Kategorie-Archiv: Porto

Ein ordentlicher Nordwind

In den Sommermonaten herrscht im Allgemeinen Nordwind an der portugiesischen Atlantikküste. Nur im letzten Jahr war alles anders. Deshalb hatten wir die portugiesische Küste in drei großen Schritten unter Motor fahrend überwunden. Denn letztes Jahr waren Tage ohne den vorherrschenden Südwind die einzige Chance, weiter in Richtung Süden zu reisen.

Dieses Jahr war aber alles wieder wie gewohnt an seinem Platz und der Nordwind würde uns laut Wettervorhersage eine schöne und schnelle Fahrt an die Algarve bescheren.

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Pünktlich um neun Uhr ließen wir Porto und die Douro Marina hinter uns. Wie so oft war der Wind noch nicht ganz auf „Betriebstemperatur“ und wir mussten etwas mit dem Motor nachhelfen. Aber schon kurz darauf liefen wir unter Schmetterlingsbesegelung (zwei Vorsegel sehen zusammen aus wie die Flügel eines Schmetterlings) zwischen sechs und sieben Knoten. Auch die Welle meinte es gut mit uns und schob uns recht friedlich von hinten unserem Ziel entgegen.

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Insgesamt also ein toller und entspannter Segeltag. Ich bereute es auch nicht, dass ich es gewagt hatte, heute mal ohne „Seekrankheitspflaster“ in See zu stechen. Zwar war ich den ganzen Tag recht müde, aber das bin ich mit Pflaster auch. Sonst ging es mir prima 🙂 und das vorbereitete Essen schmeckte. Dietmar sah gar nicht so begeistert aus. Vielleicht hatte er auf die doppelte Portion gehofft 🙂

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Am zweiten Tag legte der Wind nochmal eine Schippe oben drauf 🙂 Bei Drückern bis zu 30 Knoten liefen wir mit gereffter Genua und 30% des Großsegels immer noch zwischen sechs und acht Knoten über Grund. Leider hatte sich auch etwas mehr Welle aufgebaut, die die SUMMER zwischendurch ordentlich beutelte und unser Inventar in den Schränken neu sortierte. So war die zweite Nacht doch deutlich lauter als die erste, aber da wir schon am nächsten Mittags in Vilamoura ankommen würden, tat es unserer Motivation keinen Abbruch 🙂

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Kurz vor dem Ziel tauschten wir dann Wind gegen Nebel. So musste die Maschine doch nochmal ran und auch das Radar musste eine Tagschicht einlegen 🙂

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Genau so schnell, wie der Zauber auftauchte, verschwand er auch wieder und wir erreichten Vilamoura im strahlenden Sonnenschein.

Die Prozedur des Eincheckens raubte dem Kapitän den letzten Nerv, da vor ihm eine große Gruppe aus verschiedenen Ländern an der Reihe war und sich das Ganze über eine Stunde in die Länge zog. Das ist aber auch echt frustrierend, wenn man so lange unterwegs war und sich auf ein leckeres Mittagessen freut und dann dauert es und dauert und dauert…. 🙁

Aber irgendwann lagen wir dann auf unserem Liegeplatz fest und dem Mittagessen stand nichts mehr im Wege 🙂 Es wurde ja Zeit, mittlerweile war es fast drei Uhr am Nachmittag.

Wie meistens nach einem längeren Törn war heute nicht mehr viel mit uns anzufangen. Nach einer ausgiebigen Land-Dusche gönnten wir uns noch ein luxuriöses Eis (Echt teuer, aber auch echt lecker :-)) und vertraten uns auf der Hafenpromenade noch ein bisschen die Beine. Das war aber dann auch genug des Guten und wir freuten uns beide auf eine ruhige Nacht ohne Lärm und Geschaukel 🙂

 

Noch nicht ganz da und schon wieder weg

Mein erster Tag zurück auf der SUMMER verlief nicht so entspannt wie erhofft. Morgens nach dem Frühstück zeigte der Wetterbericht ein optimales Wetterfenster, um nach Süden an die Algarve zu segeln 🙂 Das hieß, dass wir schon Morgen früh starten würden. 330 Seemeilen und zwei bis drei Tage auf See 🙂

So mussten erstmal die mitgebrachten Sachen einsortiert und verstaut werden. Das dauert leider immer eine ganze Weile, aber gegen Mittag war das dann erledigt.

