Alle Artikel von Katja Henke

Mystic und New London

Unser nächstes Ziel war Mystic Seaport, ein absolutes Muss für jeden Bootsfan. Leider konnten wir aber wegen unseres Tiefgangs nicht direkt dorthin segeln, sondern wählten Stonington als nächsten Hafen. Nach einem recht entspannten Seetag, an dem wir sogar zwischendurch mal segeln konnten, erreichten wir die schöne Bucht von Stonington und entschieden uns für eine der ersten Moorings hinter dem Wellenbrecher. Für heute Nacht war mal wieder recht viel Südwestwind angesagt und dort sollten wir gut geschützt sein. Und genauso war es dann auch 🙂

Erst am nächsten Morgen ließen wir uns vom Marina-Boot an Land bringen. Diesen Service bieten viele Marinas in dieser Region an, aber bisher hatten wir ihn nie genutzt. Dietmar befürchtete auch schon Kratzer im wunderschönen, neuen Lack der CESARINA, als die junge Dame mit dem Motorboot Kurs auf unser Boot nahm. Aber gekonnt brachte sie ihr Gefährt mit einem Abstand von 10 cm längsseits zum Stehen und wir konnten bequem übersteigen :-). Der Weg war recht weit und vom Vortag stand noch recht viel Welle in der Bucht. Das wäre mit dem Dinghi sicher eine nasse Angelegenheit gewesen. Im Marinabüro bekamen wir eine Mooring in der für uns passenden Tiefe fast direkt vor der Marina zugewiesen und so parkten wir erst einmal um. Jetzt konnten wir wieder unser Dinghi benutzen und waren flexibel und zeitlich unabhängig.

Mit dem Taxi machten wir uns auf den Weg nach Mystic. Das „Seaport Museum“ ist ein großes Gelände, das fast den gesamten alten Hafen und das ehemalige Dorf umfasst. Bei strahlend schönem Sonnenschein gab es viel zu entdecken.

6KH_6262

6KH_6258

6KH_6274

Nach dem Museum machten wir noch einen kurzen Abstecher ins Örtchen Mystik, das sehr hübsch, aber auch sehr touristisch war. Zum Abendessen hatten wir noch einmal eine Verabredung mit Elias, der es sich nicht nehmen ließ, den weiten Weg von Boston aus zu uns zu fahren, nur um mit uns den Abend zu verbringen. Bei hervorragendem Essen und leckeren Cocktails verbrachten wir einen lustigen letzten Abend. Schade, dass es vorerst der letzte sein würde. Wir werden seine Gesellschaft wirklich vermissen, aber das ist ja der übliche Langfahrtsegler-Alltag 🙁

Am nächsten Morgen waren wir mit Ted und Karen verabredet. Die beiden sind Freunde unseres englischen Freundes Tom und hatten sich heute für uns Zeit genommen.

6KH_6313

Nach einer Besichtigung der CESARINA, die bei den beiden Seglern sehr gut ankam, zeigten sie uns eine paar sehr schönen Ecken in und um New London. Krönender Abschluss war die Besichtigung des Atom-U-Bootes Nautilus und einer ganz besonderen Führung von Ted, der selber viele Jahre als Navigator auf U-Booten gedient hatte. Heute ist er als Künstler aktiv und deshalb kamen wir in den Genuss, den Samstagabend in einer ganz interessanten Runde auf einer Party zu verbringen. Tolle Gespräche und Unmengen leckeren Essens machten den Abend für uns unvergesslich.

Den Sonntag verbummelten wir in Mystic und trafen die letzten Vorbereitungen für unsere Weiterfahrt nach New York. Wie so oft war das Wetter der Meinung, dass wir besser wieder zurück nach Norden segeln sollen :-(. Da aber die nächsten Tage nur wenig Gegenwind angesagt war, sollte es morgen trotz ungünstiger Segelwinde für uns weiter gehen.

Zeitreise

Der Wind war uns irgendwie im Moment nicht besonders hold. Entweder zu viel davon oder auf die Nase oder eben gar kein Wind. So empfanden wir „keinen Wind“ paradoxer Weise schon als „optimales Segelwetter“ und machten uns schon früh auf die Socken. Der Tag auf dem Wasser war wirklich angenehm. Keine steilen Wellen gegen an und ganz viel Sonnenschein.

6KH_5777

Am frühen Nachmittag liefen wir in die Bucht von Newport ein. Als wir völlig entspannt um die nächste Felsnase fuhren, sahen wir in der Ferne zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Was wollten die denn da?

Wir suchten uns eine Mooring im riesigen inneren Hafenbecken und machten uns erstmal auf den Weg an Land. Uns stand ganz eindeutig nach den letzten, eingewehten Tagen der Sinn nach einer schönen heißen Dusche und einen anschließenden Willkommens-Kaffee. Schon die Suche nach dem städtischen Dinghi-Dock gestaltete sich schwierig. Mehr als zehn verschiedene Marinas säumten das Ufer. Öffentlich sah eigentlich keine davon aus. Irgendwann war es uns dann auch egal und wir machten beim Newport Yacht Club fest. Der Dockmaster erklärte uns sehr nett, wo wie den Hafenmeister finden würden. Der könnte uns bei all unseren Fragen sicher weiterhelfen. Aber heute sollte irgendwie der Tag der „erfolglosen Suchen“ sein. Wir fanden zwar das Hafenmeistergebäude, aber nicht den Hafenmeister. Dann fragten wir uns weiter durch, denn es gab wohl in der Stadt ein „Mariner Center“, mit allem, was sich der Segler so wünscht. Das fanden wir dann auch, aber es wird immer am Ende der Saison (seit gestern) geschlossen. Mittlerweile war es fast sechs Uhr und wir waren von der ersehnten Dusche und dem Kaffee immer noch weit entfernt. Genervt machten wir uns auf dem Rückweg. Während Dietmar noch eben schnell Brot für das Frühstück besorgte, traf ich zufällig auf den Hafenmeister. An dem waren wir zuvor schon einmal vorbei gelaufen. Der gute Mann machte nämlich den Transfer-Service für die Kreuzfahrer. Immerhin konnte er uns etwas weiter helfen. Duschen gab es noch an einer anderen Stelle direkt im Stadtzentrum. Die schlossen aber schon um 18 Uhr die Pforten. Das Timing heute war wirklich überzeugend 🙁 Auch unsere Mooring konnten wir bei ihm nicht bezahlen. Die gehörte wohl jemand anderem. Aber immerhin bekamen wir den Tipp, wegen der Duschen doch einmal beim Yacht Club anzufragen und den Chef dort freundlich von ihm zu grüßen. Und das funktioniere dann letztendlich auch. Gegen sieben Uhr machten wir uns sauber aber ohne Kaffee auf den Weg zurück zum Boot. Für heute hatten wir erstmal genug von Newport.

