Zeitreise

Der Wind war uns irgendwie im Moment nicht besonders hold. Entweder zu viel davon oder auf die Nase oder eben gar kein Wind. So empfanden wir „keinen Wind“ paradoxer Weise schon als „optimales Segelwetter“ und machten uns schon früh auf die Socken. Der Tag auf dem Wasser war wirklich angenehm. Keine steilen Wellen gegen an und ganz viel Sonnenschein.

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Am frühen Nachmittag liefen wir in die Bucht von Newport ein. Als wir völlig entspannt um die nächste Felsnase fuhren, sahen wir in der Ferne zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Was wollten die denn da?

Wir suchten uns eine Mooring im riesigen inneren Hafenbecken und machten uns erstmal auf den Weg an Land. Uns stand ganz eindeutig nach den letzten, eingewehten Tagen der Sinn nach einer schönen heißen Dusche und einen anschließenden Willkommens-Kaffee. Schon die Suche nach dem städtischen Dinghi-Dock gestaltete sich schwierig. Mehr als zehn verschiedene Marinas säumten das Ufer. Öffentlich sah eigentlich keine davon aus. Irgendwann war es uns dann auch egal und wir machten beim Newport Yacht Club fest. Der Dockmaster erklärte uns sehr nett, wo wie den Hafenmeister finden würden. Der könnte uns bei all unseren Fragen sicher weiterhelfen. Aber heute sollte irgendwie der Tag der „erfolglosen Suchen“ sein. Wir fanden zwar das Hafenmeistergebäude, aber nicht den Hafenmeister. Dann fragten wir uns weiter durch, denn es gab wohl in der Stadt ein „Mariner Center“, mit allem, was sich der Segler so wünscht. Das fanden wir dann auch, aber es wird immer am Ende der Saison (seit gestern) geschlossen. Mittlerweile war es fast sechs Uhr und wir waren von der ersehnten Dusche und dem Kaffee immer noch weit entfernt. Genervt machten wir uns auf dem Rückweg. Während Dietmar noch eben schnell Brot für das Frühstück besorgte, traf ich zufällig auf den Hafenmeister. An dem waren wir zuvor schon einmal vorbei gelaufen. Der gute Mann machte nämlich den Transfer-Service für die Kreuzfahrer. Immerhin konnte er uns etwas weiter helfen. Duschen gab es noch an einer anderen Stelle direkt im Stadtzentrum. Die schlossen aber schon um 18 Uhr die Pforten. Das Timing heute war wirklich überzeugend 🙁 Auch unsere Mooring konnten wir bei ihm nicht bezahlen. Die gehörte wohl jemand anderem. Aber immerhin bekamen wir den Tipp, wegen der Duschen doch einmal beim Yacht Club anzufragen und den Chef dort freundlich von ihm zu grüßen. Und das funktioniere dann letztendlich auch. Gegen sieben Uhr machten wir uns sauber aber ohne Kaffee auf den Weg zurück zum Boot. Für heute hatten wir erstmal genug von Newport.

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Der nächste Tag sollte uns aber für den misslungenen Start entschädigen. So erschien der Eigentümer unserer Mooring und knöpfte uns tatsächlich 60 Dollar pro Nacht dafür ab. Alter Schwede, dagegen ist ja Boston ein echtes Schnäppchen gewesen. Und das sogar inklusive einer heißen Dusche. Wir waren beeindruckt, aber was sollte es. Mit seiner Beschreibung fanden wir das öffentliche Dinghi-Dock und starteten dann von dort aus unseren Ausflug auf die andere Seite der Landzunge zum Cliffwalk.

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Die Straßen waren gesäumt von wirklich prächtigen Häusern und je weiter wir gingen, desto besser wurde es. Nach einem kurzen Spaziergang am Cliff entlang mit beeindruckender Landschaft und dem Meer auf der einen und den herrschaftlichen Häusern auf der anderen Seite, erreichten wir unser Ziel: „The Breaker`s“, das größte und wahrscheinlich auch prächtigste aller Häuser. Das wollten wir gern besichtigen.

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Mit gut 70 Zimmern und zusätzlichen 20 Badezimmern war es für ein Sommerhaus, das nur wenige Monate im Jahr genutzt wurde doch recht großzügig gehalten. Genau wie die anderen Häuser der Reichen und Mächtigen des Landes des 18. Jahrhunderts, die nach Newport vor der Sommerhitze New Yorks flohen.

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Dietmar hatte nach einem Palast genug von als der Pracht und wollte sich lieber noch ums „Alltaggeschäft“ kümmern. Newport ist nämlich auch ein Segelsportzentrum, im dem man ein paar wunderschöne Geschäfte für Bootszubehör findet. Ich gestaltete den restlichen Nachmittag als Schloss-Marathon, denn es konnten noch vier weitere Paläste besucht werden:

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„Rosechliff“

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„Marble House“

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„Chateau sur Mer“

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und „The Elms“. Gut das wir nicht im Sommer gekommen waren, da wären alle elf Häuser geöffnet gewesen. Das hätte ich nie geschafft :-).

 

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