Archiv für den Monat: Juli 2014

Da war doch noch was?!

Irgendetwas war heute Morgen anders als sonst. Die Sonne strahlte irgendwie heller, die Luft war angenehm weich und die 24° C fühlten sich wunderbar warm an. Wir sind in Spanien! Das Wetter gab sich redliche Mühe und zeigte sich von seiner besten Seite. Sofort kam Urlaubsfeeling auf.

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Wie immer nach einer Nachtfahrt oder längeren Schlägen, ließen wir den Tag gemütlich angehen. Irgendwie war heute ja auch ein ganz besonderer Tag: Unser erster Urlaubstag in einem neuen Land! Oder war da noch etwas anderes? Erst nach einer netten Mail unseres Trauzeugen Hartmut fiel der Groschen. Natürlich, ….. unser Hochzeitstag! Diesen Tag zu vergessen, wäre mir in Deutschland wahrscheinlich nicht passiert J Ganze neun Jahre halten wir es nun schon miteinander aus. Gut, dass wir es diesmal beide vergessen haben. So konnte der Tag ganz entspannt seinen Lauf nehmen 🙂

Zuerst mussten wir aber die Formalitäten erledigen und den Kurs für unseren Liegeplatz verhandeln. Denn hier sind die Liegeplatzgebühren Verhandlungssache. Dieses nette Geheimnis verriet uns Freund Martin von der SY GANESCHA. Martin ist in Sachen „Verhandeln“ ein ganz harter Hund. Für sich und seine Freunde (dazu zählen wir Gott sei Dank auch) hatte er schon vor zwei Wochen den Super-Spar-Preis ausgehandelt. So war also klar, eine Woche La Coruna im Sonderangebot für…. (das verraten wir lieber nicht).

Schon seit dem Morgen stand die Position der SY MENTOR unter meiner ständigen Beobachtung über www.marinetraffic.com. Natürlich wollten wir unseren Freunden auch die Leinen abnehmen, wenn sie La Coruna erreichen. Den optimalen Platz bei uns an Steg hatte ich schon gesichtet, jetzt musste ich die SY MENTOR nur noch dorthin lotsen. Im Zeitalter des UKW-Funks sollte das ja kein Problem sein. Da ja Funken eher Dietmars Bereich ist, der ja für sein Leben gern quatscht, stand ich dem Funkgerät noch etwas skeptisch gegenüber. Auch nach mehrfachen Anrufen auf Kanal 16 bekam ich aber keine Antwort. Ok, dann ein Versuch mit dem Handfunkgerät. Wieder nichts…. Die letzte Möglichkeit war dann das Handy. Keine Verbindung! Wenn einen also die Technik im Stich lässt, hilft nur eines: Hinaus zur Hafeneinfahrt laufen und winken. Das funktioniert immer 😉 So dirigierte ich die MENTOR in die richtige Richtung, und sprintete zu unserem Steg zurück, so schnell mich die Flip-Flops trugen. Der Plan ging auf und die Beiden wurden wie geplant am Steg empfangen.

Am Nachmittag standen uns Martin und Violetta als ortskundige Führer bei unserer ersten Erkundungstour per Rad zur Seite. Die Beiden lagen schon seit 2 Wochen mit Ihrer SY GANESCHA in der Marina und kannten die Innenstadt wie Ihre Westentasche. Mit dem Fahrrad klapperten wir die wichtigsten Stationen ab und begannen damit am Stadthafen. Dort schauten wir kurz bei der SY AMAZONE vorbei, die am nächsten Morgen weiter Richtung Süden segeln wollte. Nach einem herzlichen Wiedersehen mussten die beiden los und noch die letzten Einkäufe erledigen.

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So radelten wir weiter zum besten Elektronikgeschäft, zum besten Yachtausrüster, zum besten Bäcker und natürlich zum besten Supermarkt – alles SY GANESCHA qualitätsgetestet. Nordspanien ist für uns auch aus anderem Grund attraktiv. Die Lebensmittelpreise sind für deutsche Verhältnisse unglaublich niedrig. So füllten wir unsere Rucksäcke mit allem, was man für einen ordentlichen Grillabend benötigt. Kurze Zeit später bruzzelten schon die ersten Steaks auf dem COB-Grill am Steg vor dem Liegeplatz der SY GANESCHA. Die erste Flasche Wein, die schon seit Flensburg auf unser Wiedersehen wartete, wurde geköpft und einem lustigen Abend stand nichts mehr im Wege.

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Die Biskaya

„Die Biskaya, auch Golf von Biskaya genannt, ist eine Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich von Galicien bis zur Bretagne entlang der Nordküste Spaniens und der Westküste Frankreichs erstreckt. Dieses Seegebiet ist für schlechtes Wetter, starke Stürme und extremen Seegang bekannt.“ (Zitat Wikipedia)

Das hört sich doch mal sehr vielversprechend an….. Genau das, was nach man sich nach einer zweiwöchigen Segelpause so wünscht. Im Brest hatten wir nach meinem Heimaturlaub noch mehrere Tage entspannten Landurlaub genossen.

Aber am Sonntag war es dann soweit: Ein optimales Wetterfenster für die Biskaya tat sich auf. Drei bis vier Tage stabiler Nordwind, der sogar auf Ost drehen sollte in einer angenehmen Stärke von maximalen 5 Beaufort, in Böen bis 6. Außerdem viel Sonnenschein und wenig Regen. Das hörte sich perfekt an.

Der Samstag stand somit komplett im Zeichen der Reisevorbereitung. Da wir zusammen mit der SY MENTOR auslaufen wollten, aber Waltraud und Wolfang erst am Samstagabend gegen elf Uhr wieder in Brest eintreffen würden zogen wir morgens los, um diesmal gleich zwei Kühlschränke ordentlich aufzufüllen. Brests Supermärkte bieten den Seglern da einen besonderen Service: Ein kurzer Anruf genügt und man wird kostenlos mit dem Auto am Yachthafen abgeholt und nach dem Einkauf auch wieder zurückgebracht. So konnten wir hemmungslos ein letztes Mal französische Leckereien bunkern. Mal sehen, ob wenigstens ein Teil davon die spanische Küste erblicken würde oder doch schon auf dem Weg dem Skipper zum Opfer fallen würde.

