Alle Artikel von Katja Henke

Abschied von Mount Desert Island

Nach dem letzten Wochenende hatten wir die Nase eigentlich immer noch ziemlich voll, als Montagmorgen der Werftalltag wieder begann. Bald sah es im Schiff wieder aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen und an den verbleibenden Baustellen wurde weiter fleißig gearbeitet.

Endlich sollte unser Abschied konkreter werden und ein Blick aufs Wetter legte den Mittwoch als optimalen Abfahrtstag nahe. Nach so langer Zeit an einem Ort ist der nahende Abschied irgendwie immer so eine Sache für sich. Auf der einen Seite wollen wir endlich weiter, besser gestern als morgen. Auf der anderen Seite gab es eine ganze Menge besonders schöner Ecken hier auf der Insel, die wir in unser Herz geschlossen hatten.

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Als es mir am Montag mit den Handwerkern echt zu viel wurde, beschloss ich noch einmal zum Schmetterlingsgarten in Southwest Harbor zu gehen. Bei dem Wind, der an diesem Tag herrschte, war zwar mit Schmetterlingen nicht wirklich zu rechnen, aber bei dem Sonnenschein würde der Ausflug meine angeschlagene Stimmung doch deutlich verbessern. Außerdem konnte ich noch einen Umweg bei der Post vorbei machen, um endlich meine Postkarten auf den Weg zu bringen und noch ein paar letzte Erinnerungsfotos von den liebgewonnenen Orten machen.

Gesagt, getan :-).

Als ich nach mehr als drei Stunden wieder zurück in der Marina war, hatte ich war meine Postkarten immer noch im Rucksack (Briefmarken waren leider aus :-)), aber meine Speicherkarte war mit tollen Kolibri- und Herbstbildern gut gefüllt.

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Da auch Dietmar aussah, als könnte er einen Tapetenwechsel vertragen, nahmen wir den Hinckley-Truck und fuhren Nach Bar Harbor, um noch einmal ein leckeres Eis zu essen. Anschließend fuhren wir zum Sonnenuntergang anschauen auf den Cadillac Montain. Die Natur lieferte uns dort wirklich ein grandioses Abschiedsscenario 🙂

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Mittwoch gingen unsere Reisevorbereitungen dem Ende zu. Eben wurde noch schnell die letzte Wäsche gewaschen, während im Vorschiff die letzten Klampen abgedichtet wurden. Für die Nacht war heftiger Wind angesagt und alle Boote mussten am Nachmittag den Steg verlassen und an eine Mooring verlegen. Das war uns eigentlich etwas lästig, da morgen ganz früh die wirklich allerletzten Dinge erledigt werden sollten, bevor wir dann endlich am Mittag in Richtung Süd-Westen aufbrechen konnten. Aber sicher ist sicher und so machten wir uns gegen Abend dann auch auf den Weg. Leider war ich an den Leinen so voreilig, dass ich bei dem plötzlich aufkommenden Seitenwind plötzlich ganz alleine am Steg stand und Dietmar mit dem Schiff schon unfreiwillig früh abgelegt hatte. Da muss sich das Team wohl noch erst einmal etwas einspielen 🙁 Netterweise kam Dietmar mich nach einer gefahrenen Runde vor dem Steg doch noch abholen und ich musste nicht am Steg übernachten. Auch beim Aufnehmen der Mooring gab es noch leichte Koordinationsprobleme. Nach so langer Pause muss ich wohl komplett neu angelernt werden 🙁 Aber Kochen konnte ich wenigsten noch und so machte uns erstmal ein leckeres Abendessen, als draußen wie vorhergesagt Wind und Regen einsetzten. Einen letzten Besuch in unserem Lieblingsrestaurant „Sips“ hatten wir wegen des ungemütlichen Wetters gestrichen.

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Am nächsten Morgen lagen wir schon um halb sieben wieder am Steg. Alle Manöver hatten wunderbar wie im Bilderbuch geklappt 🙂 Vielleicht hatte ich ja doch nicht alles vergessen. Gegen Mittag wollten wir endlich aufbrechen und trieben unseren armen Tischler, der immer noch im Vorschiff mit einigen undichten Stellen im Deck kämpfte, an den Rand des Nervenzusammenbruches. Pünktlich um ein Uhr war er zwar seiner Meinung nach immer noch nicht fertig und schon gar nicht so weit, wie er sich das vorgestellt hatte, aber immerhin war es so weit, dass er uns mit weiteren Anweisungen abfahren ließ.

Nachdem wir uns von allen verabschiedet hatten, ging es endlich los. Im strahlenden Sonnenschein tuckerten wir unter Maschine aus der Bucht. Die unzähligen Lobster-Bojen waren eine echte Herausforderung. Wenn wir eine zu nah passierten, stellte Dietmar die Maschine lieber auf neutral, damit der Propeller nicht die Leinen hineinziehen konnte. Und jedes Mal ging unsere Maschine dabei aus 🙁 Das war zwar schon gestern Abend bei unserer Fahrt zur Mooring der Fall gewesen, aber gestern hatte das eindeutig am fehlenden Gefühl der Steuerfrau für den Gashebel gelegen. Das konnte natürlich heute nicht der Fall sein, wo doch der Kapitän selbst das Steuer in der Hand hatte 🙂 Nach dem fünften Mal drehten wir um. Enttäuscht und genervt legten wir wieder am Steg an. Irgendwie war im Moment wohl der Wurm drin und nichts klappte wie geplant.

Bei Hinckley war man nicht besonders erfreut, uns so schnell wieder zu sehen. Das hatte aber erfreulicherweise keine persönlichen Gründe 🙂 Schnell wurde unsere Maschine einer weiteren kritischen Prüfung unterzogen, mit einem entsprechenden Experten telefoniert und dann Einstellungen an der Einspritzpumpe verändert. Und siehe da, jetzt lief sie wieder wie eine Eins. Mal sehen, was unserer CESARINA morgen einfallen würde, um unsere Abfahrt weiter zu verzögern. Anscheinend hatte sie sich hier zu gut eingelebt 🙂

Wir schwimmen wieder

Ob unsere CESARINA auch tatsächlich wieder zurück ins Wasser kommen würde war im Laufe des Freitags noch ungewiss. Aber am Nachmittag nahte wie geplant trotz der vorherrschenden Freitagnachmittag – Feierabendstimmung der Kran und wir machten uns auf den weiten Weg zum Wasser. Schon zu Fuß ist es eine kleine Wanderung, aber mit dem Kran dauerte es gefühlte Ewigkeiten. Und ich kenne keinen Bootbesitzer der sein Boot gern im Bootslift hängen sieht. Dietmar entschied sich deshalb auch, lieber am Dock auf die Ankunft der CESARINA zu warten. Ich wurde mit der Anweisung: „Mach Du mal schöne Fotos“ beim Boot zurückgelassen :-). Kein Problem, dann mach ich das halt:-)

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Am Wasser angekommen durften wir über eine lange Leiter wieder an Bord klettern. Ich kann es einfach nicht anders sagen, aber ich hasse es. Boote und Leitern passen für mich einfach nicht zusammen. Dann fuhr uns der Kran bis zum Ende des Steges. Hier hatten wir bei auflaufender Flut genügend Wassertiefe und kurze Zeit später schaukelte unsere CESARINA wieder in den Wellen. Das war irgendwie ziemlich ungewohnt. Gut, dass wir einen ruhigen Tag erwischt hatten. Nach so langer Zeit muss man sich erstmal wieder eingewöhnen. Noch in den Schlaufen des Bootliftes hängend aber schon mit dem Unterwasserschiff im Wasser befindlich, wurde die Maschine gestartet und getestet. Nach etwas Fein-Tuning lief sie wieder wie geschmiert. So konnten wir gefahrlos ans Ende des Pontons fahren und dort festmachen.