Nach einem prüfenden Blick in den Kühlschrank stand auch Einkaufen auf dem Programm. Unsere Vorräte konnte man nicht einmal mehr als „überschaubar“ bezeichnen. Und es sollte ja kein Diät-Segel-Törn werden 🙂 Bevor wir uns zum Supermarkt aufmachten, setzte ich noch schnell einen Brotteig an. Der konnte dann in der Zwischenzeit ordentlich aufgehen :-).

Am Marinabüro machten wir erst einmal halt, um unsere Rechnung zu bezahlen. Porto gehörte zu den teureren Häfen auf unserer Route und wir erwarteten einen ordentlichen „Deckel“: 25 Tage a 47 € pro Tag…..kein Pappenstil. Aber die freundliche Mitarbeiterin hatte eine tolle Idee, denn 25 Tage wären ja fast ein Monat. Da sollten wir doch besser den Monatspreis bezahlen. Der belief sich auf 465 €. Wir glaubten unseren Ohren nicht zu trauen. Das waren ja nur 40% und bescherte uns einen Tagessatz, der mit Ostseepreisen vergleichbar war. Schnell bezahlten wir die Rechnung.  Nicht dass sich die nette Dame verrechnet haben sollte 🙂 Bestens gelaunt machten wir uns auf den Weg zum Supermarkt 🙂

Schwer beladen mit allem, was das Herz so begehrte und der Supermarkt hergab, waren wir am späten Nachmittag zurück am Boot. Ich schwang mich gleich an den Herd,  um was Leckeres für unseren Törn vorzukochen. Das Brot war in der Zwischenzeit auf eine stolze Größe aufgegangen 🙂 und wurde direkt im Omnia (unserem neuen Camping-Backofen, den man oben auf den Gasherd stellen kann, um Gas zu sparen) ordentlich gebacken .

In der Forneria oberhalb der Marina gönnten wir uns ein leckeres Abschiedsessen. Von Porto hatte ich diesmal gar nichts gesehen 🙁 Das war eigentlich anders geplant gewesen. Da hatte mir der Zahn einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Aber Porto ist immer eine Reise wert und irgendwann führt uns unser Weg sicher auch mal wieder hier vorbei 🙂

 

Au Backe

Heute morgen hieß es früh aufstehen, denn um halb sieben war mein Taxi zum Flughafen bestellt. Jetzt fragt Ihr Euch sicher: Wieso Flughafen?????

Die von Dietmar aus Deutschland eingeschleppte „Seuche“ war irgendwie auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Wie auch? Wir sind ja die letzten sieben Tage auf engstem Raum zusammen gewesen und schon in der letzten Nacht unserer Überfahrt hatte ich mit undefinierten Kopf-, Ohren- und Zahnschmerzen zu kämpfen.

Das Wochenende nach unserer Ankunft haben wir deshalb auch sehr ruhig angehen lassen. Dietmar hustete immer noch heftig vor sich hin. Bei mir hatten sich die undefinierten Schmerzen im Kopf mittlerweile leider in sichere Zahnschmerzen verwandelt 🙁 Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es etwas Aufwändigeres werden könnte und ich beschloss, nach Deutschland zurückzufliegen.  Zahnarzt ist nie ein Vergnügen, aber dann wollte ich das auch gleich vernünftig erledigt wissen. Sicher ist sicher. Und der Zeitpunkt war eigentlich mehr als günstig 🙂 In zwei Wochen wäre ich sowieso das letzte Mal nach Deutschland zurückgeflogen.

Mein Flug ging von Porto nach Frankfurt-Hahn. Von dort aus sollte es mit dem Mietwagen weiter nach Leverkusen gehen. Meine gestern im Internet getätigte Mietwagen-Buchung war leider noch nicht bestätig worden. Als ich in Frankfurt aus dem Flieger stieg und in Richtung der Mietwagenschalter ging, wusste ich warum. Überall lange Schlangen und nach einer Stunde wusste ich sicher: Heute würde ich hier kein Auto mehr bekommen :-(.

