Archiv für den Monat: Juli 2014

Rekordfahrt mit k.o.-Effekt

Nach einer unruhigen Nacht klingelte um sechs Uhr der Wecker und wir machten uns ohne Frühstück auf den Weg in Richtung Roscoff. Die Yacht, die morgens um halb zwei noch längsseits an uns fest gemacht hatte und uns aus dem Schlaf gerissen hatte, war auf wundersame Weise schon wieder verschwunden. Der Wind, der die ganze Nacht so laut bei uns im Rick geheult hatte, entpuppte sich bei Tageslicht als eine ordentliche Brise. Die war aber lange nicht so furchteinflößend, wie sie sich in der Nacht angehört hatte.

Mit gerefften Segeln machten wir wunderbar Fahrt durchs Wasser, mehrmals standen über 9! Knoten auf der Logge. Kein Lamborghini würde dafür Benzin verbrennen aber für unsere dicke SUMMER ist das schon eine ernsthafte Ansage 🙂 Die Sonne strahlte, der Wind pfiff ordentlich und unser Ziel kam in großen Schritten näher. Als wir aus der Landabdeckung der Insel hinaussegelten mussten wir feststellen, dass der starke Nord-West-Wind der letzten Tage eine recht hohe Welle (2-3 Meter) aufgebaut hatte. Als nach einiger Zeit die Strömung des ablaufenden Wassers gegen die Welle stand, wurde es richtig ungemütlich. Ich war schon seit dem Vormittag außer Gefecht (leicht seekrank) und döste liegend unter Deck im Salon so vor mich hin.  Dietmar musste fast alles alleine erledigen denn von mir war an diesem Tag keine besondere Hilfe zu erwarten. Erfreulich schnell erreichten wir unser Ziel nach nur 11 Stunden und im Hafen wurden wir von Waltraud und Wolfgang von der SY MENTOR empfangen, die netterweise genau neben uns in der Box lag. Welch nette Überraschung nach diesen langen Seestück! Anschließend weckten wir erst einmal unsere Lebensgeister mit einem ausgiebigen Abendessen.

Zum Fußball-Schauen hatten wir an diesem Abend noch 2 weitere Segler, Kerstin und Ralf von der SY LOTHLORIEN, an Bord. In feuchtfröhlicher Runde war das Fußballspiel aber nur Nebensache. Nette Gespräche und der interessante Erfahrungsaustausch unter Seglern stand eindeutig im Vordergrund. So soll es ja auch sein und ist ein weiterer Grund eine solche Reise zu wagen.

 

Abschied von Guernsey

Auch für uns wurde es Zeit, Abschied von Guernsey zu nehmen. Da wir am Mittwoch gegen sechs Uhr Richtung Roscoff auslaufen wollten, um die 75 Seemeilen bei Tageslicht zu schaffen, wollten wir die SUMMER heute bei Mittagshochwasser vor den Hafen an den Wartesteg verlegen. Morgens stand nochmal eine Ladung Wäsche auf dem Programm, die dann vor dem Ablegen sauber und trocken wieder verstaut werden konnte. Für den Nachmittag hatte ich für mich noch einen kurzen Ausflug zur „Little Chapel“ geplant, die ich unbedingt noch sehen wollte. Genügend Zeit hatten wir ja noch und der Wartesteg war ja auch mit dem Festland verbunden.

Als dann um zwei Uhr genug Wasser über der Barre stand, um den Hafen gefahrlos und ohne peinliches Hängenbleiben zu verlassen, machten wir uns auf den Weg. Vor dem Hafen mussten wir aber feststellen, dass alle Plätze an den Pontons, die mit dem Festland verbunden waren, mittlerweile belegt werden. Nur am letzten Ponton waren noch Plätze frei 🙁 Hier gab es leider keine Festlandverbindung.

Was sollte jetzt aus meinem Ausflug werden? Und die Postkarten hatte ich auch noch nicht in den Briefkasten eingeworfen. Dietmars guter Ratschlag, ich könnte ja auch schwimmen, wäre ja nicht so weit, brachte mich auch nicht weiter. Meine Bitte, doch das Dinghi wieder aufzublasen, wurde kategorisch abgelehnt: Viel zu aufwendig!