Nachdem das Essen für drei Tage ordentlich vorgekocht im Kühlschrank stand, wurden noch die letzten Emails beantwortet und die Internetseite auf Stand gebracht. Gegen elf klopfte die Besatzung der SY MENTOR noch kurz an unsere Rehling. Die Crew war gut aus Hamburg zurück gekommen und wir verabredeten uns für den nächsten Morgen um halb neun.

So machten wir uns am Sonntag Morgen auf die Reise und ließen uns vom Strom durch die Meerenge vor Brest ziehen. Fast 10 Knoten über Grund zeigte unsere Logge an. Bei 350 Seemeilen Weg die vor uns lagen, war das natürlich ein schöner Anfang. Draußen auf dem offenen Wasser verließ uns leider die Strömung und auch der versprochene Wind ließ wieder auf sich warten. In der morgendlichen Funkrunde hörten wir, dass sich die SY LONI III mit Eckhardt und Ilona schon seit neun Uhr auf dem Weg von Camaret nach La Coruna befanden. Sie waren schon 7,5 Seemeilen auf dem gleichen Kurs voraus. Das weckte natürlich den Rennfahrer in meinem Kapitän. Jetzt gab es kein Halten mehr. So setzten wir den Parasailor und nahmen Verfolgung auf. Da aber die Detailplanung im Eifer des Gefechtes etwas auf der Strecke geblieben war, leider etwas zu früh. Denn der vom Skipper angelegte Kurs von 210° hätte uns direkt auf eine Untiefe vor der französischen Küste geführt. So musste der arme Parasailor seinen ersten „Am-Wind-Kurs“ erleben, den er gutmütig über sich ergehen ließ. Aber über die erreichte Geschwindigkeit wollen wir lieber schweigen. 😉

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350 Seemeilen sind schon eine ordentlich lange Strecke. Wir hofften, sie bei gutem Wind in zweieinhalb Tage zu segeln. Die Biskaya-Welle schaukelte uns recht ordentlich durch und der Wind nahm wie versprochen weiter an Stärke zu.

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Mehrfach besuchten uns Delfine und spielten in unserer Bugwelle.

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Im Großen und Ganzen betrachtet war die Überfahrt angenehm ruhig und stressfrei (keine größeren bösen Überraschungen). Durch regelmäßige Funkrunden blieben wir im Kontakt mit der SY LONI III, die immer noch vor uns segelte. Den Kontakt zur SY MENTOR verloren wir leider am zweiten Tag, als der Abstand zwischen uns zu groß wurde und die Reichweite des UKW Funkgerätes überschritten wurde.

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Nachdem wir in der ersten Nacht trotz diverser Segelwechsel nur wenig Boden gut gemacht hatten, konnten wir in der zweiten Nacht dank voller Segelgarderobe sehr zur Überraschung der SY LONI 3 ZWÖLF Seemeilen näher aufrücken! Unser Ziel rückte immer näher und gegen Mittag des dritten Tages kam die spanische Küste in Sicht.

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Da die SUMMER ruhig und zuverlässig unter Autopilot lief nutzten wir die Zeit, um unsere Ankunft optimal vorzubereiten. So wurde die Küche aufgeräumt und gespült, die Betten frisch bezogen und die beiden Seefahrer machten sich landfein.

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Gegen neun Uhr nahmen unsere Freunde Martin und Violetta von der SY GANESCHA in La Coruna die Leinen über. Frisch geduscht und erstaunlich entspannt konnten wir wirklich Eindruck schinden. Unseren ersten Abend auf dem spanischen Festland ließen wir an Bord der SY GANESCHA bei leckerem Thunfisch und Salat noch gemütlich ausklingen, bis dann doch irgendwann die Müdigkeit überhand nahm. Schön wenn man gute Freunde hat!

 

 

 

 

Frau Capitana, ein räudiger Freund und ein U-Boot für Männer

Fünf Tage ist es jetzt her, dass sich das Leben an Bord wieder radikal geändert hat. Die Chefin hat nach Ihrer Rückkehr wieder das Ruder übernommen. Vorbei sind die Zeiten des Lotterlebens! Auch die genüssliche Eintönigkeit in der Zusammensetzung des Kühlschrankinhaltes bestehend aus Joghurt, Spiegelei, Lindt Schokolade braun/weiß und 3 verschiedenen Sorten Anlegerbier ist einem weitaus variantenreicheren Angebot aus Hasenfutter (Salaten), Gemüse Käse, Wurst usw. gewichen. Auch die Ruhezeiten sind von 02.00 Uhr morgens auf gutbürgerliche 23:30 vorverlegt worden. Einen Ausreißer hat es noch gegeben, das war ein netter Grillabend mit Ralf, Kerstin und den beiden erwachsenen „Kindern“ von der SY LOTHLORIEN. Gestern früh sind unsere Segelfreunde dann mit hoffentlich guten Winden wieder ein Stück weiter in Richtung Heimat aufgebrochen denn das Ende des Urlaubes rückt auch für die Familie immer näher.
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Eine der außerordentlich sympathischen Erlebnisse und Bekanntschaften, die wir hier machen durften ist die des Herrn Pinguin. Kein Mensch weiß so genau wie es den freundlichen Herren nach Brest verschlagen hat. Jeden morgen begrüßt uns der etwas räudig aussehende Geselle mit einem lautstarken „quaakkk“, dass vom Tonfall her an einen großen Frosch mit Halsschmerzen erinnert. Nach näherer Recherche im Internet hat Katja unseren Freund als „Alk“ und somit als eine Pinguinart identifizieren können. Nur ein Weibchen haben wir noch nicht entdecken können. Ob das aber Glück oder Leid für unseren gefederten Freund bedeutet, weiß nur er allein 🙂

