Archiv für den Monat: November 2014

Endlich zurück – Zeit für die erste Entdeckungstour

Nach zwei Tagen zurück in der Wärme hatte ich mich schon wieder etwas akklimatisiert und am Sonntag gegen Mittag stand mir der Sinn danach, die Umgebung des Hafens näher zu erkunden. Nach einem kurzen Rundgang durch die sehr gepflegte Appartementsiedlung mit einem Kinderspielplatz und einem kleinen Supermarkt gingen wir zusammen an den Strand. Wenn man der Küste weiter folgen würde, könnte man Maspalomas bestimmt in einer guten halben Stunde erreichen. So dachten wir jedenfalls.

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Da hier am Hafen nicht so viel Abwechslung geboten wurde, stand uns der Sinn nach Stadt und Menschen. So zogen wir nach dem Adventskaffee mit mitgebrachten, selbstgebackenen Keksen gemeinsam los. Leider war ein langer Küstenabschnitt bei dem momentanen Wasserstand zu Fuß nicht passierbar. Da Umkehren für mich aber nicht in Frage kam entschied ich, dass wir ja auch oben auf der Klippe entlang laufen könnten – der dort oben so wunderbar grün und gepflegt angelegte Golfplatz sah auch viel einladender aus. Und eingezäunt war er auch nicht. Was sollte also passieren? Da ich einfach losstiefelte, folgte Dietmar mir dann doch schimpfend und zeternd, da er keine Lust hatte von den Golfern eins auf die Mütze zu bekommen.

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Die Golfer beäugten uns zwar misstrauisch, aber anscheinend sahen wir so ungefährlich oder vielleicht auch gefährlich aus, dass niemand wagte, uns anzusprechen. Auch hatten wir Glück, denn alle Spieler schienen ihr Handwerk so weit zu verstehen, dass wir nicht von einem Querschläger abgeschossen wurden. Nach einer knappen Viertelstunde näherten wir uns unbehelligt dem Ende des Golfplatzes. Soweit war ja alles schon mal gut gegangen. Jetzt tauchte aber ein neues Problem in Form eines zwei Meter hohen Drahtzaunes am Ende des Platzes auf. Das wäre jetzt aber wirklich nicht nötig gewesen L Gerade als wir uns entschieden hatten umzukehren, entdeckte ich eine große Lücke im Zaun. Auf der anderen Seite befänden wir uns dann zwar in einem derzeit trockenen Regensammelbecken, aber die letzten Meter bis zur Strandpromenade sollten wohl auch noch zu meistern sein. Und wie so oft im Leben, löste sich dieses Problem Sekunden später von selbst…

“Wenn Ihr auf die Promenade wohl, geht Ihr hier am besten durch den Abwassertunnel! Danach kann man dann auf der linken Seite bequem die Mauer raufklettern.“ Ertönte eine Stimme aus dem Dunkel. Ok, was nun? Ignorieren oder hingehen? Wenn man so freundlich auf Deutsch angesprochen wird, ist man auf jeden Fall erstmal neugierig. Im Inneren des Tunnels hatte es sich ein Obdachloser häuslich eingerichtet. Dieser erklärte uns bereitwillig und sehr höflich den weiteren Weg. Völlig perplex fanden wir uns keine drei Minuten später auf der Promenade wieder.

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Nach dem kleinen Abenteuerausflug genossen wir noch den Bummel auf der belebten Promenade mit ihren Restaurants, Hotels und Geschäften. Zurück zum Hafen wählten wir aber wegen der einbrechenden Dunkelheit eine weniger aufregende Reiseroute. Mit dem Taxi ging es gefahrlos über die beleuchtenden Straßen zurück auf die SUMMER.

