Archiv für den Tag: 5. Oktober 2016

Wohin???? Matthew macht uns ganz verrückt

Dieser Hurrikan war schon eine ganz große Nummer und hielt nicht nur die Karibik, sondern auch die Ostküste der USA in Atem. Eigentlich wollten wir ja schon letzten Samstag weiter Richtung Süden segeln, aber einem so gewaltigen Sturm entgegenzufahren, erschien uns irgendwie nicht besonders sinnvoll. Jetzt sah es so aus, als würde er es tatsächlich fast bis nach Maine schaffen. Dann wären wir in Boston an unserer Mooring mit U-Bahn-Anschluss sicher nicht gut untergebracht. Somit entschieden wir uns am Montagmorgen, dass es Dienstag weiter in Richtung Süden gehen sollte. Wir wollten vorbereitet sein und auf das großzügige Angebot von Steve zurückgreifen und an seiner Hurricane-Mooring in New Bedford festmachen. Dort würden im Falle des Falles die großen Tore der Hurricane-Barriere geschlossen und wir wären dort gut und sicher untergebracht. Und falls sich Matthew doch anders entscheiden sollte, wären wir halt schon ein Stückchen weiter nach Süden gesegelt und könnten dort die Gegend unsicher machen.

So nutzten wir den Montag und den lang erhofften Sonnenschein noch zu einem Ausflug zur Trinity Church. Diese ist aber leider immer montags geschlossen. Jetzt habe ich es wirklich drei Mal versucht! Dann soll es wohl nicht sein. Aber die öffentliche Bücherei gegenüber hat geöffnet und war ganz sicher auch einen Besuch wert.

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Auf dem Rückweg versorgten wir uns noch mit besonderen Leckereien, die unser Bostoner Supermarkt so im Angebot hatte und fuhren schwer beladen mit der Subway zurück. Dietmar übernahm großzügig das Verstauen der Einkäufe, damit ich noch einen kleinen Fotoausflug machen konnte.

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Zurück in der Marina noch schnell einmal Wäsche waschen, währenddessen duschen, dann klar Schiff machen und wir waren reisefertig.

Schon morgens um sechs klingelte der Wecker, denn um direkt bis nach New Bedford durchsegeln zu können, bedeutet früh aufzustehen. Über 80 Meilen Seeweg und der Cape Cod Kanal lagen vor uns. Als es um halb sieben endlich dämmerte, düsten wir los. Der Weg hinaus aus Boston erwies sich als wirklich beschwerlich, da wir gegen Wind und Strömung ankämpfen mussten. Mir schlug das ganze mal wieder etwas auf den Magen und ich verzog mich unter Deck, um noch etwas Nachtschaf nachzuholen. Draußen in der Bucht pfiff es dann zwar auch noch ganz schön, aber unter Segeln ging es auf direktem Weg zur Kanaleinfahrt mit mehr als sieben Knoten Speed. Jetzt zeigte sich auch unser gutes Timing, denn im Kanal war die Strömung mit uns und auf dem Plotter standen plötzlich Geschwindigkeiten von mehr als 10 Knoten. Das letzte Stück nach dem Kanal wurde dann wieder ähnlich ungemütlich wie der Start am Morgen. Jetzt kam die kleine steile Welle genau von der Seite und bescherte uns die eine oder andere Dusche. In den Schränken im Schiff wurde auch wieder alles neu sortiert. Hatte ich das jetzt besonders vermisst??? Eigentlich nicht.

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Als wir gegen fünf Uhr die Hurricane-Barriere von New Bedford passierten, lag das von Steve beschriebene Mooringfeld direkt auf der linken Seite. Hier war es herrlich ruhig und wir näherten uns langsam der besagten Mooring. Obwohl wir vorgewarnt wurden, blieb uns fast das Herz stehen: 3 Meter – 2,8 Meter – 2,6 Meter – 2,2 Meter. Direkt an der Mooring steckten wir sanft und sicher im Schlamm fest. Jetzt nur noch die Leine belegen – fertig 🙂 Mal sehen, ob wir bei Hochwasser wieder schwimmen werden. Für heute Abend war es uns echt egal, denn der Tag ist lang und anstrengend gewesen. Das sah auf jeden Fall nach einer sehr ruhigen Nacht aus. Kein Schaukeln, keine Subway. Mal sehen, ob wir in der Stille überhaupt schlafen können.

Schon in der Nacht hatten wir mitbekommen, dass sich unsere CESARINA aus dem Schlamm befreit hatte und ganz sanft vor sich hin schaukelte. Tief war es hier wirklich nicht. Aber da die Hurricane-Barriere bei Hochwasser geschlossen werden würde, falls Matthew es bis hier hinaus schaffen sollte, hatten wir wenig Sorgen. Erst einmal machten wir das Dinghi klar und fuhren an Land. New Bedford empfing uns nicht mit besonders viel Charme. Eher sah es hier sehr einsam und unbewohnt aus. Viele Geschäfte standen leer, aber irgendwann fanden wir dann doch das gesuchte nette Café. Dafür waren die Preise eine sehr angenehme Überraschung und auf dem Rückweg zum Hafen führte uns unser Weg durch die historische Altstadt mit dem Whaling Museum. Und das war ein wirklicher Hochgenuss, den wir hier gar nicht erwartet hatten.

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Auf dem Rückweg zur CESARINA machten wir noch eine kleine Hafenrundfahrt im Sonnenuntergang, vorbei an den ganzen Fischerbooten und unserem „privaten“ Leuchtturm. Die Stimmung war wirklich idyllisch. Wer mochte da noch an einen Hurrikan denken?

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