Archiv für den Monat: Januar 2016

Männerzeit – Technik und jede Menge TLC

222

Katja ist ja nun schon seit knapp zwei Wochen in Deutschland und verbringt dort die Zeit mit ihrer Familie, Freunden und Pferden. Bevor sie abgeflogen ist, hat sie mir eine recht ordentliche Liste mit teilweise recht kniffeligen „Hausaufgaben“ übergeben, damit es dem Mann an Bord in der Marina Bas-Du-Fort ja nicht langweilig wird. Nach den knapp 2 Jahren Reisezeit zusammen mit ihrem zeitweise anstrengenden Ehemann wurde es auch einmal wieder Zeit, den Anspruch an unsere Reise neu zu definieren und sich danach passend neu auszurichten. Der Freude und der Lust auf neue Ziele und Abendteuer tut das keinesfalls einen Abbruch, sondern steigert eher noch das Verlangen. Mit den Aussichten ändern sich ja schließlich auch die Ansichten und Sichtweisen auf das gesamte Geschehen rings herum. Jedenfalls freuen wir uns schon auf den 8. Februar 2016, wenn ich Katja in Antigua wieder an Bord habe und Ihr dann die vielen neuen Errungenschaften und Verbesserungen an unserer CESARINA präsentieren werde. Außerdem feiern wir dann am 22. Februar unser 15. jähriges Zusammensein. Hab sie immer noch so lieb wie am ersten Tag 🙂

223

Eigentlich hatte ich mich mit meinem alten Kumpel Martin für eine Woche Segeln und Tauchen verabredet. Die Freude darauf war beiderseitig groß bis zu seinem Anruf. Gesundheitliche Probleme ließen unsere Pläne wie eine Seifenblase platzen und die Enttäuschung war ganz besonders auf Martins Seite sehr groß. Allein wollte ich auch nicht segeln, weil mir das Schiff bei den Anlegemanövern einfach zu groß ist. Und es zu riskieren, meine geliebte CESARINA zu beschädigen, kommt für mich nicht in Frage. Somit hatte ich wieder Zeit für meine lange Liste an Aufgaben.

Eine gute Gelegenheit für mich, meiner langjährigen und auf Dauer auch ruinösen Lieblingsbeschäftigung zu frönen. Die zahlreichen Yachtausrüster verführen einen ja schon direkt sich eingehend mit den angebotenen Leckereien zu befassen und bereits schon beim Aufrüsten des Einkaufwagens eine Argumentationsmatrix für die Notwendigkeit der Produkte gegenüber der Chefin zurecht zu legen. Darin bin ich aber geübt und kann das auch schon ziemlich gut 🙂 Nur als ich den kompletten Bestand an „Altura“-Lack aus dem Regal geräumt habe und dem Verkäufer auf den Tresen gestellt habe, fragte ich mich schon selber, ob ich es vielleicht nicht wieder einmal etwas übertrieben hatte. War ich doch aber auch sofort im Gespräch mit anderen Yachties, die sich wohl gewundert haben, wo ich das alles lassen bzw. verarbeiten will. Im allgemeinen ist die Anerkennung und Wertschätzung unter Bootsbesitzern doch recht groß, wenn sich jemand an das Lackieren von Holzaufbauten heranmacht. Der Geruch von frischem Lack ist anziehend und der Glanz auf den edlen Hölzern einfach nur schön. So ist das, wenn man einen echten Klassiker hat. Viel Arbeit, viel Freude und viel TLC (Abkürzung von „Tender Loving Care“).

118

116

115

Nach drei Tagen hatte ich circa 30 Blatt Schleifpapier verbraucht, 6 Pinsel aufgearbeitet und 3 Liter „high brilliant varnish“ gestrichen. Das Cockpit, das Deckshaus, die Decksleisten, den Tisch, die Treppe im Niedergang, die Fenster und die Eingangstüren habe ich zuerst ab- bzw. angeschliffen und dann 2-3 mal mit Hochglanzlack gestrichen. Zuvor hatte ich mit Klebeband den Zugang zum Schiff abgesperrt, damit bloß niemand aus Versehen auf die Flächen treten kann. Teilweise sah es nach dem Schleifen aus, als wenn jemand einen Sack mit Mehl über die CESARINA gekippt hat. Das Ergebnis ist zu einem sehr großen Teil wirklich überzeugend geworden. Es sieht aus, als wenn das Holz unter einer dicken Schicht aus kristallklarem Wasser liegt. Man kann sich teilweise wirklich darin spiegeln. So langsam lerne ich, wie man ein perfektes „Finish“ und perfekte Oberflächen hinbekommt. Ein Jahr weiter und dann werden auch noch die letzten Fehlerstellen ausgebessert sein 🙂 Lackieren ist wirklich alles andere als trivial. Es ist aber sehr befriedigend, wenn das Ergebnis stimmt.

112

113

An den Tagen dazwischen habe ich dann tagsüber einen Lüfter über unserer Koje eingebaut. Der stand bei Katja ganz oben auf der Liste, denn wenn die Luft in der Nacht im Boot steht, wird es recht stickig und heiß. Das heißt, dass die Frau schlecht schläft und am nächsten morgen nicht gut drauf ist. Das ist gar nicht gut für den Mann. Die nächste große Baustelle war unsere Klimaanlage. Wir haben zwei Stück davon an Bord und die für den Salon war leider außer Gefecht. Immer wenn ich einen Blick auf das Gewirr von Rohren, Motoren, Pumpen und Schläuchen, das tief in Inneren verbauten Anlage geworfen haben, habe ich die Klappe auch gleich schnell wieder geschlossen. Zu komplex und verwirrend, um sich damit eingehend zu beschäftigen. Heute war dann der Techniker von der Firma ICEBERG an Bord, um einen Riss in der Verrohrung der Gasversorgung des Kompressors zu löten, die Anlage danach zu evakuieren und mit einem Spezialgas zu befüllen und letztendlich das Gerät in Betrieb zu nehmen. Am Tag zuvor hatte ich das ganze Gerät schon von dem Wasserkreislauf getrennt und ausgebaut. Ebenfalls hatte ich auch schon eine neue Wasserpumpe für den Sekundärkreislauf eingebaut. Ein Sicherung an der Steuerung war noch zu erneuern und nach gut zwei Stunden gemeinsamer Arbeit starteten wir dann das Gerät. Das Ergebnis war überwältigend! Aus den Lüftungsschlitzen im Salon, Bad und Schlafgemach kam kalte Luft! Wäre vor Freude fast aus der Hose gesprungen und der Techniker hatte ebenfalls das ganz große Grinsen im Gesicht. Jetzt habe ich die Anlage auch endlich verstanden und habe sie anschließend wieder ordentlich verkabelt und verschraubt. So kann das gerne weitergehen!