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Zum Abendessen gönnten wir uns etwas ganz Besonderes: Eine Dose der von Kerstin und Tommy mitgebrachten bayrischen Weißwürste mit süßem Senf. Anfangs standen wir den „Dosen-Weißwürsten“ noch etwas reserviert gegenüber, schließlich waren wir ja nur echte und frische Weißwurst vom Dorfmetzger in Allershausen gewöhnt. Aber schon nach dem ersten Bissen genossen wir echtes Bayern-Feeling bei abendlich angenehmen 20°C auf Gran Canaria.

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Abschiede, Geburtstage und endlich wieder gemeinsam an Bord

Vergangenen Freitag pünktlich um 17:37 landete der Jet von Norwegian Airlines auf Gran Canaria. Das Ende des seit gut fünf Wochen kultivierten Strohwitwer-Daseins nahte in großen Schritten. Mit anderen Worten, Katja war wieder zurück an Bord! Nicht, dass es langweilig gewesen wäre oder zu ruhig, aber die Freude auf meine „bessere Hälfte“ war schon groß. Im Gepäck befand sich neben allerhand persönlichen Dingen auch eine Reisetasche, die mit leckeren und vor allen Dingen selbstgebackenen Weihnachtsgebäck gut gefüllt war. Es traf sich gut, dass wir mit dem Mietwagen von Lars von dem Katamaran JOY OF LIFE und seinen beiden Hamburger Freunden Michi und Olli gerade auf den Weg nach Las Palmas waren, um den Geburtstag von Frank (SY CAYLUNA) und Torsten (SY INFINITY) gemeinsam zu feiern. Wir hatten vor knapp drei Monaten in Lagos vereinbart, dass wir uns alle noch einmal zu diesem Tag in Las Palmas treffen wollen, um auf die gute gemeinsame Zeit anzustoßen, bevor sich unsere Wege wohl für längere Zeit trennen würden. All unsere Freunde wollten in den nächsten Tagen den Atlantik überqueren und ihre Reise in der Karibik weiter fortsetzen, während wir noch ein weiteres Jahr auf den Kanaren, den Azoren und an der Küste von Spanien und Portugal verbringen wollen. Die Feier fand in einem chinesischen Restaurant mit einem ausgezeichneten Angebot an Köstlichkeiten statt. Nach einem großen „Hallo“ verteilte Katja in kleinen Tüten einige Ihrer Weihnachtskekse in der Runde. Es ist so eine Sache mit der weihnachtlichen Stimmung bei 26°C und kurzen Hosen. In Deutschland trinken die Menschen Glühwein und Feuerzangenbowle und frieren sich die Nasen ab, während wir isotonische Getränke und eiskaltes Bier auf dem Tisch stehen haben J Der Abend war sehr gelungen, zumal sich auch noch einige andere Segler zu uns gesellt hatten, die mit Ihren Geschichten für viel Heiterkeit gesorgten. Gegen Mitternacht waren wir dann alle wieder bestens gelaunt zurück auf den Booten. Der Abend hatte wirklich Spaß gemacht!

Am nächsten Morgen durfte Katja dann endlich unseren neuen Windgenerator auf dem Geräteträger bewundern. Vor gut zwei Wochen habe ich das Teil in Deutschland bestellt und dann mit Hilfe von Lars, der eine Hamburger Spedition leitet, nach Gran Canaria auf unsere „Yacht in Transit“ exportiert. Dabei durfte ich sehr viel Wissenswertes über Zollabfertigung und Formalitäten lernen. Alles Dinge, die uns bestimmt später noch einmal sehr nützlich sein könnten. Das zweite Windrad hat die Aufgabe, unsere Energiebilanz zu optimieren und die Batterien aufzuladen wenn wir auf See oder am Ankerplatz ohne Landstrom unterwegs sind. Ich muss zugeben, dass ich echt stolz war, als der Generator dann das erste Mal Strom lieferte und die neuen Masten, auf denen er befestigt ist, fast perfekt auf den Geräteträger gepassten. Wenn man einmal selber eine solche Installation durchgeführt hat, dann weiß man umso mehr zu schätzen, was unser Yachtservice Gutowski in Grömitz über den Winter alles an guter Arbeit geleistet hat.