6KH_6230

Der nächste Tag sollte uns aber für den misslungenen Start entschädigen. So erschien der Eigentümer unserer Mooring und knöpfte uns tatsächlich 60 Dollar pro Nacht dafür ab. Alter Schwede, dagegen ist ja Boston ein echtes Schnäppchen gewesen. Und das sogar inklusive einer heißen Dusche. Wir waren beeindruckt, aber was sollte es. Mit seiner Beschreibung fanden wir das öffentliche Dinghi-Dock und starteten dann von dort aus unseren Ausflug auf die andere Seite der Landzunge zum Cliffwalk.

6KH_5817

Die Straßen waren gesäumt von wirklich prächtigen Häusern und je weiter wir gingen, desto besser wurde es. Nach einem kurzen Spaziergang am Cliff entlang mit beeindruckender Landschaft und dem Meer auf der einen und den herrschaftlichen Häusern auf der anderen Seite, erreichten wir unser Ziel: „The Breaker`s“, das größte und wahrscheinlich auch prächtigste aller Häuser. Das wollten wir gern besichtigen.

6KH_5833

Mit gut 70 Zimmern und zusätzlichen 20 Badezimmern war es für ein Sommerhaus, das nur wenige Monate im Jahr genutzt wurde doch recht großzügig gehalten. Genau wie die anderen Häuser der Reichen und Mächtigen des Landes des 18. Jahrhunderts, die nach Newport vor der Sommerhitze New Yorks flohen.

6KH_5880

6KH_5900

Dietmar hatte nach einem Palast genug von als der Pracht und wollte sich lieber noch ums „Alltaggeschäft“ kümmern. Newport ist nämlich auch ein Segelsportzentrum, im dem man ein paar wunderschöne Geschäfte für Bootszubehör findet. Ich gestaltete den restlichen Nachmittag als Schloss-Marathon, denn es konnten noch vier weitere Paläste besucht werden:

6KH_5946

„Rosechliff“

6KH_6059

„Marble House“

6KH_6062

„Chateau sur Mer“

6KH_6201

und „The Elms“. Gut das wir nicht im Sommer gekommen waren, da wären alle elf Häuser geöffnet gewesen. Das hätte ich nie geschafft :-).

 

Just in Time

Unseren kurzen Ausflug nach Martha´s Vineyard hatten wir so geplant, dass wir die für Sonntagnacht angekündigten Ausläufer von Matthew sicher hinter der Hurrikan-Barriere in New Bedford verbringen wollten. Deshalb ging es dann auch am Sonntag zeitig zurück. Schon um halb acht machte Dietmar die Leine von der Mooring los und wir motorten in Richtung Woods Hole. Im strömenden Regen hatte auch diese wirklich bezaubernde Insel keine besondere Anziehungskraft mehr auf uns 🙂

Ganz „Gentleman like“ stellte sich der Kapitän in dem Regen ans Steuer und ich durfte die Überfahrt im Trockenen verbringen 🙂 Er kann schon wirklich charmant sein, der Herr Henke 🙂 Nach einer halben Stunde empfingen wir über Funk erschreckende Nachrichten: „Yacht in Wood Hole auf Grund gelaufen“. Die Armen, so etwas wünscht man ganz sicher keinem 🙁 . Aber musste das ausgerechnet heute sein? Da mussten wir doch jetzt auch durchfahren. So beschlossen wir erst einmal abzuwarten und fuhren mit verminderter Geschwindigkeit weiter auf unser Ziel zu. Wir verfolgten weiterhin den Funkverkehr. Die Coast Guard war schon unterwegs und bald waren die Helfer vor Ort. Die Bergung dauerte aber eine ganze Weile und wie auch der restliche Schiffsverkehr fuhren wir langsam an der Unfallstelle vorbei. Eine kleinere Segeljacht wurde von der starken Strömung auf die Steine getrieben. Das konnten wir gut nachvollziehen, denn die Ecke war wirklich kniffelig. Deshalb hatten wir ja heute auch zur Durchfahrt genau den Zeitpunkt gewählt, an dem die Tide umschlug und fast keine Strömung mehr vorhanden war. So kamen wir trotz der Behinderung gut auf der anderen Seite an und motorten zügig weiter nach New Bedford.

Als wir endlich den Hafen erreichten, pfiff der Wind schon ganz schön ordentlich und der Regen war auch nicht weniger geworden. Ich schlüpfte sehr widerwillig in mein Ölzeug und gemeinsam machten wir die CESARINA an einer Mooring fest. Dann schnell rein ins Trockene und die Heizung anwerfen. Bis morgen Abend war keine Wetterbesserung in Sicht und wir machten es uns an Bord gemütlich.

Der nächste Tag war dann immerhin trocken, aber der Wind blies noch zum Teil mit mehr als 30 Knoten. Da war an einen Landgang mit dem Dinghi nicht zu denken, wenn man nicht klatschnass in der Marina ankommen wollte. Aber an Bord gibt es ja immer genug zu tun und auch ein solcher Tag geht irgendwie vorbei. Morgen wollten wir einen weiteren Schritt in Richtung Westen machen und nach Newport segeln.