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Seit über einer Woche ist rund um uns herum eine Menge Action geboten. Hunderte von jungen Menschen aller Nationen und sportlicher Erscheinung bringen direkt nebenan täglich Ihre Surfboards zu Wasser und versammeln sich dann auf dem offenen Wasser, um Ihre Wettfahrten auszutragen. Seit über einer Woche werden hier die Weltmeisterschaften im Windsurfen für Jugendliche ausgetragen. Es ist schon toll mit anzusehen, auf welch hohem Niveau hier Wassersport betrieben wird. Natürlich wird hart gekämpft und um Medaillen gerungen. Aber der sportliche Wettkampf steht im Vordergrund und nicht das weltpolitische Geschehen. Abends feiern die jungen Leute aus Frankreich, Japan, Russland, Israel, USA usw. dann miteinander ihre Erfolge in Kameradschaft und Frieden. Klasse! Nicht, dass wir hier in der Zeit, in der wir auf unsere Freunde von der SY MENTOR warten bevor wir zusammen am Sonntag nach La Coruna/Spanien ablegen, unnütz verbracht hätten. Das Motto heißt doch: jeden Tag eine gute Tat, oder? Meine Interpretation daraus war, den örtlichen Yachtausrüstern jeden Tag einen Besuch abzustatten. Erst gestern war ich mal wieder „Freund des Tages“. Man war der Bursche glücklich als der extrem massive Diebstahlschutz für unseren Außenbordmotor in meiner Tasche verschwunden ist. Er sagte wortwörtlich „Man das war heute ein sehr guter Tag für mich“ (frei übersetzt aus dem Französischem). Seine Freude war nicht verwunderlich, denn ich möchte nicht wissen über wie viele Jahre er das Teil (Ladenhüter) schon durch die Inventur geschleppt hat. Zuvor hatte ich noch die Reparatur für den Motor der SY MENTOR und die Liegeplatzgebühren für beide Yachten gelöhnt (bezahlt). Meine Bank wird sich sicherlich einmal wieder wundern, was der Henke so alles mit seiner Kreditkarte treibt. 🙂

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Gestern  Mittag haben wir etwas Geniales gesehen. Ein Mann hat sich zwei „Water Jet Düsen“ unter die Füße geschnallt und ein 80 PS starker Jet-Ski hat mittels einer Schlauchverbindung seinen Wasserstrahl durch die Düsen gedrückt. Der Bursche hat eine Höhe von gut 10 Metern erreicht und sogar damit Saltos geschlagen. Wenn es mir nur nicht immer so gut schmecken würde, würde ich das auch gern einmal probieren. Bei meinem Gewicht, müsste aber ein 130 PS Gerät herhalten 🙂

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Nachmittags waren wir dann noch in Brest und haben die Burg von Brest inklusive Marinemuseum besichtigt. Die Burg war eine sehr massiv ausgebaute Festung, die den von See kommenden Angreifern mächtig Kopfschmerzen bereitet hat.

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Mein persönliches Highlight war ein dort ausgestelltes deutsches U-Boot aus dem 2 Weltkrieg. Es wurden im Jahr 1944 von dem Typ „Seehund“ 600 Stück produziert. Angeblich waren die U-Boote sehr seetüchtig und außerordentlich erfolgreich! Es war 7-8 Tage mit 2 Mann Besatzung und mit 2 Torpedos im Atlantik unterwegs. Das waren Männer!

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Die Steigerung zum „Seehund“ in dritter Potenz war ein schwimmender Torpedo mit einem Mann/Frau Besatzung. Das Teil konnte nicht tauchen und der „Kapitän“ konnte nur durch eine Glaskuppel sein Ziel anvisieren. Wenn er bei seinem Ziel „angeklopft“ hat, war die Nummer für ihn dann auch gelaufen. Hochachtung vor diesen Helden auf See! Diese Boote werden aber leider nicht mehr produziert, sonst hätte ich sicherlich so eines in der „Garage“ stehen. Es gab Zeiten, da hätte ich nur allzu gern einmal bei dem einen oder anderen Kameraden damit „angeklopft“ 🙂 Aber diese Zeiten sind seit gut 7 Monaten vorüber 🙂 Morgen am Sonntag wollen wir es wagen. Geplant ist, dass wir um 9:00 die Leinen loswerfen und zu unserem ersten richtigen „Blauwasser-Abenteuer“ aufbrechen. Mit Kurs 209 Grad verlassen wir Frankreich und segeln direkt über die berühmt/berüchtigte Biscaya (Bay of Biscay) nach La Curuna (Spanien). Wir werden ca. 3 Tage unterwegs sein und zum ersten mal die lange Atlantikwelle unter dem Schiff spüren. Mal sehen, ob uns Delphine begleiten werden und ob der Tiefenmesser bei 3000 – 4000 Metern Wasser unter dem Kiel seinen Dienst quittieren wird 🙂 Die Wetterbedingungen sind gut, die Frau ist gut gestimmt und unsere SUMMER scharrt eh schon mit den Hufen. Wir werden uns noch vorn Herrn Pinguin verabschieden und dann geht die Reise los! Wir melden uns dann wenn wir angekommen sind. Hola!!!