Heute Morgen um 06:25 holte uns der Wecker aus den Kojen. In gut 30 Minuten wollten wir auf jeden Fall Lars, Michi und Olli noch verabschieden. Pünktlich zum Sonnenaufgang sollte die Reise nach Grenada in der Karibik losgehen. Die drei Jungs waren uns sehr an Herz gewachsen, weil wir eine sehr gute und extrem lustige Zeit zusammen verbracht hatten. So traurig der Abschied auf der einen Seite auch für uns war, so aufregend und spannend wird die Reise für die 3 Kameraden sein. Als die Maschinen dann gestartet und die Heckleinen gelöst waren, ging es auch zügig aus dem Hafen hinaus in Richtung Westen. Heute Abend um 19:00 UTC werden wir das Funkgerät auf 12.356Mhz einstellen und fragen, wie es denn so läuft.

In den kommenden Tagen erwarten wir noch die SY CAYLUNA und die SY INFINITY zu einem Zwischenstopp bei uns in Pasito Blanco bevor auch diese zu den Cap Verden und danach in die Karibik segeln werden.

Jedenfalls freuen wir uns, dass wir wieder zusammen auf unserer SUMMER sind und auch bald zu neuen Ufern aufbrechen werden. Der Liegeplatz ist hier bis zum 3. Dezember bezahlt und so langsam wollen wir auch wieder beginnen zu planen. Aber immer schön langsam, damit meine liebe Frau auch wieder vollständig gesund werden kann. Unsere Reise ist ja zum Glück kein „Sprint-„ sondern eher ein „Langstreckenrennen“ und das wird bekanntlich nicht in der ersten Runde entschieden J

Auf nach Leverkusen – ein bunter Vogel und ein flotter Käfer

Die vergangenen zwei Wochen sind für uns außerplanmäßig verlaufen  und wieder einmal hat sich bestätigt, dass das Leben nicht wirklich planbar ist. Es begann mit Katjas überraschender Nachricht vor gut drei Wochen, dass sie deutlich länger als gedacht in Deutschland bleiben müsse wegen einer anstehenden OP. Natürlich wollte ich meiner Katja in dieser Zeit beistehen und hatte einen Flug nach Köln/Bonn gebucht. Am Flughafen habe ich für sie als Mitbringsel einen sprechenden Papagei in der Rucksack gesteckt. Wenn sie schon morgens aus dem Fenster Ihres Dreibett-Zimmers in den traurig nebligen Himmel sehen muss, dann sollte sie sich doch wenigstens an dem hübschen und bunten Vogel mit dem krummen Schnabel erfreuen können. Noch rechtzeitig vor dem Abflug am Freitag  kam glücklicherweise die Nachricht, dass die OP erfolgreich verlaufen war. Den ganzen Tag über hielt mich Beate (Katjas Mutti)  über die Geschehnisse auf dem Laufenden  und am Abend fiel mir ein Stein vom Herzen als Katja mir nach dem „Aufwachen“ sagte, dass es Ihr soweit gut gehe. Mit dieser Nachricht im Gepäck verlief die Heimreise dann wesentlich entspannter.  Kurz nach Mitternacht in Köln angekommen wartete schon Katjas Freundin Karen auf mich und brachte mich nach Leverkusen zu unserer Wohnung. Es war ein sehr schönes Gefühl, dass die ganze Zeit über immer jemand für mich da war. Die vergangene Woche gestaltete sich dann überwiegend so, dass der Tag für Katja reserviert war und ich die Abende meistens bei Katjas Eltern verbrachte.