Cape Cod und Martha‘s Vineyard

Nachdem am nächsten Morgen endlich feststand, dass Matthew uns mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in Frieden lassen würde, konnten wir erleichtert die nächsten Tage planen. Heute waren wir noch einmal mit Elias verabredet, der sich von Boston aus zu uns auf den Weg gemacht hatte. Er wollte uns ein paar schöne Ecken auf Cape Cod zeigen und für kundige Reiseführer waren wir wie immer sehr dankbar.

6KH_5392

Nach einem Stopp in Woods Hole ging es an den Strand, den wir jetzt in der Nachsaison fast für uns allein hatten. Trotz der herbstlichen Temperaturen gab es tatsächlich eine scheinbar extrem abgehärtete Schwimmerin, die sich bei den Temperaturen ins Wasser traute. Mir klapperten schon bei ihrem Anblick die Zähne.

6KH_5420

Wir folgten der Küste und an einem anderen Strandabschnitt fanden wir einige Panzer von den schon rein optisch sehr fossil aussehenden Horseshoe Crabs – Pfeilschwanzkrebse. Diese wundersamen Krebse sind schon viel länger als wir auf dieser Erde zuhause, fast 450 Millionen Jahre, und gehören zu den beiden auf der Erde existierenden tatsächlich blaublütigen Lebewesen. Wir fanden leider nur tote Exemplare, die an den Strand angespült worden waren. Manche davon hatten eine ziemlich beachtliche Größe.

6KH_5471

Leider beendete irgendwann der Sonnenuntergang unseren Ausflug, obwohl noch so viel mehr zu entdecken gewesen wäre. Im Dunkeln war die Landschaft dann aber nicht mehr besonders aussagekräftig 🙂

Heute Abend wurden im Fernsehen die nächsten Spiele der Play-Offs im Baseball übertragen. Elias wollte das Spiel nicht verpassen und wir waren wieder mit von der Partie. Nach unserer ersten Baseball-Erfahrung waren einfach noch zu viele Fragen offen 🙂 In New Bedford fanden wir eine Sportsbar, in der noch ein Plätzchen vor einem großen Bildschirm für uns frei war. So konnten wir im Warmen und Trockenen ganz entspannt dem Spiel folgen und langsam kam etwas mehr Licht in die Dunkelheit. Als das Spiel nach neun Innings zu Ende ging, hatten die Red Sox zwar verloren, für uns war es aber trotzdem ein gelungener Abschluss eines tollen Tages 🙂

Als wir dann endlich nach einer langen und kalten Dinghifahrt quer durch die Bucht wieder auf der CESARINA eintrudelten, war es schon deutlich nach Mitternacht. Gut, dass unser nächstes Ziel für morgen nur ein Katzensprung entfernt lag. Somit konnten wir entspannt ausschlafen 🙂

6KH_5521

Der Weg nach Martha’s Vineyard betrug nur knapp 20 Meilen, aber er führte durch ein Nadelöhr, das wir gestern schon von Land aus bestaunt hatten. Vor Woods Hole führt ein schmales und gut betontes Fahrwasser zwischen den Inseln hindurch. Soweit war alles gut, aber die Tide machte die Durchfahrt ziemlich kitzelig, da Strömungen mit einer Stärke von bis zu vier Knoten auftreten können. Da war dann ein ordentliches Timing gefragt, um die Stelle möglichst sicher zu passieren. Aber die Strömungen waren gnädig mit uns Spätaufstehern und wir wurden sehr schnell aber auch ohne Probleme durch die Enge praktisch „hindurchgespült“. Und zwar so schnell, dass wir uns für den Rückweg vornahmen, lieber den Zeitpunkt ohne Strömung (Stillwasser) zu nutzen. Das würde dann sicher deutlich entspannter über die Bühne gehen. Jetzt waren wir aber sicher auf der anderen Seite angekommen und knapp eine Stunde später machten wir an einer Mooring vor dem Wellenbrecher in Vineyard Haven fest.

An Land erklärte uns der Hafenmeister, dass er uns für diese Moorings in der Nachsaisons nichts berechnet werde. Sehr schön 🙂 und Duschen gab es im Hafenmeistergebäude auch. Die waren zwar nicht so besonders einladend, aber immerhin gab es heißes Wasser.

6KH_5536

Erfrischt machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Alles war sehr idyllisch. Wir entdeckten viele Geschäfte und Restaurant und es gab sogar ein Kino. Unsere Überlegung, für den nächsten Tag ein Auto zu mieten, um den Rest der Insel einfach und bequem erkunden zu können, löste sich nach dem vierten und damit auch letzten Autovermieter in Luft auf. Alles war ausgebucht, denn es war langes Wochenende. Am zweiten Montag im Oktober ist Columbus Day. Wenn wir das nur schon vorher gewusst hätten.

Aber auch ohne Auto kommt man auf dieser Insel bequem von A nach B. Es gibt auch in der Nachsaison ein gut funktionierendes Bussystem und so standen wir am Samstagmorgen pünktlich an der Bushaltestelle. Erster Stopp war Oak Bluff. Dieser Ort ist für seine Lebkuchenhäuser bekannt. So nennen die Amerikaner die reich verzierten kleinen Ferienhäuser, die noch aus dem 18. Jahrhundert stammen. Genau wie das älteste Karussell der USA, das in der Nähe des Piers zu finden ist.

6KH_5577

6KH_5635

Edgar Town war unsere nächste Station. Hier sah es ganz anders aus: Weiße, prachtvolle Gebäude soweit das Auge reicht.

6KH_5675

6KH_5693

Der letzte Stopp unserer Inselrundreise brachte uns der schönen und bizarren Natur der Insel etwas näher. Im Südwesten erstreckten sich lange Strände mit wunderschönen Klippen und ganz am Ende durfte ein weiterer beeindruckender Leuchtturm in unserer Sammlung nicht fehlen.