111

Zur Feier des Tages habe ich dann mit Martins telefonischer Hilfe auch noch einen Lautsprecher für unser UKW Funkgerät eingebaut. Jetzt können wir endlich auch im Cockpit wichtige Meldungen verfolgen und müssen nicht immer unter Deck an das Funkgerät gehen. Neben vielen anderen Arbeiten am Schiff in nahezu allen Bereichen ist die Liste fast abgearbeitet. Eine große Aufgabe wartet aber noch darauf, erledigt zu werden. Auf Martinique hatten wir mitten am Tag einen Gas-Alarm an Bord. Der Grund dafür waren unsere Batterien, die von einem unserer beiden Ladegeräte mit einer viel zu hohen Spannung geladen wurden. 27,6 Volt ist die absolut höchste Spannung die unsere Batterien vertragen. Bei den angezeigten 32 Volt fangen die Batterien an zu gasen und gehen in kürzester Zeit kaputt, wenn sie dann ausgetrocknet sind. Gott sei Dank hatten wir das noch rechtzeitig bemerkt. Das VICTRON Ladegerät ist also hin! Morgen wird endlich das neue Gerät angeliefert, dass ich vor 10 Tagen bei Solarshop in Aiblingen/ Bayern bestellt habe. Doppelte Leistung, Hochfrequenztechnologie und das bei gleichen Abmessungen wie das alte Gerät. Herr Lardy ist dort der Geschäftsführer und hat sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt, dass alle Hürden wie Zoll und Versand genommen wurden. Dieses werde ich dann selber einbauen und darauf freue ich mich schon riesig. Jeden Tag lernt man ja dazu und das allein schon hält mich zumindest bei Laune und in Schwung:-) Ich bin gespannt, was Katja wohl zu allem sagen wird….

119

Das Abendprogramm war aber genauso klasse und abwechslungsreich wie auch schon der gesamte Tag. Frank von der SY JUCUNDA, der mit seinem Bruder Stefan und unser aller Segelfreund Kai einem Tag vor Katjas Abflug ebenfalls hier angekommen war, hatte vor, seinem Schiff hier einen neuen Unterwasseranstrich zu gönnen.  Es hat richtig Spaß gemacht, das Schiff zusammen zum Bootslift zu fahren und es dort an Land zu stellen. Abends sind wir meist zusammen unterwegs gewesen und hatten wirklich viel Spaß miteinander. Vor ein paar Tagen haben mich dann Peter und Petra von der SY MERIDIAN mit zum einkaufen genommen und Abends waren wir dann gemeinsam zum Essen verabredet. Gestern habe ich Regina und Matthias von der SY JASINA kennengelernt. Die beiden kommen aus Lübeck und Hamburg segeln auf ihrer ETAP 32 bereits schon seit 3 Jahren durch die Weltgeschichte Ein weiterer schöner Abend mit lieben Menschen und sehr interessanten sowie gehaltvollen Gesprächen. Die letzten Tage habe ich mich wieder einmal sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt. Es ist nun einmal einfach so, dass ich diese Gemeinschaft brauche und es sehr schön ist, sich mit anderen Menschen auszutauschen und Zeit zu verbringen.

Am Freitag wird mein alter Freund Maik aus Los Angelos hier landen. Wir haben schon vor 31 Jahren zusammen in der selben Firma den Beruf des Glasapparatebauers gelernt.  Maik ist kurz darauf nach Amerika ausgewandert und hat seine Firma „Glaswerk“ gegründet, die er bis heute erfolgreich führt. Wir haben nie den Kontakt verloren und ich freue mich wirklich sehr auf unsere gemeinsame Zeit hier an Bord.  Am Samstag legen wir hier ab und werden eine Woche Segeln, Tauchen und viel Spaß zusammen haben. Wir verstehen uns fast wie Brüder und ich bin sehr froh, dass ich Maik vielleicht noch etwas über das Segeln beibringen kann. Was kann es Besseres als eine Tour unter Freunden geben? Werde mich zumindest bemühen, dass wir eine tolle Zeit haben. Alles andere ergibt sich!

 

Das zweite Halbjahr 2015 – Ein Rückblick in Bildern

Wie schon im ersten Halbjahr 2015 ruft Michael auf seinem Blog „erkunde-die-Welt“ zur Fotoparade auf.
Beim letzten Mal bin ich erst sehr spät auf die Aktion aufmerksam geworden und reichte meinen Beitrag wirklich erst fünf vor zwölf ein. Diesmal bin ich zwar auch wieder spät, aber immerhin waren es diesmal noch fast eineinhalb Tage bis zum Abgabetermin :-). Die Fotos hatte ich aber schon länger ausgewählt und es war wieder einmal ein Vergnügen, die Bilder des letzten halben Jahres durchzuschauen und an die vielen tollen Erlebnisse zurückzudenken. Es gab wieder sechs Kategorien, für die man Bilder einreichen konnte.

Schönstes Sommerfoto

KHX_8968

Zu diesem Bild kann man eigentlich nur wenige Worte finden: Ein Sonnenbad in einer Mittagsblume – wie könnte man den Sommer besser auf einem Bild einfangen 🙂

Schönstes Herbstfoto

KHX_3316

Herbst verbinde ich mit bunten, fallenden Blättern oder Nebel. Den Herbst haben wir dieses Jahr in Portugal und Spanien verbracht. Da fällt es schwer auch im Oktober ein Foto zu machen, das einen irgendwie an Herbst erinnert. So habe ich für diese Kategorie einfach eines meiner Lieblingsbilder aus dieser Zeit ausgewählt. Immerhin ist es im Herbst entstanden 🙂 An der Algarve mitten an einer befahren Hauptstraße findet man diese recht bizarre Hausruine. Für jeden Fotografen ein absoluter Hochgenuss.

Schönste Gewässeraufnahme

Das war ja genau das richtige Tema für mich, da wir mit unserer Segeljacht CESARINA vom 18. November bis zum 10. Dezember den Atlantik überquert hatten. Und da sieht man ja recht lange Zeit nur Wasser um sich herum und im Nachhinein bin ich immer noch erstaunt, wie unterschiedlich dieses Wasser aussehen kann. Mein Lieblingsbild in dieser Kategorie ist dieses Foto:

KHX_4640

Aber eigentlich sah es jeden Tag anders aus 🙂

KHX_4690

KHX_4938

KHX_4586

KHX_4608

Schönstes Heimatfoto

KHX_2366

Was ist eigentlich Heimat, wenn man auf einer Segeljacht lebt??? Und wie sieht da dann das schönste Heimatfoto aus? So habe ich für diese Kategorie mein absolutes Lieblingsbild unserer CESARINA ausgewählt, mit der wunderbaren Stadt Angra de Heroism auf der Azoreninsel Terceira im Hintergrund. Dies ist der Ort, an dem wir unsere schöne Lady gefunden haben und für mich wird sie immer mit dieser Insel verbunden sein.

