Kategorie-Archiv: Lissabon

Zuviel des Guten

Am Sonntagvormittag machten wir uns zu zweit auf den Weg, die Altstadt von Lissabon zu erkunden. Die Sonne hielt sich erfreulicherweise nicht an den Wetterbericht und strahlte vom Himmel. Ohne Wind wurde es schnell wieder sehr warm. Wir spazierten am Tego entlang Richtung Baxia, dem alten Geschäftsviertel von Lissabon.

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Aber schon bald mussten wir feststellen, dass Lissabon eine Nummer zu groß für uns war. Nach dem überschaubaren und eher gemütlichen Porto, gab es hier alles im Überfluss: Zu viel Verkehr, zu viel Menschen, zu viel Lärm und leider auch viel Dreck. Auch ließ sich diese Millionenstadt nicht mehr zu Fuß erkunden, die Wege zwischen den einzelnen interessanten Ecken waren sehr lang und führten uns auch in Gebiete, die sehr verfallen und von Armut geprägt waren. Hinzu kam, dass wir Beide wohl auch etwas „Stadt-müde“ waren. Es war mal wieder Zeit für freie Natur und menschenleere Buchten und Strände.

Auf der anderen Seite gab es natürlich auch sehr schöne Platze mit Straßencafés, tolle alte Gebäude und Häuser, kleine Gassen und breite, beeindruckende Straßen und tolle Parks. Trotzdem fühlten wir uns nicht richtig wohl. So beschlossen wir, uns mit dem Hop-on-and-off-Bus wenigstens einen kleinen Überblick zu schaffen und ließen uns fast zwei Stunden zu den vielen Sehenswürdigkeiten von Lissabon kutschieren. Die Tour versöhnte uns wieder mit der Stadt und nächstes Jahr werden wir Lissabon sicher nochmal eine Chance geben.

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Im Hafen beschlossen wir mit der SY MENTOR und der JOY OF LIFE am nächsten Tag weiter Richtung Süden zu fahren. Ohne Zwischenstopp wollten wir dem launischen Wind an der Atlantikküsten entfliehen und an der Algave einfach entspannt die Küste entlang hopsen, baden und ankern.

Ein schöner Tag voller Überraschungen!

Heute war ein guter Tag! Anders als sonst üblich fühlte ich mich heute nach dem Aufstehen deutlich älter als am Tag zuvor. Das könnte daran liegen, dass wie so oft schon in den vergangenen Jahren einmal wieder ein weiteres Lebensjahr für mich begonnen hat. Auf einen Geburtstagskuchen mit Kerzen hat Katja dieses Mal verzichtet, da er im vergangenen Jahr schon wie ein Fackelzug ausgesehen hat. Ein „YES“ Törtchen mit einer Kerze hat anstelle dessen hervorragende Dienste geleistet.

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So jetzt aber Schluss mit der Jammerei, denn es gibt ja auch durchaus viele Vorteile. Zum einen gab es ein Frühstücksei, obwohl noch nicht Sonntag war und zum anderen wusste ich, dass Katja eine Überraschung vorbereitet hatte. Allen Ernstes hatte ich felsenfest damit gerechnet, dass ich ein Malbuch und viele Buntstifte bekommen würde. Hatte es mir doch so viel Spaß gemacht mit der 6 jährigen jungen Dame „ Alia“ von dem Katamaran „JOY OF LIFE“ lustige Tierchen zu malen und hatte mich dabei mehr als köstlich amüsiert. Außerdem konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie meine Frau mich noch überraschen könnte. Aber wie sie das konnte!

Eine Hängematte! Was hatte ich mich doch geärgert, dass ich endlich eine Hängematte in Porto gefunden hatte und Katja sie mir im Laden ausgeredet hat. „Die Farbe gefällt mir nicht! Wir finden auch noch eine Schönere! Viel zu teuer…..“ waren Ihre Argumente! Auch im Nachhinein ging mir das Teil nicht aus dem Kopf. Und jetzt lag die Luxusausführung vor meiner Nase auf dem Tisch und ich war wirklich sehr happy! Schon immer wollte ich eine eigene Hängematte haben, um darin äußerst komfortabel zu chillen. Meine Frau ist schon klasse!

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Nach dem Frühstück haben wir uns mit unseren Mitseglern von der MENTOR und der JOY OF LIFE für 19:00 Uhr zu einem gemeinsamen Abendessen verabredet. Um die Energiebilanz zwischen Kalorienabbau (Bewegung) und Kalorienzufuhr so einigermaßen im Lot zu halten, sind wir gegen Mittag zusammen mit Jana, Alia und Lars von der JOY OF LIFE zu einer Erkundungstour in den westlichen Teil der Stadt in das alte Fischerviertel „Behlem“ gestartet. Über 4 Stunden ging es bergauf und bergab vorbei an sehr ärmlichen Behausungen (milde ausgedrückt!) und luxuriösen Neubauwohnungen, die direkt „Haus an Haus“ gebaut, einen zwiespältigen Eindruck bei uns hinterließen. Wir haben eine Welt gesehen, die uns fremd und unwirklich erscheint, aber eben auch ein Teil des realen Lebens ist. Am besten man fährt selber einmal nach Lissabon und bildet sich eine eigene Meinung. Reisen bildet und verbindet habe ich gehört.

Abends hatten wir einige Kilometer mehr auf der Uhr und unsere Füße waren rund gelaufen. Der Weg in das Restaurant in dem hauptsächlich Meeresfrüchte angeboten werden, war aber trotzdem nicht zu weit. Die Hoffnung auf ein leckeres Mal war ja auch durchaus berechtigt, denn die zahlreichen Gäste waren überwiegend Portugiesen und die Tische waren auch alle schnell belegt. Waltraud und Wolfgang hatten aber noch eine Überraschung im Ärmel. Plötzlich stand eine kleine rote Kerze auf dem Tisch und daneben lag ein Päckchen, gar wunderschön verpackt. Ich hatte viel Freude, es genussvoll zu öffnen, um dann am Ende einen Spezialverschluss mit Vakuumsauger für gute Weine oder Portweine in den Händen zu halten. Genau diesen hatte ich mir doch gewünscht, um unsere guten Portweine fachgerecht wieder verschließen zu können. Wie wir in Porto bei unserer Weinprobe lernen, hält sich ein Portwein mit Flaschengärung nach dem Öffnen nur wenige Tage und sollte unbedingt per Vakuumverschluss am Oxidieren gehindert werden. Die Beiden sind klasse und es macht einfach Freude, wenn man solche Menschen um sich hat. Ich war dankbar, dass ich einen schönen Tag erleben durfte und freue mich (entgegen meiner bisherigen Gewohnheit) sogar schon etwas auf den nächsten 6. September. 