Nachdem ich fast zwei Stunden mit immer schlechter werdender Laune mit meinem furchtbaren Schicksal gehadert hatte, erbarmte sich mein Kapitän und macht das Dingi startklar. Kurze Zeit später hatte ich wieder Festland unter den Füssen und konnte los düsen. Aber zuerst ging es in die Stadt, um eine neue Hose zu erstehen, da ich im Dinghi leider eine größere Welle abgekommen hatte. Salzwasser trocknet einfach nicht und auf einen „Wolf“ hatte ich auch keine große Lust 🙂 Vielleicht wäre schwimmen doch einfacher gewesen 🙂

Die kleine Kapelle war wirklich einen Besuch wert. Mit wunderbarer Laune stand ich leider mittlerweile im strömenden Regen an der Bushaltestelle und wartete auf den Bus, der mich zum Hafen zurück bringen sollte. Netterweise hatte ein freundlicher Autofahrer Erbarmen mit mir und nahm mich bis nach St. Peters Port mit. Am Steg wartete auch schon mein Dinghi-Taxi zur SUMMER. Ich war sehr glücklich  und zufrieden über den tollen Abschluss unserer Zeit auf Guernsey.

Und dann war wieder mal Fußball-Zeit: Luxuriöser Weise  können wir nämlich auch ganz ohne Landstrom Fernsehen schauen, da wir einen Inverter haben. Der macht aus unserer 12 V Bordnetzspannung die benötigten 220 V für den Fernseher :-).  Wir konnten es fast nicht glauben, als immer mehr Tore für Deutschland auf der Anzeige erschienen.  Für die Deutschen war es natürlich ein toller Erfolg und wir freuen uns aufs Finale am Sonntag, aber irgendwie taten uns die Brasilianer doch echt leid. So eine Niederlage hatten sie wirklich nicht verdient.

Waschtag mit Hafenkino und eine vollgesperrte Inselautobahn

Heute soll unser letzter Hafentag in St. Pieters Port sein. Nachdem Katja alle gebunkerten 1 Pfund Münzen in dem Waschsalon in frische Wäsche umgewandelt hat, wurde die SUMMER wieder einmal in einen Wäscheständer umgewandelt. Das Wetter war schön, Sonne und Wind taten das Übrige dazu. Auf dem Nachbarschiff war man unserem Beispiel gefolgt. Der Unterschied war aber krass… Bei uns hingen auf einer der Leinen ca. 8 frische Unterhosen und bei Frau Nachbarin nur 4 auf der gleichen Länge. Man waren das Zelte 🙂 Parallel zu den häuslichen Arbeiten im Schiff begann dann draußen das Hafenkino. Soll heißen, das Wasser lief bei fortschreitender Flut in den Hafen ein, der Wasserstand über der Schwelle (Barre) betrug schon 1,70m und die ersten kleineren Yachten mit geringem Tiefgang fuhren bereits aus dem Hafenbecken heraus, um neue Ziele in der Ferne anzusteuern.

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….. gab es plötzlich einen Knall, der durch Mark und Bein ging. Mir fiel fast die Abwaschbürste aus der Hand und dann sahen wir die Bescherung. Ein älteres holländisches Ehepaar saß im Cockpit ihrer 14m großen Segelyacht und hat das gute Stück mit Karacho auf die Schwelle gesetzt. Klaro ging ja auch nicht anders, weil das Schiff mindestens 2m Tiefgang hat und das Wasser für jeden gut erkennbar erst 1,80m über der Schwelle stand. Aus eigener Erfahrung wissen wir, was es für einen Schlag tut, wenn man Grundberührung mit Steinen hat. Umso größer war das Erstaunen, als der senile Knopf keine 5 Minuten später mit unverminderter Geschwindigkeit zum Entsetzen und Erstaunen aller zum zweiten Anlauf ansetzte. Ein leises Schleifen und Kratzen war die Folge, nachdem der Kiel dann wieder aufgesetzt hat und das Schiff quer in der Einfahrt liegend feststeckte. Mit viel Motorkraft zurück und Tamtam kam das Schiff wieder frei. Unglaublich! Der Skipper war die Ruhe selbst und tat so als würde ihn das alles nichts angehen. Zumindest hatte er nach der Aktion alle Lacher und jedermanns Verständnislosigkeit auf seiner Seite. Im dritten Anlauf 15 Minuten später hat es dann geklappt. Doch gelernt hat der Bursche nichts! Er ist mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit durch das Feld der Ankerlieger auf die offene See gefahren. Hoffentlich treffen wir den nie wieder! Aber 100 Punkte für ein klasse Hafenkino 🙂3