Für die Mitarbeiter der Hinckley-Werft begann dann der Feierabend. Bei uns sah es etwas anders aus. So viele Dinge waren jetzt zu tun. Wassertanks füllen und Leitungen entlüften. Boiler anwerfen für warmes Wasser (ganz wichtig :-)) Seewassertoilette wieder in Betrieb nehmen. Den Generator mal starten und schauen, ob der noch ein Lebenszeichen von sich gibt. Auch mussten die Segel schon mal wieder an Bord, damit wir morgen früh direkt mit dem Anschlagen derselben beginnen konnten. Für später war nämlich eine Menge Wind angesagt. So verging der restliche Nachmittag wie im Flug und nach einem gemütlichen Abendessen freuten wir uns auf einen ruhigen Abend.

So hatten wir uns im Salon eine Ecke der Couch freigeräumt und saßen friedlich zusammen, als um halb neun der Bilgenalarm losging. Das war es dann wohl mit dem entspannten Abend. Alle möglichen Schreckensszenarien wurden durchgespielt und mögliche verdächtige Fehlerstellen überprüft. Die alte Bilgenpumpe wollte auch nicht wie gewohnt ihren Dienst aufnehmen. Es war wirklich wie verhext. Nach gut einer Stunde hatten wir aber dann die Pumpe wieder im Griff und auch den Schuldigen gefunden: unser Wasserhahn in der Backskiste war nicht zugedreht und ließ langsam und unbemerkt den Inhalt unserer Wassertanks in die Bilge fließen. Schnell hatten wir den Hahn wieder zugedreht und endlich war Ruhe im Schiff 🙂 Hoffentlich stand jetzt einer entspannten Nachtruhe nichts mehr im Wege.

An diesem Samstag war Sonderschicht angesagt und schon gegen acht Uhr war es mit der Ruhe und der Ordnung im Schiff vorbei. Schnell waren die Bodenbretter wieder zur Seite geräumt und die Arbeit an den „Eingeweiden“ unserer CESARINA ging zügig weiter voran. Endlich war die neue Bilgenpumpe fertig angeschlossen und betriebsbereit. Falls uns heute Abend also wieder ein Bilgenalarm aufschrecken würde, waren wir auf jeden Fall gewappnet.

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Der Elektriker kämpfte verzweifelt mit unserem Windmesser. Der hatte irgendwie in der langen arbeitslosen Zeit vergessen, wo Westen und wo Osten liegt und zeigte nun diese beiden Richtungen spiegelverkehrt an. Obwohl alle Kabel geprüft und vermessen wurden, blieb unser Windmesser vorerst bei seinen merkwürdigen Ansichten. Irgendwann am späten Nachmittag gingen alle ins Wochenende. Wir hatten im Laufe des Vormittags beide Rollanlagen montiert und die Segel angeschlagen, gerade noch rechtzeitig bevor ein ungemütlicher Wind zu wehen begann. Aber auch die Sprayhood musste noch aufgebaut werden und unser Bimini. Auch waren noch unzählige Dinge an Land, die noch irgendwo im Bauch der CESARINA verstaut werden wollten. Aber irgendwann war auch bei uns die Luft raus und wir erhofften uns heute dann endlich einen ruhigen Abend.

Unsere Wünsche wurden erhört und erstaunlicherweise wurden wir am Sonntag erst nach neun Uhr wach. Zwar hatte die Natur draußen schon das Licht angemacht, aber anscheinend war sie dabei so vorsichtig und leise vorgegangen, dass wir das komplett verschlafen hatten. Wenn in unserer Halle morgens das Licht anging und die fetten Halogenstrahler laut summend ihren Dienst antraten, war das auf jeden Fall nie unbemerkt geblieben. Heute wollten wir noch einmal mit dem Hinckley-Truck zum Einkaufen fahren, denn nächste Woche sollte es ja weiter gehen. Während wir unseren Einkaufswagen durch die Supermarktgänge schoben, ging draußen die Welt unter: Regengüsse wie aus Eimern und ein kräftiges Gewitter mit Blitz und Donner machte den Sonntag sehr ungemütlich. Wir standen plötzlich vor dem Problem, wo wir denn unsere Einkäufe verstauen sollten. Der Pick-Up ist zwar ein riesiges Gefährt, aber es gibt in der recht kleinen Fahrerkabine nur zwei Sitze und etwas Ablagefläche. Mit fünf den dicken Einkaufstüten zusammen wurde es innen ganz schön kuschelig, aber hinten auf der Ladefläche im Regen wollten die die Sachen ja auch nicht lassen.

Wieder zurück an der Werft hatte der Regen erfreulicherweise aufgehört und wir konnten unsere Sachen recht trocken unter Deck bringen. Leider war es dort aber nicht so trocken, wie wir uns das erhofft hatten. Vorne im Vorschiff hatte sich glatt eine kleine Pfütze gebildet. Total genervt musste Dietmar wieder auf Fehlersuche gehen. So wurde es nichts mit dem ruhigen Sonntagnachmittag. Als wir die möglichen Leckstellen mit dem Wasserschlauch getestet hatten, war die Stimmung auf einem Tiefpunkt angekommen.

Eigentlich konnte es ja nicht mehr schlimmer werden, oder??? Es konnte. Als unsere Abwasserpumpe mit einem satten „Plopp“ den Abwasserschlauch wegen eines geschlossenen Seeventils im Maschinenraum sprengte, statt das Abwasser brav nach draußen zu pumpen, ergriff ich die Flucht. Während sich Dietmar mit Kopflampe bewaffnet dem nächsten Problem zuwendete, ging ich lieber Wäsche waschen. Das war einfach und klappte auch wie immer 🙂

Endlich wiedervereinigt

Als wir zurück nach Southwest Harbor kamen, war unsere CESARINA in Einzelteilen an mehreren, verschiedenen Plätzen über die gesamte Hinckley Werft verteilt. Die Masten lagen in der einen Halle, die Maschine war noch im Mechanical-Department und der Rumpf stand wieder an einer anderen Stelle. Ganz zu schweigen von den unendlich vielen kleinen und großen Einzelteilen die in Kisten und Boxen, die noch an ganz anderen Ecken versteckt waren.