Klinik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gleich am Samstagvormittag ging es also zu Katja nach Köln. Katjas Freundin Karen hatte mir für die ganze Woche Ihren VW Passat geliehen (!) und somit benötigte ich nur 30 Minuten für die Fahrt zur Klinik. Das Zimmer befand sich in der 5. Etage und ich war heilfroh, dass Katja die ganze Tortur scheinbar gut hinter sich gebracht hatte. Auch der Vogel verfehlte seine Wirkung nicht und bekam gleich einen Platz auf dem Nachttisch. Es stellte sich heraus, dass die OP deutlich aufwändiger gewesen ist als geplant. Katja meinte aber nur, dass sie froh sei, dass die Ärzte einen so guten Job gemacht haben.  Nach zwei Stunden machte ich mich auf den Heimweg, weil Katjas treue Freundin Anja und Beate auch noch kommen wollten. Am Abend sagte ich Ihr dann noch „Gute Nacht“ und fuhr dann weiter nach Aachen. Ralf und Kerstin unsere Segelfreunde von der SY LOTHLORIEN luden Ihre Freunde traditionsgemäß zu einer Feuerzangenbowle ein. Irgendwie fühlte ich mich nach den letzten 36 Stunden wie durch den Wolf gedreht, aber natürlich freute ich mich auch sehr, Ralf und Kerstin nach unserem Kennerlernen in Brest und der schönen Zeit zusammen in der Marina, wieder zu sehen. So verbrachte ich dann einen sehr schönen Abend mit köstlicher Bowle, leckerem Essen, netten Leuten in einem sehr schönen Haus. Für ein nachträgliches Gastgeschenk muss ich mir aber noch etwas einfallen lassen, denn das habe ich nicht mehr auf die Reihe bekommen.

Feurzangenbowle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eigentlich mehr spontan besuchte ich dann zum Ende der Woche meinen alten Kumpel Gerd aus Düren, der sich vor kurzem einen neuen Rennwagen zugelegt hatte. Nach seinem Anruf, ob ich mir das gute Stück nicht einmal ansehen wolle, gab es kein Halten mehr. Eines der wenigen Dinge, die ich wirklich vermisse, ist die Rennstrecke. Vom Krankenhaus aus waren es nur wenige Kilometer bis zu seinem Haus. Nach einem großen „Hallo“ mit Gerd, Mike und Marco fühlte ich mich richtig gut. All diese Jungs kenne ich seit vielen Jahren von den Rennen auf der Nordschleife. Mit Marco, Walli und Benni durfte ich 2011 das für mich bisher beste 24 Stunden Rennen auf der Nordschleife fahren. Teamgeist, eine tolle Stimmung und ein super Auto machten dieses Rennen zu einem ganz besonderen Erlebnis für mich. Es wird immer ganz oben auf meiner persönlichen Hitliste stehen.

Fun Cup

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Jungs erzählten mit solch einer Begeisterung von der „VW FUNCUP“ Rennserie, dass ich mich direkt in die Zeit zurückversetzt fühlte, als wir gemeinsam RCN fuhren. Das waren mit die schönsten Zeiten überhaupt auf der Nordschleife. Nach dem Abend war klar, dass wir zusammen in 2015 das 25 Stunden Rennen in Spa bestreiten wollen. Die Vorfreude darauf ist riesig! 🙂

Am Mittwoch durfte ich dann meine Katja aus der Klinik abholen. Zusammen macht doch alles viel mehr Spaß. Gestern ging es dann für mich wieder zurück nach Gran Canaria auf unsere SUMMER. Bis Katja dann am Freitag den 28. November wieder zu mir kommt, gibt es ja noch allerhand zu erledigen. Wahrscheinlich werde ich unsere SUMMER nach Las Palmas in der Norden der Insel verholen, weil dort die Geburtstagsparty von Frank und der Abschied von einigen Seglerfreunden stattfinden wird, die dann in die Karibik segeln werden.  Katja und ich wollen auf jeden Fall dabei sein 🙂

 

 