Die Anbindung des Flughafens Frankfurt-Hahn an die öffentlichen Verkehrsmittel ist beeindruckend. Der nächste erreichbare, größere Bahnhof liegt in Mainz. Und nach Mainz kommt man mit dem Bus (Fahrzeit eine Stunde und zehn Minuten). So begab ich mich auf eine kleine Weltreise und erreichte gegen gegen halb sechs Leverkusen.

Ende gut – Alles gut. Und morgen früh geht es dann zum Zahnarzt meines Vertrauens 🙂

 

Angekommen – Sieben Tage und 864 Seemeilen

In der vorletzten Nacht auf See auf dem Weg nach Porto kam es leider genau so wie es angesagt war: nämlich stürmisch! Vorbei war es mit der Ruhe. Trotz gereffter Segel liefen wir zwischen sieben und acht Knoten, eigentlich sehr schön, aber wenn wir mit diesem Tempo weitersegelten, würden wir morgens um zwei Uhr in Porto ankommen. Nicht genug, dass es stockdunkel sein würde. Zu dieser Zeit würde auch Niedrigwasser herrschen. Zwei Umstände, die wir auf jeden Fall aus Sicherheitsgründen vermeiden wollten.

Unser letzter Seetag brachte uns etwas Erholung, aber nur damit es bei Einbrechen der Dunkelheit wieder richtig rund gehen konnte. Mit Böen bis zu 30 Knoten und ungemütlicher bis teilweise auch unheimlicher hoher See, stürmten wir unserem Ziel entgegen. Um erst nach Sonnenaufgang in Porto anzukommen, hatte Dietmar den Kurs so festgelegt, dass wir noch bis Mitternacht weiter Richtung Nord-Ost segelten und später nach Süden in Richtung Porto wenden würden, um die Wegstrecke zu verlängern.

Die See war ruppig. Am frühen Morgen erwischte uns eine große Welle so ungünstig von der Seite, dass sie das gesamte Cockpit mit kaltem Atlantikwasser flutete. Obwohl sie vorher noch von dem am Seezaun befestigten Bananaboot abgebremst und abgelenkt worden war 🙂 Durch die Wucht der Welle wurde die sehr massive Stütze zusammen mit dem Bananaboot um gut einen halben Meter nach innen gedrückt. Das Wasser lief teilweise aus dem Cockpit über die Treppe ins Boot. Zusätzlich wurde das Wasser sogar durch die Wucht der Welle über die Entlüftungen über die Decke in die Duschkabine gedrückt. Die Schutzschalter habe dann auch noch ausgelöst und das 220V Stromnetz ausgeschaltet. Das war schon ein heftiger Schlag und wir waren mal wieder sehr froh, dass wir ein so stabiles Schiff besitzen 🙂   Gut, dass gerade in diesem Moment niemand draußen an Deck war…. Zumindest wäre das eine sehr erfrischende Dusche gewesen.

Ich war in dieser Nacht irgendwie recht angeschlagen. Undefinierte Kopf-, Zahn- und Ohrenschmerzen machten mich schlapp und unleidlich. So gab Dietmar mir heute Nacht wachfrei und ich durfte mich in der Koje bis zum Sonnenaufgang ordentlich durchschütteln lassen.

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Morgens geben sechs war den endlich wie geplant Land in Sicht. Portugal präsentierte sich von seiner frischen Seite. 16° standen auf unserem Thermometer, aber dafür ging die Sonne an einem wolkenlosen Himmel auf. Als wir in den Douro-River einliefen, waren auch schon viele Fischerboote unterwegs. Der Wind ließ nach und entspannt konnten wir die SUMMER im Hafen anlegen. Jetzt erst einmal ein ordentliches Frühstück, dann eine heiße Dusche und anschließend noch eine Runde verdienter „Matratzen-Horch-Dienst“ 🙂

 

 

Hoppla-Hopp

Seit Mittwochmittag ist der Kapitän wieder an Bord und mittlerweile haben wir die aus Deutschland eingeschleppte Seuche (Erkältung) gut im Griff.

So haben wir heute Nachmittag um vier Uhr entschieden, morgen den Sprung ans portugiesischen Festland zu wagen, da das Wetter im Laufe der nächsten Woche deutlich ungünstiger werden soll.