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Gestern war es dann endlich soweit. Nachdem schon in der letzten Woche die Maschine wieder an ihrem gewohnten Platz unter den Bodenbrettern in der Pantry angekommen war, waren heute die Masten an der Reihe. Schon ganz früh wurden wir aus dem Bett geworfen und pünktlich um acht Uhr begann unser Umzug vor die Halle, die wir eigentlich mittlerweile schon ganz lieb gewonnen hatten. Kaum waren wir draußen und hatten wieder Stützen unter dem Boot, stand schon das Rigging-Team in den Startlöchern. So schnell konnte man gar nicht schauen. Keine 5 Minuten später baumelte unser Mast am Kran und mit vereinten Kräften wurde er an die richtige Stelle gebracht. Der Besanmast folgte auf dem Fuß und war im Vergleich zum Hauptmast natürlich ein Kinderspiel.

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Jetzt sah sie endlich wieder wie ein ordentliches Schiff aus. Den ganzen Tag werkelten alle mit Hingabe. Wanten und Stagen wurden angeschlagen und eingestellt. Am Wochenende hatte Dietmar schon alle Leinen und noch viele weitere Dinge an Bord gebracht. Auch Umlenkrollen und Schäkel waren schon vorbereitet. Die Mannschaft fixierte beide Bäume und jetzt fehlten eigentlich nur noch die Segel 🙂 Die kommen aber erst an Bord, wenn wir im Wasser sind. Das Anschlagen der Segel ist an sich schon eine anstrengende und nicht ganz einfache Arbeit und muss nicht auch noch in fünf Metern Höhe stattfinden.

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Als wir gestern Abend zu zweit den Spinnakerbaum die wackelige Leiter hinauftrugen, wären wir beinahe abgestürzt. Mir graut es morgen schon vor der Matratze, die noch in einer Kiste in der Halle liegt und folglich auch noch die verdammte Leiter hinauf getragen werden muss. Vielleicht findet sich ja morgen ein bereitwilliger Helfer und ich bleibe davon verschont. Die Leiter ist mir schon ohne zusätzliche Beladung ein ziemlicher Graus 🙂

Unser Abendessen nahmen wir das erste Mal nach langer Zeit wieder im Cockpit ein. Der Tisch ist zwar immer noch beim Lackieren, aber das tat dem Ganzen keinen Abbruch. Bis die Sonne unterging, genossen wir die letzten warmen Strahlen. Dann aber vermissten wir unsere schützende Halle schmerzlich, als in der Dämmerung die Maine-Moskitos über uns herfielen. Innerlich bereiteten wir uns schon auf eine schlaflose Nacht vor, aber als es dann dunkel war, war der Gott sei Dank Spuk vorbei. Anscheinend haben Moskitos in Maine keine Nachtflugerlaubnis 🙂

Gestrandet auf der schönsten Baustelle der Welt :-)

Seit einer Woche sind wir wieder zurück auf unserer CESARINA und das Werftleben ist eigentlich dasselbe, wie immer und überall auf der Welt. Alles geht langsamer als man es sich wünscht. Zeitpläne dienen nur zur groben Orientierung und werden eigentlich nie eingehalten.

Als wir am Freitag vor einer Woche zurück auf das Boot kamen, traf uns fast der Schlag. Von außen sah sie wirklich schon wunderbar aus. Innendrin herrschte aber noch das absolute Chaos. Immerhin gab es eine wunderbar stabile Leiter mit Geländer, auf der man gefahrlos das Deck erreichen konnte. Das war schon mal ein guter Anfang.

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Dort, wo normalerweise unsere breite und sichere Holztreppe ins Schiffsinnere führt, stand eine wackelige, windige Trittleiter, sorgsam gesichert mit mehreren Leinen 🙂 Unsere Holztreppe lag dafür ordentlich in Decken eingewickelt in unserer Koje. Das sollten wir bis heute Abend besser noch ändern. Zu dritt würden wir sicher eine ungemütliche Nacht dort verbringen. So kämpften wir uns bis zum Abend ein Schlafplätzchen frei, viel mehr konnten wir nicht erreichen. Aber das sollte fürs Erste schon einmal genügen.

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Der nächste Morgen begann deutlich vor sechs Uhr, als die Mitarbeiter der Werft das Licht in der Halle anschalteten und am Nachbarboot zu arbeiten begannen. Naja, der frühe Vogel fängt den Wurm und wenn man dann schon mal wach ist, kann man ja auch den Tag beginnen lassen. Da heute auf dem Boot an Frühstück noch nicht zu denken war, machten wir uns mit dem Auto auf den Weg zu „Sips“. Hier bekamen wir alles, was das Herz höherschlagen lässt und verließen gegen neun Uhr zufrieden das Lokal. Dietmar zog es heftig zur Arbeit am Schiff und ich wollte mich auch bald auf den Weg zum Moosehead Lake machen. Vorher kauften wir noch Milch und Joghurt für das Sonntagsfrühstück ein, das dann endlich wieder auf dem Boot stattfinden sollte.

Auch der Sonntag begann deutlich vor sechs Uhr. Macht denn hier keiner Wochenende? Endlich gab es mal wieder Frühstück auf unser CESARINA, aber der Service war ziemlich eingeschränkt. Aber immerhin standen Kaffee und Müsli auf dem „Tisch“. Die Sache mit dem Tisch war das nächste Problem. Draußen im Cockpit war alles abgeschliffen und frisch lackiert und im Salon, da war alles Mögliche, nur eigentlich kein Platz zu sitzen und zum Essen. Letztendlich rutschten wir in einer Sofaecke zusammen. Bis wir hier den normalen Standard wieder erreicht haben werden, würde es wohl noch ein bisschen dauern.

So bastelten wir weiter am Schiff und nutzten den Nachmittag mit dem Auto zu einem kleinen Ausflug in eine Vogelauffangstation und einem ausgiebigen Einkaufsbummel bei Wal Mart. Die Weiterreise über den Pazifik sollte ja gut geplant sein und hier im Amerika kann man eine Menge guter Dinge auf Vorrat einkaufen. Zurück am Schiff versuchten wir dann das Unmögliche: Noch mehr Dinge in ein schon komplett vollgestelltes Boot hineinzubringen 🙁 Das musste aber sein, da wir ja morgen das Auto wieder abgeben müssen. Schnell füllte sich der Kühlschrank und eine Menge anderer Dinge ließen sich auch problemlos verstauen. Der Rest blieb einfach im Salon stehen. Das fiel in dem ganzen Durcheinander gar nicht weiter auf.

