Kategorie-Archiv: Madeira

Maracuja-Bananen und andere Köstlichkeiten

Jedes Wochenende ist Bauernmarkt in San Antonio da Serra auf Madeira. Da das kleine Dorf in den Bergen eigentlich direkt um die Ecke von unserer Marina liegt, machen wir uns Sonntagmorgen trotz des grauen Himmels und der Regenwolken auf den Weg dorthin. Keine halbe Stunde später fanden wir uns in einer urigen Markthalle wieder, in der eine lustige Mischung aus Madeirer und Touristen begutachtete, einkaufte oder einfach nur ein Sonntagsschwätzchen hielt.

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Hier fand man neben Brot und Kuchen, Eiern, Likören natürlich auch Obst und Gemüse. Manche der angebotenen Produkte waren uns völlig unbekannt :-). Wir haben uns entschlossen, nach und nach verschiedene Dinge zu probieren und Euch an unseren neuen Erkenntnissen teilhaben zu lassen 🙂

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Dies hier sind Maracuja-Bananen. Ein solches Körbchen wanderte mit zu uns an Bord 🙂 .

Erst einmal etwas Internet-Recherche (Wikipedia): Die Passiflora tarminiana ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Passionsblumen (Passiflora) in der Familie der Passionsblumengewächse (Passifloraceae). Sie ist nur aus Kultur bekannt und wird als Obst genutzt. In Kolumbien wird sie als curuba india, curuba ecuatoriana oder curuba quiteña, in Ecuador als tacso amarillo, auf Englisch: banana passionfruit, banana poka bezeichnet.

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Und dann ging es einer von ihnen an dem Kragen. Voila, so sieht die schöne Frucht also von innen aus 🙂 Eigentlich genau wie die Mischung von Maracuja und Banane. Wie erstaunlich bei dem Namen! Geschmacklich ist sie der Maracuja ähnlich, aber nicht so sauer und man kann sie ganz bequem aus der Schale löffeln 🙂 Die wird sicher ab sofort öfters auf unserem Einkaufzettel stehen 🙂

Unser zweites Mitbringsel waren zwei Annonas oder Cherimoyas. Von denen können wir bisher aber nur wenig berichten. Die erste, die wir aufgeschnitten haben, war noch nicht reif. Geschmacklich war sie also noch kein besonderer Leckerbissen und sie hat eine Konsistenz wie Styropor. Weitere Tests mit der Zweiten Frucht folgen dann nächste Woche. Wir halten Euch auf dem Laufenden.  🙂

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Natürlich kauften wir nicht nur unbekannte Überraschungsprodukte, sondern sonst eigentlich auch alles andere, was wir für das tägliche Leben so brauchen. Auf dem Markt einkaufen fand ich immer schon viel schöner als im Supermarkt und hier im Süden ist es noch viel ursprünglicher. Das wurde uns mal wieder deutlich bewusst, als ich versuchte, 12 Eier in einer klitzekleinen Plastiktüte schadensfrei durch das Gedränge zu balancieren 🙂 Gar kein so einfaches Unterfangen und Rührei hatten wir auch schon zu Frühstück gehabt 🙂

Aber alle unsere Einkäufe trafen unbeschädigt an Bord der SUMMER ein. Da das Wetter heute wirklich sehr ungemütlich war, waren wir nach dem Markt ziemlich direkt zur Marina zurückgekehrt. So ein gemütlicher Lese – und Telefonier-Nachmittag hatte ja auch immer was Nettes und dazu war heute wirklich ausgiebig Zeit 🙂

Into the Blue

Bevor sich morgen das Wetter ändern wird, herrschen heute noch einmal super Tauchbedingungen mit wenig Welle und wenig Wind. So schien dieser Tag optimal zu sein, noch einmal zum Wrack der SS FORERUNNER zu fahren und dort zu tauchen 🙂 Das letzte Mal waren wir an einer zu starken Strömung über dem Wrack gescheitert.