6KH_5714

6KH_5753

6KH_5730

Wohin???? Matthew macht uns ganz verrückt

Dieser Hurrikan war schon eine ganz große Nummer und hielt nicht nur die Karibik, sondern auch die Ostküste der USA in Atem. Eigentlich wollten wir ja schon letzten Samstag weiter Richtung Süden segeln, aber einem so gewaltigen Sturm entgegenzufahren, erschien uns irgendwie nicht besonders sinnvoll. Jetzt sah es so aus, als würde er es tatsächlich fast bis nach Maine schaffen. Dann wären wir in Boston an unserer Mooring mit U-Bahn-Anschluss sicher nicht gut untergebracht. Somit entschieden wir uns am Montagmorgen, dass es Dienstag weiter in Richtung Süden gehen sollte. Wir wollten vorbereitet sein und auf das großzügige Angebot von Steve zurückgreifen und an seiner Hurricane-Mooring in New Bedford festmachen. Dort würden im Falle des Falles die großen Tore der Hurricane-Barriere geschlossen und wir wären dort gut und sicher untergebracht. Und falls sich Matthew doch anders entscheiden sollte, wären wir halt schon ein Stückchen weiter nach Süden gesegelt und könnten dort die Gegend unsicher machen.

So nutzten wir den Montag und den lang erhofften Sonnenschein noch zu einem Ausflug zur Trinity Church. Diese ist aber leider immer montags geschlossen. Jetzt habe ich es wirklich drei Mal versucht! Dann soll es wohl nicht sein. Aber die öffentliche Bücherei gegenüber hat geöffnet und war ganz sicher auch einen Besuch wert.

6KH_4892

6KH_4900

Auf dem Rückweg versorgten wir uns noch mit besonderen Leckereien, die unser Bostoner Supermarkt so im Angebot hatte und fuhren schwer beladen mit der Subway zurück. Dietmar übernahm großzügig das Verstauen der Einkäufe, damit ich noch einen kleinen Fotoausflug machen konnte.

6KH_4978

Zurück in der Marina noch schnell einmal Wäsche waschen, währenddessen duschen, dann klar Schiff machen und wir waren reisefertig.

Schon morgens um sechs klingelte der Wecker, denn um direkt bis nach New Bedford durchsegeln zu können, bedeutet früh aufzustehen. Über 80 Meilen Seeweg und der Cape Cod Kanal lagen vor uns. Als es um halb sieben endlich dämmerte, düsten wir los. Der Weg hinaus aus Boston erwies sich als wirklich beschwerlich, da wir gegen Wind und Strömung ankämpfen mussten. Mir schlug das ganze mal wieder etwas auf den Magen und ich verzog mich unter Deck, um noch etwas Nachtschaf nachzuholen. Draußen in der Bucht pfiff es dann zwar auch noch ganz schön, aber unter Segeln ging es auf direktem Weg zur Kanaleinfahrt mit mehr als sieben Knoten Speed. Jetzt zeigte sich auch unser gutes Timing, denn im Kanal war die Strömung mit uns und auf dem Plotter standen plötzlich Geschwindigkeiten von mehr als 10 Knoten. Das letzte Stück nach dem Kanal wurde dann wieder ähnlich ungemütlich wie der Start am Morgen. Jetzt kam die kleine steile Welle genau von der Seite und bescherte uns die eine oder andere Dusche. In den Schränken im Schiff wurde auch wieder alles neu sortiert. Hatte ich das jetzt besonders vermisst??? Eigentlich nicht.

6KH_5074

Als wir gegen fünf Uhr die Hurricane-Barriere von New Bedford passierten, lag das von Steve beschriebene Mooringfeld direkt auf der linken Seite. Hier war es herrlich ruhig und wir näherten uns langsam der besagten Mooring. Obwohl wir vorgewarnt wurden, blieb uns fast das Herz stehen: 3 Meter – 2,8 Meter – 2,6 Meter – 2,2 Meter. Direkt an der Mooring steckten wir sanft und sicher im Schlamm fest. Jetzt nur noch die Leine belegen – fertig 🙂 Mal sehen, ob wir bei Hochwasser wieder schwimmen werden. Für heute Abend war es uns echt egal, denn der Tag ist lang und anstrengend gewesen. Das sah auf jeden Fall nach einer sehr ruhigen Nacht aus. Kein Schaukeln, keine Subway. Mal sehen, ob wir in der Stille überhaupt schlafen können.

Schon in der Nacht hatten wir mitbekommen, dass sich unsere CESARINA aus dem Schlamm befreit hatte und ganz sanft vor sich hin schaukelte. Tief war es hier wirklich nicht. Aber da die Hurricane-Barriere bei Hochwasser geschlossen werden würde, falls Matthew es bis hier hinaus schaffen sollte, hatten wir wenig Sorgen. Erst einmal machten wir das Dinghi klar und fuhren an Land. New Bedford empfing uns nicht mit besonders viel Charme. Eher sah es hier sehr einsam und unbewohnt aus. Viele Geschäfte standen leer, aber irgendwann fanden wir dann doch das gesuchte nette Café. Dafür waren die Preise eine sehr angenehme Überraschung und auf dem Rückweg zum Hafen führte uns unser Weg durch die historische Altstadt mit dem Whaling Museum. Und das war ein wirklicher Hochgenuss, den wir hier gar nicht erwartet hatten.

6KH_5131

6KH_5162

Auf dem Rückweg zur CESARINA machten wir noch eine kleine Hafenrundfahrt im Sonnenuntergang, vorbei an den ganzen Fischerbooten und unserem „privaten“ Leuchtturm. Die Stimmung war wirklich idyllisch. Wer mochte da noch an einen Hurrikan denken?

6KH_5311

6KH_5283

Sieben Tage Regenwetter :-)

Die nächsten Tage waren von ungemütlichem Wetter geprägt, auch wenn die Zahl sieben vielleicht etwas übertrieben ist :-). Weitere Spaziergänge durch die Stadt waren bei dem grauen und regnerischen Wetter nicht einmal mehr nach meinem Geschmack. So kamen auch einmal wieder die alltäglichen Dinge an die Reihe: Wäsche waschen, Blogs und Emails schreiben. Dietmar kümmerte sich noch um verschieden technische Dinge und bestellte fleißig Ausrüstungsgegenstände im Internet. Wenn man schon einmal eine feste amerikanische Lieferadresse hat, muss man das auch ausnutzen.