Schönste Landschaftsaufnahme

2015-12-17 4

Zuerst war meine Auswahl in dieser Kategorie auf ein Bild des Kraters von Sete Cidades (Sieben Städte) mit Lagoa Azul und Lagoa Verde gefallen. Aber schon im letzten Halbjahr hatte ich ein Bild von den Azoren als schönstes Landschaftsbild ausgewählt. Die Azoren sind unbestritten wunderschön und bisher einer meiner absoluten Lieblingsplätze, aber auch in der Karibik gibt es ganz wunderschöne Plätze, wie zum Beispiel diesen Wasserfall tief im Regenwald auf der Insel Saint Lucia.

Mein absolutes Lieblingsbild – egal aus welchem Bereich

KHX_7010

Die Menschen in der Karibik sind einfach unglaublich 🙂 Sie auf meinen Bildern festzuhalten ist ein ganz besonderes Vergnügen. Hier fiel mir die Auswahl besonders schwer, aber mein absolutes Lieblingsbild entstand auf unserer Silvesterparty, gerade noch rechtzeitig für die Fotoparade 2/2015 auch auf der Insel Saint Lucia. Aber auch die anderen Bilder, die in die nähere Auswahl gekommen sind, möchte ich Euch nicht vorenthalten.

KHX_6116

KHX_5292

KHX_5633

KHX_5656

So, dass war mein Rückblick auf das zweite Halbjahr 2015. Ich hoffe, Ihr hattet etwas Freude an meiner Bilderauswahl. Mehr über uns und unsere Reise erfahrt Ihr unter www.summer-sailing.de

Zick-Zack nach Point-a-Pitre

Die Insel Guadeloupe sieht aus wie ein Schmetterling. Unser Tagesziel für heute lag genau so, dass wir den linken „Schmetterlingsflügel“ umrunden mussten, denn wir wollten in die Marina Bas-Du-Fort, die größte Marina in der Karibik.

Da wir ja immer lieber im Hellen ankommen, machten wir uns früh auf den Weg und um acht Uhr ging es Anker auf 🙂 Im Windschatten der Insel kamen wir leider eher schlecht als recht voran. Aber je weiter wir nach Süden kamen und dem Ende der Abdeckung entgegensegelten, desto frischer und stärker wurde der Wind. Aber nicht nur dass, er änderte auch die Richtung und wehte genau aus der Richtung, in die wir eigentlich segeln wollten. Da mussten wir doch tatsächlich kreuzen 🙂 Es war schön zu sehen, dass uns die Wenden mit unserer CESARINA mittlerweile entspannt und flüssig von der Hand gingen :-). Aber der Wind war der Meinung, wir sollten doch noch ein bisschen mehr üben. Erst nach dem dritten „Zacken“ schafften wir es an der Südküste von Guadeloupe  vorbei zu kommen 🙂 und konnten wieder Kurs auf unser Ziel anlegen.

Aber jeder Segler weiß: Kreuzen bedeutet doppelte Strecke und dreifache Zeit. Und so waren aus unseren 40 Seemeilen dann am Ende auch 55 geworden und wir erreichten das Fahrwasser nach Point-a-Pitre erst in der Dämmerung. Schon die erste Tonne der Einfahrt stimmte nicht mit unserer elektronischen Seekarte überein und auch alle weiteren lagen überall, nur nicht da wo sie laut Karte hingehörten 🙂 Aber das ist halt manchmal so und auch nicht weiter schlimm, wenn man am Ende sein Ziel erreicht 🙂

Wie wir feststellen mussten lagen alle Boote in der Marina „Bas-Du-Fort“ an einer Mooring mit dem Heck zum Steg. Das war ja für uns nicht optimal 🙁 Irgendwie hatte ich gehofft, dass wir doch noch ein nettes Plätzchen am Kopfende eines Stegs oder sonst irgendwo finden würden. Aber auf dem ersten Blick war nichts zu sehen. Vielleicht würde uns morgen ein Marinero helfen, einen schönen Platz zu finden. Und wohin also heute Nacht ???? Wir konnten ja nicht bis morgen im Hafenbecken Kreise fahren. Frech wie wir waren machten wir einfach an der Tankstelle fest. Die war natürlich auch schon längst geschlossen und über Nacht lagen wir hier auf jeden Fall ganz prima.

Nur vom Steg kamen wir nicht runter. Das ganze Gelände war ordentlich abgeschlossen und verriegelt. Ausgerecht heute, wo wir beide uns nach dem langen Tag so sehr auf ein leckeres Abendessen gefreut haben.  Ich war besonders enttäuscht, da ich doch heute Nachmittag mit Dietmar um ein leckeres Abendessen gewettet und gewonnen hatte 🙁 Somit gab es aus der Bordküche Chilli aus der Dose, das wir noch von der Atlantiküberquerung übrig hatten. Aber das war auch ganz ok. Danach verschwanden wir direkt in der Koje, denn am nächsten Morgen würden wir wohl nicht ausschlafen können. Mal sehen, wie früh die Tankstelle am nächsten Morgen die Zapfsäulen öffnen würde.

Ziemlich pünktlich um acht Uhr kamen die ersten Yachten zum Tanken an den Steg und auch das Marina Office wurde geöffnet. Sofort kam ein Marinero mit dem Schlauchboot vorbei, um uns an unseren Liegeplatz zu bringen und uns beim Anlegen zur Hand zu gehen. Alles Gejammer hatte nichts genützt und wir mussten rückwärts zwischen zwei Schiffen einparken, während der Marinero unsere Leine vorne an der Mooring festmachte. Die Lady ist rückwärts nicht so einfach zu manövrieren, aber Dietmar meisterte die Aufgabe ganz prima. Während ich am Bug die Leinen sortierte, hatte er schon mit netter Hilfe vom Steg die Heckleinen am Steg belegt. Angekommen waren wir jetzt und einen Liegeplatz hatten wir auch :-), Aber wie sollten wir jetzt hinten vom Boot kommen???

Gemeinsam betrachteten wir die Sachlage. Als erstes winschten wir mal den Besambaum hoch und banden ihnzur Seite, damit man nicht immer wieder mit dem Kopf dagegen rannte. Die Windsteueranlage und die Besambaumschot waren zwar noch im Weg, ließen sich aber nach einigem Hin-und-Her auch so organisieren, dass einem Landgang fast nichts mehr im Weg stand 🙂 Dann kam unsere Gangway zum Einsatz, die wir in Las Palmas noch kurz vor der Abreise erstanden hatten. Ganz zum Schluss öffneten wir den Relingsdraht und drei Schritte später, waren wir an Land 🙂 So einfach geht das! Vielleicht hätten wir das schon einmal vorher ausprobieren sollen. Aber besser spät als nie 🙂

Endlich konnten wir uns auf die Suche nach einer Boulangerie für ein französisches Frühstück machen. Wir waren ja wieder in Frankreich und freuten uns auf Baguette und mehr. Die kleine Bäckerei war dann auch wirklich ein Traum, besser noch als auf Martinique und keine fünf Minuten vom Hafen entfernt. So ließ es sich aushalten.