In der zweiten Hälfte des Tages hatten wir dann noch ein nettes Erlebnis bei unserem Ausflug mit dem Bus in den westlichsten Teil der Insel. Auf der Rückfahrt hielt der Bus auf einmal mitten auf der „Inselautobahn“ an. Was wir dann sahen, hat uns wirklich amüsiert……

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Den Tag ließen wir dann in einem italienischen Restaurant ausklingen, der im Internet sehr gute Bewertungen erhalten hatte. Die Tester hatten nicht zu viel versprochen!

So sportlich war das gar nicht geplant :-)

Mit meiner Idee heute nochmal zu Fuß loszugehen, konnte ich bei Dietmar keine Begeisterungsstürme auslösen. Gut, man muss ja auch nicht alles zusammen unternehmen. Wir befinden uns ja noch in sicheren Gefilden, da kann ich auch mal alleine losziehen.

Meine Planung hatte ich schon gestern Abend gemacht. Es gibt hier sehr viele Klippenpfade, besonders an der malerischen Südküste. Somit war mein Ziel klar: Vom Hafen aus immer im Uhrzeigersinn am Wasser entlang marschieren. Da kann man ja nicht viel falsch machen.

Gegen elf Uhr machte ich mich auf die Socken, obwohl das Wetter noch nach Regen aussah. Rund um den Hafen herum war schon richtig was los. Heute war Tag der offenen Tür bei der Feuerwehr und Polizei mit allen Einsatzfahrzeugen und Trainingsparcours für Auto- und Motorradfahrer. Außerdem zeigte der Oldtimer Club einige seiner alten Schätzchen. Zur Freude meines Gatten standen auch diverse Gruppe C und Formelrenner zur Schau. Guernsey richtet diverse Bergrennen im Jahr aus.

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Schon bald hatte ich den Rummel hinter mir gelassen und wanderte entlang der Küste immer steil bergauf und steil bergab. Eigentlich hatte ich gehofft, dass der Klippenpfad oben entlang der Klippe verlaufen würde. Wenn ich ihn geplant hätte, wäre das auf jeden Fall so gewesen 🙂

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Nach gut zwei Stunden war ich dann auch endlich an der Südküste angelangt. Meinen ursprünglichen Plan, die gesamte Südküste zu erwandern, hatte ich da aber schon beerdigt. Wer auch immer in unserem Reiseführer von 4,5 Kilometern Klippenpfaden geschrieben hat, der sollte auf jeden Fall seine Angaben nochmal überprüfen. Am Ende des Ausflugs zeigt mein GPS fast 15 Kilometer und beachtliche 1500 Höhenmeter. Heute Nacht werde ich auf jeden Fall von Treppen träumen und wahrscheinlich kann ich mich morgen gar nicht mehr bewegen. Außerdem ist eins sicher: Morgen fahre zumindest ich Bus 🙂

Trotz der Strapazen war es ein toller Ausflug. Die Insel ist landschaftlich einfach ein Traum. Die folgenden Bilder sagen einfach mehr als 1000 Worte.

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Am Abend hatten wir wieder Besuch, diesmal Waltraud und Wolfgang von der SY MENTOR. Die Beiden sind in der selben Richtung unterwegs wie wir, werden aber später bei Gibraltar ins Mittelmeer abbiegen. Gemütlich saßen wir bei Weißwein und Kabbereien zusammen und quatschten über Gott und die Welt. Nach diesem netten Abend hoffen wir, dass sich unsere Wege noch öfter kreuzen werden.