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Heute waren wir einmal wieder Teil einer Gruppe. Wir saßen mit zwei jungen Portugiesen pünktlich um halb elf im Boot und düsten an der Küste entlang.

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Aber es war wie verhext. Auch heute bestand keine Chance, zum Wrack zu gelangen. Die Wellen waren zu stark und schon an der Oberfläche konnte man starke Verwirbelungen von der heftigen Strömung erkennen. Da wir ja keinen Ausflug mit Schleudergang gebucht hatten, fuhren wir etwas weiter und fanden direkt um die Ecke bessere Bedingungen.

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Entlang einer Steilwand fanden wir in vielen Spalten wieder Muränen, einen Bärenkrebs, Pfeilkrabben und allerlei anderes Getier. Der Höhepunkt des Tauchgangs war aber auf der anderen Seite zu sehen: Nicht weit entfernt im Blau schwebten elegant zwei Adlerrochen vorbei 🙂

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Eine Begegnung mit den beeindruckenden und wunderschönen Tieren war für uns alle ein besonderes Erlebnis 🙂 So saßen wir vor der Tauchbasis noch lange zusammen und quatschten, natürlich nicht nur über den letzten Tauchgang 🙂

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Thai beobachtete die ganze Szene mit sehnsüchtigem Blick. Leider war das gesamte Equipment schon weggeräumt und niemand hatte auch nur eine Kleinigkeit vergessen über die sie Thai genüsslich hermachen konnte. Wo sie doch schon am Morgen sehr viel Gefallen an dem Mundstück von Marcos Atemregler gefunden hatte 🙂 Das war wirklich ein Hunde-Leben 🙂

Unterwegs mit dem Katastrophenauto :-)

Jedes Jahr am ersten Mai huldigt die Stadt Funchal ihrem Schutzpatron, dem Heiligen Tiago Menor. Das war ein guter Grund für uns heute nach Funchal zu fahren. Wie genau die Feierlichkeiten aussehen sollten, wann sie beginnen und wann sie enden würden, hatte das Internet leider nicht hergegeben. Wir brachen  gemütlich nach dem Frühstück auf und kamen zu spät 🙂 Zwar waren noch einige Hauptstraßen in Funchal gesperrt, die Prozession war aber wohl schon vorüber und die anschließende Messe wollten wir nicht besuchen.

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So versteckte sich der Heiligen Tiago Menor in dieser schönen Kirche und wurde nicht gesehen 🙂 Pech gehabt, aber auch nicht schlimm. Bei dem schönen Sonnenschein konnten wir endlich Funchal kennenlernen. Sie gehört zu den zehn größten Städten Portugals. Im Herbst hatten wir nur einen Abend hier verbracht und noch nicht besonders viel gesehen.

Zum Teil ist die Altstadt in einem ziemlich traurigen Zustand und an manchen Stellen war wir wirklich erstaunt, dass die Häuser überhaupt noch stehen. Oft kann man durch die Fenster im ersten Stock direkt in den Himmel sehen und die Tauben freuen sich über kostenlosen Wohnraum.

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Aber egal in welchem Zustand die Häuser waren, die Türen machen alles wieder wett 🙂 Hier ein paar schöne Beispiele:

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Gegen Mittag hatten wir genug von der Stadt, kauften uns noch ein dickes Eis und entscheiden uns, noch zu einem Ausflug in die Natur zu machen. Im Westen von Madeira gibt es eine Hochebene, die wir im letzten Oktober schon besuchen wollten. Damals war aber die Zugangsstraße leider gesperrt. Aber nach sechs Monaten sollte der Pass wohl wieder offen sein.