Dem Entschluss folgte hektische Betriebsamkeit, aber jetzt ist alles vorbereitet für die gut 800 Seemeilen weite Strecke. Wir werden Euch auf dem Laufenden halten und die Berichte der letzten Woche auf den Azoren nachreichen, sobald ewir Porto erreicht haben.

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Der krönende Abschluss

Das Beste sollte man sich ja bis zum Schluss aufheben. Nachdem wir Porto die letzten Tage auf unterschiedliche Art und Weise genossen hatten – zum Beispiel die Altstadt mit Kunst und Kultur oder die guten Einkaufsmöglichkeiten in Hafennähe – wollten wir uns heute mal ausgiebig mit dem Thema Portwein auseinander setzen.

Waltraud und Wolfgang von der SY METHOR hatten schon vorab verschiedene Portweinkellereien ausgekundschaftet und für unseren Besuch die Besten ausgewählt. Aber zuerst ging es zu einer letzten Fotozession an den Fluss Douro gegenüber der Altstadt. Hier haben die Portweinkellereien (natürlich zu Werbezwecken) alte oder nachgebaute Barken liegen, die früher zum Transport der Portweinfässer von den Weingütern zu den Kellereien in Porto benutzt wurden. Nachdem dieses dekorative Motiv in unzähligen Varianten auf Speicherkarte gebannt war, wurde es dann ernst.

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Nicht Calem, Sandemann oder Croft wollten wir besuchen, da sich die großen Kellereien in der Vorauswahl eher unpersönlich und auf größere Touristenmengen ausgerichtet gezeigt hatten. Wir machten uns auf den Weg zur Kellerei „Churchill“. Etwas oberhalb der Uferpromenade gelegen war das Gebäude von außen eher unscheinbar. Drinnen wurden wir aber sehr freundlich empfangen. Da gerade eine Führung in französischer Sprache begonnen hatte, durften wir den ersten Portwein schon vor dem Rundgang verkosten: ein zehn Jahre alter weißer Portwein „Extra Dry“. Das war schon mal das erste tolle Geschmackserlebnis 🙂

Dann wurde es lehrreich. Im Weinkeller erfuhren wir zuerst etwas über die Geschichte des Hauses Churchill und dann etwas über Portwein im Allgemeinen. So werden die Trauben auch heute noch von Hand gelesen. Und zwar im Normalfall von Frauen, die die gefühlvolleren Pflückerinnen sind und Schäden an den Trauben vermeiden (Wen wundert das:-)?). Oder wusstet Ihr, dass ein Portweinfass immer erstmal ein normales Weinfass war (so fünfzig Jahre lang) und eventuell auf der Karriereleiter noch weiter aufsteigen kann, und dann ein Whiskeyfass werden kann? Oder, dass Portweine entweder im Fass oder in der Flasche reifen können? So erfuhren wir viele Dinge über Portwein und genossen einen toller und informativer Rundgang.

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Dann ging es endlich weiter mit der Probe und auch die beiden anderen probierten Weine waren ein echter Genuss. So brüteten wir über der Karte: Was sollten wir mitnehmen? Zur Entscheidungsfindung mussten wir dann aber doch noch einen weiteren Wein probieren. Nach reiflicher Überlegung wanderten verschiedene Sorten Portwein in unsere Rucksäcke. Wir gönnten uns ein ganz besonderes Highlight. Einen in der Flasche gereiften Vintage-Portwein des Ausnahmejahrganges 2011. Im Moment ist er noch viel zu jung, um ihn zu genießen. Aber wenn ich dann offiziell das Rentenalter mit 67 Jahren erreicht habe, sollte er optimal sein 🙂

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Nachdem wir die ganzen wertvollen Einkäufe verstaut hatten, sollte es per Fahrrad zurück zum Hafen gehen. Ob dieses Fortbewegungsmittel in unserem Zustand die optimale Wahl war? Wir waren schon ziemlich guter Stimmung.  Und nach dem Einkauf hatte man uns zum Abschluss noch einen weiteres Gläschen Portwein spendiert. Gut, dass wir nicht in eine Polizeikontrolle geraten sind! Wir hätten uns ja in Portugiesisch nicht mal rausreden können. Letztlich gelangten wir aber schnell (besonders Dietmar, der ungebremst den Berg hinunter schoss) und unfallfrei zurück zum Boot und auch die wertvolle Fracht lagert schon sicher in der Bilge. Schauen wir mal, wie lange sie dort bleibt 🙂