Einhand nach Gran Canaria

Als Katja mir vor einigen Tagen mitteilte, dass sie für ungefähr fünf Wochen ausfallen würde und wir nicht wie geplant zusammen zu den Kanarischen Inseln segeln könnten, gingen mir in den nächsten Tagen danach allerhand Gedanken durch den Kopf. Wir wollten unbedingt am 28. November auf Gran Canaria sein, weil unser lieber Freund Frank von der SY CAYLUNA seinen Geburtstag dort feiern möchte. Zu diesem Fest hatte er alle unsere Segelfreunde eingeladen, die auch ihr Kommen zugesagt haben. Da wollten wir unbedingt dabei sein, denn zu schön war die Zeit mit ihnen gemeinsam in Spanien und Portugal gewesen. Danach würden die anderen alle Richtung Karibik aufbrechen, während wir erst 2015 über den Atlantik gegen würden.

So beschlossen wir gemeinsam am Telefon, das es weitergehen sollte in Richtung Kanaren. Jetzt stellte sich nur noch die Frage wann und wie. Nach dem Studium von verschiedenen Wettervorhersagediensten ergab sich ein guter Abfahrtstermin am Dienstag, den 4. November. Dann würde ich am Donnerstag gegen Mittag ankommen. Leider war damit die Zeitspanne viel zu kurz, um einen weiteren Mitsegler zu finden. Unserem Freund Reiner aus Allershausen/Bayern hatte jemand sehr zu meinem Bedauern nur wenige Minuten vor der Buchung, den letzten Flug vor der Nase weggeschnappt. Also war klar, dass ich wohl allein segeln musste.

Irgendwie wollte ich dann auch allein fahren. Die Herausforderung erschien mir einfach zu reizvoll und mit jedem weiteren Tag, an dem ich mich auf das Thema seelisch einstellen konnte, wuchs auch die Zuversicht in mir. Nicht das Segeln bereitete mir Sorgen, sondern eher das Handling des großen Bootes beim Ablegen und vor allem beim Anlegen mit Mooring-Leinen. Dazu kommt natürlich das Thema Sicherheit auf See. Für die ersten zwei Tage waren permanent 5-6 Windstärken mit Böen von 7 angesagt, was schon eine ordentliche Ansage ist. Auch der Umgang mit dem möglichen Schlafmangel und Kampf mit der Müdigkeit beschäftigten meine Gedanken. Immerhin führten die 320 Seemeilen über die offene See und ohne einen möglichen Hafen, wenn etwas schiefgehen sollte. Mein lieber Freund Uwe hat mir mit seinem Erfahrungsschatz aber sehr weitergeholfen. Er segelt schon seit Jahren seine 43 Fuß Yacht allein auf der Ostsee. Er sagte mir, dass es völlig normal sei, wenn man schon Tage vor dem Ablegen nervös sei und dass es jedem anderen genauso gehe. Danke Uwe 🙂

Für den Dienstag hatte ich meinen Wecker auf sechs Uhr gestellt. An diesem Tag sollte für mich ein neues Kapitel zum Thema Segeln beginnen. Vor lauter Aufregung war ich aber schon um halb fünf auf den Beinen und was ich auch immer versuchte, es gelang mir einfach nicht, meinen Puls zu senken. Das Vorbereiten des Schiffes für die Abfahrt verlief schon fast routiniert und unauffällig: Seeventile und Luken schließen, Karten und Systeme prüfen, alles wegräumen, was umfallen könnte, Leinen und Schoten vorbereiten und natürlich eine Kanne Tee kochen. Dann war soweit alles klar zum Auslaufen. Meine Aufgabe war es jetzt, unsere SUMMER sicher und „einhand“ (allein) in 2 ½ Tagen von Madeira nach Gran Canaria in die Marina „Pasito Blanco“ zu bringen!