Auf dem Rückweg fand Dietmar schon die ersten SChiffsausrüster, die ihm bei der Beschaffung eines neuen Ladegerätes und allerhand anderen Ersatzteilen helfen konnten. Das dringend benötigte Victron Ladegerät bestellte er sich dann aber letztendlich bei Herrn Lardy vom Solar Shop in Freilassing bei München. Top Konditionen und mit fachlich kompetenter Beratung.

 

Mittwoch, der 13. – Nicht unser Tag

Heute wollten wir nach Guadeloupe segeln. Nach dem Ausklarieren, das eine kleine Ewigkeit dauerte, machten wir uns zügig auf den Weg, denn vor uns lagen 40 Seemeilen und wir wollten nicht im Dunkeln ankommen.

Bisher hatte Dietmar immer alle Arbeiten am Großsegel erledigt, während ich das Boot hinter dem Ruder in die passende Windrichtung steuerte. Aber da es grundsätzlich besser ist, wenn man im Notfall auch mal tauschen kann, sollte ich heute eine erste Einweisung in die Geheimnisse eines konventionell geriggten Großsegels bekommen 🙂

So bestand meine erste Aufgabe darin, unsere Lazyjacks an der windabgewandten Seite so weit herunter zu ziehen und am Baum zu fixieren, dass sich das Segel beim Hochziehen nicht mehr darin verfangen konnte. Das war ja nun wirklich keine so schwierige Aufgabe und vorsichtig zog ich die Leinen nach unten in Richtung Deck. So vorbereitet war es kein Problem mehr das Großsegel hochzukurbeln, nachdem wir alle Reffleinen gelöst hatten. Eigentlich wirklich kein Hexenwerk 🙂 Jetzt nur noch die Lazyjacks wieder durchsetzen, damit nachher das Segel wieder bequem hineinfallen kann Aber wo war denn eigentlich das Ende der Leine, mit der ich den Lazybag hochziehen konnte? Eine leere Leinendurchführung am Mast auf Augenhöhe und in 14 Meter Höhe grinste mir entgegen 🙁 Das konnte doch gar nicht sein, die Leine ist doch mit einem dreifachen Knoten gesichert gewesen.

Wahrscheinlich war es unser persönlicher Klabautermann, der den Knoten gelöst hatte 🙂 Wie auch immer, die Leine war oben aus dem Mast herausgerutscht und befand sich jetzt anstatt im Mast zu sein an Deck. Und im Moment konnten wir auch überhaupt nichts daran ändern. So war es im Moment vorbei mit dem leichten und komfortablen Segel-Bergen. Da würden wir wieder kräftig zupacken müssen und das Segeln mit Segelbändern am Baum fixieren müssen. Das war natürlich kein besonders toller Start in den Tag….

Aber bald hatten wir bei Sonnenschein und angenehmen Wind unser Missgeschick fast vergessen. Dietmar machte seine Angeln klar und schon kurze Zeit später hatte der erste Fisch gebissen. Leider war es ein Barrakuda, den man in diesen Regionen aus Sicherheitsgründen besser nicht essen soll, das er eine Ciguatera-Vergiftung (Ciguatera ist eine giftige Algenart, die in äquatornähe besonders häufig in Riffen auftaucht) auslösen kann. So entließen wir den Fisch  in die Freiheit und standen wieder ohne Abendessen da. Aber es dauerte nicht lange, und ein Mahi-Mahi hatte unserem Tintenfischköder nicht widerstehen können. Mit Mühe bekam Dietmar den Brocken an Bord. Dort aber passierte etwas, womit wie beide nicht gerechnet hatten. der Fisch löste sich vom Haken, zappelte noch zweimal kurz an Deck und verschwand über die Deckleiste wieder im Wasser. Ich war so perplex, dass ich nur fassungslos schaute, anstatt beherzt zuzugreifen.  Enttäuscht rollte Dietmar seine Angel ein. Anscheinend war es auch kein Tag zum Angeln 🙁 Dann gab es halt heute mal was Vegetarisches 🙂

Kurz vor der Dämmerung hatten wir den Nordzipfel von Guadeloupe erreicht und mussten nur noch einen Felskegel umrunden, um unsere geschützte Ankerbucht zu erreichen. Im Windschatten dieses Berges konnten wir dann recht leicht unser Großsegel bergen und festbänseln. Das hatte wenigstens ohne Probleme geklappt. Jetzt mussten wir noch in der recht gefüllten Bucht ein nette Ankerplätzchen finden. Dazu brauchten wir zwar drei Versuche, aber lagen dann passend zum Sundowner mit wunderbarer Aussicht mitten im dicht besetztem Ankerfeld zwischen all den anderen Yachten 🙂

 

 

Die Insel der Kreuzfahrer

Am Dienstag machten wir uns auf den Weg in die Hauptstadt St. Johns. Die Bushaltestelle lag direkt am Yachthafen und der nächste Bus ließ nicht lange auf sich warten. Während unser Bus mit uns bis fast ganz in der Norden der Insel schaukelte, gab er recht merkwürdige Geräusche von sich. So waren wir schon etwas erleichtert, als wir den Busbahnhof von St. Johns erreichten.

Vorbei an den verschiedenen Markthallen (Fisch, Fleisch, Obst& Gemüse und Kunst :-)) spazierten wir erstmal in die Stadt und ans Wasser. Dies war meistens ein guter Startpunkt für weitere Erkundungen. Die Aussicht auf die Bucht wurde uns heute aber komplett versperrt. Drei riesige Kreuzfahrtschiffe lagen an den beiden Piers und ein Strom bleichgesichtiger Touristen strömte in die Stadt. Bisher haben wir immer Glück gehabt, denn unsere bisherigen Ausflüge auf den anderen Inseln sind nicht mit dem Besuch von großen Kreuzfahrtschiffen zusammengefallen.

Als wir uns einen Weg durch die Menge der auf Kundschaft wartenden Taxi-Fahrer bahnten, wurden uns immer wieder diverse Ausflüge zu Aussichtspunkten oder einsamen Stränden angeboten. Wir wollten aber gar nicht zum Strand 🙂 Da kamen wir doch gerade her. Und wenn, wären wir doch wohl eher mit der CESARINA in eine einsame Bucht gesegelt 🙂 Obwohl das heute wahrscheinlich eine echte Herausforderung sein würde.