Wir gehen fremd

Heute wollen wir einen Bootsausflug unternehmen – wir gehen fremd und fahren mit der Fähre nach Sark. Die SUMMER muss in Guernsey bleiben, da es auf Sark keinen Hafen gibt. Natürlich könnten wir rund um die Insel ankern, die Ankerbuchten sollen sehr schön sein. Aber da das Wetter schon heute Abend schlechter werden soll (Regen und viel Wind), wählen wir dieses Mal die einfache und bequeme Alternative.

Um acht Uhr legte die Fähre ab. Als der Wecker um Viertel vor Sieben klingelte, stellte ich mich tot und war noch recht muffig, als Dietmar mich um kurz nach Sieben endgültig aus dem Bett schmieß. Schnell frühstückten wir und schon waren wir unterwegs zum Fährhafen. Die Fähre verließt pünktlich St. Peters Port. Auf der einstündigen Überfahrt musste mein optimistischer Kapitän (nur in Shorts und T-Shirt unterwegs) feststellen, dass es morgens um acht auf See noch recht frisch war. Besonders wenn auch noch dicke graue Wolken die Sonne verdeckten.

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Auf Sark angekommen mussten wir also erstmal etwas Warmes zum Anziehen für dem mittlerweile doch recht tiefgefrorenen Kapitän einkaufen. So opferten wir 35 £ für einen warmen Fleece-Pullover. Diese Opfergabe an den Wettergott von Sark führte dazu, dass schon nach 30 Minuten die Sonne heraus kam und es innerhalb von einer Stunde so warm wurde, dass der neue Pullover umgehend in den Rucksack wandern konnte.

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Auf der Insel Sark gibt es keine Autos. Die Einheimischen benutzen entweder Traktoren oder Pferdekutschen. So ist es ein bisschen wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Auf der Insel verstreut stehen einzelne Häuser, ein wirkliches Dorf gibt es aber nicht. Ungefähr 600 Menschen leben dauerhaft auf Sark. Am Hafen angekommen nahmen wir den Traktorbus hinauf zur Inselmitte. Danach ging es zu Fuß weiter in Richtung Norden. Verlaufen kann man sich nicht wirklich, die Insel ist mit ihren 5,5 Quadratkilometern ja überschaubar groß. Am Rand der Straße stehen immer wieder kleine, hübsche Steinhäuser. Die Vegetation ist üppig, viele Blumen und Palmen. Leider wirbelt jeder Traktor eine riesige Staubwolke von den Sandwegen auf. Geregnet hatte es wohl auch schon länger nicht mehr. Wir passierten das Haus des Insel-Doktors und die Polizeistation.

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Bald erreichten wir wieder die Küste, steil aber herrlich grün mit vielen kleinen Inseln. Auf der Suche nach einem Cafe stießen wir auf ein altes Herrschaftshaus „La Seigneurie“ mit außergewöhnlich schönem Garten und vielen Nebengebäuden. Nach einer kleinen Stärkung besichtigten wir das gesamte Anwesen.

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Danach wanderten wir weiter Richtung Süden. Ein besonders schöner Punkt ist die Verbindung „La Coupée „ zwischen der Insel Sark und der Nachbarinsel Little Sark. Dieser schmale, befestigte Pfad wurde erst nach dem 2. Weltkrieg künstlich geschaffen. Die Aussicht ist beeindruckend, rechts und links geht es 100 Meter steil in die Tiefe. Am Ende des Tages sind wir 15 Kilometer kreuz und quer über die Insel gewandert. Ein toller Ausflug in die Vergangenheit.

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Um 16 Uhr waren wir wieder pünktlich zurück auf der Fähre und konnten diesmal Dank des warmen Fleece-Pullovers zusammen die sonnige Überfahrt auch an Deck genießen. Kurz bevor wir Guernsey erreicht haben, frischte der Wind deutlich auf und auch die See wurde ruppig. Kurz vor der Hafeneinfahrt bekam noch die gesamte hintere Sitzbank auf der Backbordseite eine kleine Dusche ab und kurz darauf lagen wir schon wieder sicher am Quai. Die Regenwolken hatten uns fast eingeholt und kurz nachdem wir an Bord unserer SUMMER angekommen waren, fing es an zu regnen. Ich würde sagen, so sieht optimale Tagesplanung aus 🙂