Der Montag und Dienstag verlief recht schleppend. Die Maschine war immer noch nicht im Schiff. Das wäre ja nun doch schon wichtig :-). Ich war über die Ruhe gar nicht so unglücklich, da ich mir bei meinem Elch-Ausflug eine ordentliche „Klimaanlagen-Erkältung“ eingefangen hatte und eh nur noch ziemlich matschig in der Ecke lag.

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Aber am Mittwoch ging es dann schon früh ordentlich rund. Zum einen wurde das Boot nochmal komplett mit einem Gerüst umbaut, damit das Setzbord noch einmal lackiert werden konnte. Zum anderen wurde der Salon auf die Rückkehr der Maschine vorbereitet. Alle Holzflächen wurden mit dicken Decken abgeklebt und gut geschützt. Die Maschine war schon auf einem Hubwagen in die Halle gebracht worden und harrte der Dinge die da kommen mögen :-). Am Mittwochabend nahmen wir wieder Reißaus. Kochen an Bord war somit auch wieder unmöglich geworden 🙂 Aber bei „Sips“ waren wir mittlerweile ja schon gut bekannt und nach dem langen Tag war ein reichhaltiges Abendessen mit Nachtisch dringend nötig.

Donnerstagmorgen kam dann der große Moment, dem Dietmar schon die ganze Zeit angstvoll entgegenfieberte. Es kam der große Kran und die Maschine wurde auf den Weg gebracht. Keine leichte Aufgabe, die mehr als drei Stunden dauerte. Aber als wir vom Frühstück zurückkamen, war alles fast an seinem Platz ohne Probleme oder irgendwelche Schäden.

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Aber nur weil die Maschine an ihrem alten Platz zurück war, ist die Arbeit noch lange nicht vorbei. Auch unsere neue Bilgenpumpe war leider noch nicht eingebaut. So wird es wohl noch bis nächste Woche dauern, bis die Arbeiten abgeschlossen sein werden. Das Chaos bleibt uns also noch ein bisschen erhalten. Und wir hatten doch so darauf gehofft, dass vor dem Wochenende die Masten gestellt werden würden und wir zurück ins Wasser kommen. Damit würde alles so viel einfacher werden. Das denken wir jedenfalls immer, wenn wir uns mit dem Geschirr in einem Eimer auf den Weg zum Abwaschen machen oder den fünfminütigen Spaziergang in Richtung Toilette antreten müssen. Doch kommendes Wochenende ist Labor Day in den USA und so geht es erst am Dienstag weiter. Da hoffen wir mal, dass heute noch möglichst viel erledigt wird, damit wir uns vielleicht ein weiteres Stückchen Lebensraum auf unserer CESARINA zurückerobern können.

 

Die Geschichte mit dem Elch

Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann kann ich schon etwas anstrengend werden. Und die Geschichte mit dem Elch hatte mittlerweile schon eine recht hohe Priorität. Nach drei Tagen mit schönen, aber elchlosen Wanderungen begann ich mit der Internetrecherche. Wenn der Elch nicht zu mir kommen wollte, dann würde ich eben zum Elch fahren.

Besonders beliebt bei Elchen sind die komplett bewaldeten Gebiete im Norden und Osten von Maine an der Grenze zu Kanada. Natürlich nicht der kürzeste Weg, aber wenn schon, denn schon. So entschied ich mich für die Region um den Moosehead Lake im Norden von Maine, drei Autostunden von Southwest Harbor entfernt. Hier wollte ich eine geführte Tour mit Kanu und Van unternehmen. Zähneknirschend entschied ich mich für die Nachmittagstour. Morgens wäre mir ja eigentlich viel lieber gewesen, aber um zwei Uhr in der Früh mit dem Auto zu starten, um pünktlich um halb sechs vor Ort zu sein, das war sogar für mich zu viel des Guten. Ein Auto galt es auch noch zu organisieren. Mit dem kostenlosen „Island Explorer“-Bus fuhr ich zum Flughafen. Nach nur zwei Stunden Fahrzeit mit dem Trödelbus erreichte ich endlich den Flughafen (Fahrzeit mit dem Auto ca. 25 Minuten :-)) und begab mich schon zum vierten Mal an dem Schalter der Autovermietung. Nach harten Verhandlungen konnte ich mit meinem Mietwagen von dannen ziehen, der diesmal für drei Tage deutlich günstiger gewesen war als für die zwei Tage bei der ersten Anmietung.

Deutlich schneller war ich so zurück in Southwest Harbor und half Dietmar noch ein bisschen auf der Werft. Morgen wollte er die Aufbauten lackieren, dafür musste zuvor alles schön angeschliffen werden. Er erzählt ja immer gern wieder, dass er zu einem Lackierpinsel mutiert ist, seit wir unsere CESARINA besitzen. Dass ich aber auch zum Schleifpapier mutieren sollte, davon hatte vorher keiner was gesagt. Aber morgen habe ich ja frei und will mich auch gar nicht beklagen 🙂

Den Abend verbrachten wir mit Freunden und leckerem Essen beim Mexikaner gleich um die Ecke. Ein schöner Abend, für den wir uns in Kürze gern mit einem Dinner an Bord bedanken wollen, wenn unsere CESARINA wieder im Wasser schwimmt. Das sollte ja in Kürze wieder möglich sein.

Am nächsten Morgen machte ich mich gegen elf Uhr auf den Weg nach Greenville am Moosehead Lake. Der Samstagsverkehr brachte mir mehrere Verkehrsstaus auf der Landstraße ein, die aber meine großzügige Zeitplanung locker ausgleichen konnte. So erreichte ich Greenville gut zwei Stunden vor dem Start der Tour uns konnte mich noch ein bisschen umsehen. Hier drehte sich wirklich alles um den Elch. Schon an der Straße waren deutlich mehr und zusätzlich noch blinkende Warnschilder „ Moose Crossing“ aufgestellt. Hier war ich wohl richtig. Die Gegend war wunderschön und ich entschied mich noch ein bisschen um den See herum zu fahren. Leider suchte ich mir die falsche Seite aus, denn die Straße führte ohne jegliche Aussicht durch den tiefen Wald. Auf dem Rückweg erstand ich sicherheitshalber noch einen Holzelch 🙂 Falls es also mit dem echten Getier nicht klappen sollte, würde ich wenigstens mit einem Holz-Elch zurückkommen.