Die Innenstadt von St. John teilt sich in zwei Teile: den Kreuzfahrerteil mit netten, kleinen bunten Häuschen, Boutiquen, Cafés und Restaurants und in die „wirkliche“ Stadt 🙂 Diese ist leider nicht ganz so gepflegt, aber trotzdem sehr hübsch anzuschauen. Echte Karibik halt, nur ein paar Straßen von der Hafenpromenade entfernt. Wir unternahmen einen Rundgang durch beide Teile und besuchten auch die St. Johns Kathedrale. Das ehemals prächtige Gebäude wird im Moment renoviert und man darf sich der Baustelle nur bis auf  30 Meter nähern 🙂 Da blieb uns nur ein kurzer Spaziergang über den alten Friedhof. Da es in der Stadt anscheinend an schönen, schattigen Platzen mangelt, macht man hier auf den alten Familiengräbern auch schon mal ein Nickerchen. Ob man dort entspannt schlafen kann? Ich könnte das nicht 🙂 Nosferatu und Graf Dracula hätten hier ein leichtes Auskommen 🙂

Nach knapp zwei Stunden hatten wir genug gesehen und beschlossen, zurück in den Kreuzfahrerteil der Stadt zu gehen. Dort hatten wir ein sehr ansprechendes Eiscafé gesehen. Bei den Temperaturen kann man jede Mahlzeit problemlos durch ein Eis ersetzen 🙂

Erfrischt und gestärkt machten wir uns auf die Suche nach der Buslinie, die uns wieder zurück nach English Harbour bringen sollte. Anscheinend war auch gerade die Schule zu Ende gegangen und Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Schuluniformen strömten in Richtung Busbahnhof. Durch unsere Anwesenheit stieg der Altersdurchschnitt im Bus bestimmt auf das Doppelt 🙂 und wir hatten eine unterhaltsame Fahrt. Schulkinder benehmen sich anscheinend auf der ganzen Welt ähnlich und wir hatten viel Spaß beim Beobachten.

Unser Ziel konnten wir heute nicht verfehlen, denn in English Harbour ist die Endstation. Während Dietmar noch kurz bei North Sails vorbeischauen wollte, zog ich mit der Kamera los . Hier in Hafennähe und im Nationalpark konnte ich entspannt alleine mit meiner Kamera herum laufen. So vertrödelte ich fast zwei Stunden, bevor ich meine persönliches Dinghi-Taxi in die Marina bestellte. Zusammen machten wir noch einmal eine Besichtigungstour entlang der Marina und bewunderten die Superyachten von der Wasserseite aus.

Gerade rechtzeitig noch erreichten wir unsere CESARINA, bevor uns ein ordentlicher Regenguss einen wunderschönen Regenbogen beschehrte.

 

Auf nach Antigua

Heute wollten wir die Marina Le Marin verlassen und weiter nach Norden fahren. In zwei Etappen sollte es nach Antigua gehen. Da heute nur ein kurzer Schlag an der Küste von Martinique entlang geplant war, wollten wir erst Mittag los. Somit hatte ich vormittags noch Zeit für einem Einkauf auf dem Markt und einem Bummel mit der Kamera rund um den Hafen. Bevor wir auscheckten, nutzten wir noch ein letztes Mal die heißen Duschen in der Marina 🙂 Immer mal wieder schön, wenn das warme Wasser auf Knopfdruck einfach aus dem Hahn kommt und man sich keine Gedanken über den Wasserverbrauch machen muss. Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass wir dort mit dem Wasser verschwenderisch umgehen :-), aber auf der CESARINA brauchen wir zur Herstellung von 55 Litern Süßwasser ungefähr eine Stunde und eine Menge Energie. Da bekommt die Wertigkeit von Süßwasser noch einmal eine ganz andere Bedeutung 🙂
Auf dem Rückweg konnten wir einem leckeren Eis nicht widerstehen und machten deshalb erst um zwei Uhr die Leinen in der Marina los. Bei sehr angenehmen Bedingungen kamen wir gut voran und gingen in der Dämmerung nördlich von Fort-de-France vor dem Städtchen Schoelcher vor Anker. Da der Platz etwas „rollig“ ist, waren wir fast alleine. Außer uns hatte sich nur ein Katamaran an diesen einsamen Ort verirrt. Die anderen Boote, die hier lagen, wurden schon längerer Zeit von ihren Eignern verlassen. Da unsere CESAINA mit ihren 23 Tonnen Gewicht immer sehr angenehm vor Anker liegt, hatten wir eine ruhige und wunderschöne Nacht und starteten am nächsten Vormittag in Richtung Antigua. Der Wind war leider hinter der Insel schon sehr schwach und wir mussten zeitweise die Maschine benutzen. So wurde es auf jeden Fall nicht langweilig: Segel rauf – Segel runter. Immer gab es etwas zu tun. So segelten wir in die erste karibische Nacht hinein, denn für die Distanz von 160 Seemeilen hatten wir mindestens 24 Stunden eingeplant. Für Dietmar war diese Nacht leider nicht so entspannt, da ich zwar das Vorsegel alleine setzen und bergen konnte (meine Premiere auf der CESARINA, ich war ganz stolz auf mich), aber für das Großsegel doch immer noch Unterstützung brauchte. Aber irgendwann lerne ich das sicher auch noch :-). Während seiner letzten Wache hatte er sogar einen leckeren Mahi-Mahi gefangen, der schon küchenfertig im Kühlschrank lag. Nicht einmal das hatte ich noch mitbekommen!
Gegen Mittag erreichten wir English Harbour. Laut unserem Cruising-Guide sollten wir wunderbare Bedingungen zu Ankern finden. Die Bucht ist recht langgestreckt und schmal und leider bei vielen Seglern beliebt. So drehten wir eine Runde durch das Ankerfeld und zogen dann unverrichteter Dinge wieder von dannen. Leider hatten wir keinen geeigneten Platz finden können. Also ging es in die nächste Bucht. Die sah zwar im Handbuch sehr unübersichtlich aus, war es in Wirklichkeit aber gar nicht. Schön geschützt und mit viel Platz ringsherum lagen wir bald mit Aussicht auf Falmouth Harbour. Und das war schon eine besondere Aussicht. Die Schiffe, die hier in der Marina oder auch vor Anker lagen, ließen keine Wünsche offen. Zwei davon hatten sogar einen Hubschrauber an Bord. Wenn man sich abends die Frage stellen muss, nehmen wir zum Essen gehen das Beiboot (Dinghi scheint mir ab einer gewissen Größe einfach nicht mehr der richtige begriff zu sein) oder nehmen wir den Heli??? Was soll man dazu noch sagen. Ein Luxus-Dreimaster hatte sogar ein kleines Segelboot als an Deck stehen. Das Holz war wunderschön lackiert, das versteht sich ja von selber. Auch sahen wir einen beeindruckenden Carbon-Mast, der für Arbeiten am Mast einen festinstallierten Lift als Arbeitsplattform hatte, während wir eigentlich froh sind, dass wir mittlerweile eine stabilen und bequemen Bootsmannstuhl besitzen, mit dem ich Dietmar dann in den Mast ziehen kann 🙂 In der Bildergalerie findet Ihr einige Bilder. Danach werde Ihr sicher verstehen, was ich meine.