Elias stand uns mit Rat und Tat und seinem Auto zur Seite. Am Mittwoch hatten wir die Gelegenheit seinen alten Freund Steve kennenlernen, der ein begeisterter und erfahrener Segler ist. Er bereitete uns ein wunderbares Frühstück zu und gab uns viele gute Tipps für den weiteren Weg. Donnerstag unternahmen wir einen Ausflug ins „Museum Of Science“.

6KH_4487

So verging der graue Nachmittag überraschend schnell, bevor wir abends zusammen mit Elias und seiner Frau Susan zum Tapas Essen gingen. In einem kleinen gemütlichen Restaurant in Back Bay ließen wir uns die Köstlichkeiten schmecken, die genauso gut wie in Spanien schmeckten oder vielleicht sogar noch besser?! 🙂

Am Freitag war die Reisegruppe meiner Freundin Anja wieder zurück in Boston. So stand einem weiteren Treffen natürlich nichts im Wege. Vorher wollte ich aber die Trinity Church noch von innen anschauen und machte mich mit der Subway auf den Weg. Jetzt konnte ich mir die Züge, die immer direkt unter unserem Boot hindurch rumpelten auch einmal direkt ansehen 🙂 Die U-Bahn-Station lag ja wirklich direkt um die Ecke.

6KH_4649

An der Kirche angekommen, wurde mir leider der Eintritt verwehrt 🙂 Genau heute fand ein Konzert statt. Ich könne ja in zwei Stunden wieder kommen. Nein, das konnte ich leider nicht, denn ich war ja verabredet. So zog ich unverrichteter Dinge wieder von dannen und da es nicht nach Regen aussah spazierte ich zurück in die Stadt. Im Boston „Common“ (Park) konnte ich einen Falken bei der Eichhorn-Jagd beobachten. Aber die dreisten Eichhörnchen schienen keine leichte Beute zu sein und der Jäger saß scheinbar hungrig aber auch ohne Scheu mitten auf der Wiese.

6KH_4676

Am Quincy Market traf ich dann Anja und nach einem leckeren Mittagessen ging es auf zum Shoppen. Das macht mit einer Freundin doch deutlich mehr Spaß als mit männlicher Begleitung. Auch wenn wir letztendlich ohne Beute den Nachmittag beendeten, war es trotzdem eine lustige Zeit gewesen. Anjas Flieger würde morgen Nachmittag in Richtung Deutschland abheben. Jetzt musste sie mit dem Reisebus zurück ins Hotel und ich musste auch die Beine in die Hand nehmen, denn heute Abend hatten wir noch Großes vor: Wir wollten zum Baseball.

Elias hatte es geschafft, uns noch Karten für das ausverkaufte Spiel der Play Offs für den heutigen Abend zu beschaffen. Da er uns selber nicht begleiten konnte, hatte er seinen alten Freund Mark dazu verpflichtet. Nicht, dass wir noch verloren gingen. So wurden wir um fünf vor der Marina abgeholt und quälten uns durch den abendlichen Berufsverkehr in Richtung Fenway Park, dem Heimstadion der Boston Red Sox. Rund ums Stadium waren die Parkplätze rar und die Preise beeindruckend. Am ersten Parkplatz stand ein Preisschild: 45 $. Gut, dachten wir weise, weiter weg wird es sicher billiger. Leider waren die folgenden Parkplätze dann mit 50$ oder sogar 55$ ausgewiesen. Das war ja mal wieder besonders clever von uns gewesen 🙂 Da wir aber den Preiswucher nicht mitmachen wollten, fanden wir einfach eine freie Parkuhr und parkten für $2,50 unser Auto keine drei Minuten vom Stadium entfernt.

Baseball ist irgendwie eine Sportart für sich. Dietmar hatte schon Anfang der Wochen die Regeln per Email erhalten und ausgiebig studiert. Gleich würden wir sehen, ob wir dem für uns fremden Spiel auch irgendwie folgen konnten. Im Stadion angekommen suchten wir erst einmal unsere Plätze. Ganz weit oben bot sich uns eine wunderbare Übersicht über das Spielfeld. Leider wehte aber ein kräftiger Wind den kalten Nieselregen genau auf unsere Plätze unter dem Vordach. Das würde ein eher ungemütlicher Abend werden. Vor dem Spiel mussten wir uns aber noch mit den typischen Hot Dogs und den traditionellen Erdnüssen versorgen, wie zu jedem Baseball-Spiel dazu gehören. Leider gab es nur Bier und Softdrinks, mir wäre eher nach einem Glühwein gewesen, obwohl ich schon wohlweislich Skiunterwäsche angezogen hatte. Die Amerikaner zelebrieren Sportveranstaltungen derart enthusiastisch, wie wir es in Deutschland so nicht kennen.

6KH_4697

So wurde irgendwann feierlich das Spielfeld enthüllt, verschiedene Personen gewürdigt und dann schließlich die Nationalhymnen von den beiden Teams aus den USA und Kanada gesungen. Dann ging es endlich los, die Stimmung im Stadion war ausgelassen und wir waren…völlig überfordert. Trotzdem war es faszinierend und spannend. Nach dem sechsten Inning waren wir aber so tiefgefroren, dass wir das Handtuch warfen und zurück auf unsere CESARINA wollten. Mark machte gute Miene zum bösen Spiel und taute uns in seinem Auto wieder auf, bis wir die Marina wieder erreicht hatten. An Bord machten wir uns noch einen heißen Tee, bevor wir uns dann schnell ins warme Bett verkrümelten.

