Archiv für den Monat: Oktober 2016

Weiter in Richtung Süden

Heute war es also mal wieder an der Zeit, weiter zu segeln. Die Temperaturen wurden auch zunehmend ungemütlicher.

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Vorbei an der Freiheitsstatue bahnten wir uns unseren Weg durch das Gewühl. Der Verkehr auf dem Hudson River war wirklich beeindruckend. Erst draußen vor der Flussmündung kehrte dann wieder Ruhe ein und unter Segeln nahmen wir Kurs auf Cap May. Obwohl der Wind in der Nacht mal wieder einschlief und der Motor die Nacht über fleißig vor sich hin brummte, kamen wir unserem Ziel schneller als geplant näher.

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So näherten wir uns immer langsamer der Einfahrt bis die Sonne es endlich über den Horizont geschafft hatte und wagten uns dann in das schmale und flache Fahrwasser. Knapp eine Stunde vor Hochwasser konnten wir bequem die South Jersey Marina erreichen. Sie war für uns die einzige Marina auf dem Weg nach Norfolk, die wir mit unserem Tiefgang erreichen konnten. Wir wollten eine Nacht dort verbringen, da starker Südwestwind angesagt war. Dieses Schlechtwettergebiet hatte als Vorboten schon Wolken und Regen geschickt und es war ziemlich ungemütlich. Nach der durchgesegelten Nacht stand uns der Sinn nach einem herzhaften Frühstück, das wir im nahegelegenen „Lobster House“ auch bekamen. Mehrere Boote hatten in der Marina Schutz vor dem kommenden Wetter gesucht und schnell kamen wir mit dem Franzosen Eric in Gespräch. Obwohl er schon lange in den USA lebt, war er froh, mal wieder auf Europäer zu treffen 🙂

So verbrachten wir mit zwei Amerikanern und Eric einen lustigen Abend im Lobster House und kehrten vor dem angekündigten Sturm auf die CESARINA zurück. In der Nacht wehte es dann wirklich ganz schön heftig und es hörte auch am Morgen nicht wieder auf 🙁 Wir waren hin und her gerissen. Eigentlich mussten wir heute weiter, denn übermorgen würde der Wind wieder auf Südwest drehen, also genau aus unserer Zielrichtung. Also warfen wir am Nachmittag tapfer die Leinen los und machten uns auf den Weg. Wir hatten bis zu 30 Knoten Wind von der Seite und die Motorbootfahrer, die wegen des Starkwindes den Schutz im Hafen gesucht haben, wünschte uns voller Anerkennung für die Fahrt alles Gute. Die Marina hatte uns sehr gedrängt, da sie unseren Platz schon anderweitig versprochen hatte. Somit waren wir diesmal nicht kurz vor dem Hochwasser unterwegs, sondern gut drei Stunden vor Hochwasser. Im Kanal war es mit Rückenwind und deutlich niedrigerem Wasserstand dann auch ziemlich unentspannt. Als wir endlich auf dem offenen Meer waren, konnten wir aufatmen. Nur unter Genua kämpften wir uns mit gutem Speed in Richtung Süden vor. Es war ein nasses und ungemütliches Segeln, da wir die „Delaware River“ Mündung passieren mussten, die eine unangenehme und konfuse See mit steilen Wellen aus allen Richtungen erzeugte. Daher waren wir wirklich froh, als wir das Abenteuer hinter uns hatten. Dann wurde es auch Zeit, endlich das Großsegel zu setzen und damit das Schiff besser ausbalanciert an Otto, den Autopiloten übergeben zu können 🙂 Somit waren wir gut vorbereitet für die kommende Nacht. Einmal mehr hatte unsere CESARINA gezeigt, wie extrem stark und seetüchtig sie doch ist 🙂

Immerhin bis morgens um drei fuhren wir unter Segeln unserem Ziel entgegen, dann war es einmal wieder mehr vorbei mit dem Spaß. Der Wind war einfach weg! Der Motor brummte wieder und das Meer war mittlerweile spiegelglatt. Nachmittags um vier machten wir unsere CEARINA in Norfolk in der Little Creek Marina fest. Genau an demselben Steg, an dem wir vor fünf Monaten schon gelegen hatten. Es war fast wie „nach Hause“ zu kommen:-)

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Hardcore-Sightseeing

Wie angekündigt strahlte heute wieder die Sonne. Es war gerade so, als hätten wir uns die letzten beiden Tage nur eingebildet. Wir waren schon früh unterwegs und als wir das 9/11 Museum erreichten, hatte sich dort zum ersten Mal noch keine lange Schlange gebildet. Also nutzten wir die Chance und gingen über eine lange Treppe zu den Fundamenten hinunter, auf denen früher die beiden Tower des World Trade Centers gestanden haben. Nicht nur das Mahnmal war eindrucksvoll, auch das unterirdische Museum berichtete bewegend von den Anschlägen. Besonders verstörend war aber die Brandgeruch, der immer noch in der Luft liegt. Auch noch nach einer so langen Zeit.

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Draußen empfing uns wieder frische, milde Luft und Sonnenschein. Mit dem Bus wollten wir heute eine Rundtour durch Downtown New York unternehmen, um einen groben Überblick zu bekommen. Die Stadt ist einfach zu groß, um sie zu Fuß zu erkunden. Laut Reiseführer sind es fast 9600 Kilometer Straße, die man erlaufen müsste. Ich gehe wirklich gern zu Fuß, aber das ist doch etwas zu heftig.