Nach einer schnell zubereiteten Notfall-Portion Nudeln mit Pesto waren wir auch genauso schnell wieder fit. Den restlichen Abend nutzen wir für unsere Reisevorbereitungen. Auch wenn der Wind sich immer noch nicht sehen lässt, wollen wir morgen nach Lissabon aufbrechen. Vielleicht finden wir ihn da draußen irgendwo, man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben.

Einmal ist keinmal :-)

Gestern war ein guter Anfang, aber wir hatten noch lange nicht genug. Das Überqueren des Douro River mit der Fähre war am zweiten Tag dann auch kinderleicht. Diesmal wollten wir uns aber mit der Straßenbahn, der sogenannten „Electrica“, in die Stadt kutschieren lassen.

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Die Zeitreise begann schon beim Einsteigen, denn die Straßenbahnwagen wurden in den 50er Jahren erstmals in Betrieb genommen und sind erst im Jahr 2005 originalgetreu und aufwändig restauriert worden. Die Fahrt war dann auch ein echtes Erlebnis. Es war sehr laut, Federkomfort nicht vorhanden, langsam und zugig, da alle Fenster komplett geöffnet waren. Irgendwie war die Zeit einfach stehen geblieben und die Bahn hätte genauso gut auch irgendwo in Cuba im Einsatz sein können. Der deutsche TÜV hätte das Teil sicherlich stillgelegt, aber das Flair, welches das sehr gepflegte und optisch wunderschöne alte Stück Technik verströmte, war ein Hochgenuss selbst für nicht Technik affine Menschen. Ganz nebenbei waren die Schaffnerinnen auch sehr attraktive Erscheinungen, wie Dietmar immer wieder beiläufig erwähnte 🙂

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An der Endhaltestelle wurden wir von der Schaffnerin freundlich herauskomplimentiert. Was dann kam, überraschte uns sehr. Die Dame klappte die Rücklehnen alle Sitze in Windeseile um, und ging einfach in den Steuerstand am anderen Ende des Wagens. Der Stromabnehmer wurde aber zuvor noch händisch um 180 Grad gedreht und schon konnte die Reise auf dem gleichen Gleis in entgegengesetzter Richtung fortgesetzt werden. Wirklich klasse gemacht!

Porto ist eine Stadt, die direkt am Flussufer des Douro in die umliegenden Hügel hineingebaut wurde. Mit der Electrica landeten wir leider nicht am höchsten Punkt der Stadt, sondern irgendwo recht nah am Fluss. So kletterten wir erstmal hinunter in das alte Viertel „Riberia“ mit den engen Gassen und schmalen Häusern.

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Dort angekommen führte jeder weitere Weg dann leider erstmal nur noch bergauf, 🙂 egal in welche Richtung wir schauten. Heldenhaft nahmen wir den Aufstieg in Angriff. Bei fast 30°C schon eine recht sportliche Leistung. Um die Anstrengungen aber nicht zu sehr ausarten zu lassen, legten wir in einem der einladenden Cafés einen Zwischenstopp ein. Dietmar wählte aus dem Sortiment wie so oft das größte Stück, das zu finden war. Wie wir feststellen mussten, hatte er daran dann auch noch viel länger Spaß, da es ihm wie ein Backstein im Magen lag.

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Bis zum frühen Nachmittag wanderten wir kreuz und quer durch die Straßen und Gassen. Dann war es Zeit, zum Hafen zurückzukehren. Für heute war Besuch angesagt. Die SY MENTOR und der Katamaran „Joy of Life“ waren auf dem Weg nach Porto. Da wollten wir doch nicht zu spät kommen 🙂

Somit waren wir an diesem Abend eine wirklich große Runde von zehn Seglern, die beschlossen hatte, zusammen im Dorf zum Essen zu gehen. Wie schon zwei Tage zuvor, saßen wir wieder in dem urigen Hinterhof und ließen uns von der portugiesischen Lebensfreude anstecken. Das wilde Durcheinander, in dem die verschiedenen gegrillten Fische und Meeresgetiere bei uns eintrafen, musste man einfach als landestypisch akzeptieren. Zum Schluss waren alle satt, auch wenn nicht jeder das gegessen hatte, was er bestellt hatte. Aber egal, es war wirklich alles lecker.