Unseren Ausflug hatten wir genau so geplant, dass wir das WM-Spiel Deutschland – Frankreich mit unseren Stegnachbarn Antje und Ingo von der AMAZONE bei uns an Bord anschauen können würden. Leider hatten wir bei unserer Planung die eine Stunde Zeitdifferenz zwischen Europa und Guernsey vergessen. Antje und Ingo war unser Planungsfehler aber aufgefallen und so standen sie schon um kurz nach fünf bei uns am Boot. Sie gaben uns noch eine halbe Stunde Zeit für die Vorbereitung des Abendessens und wir schauten die zweite Halbzeit zusammen bei Spagetti, Salat und einer leckeren Flasche Rotwein an. Am Ende feierten wir den Sieg der deutschen Elf. Vorsichtshalber hatte Dietmar schon vor dem Spiel unsere deutsche Fahne eingeholt und versteckt. Jetzt liegen wir zusammen mit aus verständlichen Gründen frustrierten französischen Stegnachbarn und Fußballfans auf Guernsey. Sie scheinen aber gute Verlierer zu sein denn niemand hat unsere Festmacher heute Nacht durchgeschnitten 🙂

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Eine Steuerparadies, stramme Waden und frisches Wasser aus dem Hafenbecken

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Es gibt Orte, da wacht man einfach schon mit einem angenehmen Gefühl auf. Unter den sehr nachhaltig positiven Eindrücken des gestrigen Abends und dem Feeling von Atlantikflair und Fernweh, war das Aufstehen heute morgen eine leichte Übung. Gerade aus der Dusche gekommen hörte ich durch das offene Luk im Bad, wie Katja mit den beiden Hafenmeistern über eine „Special Rate“ für unseren Liegeplatz der nächsten Tage sprach. Erst am Ende des Gespräches habe ich dann ganz zufällig bemerkt, dass wohl die ganze Zeit mein nackiger Hintern genau im Blickwinkel der Herren gewesen sein muss. Will gar nicht wissen was die Burschen gedacht haben……. 🙂

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Kein Wölkchen am strahlend blauen Himmel und kurz nach dem Frühstück standen unsere Stahlrösser fertig gesattelt am Steg. Heute stand eine sportliche Inseltour auf dem Programm. Nach nur 30 Minuten in dem zumindest für mich selbstmörderischen und auch anfänglich dichtem Linksverkehr auf den furchtbar engen Straßen, wurde uns die so harmlos klingende Tourenbeschreibung auf einmal erst richtig bewusst. Es hieß ungefähr „… eine leicht hügelige Tour über die Insel wenn man erst einmal die ersten 800m Höhenunterschied hinter sich gebracht hat….“. Dabei waren wir überzeugt, dass wir schon die leichtere Variante gewählt hatten. Natürlich war das meiner Stimmung nicht zuträglich. Nachdem meine liebe Frau Ihre verborgenen Talente als Motivationstrainer ausgepackt hat und meinen Ehrgeiz und die gefühlt letzten Energiereserven am Berg herausgekitzelt hat mit verständnisvollen Sätzen wie „Du willst die ganze Welt entdecken also hör zu jammern wie ein kleines Mädchen“. Die Nummer mit den Mädchen hat irgendwie gezogen und danach ging es zeitweise wie von selbst die zahlreich folgenden Steigungen hinauf. Zeitweise frustrierend, dass Katja sich konditionell verbessert hat denn ich konnte sie nur noch bei schnellen Abfahrten abhängen. Ansonsten war es zum Teil wie Tandem fahren; Du drehst Dich um nachdem Du mal ordentlich Gas gegeben hast und sie ist immer noch an Deinem Hinterrad.

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Die Belohnung für unseren Einsatz war aber aller Mühe wert. Guernsey und die anderen Kanalinseln sind als Steueroasen für z.B. „Private Equity Fonds“ bekannt und entsprechend überdurchschnittlich vermögend sind auch eine Vielzahl der Bewohner. Links und rechts der Straßen reihte sich ein Traumschloss an das nächste. Wir haben auch schon andere sehr schöne Gegenden gesehen, aber der Pflegezustand der Gebäude und Gärten und die Sauberkeit der Straßen und Freiflächen hat heute ein neues Topniveau erreicht.