Die Tour startete am Time-Square und führte uns an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Die Aussicht vom Oberdeck des Busses war wirklich toll, aber mit der Zeit wurde es doch recht frisch.

So beendeten wir die Tour in Chelsea in der Nähe der High Line. Diese begrünte, ehemalige Güterzugtrasse führt mehr als zwei Kilometer durch den Westen von Manhattan und sollte sehr sehenswert sein. Bei dem schönen Wetter konnte man schon von weitem sehen, dass man heute auf der High Line eher Schlange stehen als spazieren gehen konnte.

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Schade, aber von Menschenmengen hatten wir nach dem Museumsbesuch erstmal die Nase voll. In der näheren Umgebung fanden wir aber wider Erwarten auch kein nettes Restaurant zum Mittagessen. Da es mit dem Hunger noch nicht so schlimm war, marschierten wir in Richtung Madison Square Garden. Dort kamen wir gerade rechtzeitig an, um bei einer Führung noch einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können.

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Dieser berühmte Veranstaltungsort hatte eine Menge Geschichte und sehr viel Technik zu bieten. Schade, dass wir hier kein Konzert oder ein Sportevent erleben durften, die Atmosphäre wäre bestimmt etwas Besonderes gewesen. Das wird bei unserem nächsten New York Besuch sicher mit auf der Liste stehen. Diesmal hatten wir uns für ein Musical am Broadway entschieden: School of Rock. So klang der Abend im wahrsten Sinne des Wortes sehr stimmgewaltig aus. Ein geniale Geschichte in einem tollen Theater mit großartigen Schauspielern. Klasse!

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Am nächsten Tag lösten wir die zweite Hälfte unseres NY-Bustickets ein. Heute würde es nach Uptown NY gehen. Erneut fanden wir uns in einer langen Schlange wieder, aber mittlerweile waren wir ja schon ein bisschen dran gewöhnt :-). Endlich ging es dann auch los, einmal rund um den Central Park vorbei an all den Luxusappartements, dann durch Harlem und wieder zurück. Erst am Metropolitan Museum stiegen wir aus, denn wir hatten viele Empfehlungen für dieses Museum bekommen. Wenigsten einmal kurz reinschauen wollten wir schon. Aus „kurz“ wurden dann ganz schnell zwei Stunden, denn an diesem Ort vergisst man die Zeit. Und trotzdem hatten wir nicht einmal 10 Prozent des Museums gesehen 🙂

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Dietmar hatte sich für heute genug Plattfüße gelaufen und machte sich auf den Heimweg zur CESARINA. Mein Bewegungs- und Erkundungsbedürfnis war aber noch nicht gestillt und es war auch noch ganz viel Platz für Fotos auf meiner Speicherkarte frei 🙂 Rockefeller Center, Central Station und die Brooklyn Bridge. Diese drei Sehenswürdigkeiten hatte ich mir für heute noch in den Kopf gesetzt. Als ich denn im Dunkeln am Hafen eintrudelte, waren auch meine Füße für den heutigen Tag platt und müde.

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Nach zwei Tagen Bustour waren heute die Wolkenkratzer dran. Empire State Building am Morgen und Rockefeller Center am späten Nachmittag, dazwischen ein bisschen MoMa (Museum of Modern Art) und ein „kleiner“ Spaziergang durch den Central Park (Von Harlem ganz im Norden bis zum Columbus Circle im Süden).

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Dann hatten wir wirklich fürs Erste genug gesehen und nahmen ein letztes Mal die Fähre zurück zur „Liberty Landing Marina“, wo unsere CESARINA lag. Morgen würden wir noch den letzten Punkt auf unserer Liste erledigen. Die Freiheitsstatue, die hatten wir bisher noch nicht besucht. Aber morgen, wenn wir weiter nach Süden fahren würden, fahren wir nahe an ihr vorbei 🙂

Regenwetter

An verregneten Tagen geht man ins Museum!!! Guter Plan, leider hatten den wohl auch alle weiteren Touristen, die heute in NYC unterwegs waren. So fanden wir uns, nachdem wir lange gebraucht hatten, bis wir bei dem Wetter überhaupt vor die Tür gegangen sind, vor dem „Museum of Natural History“ in einer beeindruckend langen Schlange wieder. Sie reichte ungelogen vom Haupteingang bis zur U-Bahnstation und wieder zurück :-(. Aber in dem Regen war es trotzdem der nächste trockene Unterschlupf, also warteten wir geduldig. Endlich im Museum angekommen war es überall brechend voll :-(, was ja eigentlich auch zu erwarten gewesen war.

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Wir kämpften uns trotzdem fast zwei Stunden durch die beeindruckende Ausstellung, bis es uns in dem Gedränge einfach zu viel wurde.

Eine so tolle Stadt mit so vielen Möglichkeiten, aber heute kamen wir irgendwie nicht zusammen. Meine Laune war nach dem Museumsbesuch auf einem absoluten Tiefpunkt angekommen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Zu meiner Besänftigung lud Dietmar mich erst einmal zum Essen ein. Mit vollem Magen sah die Welt gleich wieder viel freundlicher aus und als sich dann noch die Sonne wieder blicken ließ, war die Welt für mich wieder in Ordnung. Mit dem Ende des Regens hatten sich auch die Warteschlangen irgendwie in Luft aufgelöst und wir statteten „Madame Tussauds“ noch einen Besuch ab und der Tag fand damit noch einen lustigen Abschluss.

