Frau Capitana, ein räudiger Freund und ein U-Boot für Männer

Fünf Tage ist es jetzt her, dass sich das Leben an Bord wieder radikal geändert hat. Die Chefin hat nach Ihrer Rückkehr wieder das Ruder übernommen. Vorbei sind die Zeiten des Lotterlebens! Auch die genüssliche Eintönigkeit in der Zusammensetzung des Kühlschrankinhaltes bestehend aus Joghurt, Spiegelei, Lindt Schokolade braun/weiß und 3 verschiedenen Sorten Anlegerbier ist einem weitaus variantenreicheren Angebot aus Hasenfutter (Salaten), Gemüse Käse, Wurst usw. gewichen. Auch die Ruhezeiten sind von 02.00 Uhr morgens auf gutbürgerliche 23:30 vorverlegt worden. Einen Ausreißer hat es noch gegeben, das war ein netter Grillabend mit Ralf, Kerstin und den beiden erwachsenen „Kindern“ von der SY LOTHLORIEN. Gestern früh sind unsere Segelfreunde dann mit hoffentlich guten Winden wieder ein Stück weiter in Richtung Heimat aufgebrochen denn das Ende des Urlaubes rückt auch für die Familie immer näher.
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Eine der außerordentlich sympathischen Erlebnisse und Bekanntschaften, die wir hier machen durften ist die des Herrn Pinguin. Kein Mensch weiß so genau wie es den freundlichen Herren nach Brest verschlagen hat. Jeden morgen begrüßt uns der etwas räudig aussehende Geselle mit einem lautstarken „quaakkk“, dass vom Tonfall her an einen großen Frosch mit Halsschmerzen erinnert. Nach näherer Recherche im Internet hat Katja unseren Freund als „Alk“ und somit als eine Pinguinart identifizieren können. Nur ein Weibchen haben wir noch nicht entdecken können. Ob das aber Glück oder Leid für unseren gefederten Freund bedeutet, weiß nur er allein 🙂

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Seit über einer Woche ist rund um uns herum eine Menge Action geboten. Hunderte von jungen Menschen aller Nationen und sportlicher Erscheinung bringen direkt nebenan täglich Ihre Surfboards zu Wasser und versammeln sich dann auf dem offenen Wasser, um Ihre Wettfahrten auszutragen. Seit über einer Woche werden hier die Weltmeisterschaften im Windsurfen für Jugendliche ausgetragen. Es ist schon toll mit anzusehen, auf welch hohem Niveau hier Wassersport betrieben wird. Natürlich wird hart gekämpft und um Medaillen gerungen. Aber der sportliche Wettkampf steht im Vordergrund und nicht das weltpolitische Geschehen. Abends feiern die jungen Leute aus Frankreich, Japan, Russland, Israel, USA usw. dann miteinander ihre Erfolge in Kameradschaft und Frieden. Klasse! Nicht, dass wir hier in der Zeit, in der wir auf unsere Freunde von der SY MENTOR warten bevor wir zusammen am Sonntag nach La Coruna/Spanien ablegen, unnütz verbracht hätten. Das Motto heißt doch: jeden Tag eine gute Tat, oder? Meine Interpretation daraus war, den örtlichen Yachtausrüstern jeden Tag einen Besuch abzustatten. Erst gestern war ich mal wieder „Freund des Tages“. Man war der Bursche glücklich als der extrem massive Diebstahlschutz für unseren Außenbordmotor in meiner Tasche verschwunden ist. Er sagte wortwörtlich „Man das war heute ein sehr guter Tag für mich“ (frei übersetzt aus dem Französischem). Seine Freude war nicht verwunderlich, denn ich möchte nicht wissen über wie viele Jahre er das Teil (Ladenhüter) schon durch die Inventur geschleppt hat. Zuvor hatte ich noch die Reparatur für den Motor der SY MENTOR und die Liegeplatzgebühren für beide Yachten gelöhnt (bezahlt). Meine Bank wird sich sicherlich einmal wieder wundern, was der Henke so alles mit seiner Kreditkarte treibt. 🙂

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Gestern  Mittag haben wir etwas Geniales gesehen. Ein Mann hat sich zwei „Water Jet Düsen“ unter die Füße geschnallt und ein 80 PS starker Jet-Ski hat mittels einer Schlauchverbindung seinen Wasserstrahl durch die Düsen gedrückt. Der Bursche hat eine Höhe von gut 10 Metern erreicht und sogar damit Saltos geschlagen. Wenn es mir nur nicht immer so gut schmecken würde, würde ich das auch gern einmal probieren. Bei meinem Gewicht, müsste aber ein 130 PS Gerät herhalten 🙂

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Nachmittags waren wir dann noch in Brest und haben die Burg von Brest inklusive Marinemuseum besichtigt. Die Burg war eine sehr massiv ausgebaute Festung, die den von See kommenden Angreifern mächtig Kopfschmerzen bereitet hat.

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Mein persönliches Highlight war ein dort ausgestelltes deutsches U-Boot aus dem 2 Weltkrieg. Es wurden im Jahr 1944 von dem Typ „Seehund“ 600 Stück produziert. Angeblich waren die U-Boote sehr seetüchtig und außerordentlich erfolgreich! Es war 7-8 Tage mit 2 Mann Besatzung und mit 2 Torpedos im Atlantik unterwegs. Das waren Männer!

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Die Steigerung zum „Seehund“ in dritter Potenz war ein schwimmender Torpedo mit einem Mann/Frau Besatzung. Das Teil konnte nicht tauchen und der „Kapitän“ konnte nur durch eine Glaskuppel sein Ziel anvisieren. Wenn er bei seinem Ziel „angeklopft“ hat, war die Nummer für ihn dann auch gelaufen. Hochachtung vor diesen Helden auf See! Diese Boote werden aber leider nicht mehr produziert, sonst hätte ich sicherlich so eines in der „Garage“ stehen. Es gab Zeiten, da hätte ich nur allzu gern einmal bei dem einen oder anderen Kameraden damit „angeklopft“ 🙂 Aber diese Zeiten sind seit gut 7 Monaten vorüber 🙂 Morgen am Sonntag wollen wir es wagen. Geplant ist, dass wir um 9:00 die Leinen loswerfen und zu unserem ersten richtigen „Blauwasser-Abenteuer“ aufbrechen. Mit Kurs 209 Grad verlassen wir Frankreich und segeln direkt über die berühmt/berüchtigte Biscaya (Bay of Biscay) nach La Curuna (Spanien). Wir werden ca. 3 Tage unterwegs sein und zum ersten mal die lange Atlantikwelle unter dem Schiff spüren. Mal sehen, ob uns Delphine begleiten werden und ob der Tiefenmesser bei 3000 – 4000 Metern Wasser unter dem Kiel seinen Dienst quittieren wird 🙂 Die Wetterbedingungen sind gut, die Frau ist gut gestimmt und unsere SUMMER scharrt eh schon mit den Hufen. Wir werden uns noch vorn Herrn Pinguin verabschieden und dann geht die Reise los! Wir melden uns dann wenn wir angekommen sind. Hola!!!

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