Karibik für Anfänger

Martinique liegt zwar in der Karibik, ist aber ein Teil von Frankreich. So findet man hier sozusagen: Karibik light 🙂
Man bezahlt mit Euro. Das ist natürlich sehr angenehm und erspart einem das Umrechnen mit dem Faktor 2,8. Das im Kopf zu rechnen ist schon recht anspruchsvoll. Die Preise sind moderat und weder vom Nasenfaktor des Verkäufers noch von der Hautfarbe des Käufers abhängig. Außerdem bekommt man auf der Insel fast alles, was das Herz begehrt 🙂 Und gibt es keine Boatboys, die einem dauernd etwas verkaufen wollen. Somit liefert aber auch niemand mehr direkt ans Boot. Das ist eigentlich etwas schade 🙂
Die Straßen sind in einem guten Zustand, es gibt Verkehrsschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen und erfreulicherweise wird auf der „richtigen“ Straßenseite gefahren. Das waren genug Gründe, um uns zu überzeugen, hier ein Auto zu mieten.
Nachteil der französischen „Kolonie“ ist aber, dass viele Menschen wenig bis gar kein Englisch sprechen. Jetzt mussten wir uns mit unserem Französisch mehr schlecht als recht durchwurschteln.
Morgens gleich nach dem Frühstück holten wir unseren Mietwagen ab. Das war eine echte Herausforderung, da die Mietwagenstation im Marine-Zentrum umgezogen war und jeder, den wir fragten noch nie von ihr gehört hatte. Dagegen war die Orientierung auf Martiniques Straßen dann ein Kinderspiel. Vorbei an der Hauptstadt Fort-de-France ging es auf einer kleinen kurvigen Straße in die Berge und den Regenwald. Unsere Erste Station war in Batala-Touret, wo ein verkleinerter Nachbau der bekannten Pariser Kathedrale Sacre Coeur zu sehen ist. Naja, die konnte uns aber nicht so besonders begeistern, aber gut. In den Bildergalerien findet Ihr Fotos, dann könnt Ihr Euch selber ein Bild machen :-). Aber die Aussicht auf Fort-de-France war sehr schön.
Aber der Regenwald, der sich rechts und links von der Straße die steilen Berghänge hinaufzog, war wunderschön. Immer wieder kreuzten Bäche die Straße und tief hängende Wolken mit Regenschauern machten deutlich, dass der Name hier Programm ist.
Ganz im Norden wollten wir eigentlich zum Vulkan der Insel hinauf fahren, aber der hüllte sich in dichte Wolken. Anfang des 19. Jahrhunderts war dieser Auslöser einer Katastrophe, bei der die damalige Hauptstadt St. Pierre komplett zerstört und 30.000 Menschen getötet wurden. St. Pierre war zu dieser Zeit das Paris der Karibik und die Menschen, die am Fuße des Vulkans lebten, unterschätzten die Gefahr. Am 4. Mai 1902 um 7.52 Uhr wurde die ganze Stadt von einer 150 Stundenkilometer schnellen und 2000° heißen Lava-Lawine überrollt. Sogar die Schiffe im Hafen fingen Feuer und die Fensterscheiben schmolzen zu Klumpen zusammen. Die Einwohner hatten keine Chance und verbrannten in Minuten zu Asche.
Ein Teil der Ruinen ist noch sehr gut erhalten, wie zum Beispiel das alte Theater oder das Gefängnis. Hier fanden die Helfer, die nach dem Vulkanausbruch nach St. Pierre kamen, den einzigen Überlebenden. Der Mann saß im Gefängnis und wurde nach drei Tagen schwer verbrannt und halb verhungert endlich befreit. Ist doch immer wieder erstaunlich, die das Schicksal so spielt 🙂
Die Stadt hat sich nach dem Vulkanausbruch nie wieder erholt und ist leider recht heruntergekommen. Trotzdem fanden wir ein nettes Restaurant, in dem wir uns ein leckeres Mittagessen schmecken ließen. Danach ging es an der Küste entlang wieder zurück nach Le Marin. Um vier Uhr sollte das Großsegel angeliefert werden, an das der Segelmacher Garvin von NORTH SAILS noch die Mastrutscher nähen musste. Während Dietmar sich um das Segel kümmerte, wollte ich unser Luxusauto noch zu einem ausgiebigen Lebensmitteleinkauf nutzen. Hier auf Martinique gibt es die Supermarkt-Kette Carrefour und nach dem, was wir gehört hatten, sollte die Auswahl groß und die Preise (für karibische Verhältnisse) klein sein.
Am Abend waren wir dann noch mit Ralf und Sylvia von der SY FELUKA verabredet. Die Beiden haben auch an der ARC teilgenommen und bleiben bis Ende der Saison in der Karibik. Schon in Saint Lucia hatten wir am selben Steg gelegen, aber ein Treffen hatte sich nie ergeben. Das würde jetzt aber auch mal Zeit 🙂 und natürlich war es ein lustiger Abend. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen.