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So kurvten wir hinauf in die Berge und standen wenig später wieder vor dem gesperrten Pass 🙁 Mit Internetrecherche wäre das nicht passiert 🙂 Denn dort hätte ich gefunden, dass nach einem Felsabbruch zur Sicherung der Straße ER110 umfangreiche Arbeiten nötig sind, die wahrscheinlich noch viel längere Zeit in Anspruch nehmen würden. Das nächste Mal werden wir einen anderen Zugang wählen. Es wäre doch gelacht, wenn wir diesen Teil der Insel nicht auch erreichen würden 🙂

Während wir so auf den kurvigen und steilen Straßen unterwegs waren, mussten wir feststellen, dass das im Internet gebuchte „Mietauto-Schnäppchen“ diesmal leider ein paar Macken aufwies. Mit der viel zu niedrigen Motorisierung hatte sich Dietmar schon abgefunden. Sportlich geht es mit dem Mietwagen in den wenigsten Fällen voran, aber dieser Fiat Panda war schon besonders speziell 🙂 Am Elch-Test wäre er wahrscheinlich kläglich gescheitert, denn schon bei geringer Geschwindigkeit und schärferen Kurven quietschten die Reifen und wir kamen leicht ins Rutschen 🙂 Und diesmal lag es wohl nicht an Dietmars Fahrweise. Auch die merkwürdigen Geräusche unter der Karre, als hätten wir die Einzelteile einer Waschmaschine im Kofferraum, waren nicht sehr vertrauenserweckend. Da sie aber während der gesamten Tour nicht schlimmer wurden, machten wir irgendwann das Radio lauter, wahrscheinlich die portugiesische Lösung des Problems 🙂

Für den Rückweg wählten wir eine kleine Landstraße auf der Nordseite der Insel und genossen die schöne Aussicht und das herrliche Wetter.

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Dabei waren wir heute aber nicht allein, ganz Madeira schien unterwegs zu sein. Denn auch in Portugal wird am 1. Mai der „Tag der Arbeit“ als offiziellen Feiertag gegangen und dieses Jahr ergab sich auch noch ein langes Wochenende. So packt man Kind und Kegel, Zelt und Picknick-Tisch und noch erstaunlich viele andere Dinge ein und fährt in die Natur. Fast überall, wo mehr als drei Bäume idyllisch zusammen standen, stand jetzt auch ein Tisch darunter 🙂 und es wurde gegrillt und gefeiert 🙂 Auch die Aussichtspunkte, Restaurants und Cafés, ja sogar die Parkplätze waren überall mehr als gut besucht 🙂

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Wir ließen uns davon aber nicht verschrecken, schließlich war genug Platz für alle da 🙂 Direkt in der Nähe der Marina entdeckt wir noch einen Aussichtspunkt an der Vulkanküste mit einem Leuchtturm – ein schöner Abschluss unserer Tagestour.

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Aber nicht genug des Guten: Zurück am Hafen verabredeten wir uns mit der Crew der SY MERRY MARY im Hafenrestaurant. Ernst kannte Dietmar schon aus der Marina San Miguel auf Teneriffa. Er ist mit seiner Tochter Fenja und zwei Freunden auf dem Weg zurück nach Cuxhaven. In den nächsten Tagen soll es weiter zu den Azoren gehen. Erst recht spät löste sich die unterhaltsame Runde auf, aber morgen würden es sicher eine Wiederholung geben. Es gab ja noch so viel zu erzählen 🙂

Auf Entdeckungstour

Dietmar war ja immer schon gut für verrückte Ideen zu begeistern. Da war ich nicht überrascht als er mir eröffnete, dass wir heute Abend mit Marco und Ester zu einer kleinen Erkundungstour auf der SUMMER aufs Meer hinaus fahren würden.

Marco hatte in seiner Seekarte einen Spot vor der Küste entdeckt, der sich in nur zwanzig Meter Wassertiefe befinden sollte. Ringsherum ist diese Erhebung  aber umgeben von über 130 Meter tiefem Wasser.  Was sich wohl hinter dieser unscheinbaren Tiefenangabe versteckt? Ein beeindruckender und natürlich fischreicher Unterwasserberg mit optimaler Tauchlandschaft? Ein unbekanntes Wrack als neuer Tauchspot? Das wollten wir herausfinden 🙂

Unsere SUMMER ist ja mit Sonar ausgestattet, das mit Hilfe von DownVision ganz tolle Unterwasserbilder generieren kann.