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Am nächsten Morgen war aber die Regenpause wieder vorbei, obwohl ich zu meinem Geburtstag Sonnenschein bestellt hatte. So bekam ich zum Start in den Tag erst einmal ein total liebes Geburtstagsfrühstück von Dietmar und zusätzlich einen mysteriösen Gutschein mit einem Zahlencode darauf überreicht.

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Im Zusammenhang damit, würden wir heute mit der Bahn nach Amityville auf Long Island fahren. Mit Fähre, Subway und Bahn waren wir gut zwei Stunden unterwegs. Eine ganz schön lange Zeit, wenn man doch so neugierig ist wie ich. Unser Ziel war ein trostloser kleiner Ort und Dietmar führte mich weiter durch den Regen, bis wir letztendlich vor einem Fotoladen standen. Das war es also! Da hatte er mich Ahnungslose ja sehr erfolgreich an der Nase herumgeführt. Schon seit längerem hoffte ich auf eine neue Kamera, da meine NIKON D300 nach 10 Jahren und 100 000 Auslösungen langsam in die Jahre bekommen war und auch gelegentlich Zicken machte. Und da ich dieses Jahr anscheinend besonders brav war, bekam ich zu meiner neuen D500 noch einen ganzen Sack voll Zubehör mit dazu 🙂 Beladen mit zwei großen Tüten traten wir den Heimweg an. Mit so viel neuem Spielzeug war mein Bedürfnis, am Nachmittag noch einmal vor die Tür zu gehen, gleich null. Das musste jetzt alles erst einmal genauestens studiert werden 🙂

Reizüberflutung :-)

Endlich…..gleich würde es losgehen. Wir mussten nur noch das lästige Frühstück hinter uns bringen 🙂 Wenig später nahmen wir die Fähre und waren kurz darauf mitten drin im Geschehen.

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Unsere erste Station war „Ground Zero“, wo früher das World Trade Center gestanden hatte. Zu Fuß war es keine fünf Minuten vom Fährhafen entfernt. Das Areal ist beeindruckend gestaltet. Neben dem schon fertig gestellten „One World Center“ sind noch weitere 4 Gebäude im Bau und in Planung. Die Fundamente des ehemaligen World Trade Centers sind durch Wasserbecken markiert. Und es gibt natürlich auch ein Museum, das die ganzen Geschehnisse dokumentiert. Vor diesem hatte sich aber schon eine lange Schlange gebildet und wir wendeten uns anderen Zielen zu.

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Nachdem wir uns den teuersten U-Bahnhof der Welt ausführlich angeschaut hatten, spazierten wir weiter in Richtung Norden, bis uns eine telefonische Nachricht unsere Pläne ändern ließ. Bekannte von Dietmar waren in NYC beim Central Park Zoo. „Ob wir Lust auf einen gemeinsamen Kaffee hätten?“ Klar, hatten wir. Laufen war jetzt nicht mehr die beste Möglichkeit der Fortbewegung, jetzt musste mehr Geschwindigkeit ins Spiel. Also wurde es Zeit für die Subway. Bequem konnte man ein Wochenticket für 31 Dollar erstehen und so hatten wir für den Rest unseres Aufenthaltes ausgesorgt. Nur eine schnelle Verbindung zum Central Park wollte sich irgendwie nicht ergeben. Anscheinend hatte es irgendwo auf der Strecke Probleme gegeben und sowohl der erste als auch der zweite Zug brachte uns unserem gewünschten Ziel zwar näher, aber nicht bis ganz dorthin 🙂 Dann mussten wir also doch die Beine in die Hand nehmen 🙂 Keine drei Minuten bevor wir unser Ziel erreichten, erhielt Dietmar eine weitere Nachricht: „Unser Flug ist annulliert, wir müssen sofort zum Flughafen. Tut uns leid!!“ Na gut, so ist das Leben halt 🙂 Da wir wir jetzt schon mal am Central Park waren, wollten wir uns hier ein bisschen umsehen. Es war auch ein perfekter Tag dafür, sonnig und warm. Es hätte also auch schlimmer kommen können.

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Einziger Punkt auf unserer „to-do-Liste“ für heute war das Abholen unseres New York Passes, den wir schon von Deutschland aus bestellt hatten. Dazu mussten wir an den Time Square, der mit der Subway nur ein Katzensprung entfernt lag. Dort angekommen dauerte es etwas länger, bis wir das richtige Verkaufsbüro gefunden hatten 🙁 Aber dann war auch das erledigt und ab morgen würden wir fünf Tage freien Zutritt zu vielen der tollen Attraktionen in New York haben.

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Für heute ließen wir uns noch ein bisschen im Strudel der Menschenmassen am Time Square treiben und besuchten dort auch noch den M & M Laden. Ein sehr teurer und ebenso kalorienreicher Besuch, wie sich dann später herausstellte 🙂

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Der Himmel hatte sich im Laufe des Nachmittags immer mehr zugezogen und als wir wieder am „One World Center“ ankommen waren, verhüllte dieser schon die Spitze des Towers im Nebel. Damit sollte die Wettervorhersage wohl Recht behalten, die für die nächsten beiden Tage Regen und ungemütliche Temperaturen versprach. Heute kamen wir aber noch warm und trocken zur CESARINA zurück.