Anglerglück, ein Festmal und viel Anlegerbier

Heute ist schon wieder Sonntag und in zwei Tagen kommt meine Capitana wieder zurück an Bord. Mit jedem weiteren Tag den wir an Bord unserer SUMMER verbringen, rückt auch das „alte Leben“ in weitere Ferne. Das Leben in einem Hafen hat so seine eigene Dynamik und Gesetze. Kein Tag ist wie der andere und ständig ergeben sich neue Bekanntschaften und Perspektiven für die Tagesgestaltung und neuen Reisezielen.
Am vergangenen Freitag war der Höhepunkt des Tages definitiv die Einladung zu einem Festmal von der SY MULINE aus Stralsund. Auf der Speisekarte standen die selbst gefangenen Doraden vom Vortag und der Aal aus unserem Kühlschrank auf dem Programm. Um 15:30 war es dann angerichtet. Skipperin Katja von der MULINE reichte zwei wirklich große Schalen frisch aus dem Backofen mit Fisch, Kartoffeln und Gemüse aus der Pantry hoch an Deck. Die Crew der 11 Meter langen SY MULINE besteht immerhin aus drei Erwachsenen und zwei Kleinkindern. Hochachtung an die Köchin, die in dem mit Petroleum beheizten Ofen ein hervorragendes Essen gezaubert hat! Es gab sogar noch einen leckeren Nachtisch! Abends hatte Katja sogar schon wieder drei Doraden gefangen. Petri Heil! Da habe ich für etliche x Euronen Angelzeug im Vorschiff gebunkert und habe bestimmt den Händler glücklich gemacht aber die Fische werden auf dem Nachbarschiff gefangen 🙂 Das ist wie im richtigen Leben: einer seift kräftig ein und ein anderer rasiert!
Geplagt vom schlechten Gewissen nach dem Blick auf die imaginäre „Honey To Do Liste“ war gestern der Hausmann-Tag. Für ein ausgiebiges Frühstück war nicht viel Zeit denn wer weiß, ob nicht noch ein anderer verwaister Skipper auf die Idee kommen würde, seine Frau mit frisch gewaschener Wäsche beeindrucken zu wollen. Schnell den Wäschesack auf links gedreht und alle weißen T-Shirts von Katja aussortiert. Dann auf`s Klapprad gesprungen und mit dem Zeug zur Waschmaschine gesprintet. Deckel auf,Wäsche rein und 3 Euronen in den Automaten geworfen. Das Problem mit der Programmwahl wurde im Ausschussverfahren getroffen und der Startknopf gedrückt. Nach dem Rauschen des Wassers fiel mir dann noch ein ein, dass da ja noch Waschmittel rein muss. Also rauf auf`s Fahrrad und zurück zum Boot und mit „Persil Flüssig“ unter dem Arm wieder zurück. Gott sei Dank hatte ich einen Knopf mit Vorwaschprogramm gedrückt. Das Ergebnis ließ sich sehen. Zumindest hat alles heftig nach Waschmittel im Boot gerochen was ja wohl so viel zu bedeuten hat, dass alles auch sauber ist, oder?

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Unser Liegeplatznachbar Helgo mit seiner alten Holzyacht „Moby Dick“ aus Viersen hatte eine größere Aufgabe vor sich. Schon am Freitag hatte er begonnen, das Deck mit einer unglaublichen Ausdauer mit dem Dampfstrahler von losen Lackresten zu befreien. Der Lack hatte sich nach dem letzten harten Winter im Wasser buchstäblich in seine Bestandteile zerlegt. Helgo zählt zur Spezies der sogenannten Hardcore-Segler. Er segelt vorzugsweise bei Starkwind und Sturm im Herbst und Winter. Sein Schiff hat keinen festen Hafen und er segelt seit Jahren einfach immer weiter die Küste Richtung Süden entlang wenn er die Zeit dazu hat. Bei einem Smalltalk auf dem Steg und somit einer willkommenen Unterbrechung der anstrengenden Arbeit, verabredeten wir uns für den Nachmittag zu einem Besuch des örtlichen Yachtausrüsters und des Supermarktes. Da Helgo mit seinem VW-Bus angereist war, hatten wir das optimale Transportmittel für unser Vorhaben am Start. Eine einmalige Chance, die sonst in Tüten oder Rucksäcken zu transportierenden schweren Getränke angenehm leicht auf unser Boot zu bekommen. Nach gut einer Stunde im Skipper-Einkaufsparadies (Yachtausrüster) haben einmal wieder einige Euronen den Besitzer gewechselt. Natürlich standen nur die absolut lebensnotwendigsten Investitionen auf der Einkaufsliste 🙂 Dann sind wir schnell noch zum Supermarkt gefahren, um ja nicht einen leeren Kühlschrank zu riskieren. Einkaufen ist Schwerstarbeit! Meine Bewunderung den Damen, die vernunfts- und preisorientiert den vielen Versuchungen wiederstehend, eine ausgewogende Auswahl von Waren zielsicher in dem Einkaufswagen platzieren. Mir fällt das sehr, sehr schwer! Die Kassiererin hat sich auch gar gewundert als dann aus meinem Einkaufswagen 5 Paletten „Anlegerbier“, 3 Paletten Mineralwasser, diverse und viele Fruchtsäfte plus Yoghurts etc. über das Band gelaufen sind. Dafür guckte mich Helgo ziemlich schräg an. Hatte ich ihm wie auch den anderen Segelfreunden doch lang und breit erzählt, daß ich Alkohol nur in extrem begrenzten und homöopathischen Mengen trinken würde. Er hat sich bestimmt gefragt, wie ich homöopathisch definiere.
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Zurück am Boot wurde dann fleißig am Boot geschraubt und die Einkäufe von Yachtausrüster verbaut. Neben ein paar weiteren Herausforderungen hat es mir ein Block am Mast besonders angetan. Das Teil hat die Funktion ein Fall (Seil mit dem z.B. ein Segel hochgezogen wird) festzusetzen. Einen solchen Block wolle ich öffnen und hatte dann den Griff in der Hand. Abgebrochen wegen Materialermüdung durch UV-Strahlen. Das darf doch gar nicht sein! Da sich das Teil nicht so einfach abschrauben ließ, wurde es eben mit der Rohrzange hingerichtet. Hier hat der „Henke“ persönlich Hand angelegt 🙂 Damit wurde eine kleine Eskalationskette weiterer „Unpässlichkeiten“ ausgelöst, die ich hier nicht weiter beschreiben möchte. Morgen muss ich eben noch einmal zum Yachtausrüster.

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Langsam ging es dann zu lustigen Teil des Tages über. Genau in dem Moment als ich dabei war die Einkäufe unter Deck zu schaffen, kam auch schon die Crew der SY SWANTJE aus Wilhelmshafen in Gestalt von Karsten und seiner netten Freundin Stefanie aus Österreich mit ein paar Dosen Anlegerbier im Gepäck, zielstrebig in Richtung SUMMER. Gerade 2 Minuten zuvor sind auch Helgo und seine Freundin Rosi an Bord gekommen, nachdem die Beiden verdientermaßen Schleifpapier und Pinsel nach vielen Stunden Plackerei aus der Hand gelegt hatten. Was folgte war ein lustiger Abend. Endlich konnte ich auch mal Anlegerbier in die Runde streuen. Karsten und Helgo haben Seglergeschichten vom Feinsten erzählt und es wurde sehr viel gelacht. Morgens um 01:30 war dann Ende der netten Runde. Ich habe dann einige leere Dosen und die halbvolle Flasche Rose noch vom Tisch geräumt. Genau solche Abende wie diese habe ich mir auf unserer Reise gewünscht. Einfach ohne auf die Uhr zu gucken und an Morgen denken zu müssen den Moment mit netten Menschen genießen zu können. „Life is wonderful“ und wenn meine Katja dabei gewesen wäre, wäre es sicher noch schöner gewesen 🙂

