke und Richtung und an Bord kehrte Ruhe ein. Leider hatte ich mich zu früh gefreut und für mich begann der dritte Tage mit einem Rückfall. Wieder lag ich unter Deck und konnte mich nicht mucksen. Ich hätte heulen können vor lauter Ärger. Dietmar hatte sich am meinen katastrophalen Zustand wohl schon gewöhnt und ertrug es mit Fassung.

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Aber auch diese Überfahrt ging irgendwann einmal dem Ende zu. Im Sonnenaufgang konnten wir endlich die Silhouette von Porto Santo ausmachen. Dichte Wolken hingen über der kargen Vulkaninsel mit ihren steilen Bergen und schroffen Klippen. Als wollte uns die Natur für die letzten drei Tage versöhnen, sprangen kurz darauf Delphine ums Boot und boten uns vor der Inselkulisse einen wunderschönen Anblick.

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Als wir zwei Stunden später vor dem langen, hellen Strand von Porto Santo vor Anker lagen, hatten sich die bedrohlichen, grauen Wolken verzogen und das Wasser glänzte leuchtend blau in der Sonne. Angekommen 🙂 Jetzt erst mal frühstücken – endlich 🙂