Pünktlich um halb vier machte sich die Gruppe mit unserem Guide Steve auf den Weg. Mit dem Van ging es auf Schotterstraßen tief in das Seengebiet hinein. Große Gebiete hier oben gehören verschiedenen. großen Holzfällerunternehmen. Sie erlauben der Öffentlichkeit die Nutzung der von ihnen angelegten Straßen, soweit sie Firmenfahrzeuge nicht behindern. Nach knapp einer Stunde erreichten wir einen Parkplatz am Ufer eines wunderschönen Sees. Den konnten wir aber noch nicht sehen, da Steve erstmal alleine ans Ufer schlich, um nach Elchen Ausschau zu halten. Wie wir auf der Fahr hierher schon gelernt hatten, sehen Elche schlecht und hören gut. So folgten wir erst, nachdem leider kein Elch am Ufer zu sehen war und brachten möglichst leise die Kanus ins Wasser. Schweigend und möglichst leise paddelten wir rund um den See. Elche lieben die Ufergebiete mit Binsen, die sie mit dem Kopf unter Wasser abweiden. Trotz unserer Bemühungen war am Ufer kein Elch zu sehen, aber die Kanutour war trotzdem schön und entspannend 🙂

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Als wir zurück am Ufer angelangt waren und die Kanus verstaut hatten, hatten wir a noch gut zwei Stunden Zeit, einen Elch zu entdecken. Mittlerweile stand die Sonne auch nicht mehr so hoch am Himmel und die Bedingungen wurden immer besser.

Schon am nächsten Seeufer, das wir ansteuerten, wurde Steve fündig. Nicht weit entfernt weidete eine Elchkuh. Leise schlichen wir uns an und beobachten die Dame. Die ließ sich nicht von uns beeindrucken. Der Hunger war größer. Als Steve sie dazu bewegen wollte, wenigstens mal den Kopf über die Binsen zu heben und dazu kräftig im Wasser platschte, war nur ein müdes Wackeln mit den Ohren zu beobachten. Und schon wieder war der Kopf zum Fressen unter Wasser verschwunden 🙂

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Bis pünktlich um acht Uhr durchstreiften wir den Wald und sahen in weiter Ferne tatsächlich noch einen zweiten Elch. Elche gibt es hier oben wohl genug. Angeblich gibt es dreimal so viel wie Menschen, die hier leben. Problematisch ist halt, dass der Elch ein Einzelgänger ist und der Wald sehr wild und undurchdringlich ist. Ich möchte gar nicht wissen, an wie vielen Elchen wir vorbei gefahren sind mit weniger als 10 Metern Abstand 🙂 Für mich war der Ausflug auf jeden Fall ein voller Erfolg 🙂

Jetzt musste ich nur noch wieder nach Southwest Harbor zurück. Im Norden von Maine ist der Ausbau des Mobilfunknetzes leider recht dürftig und meine Routenplanung mit Google Maps leitete mich über merkwürdige kleine Straßen 🙁 Hier wollte ich lieber keine Panne haben 🙁 Mein Telefon funktionierte gar nicht und bis morgen früh käme hier bestimmt keiner vorbei. Gut, dass ich so einen tapferen und zuverlässigen, kleinen Mietwagen hatte. Irgendwann hatte ich dann auch die Interstate wiedergefunden und von da aus war es ein Kinderspiel zurück nach Southwest Harbor zu finden. Dietmar schlief schon den Schlaf der Gerechten, als ich mich möglichst leise über die Leiter auf unsere Baustelle schlich. Er hatte ja auch den ganzen Tag fleißig gearbeitet und lackiert, da wollte ich ihn auch nicht wecken 🙂

 

 

Von großen und von kleinen Tieren

Wenn man in Maine einen Andenkenladen besucht, fallen einem neben den allgegenwärtigen Lobstern und den Blaubeeren zwei Tiere ins Auge, die auf vielen Fotos, Bildern oder Postkarten zu finden sind: Elche und Puffins.

Die niedlichen Papageientaucher hatten uns schon in England sehr fasziniert und wir waren beide etwas traurig, dass unsere Reiseroute nicht entlang der englischen Südküste verlief, wo die putzigen Kerlchen schon einmal anzutreffen sind. Auf Mount Desert Island selbst leben keine Puffins, aber auf den vorgelagerten Inseln eventuell schon. Da wir ja momentan ohne eigenes Boot waren, entschieden wir uns für eine Tour von Bar Harbor aus, die „Whale and Puffin Watching“ versprach.

Pünktlich morgens um acht Uhr war Boarding und bald war der Ausflugskatamaran mit unternehmungslustigen Touristen gefüllt. Der Morgen war sonnig und windstill, aber als wir das riesige Feld der Lobsterbojen hinter uns gelassen hatten und der Katamaran ordentlich Fahrt aufnahm, war es schon erstaunlich frisch. Gut, dass wir beim Segeln nicht auf solche Geschwindigkeiten kommen, wenn wir Richtung Süden aufbrechen würden. Das war uns schon empfindlich zu kalt 🙂

Kurz nach dem Ablegen teilte der Kapitän über Lautsprecher mit, dass auf der heutigen Tour wohl nicht mit Puffins zu rechnen wäre. wir glaubten, unseren Ohren nicht zu trauen. Noch vor zweit Tagen hatten wir die Tour als Puffin-Tour verkauft bekommen und dann das???? Des Rätsels Lösung war relativ einfach. In der Zeit, in der die Puffins Junge haben, sind sie recht sicher bei Ihren Nestern anzutreffen. Jetzt Mitte August sind die Jungen schon flügge und die Puffins wieder überall auf dem Atlantik verteilt. Als ob uns das der nette junge Mann am Verkaufsschalter nicht auch schon hätte gestern mitteilen können. Dann hätten wir die Tour erst gar nicht unternommen. Wale hatten wir auf unserer Reise ja schon ein paar gesehen.

Aber wenn man schon unterwegs ist, dann nützt einem ja aller Ärger nichts mehr. So ließen wir uns überraschen, was da auf uns zukommen würde. Und ich nahm mit der Kamera jeden noch so weit entfernten Vogel genau unter die Lupe. Vielleicht war ja doch ein Puffin dabei?!

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6KH_0657Vorbei am Leuchtturm von Egg Rock, den wir von Land aus schon oft gesehen hatten, ging es hinaus auf das offene Meer. Der erste Wal ließ auch nicht lange auf sich warten. Ein Zwergwal zog ganz in der Nähe seine Kreise. Kaum war der verschwunden, tauchte ein Finnwal auf. Die beeindruckende Größe lässt sich auf den Fotos leider nicht annähern darstellen 🙁 .Aber es wurde noch besser: Zwei Buckelwale hatten beschlossen, uns ein ganz besonderes Schauspiel zu bieten. Immer wieder tauchten sie direkt neben dem Katamaran auf. Mehr als eine halbe Stunde lang konnten wir das Schauspiel genießen 🙂 Da hatte sich der Ausflug also doch gelohnt.

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Auf dem Rückweg bekamen wir dann noch einen ganz besonderen Exoten zu sehen: einen Riesenhai, den zweigrößten Fisch der Welt nach dem Walhai. Aber keine Sorge, der friedliche Planktonfresser trachtet niemandem nach dem Leben.