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(Bild: www.raymarine.com)

So brachen wir am frühen Abend zu Viert auf. Draußen erwarteten uns tolle Segelbedingungen mit angenehmer, leichter Brise und fast keine Welle. Nach gut eineinhalb Stunden Fahrt erreichten wir unser Ziel. Als wir den Wegepunkt überfuhren, sahen wir…..nichts, überall über 130 Meter Wassertiefe :-(. Auch als wir eine kleine Runde um dem Punkt herum drehten, blieb die Wassertiefe unverändert.

So hatten wir leider keinen tollen und neuen Tauchplatz entdeckt, der dann sicher unseren Namen getragen hätte, aber der außergewöhnliche Segelausflug hatte allen viel Spaß gemacht. Auf dem Rückweg gab Dietmar sogar das Steuer aus der Hand und unsere Tauchlehrer präsentierten sich als talentierte Segelschüler 🙂

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So ließen wir uns durch die Gegend kutschieren und genossen den Sonnenuntergang mit dem Blick auf die schroffe Vulkanküste. Kurz bevor es Dunkel wurde, lagen wir wieder auf unserem angestammten Liegeplatz.

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Plötzlich Filmstars :-)

Die letzten beiden Tage waren für uns sehr arbeitsreich. Denn vor der „Kamera stehen“ ist bekanntlich kein Kinderspiel. Jetzt ist er fertig, der erste Film mit uns Beiden in der Hauptrolle 🙂

Naja, vielleicht war das jetzt doch etwas übertrieben, denn eigentlich hatten wir von den Dreharbeiten ja fast gar nichts mitbekommen 🙂 Wir hatten zwei spannende Tauchgänge in den letzten beiden Tage unternommen. Während Ester unser Tauchguide war, begleitete uns Marco nur zum Vergnügen, denn er hatte endlich einmal Zeit seine neue Video-Ausrüstung auszuprobieren.

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Wir freuen uns natürlich sehr über den gelungenen Film, mit dem wir jetzt überall angeben können 🙂 Nach dieser schönen Überraschung hatte Dietmar dann auch ganz schnell die schmerzhaft stechenden Zusammenstöße mit gleich drei (!) Seeigeln während des heutigen Tauchgangs vergessen. Dank 7mm-Neopren hielten sich die Verletzungen erfreulicherweise in Grenzen. Wir zählten nur 12 Stacheln, die den Weg in seinen Oberschenkel geschafft hatten 🙂

Hier ganz im Osten von Madeira liegen einige der besonders interessanten Tauchplätze etwas von der Küste entfernt. So braucht man wirklich sehr ruhige Wetterbedingungen, um dort tauchen zu können. Besonders Strömungen machen das Tauchen dort zu einer Herausforderung 🙂 Da landet man manchmal schon woanders, als man sich das gerade ausgerechnet hatte. Und es kann dann auch schon mal zu spontanen Begegnungen mit stacheligen Hindernissen kommen 🙂

 

Unser erstes, faules Wochenende auf Madeira

Wie geplant erreichten wir die Marina Quinta do Lorde am Mittag gegen zwei Uhr. Der Wind hat 12 Meilen vor dem Ziel noch einmal kräftig bis auf 28 Knoten zugelegt und auf Süd gedreht. So liefen wir in der Spitze mit über neun Knoten über Grund. Ein schwungvoller Abschluss unserer Überfahrt, obwohl wir unser Anlegemanöver auch gern mit etwas weniger Wind gefahren hätten.

Der Marinero lotste uns zielsicher auf genau den Liegeplatz, den wir im Oktober schon inne gehabt haben. Was für ein Zufall 🙂 bei 270 Liegeplätzen in der Marina. Genau wie im letzten Jahr befinden wir uns in dem Bereich, der durch die Hafeneinfahrt einlaufenden Wellen und  mussten unsere SUMMER wie gewohnt mit sechs Leinen und zusätzlichen Ruckdämpfern festmachen.