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Pünktlich um 06:42 begann sich der Horizont zu erhellen. Die Sonne ging langsam auf und der Moment war gekommen, die Maschine zu starten. Der Wind kam gerade günstig von hinten und hatte sich für einige Minuten etwas beruhigt. Alles Weitere ging dann wie geplant fast von allein. Eindampfen in die Vorspring, Vorleinen los, Achterspring los, Maschine rückwärts, Vorspring dicht holen und dann los. Wir haben noch nicht einmal den Nachbarlieger berührt, als die SUMMER sich aus der Box schob. Die erste Hürde war also genommen 🙂

Kurz nach dem Passieren der Hafenausfahrt stellte ich den Autopiloten auf Kurs 177 Grad ein. Danach wurden die Fender eingeholt und alle Festmacher verstaut. Nach gut zwei Stunden waren wir aus der Windabdeckung Madeiras heraus und segelten mit guten 6 Knoten Geschwindigkeit nach Süden. Alles lief bestens. Gegen vier Uhr wurde ich etwas müde und legte mich in den Salon zum Dösen. Ich hatte mir zur Sicherheit meinen „Timer“ auf 20 Minuten gestellt und musste aufstehen, um ihn wieder auszuschalten. Nach dem Aufstehen ein Rundblick in die Ferne und dann wieder hinlegen. Das haute gut hin. Nach einiger Zeit kehrte dann auch die innere Ruhe ein und ich konnte tatsächlich etwas schlafen. Der Wind frischte hin und wieder relativ stark auf. Zeitweise zeigte der Windmesser Böen von 27 Knoten an, was aber kein Problem für unsere SUMMER war. Vor Einbruch der Dunkelheit hatte ich die Segelfläche für die Nacht deutlich reduziert. Trotzdem machten wir gute Fahrt um die sieben Knoten.

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Was mich doch sehr wunderte, war die Tatsache, dass nicht ein einziges Schiff auf dem Radar oder AIS zu sehen war. Am Mittwoch passierten wir gegen Mittag die Insel „Selvagem“ und ließen sie an Steuerbord liegen. Hier leben zurzeit nur zwei Forscher und erforschen die Vogelwelt, ansonsten ist die Insel aber unbewohnt.

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Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, dass ich mit ausgebrachter Schleppangel an der Insel vorbeifuhr. Da passierte dann auch schon das erste „Malleur“. Wegen der hohen Wellen und Kreuzseen fuhren wir einen ordentlichen Schlingerkurs. Dabei hatte sich dann die Angelsehne im Propeller des Windgenerators verfangen. Da es viel zu gefährlich war, auf die Rehling zu steigen, um das Chaos zu entwirren, schnitt ich die Leine ab. Den Köder hatte ich natürlich vorher von Hand eingeholt. Meine Sorge war, dass genau in diesem Moment ein Fisch anbeißen könnte und den Generator abreißen würde. Der Köder war für einen Thunfisch ausgelegt und die können ganz schön groß werden. Das Problem war, dass unser Stromlieferant für die Batterien jetzt außer Betrieb war. Autopilot, Navigation, Radar, Funk und Kühlschrank verbrauchen eine ganze Menge Energie und somit musste ich zweimal am Tag den Generator starten, um die Batterien wieder aufzufüllen.

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Das nächste Problem ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Beim Routine-Check der Bilge sah ich mit Grausen, dass sich eine Menge Wasser im Motorraum und ebenfalls im Mittelschiff befand. Jetzt bekam ich aber schon etwas Angst. Gott sei Dank haben wir viele Lenzpumpen an Bord, die dann auch sogleich ihre Arbeit aufnahmen. Den Rest musste ich dann manuell abpumpen. Das waren ungefähr noch einmal weitere 70 Liter und mir haben schon die Arme wehgetan. Sofort ging ich auf Ursachenforschung. Gott sei Dank, war es aber kein Verschluss oder Ähnliches. Durch die hohen Wellen von achtern auf das Heck der SUMMER war sehr viel Seewasser durch die Abläufe der Backskisten in die Backskisten hineingelaufen. Von dort aus laufen die Schläuche vom Generator durch ein Loch in den Innenbereich des Schiffes hinein. Leider wurden diese bei der Installation der Anlage nicht richtig bzw. dauerhaft abgedichtet. Das Thema stand jetzt ganz oben auf meiner „To Do“-Liste. Nach dem Schreck war ich echt fertig mit den Nerven. Da kommen auf einmal ganz komische Gedanken in einem hoch.