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Mit der „Joy of Life“ hatten wir jetzt auch eine Familie mit Kind in der Runde dabei. Die kleine Alia ist gerade sechs Jahre alt geworden. Da war Dietmar natürlich genau in seinem Element. So malten die Beiden einträchtig nebeneinander in Alias Malbuch lustige „Steckdosen-Tiere“ (Schweinchen), Fische und auch die Spinne „Tekla“ aus Biene Maja. Sehr praktisch für mich, denn ich weiß jetzt genau, welches Geburtstagsgeschenk ich für Dietmar Geburtstag nächste Woche unbedingt noch besorgen muss. So preiswert bin ich wohl noch nie weg gekommen: Ein schönes Malbuch scheint wirklich genau sein Ding zu sein. 🙂

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Endlich in Porto

Genug gearbeitet, jetzt wurde es wirklich Zeit, Porto zu entdecken. Nachdem der Vormittag doch nochmal einem Computer-Problem auf der GANESCHA zum Opfer gefallen war, zogen wir am frühen Nachmittag dann endlich los. Mit der Fähre wollten wir auf die andere Flussseite und von da aus weiter mit dem Bus in die Altstadt.

Überrascht mussten wir feststellen, dass portugiesische Fähranleger genauso auffällig gekennzeichnet sind wie spanische Bushaltestellen. Und welches von den merkwürdigen, kleinen Booten, die auf dem Fluss unterwegs waren, sollte denn eigentlich die Fähre sein? So standen wir am Ufer des kleinen Fischereihafens und beobachteten den Fluss. Irgendwann nahm tatsächlich eine Nussschale Kurs auf unsere Seite und plötzlich standen wir auch nicht mehr alleine an der Kaimauer. Die Einheimischen nahmen zielstrebig Kurs auf einen kleinen Schwimmsteg voller Fischerboote, unauffällig schlossen wir uns an und kurze Zeit später waren wir auch schon zum anderen Ufer hinübergeschaukelt. Die Bushaltestelle war dann anschließend echt einfach zu finden.

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Porto ist toll! Und da Bilder mehr sagen als tausend Worte, nehmen wir Euch einfach mal ein bisschen mit:

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Hier sieht der Bahnhof schöner aus als vielen Kirchen. Die Fliesen wurden einzeln in Handarbeit angefertigt. Unglaublich!
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Ein Wellness-Paket für unsere SUMMER

Die letzten drei Tage waren wir faul, aber nur schreibfaul 🙂 Wie geplant wurde an unserer SUMMER fleißig gewerkelt. Wichtigster Punkt überhaupt auf der „To Do Liste“: Instandsetzung des Radars.

Schon direkt nach dem Frühstück war Dietmar unterwegs, um den Raymarine-Techniker dingfest zu machen. Mit Ricardo, dem Kundenbetreuer vom hiesigen Yachtservice, hatte Dietmar einen neuen Freund ganz nach seinem Geschmack gefunden. Von Anfang an verstanden sie sich blendend und die Gespräche kamen von Hölzchen auf Stöckchen. Als „Fast-Blutsbrüder“ und gute Kumpel teilen die Beiden mittlerweile alles, außer Ehefrauen, Autos, Handys und den Computern. Da habe ich ja nochmal Glück gehabt.

Als Ergebnis vieler langer Gespräche wurde letztendlich ein umfangreiches Dienstleistungspaket vereinbart. So gaben sich in den nächsten beiden Tagen die Handwerker verschiedener Gewerke auf der SUMMER im wahrsten Sinne des Wortes die Klinke in die Hand und Dietmar war wie früher als Chef wieder ganz in seinem Element. Mittwochabend erschien endlich der RAYMARINE-Techniker, ein sehr netter und vor allem erfahrener Schiffselektroniker. Dieser ließ sich nicht, wie von Dietmar erwartet, direkt in den Mast ziehen. So ein Ärger! Obwohl wir uns alle so sicher waren, dass das Problem sich dort oben in der Radarantenne versteckte. Und es wäre obendrein ja auch sehr praktisch gewesen, denn das Teil hatte noch Garantie.