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Nach einer guten Stunde waren wir dann den dichten Verkehr los und die südwestliche Küste war in Sicht. Die Eindrücke waren überwältigend! Gern würde ich nach neuen Superlativen greifen, um die Erlebnisse zu beschreiben aber auf einer Skala von 1-10 hat die Schönheit der Natur und eine gefühlte 9,5 erreicht. (0,5 Punkte Abzug wegen den Autos :-))

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Am Nachmittag waren wir wieder zurück in St. Peters Port und haben uns nach gut 30 Kilometern auf dem Klapprad Crêpes mit Eis gegönnt. Eine neue Erfahrung war es für uns, dass das Eis schneller in der Sonne geschmolzen ist als wir es weglöffeln konnten.
Ein großes Erfolgserlebnis gab es dann noch am Nachmittag. Es ist mir gelungen den Betriebssdruck im Wassermacher von 36 Bar auf 55 Bar anzuheben. Ergebnis: jetzt produziert das Gerät anstatt 25 Liter satte 60 Liter Trinkwasser pro Stunde aus dem Meerwasser. Was für ein Tag 🙂

Morgen wollen wir die Kanalinsel Sark mit der Fähre besuchen. Wird spannend weil es dort keine Autos sondern nur Räder und Pferde gibt. Mal sehen was uns dort spannendes erwartet! Jetzt muss ich für heute Schluss machen und die neu angekommenen Segler mal begrüßen, die wie wir den TO-Stander (Vereinswimpel des Trans Ocean) fahren.

Reif für die Insel

Bei strahlendem Sonnenschein wollten wir den Vormittag nutzen unsere Vorräte aufzufüllen, bevor die Reise weiter auf die Kanalinsel Guernsey gehen sollte. Nichts leichter als das! Man nehme ein Fahrrad und suche einen geeigneten Supermarkt im nahen Umkreis. Gefühlte 5 Kilometer später…..endlich ein Mini-Carrefour Cité! Winzig klein, völlig überfüllt und Einkaufswagen gab es auch keine. Also der optimale Platz für den entspannten Großeinkauf. Trotz der widrigen Umstände ist es mir gelungen, so viele Lebensmittel und Getränke einzukaufen, dass das Zurückfahren meines Fahrrades nach der Beladung nicht mehr möglich war. Aber immerhin konnte ich es noch sicher zum Hafen zurück schieben 🙂

Zurück am Steg wurde ich schon von der Presse empfangen. Naja…ich glaube, die warteten eher auf den Sieger der „Solitaire der Figaro Regatta“, eines Einhand-Segel-Rennens, dessen letzte Etappe am späten Vormittag in Cherbourg am Nachbarsteg zu Ende gehen sollte. Nachdem wir gespannt den Einlauf der Rennboote verfolgt hatten und auch die Siegerehrung fast vorüber war, war es für uns an der Zeit, sich auf den Weg zu machen.

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Vor so einer Kulisse mit so vielen Zuschauern wollten wir natürlich glänzen. Deshalb nahmen wir uns viel Zeit und besprachen das Ablegemanöver in allen Details. Es sollte ja nicht am nächsten Tag in der Zeitung stehen: „Deutsche Segelyacht versenkt beim Ablegemanöver das Gewinner-Boot des „Solitaire de Figaro“. Souverän und sicher manövrierten wir die SUMMER rückwärts aus ihrer Box und verließen erleichtert den Hafen. Ein Ableger wie aus dem Bilderbuch 🙂

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Unsere Routenplanung stellte sich als goldrichtig heraus. Bald schob uns der Strom kräftig Richtung Guernsey. Als der Wind etwas nachließ, setzten wir noch den Parasailor und versegelten ein paar Boote, die in derselben Richtung unterwegs waren. Der Kapitän war halt mal Rennfahrer, das kann man nicht so einfach ablegen

Vor dem Hafen von St. Peters Port reihten wir uns in die Schlange der Wartenden ein. Der Warte-Ponton war schon sehr gut gefüllt, Boote lagen zum Teil zu zweit und zu dritt im Päckchen. Zwischendrin flitzten die beiden sehr netten Hafenmeister mit ihren Schlauchbooten hin und her und sortierten die Boote nach Tiefgang. Der Yachthafen hat eine Barre, die bei Niedrigwasser verhindert, dass das Hafenbecken trocken fällt. So muss man also warten, bis genug Wasser über dieser Barre steht, um in den Hafen einfahren zu können. Irgendwann war dann auch die Zeit für die Boote gekommen, die 2 Meter Tiefgang wie die SUMMER haben.