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Der krönende Abschluss für mich waren aber die zwei Puffins, die in einiger Entfernung an uns vorbei paddelten. Somit es ja doch noch geklappt 🙂 auch wenn das Foto eher ein Suchbild geworden ist 🙂

Auch an Land gab es einige Tiere zu entdecken. Uns waren auf unseren Touren zwar schon mehrere Hirsche begegnet, aber der von mir so herbeigewünschte Elch war noch nicht aufgetaucht. Dafür zeigten sich ganz viele Eichhörnchen von Ihrer besten Seite und standen willig Modell.

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Auch Frösche und Schlangen liefen uns auf unseren Wanderungen über den Weg.

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Es handelt sich hierbei aber erfreulicherweise nur um eine Gartennatter, die maximal 60 cm lang wird und auch nicht giftig ist. Das ist auch ganz gut so, denn ich wäre auf dieses schöne Exemplar beinahe draufgestiegen 🙂

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Neben unzähligen Möwen, Enten, Gänsen, Kormoranen und Reihern sind hier oben hoch im Norden auch Kolibris heimisch, die ich nie erwartet hätte. Was die wohl im Winter machen? Im Schmetterlingsgarten in Southwest Harbor konnten man die flinken Gesellen zwischen den Schmetterlingen flitzen sehen.

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An einem windstillen und sonnigen Tag findet man hier neben den Monarchen verschiedene andere Schmetterlinge in einem wunderbar bunten und direkt am Wasser gelegenen kleinen Park fernab vom Touristentrubel.

Nur der Elch machte mir langsam Sorgen? Irgendwie wollte der nicht auftauchen. Dietmar schüttelte schon immer leicht genervt den Kopf, wenn ich mit dem Thema anfing 🙂 Irgendwie nahm er mich da wohl nicht ganz ernst 🙂

 

Der Acadia Nationalpark

Wie lässt man seinen Urlaub am besten beginnen? Mit einem Frühstück in unserem Lieblingscafé. So ließen wir den Samstag ruhig beginnen und verbrachten den nebligen und regnerischen Morgen bei einem gemütlichen und ausgiebigen Frühstück bei „Sips“ in Southwest Harbor. So gestärkt fühlten wir uns in der Lage, weitere Neuigkeiten von der Werft zu ertragen. Nachdem wir also mit Mark einen ungefähren Zeitplan besprochen hatten, suchten wir uns eine Unterkunft in Werftnähe, die wir ja ab dem kommenden Montag brauchen würden. Sicherheitshalber buchten wir das Zimmer gleich für eine Woche, man weiß ja nie 🙂

Den restlichen Tag verbrauchten wir mit Einkaufen, Wäschewaschen und anderen, alltäglichen Dingen. Nachdem wir in den letzten Tagen abends so oft im Restaurant essen waren und uns die riesigen amerikanischen Portionen immer so schwer im Magen lagen, hatten wir ein neues Konzept entwickelt. Auto-Picknick! Nach einem ausgiebigen Einkauf im Supermarkt machten wir es uns in unserem Mietauto gemütlich und fielen gleich über unsere Einkäufe her. Ein Picknick in freier Natur wäre natürlich schöner gewesen, aber bei Nieselregen war es nicht besonders einladend 🙂 Und in unserem Mini-Häuschen war unser Bett die einzige Sitzgelegenheit. Das wollten wir ja nicht mit Krümeln füllen 🙂

In den nächsten Tagen waren wir entweder zu Fuß oder mit dem Auto im Park unterwegs.

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Wir besuchten den „Wild Garden of Acadia“, in dem man einen tollen Überblick über alle Pflanzen und Bäume bekommen kann, die man hier auf der Insel findet.

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Wir genossen die Aussicht auf den Leuchtturm auf der vorgelagerten Insel „Egg Rock“, auch wenn die Sicht durch Nebel noch eingeschränkt war.

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Bis wir auf der Park Loop Road das Otter Cliff erreicht hatten, war das Wetter schon deutlich besser geworden und einem wunderschönen Sonnenuntergang auf dem Cadillac Mountain stand nichts mehr im Wege.

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Auch das „Bass Harbor Head Lighthouse“ wollten wir bei Sonnenuntergang sehen. Da waren wir eindeutig nicht die Einzigen :-), aber erfreulicherweise früh genug, um noch einen Parkplatz zu ergattern. Das Schauspiel war dann aber auch wirklich beeindruckend.

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Aber auch tagsüber ist der Leuchtturm einen Besuch wert und es ist auch viel weniger los 🙂

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Wir nahmen am kostenlosen Programm des Parks teil und unternahmen einen Wanderung mit einem Ranger zur Bar Island, einer vorgelagerten Insel von Bar Harbor, die bei Ebbe zu Fuß erreichbar ist.

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Außerdem besuchten wir einen Fotokurs, der sich leider als etwas langwierig und theoretisch erwies. Wir hatten eher eine Wanderung zu besonders schönen Plätzen erhofft, aber in den zwei Stunden legten wir keine 500 Meter zurück und hatten lange Ohren 🙂

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Zu Fuß wanderten wir an Jordans Pond entlang und versuchten den Bubble Rock zu erklimmen. Von dieser Seite kein leichtes Unterfangen, das kurz vor dem Gipfel an einer schmalen Felsspalte scheiterte, die wir beiden nicht erklimmen wollten. Trotzdem konnten wir die Aussicht hoch über dem See genießen.

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Dem Bubble Rock rückte ich dann später noch einmal von der anderen Seite auf die Pelle. Und es war schon ein schönes und lohnendes Ziel für eine erneute Wanderung hier im Park.

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An Tagen mit schlechtem Wetter versinkt die Insel komplett im Nebel. Auch ein schöner Anblick und mal wieder eine Gelegenheit für ein ausgiebiges und gemütliches Frühstück bei „Sips“ :-).

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Zurück in Maine

Gestern schon hatten wir die Staatsgrenze nach Maine überquert und folgten der wunderschönen und bizarren Küste. In fast jeder Stadt und jedem Dorf, das wie passierten, drehte sich das Leben um Boote oder Fischerei. Immer wieder verließen wir die Küstenstraße 1 und folgten irgendeiner kleineren Straße hinaus an die Küste. Hier bot sich uns fast immer eine atemberaubende Aussicht.

An manchen Stellen wurde sie noch zusätzlich durch einen Leuchtturm gekrönt. Unzählige kleine Leuchttürme sind über die gesamte Küstenlinie und die unzähligen Insel verteilt und jeder einzelne ist ein Unikat.