Endlich neue Segel

Wir waren wieder in Europa und das Wetter gab sich sehr deutsch. Den ganzen Morgen regnete es ergiebig. So waren wir erst gegen elf Uhr auf dem Weg zum Einklarieren, ordentlich verpackt in unseren Regenjacken 🙂 Das erstes Mal in der EU einzuklarieren ging ganz unbürokratisch am Computer und hat nur fünf Euro für drei Tage gekostet. Nach drei Tagen muss man das ganze Spiel aber wohl wiederholen. Das hörte sich doch etwas lästig an. Gut, dass wir nicht so lange bleiben wollten.
Mit den Zoll und Schiffspapieren machten wir uns auf den Weg zur hiesigen NORTH SAILS Vertretung. Unsere Segel lagen seit vor Weihnachten auf Martinique beim Zoll und sollten direkt auf die CESARINA importiert werden. Wenn alles gut lief, würden sie bereits morgen Nachmittag geliefert werden.
Jetzt brauchten wir nur noch einen geeigneten Liegeplatz. Wie oft in der Karibik liegen die Boote in der Marina mit dem Heck zum Steg und werden am Bug von einer Mooring gehalten. Da wir aber durch das schlanke Yachtheck hinten so schlecht vom Boot kommen und schon gar nicht mit unseren Segeln beladen an Bord kommen, suchten wir einen Liegeplatz mit einem seitlichen Steg. Davon gab es ein paar wenige in der Marina. Jetzt müssten wir nur noch einen für uns ergattern.
Im Marinabüro konnte man uns da nicht weiter helfen und so mussten wir den Hafenmeister auf Kanal 09 anfunken. Dieser arme und wirklich vielbeschäftigte Mann war gar nicht so einfach zu erreichen. Einen geeigneten Liegeplatz hatten wir gegenüber von der Tankstelle ausgemacht. Dort lag noch ein deutsches Boot, die SY SUNRISE, die wir von der ARC her noch kannten. Die Crew plante im Laufe des Nachmittags weitersegeln und wir wollten diesen Platz dann gern übernehmen. Dieses teilten wir per Funk dem Hafenmeister mit, der keine Einwände dagegen hatte. Er wollte uns Bescheid sagen, wenn die SY SUNRISE abgelegt hatte und unser Platz verfügbar wäre.
Die Geduld des Kapitäns wurde heute mal wieder kräftig auf die Probe gestellt, denn es dauerte bis kurz vor Sonnenuntergang, bis wir endlich an der Reihe waren. Schon lange hatten wir das Dinghi auf dem Deck verzurrt, die Fender und Leinen klar gemacht und waren bereit, unsere neue und schon lange freie Box anzusteuern. Aber hier ging es nicht wirklich der Reihe nach. Vom offenen Meer kam ein Boot nach dem anderen und alle wollten einen Liegeplatz. Um das Chaos im Hafen möglichst gering zu halten, mussten zuerst die versorgt werden, die am meisten im Weg standen. Wir lagen vor Anker und lagen damit gar kein bisschen im Weg 🙂 Aber immerhin hat er uns nicht vergessen. Vielleich deshalb, weil Dietmar ihn alle 30 Minuten freundlich nach dem Stand der Dinge fragte 🙂
Den Abend verbrachten wir in netter norwegischer Gesellschaft. Bernd, der an Bord der SY Santa Cruz durch die Karibik segelte, war bereits schon unser Stegnachbar in der Rodney Bay Marina. Auch in Bequia waren wir ihm wieder begegnet. Und da ja bekanntlich alle guten Dinge drei sind, gingen wir heute Abend gemeinsam zum Essen 🙂
Die Nacht in der Marina war unglaublich war und die Mücken hatten es auf uns abgesehen. Ja, Ihr habt richtig gelesen: auf UNS 🙂 Anscheinend gibt es doch noch Gerechtigkeit im Leben. Die karibischen Mücken sind Dietmar nicht so abgeneigt wie die deutschen und auch wenn sich die Anzahl der Stiche noch nicht ganz fair verteilt, bin ich doch nicht mehr die Einzige, die geplagt und gebissen wird. Die Zeiten, dass Dietmar mich scherzhaft als „Opferanode“ bezeichnen konnte, sind eindeutig vorbei 🙂
Etwas übernächtigt machten wir uns am nächsten Morgen daran, unsere Segel abzubauen. Bernd half uns dabei und zu Dritt war die Arbeit schnell erledigt. Trotzdem zehrte die Hitze an unseren Kräften und schlug besonders mir heute sehr auf die Motivation. Sogar zum Schlafen war es tagsüber zu warm. Und im Hafen schwimmen war keine reizvolle Alternative.
Aber da sich die Arbeit bekanntlich nicht von allein erledigt, halfen keine Ausreden. Am Nachmittag machten wir uns auf dem Weg zu Garvin von NORTH SAILS. Der Zoll hatte sein Versprechen gehalten und wir konnten unsere neuen Segel auf einen Trolley laden. Diesen musste Dietmar gefühlt durch die halbe Stadt bis zu unserem Steg zurück bugsieren. Ich war schon allein vom Laufen bei der Wärme ziemlich hinüber und total nass geschwitzt. Aber wir wollten möglichst schnell wissen, ob die so sehnsüchtig erwarteten Segel denn jetzt letztendlich auch auf unser Schiff passen würden. Nicht, dass es jetzt noch ein böses Erwachen gab.
So machten wir uns gleich ans Werk. Der Wind war an diesem Nachmittag auch ziemlich eingeschlafen, was optimal zum Hochziehen der Segel im Hafen ist. Leider blieb somit aber auch jede Abkühlung aus. Wir begannen mit dem kleinsten Segel, der Kutterfock. Die stand unserer CESARINA schon mal ganz hervorragend und auch die wenig später angeschlagene Genua passte wie angegossen. Nur beim Einrollen hatten wir leichte Probleme, weil die neuen Segel noch steif und sperrig waren. Das würde sich aber mit der Zeit geben.
Jetzt mussten nur noch unsere alten Segel zurück zu NOTH SAILS. Denn die Mastrutscher sollten vom alten Großsegel abgeschnitten und an dem neuen wieder angenäht werden. Also wurde der Trolley wieder schwer beladen und es ging denselben beschwerlichen Weg zum Segelmacher zurück. Morgen Nachmittag um vier sollte die Arbeit erledigt sein. Den freien Tag wollten wir für einen Inselauslug nutzen. So reservierten wir noch ein Auto für den nächsten Tag und fielen nach dem Abendessen wie erschlagen ins Bett.

Zurück nach Europa

Am heutigen Morgen kehrten wir Saint Lucia endgültig den Rücken. Zusammen mit der Crew der SY PURE ELEGANCE steuerten wir Le Marin im Norden von Martinique an.
Der Morgen wurde aber noch bestimmt von hektischen Reparaturarbeiten an unserem Wassermacher. Gestern Abend hatte Dietmar festgestellt, dass der Gute wohl schon seit einigen Stunden kein Wasser mehr produzierte. Es sah so aus, als wenn das Seewasserventil tief unten und außen am Rumpf verstopft wäre und somit kein mehr zur Druckpumpe im Schiff gelangen würde. Nur mit Mühe konnte ich Dietmar von einem Nachtauchgang abhalten, aber heute Morgen gab es natürlich kein Halten mehr. Während ich noch ganz verschlafen aus den Kissen schaute, war Dietmar schon unterwegs. Keine halbe Stunde später stand fest, dass das Problem irgendwo im am Gerät zu suchen sei. Von außen hatte er nichts Ungewöhnliches entdecken können. Ich blieb aus Sicherheitsgründen einfach noch ein bisschen im Bett, während Dietmar fast das gesamte Schiff auf der Suche nach des Rätsels Lösung zerlegte. So stand bald fest, dass einer der Filter völlig verstopft gewesen war, obwohl er optisch noch wie neu aussah. Da zeigten sich deutliche Unterschiede in der optischen Qualität und Reinheit des Meerwassers hier in der Karibik, nur weil man die Schwebeteilchen im Wasser nicht sieht, sind sie aber trotzdem vorhanden 🙂 und zwar mehr davon, als wir erwartet hatten. Nach gründlicher Reinigung tat der Wassermacher wieder seinen Dienst. Die Hochdruckpumpe, die eigentlich nicht trocken laufen darf, hatte die Tortur glücklicherweise schadlos überlebt. Das hat es sich doch wieder einmal gelohnt, dass wir ein deutsches Qualitätsprodukt gekauft haben 🙂 Für die Zukunft sind aber die Kontroll- und Wartungsintervalle so festgelegt, dass wir auf der sicheren Seite sind. Ohne Süßwasser in den Tanks wäre die Reise sicher schneller zu Ende, als es uns lieb wäre.
Durch die Reparaturarbeiten folgten wir der SY PURE ELEGANCE mit etwas Abstand, den wir auf der kurzen Strecke bis Martinique auch nicht wieder aufholen konnten, obwohl sich unsere CESARINA von ihrer besten Seite zeigt. Trotz der hohen Geschwindigkeit von acht bis neun Knoten versuchte Dietmar sein Angelglück und eine wirklich großer Mahi Mahi biss schon nach ganz kurzer Zeit an. Leider hatten wir aber einen echten Kämpfer an der Angel und nach einer Viertelstunde hatte es der zähe Bursche geschafft und sich vom Haken befreit. Eine Schande, denn in den nächsten Tagen hätte Fisch sehr gut auf unseren Speiseplan gepasst. Der Bessere hat eben gewonnen.
Die Bucht von Le Marin ist recht tief und man liegt sehr geschützt an der Mooring oder vor Anker. Ganz am Ende befindet sich ein Jachthafen, der das Ziel unserer Reise war. Hier würden wir hoffentlich und auch endlich unsere neuen Segel in Empfang nehmen dürfen. Was lange währt, sollte jetzt endlich auch gut werden.
Die Einfahrt in die Bucht ist durch einige Riffe und flache Stellen eher unübersichtlich, aber gut betonnt. Die erste Nacht wollten wir noch nicht in der Marina verbringen und suchten uns einen Platz im Ankerfeld. Das war gar nicht so einfach, denn es war wirklich voll hier 🙁 aber irgendwann hatten auch wir unser Plätzchen gefunden. Wie sich im Nachhinein herausstellte ankerten wir zwar in einer „Anker-Verbotszone“, aber da waren wir nicht die einzigen. Außer uns ankerten hier mehr als zwanzig weitere Boote, und zwar völlig entspannt 🙂
Mit dem Dinghi fuhren wir an Land und betraten wieder die Eurozone 🙂 Rund um den Hafen boten jede Menge Geschäfte alles an, was das Seglerherz begehrt. Dietmar würde sich aber noch bis morgen gedulden müssen, denn heute war auch hier Sonntag 🙂 Am Strand nahe beim Stadtzentrum fanden wir eine kleine Creperie. Hier genossen wir unser völlig „unkaribisches“ Abendessen 🙂 mit Blick auf die malerische Palmenkulisse der schönen Bucht.