Jetzt war es aber Zeit für ein Mittagessen. Heute einmal zur Feier des Tages in dem Restaurant der Marina. Auf dem Weg dorthin kamen wir auch direkt bei Esther und Marco von Azul-Diving vorbei. Wir hatten wir uns schon lange zuvor angekündigt und die Wiedersehensfreude war entsprechend groß. Was so alles seit unserer Abfahrt Ende letzten Jahres passiert war, besprachen wir bei einer gemeinsamen Tasse Kaffee. In den letzten sechs Monaten hatten sie eine neue „Mitarbeiterin“ namens Thai für das Tauchcenter gewinnen können. Die haarige Gesellin soll sich im Rahmen ihrer Ausbildung später einmal um die vierbeinige Kundschaft kümmern. Die junge Dame kam natürlich auch mit in die Bar und hielt uns dort kräftig auf Trab. Sie schaffte es nämlich immer wieder ihr Spielzeug ins Wasser zu befördern, welches wir dann abwechselnd „Retten“ mussten. Eine geschäftstüchtige Mitarbeiterin also 🙂

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In den letzten drei Tagen faulenzten wir ausgiebig in der Marina. Unterbrochen wurde dieser Müßiggang nur durch zwei Tauchgänge, eine nette Einladung am Abend bei Ester und Marco und Aufräumaktionen auf dem Boot. Außerdem brachten wir die Internetseite wieder auf Stand und ich beantwortete Mails, die wieder einmal zu lange unbeantwortet geblieben waren.

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Am Sonntagnachmittag sahen wir die SY SOUTHERN CROSS an der Marina vorbeisegeln. Wir folgten Ihr zu Fuss über die Berge und sahen, wie sie in der übernächsten Bucht vor Anker lag. Am Montag wird sie weiter nach Porto Santo segeln, bevor sie dann endgültig in Richtung Mittelmeer nach Mallorca verschwindet 🙂

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Nach Madeira – 2. Tag

Seit heute Morgen um acht Uhr brummte der Motor. Wie angekündigt hatten wir fast keinen Wind mehr. Alle Versuche, weiter unter Segeln zu fahren, stellten sich als unmöglich heraus. Der Atlantik sah aus wie gebügelt, nur eine leichte Dünung bewegte das Wasser.

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So war unser Tag sehr gemütlich. Bücher lesen, Berichte schreiben und die Sonne geniessen, zwischendurch noch etwas Leckeres zu Essen, da blieben keine Wünsche offen.

Gegen 16 Uhr sichteten wir in ca. 10 Seemeilen Entfernung das erste Schiff auf unserer Überfahrt. Der Tanker „Hispania Spirit“ verschwand aber schon bald wieder am Horizont. Unsere nächste Bewegung mit anderen Lebewesen hatten wir aber schon kurze Zeit später. Direkt neben unserem Boot paddelte eine grosse Schildkröte eifrig an uns vorbei in Richtung Süden. Bisher hatten wir zwar gehört, dass andere Segler Schildkröten gesehen hatten, aber bisher hatten wir kein Glück gehabt. So war es für uns eine Premiere und wir drehten eine Ehrenrunde, um das Tier noch einmal aus der Nähe zu bestaunen. Das Foto ist aber leider trotzdem unscharf geworden 🙁

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Kurz vor Sonnenuntergang stellten wir fest, dass es sich ein blinder Passagier auf der SUMMER gemütlich gemacht hatte. Eine hübsche Schwalbe liess sich fast eine Stunde von uns durch die Wasserlandschaft kutschieren, bevor sie wieder weiter ihre eigenen Wege ging.

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Um acht Uhr verkrümelte sich Dietmar in die Koje und ich übernahm die erste Wache. Im Gegensatz zu gestern war es nicht stockdunkel, denn eine schmale Mondsichel leuchtete vom Himmel. Obwohl der Motor brummte, war die Nacht sehr schön und friedlich. Gegen zwei Uhr werde ich dann den Kapitän wecken und mir eine ordentliche Mütze voller Schlaf gönnen.
Nur noch 70 Seemeilen liegen vor uns. So werden wir die Marina Quinta do Lorde wohl morgen gegen Mittag erreichen.