Moulin Blanc – Fahrradtouren, Crepes, Funkrunden und eine arbeitslose Hungerpeitsche

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Da sitze ich nun allein auf unserer SUMMER auf Position 48°23,588 Nord/004°,25,739 West in der Marina „Moulin Blanc“, was so viel heißt wie „Weiße Mühle“. Warum auch immer, das so heißt hat sich mir bis jetzt noch nicht erschlossen. Allein deshalb weil Katja gestern in den Flieger nach Leverkusen für einen Heimaturlaub gestiegen ist, um gemeinsam mit Ihrer Mutter (meiner Schwiegermutter) das Weltfest des Reitsports -CHIO Cup- in Aachen zu besuchen. Heute morgen meinte Katja am Telefon, dass auch sehr viel Papierkrieg zu erledigen wäre. Recht so, denn meine fleißige Frau soll doch mit Freude wieder nach Brest an Bord zurück kommen wollen:-) Unsere lieben Segelfreunde von der MENTOR haben auch gleich die Gelegenheit für einen kurzen Heimaturlaub ergriffen und sind ebenfalls nicht da. Dafür haben die Beiden mir ein 600 Gramm Filetsteak überlassen, dass Hobbykoch Wolfgang für besondere Anlässe ganz tief im Kühlschrank versteckt hatte. Ich musste mich direkt beherrschen, nur die erste Hälfte in die Pfanne zu hauen und mir die zweite Hälfte für heute aufzuheben. Es war extrem köstlich! DANKE!

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Meine Aufgabe für die Zeit als Strohwitwer war klar umrissen und exakt definiert. Ich soll auf beide Schiffe aufpassen, den Motorenfachmann für eine durchzuführende Reparatur an Bord der MENTOR lassen, unser Schiff wo nötig in Schuss bringen, Brest entdecken, Fische fangen, Segler kennenlernen, als Tester für die besten Crêpes unterwegs sein, ständig an meine Frau denken und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Alles Aufgaben, die einen echt fordern 🙂 Nachdem Katja Ihr Gepäck im Kofferraum des Taxis hat verschwinden lassen und mit dem selbigen von dannen geeilt war, ging zunächst darum den Kühlschrank mit Vorräten neu zu bestücken. Der Supermarkt sollte sich ja gleich um die Ecke befinden. Mein bester Freund das Klappfahrrad wurde also in Gefechtsbereitschaft versetzt und schon ging die Gaudi los. 1 1/2 Stunden später war klar, dass sich der Supermarkt nicht in der vermuteten Ecke befand. Jede Steigung bis dahin habe ich mit Freude genommen denn schließlich macht jeder Gang bekanntlich schlank. Als Belohnung standen jeweils ein „Crêpe Chocolat“ und ein „Crêpe Sucre“ von der Crêperie am Hafen auf dem Programm. Lecker! Als Bestrafung für 2 Crêpes essen anstatt nur einem Crêpe habe ich die Bordtoilette noch einmal einer Totalrevision aller Pumpen und Ventile unterzogen und anschließend das ganze Bad grundgereinigt. Das ist Strafarbeit aber einer muss es ja machen 🙂 Heute morgen habe ich dann den Supermarkt in ca. 4,5 Km Entfernung gefunden!

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Überhaupt ist die Marina „Moulin Rouge“ sehr zu empfehlen. Es ist genug Platz für Gastlieger vorhanden, alle Anlagen machen einen sauberen und gut organisierten Eindruck, der Hafen ist geschützt und die Liegeplätze sind bezahlbar. Immerhin liegen hier gut 1600 Boote in allen Größen und ganz Brest scheint dem Wassersport verfallen zu sein. Jeden Tag sind ganze Heerscharen von Kindern mit kleinen Segelbooten oder Surfboards auf dem Wasser unterwegs und man sieht auch viele Familien auf Segelyachten. Das ist bei uns in Deutschland genau anders herum. Dort sieht man überwiegend ältere Menschen relativ allein auf Ihren Schiffen im Hafen. Ebenso auffällig ist, dass man hier noch anderswo in Frankreich (zumindest da wo wir gewesen sind) kaum übergewichtige Kinder sieht. Wassersport ist toll für die Kids! Erstens sind sie gut aufgehoben, zweitens auch noch gesund und Spaß macht es auch noch! Die kommenden Tage werde ich mal mit dem Bus nach Brest hinein fahren.