Der Regen hatte die ganze Nacht nicht aufgehört und der Samstag begann trübe, aber windstill. Wir wollten heute ins „Museum of Fine Arts“ fahren, hatten aber bei dem Wetter echte Motivationsprobleme. So war es dann schon kurz nach Mittag als wir das Dinghi in der Marina parkten und uns auf den Weg zur U-Bahn machten. Unsere Station erreichten wir gemeinsam mit der Bostoner Feuerwehr. Mehrere Einsatzwagen mit Blaulicht parkten rund um die Station. Da würden wir uns wohl noch etwas gedulden müssen. Es stellte sich bald heraus, dass wohl nichts Weltbewegendes passiert war und wir durften hinunter zu den Gleisen. Zur Feier des Tages fuhren wir heute auch kostenlos 🙂 als kleine Entschädigung für die Aufregung und Wartezeit.

6KH_4872

Das Museum war ein echtes Highlight unseres Boston Besuchs und wir hätten hier auch gern mehr Zeit verbringen können. Von der ägyptischen Mumie bis zur modernen Kunst war in dem riesigen und wunderbar gestalteten Museum wirklich alles zu finden. Leider schloss es am heutigen Tag schon um fünf Uhr seine Tore, wirklich schade. Der Regen hatte leider immer noch nicht aufgehört und wir verzogen uns so schnell wie möglich zurück ins Trockene auf unsere CESARINA.

Als auch am nächsten Morgen wieder dicke graue Wolken am Himmel hingen, war meine Laune auf dem Tiefpunkt angekommen. Dazu kam die Unsicherheit bezüglich der Zugbahn des Hurrikans Matthew. Fast seit einer Woche schmiedeten wir jeden Tag Pläne, die wir am nächsten Morgen mit der neuen Wettervorhersage dann wieder verwarfen. Das war doch zum Heulen 🙁 Schmollend verzog ich mich mit einem Buch in die Sofaecke. Diesen gemütliche Platz verließ ich den ganzen Tag nicht mehr und schmollte, während Dietmar am Nachmittag eine Regenpause nutzte, um ein bisschen durch die Stadt zu gehen. Nach einem Ausflug ins italienische Viertel kam er mit drei Stück Kuchen zurück, die es wirklich in sich hatten. Wir sind ja wirklich gut trainierte Naschkatzen, aber so viel Schokolade und Zucker waren auch für uns zu viel. Es sollte dann noch zwei weitere Tage dauern, bis der Kuchen komplett verschwunden war. Das hat bei uns schon etwas zu bedeuten 🙂

Hier bekommt man wirklich Plattfüße

Ganz unamerikanisch ist Boston eine Stadt für Fußgänger, also ganz nach meinem Geschmack. Dietmars Geduld wurde ziemlich auf die Probe gestellt, denn ich kann stundenlang einfach durch die Gegend laufen, Fotos machen und die Stadt erkunden 🙂

Samstagfrüh standen wir aber vor einer anderen Aufgabe. Unsere Gasflasche war leer, obwohl wir diese erst vor zwei Tagen gewechselt hatten. Durch einen defekten Dichtring hatte sich die gesamte Flaschenfüllung buchstäblich in Luft aufgelöst. Nicht mal Wasser für den morgendlichen Kaffee hatten wir kochen können. Ohne Frühstück zogen wir mit dem Taxi los zu der einzigen und abenteuerlichsten Gas-Station von 1891, die wir je gesehen hatten. Die hätte auch gut in die Karibik gepasst 🙂 Neben den verschiedensten Gasflaschen wurden nämlich auch ein Rudel Straßenkatzen bestens versorgt 🙂 Aber schnell und recht günstig wurden unsere Flaschen wieder gefüllt und wir konnten zurück zur Marina fahren. Da die ganze Aktion doch gute zwei Stunden gedauert hatte, entschieden wir uns für ein Mittagessen in der Stadt. Quincy Market, die bekannte Markthalle mit den verschiedensten Futterständen liegt keine fünf Minuten entfernt.

An diesem sonnigen und warmen Samstag war in der Stadt die Hölle los. An den Stationen der Sightseeing-Busse hatten sich lange Schlangen gebildet. Nach der langen Zeit in Maine fühlten wir uns doch etwas überfahren 🙂 Schon die Auswahl eines Mittagessens aus den gefühlten 1000 Möglichkeiten dauerte länger als es bei unserem Hunger hatte dauern sollen 🙂 Nach dem Essen trödelten wir noch ein bisschen durch die Stadt und stießen zufällig auf den Wochenmarkt. Im Gegensatz zu den gesalzenen Preisen, die wir aus den meisten Supermärkten schon fast gewohnt waren, kostete hier alles einen Dollar: Eine Mango – ein Dollar, Drei Nektarinen – ein Dollar, Eine Wassermelone – ein Dollar…..Bald hatten wir unseren Wocheneinkauf erledigt und zogen uns zur Entspannung auf die CESARINA zurück. Hier hatten wir unsere Ruhe und konnten aus sicherer Entfernung den Trubel am Ufer beobachten. Erst am späten Nachmittag verließen wir unsere sichere Insel wieder und erkundeten die Innenstadt ohne besonderes Ziel, tranken Kaffee in einem der unzähligen Cafés und bummelten durch die Einkaufsstraßen.

 

Am Sonntag stand dann endlich Sightseeing im großen Stil auf dem Programm. So spazierten wir bei strahlenden Sonnenschein vorbei am Massachusetts State House mit der tollen goldenen Kuppel und dem Park „Boston Common“ zuerst nach Beacon Hill, dem alten Wohnviertel von Boston. Mit seinen wunderbar gepflegten Backsteinhäusern war jede Straße ein toller Anblick. Wir haben später erfahren, dass die Häuser hier so gut wie nie verkauft sondern überwiegend vererbt werden. Hier zu wohnen ist wohl ein echtes Privileg 🙂

6KH_4005

6KH_4084

Nach einer kleinen Stärkung ging es weiter am Ufer des Charles Rivers entlang, vorbei an der Trinity Church bis nach Back Bay. Hier wollten wir zum Sky-Walk, einer Aussichtsplatzform in der 50. Etage des „Prudential Tower“. Schon seit einer Stunde hatte Dietmar weitere Umwege, die nicht direkt zum Sky-Walk führten deutlich untersagt 🙂 Anscheinend hing ihm auch der Magen in den Kniekehlen? Wie konnte das nur passieren? Wir waren doch kaum vier Stunden unterwegs seit der letzten Pause 🙂

6KH_4139

Nach der wunderbaren Aussicht über Boston konnte ein Supermarkt Abhilfe schaffen und frisch gestärkt ging es zu Fuß wieder zurück zur Marina.