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Zack-Zack nach New York

In drei Tagen wollten wir in New York sein 🙂 Darum ging es heute Morgen auch früh los, um die sechzig Seemeilen bis nach Port Jefferson gut hinter uns zu bringen. Wenn wir schon keinen passenden Wind hatten, so schob uns immerhin der Strom in die richtige Richtung. Unser Ziel erreichten wir schon früher als erwartet und machten gegen vier Uhr an einer Mooring recht weit außerhalb fest. Wie so oft war nicht zu erkennen, wem die Mooring denn gehörte. Unser Dinghi war sicher an Deck verstaut und die Stadt vor uns sah nicht allzu einladend aus. So entschieden wir uns einfach abzuwarten, ob sich der Besitzer bei uns melden würde. Dietmar warf die Angel aus und versuchte sein Glück, aber sein Köder traf wohl nicht den Geschmack der verwöhnten Long-Island-Fische 🙂

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Nach der kostenlosen Nacht an der Mooring machten wir uns nach einem späten Frühstück auf den Weg und auch dieser Tag verlief ohne große Ereignisse. Oder vielleicht sollte ich positiv erwähnen, dass wir mal wieder ein bisschen segelten :-). Abends machten wir an einer Mooring zwischen City Island und Hart Island fest. Hier würden wir guten Schutz vor dem böigen Südwestwind finden, der für die kommende Nacht angesagt war.

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Für den nächsten Tag war denn mal wieder eine etwas genauere Planung angesagt. Die letzten 20 Meilen nach New York würden uns durch das Hell´s Gate führen. Das hörte sich schon sehr beeindruckend an. Grund für den Namen ist wohl die starke Strömung mit bis zu fünf Knoten, die die Bootsleute vor eine Herausforderung stellen kann. Wir wollten die Stellen bei Stillwasser passieren und durften morgen wirklich lange ausschlafen 🙂 Erst um elf Uhr machten wir unsere CESARINA von der Mooring los und motorten den East River entlang. Ganze acht Brücken lagen zwischen uns und unserem Ziel.

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Die Skyline von New York war schon gestern am Horizont zu sehen gewesen und kam in großen Schritten immer näher. Bald waren wir mitten drin.

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Vorbei am Flughafen ging es zügig weiter zum Hell`s Gate, das wir sicher und bequem und fast ohne Strömung passierten.

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Der Verkehr nahm stetig zu und beeindruckende Frachter passierten uns. Dietmar stand die ganze Zeit hoch konzentriert am Steuer, während ich die ganze Fahrt mit der Kamera für die Nachwelt festhielt. Es ist wirklich ein ganz besonderes Erlebnis, sich New York auf diesem Wege zu nähern. Die Eindrücke und Aussichten vom East River waren wirklich unvergleichlich. Irgendwann kam dann auch weit entfernt die Freiheitsstatue in Sicht. Wir waren wirklich in Big Apple angekommen 🙂

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Für unsere Woche in New York hatten wir die Liberty Landing Marina ausgewählt, die wir auch sehr gut weiter empfehlen können. Zwar war unsere Ankunft dort trotz Reservierung etwas holprig, aber als sich dann letztendlich doch ein Liegeplatz für uns gefunden hatte, waren wir sehr zufrieden. Komplett geschützt ohne Welle und Dünung liegt man hier nur eine kurze Fährfahrt von Südspitze Manhattans entfernt 🙂 Ich wäre ja am liebsten sofort losgedüst, aber Dietmar wollte es etwas ruhiger angehen lassen. Da musste ich mich wohl bis morgen gedulden 🙁 Aber auf dieser Seite vom Hudson River gab es auch schon genug zu sehen und zu entdecken 🙂

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Mystic und New London

Unser nächstes Ziel war Mystic Seaport, ein absolutes Muss für jeden Bootsfan. Leider konnten wir aber wegen unseres Tiefgangs nicht direkt dorthin segeln, sondern wählten Stonington als nächsten Hafen. Nach einem recht entspannten Seetag, an dem wir sogar zwischendurch mal segeln konnten, erreichten wir die schöne Bucht von Stonington und entschieden uns für eine der ersten Moorings hinter dem Wellenbrecher. Für heute Nacht war mal wieder recht viel Südwestwind angesagt und dort sollten wir gut geschützt sein. Und genauso war es dann auch 🙂

Erst am nächsten Morgen ließen wir uns vom Marina-Boot an Land bringen. Diesen Service bieten viele Marinas in dieser Region an, aber bisher hatten wir ihn nie genutzt. Dietmar befürchtete auch schon Kratzer im wunderschönen, neuen Lack der CESARINA, als die junge Dame mit dem Motorboot Kurs auf unser Boot nahm. Aber gekonnt brachte sie ihr Gefährt mit einem Abstand von 10 cm längsseits zum Stehen und wir konnten bequem übersteigen :-). Der Weg war recht weit und vom Vortag stand noch recht viel Welle in der Bucht. Das wäre mit dem Dinghi sicher eine nasse Angelegenheit gewesen. Im Marinabüro bekamen wir eine Mooring in der für uns passenden Tiefe fast direkt vor der Marina zugewiesen und so parkten wir erst einmal um. Jetzt konnten wir wieder unser Dinghi benutzen und waren flexibel und zeitlich unabhängig.