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Es gibt zwei weitere Dinge , die eine festen Platz in meinem Bordleben einnehmen. Die allmorgendliche Funkrunde auf 8297,00 Mhz USB und meine Angelroute. Am besten aber alles der Reihe nach. Am ersten Tag hatte ich das Glück einen schönen Aal aus dem Atlantik zu ziehen, der dem Stück Lachsfilet am Haken nicht widerstehen konnte. Das war es dann aber auch. Seit dem sehe ich jeden Tag wie andere Angler eimerweise Doraden aus dem Wasser holen. Nur meine Hungerpeitsche bleibt arbeitslos. NIX!!! Hatte sogar vergessen die Angel über Nacht einzuholen. Heute morgen waren ALLE Köder noch dran. Dafür hat man mir erklärt, dass es hier angeblich keine Aale geben soll. Klingt merkwürdig, ist aber so! Dafür klappt es aber jeden Morgen mit der Funkrunde auf der Marinefunkfrequenz 8297,00 Mhz USB und Nachmittags auf 12359 Mhz USB. Hier „treffen“ sich Segelyachten die mit einem SSB Radio (Seefunkanlage) ausgestattet sind unter der Moderation von Joerg von der SY-Harrier /YACHTFUNK.com zum Erfahrungsaustausch und zu netten Gesprächen. Die Yachten sind in Dänemark, Schweden, Finnland, Frankreich, Spanien, Portugal, Türkei unterwegs. Eine tolle Geschichte und eine gute Gemeinschaft von Seglern. Später in der Karibik, in der Südsee und den restlichen Gebieten der Welt soll uns die Funkanlage mit wertvollen Wetterdaten versorgen und uns auch mit anderen Seglern den Kontakt ermöglichen. Wir sind über jede Funkrunde froh, in der wir unsere Anlage besser kennenlernen dürfen. Wir haben es mit unserer Anlage scheinbar sehr gut getroffen denn wir sind immer sehr gut zu verstehen und wir empfangen auch andere Segler klar und deutlich. Derweil haben andere Yachten teilweise mit erheblichen Problemen und Störungen zu kämpfen. Das Thema Installation und Abstimmung ist aber dermaßen komplex, dass wir es scheinbar richtig gemacht haben und die Installation der Firma YACHTFUNK überlassen haben. Das Resultat: eine sauber und zuverlässig funktionierende Anlage mit bester Performance. Soweit ich mittlerweile erfahren habe, laufen alle Anlagen die YACHTFUNK.com installiert hat störungsfrei. Wenn ich etwas in meinem Berufsleben in der HighTech-Industrie gelernt habe dann das: Komplexe Aufgaben und Dinge bei denen es „drauf ankommt“ überlasse ich Profis, die sich damit auskennen. Genauso deshalb haben unsere Kunden ja auch mit uns gearbeitet. Es könnte so einfach sein 🙂 So jetzt aber Schluss damit, das Kapitel haben wir ja bereits hinter uns gelassen!
Mal sehen was die Nachbarn auf der SY MULINE so geangelt haben. Am besten gehe ich gleich mal rüber 🙂
PS: Ein Nachtrag: heute Abend um 21:15 habe ich mit Katjas Hilfe (Frau von Christoph von der SY MULINE) die grösste Dorade des Tages aus dem Wasser gezogen 🙂 Morgen gibt es ein gemeinsames Mittagessen auf der MULINE.

Ein Katzensprung nach Brest

Am späten Vormittag zog ich mit Waltraud und Wolfgang los, die Landspitze zu erkunden. Dietmar war froh, mich mal so bequem ein paar Stunden los zu sein. Endlich konnte er ausgiebig am Boot basteln oder im Internet surfen und Emails beantworten.

Ich freute mich mit jemandem unterwegs zu sein, der auch Lust auf einen Ausflug hatte. Wir wanderten bis fast ans Ende der Landspitze entlang der Klippen.

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Als wir am frühen Nachmittag zum Boot zurückkamen, hatte Dietmar den Motor gewartet und den Keilriemen nachgespannt, der leider schon soviel Spiel hatte, dass es ordentlich Späne gegeben hatte… Gut, das er das früh genug gesehen hatte. Außerdem hatte er noch mit dem Wassermacher unsere Tanks gefüllt. Wir tranken noch einen gemütlichen Kaffee, bevor wir um fünf Uhr Richtig Brest aufbrachen. Ich weiß nicht, wann wir das letzte Mal eine so kurze Seestrecke zurückgelegt hatten. Bei 10 Seemeilen lohnt es sich doch gar nicht Segel zu setzen, oder?

Da aber das Wetter und der Wind optimal waren, wurde natürlich gesegelt. Meinen Rennfahrer packte wieder einmal der sportliche Ehrgeiz und nach und nach wurde ein Boot nach dem anderen versegelt. Die SUMMER lief erstaunlich flott. Anscheinend gefällt es ihr gut im Atlantik. Wenn es nach dem Kapitän gegangen wäre, hätten wir für das kurze Stück sogar den Parasailor rausgeholt, aber da meuterte die Mannschaft dann doch.

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Fast zu schnell erreichten wir die Marina „Moulin Blanc“ vor den Toren von Brest. Wie erhofft, erwies sich unsere Auswahl als optimaler Platz für einen längeren Aufenthalt und bot für optimale Bedingungen auch noch günstige Preise. So wünscht man sich das. Nur die vielen Yachtausrüster die hier zu finden sind, machen mir ein wenig Angst. Ob ich Dietmar hier wirklich alleine lassen soll?

Nach dem Einchecken gönnten wir uns zum Abschluss des Tages mit der Crew der MENTOR noch ein „Anlegerbier“ in der Bar an der Promenade.

Kann mal einer das Licht anmachen?

Wenn um Viertel nach fünf der Wecker klingelt und es draußen noch stockdunkel ist fragt man sich wirklich, warum man sich so etwas antut. Aber hier geben nun mal die Gezeiten den Tagesablauf vor. Also Zähne zusammenbeißen und raus aus den warmen Federn.

Eigentlich hatten wir erwartet, dass es im Sommer morgens um sechs schon deutlich heller sein sollte. Nebel und Regenwolken hingen aber über der Küste und ließen kaum Licht zu uns durch. So trödelten wir noch ein bisschen und es gab wie gewohnt lecker Frühstück. Etwas mehr Licht wäre schon schön gewesen und etwas weniger Regen auch :-). Als es aber dann vor uns am Steg auf der MENTOR schon geschäftig zuging, machten wir die SUMMER auch klar und legten gemeinsam ab.

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Raus aus dem L’Aber hatten wir zwar die Strömung schon mit uns, aber den Wind dagegen und mussten deshalb in den „Races“ wieder mit konfusen und steilen Wellen kämpfen. Als wir unseren Kurs Richtung Camaret anlegen konnten ging es aber unter Segeln und ruhiger See gut voran, bis wieder einmal der Wind einschlief. Ich hatte die letzte Nacht irgendwie nicht so toll geschlafen (Vielleicht lag es am Disco-Geflacker des Leuchtfeuers, das direkt neben der SUMMER an der Hafeneinfahrt stand?!) Also ließ mich der Skipper doch noch etwas Schlaf nachholen. Um zehn Uhr war ich dann auch wieder munter und machte mich wieder nützlich.

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Die MENTOR folgte uns dicht auf den Fersen und wir nutzen die Zeit für ausgedehnte Foto-Shootings. Dank drei Knoten Strom von hinten kamen wir trotzdem gut voran, auch wenn zwischenzeitlich die Maschine mitlaufen musste. Wir genossen die beeindruckende und schroffe Küstenlandschaft mit immer mehr Löchern in der Wolkendecke und erreichten den Hafen von Camaret dann im strahlenden Sonnenschein.