Nach Madeira – 1. Tag

Als heute Morgen der Wecker klingelte, regnet es für kanarische Verhältnisse recht heftig. Doch der kurze Schauer war bald vorüber und wir konnten wie geplant gegen neun Uhr die Marina Santa Cruz de La Palma hinter uns lassen.
Wir folgten unter Motor der Küstenlinie in Richtung Nord. Später als wir den offenen Atlantik erreicht hatten, setzten wir die Segel. Unsere SUMMER glitt flott durchs Wasser. Wind und Welle waren angenehm, nicht zu viel oder zu wenig.

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Bald schon lag La Palma hinter uns und verschwand langsam im Dunst. Ein riesige Schule Delfine stattete uns einen Besuch ab. Mindestens 40 Tiere spielten mal in der Bugwelle, mal längsseits unserer SUMMER.

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Sonst verlief der Tag völlig ereignislos. Bis jetzt haben wir kein anders Boot gesichtet. Die Segel stehen und es geht zügig gen Norden. Um halb zehn hat Dietmar die erste Wache übernommen, jetzt um zwei Uhr in der Früh bin ich dran.
Draussen ist es stockdunkel ohne Mondschein. Der Sternenhimmel ist wunderbar klar und schön zu sehen. Rund ums Boot glitzert immer wieder das Meeresleuchten. Eine tolle erste Segelnacht nach der langen Pause. So kann das gern bleiben :-).

Bye-Bye La Palma und „Auf Wiedersehen“ Kanaren

Morgen um neun Uhr geht es los nach Madeira. Zwei bis drei Tage werden wir wohl unterwegs sein. Diesmal haben wir Hausaufgaben im Gepäck, denn leider habe ich es vorher nicht geschafft, alles, was wir in der letzten Woche erlebt haben, in den Blog zu schreiben. So werden wir wohl die Überfahrt auch dazu nutzen, unsere Berichte zu schreiben und die vielen Fotos zu sortieren.

Die Woche auf La Palma war wunderschön, vielseitig und erlebnisreich.

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Ende der Woche freuen wir uns, wenn Ihr auch wieder mit dabei sein könnt 🙂 Bis dahin bitten wir um etwas Geduld.

Einhand nach Gran Canaria

Als Katja mir vor einigen Tagen mitteilte, dass sie für ungefähr fünf Wochen ausfallen würde und wir nicht wie geplant zusammen zu den Kanarischen Inseln segeln könnten, gingen mir in den nächsten Tagen danach allerhand Gedanken durch den Kopf. Wir wollten unbedingt am 28. November auf Gran Canaria sein, weil unser lieber Freund Frank von der SY CAYLUNA seinen Geburtstag dort feiern möchte. Zu diesem Fest hatte er alle unsere Segelfreunde eingeladen, die auch ihr Kommen zugesagt haben. Da wollten wir unbedingt dabei sein, denn zu schön war die Zeit mit ihnen gemeinsam in Spanien und Portugal gewesen. Danach würden die anderen alle Richtung Karibik aufbrechen, während wir erst 2015 über den Atlantik gegen würden.

So beschlossen wir gemeinsam am Telefon, das es weitergehen sollte in Richtung Kanaren. Jetzt stellte sich nur noch die Frage wann und wie. Nach dem Studium von verschiedenen Wettervorhersagediensten ergab sich ein guter Abfahrtstermin am Dienstag, den 4. November. Dann würde ich am Donnerstag gegen Mittag ankommen. Leider war damit die Zeitspanne viel zu kurz, um einen weiteren Mitsegler zu finden. Unserem Freund Reiner aus Allershausen/Bayern hatte jemand sehr zu meinem Bedauern nur wenige Minuten vor der Buchung, den letzten Flug vor der Nase weggeschnappt. Also war klar, dass ich wohl allein segeln musste.