Doch wie sich dann herausstellte, waren wir alle auf der völlig falschen Fährte. Der Fehler war bei Tests im Hafen nie aufgetreten. Deshalb dachten wir, es liegt an der Schiffsbewegung. Irgendein bewegungsabhängiges Problem in der Antenne, wenn wie so oft auf See, das Radar seinen Dienst quittierte. Dass wir im Hafen immer mit dem Landstrom verbunden waren, während wir getestet hatten, hatten wir gar nicht berücksichtigt.

So wurde unsere SUMMER von der „Land-Steckdose“ getrennt und Dietmar hatte die Aufgabe, möglichst viel Strom gleichzeitig zu verbrauchen, um unsere Batterien mal auf Herz und Nieren zu testen. Bald lief neben Wassermacher und Boiler, Inverter, Autopilot uvm. auch noch der nagelneue Staubsauger. Unser spanischer Stegnachbar war sichtlich begeistert vom deutschen Reinheitswahn und suchte schnellst das Weite.

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So fanden die beiden Herren heraus, dass wir ein Spannungsproblem hatten, denn irgendwo zwischen Batterie und Radar-Antenne ging 1 Volt Spannung verloren. Sobald die Bordspannung unter 12,3 Volt gefallen war, kamen am Radar also nur noch 11,3 Volt an und die Antenne steigt aus. Jetzt musste in mühsamer Kleinstarbeit jedes Kabel und jede Kontaktstelle geprüft und durchgemessen werden. Es dauerte geschlagene zwei Stunden bis sie „die undichte Stelle“ dingfest gemacht. Ein Kontaktfehler in dem erst eineinhalb Jahre alten Sicherungspanel war die Ursache. Äußerlich nicht zu erkennen und in mehr als 90% aller Fälle die Ursache von Problemen mit der Bordelektronik. Eigentlich ja kein Wunder, denn die salzhaltige, feuchte und warme Meeresluft oxidiert die ungeschützten Kontaktflächen und ist dadurch pures Gift für die empfindlichen Bauteile. Aber als man den Fehler dann mal gefunden hatte, war er ganz leicht zu beheben. Positiver Nebeneffekt war, dass wir unser Schiff wieder besser kennengelernt haben und Dietmar eine wertvolle Lehrstunde in Messtechnik und Umgang mit einem Voltmeter bekommen hat. Das wird uns sicherlich in Zukunft noch sehr viel helfen können.

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Jetzt fehlt nur noch der Belastungstest auf See. Doch diesmal sind wir sicher, das Radar-Problem ist Geschichte 🙂

Sehr zufrieden mit dem hervorragenden Service gönnten wir unserer SUMMER noch eine Wellnesskur. Die Decksaufbauten warteten schon seit einiger Zeit darauf, einmal wieder fachmännisch poliert und anschließend mit Hartwachs versiegelt zu werden. Schon allein beim Gedanken an die vielen Ecken und Kanten bekam Dietmar schlechte Laune, denn das ist genau die Sisyphosarbeit, die er so ganz besonders liebt. Zwei Tage Arbeit bei 32°C in der Sonne brauchte der Polierer bis alle Ecken und Kanten gründlich bearbeitet waren und unsere SUMMER wieder im neuen Glanz erstrahlte. Der arme Mann musste sich sogar ein nasses Handtuch auf sein kahles Haupt legen, um in der Sonne nicht zu verglühen. Ich ließ es mir nicht nehmen, persönlich das Teakdeck danach wieder auf Vordermann zu bringen und die Reste vom Poliermittel mit viel Wasser und einem Schwamm Stück für Stück abzuschrubben. Und zum Abschluss bekam unsere Maschine auch noch einen Öl- und Filterwechsel verpasst. Somit war das „SUMMER-Wellness-Paket“ komplett.

So waren ganz schnell drei Tage vergangen, die wir in unmittelbarer Nähe von Porto verbracht hatten, ohne die Stadt selbst zu sehen. Das wollen wir morgen ändern.