Mit dem Taxi machten wir uns auf den Weg nach Mystic. Das „Seaport Museum“ ist ein großes Gelände, das fast den gesamten alten Hafen und das ehemalige Dorf umfasst. Bei strahlend schönem Sonnenschein gab es viel zu entdecken.

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Nach dem Museum machten wir noch einen kurzen Abstecher ins Örtchen Mystik, das sehr hübsch, aber auch sehr touristisch war. Zum Abendessen hatten wir noch einmal eine Verabredung mit Elias, der es sich nicht nehmen ließ, den weiten Weg von Boston aus zu uns zu fahren, nur um mit uns den Abend zu verbringen. Bei hervorragendem Essen und leckeren Cocktails verbrachten wir einen lustigen letzten Abend. Schade, dass es vorerst der letzte sein würde. Wir werden seine Gesellschaft wirklich vermissen, aber das ist ja der übliche Langfahrtsegler-Alltag 🙁

Am nächsten Morgen waren wir mit Ted und Karen verabredet. Die beiden sind Freunde unseres englischen Freundes Tom und hatten sich heute für uns Zeit genommen.

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Nach einer Besichtigung der CESARINA, die bei den beiden Seglern sehr gut ankam, zeigten sie uns eine paar sehr schönen Ecken in und um New London. Krönender Abschluss war die Besichtigung des Atom-U-Bootes Nautilus und einer ganz besonderen Führung von Ted, der selber viele Jahre als Navigator auf U-Booten gedient hatte. Heute ist er als Künstler aktiv und deshalb kamen wir in den Genuss, den Samstagabend in einer ganz interessanten Runde auf einer Party zu verbringen. Tolle Gespräche und Unmengen leckeren Essens machten den Abend für uns unvergesslich.

Den Sonntag verbummelten wir in Mystic und trafen die letzten Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt nach New York. Wie so oft war das Wetter der Meinung, dass wir besser wieder zurück nach Norden segeln sollen :-(. Da aber die nächsten Tage nur wenig Gegenwind angesagt war, sollte es morgen trotz ungünstiger Segelwinde für uns weiter gehen.

Zeitreise

Der Wind war uns irgendwie im Moment nicht besonders hold. Entweder zu viel davon oder auf die Nase oder eben gar kein Wind. So empfanden wir „keinen Wind“ paradoxer Weise schon als „optimales Segelwetter“ und machten uns schon früh auf die Socken. Der Tag auf dem Wasser war wirklich angenehm. Keine steilen Wellen gegen an und ganz viel Sonnenschein.

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Am frühen Nachmittag liefen wir in die Bucht von Newport ein. Als wir völlig entspannt um die nächste Felsnase fuhren, sahen wir in der Ferne zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Was wollten die denn da?

Wir suchten uns eine Mooring im riesigen inneren Hafenbecken und machten uns erstmal auf den Weg an Land. Uns stand ganz eindeutig nach den letzten, eingewehten Tagen der Sinn nach einer schönen heißen Dusche und einen anschließenden Willkommens-Kaffee. Schon die Suche nach dem städtischen Dinghi-Dock gestaltete sich schwierig. Mehr als zehn verschiedene Marinas säumten das Ufer. Öffentlich sah eigentlich keine davon aus. Irgendwann war es uns dann auch egal und wir machten beim Newport Yacht Club fest. Der Dockmaster erklärte uns sehr nett, wo wie den Hafenmeister finden würden. Der könnte uns bei all unseren Fragen sicher weiterhelfen. Aber heute sollte irgendwie der Tag der „erfolglosen Suchen“ sein. Wir fanden zwar das Hafenmeistergebäude, aber nicht den Hafenmeister. Dann fragten wir uns weiter durch, denn es gab wohl in der Stadt ein „Mariner Center“, mit allem, was sich der Segler so wünscht. Das fanden wir dann auch, aber es wird immer am Ende der Saison (seit gestern) geschlossen. Mittlerweile war es fast sechs Uhr und wir waren von der ersehnten Dusche und dem Kaffee immer noch weit entfernt. Genervt machten wir uns auf dem Rückweg. Während Dietmar noch eben schnell Brot für das Frühstück besorgte, traf ich zufällig auf den Hafenmeister. An dem waren wir zuvor schon einmal vorbei gelaufen. Der gute Mann machte nämlich den Transfer-Service für die Kreuzfahrer. Immerhin konnte er uns etwas weiter helfen. Duschen gab es noch an einer anderen Stelle direkt im Stadtzentrum. Die schlossen aber schon um 18 Uhr die Pforten. Das Timing heute war wirklich überzeugend 🙁 Auch unsere Mooring konnten wir bei ihm nicht bezahlen. Die gehörte wohl jemand anderem. Aber immerhin bekamen wir den Tipp, wegen der Duschen doch einmal beim Yacht Club anzufragen und den Chef dort freundlich von ihm zu grüßen. Und das funktioniere dann letztendlich auch. Gegen sieben Uhr machten wir uns sauber aber ohne Kaffee auf den Weg zurück zum Boot. Für heute hatten wir erstmal genug von Newport.