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Der kleine Ort direkt vor den Toren von Brest scheint ein beliebter Ausflugsplatz zu sein. Viele hatten das verlängerte Wochenende genutzt und die Stege waren schon unerfreulich voll. Leider war auch keine freundlicher Marinero zur Stelle und mussten daher selber einen geeigneten Platz für die dicke SUMMER suchen.

Unter dem Blickwinkel, dass dies eventuell der Platz sein sollte, an dem Dietmar die nächste Woche allein als Wachhund für die SUMMER und die MENTOR verbringen sollte, versuchten wir unseren Liegeplatz so zu wählen, dass auch in der Nähe Platz für das zweite Boot war. Sonst hätte Dietmar ja Kilometergeld verlangen müssen! Als wir festmachten, machte sich ein anderes Boot genau gegenüber von uns langsam reisefertig. Optimal, jetzt brauchten wir nur noch warten und den Platz verteidigen. Die jungen Leute an Bord hatten es aber nicht besonders eilig. Es dauert fast eineinhalb Stunden bis die Vier ihr sieben Meter Segelboot startklar hatten. Dietmar stand schon kurz dem Herzinfarkt. Und umso aufgebrachter er am Steg auf und ab lief, desto langsamer liefen die Vorbereitungen auf dem anderen Boot. Aber irgendwann war es dann auch geschafft und die MENTOR lag uns gegenüber.

Ich hatte am Steg schon ein nettes Gespräch mit einer Französin gehabt (sie sprach hervorragend deutsch 🙂 ) und war über den Ort genauestens informiert. So gab es immer ab vier Uhr frischen Fisch und Krustentiere direkt gegenüber im Fischereihafen. Abends war dann Party angesagt mit großem Feuerwerk. Das wäre doch gar nicht nötig gewesen! Schön, dass der französische Nationalfeiertag so wunderbar passend auf dem Tag nach dem WM-Finale fiel.

Das wir seit Boulogne-sur-Mer keinen frischen Fisch mehr auf dem Teller gehabt hatten, führte uns unser erster Ausflug zum Fischereihafen. Leider gab es heute nur Krustentiere, diese aber in beeindruckenden Mengen und beeindruckender Größe. Auch wenn ich im Restaurant gern einmal sowetwas esse, wollte ich mein heutiges Abendessen nicht lebendig mit nach Hause nehmen. Der Kühlschrank würde auch noch was anderes hergeben.

Nach unserem Rundgang durch die Stadt, vorbei an malerischen, total verrotteten Kuttern zurück zum Hafen waren wir uns eigentlich sicher, dass Dietmar hier keine ganze Woche verbringen wollte. Der Hafen ist auch eher klein, überlaufen und sehr unruhig und war für uns kein optimaler Platz. So stand also schon bald fest, morgen verlegen wir nach Brest. Das ist ja nur ein Katzensprung von 10 Seemeilen. Man kann also bequem zum Abendhochwasser um halb acht in Brest sein und trotzdem noch den ganzen Tag die tolle Küste erkunden.

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Früh aufstehen wäre ja auch morgen gar nicht in Frage gekommen, nicht zwei Tage hintereinander :-). Außerdem wollten wir mit Wolfgang und Waltraud zusammen heute Abend das Finale auf der SUMMER anschauen. Natürlich hofften wir, dass es kein Elfmeter-Schießen geben würde. Aber man weiß ja nicht immer, wie es läuft und Götze hat es dann ja auch gerichtet. Mit unseren Bedenken lagen wir also gar nicht so falsch! Als wir dann nach Verlängerung verdient Weltmeister waren, war es bereits kurz vor zwölf. Das Feuerwerk der Franzosen begann leider wenige Minuten zu früh. Das Tor für Deutschland fiel erst kurz vor Ende, aber es war auf jeden Fall ein toller Anblick. Wir ließen unsere Feier etwas kürzer ausfallen und fielen müde in die Kojen.

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Ein fauler Regentag

Manchmal ist ein Regentag, genau das, was man braucht. Für Segler wäre es aber optimal, einen Regentag mit einer guten Internetverbindung zu kombinieren. Jetzt ist es schon zehn Uhr und es ist mir immer noch nicht gelungen, alle Bilder hochzuladen. Bis elf Uhr werde ich es noch probieren, dann geht es in die Falle. Morgen um sechs Uhr legen wir ab Richtung Carmaret, unsere erste wirkliche Atlantik-Station.

Heute war durch und durch ein fauler Tag. Nach einem späten Frühstück mussten wir zwar das Boot verlegen, aber das machen wir ja mittlerweile mit links. Die Nacht hatten wir alleine in einer Doppelbox verbracht und jetzt war der Liegeplatzinhaber des zweiten Liegeplatzes zurückgekommen. Er hatte feststellen müssen, dass neben unserer dicken SUMMER leider kein Platz mehr für ein zweites Boot war. Sehr peinlich 🙂

Jetzt liegen wir wieder neben der MENTOR von Wolfgang und Waltraut. Sehr praktisch, da wir bei den Beiden zum Sundowner eingeladen waren. Sundowner kann man übrigens auch sehr gut ohne Sonnenuntergang trinken, mit wäre natürlich noch netter gewesen.

Schon mittags hatten wir die neue Nachbarschaft genutzt, um den morgigen Kurs zu diskutieren und technische Problemchen zusammen zu lösen. Das ist einfach viel netter als immer alleine. Schön, dass wir morgen um sechs Uhr mit demselben Zielhafen ablegen.

Abkürzen verboten

Als der Wecker klingelte, waren wir beide begeistert. Aber pünktlich um sieben Uhr machten wir die Leinen los. Neben uns auf der MENTOR standen Wolfgang und Waltraut auch schon in den Startlöchern. Sie hatten dasselbe Ziel wie wir und wir freuten uns schon auf einen weiteren netten Abend mit den Beiden.