Die letzte Nacht verlief unproblematisch und es war genug Zeit sich auszuruhen. Unsere SUMMER ist ein wirklich gutes Schiff und vermittelt sehr viel Sicherheit.

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Pünktlich bis auf die Minute legte ich die SUMMER dann am nächsten Tag an dem „Welcome“ Ponton der Marina an. Der Wind hatte etwas nachgelassen und ich war gut vorbereitet. Nach dem Einklarieren habe ich die Nummer des Liegeplatzes bekommen. Bevor es zum letzten Manöver des Tages kommen sollte, guckte ich mir den Platz genau an. Zur Unterstützung hat mir die Leitung noch zwei Marineros mit aufs Boot geschickt. Zu dritt war das Einparken kein großes Problem mehr und klappte hervorragend. Niemand wollte so recht glauben, dass ich allein unterwegs gewesen war. Das gefiel mir natürlich sehr 🙂

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Fix und fertig, aber sehr zufrieden mit unserer Leistung, schloss ich die SUMMER noch an die Landsteckdose an und verpasste ihr wie üblich eine gründliche Wäsche, um das Salz zu entfernen. Wie heißt es doch immer so schön: „Erst das Pferd und dann der Reiter“

Der Rest des Abends lief wie folgt: SIMS an Katja, Duschen, Essen, Schlafen. Danke SUMMER! Was für eine Erfahrung!

 

Unter genauer Beobachtung

Seit gestern früh morgens um sieben Uhr ist er alleine unterwegs, mein Kapitän. Das gefällt mir natürlich gar nicht, aber was soll ich tun. Natürlich wäre ich lieber dabei. Aber immerhin bin ich ziemlich nah dran. Es lebe die Erfindung des Satelliten-Telefons 🙂

Bis zum Mittag konnten wir uns noch ganz normal übers Mobilfunknetz unterhalten, danach war der Abstand von Madeira leider zu groß. Ich erhielt aber ein paar Bilder, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

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So begann Dietmars Tag wohl zu dieser unchristlichen Zeit (siehe Foto). Draußen war es noch stockdunkel und ich musste lange zurückdenken, wann wir das letzte Mal so früh aufgebrochen waren. Schon seit gestern stand die Strategie für sein erstes Einhand-Ablege-Manöver, doch trotzdem war es auch für ihn ein komisches Gefühl, alleine loszufahren.

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Den ersten Anruf erhielt ich wie verabredet direkt nachdem er den Hafen verlassen und die Segel gesetzt hatte. Die erste Klippe war schon mal genommen. Das Ablegen hatte er alleine Problemlos gemeistert und die Reise konnte beginnen. Wir nutzen noch die Landnähe (und damit das Mobilfunknetz), um ein bisschen zu quatschen und so war ich wenigsten akustisch mit dabei, als Dietmar eine Gruppe Wale sichtete. Ich freue mich schon sehr auf die Bilder, obwohl live natürlich schöner gewesen wäre 🙂