Zurück auf der CESARINA gab es ein Festmahl mit restlichem Baguette, Laugenbrötchen und tollem italienischen und französischen Käse. So einfach sind wir glücklich zu machen 🙂

Am Montag wollte ich unbedingt den Freedom Trail laufen. Dieser Weg durch Boston führt an den wichtigsten historischen Stätten vorbei. Dietmars Bedarf an Spaziergängen war aber fürs erste gedeckt 🙂 Also zog ich alleine los.

6KH_4247

 

6KH_4346

6KH_4375

Boston Common, Massachusetts State House, South Church……bis zur USS Consitution – einem alten Kriegsschiff. Pünktlich um fünf Uhr war ich wieder zurück in der Marina, denn wir waren zum Abendessen eingeladen. Auf der anderen Flussseite in Cambridge verbrachten wir einen tollen Abend mit Elias und seiner Frau Susan bei einem hervorragenden Dinner, wunderbaren Weinen und spannenden Gesprächen.

Der letzte Tag in Maine

Ein letzter Tag in Maine blieb uns noch und das Wetter meinte es auch gut mit uns. Ganz in der Nähe befand sich der Maine Coastal Botanical Garden, der wirklich einen Besuch wert ist.

Zum Ausgleich der letzten beiden sehr faulen Tage machte ich mich zu Fuß auf den Weg. Dietmar zog es vor, noch weiter am Boot zu basteln. Da gab es ja noch ein „Wasser-Problem“ zu lösen und Blumen waren ja eh nicht so sein Fall.

Der Weg zum Garten zog sich leider ziemlich und ich war wirklich froh, als ich endlich angekommen war. Schön, dass es dort ein nettes Café gab, das zu einer kleinen Pause einlud. Der Park war zu Beginn der Nachsaison nicht besonders voll, aber die Busparkplätze am Eingang ließen erahnen, dass es hier auch ganz anders und sehr lebhaft zugehen konnte 🙂

Heute war hier auf jeden Fall ein perfekter Platz, um den sonnigen Tag in einer tollen Umgebung zu genießen. Der Park erstreckte sich hinunter bis zur Küste. Gärten und Wald wechselten sich ab. Ich lasse einfach mal die Bilder für sich sprechen 🙂

6KH_3241 - Kopie

6KH_3393

6KH_3356

6KH_3396

Für den Rückweg spendierte ich mir dann aber doch ein Taxi. Irgendwann ist sogar mein Bewegungsdrang gestillt 🙂 Dietmar hatte noch weitere Stellen am Boot zusätzlich abgedichtet und wartet jetzt auf Regen, um den Erfolg seiner Arbeit zu überprüfen 🙂 Da würde er sich aber noch ein bisschen gedulden müssen, denn für unseren Trip nach Boston war ruhiges und warmes Wetter angesagt. So machten wir das Boot schon mal segelfertig, damit wir morgen früh genug starten konnten. Passend zum herbstlichen Wetter gab es Grünkohl zum Abendessen – Was für ein Genuss 🙂 Auch wenn jedem Norddeutschen sicher die Haare zu Berge gestanden hätten, wenn er inhaltliche Details unserer amerikanischen Grünkohl-Variation erfahren hätte. Uns hat es jedenfalls prima geschmeckt 🙂

Der Kampf gegen die Bilgenpumpe

Nach unserem langen Werftaufenthalt waren doch noch ein paar Dinge am Boot zu erledigen. Denn immer wenn man in einem funktionierenden System Dinge ändert oder hinzufügt, bleibt irgendwie auch immer etwas auf der Strecke 🙁 Unsere alte Bilgenpumpe war durch den Einbau einer zweiten und auch leistungsstärkeren Pumpe anscheinend so stark verärgert, dass sie einfach ihren Dienst quittierte. Trotz viel Getöse im Pumpengehäuse wurde das Wasser leider nicht mehr aus dem Schiff gepumpt. Auch unsere Abwasserpumpe im Bad pumpte das Abwasser vom Waschbecken statt nach draußen, auf einmal ärgerlicherweise in die Bilge.

6KH_3176

Da kam dem Chef der neblige und regnerische Tag grade recht und er verwandelte das gesamte Schiff in eine Großbaustelle. Gegen elf legte ich Protest ein und verlange Zugang zur Küche. Ein Regentag ganz ohne Frühstück war schon hart an der Grenze des Erträglichen. Kaum hatte ich die Spiegeleier aus der Pfanne auf den Tellern platziert, wurden die Bodenbretter in der Küche wieder entfernt und Dietmar verschwand wieder in der Bilge.

Die Segler unter Euch kennen sicher das Bild, das sich bietet, wenn in einem Schiff gearbeitet wird. Da ich Dietmar bei seiner Arbeit nicht weiter unterstützen konnte, versuchte ich einfach nicht weiter im Weg zu sein und zog mich mit einem Buch in eine geschützte Ecke im Salon zurück. Ein Großteil der Bodenbretter war geöffnet, überall standen Werkzeuge und andere benötigte Dinge herum. Sogar meine kleine Sitzecke war im Laufe der Arbeiten im Weg, da ich auf einem wichtigen Werkzeugfach saß. Am besten hätte ich mich wohl in Luft aufgelöst.