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Der nächste Tag sollte uns aber für den misslungenen Start entschädigen. So erschien der Eigentümer unserer Mooring und knöpfte uns tatsächlich 60 Dollar pro Nacht dafür ab. Alter Schwede, dagegen ist ja Boston ein echtes Schnäppchen gewesen. Und das sogar inklusive einer heißen Dusche. Wir waren beeindruckt, aber was sollte es. Mit seiner Beschreibung fanden wir das öffentliche Dinghi-Dock und starteten dann von dort aus unseren Ausflug auf die andere Seite der Landzunge zum Cliffwalk.

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Die Straßen waren gesäumt von wirklich prächtigen Häusern und je weiter wir gingen, desto besser wurde es. Nach einem kurzen Spaziergang am Cliff entlang mit beeindruckender Landschaft und dem Meer auf der einen und den herrschaftlichen Häusern auf der anderen Seite, erreichten wir unser Ziel: „The Breaker`s“, das größte und wahrscheinlich auch prächtigste aller Häuser. Das wollten wir gern besichtigen.

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Mit gut 70 Zimmern und zusätzlichen 20 Badezimmern war es für ein Sommerhaus, das nur wenige Monate im Jahr genutzt wurde doch recht großzügig gehalten. Genau wie die anderen Häuser der Reichen und Mächtigen des Landes des 18. Jahrhunderts, die nach Newport vor der Sommerhitze New Yorks flohen.

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Dietmar hatte nach einem Palast genug von als der Pracht und wollte sich lieber noch ums „Alltaggeschäft“ kümmern. Newport ist nämlich auch ein Segelsportzentrum, im dem man ein paar wunderschöne Geschäfte für Bootszubehör findet. Ich gestaltete den restlichen Nachmittag als Schloss-Marathon, denn es konnten noch vier weitere Paläste besucht werden:

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„Rosechliff“

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„Marble House“

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„Chateau sur Mer“

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und „The Elms“. Gut das wir nicht im Sommer gekommen waren, da wären alle elf Häuser geöffnet gewesen. Das hätte ich nie geschafft :-).

 

Just in Time

Unseren kurzen Ausflug nach Martha´s Vineyard hatten wir so geplant, dass wir die für Sonntagnacht angekündigten Ausläufer von Matthew sicher hinter der Hurrikan-Barriere in New Bedford verbringen wollten. Deshalb ging es dann auch am Sonntag zeitig zurück. Schon um halb acht machte Dietmar die Leine von der Mooring los und wir motorten in Richtung Woods Hole. Im strömenden Regen hatte auch diese wirklich bezaubernde Insel keine besondere Anziehungskraft mehr auf uns 🙂

Ganz „Gentleman like“ stellte sich der Kapitän in dem Regen ans Steuer und ich durfte die Überfahrt im Trockenen verbringen 🙂 Er kann schon wirklich charmant sein, der Herr Henke 🙂 Nach einer halben Stunde empfingen wir über Funk erschreckende Nachrichten: „Yacht in Wood Hole auf Grund gelaufen“. Die Armen, so etwas wünscht man ganz sicher keinem 🙁 . Aber musste das ausgerechnet heute sein? Da mussten wir doch jetzt auch durchfahren. So beschlossen wir erst einmal abzuwarten und fuhren mit verminderter Geschwindigkeit weiter auf unser Ziel zu. Wir verfolgten weiterhin den Funkverkehr. Die Coast Guard war schon unterwegs und bald waren die Helfer vor Ort. Die Bergung dauerte aber eine ganze Weile und wie auch der restliche Schiffsverkehr fuhren wir langsam an der Unfallstelle vorbei. Eine kleinere Segeljacht wurde von der starken Strömung auf die Steine getrieben. Das konnten wir gut nachvollziehen, denn die Ecke war wirklich kniffelig. Deshalb hatten wir ja heute auch zur Durchfahrt genau den Zeitpunkt gewählt, an dem die Tide umschlug und fast keine Strömung mehr vorhanden war. So kamen wir trotz der Behinderung gut auf der anderen Seite an und motorten zügig weiter nach New Bedford.

Als wir endlich den Hafen erreichten, pfiff der Wind schon ganz schön ordentlich und der Regen war auch nicht weniger geworden. Ich schlüpfte sehr widerwillig in mein Ölzeug und gemeinsam machten wir die CESARINA an einer Mooring fest. Dann schnell rein ins Trockene und die Heizung anwerfen. Bis morgen Abend war keine Wetterbesserung in Sicht und wir machten es uns an Bord gemütlich.

Der nächste Tag war dann immerhin trocken, aber der Wind blies noch zum Teil mit mehr als 30 Knoten. Da war an einen Landgang mit dem Dinghi nicht zu denken, wenn man nicht klatschnass in der Marina ankommen wollte. Aber an Bord gibt es ja immer genug zu tun und auch ein solcher Tag geht irgendwie vorbei. Morgen wollten wir einen weiteren Schritt in Richtung Westen machen und nach Newport segeln.

Cape Cod und Martha‘s Vineyard

Nachdem am nächsten Morgen endlich feststand, dass Matthew uns mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in Frieden lassen würde, konnten wir erleichtert die nächsten Tage planen. Heute waren wir noch einmal mit Elias verabredet, der sich von Boston aus zu uns auf den Weg gemacht hatte. Er wollte uns ein paar schöne Ecken auf Cape Cod zeigen und für kundige Reiseführer waren wir wie immer sehr dankbar.