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Der Wind war in der Landabdeckung der Insel Madeira leider noch sehr schwach und stark abgelenkt. Kurze Zeit musste der Motor mitlaufen, doch mit zunehmender Entfernung vom Land drehte der Wind auf die richtige Richtung und nahm auch an Stärke zu. So konnte ich dann im Internet verfolgen, wie die SUMMER mit Geschwindigkeiten zwischen sechs und acht Knoten Richtung Süden gut voran kam. Nur die Wetterprognose macht mich etwas unruhig, da sich genau auf Dietmar Weg eine Starkwind-Zone ausgebildet hatte. So musste gegen Abend zum erstem Mal das Satellitentelefon dran glauben und ich war erleichtert, als ich Dietmars Stimme hört. Auf der SUMMER war alles ok, obwohl der Wind doch deutlich aufgefrischt  und schon eine recht hohe Welle aufgebaut hatte. Dietmar hatte deshalb die Segelfläche stark verkleinert und schaute nun recht zuversichtlich seiner ersten Einhand-Nacht entgegen. Zur Beruhigung meiner Nerven verabredeten wir, alle zwei Stunde zu telefonieren.

So fühlte ich mich am nächsten Morgen ähnlich als hätte ich selbst die Nacht auf der SUMMER durchwacht. Dietmar hatte den Starkwind bis 30 Knoten gut gemeistert und hörte sich am Telefon auch den Umständen entsprechend frisch an. So verlegten wir uns tagsüber aufs Email-Schreiben, um die Bordkasse etwas zu schonen. So drehten sich die Mails im Laufe des Tages schon wieder mehr um die Essensplanung als um die Wettergeschehnisse, denn der Wind hatte über Tag deutlich an Kraft verloren.

In der kommenden Nacht werde ich auch auf weitere Kontrollanrufe verzichten und hoffe, durch gelegentliche Mails auf dem Laufenden gehalten zu werden. Morgen gegen Mittag wird Dietmar dann Gran Canaria erreichen. Dann mache ich drei Kreuze und freue mich, dass ich die nächste Überfahrt wieder live mit dabei sein kann 🙂

 

 

 

Planung wird völlig überbewertet

Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, säße ich jetzt wieder in der warmen Sonne auf Madeira. Wenn ich mich aber so umschaue, ist es zwar warm und die Sonne scheint auch, aber Madeira ist das definitiv nicht 🙂 Irgendetwas ist wohl schief gelaufen…..

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Grund für meinen Landaufenthalt waren unter anderem einige Arztbesuche, die routinemäßig im Kalender standen. Und anscheinend komme ich wie ein Auto in ein Alter, wo beim TÜV schon mal versteckte Mängel auffallen. So verhängten die Ärzte ab sofort Segelverbot und ich musste einen „Werkstatttermin“ für Mitte November vereinbaren. Nichts wirklich Dramatisches, aber reparieren muss man halt doch.  Ende November werde ich dann wieder fit auf die SUMMER zurückkehren.

Leider war unser Reisezeitplan jetzt doch etwas durcheinander. Denn eigentlich stand ja die nächste Inselgruppe an. Nach meiner Rückkehr wollten wir zu den Kanaren segeln und dort die kalten Wintermonate verbringen. Für Gran Canaria hatte sich schon Besuch angesagt und Ende November würden von dort aus viele unserer Freunde in die Karibik aufbrechen.

Im Moment versuchen wir, all diese Termine unter einen Hut zu bekommen. Die Planung sieht so aus, dass Dietmar die SUMMER auf die Kanaren bringt und ich dann dort wieder dazu stoße. Wir halten Euch auf dem Laufenden, wenn die Planung konkret und spruchreif ist.

Bis dahin nutze ich hier in Deutschland die Zwangspause, um all die Dinge zu erledigen, die sich angesammelt haben. Außerdem ist es auch sehr schön, mal wieder Zeit mit „alten“ Freunden zu verbringen. Denn direkte Gespräche sind doch nicht mit Emails zu vergleichen 🙂

Auch aus der Ferne versuche ich Dietmar natürlich zu unterstützen, so gut wie ich kann. Ob es nun um die Liegeplatzorganisation auf Gran Canaria oder telefonische Küchentipps geht, ich gebe mein Bestes, wenn ich schon nicht wie geplant vor Ort sein kann.