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Jetzt liegen wir hier in diesem wunderschönen Hafen mit einer tollen Altstadtkulisse. Überall wachsen Blumen und auch schon die ersten Palmen. Da es schon echt spät ist, werden wir unser Abendessen heute im Hafenrestaurant genießen. Zum Erkunden der Insel wollen wir uns mehr Zeit nehmen und freuen uns schon auf Morgen.

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Vielleicht sollten wir uns ein U-Boot zulegen?

Nach dem langen und spannenden, oder eher nervenauftreibenden Fußballabend verschliefen wir am nächsten Morgen. Endlich erwacht waren wir aber dann in bester Laune die Stadt zu entdecken. Besonders hatte es uns das Museum „La Cité de la Mer“ angetan, in dem wir den gesamten Nachmittag verbrachten.

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Hier konnte man das französische Atom-U-Boot „Le Redoutable“ besichtigen. Mit 128 Meter Länge und einem Durchmesser von über 10 Metern ist es das größte U-Boot, das für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Bewaffnet mit einem Audio-Guide verschwanden wir fast eine Stunde lang in dem faszinierenden Labyrinth aus Leitungen, Maschinen und Technik. Vielleicht sollten wir unsere Reise unter Wasser fortsetzen und nur an den schönsten Stellen auftauchen? Dietmar übte das Steuern schon mal am U-Boot-Simulator, bis er von einer Schulklasse verdrängt wurde.

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Aber nicht nur mit dem U-Boot konnte man in dem Museum in die Tiefe abtauchen, es gab noch weitere erstaunliche Tauchboote aus der Tiefseetauchgeschichte zu besichtigen. Angefangen vom einfachen Taucheranzug mit Bleistiefeln bis zur Hightech-Tauchglocke für Tauchfahrten bis 10.000 Meter.

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Auch wir gingen auf Tauchfahrt, wenn auch nur virtuell. Wie im Phantasialand wurden wir in einem U-Boot-Simulator förmlich in die Tiefe geschossen und durften uns die Welt wie bei Jules Verne „20.000 Meilen unter dem Meeres“ anschauen.

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Natürlich kamen auch die Bewohner der Weltmeere nicht zur kurz. In einem kreisrunden Becken, das sich über drei Etagen erstreckte, drehten Hai und Rochen ihre Runden umgeben von einem wunderschönen, lebenden Korallenriff mit hundert verschiedenen Fischarten und allerlei anderem Getier.

Zu guter Letzt besuchten wir die aktuelle Ausstellung „Titanic, return to Cherbourg“. Cherbourg war der Hafen, von dem aus die Titanic am 10. April 1012 zu ihrer legendären, und mit bekanntem Ausgang, Fahrt startete. In der originalen Art-Deco-Halle, die damals zur Abfertigung des Gepäcks benutzt wurde, bekommt man einen tollen Einblick. Viele Fotos und Dokumente lassen die Zeit fast wieder lebendig werden.

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Um halb sieben wurden wir vom Personal aus dem Museum gekehrt. Schade eigentlich, es wäre bestimmt noch viel zu entdecken gewesen.

Wir gönnten uns im Restaurant am Hafen noch einen Fischteller, der aber leider deutlich schlechter als unsere selbst gebratenen, frischen Schollen war. Morgen soll es dann weiter nach Guernsey gehen, aber erst gegen Mittag. Ausführliche Törnplanung am Morgen hatte ergeben, dass wir erst um ein Uhr am Mittag auslaufen sollten, um nicht wieder wie ein Auto im Windkanal die Strömung gegen uns zu haben. Mal sehen, ob unsere Berechnungen stimmen 🙂