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Als Segler durften wir das Maritime Museum in Bath natürlich nicht verpassen. In dieser schmalen, gut geschützten Bucht wurden vor langer Zeit die größten Holzschiffe gebaut, die in den USA jemals hergestellt wurden. Eindrucksvoll und faszinierend erhielten wir einen Einblick in die maritime Geschichte der Stadt. Auch heute werden in Bath noch Schiffe hergestellt. Einen Einblick in die Arbeiten der Werft erhielt man aber nur im Rahmen einer Trolly- oder Bootstour. Da entschieden wir uns doch lieber für die Bootstour. So etwas macht man ja nicht alle Tage 🙂

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So konnten wir nicht nur die neueste Kriegsschiffgeneration der US Navi bewundern, sondern fuhren auch an den verschiedenen Leuchtfeuern der verzweigten Bucht vorbei und konnten die dort lebenden Fischadler aus der Nähe betrachten.

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Gegen Abend erreichten wir Camden, direkt an der Küste. Im beliebten und recht vollen Hafen lagen mehrere große und schön restaurierte Traditionsschiffe. Mit einem Sandwich machten wir es uns im Park mit Aussicht auf den Hafen gemütlich und genossen die friedliche Abendstimmung.

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Erst gegen neun Uhr erreichten wir unsere Unterkunft. Anscheinend hatte ich meine Buchungsunterlagen nicht gründlich genug studiert. Im Office war auf jeden Fall kein Licht mehr 🙁 Was nun? Wir parkten erst einmal das Auto und gingen trotzdem noch einmal zu Fuß zur Bürotür. Dort fanden wir einen Umschlag, auf dem Katja Henke stand 🙂 Juhu, das war ja nochmal gut gegangen. Unser Zimmer war offen und einer erholsamen Nacht stand nichts mehr im Wege.

Am nächsten Morgen ging es dann direkt und ohne Umwege nach Southwest Harbor. Als wir bei Hinckley eintrafen, machten wir uns neugierig auf die Suche. Wo hatten Sie das gute Stück denn versteckt? Sicher abgestützt stand unsere CESARINA in einer Halle. Rund herum mit Brettern eingerüstet. Der gesamte obere Teil war sorgfältig in einer Schutzfolie verpackt. So konnten wir nicht einmal einen Blick auf das neu überarbeitete Teakdeck werfen :-(. Am Rumpf wurde fleißig geschliffen. Alle Schrammen und Kratzer von unserem Unfall in Kuba waren schon verschwunden, genau wie ein großer Teil der der schönen dunkelblauen Lackierung. Unsere Maschine fanden wir eine Halle weiter, ordentlich neu lackiert und technisch von Grund auf überholt. In der dritten Halle fanden wir auch noch unsere beiden Masten.

Schon an der Verteilung der Einzelteile unserer Cesarina war unmissverständlich klar: das dauert wohl noch ein bisschen :-). Wir waren ja telefonisch schon darauf vorbereitet worden und mussten jetzt ein paar logistische Probleme lösen. Auf dem Boot würden wir in der nächsten Woche bestimmt noch nicht übernachten, also musste eine Unterkunft her. Und ein Auto wäre natürlich auch nicht schlecht. Obwohl im Moment Hochsaison in Maine war, hatten wir innerhalb von 2 Stunden den Vertrag für unseren Mietwagen verlängert und hatten auch für die nächsten drei Nächte ein bezahlbares Dach über dem Kopf. Genauer gesagt hatten wir sogar ein eigenes Häuschen, das aber deutlich kleiner war, als ein normales Hotelzimmer. Dafür hatte es den „Knuddel“-Faktor 🙂

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So stürzten wir uns am Abend noch in das Touristengewimmel von Bar Harbor. Eine Woche klassischer Urlaub lag vor uns. Denn am oder im Boot würden wir in der kommenden Woche nichts machen können, ohne die Arbeiten der Werft massiv zu behindern. Aber an diesem wunderschönen Fleck würde uns schon etwas Passendes einfallen.

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Zeitreise

Unser Hotel lag irgendwo im Nirgendwo, idyllisch an einer Hauptstraße und hatte auch sonst alles, was ein charmantes amerikanische Motel so haben muss. Der erste schäbige Eindruck des Gebäudes von außen, setzte sich nahtlos im Innern fort 🙂 Es gab nicht mal einen Aufzug und wir schleiften unsere 60 Kilo Gepäck mit Begeisterung über den geschmackvollen Teppich aus den70er Jahren. Aber für nur eine Nacht geht ja fast alles. Nur den Abend wollten wir hier nicht unbedingt verbringen.

Nicht weit entfernt hatten wir eine Brauerei gesehen, die auch ein Restaurant dabei hatte. Gemütlich und einladend sah das Ganze aus. So ließen wir den Abend in netter Umgebung gemütlich ausklingen und nach einer Bier-Probe der lokal gebrauten Biere (mit bis zu 11,9 % Alkohol) erschien uns unser Domizil anschließend auch gar nicht mehr so furchtbar.

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Am nächsten Morgen regnete es wie aus Eimern. Etwas unmotiviert begaben wir uns zum Frühstück. Regen war in unseren Rundreiseplänen gar nicht vorgesehen. Aber da es bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung gibt, ließen wir uns nicht bremsen und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: dem Chanterbury Shaker Village.

Dort angekommen hatte sich der Starkregen in Nieselregen verwandelt und wir begannen unsere Zeitreise. Das Dorf wurde 1792 gegründet und ist dann 200 Jahre lang bewohnt worden. 1992 starb die letzte Bewohnerin. Die Sekte der Shaker hatte sich von den Quäkern abgespalten und lebte ihr Leben im Glauben in strenger Abgeschiedenheit und dem Zölibat, was dann letztendlich zu Ihrem Niedergang führte. Es gab 2009 nur noch eine aktive Shaker-Gemeinde in den USA mit drei Mitgliedern. Ob das heute noch so ist, konnte Wikipeda mir leider nicht verraten.

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Das Dorf ist als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich und man kann viel über das Leben und vor allem über die Handwerkskunst der Shaker erfahren. Wir bekamen einen Einblick in die Buchdruckkunst, die Besenfertigung, die Möbelfabrikation und die Herstellung der bekannten Ovalschachtel. Das Motto „Hands to work and hearts to god“ war allgegenwärtig und hat Dietmar ganz besonders gut gefallen. Die Shaker waren für ihre hohe Handwerkskunst und Perfektion landesweit geschätzt und bekannt.

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Um weiteren Fragen vorzugreifen: ich habe mir keinen neuen Besen zu gelegt, obwohl die mir wirklich gut gefallen haben. Wenn ich nicht grade segele, gehe ich lieber zu Fuß. Fliegen ist nicht so mein Ding. Das sagt zumindest mein Mann.

Am Nachmittag stand noch mehr Geschichte auf dem Programm, denn wir besuchten Portmouth, Amerikas drittälteste Stadt (1623). Endlich waren wir wieder am Meer angekommen 🙂 Das hatte uns ja schon ein bisschen gefehlt.