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Nach einem Stopp in Woods Hole ging es an den Strand, den wir jetzt in der Nachsaison fast für uns allein hatten. Trotz der herbstlichen Temperaturen gab es tatsächlich eine scheinbar extrem abgehärtete Schwimmerin, die sich bei den Temperaturen ins Wasser traute. Mir klapperten schon bei ihrem Anblick die Zähne.

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Wir folgten der Küste und an einem anderen Strandabschnitt fanden wir einige Panzer von den schon rein optisch sehr fossil aussehenden Horseshoe Crabs – Pfeilschwanzkrebse. Diese wundersamen Krebse sind schon viel länger als wir auf dieser Erde zuhause, fast 450 Millionen Jahre, und gehören zu den beiden auf der Erde existierenden tatsächlich blaublütigen Lebewesen. Wir fanden leider nur tote Exemplare, die an den Strand angespült worden waren. Manche davon hatten eine ziemlich beachtliche Größe.

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Leider beendete irgendwann der Sonnenuntergang unseren Ausflug, obwohl noch so viel mehr zu entdecken gewesen wäre. Im Dunkeln war die Landschaft dann aber nicht mehr besonders aussagekräftig 🙂

Heute Abend wurden im Fernsehen die nächsten Spiele der Play-Offs im Baseball übertragen. Elias wollte das Spiel nicht verpassen und wir waren wieder mit von der Partie. Nach unserer ersten Baseball-Erfahrung waren einfach noch zu viele Fragen offen 🙂 In New Bedford fanden wir eine Sportsbar, in der noch ein Plätzchen vor einem großen Bildschirm für uns frei war. So konnten wir im Warmen und Trockenen ganz entspannt dem Spiel folgen und langsam kam etwas mehr Licht in die Dunkelheit. Als das Spiel nach neun Innings zu Ende ging, hatten die Red Sox zwar verloren, für uns war es aber trotzdem ein gelungener Abschluss eines tollen Tages 🙂

Als wir dann endlich nach einer langen und kalten Dinghifahrt quer durch die Bucht wieder auf der CESARINA eintrudelten, war es schon deutlich nach Mitternacht. Gut, dass unser nächstes Ziel für morgen nur ein Katzensprung entfernt lag. Somit konnten wir entspannt ausschlafen 🙂

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Der Weg nach Martha’s Vineyard betrug nur knapp 20 Meilen, aber er führte durch ein Nadelöhr, das wir gestern schon von Land aus bestaunt hatten. Vor Woods Hole führt ein schmales und gut betontes Fahrwasser zwischen den Inseln hindurch. Soweit war alles gut, aber die Tide machte die Durchfahrt ziemlich kitzelig, da Strömungen mit einer Stärke von bis zu vier Knoten auftreten können. Da war dann ein ordentliches Timing gefragt, um die Stelle möglichst sicher zu passieren. Aber die Strömungen waren gnädig mit uns Spätaufstehern und wir wurden sehr schnell aber auch ohne Probleme durch die Enge praktisch „hindurchgespült“. Und zwar so schnell, dass wir uns für den Rückweg vornahmen, lieber den Zeitpunkt ohne Strömung (Stillwasser) zu nutzen. Das würde dann sicher deutlich entspannter über die Bühne gehen. Jetzt waren wir aber sicher auf der anderen Seite angekommen und knapp eine Stunde später machten wir an einer Mooring vor dem Wellenbrecher in Vineyard Haven fest.

An Land erklärte uns der Hafenmeister, dass er uns für diese Moorings in der Nachsaisons nichts berechnet werde. Sehr schön 🙂 und Duschen gab es im Hafenmeistergebäude auch. Die waren zwar nicht so besonders einladend, aber immerhin gab es heißes Wasser.

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Erfrischt machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Alles war sehr idyllisch. Wir entdeckten viele Geschäfte und Restaurant und es gab sogar ein Kino. Unsere Überlegung, für den nächsten Tag ein Auto zu mieten, um den Rest der Insel einfach und bequem erkunden zu können, löste sich nach dem vierten und damit auch letzten Autovermieter in Luft auf. Alles war ausgebucht, denn es war langes Wochenende. Am zweiten Montag im Oktober ist Columbus Day. Wenn wir das nur schon vorher gewusst hätten.

Aber auch ohne Auto kommt man auf dieser Insel bequem von A nach B. Es gibt auch in der Nachsaison ein gut funktionierendes Bussystem und so standen wir am Samstagmorgen pünktlich an der Bushaltestelle. Erster Stopp war Oak Bluff. Dieser Ort ist für seine Lebkuchenhäuser bekannt. So nennen die Amerikaner die reich verzierten kleinen Ferienhäuser, die noch aus dem 18. Jahrhundert stammen. Genau wie das älteste Karussell der USA, das in der Nähe des Piers zu finden ist.

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Edgar Town war unsere nächste Station. Hier sah es ganz anders aus: Weiße, prachtvolle Gebäude soweit das Auge reicht.

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Der letzte Stopp unserer Inselrundreise brachte uns der schönen und bizarren Natur der Insel etwas näher. Im Südwesten erstreckten sich lange Strände mit wunderschönen Klippen und ganz am Ende durfte ein weiterer beeindruckender Leuchtturm in unserer Sammlung nicht fehlen.