An diesem Morgen herrschte um uns herum allgemeine Aufbruchsstimmung. Mehr als zehn Yachten machten sich bereit. Wir belegten im Ablege-Rennen eine souveränen Platz 2 und konnten den Hafen sogar vor der einlaufenden großen Personenfähre verlassen. Draußen erwartet uns mal wieder eine raue See, da der Wind noch gegen die Strömung stand. Wir traten die Flucht nach vorne an und gaben Vollgas, damit das Geschaukel bald ein Ende nehmen sollte. Ich traute meinem Magen auch noch nicht wirklich über den Weg und blieb brav an Deck und beachtete alle Regeln, die gegen Seekrankheit helfen sollten. Als wir endlich so weit von der Küste entfernt waren, dass wir Kurs in Richtung L’Aber Wrac’H anlegen konnten und auch die Segel setzen konnten , wurde es gleich angenehmer und die Summer lag ruhiger im Wasser. Obwohl wir kreuzen mussten, konnten wir unseren zweiten Platz verteidigen und näherten uns schon am Mittag der Flußmündung des L’Aber.

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Die Landschaft hier war atemberaubend. Unzählige kleine und große Insel lagen vor der Küste verstreut. Da wir den Flusslauf bei Niedrigwasser erreichten, lagen rechts und links vom Fahrwasser breite Strandflächen, Austernbänke und große Steinbrocken in der Sonne. Vorsichtig folgten wir dem gut betonten Fahrwasser. Hier hätte eine Abkürzung wahrscheinlich fatale Folgen. Sogar der Kapitän, der gern mal eine Ecke schnibbelt, hatte heute alle Zeit der Welt 🙂

Im Hafen wurden wir freundlich empfangen und zu einem freien Platz geleitet. Ein toller Service, den wir bisher in Frankreich und auch in Guernsey sehr genossen haben. Ohne lästiges Gesuche wird man mit einem Schlauchboot an einen Platz gebracht, der groß und auch tief genug für die Yacht ist. Das erspart einem lästiges und auch peinliches Gesuche.

Es ist toll, so früh an einem neuen Ort anzukommen. Der ganze Nachmittag lag noch vor uns. Zuerst machte sich Dietmar aber auf den Weg, um auf der MOLINE Christoph und Katja bei Problemen mit der Kurzwellenfunkanlage zu helfen. Dann besuchten wir, wie so oft zuerst den örtlichen Supermarkt. Dieser war noch weiter entfernt als der in Roscoff, hatte aber immerhin geöffnet 🙂 Wenn man mal seinen gesamten Wocheneinkauf zu Fuß nach Hause getragen hat, weiß man den Luxus eines Autos erst wirklich zu schätzen. Diesmal hatten wir aber Glück. Eine junge Frau hatte Erbarmen und fuhr uns bis zum Hafen. Hätten wir das gewusst, hätten wir doch noch eine paar Flaschen Wasser eingekauft 🙂

Nach einem sehr späten Mittagessen mit französischen Bratwürsten, machten wir das Dinghi klar und machten unseren ersten größeren Ausflug auf die benachbarten Inseln. Sicherheitshalber ging nur die kleine Zweitkamera, verpackt in eine Plastiktüte mit auf die Reise. Man weiß ja nie…. So geübt sind wir ja noch nicht. Aber wir erreichten unser Ziel sicher und trocken. Die Küstenlandschaft ist wirklich wunderschön und beeindruckend.

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Nach dem frühen Start am Morgen endete unser Abend früh. Nachdem das Dinghi wieder sicher auf der SUMMER verstaut war und Dietmar noch ausgiebig mit dem großen Wasserschlauch alles gewaschen hatte, was nicht niet- und nagelfast war (leider auch durch eine leicht offenen Luke meinen Laptop, aber der ist ja wasserfest), gab es noch leckere Crepes. Ich nutzte den restlichen Abend, um wieder Ordnung in meine Fotos zu bringen und die Bilder fürs Internet zu sortieren und vorzubereiten. Für den morgigen Samstag war Regen angesagt: Zeit, die Internetseite wieder auf Stand zu bringen und endlich ein paar Email zu beantworten.

Völlig ausgeknockt :-(

Die Kombination von Seekrankheit über Tag und Wein am Abend (auch wenn es nur zwei Gläser waren) haben leider bei mir dazu geführt, dass ich am nächsten Morgen den kapitalsten Kater meines bisherigen Lebens hatte. Da sich die Couch im Salon gestern als sehr bequem erwiesen hatte, beschloss ich, meinen Tag auch wieder doch zu verbringen 🙁

Dietmar hatte also den ganzen Tag Zeit, sich beim Yachtausrüster zu vergnügen und anschließend seine Einkäufe an unserer SUMMER auszuprobieren. So hat unsere Selbststeueranlage jetzt neue Steuerseile aus Dyneema (Der Ferrari unter den Leinen :-)). Und auch sonst sind ja für den Bootsliebhaber immer verschiedene Dinge an Bord zu erledigen.

Gegen drei Uhr waren meine Lebensgeister dann wieder so weit erwacht, dass ich mir einen Ausflug vorstellen konnte. Erste Station sollte der Supermarkt sein, den uns die freundliche Hafenmeisterin sogar netterweise in der Karte markiert hatte. Am Steg trafen wir noch Antje und Ingo von der AMAZONE, die mit demselben Ziel unterwegs waren. Also machten wir uns gemeinsam auf die Reise. Nach langer Zeit (gefühlt) erreichten wir endlich den Supermarkt und mussten feststellen, dass dieser geschlossen hatte. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ralf von der LOTHLORIEN hatte gestern erzählt, das dem Supermarkt von Roscoff im Frühjahr das Dach weggeflogen war. Schade, dass sich das beim Hafenmeister noch nicht rumgesprochen hatte.

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Im Stadtzentrum wurden wir aber fündig, verhungern mussten wir also nicht. In einen winzigen Lebensmittelladen hielten wir mit unserem Großeinkauf den Verkehr auf.

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Trotzdem beschlossen wir, nachdem wir die Einkäufe ans Boot zurückgetragen hatten, unser Abendessen in einem der netten französischen Restaurants am Hafen zu genießen. Die französische Küche hat uns nicht enttäuscht. Den restlichen Abend an Bord nutzten wir noch die Internetverbindung, um die Website wieder mit neuen Berichten zu füttern. Für Bilder hat die Zeit leider nicht gereicht. Am nächsten Morgen war nämlich ein früher Start um sieben Uhr geplant, um mit dem Strom unser nächstes Ziel L’Aber Wrac’H in möglichst kurzer Zeit zu erreichen.

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