Irgendwie wollte ich dann auch allein fahren. Die Herausforderung erschien mir einfach zu reizvoll und mit jedem weiteren Tag, an dem ich mich auf das Thema seelisch einstellen konnte, wuchs auch die Zuversicht in mir. Nicht das Segeln bereitete mir Sorgen, sondern eher das Handling des großen Bootes beim Ablegen und vor allem beim Anlegen mit Mooring-Leinen. Dazu kommt natürlich das Thema Sicherheit auf See. Für die ersten zwei Tage waren permanent 5-6 Windstärken mit Böen von 7 angesagt, was schon eine ordentliche Ansage ist. Auch der Umgang mit dem möglichen Schlafmangel und Kampf mit der Müdigkeit beschäftigten meine Gedanken. Immerhin führten die 320 Seemeilen über die offene See und ohne einen möglichen Hafen, wenn etwas schiefgehen sollte. Mein lieber Freund Uwe hat mir mit seinem Erfahrungsschatz aber sehr weitergeholfen. Er segelt schon seit Jahren seine 43 Fuß Yacht allein auf der Ostsee. Er sagte mir, dass es völlig normal sei, wenn man schon Tage vor dem Ablegen nervös sei und dass es jedem anderen genauso gehe. Danke Uwe 🙂

Für den Dienstag hatte ich meinen Wecker auf sechs Uhr gestellt. An diesem Tag sollte für mich ein neues Kapitel zum Thema Segeln beginnen. Vor lauter Aufregung war ich aber schon um halb fünf auf den Beinen und was ich auch immer versuchte, es gelang mir einfach nicht, meinen Puls zu senken. Das Vorbereiten des Schiffes für die Abfahrt verlief schon fast routiniert und unauffällig: Seeventile und Luken schließen, Karten und Systeme prüfen, alles wegräumen, was umfallen könnte, Leinen und Schoten vorbereiten und natürlich eine Kanne Tee kochen. Dann war soweit alles klar zum Auslaufen. Meine Aufgabe war es jetzt, unsere SUMMER sicher und „einhand“ (allein) in 2 ½ Tagen von Madeira nach Gran Canaria in die Marina „Pasito Blanco“ zu bringen!

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Pünktlich um 06:42 begann sich der Horizont zu erhellen. Die Sonne ging langsam auf und der Moment war gekommen, die Maschine zu starten. Der Wind kam gerade günstig von hinten und hatte sich für einige Minuten etwas beruhigt. Alles Weitere ging dann wie geplant fast von allein. Eindampfen in die Vorspring, Vorleinen los, Achterspring los, Maschine rückwärts, Vorspring dicht holen und dann los. Wir haben noch nicht einmal den Nachbarlieger berührt, als die SUMMER sich aus der Box schob. Die erste Hürde war also genommen 🙂

Kurz nach dem Passieren der Hafenausfahrt stellte ich den Autopiloten auf Kurs 177 Grad ein. Danach wurden die Fender eingeholt und alle Festmacher verstaut. Nach gut zwei Stunden waren wir aus der Windabdeckung Madeiras heraus und segelten mit guten 6 Knoten Geschwindigkeit nach Süden. Alles lief bestens. Gegen vier Uhr wurde ich etwas müde und legte mich in den Salon zum Dösen. Ich hatte mir zur Sicherheit meinen „Timer“ auf 20 Minuten gestellt und musste aufstehen, um ihn wieder auszuschalten. Nach dem Aufstehen ein Rundblick in die Ferne und dann wieder hinlegen. Das haute gut hin. Nach einiger Zeit kehrte dann auch die innere Ruhe ein und ich konnte tatsächlich etwas schlafen. Der Wind frischte hin und wieder relativ stark auf. Zeitweise zeigte der Windmesser Böen von 27 Knoten an, was aber kein Problem für unsere SUMMER war. Vor Einbruch der Dunkelheit hatte ich die Segelfläche für die Nacht deutlich reduziert. Trotzdem machten wir gute Fahrt um die sieben Knoten.