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Wohin???? Matthew macht uns ganz verrückt

Dieser Hurrikan war schon eine ganz große Nummer und hielt nicht nur die Karibik, sondern auch die Ostküste der USA in Atem. Eigentlich wollten wir ja schon letzten Samstag weiter Richtung Süden segeln, aber einem so gewaltigen Sturm entgegenzufahren, erschien uns irgendwie nicht besonders sinnvoll. Jetzt sah es so aus, als würde er es tatsächlich fast bis nach Maine schaffen. Dann wären wir in Boston an unserer Mooring mit U-Bahn-Anschluss sicher nicht gut untergebracht. Somit entschieden wir uns am Montagmorgen, dass es Dienstag weiter in Richtung Süden gehen sollte. Wir wollten vorbereitet sein und auf das großzügige Angebot von Steve zurückgreifen und an seiner Hurricane-Mooring in New Bedford festmachen. Dort würden im Falle des Falles die großen Tore der Hurricane-Barriere geschlossen und wir wären dort gut und sicher untergebracht. Und falls sich Matthew doch anders entscheiden sollte, wären wir halt schon ein Stückchen weiter nach Süden gesegelt und könnten dort die Gegend unsicher machen.

So nutzten wir den Montag und den lang erhofften Sonnenschein noch zu einem Ausflug zur Trinity Church. Diese ist aber leider immer montags geschlossen. Jetzt habe ich es wirklich drei Mal versucht! Dann soll es wohl nicht sein. Aber die öffentliche Bücherei gegenüber hat geöffnet und war ganz sicher auch einen Besuch wert.

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Auf dem Rückweg versorgten wir uns noch mit besonderen Leckereien, die unser Bostoner Supermarkt so im Angebot hatte und fuhren schwer beladen mit der Subway zurück. Dietmar übernahm großzügig das Verstauen der Einkäufe, damit ich noch einen kleinen Fotoausflug machen konnte.

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Zurück in der Marina noch schnell einmal Wäsche waschen, währenddessen duschen, dann klar Schiff machen und wir waren reisefertig.

Schon morgens um sechs klingelte der Wecker, denn um direkt bis nach New Bedford durchsegeln zu können, bedeutet früh aufzustehen. Über 80 Meilen Seeweg und der Cape Cod Kanal lagen vor uns. Als es um halb sieben endlich dämmerte, düsten wir los. Der Weg hinaus aus Boston erwies sich als wirklich beschwerlich, da wir gegen Wind und Strömung ankämpfen mussten. Mir schlug das ganze mal wieder etwas auf den Magen und ich verzog mich unter Deck, um noch etwas Nachtschaf nachzuholen. Draußen in der Bucht pfiff es dann zwar auch noch ganz schön, aber unter Segeln ging es auf direktem Weg zur Kanaleinfahrt mit mehr als sieben Knoten Speed. Jetzt zeigte sich auch unser gutes Timing, denn im Kanal war die Strömung mit uns und auf dem Plotter standen plötzlich Geschwindigkeiten von mehr als 10 Knoten. Das letzte Stück nach dem Kanal wurde dann wieder ähnlich ungemütlich wie der Start am Morgen. Jetzt kam die kleine steile Welle genau von der Seite und bescherte uns die eine oder andere Dusche. In den Schränken im Schiff wurde auch wieder alles neu sortiert. Hatte ich das jetzt besonders vermisst??? Eigentlich nicht.

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Als wir gegen fünf Uhr die Hurricane-Barriere von New Bedford passierten, lag das von Steve beschriebene Mooringfeld direkt auf der linken Seite. Hier war es herrlich ruhig und wir näherten uns langsam der besagten Mooring. Obwohl wir vorgewarnt wurden, blieb uns fast das Herz stehen: 3 Meter – 2,8 Meter – 2,6 Meter – 2,2 Meter. Direkt an der Mooring steckten wir sanft und sicher im Schlamm fest. Jetzt nur noch die Leine belegen – fertig 🙂 Mal sehen, ob wir bei Hochwasser wieder schwimmen werden. Für heute Abend war es uns echt egal, denn der Tag ist lang und anstrengend gewesen. Das sah auf jeden Fall nach einer sehr ruhigen Nacht aus. Kein Schaukeln, keine Subway. Mal sehen, ob wir in der Stille überhaupt schlafen können.

Schon in der Nacht hatten wir mitbekommen, dass sich unsere CESARINA aus dem Schlamm befreit hatte und ganz sanft vor sich hin schaukelte. Tief war es hier wirklich nicht. Aber da die Hurricane-Barriere bei Hochwasser geschlossen werden würde, falls Matthew es bis hier hinaus schaffen sollte, hatten wir wenig Sorgen. Erst einmal machten wir das Dinghi klar und fuhren an Land. New Bedford empfing uns nicht mit besonders viel Charme. Eher sah es hier sehr einsam und unbewohnt aus. Viele Geschäfte standen leer, aber irgendwann fanden wir dann doch das gesuchte nette Café. Dafür waren die Preise eine sehr angenehme Überraschung und auf dem Rückweg zum Hafen führte uns unser Weg durch die historische Altstadt mit dem Whaling Museum. Und das war ein wirklicher Hochgenuss, den wir hier gar nicht erwartet hatten.

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Auf dem Rückweg zur CESARINA machten wir noch eine kleine Hafenrundfahrt im Sonnenuntergang, vorbei an den ganzen Fischerbooten und unserem „privaten“ Leuchtturm. Die Stimmung war wirklich idyllisch. Wer mochte da noch an einen Hurrikan denken?

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