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Wir besuchten das Strawberry Banke Museum, das auf 4 Hektar Grund viele alte Gebäude zeigt. Hier erhält man einen kleinen Einblick in das Leben aus längst vergangener Zeit. Wir bummelten noch am Hafen und in der Stadt herum. Viele Segler lagen hier vor Anker. Vielleicht würden wir auf dem Weg nach Süden mit der CESARINA hier auch noch einen Zwischenstopp einlegen.

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Wir folgten der Küstenstraße 1 weiter in Richtung Norden. Jetzt waren wir schon wieder in Maine angekommen und in zwei Tagen würden wir zurück bei unserer CESARINA sein. Mal sehen, wie weit die Arbeiten schon fortgeschritten sein würden.

Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht…..

….dann ist man vielleicht in Vermont in den Green Mountains gelandet. Im Winter sind sie ein beliebtes Ski-Revier und unser Motel passte mit seinem riesigen Kamin und den gemütlichen Erdtönen auch besser in die dunkle Jahreszeit :-).

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Alles war hier wohl schon etwas in die Jahre gekommen 🙂 Ins „Schöner Wohnen“-Magazin würde es diese Unterkunft sicher nicht schaffen, aber irgendwie war sie auch schon wieder charmant.

Heute mussten wir nur wenige Meilen bis zur nächsten Unterkunft zurücklegen und hatten viel Zeit, die Umgebung zu erkunden. Zuerst fuhren wir zum „Quechee Gorge“, einer beeindruckenden Felsschlucht, über die eine über einhundert Jahre alte Metallbrücke führte. Auf der Suche nach der optimalen Foto-Perspektive wanderten wir an dem Fluss bis zu einem Staudamm entlang. Aber wie so oft im Wald war die Aussicht irgendwie durch Bäume versperrt. Unverrichteter Dinge zogen wir guten Mutes weiter 🙂

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Am Straßenrand hatten wir ein Schild des „Vermont National Institut of Natural Science“ entdeckt. Mal sehen, was es dort zu sehen gab. Wir kamen genau im richtigen Moment, denn keine zehn Minuten später begann die Singvogelfütterung und im Anschluss kamen die Raubvögel dran. Hier drehte sich also alles um Vögel 🙂 In der großen Tierklinik kümmert man sich um die Pflege von verletzten Wildvögeln und eine Aufzuchtstation gibt es dort auch. Die Tiere, die nicht wieder zurück in die freie Wildbahn entlassen werden können, bleiben hier und werden gut gepflegt. Ein spannendes und sinnvolles Projekt.

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Nach gut zwei Stunden hatten wir dann aber doch genug gesehen und fuhren weiter durch das malerische Städtchen Woodstock auf der Panoramastrasse 100. Idyllisch schlängelte sich die schmale Straße durch die dichten Wälder. In Rochester fanden wir das erste Mal seit langem ein Café nach unserem Geschmack: Sandy´s Books and Bakery. Hier gab es sogar echtes Geschirr und Besteck aus Metall! Im gemütlichen Buchladen und auf der Terrasse war auch kaum mehr als ein Plätzchen frei. Gestärkt fuhren wir weiter in Richtung Norden. Im Waterbury wollten wir noch einen Stopp bei Ben & Jerrys Ice Cream Factory machen. Schon der riesige Parkplatz, der recht gut gefüllt war, machte uns misstrauisch und als dann klar war, dass die nächste Führung erst in einer Stunde beginnen würde, suchten wir schnell das Weite. So spannend war Eiscreme dann nun auch wieder nicht.

Alternativ lernten wir etwas über Ahornsirup :-), den man in Vermont an jeder Ecke auf den Maple Farmen kaufen kann. Eigentlich ist die Gewinnung ganz einfach. Man bohrt ein Loch in den Ahornbaum, steckt einen Schlauch hinein und zieht dann ein Vakuum. Der frisch gezapfte Rohsirup wird dann durch Umkehrosmose noch weiter konzentriert und fertig ist ein weiteres Lieblingsnahrungsmittel der Amerikaner. Im Souvenirshop der Farm gab es dann auch Ahornsirup in den unterschiedlichsten Formen und Farben 🙂 Wir versuchten nur das Ahorn-Eis, das wirklich lecker schmeckte.

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Unsere nächste Unterkunft lag schon in den White Mountains in Lincoln, einer kleinen Stadt am Kancamagus Highway. Diesmal keine Winterromantik, sondern eher solider Holzfäller Charme 🙂 Eigentlich sehr nett, wenn es ein einstöckiges Gebäude gewesen wären. Im Zimmer über uns trainierte eine ganze Familie wohl für die Wanderung am nächsten Morgen. Den ganzen Abend trampelte jemand geräuschvoll durch das Zimmer. Das konnte ja noch eine lustige Nacht werden ;-).

Wie so oft, war es dann aber doch ruhiger als erwartet und wir brachen am nächsten Morgen frisch und ausgeschlafen noch vor acht Uhr auf, um vor der Mittagshitze eine Wanderung im Franconia Notch State Park zu unternehmen.

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Besonders bekannt ist hier die Flume Georg, eine steile Felsklamm, die an einem schönen Wasserfall endet. Über die typischen überdachten Brücken und vorbei an einem klaren Bergsee war es eine schöne und entspannte Runde von zwei Stunden.

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Auch wilde Tiere kreuzten unseren Weg. Aber nicht die von uns gewünschten Elche oder auch Bären. Nur Eich- und Streifenhörnchen 🙂 waren mit von der Partie.

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Wir folgten mit dem Auto dem Kancamagus-Highway über den gleichnamigen Pass mit seiner beeindruckenden Aussicht. Endlich konnte man mal etwas von den riesigen Wäldern sehen :-), Am Nachmittag besuchten wir noch Bretton Wood. An diesem geschichtsträchtigen Ort tagten nach dem zweiten Weltkrieg die Vereinigten Nationen und gründeten den Internationalen Währungsfonds. Tagungsort war das Omi Mount Washington Hotel, das sich immer noch imposant und riesig von der sonst grünen Kulisse abhebt.

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Auf unserem weiteren Weg zum nächsten Motel überkam uns der Hunger. So fuhren wir auf den Parkplatz eines Imbissladens. Während wir noch überlegten, ob das wohl das Restaurant unserer Wahl sein würde, bewegte sich etwas im Wald hinter dem Müllcontainer. Zwei kleine Bären saßen unter den Bäumen. Völlig perplex wie wir in dem Moment waren, hatten wir natürlich keine Kamera griffbereit. Bis wir soweit waren, begannen sich die beiden Bären lautstark zu streiten und waren sogleich auch hintereinander her jagend im Wald verschwunden. Auch ohne Fotos war es aber ein unvergessliches Erlebnis und seit diesem Zeitpunkt wird die nähere Umgebung jedes Müllcontainers einer sorgfältigen Prüfung unterzogen.