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Was mich doch sehr wunderte, war die Tatsache, dass nicht ein einziges Schiff auf dem Radar oder AIS zu sehen war. Am Mittwoch passierten wir gegen Mittag die Insel „Selvagem“ und ließen sie an Steuerbord liegen. Hier leben zurzeit nur zwei Forscher und erforschen die Vogelwelt, ansonsten ist die Insel aber unbewohnt.

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Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, dass ich mit ausgebrachter Schleppangel an der Insel vorbeifuhr. Da passierte dann auch schon das erste „Malleur“. Wegen der hohen Wellen und Kreuzseen fuhren wir einen ordentlichen Schlingerkurs. Dabei hatte sich dann die Angelsehne im Propeller des Windgenerators verfangen. Da es viel zu gefährlich war, auf die Rehling zu steigen, um das Chaos zu entwirren, schnitt ich die Leine ab. Den Köder hatte ich natürlich vorher von Hand eingeholt. Meine Sorge war, dass genau in diesem Moment ein Fisch anbeißen könnte und den Generator abreißen würde. Der Köder war für einen Thunfisch ausgelegt und die können ganz schön groß werden. Das Problem war, dass unser Stromlieferant für die Batterien jetzt außer Betrieb war. Autopilot, Navigation, Radar, Funk und Kühlschrank verbrauchen eine ganze Menge Energie und somit musste ich zweimal am Tag den Generator starten, um die Batterien wieder aufzufüllen.

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Das nächste Problem ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Beim Routine-Check der Bilge sah ich mit Grausen, dass sich eine Menge Wasser im Motorraum und ebenfalls im Mittelschiff befand. Jetzt bekam ich aber schon etwas Angst. Gott sei Dank haben wir viele Lenzpumpen an Bord, die dann auch sogleich ihre Arbeit aufnahmen. Den Rest musste ich dann manuell abpumpen. Das waren ungefähr noch einmal weitere 70 Liter und mir haben schon die Arme wehgetan. Sofort ging ich auf Ursachenforschung. Gott sei Dank, war es aber kein Verschluss oder Ähnliches. Durch die hohen Wellen von achtern auf das Heck der SUMMER war sehr viel Seewasser durch die Abläufe der Backskisten in die Backskisten hineingelaufen. Von dort aus laufen die Schläuche vom Generator durch ein Loch in den Innenbereich des Schiffes hinein. Leider wurden diese bei der Installation der Anlage nicht richtig bzw. dauerhaft abgedichtet. Das Thema stand jetzt ganz oben auf meiner „To Do“-Liste. Nach dem Schreck war ich echt fertig mit den Nerven. Da kommen auf einmal ganz komische Gedanken in einem hoch.

Die letzte Nacht verlief unproblematisch und es war genug Zeit sich auszuruhen. Unsere SUMMER ist ein wirklich gutes Schiff und vermittelt sehr viel Sicherheit.

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Pünktlich bis auf die Minute legte ich die SUMMER dann am nächsten Tag an dem „Welcome“ Ponton der Marina an. Der Wind hatte etwas nachgelassen und ich war gut vorbereitet. Nach dem Einklarieren habe ich die Nummer des Liegeplatzes bekommen. Bevor es zum letzten Manöver des Tages kommen sollte, guckte ich mir den Platz genau an. Zur Unterstützung hat mir die Leitung noch zwei Marineros mit aufs Boot geschickt. Zu dritt war das Einparken kein großes Problem mehr und klappte hervorragend. Niemand wollte so recht glauben, dass ich allein unterwegs gewesen war. Das gefiel mir natürlich sehr 🙂

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Fix und fertig, aber sehr zufrieden mit unserer Leistung, schloss ich die SUMMER noch an die Landsteckdose an und verpasste ihr wie üblich eine gründliche Wäsche, um das Salz zu entfernen. Wie heißt es doch immer so schön: „Erst das Pferd und dann der Reiter“

Der Rest des Abends lief wie folgt: SIMS an Katja, Duschen, Essen, Schlafen. Danke SUMMER! Was für eine Erfahrung!