Mal wieder in der Rodney Bay

Für den zweiten Tag des Jahres 2016 hatten wir nur einen ganz kurzen Schlag geplant. Nur 10 Seemeilen nördlich wollten wir noch einmal in der Rodney Bay vor Anker gehen, bevor wir am Sonntag hinüber nach Martinique segeln würden.
Für diesen Zwischenstopp gab es einen besonderen Grund: Am 7. Januar startet die World ARC von Saint Lucia aus und Dirk und Bettina von der SY AIN´T FANCY würden heute vom Heimaturlaub zurück in die Karibik kommen. Diese vorerst letzte Möglichkeit, einen netten Abend zu verbringen und damit an die kurze, aber sehr angenehme Zeit auf Gran Canaria anzuknüpfen, wollten wir nicht verstreichen lassen.
Schon gestern hatte sich die Marigot Bay deutlich geleert und viele der Silvestergäste waren wieder verschwunden. Wir hatten es ja nicht so eilig und gönnten uns am Neujahrestag noch ein erfrischendes Bad im unteren Pool des Resorts, der allen in der Marina liegenden Seglern mit zur Verfügung steht. Aber nach den schönen Badebuchten konnte uns das kalte Süßwasser nicht so wirklich begeistern. Immerhin bot die Marina auch heiße Duschen, um sich wieder aufzuwärmen 🙂 Den Abend verbrachten wir auf der CESARINA, sortierten Fotos, vervollständigten den Blog und verschickten noch die letzten Neujahrswünsche. Das WLAN-Netz reichte sicher und stabil bis zum Boot und diese Luxussituation wollten wir noch ein bisschen auskosten.
Am nächsten Morgen während unseres Frühstücks machte ein stattlicher Dreimaster vor der Hotelanlage fest. Wir waren mal wieder wirklich erstaunt, wie große Schiffe in dieser doch recht engen Bucht in der Marinas sicher eingeparkt wurden. Das Hafenpersonal verstand es eindeutig, einen guten Job zu machen. Wie gut, zeigte sich etwas eine Stunde später. Ich stand in der Pantry und war mit dem morgendlichen Abwasch beschäftigt, als ich einen Blick aus dem Fenster warf. Draußen war alles zart hellgrau?!? Ein Blick aus der Lucke erklärte die Situation. Eine 240 (!!!!!!) Fuß lange Motorjacht manövrierte gerade an uns vorbei. Ihr Liegeplatz sollte neben dem Dreimaster sein. Die Crew grüßte freundlich :-), als die Jacht keine zehn Meter entfernt an uns vorbeiglitt. Dietmar wurde zusehends nervöser und hektischer. Das konnte ja nicht mit rechten Dingen zugehen. Wussten hier wirklich alle Beteiligten, was zu tun ist? Nicht dass unsere CESARINA unter dieses Ungetüm geriet. Ich holte erstmal meine Kamera und versuchte, die riesige Jacht auf ein Foto zu bannen. Ganz kriegte ich sie leider nicht drauf, wir waren dafür einfach zu nah dran 🙂
Keine halbe Stunde später lag die SY TALISMAN C neben dem stattlichen Dreimaster, der auf einmal wie ein Spielzeug aussah 🙂 Und unsere CESARINA schwamm immer noch völlig unbeschädigt an ihrer Mooring 🙂
Trotzdem kehrten wir recht bald der Marigot Bay den Rücken. Wer weiß, was für Schiffe dort an diesem Tag noch erwarten würden. Nicht dass wir hier nicht mehr rauskämen 🙂
Das kurze Stück unter Segeln bis in die Rodney Bay war ein Genuss. Dort angekommen suchten wir uns einen Liegeplatz, der nicht zu weit von der Marina entfernt lag. Wir wollten ja mit dem Dinghi schließlich keine Weltreise unternehmen. So machten wir am späten Nachmittag einen Abstecher in die Marina und erledigten noch einige Kleinigkeiten. Hier bekamen wir endlich den Stempel in unsere Pässe, den wir in der Marigot Bay nicht bekommen hatten. Die Beamten waren dort über den Jahreswechsel einfach nicht zur Arbeit erschienen 🙂 Außerdem deckten wir uns noch einmal mit EC$ ein. Man ist ja immer dankbar, wenn man im Ausland einen sicheren und zuverlässigen Geldautomaten gefunden hat 🙂
Dirk und Bettina waren abends erst spät auf Saint Lucia angekommen und wir vertrödelten die Wartezeit draußen am Ankerplatz auf der CESARINA. Aber gegen sechs erhielten wir endlich eine Nachricht und verabredeten uns für acht Uhr zum Essen. Die beiden waren mit neun Gepäckstücken angereist :-). Und ich habe gedacht, wir hätten immer viel Gepäck dabei. In den nächsten sieben Monaten werden sie bis nach Australien segeln. Schön, dass wir sie vorher nochmal getroffen haben, denn der Abend war wie erwartet lustig und vertraut nett. Da werden wir uns wohl etwas beeilen müssen, um die Beiden noch einmal wieder zu treffen. Mal sehen, wann sich unsere Wege das nächste Mal kreuzen werden.