Aber irgendwann ist so ein Bootsarbeitstag dann auch zu Ende 🙂 und alle Dinge verschwinden wieder an Ihren gewohnten Platz. Dietmar hatte die Ableitung der Bilgenpumpe mit einem neuen Schlauch wieder dazu gebracht, wie gewohnt ihre Aufgabe zu übernehmen und auch das Abwasser aus dem Bad wanderte wie früher nach draußen. So stand der Weiterfahrt nach Boston morgen nichts mehr im Weg 🙂

 

 

Endlich wieder unterwegs

Man sagt ja immer, nichts geschieht ohne Grund. Die Probleme mit der Maschine hatten gestern unsere Abfahrt verzögert, aber auch dazu geführt, dass wir am Abend noch in einer netten Runde auf der Segelyacht CAPISCE dabei sein konnten. Toni und Jane kommen ursprünglich aus England und waren schon über sechs Jahre unterwegs. Da hatten Sie natürlich einige gute Tipps für uns. Sie würden auch in Kürze in Richtung Süden aufbrechen. Genau wie Peter und Mona, die erst in diesem Jahr mit ihrer Segeljacht EILEIN ihre Reise begonnen haben. Für die Beiden war das gestrige Verlegen an eine Mooring nicht so glimpflich abgelaufen, denn Sie hatten sich die Mooringleine in die Schraube gezogen und waren ohne Maschine letztendlich manövrierunfähig. Trotz geworfenen Ankers, der einfach nicht halten wollte, sind sie auf die Steine vor dem Ufer getrieben. Wir hatten von dem ganzen Drama gar nichts mitbekommen, da wir viel zu sehr mit uns und unserem Boot beschäftigt gewesen waren. Das tat uns natürlich außerordentlich leid 🙁 Aber da es sich bei der SY EILEEN um eine Hinckley-Yacht handelt und die für die Ewigkeit gebaut wurden, war der Schaden nicht allzu groß und die Beiden würden wohl schon am Wochenende die Verfolgung von uns in Richtung Süden aufnehmen 🙂

6KH_2890

Jetzt waren wir tatsächlich unterwegs. Unter Motor konnten wir bei fast spiegelglatter See entspannt Lobster-Bojen-Slalom fahren, bis wir endlich auf die offene See hinauskamen. Hier empfing uns eine leichte und angenehme Brise und unter Segeln liefen wir unserem Ziel entgegen. Obwohl es an Land noch sehr angenehm warm war, waren die Temperaturen auf dem Wasser schon ziemlich frisch 🙁 Da mussten wir doch nach so langer Zeit wirklich wieder das Ölzeug anziehen. Und auch eine wärmende Mütze war dringend angeraten.

6KH_2936

Im Laufe des Nachmittages frischte der Wind immer mehr auf. Unser eigentlich geplantes Ziel Martinicus Island lag schon kurz voraus, als uns aufging, dass mir da wohl ein Planungsfehler unterlaufen war 🙁 Die in der Karte aufgeführten Moorings würden wir mit unserem Tiefgang gar nicht erreichen können und von gutem Ankergrund war nirgendwo etwas zu lesen. Da in der kommenden Nacht aber wieder viel Wind angesagt war, wollten wir einen sicheren und geschützten Ankerplatz. So entschieden wir spontan unseren ersten Segeltag noch etwas zu verlängern und steuerten Tenants Harbor an. Der neue Kurs schien unserer CESARINA gut zu liegen und auch sie schien möglichst schnell ans Ziel kommen zu wollen. So brauchten wir für die zusätzlichen 18 Seemeilen nur etwas mehr als zweieinhalb Stunden und fanden direkt hinter dem Leuchtturm eine Mooring für uns. Nach dem ersten Segeltag waren wir beide völlig platt und fielen direkt nach dem Abendessen müde in die Koje.

6KH_2918

So stand am nächsten Morgen noch der Mond am Himmel, als wir ungewohnt früh nach Booth Bay Harbor aufbrachen. Das Wasser glitzerte wunderbar in der aufgehenden Sonne und machte das Umfahren der Lobster-Bojen nahezu unmöglich. 2,7 Millionen dieser bunten Bojen findet man in den Gewässern von Maine. Für uns Segler ist es ein wirklicher Alptraum. Nach Portugal oder Spanien dachten wir, es wäre wirklich schlimm gewesen mit den Bojen der Fischer. Jetzt aber wissen wir: das war wohl eher etwas für Anfänger 🙂 Aber die amerikanischen Lobster-Bojen haben einen großen Vorteil: die eine Leine, die daran befestigt ist, geht ziemlich direkt senkrecht nach unten zur Lobsterfalle. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sie in die Schraube bekommt, ist relativ gering. Und das ist auch gut so, denn trotz größter Vorsicht und Wachsamkeit, hörten wir doch mehrfach ein schabendes Geräusch am Rumpf der CESARINA, bevor eine Boje in unserem Kielwasser wieder auftauchte 🙂

Der Wind kam heute beständig aus Südwest. Genau daher wo wir eigentlich hinwollten. So kreuzten wir mehrere Schläge sportlich gegen an und kamen kaum eine Meile näher zum Ziel 🙁 Mit etwas Motorunterstützung konnten wir aber dann doch so viel Strecke in Richtung Süden gut machen, dass danach wieder entspannt gesegelt werden konnte.

6KH_2920

Vorbei an vielen kleinen Leuchttürmen kamen wir unserem Ziel schnell näher und machten schon um ein Uhr an einer Mooring vor der Carousel Marina fest. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es mit dem Dinghi dann auch schon an Land und auf Entdeckungstour. Wieder hatten wir ein schönes Fleckchen Erde gefunden.

6KH_3031

Die beiden Seiten der Bucht wurden durch eine über einhundert Jahre alte Fußgängerbrücke verbunden. Überall luden Restaurants oder Cafes zum Verweilen ein und wir entschieden uns für ein leckeres Eis in der „Ice Cream Factory“. Nach den riesigen Portionen mussten wir uns über ein Abendessen definitiv keine Gedanken mehr machen.

6KH_3045

Kugelrund gefuttert spazierten wir noch durch die Innenstadt bis zur Boothbay Harbor Shipyard. Hier werden alte Holzschiffe restauriert oder neu aufgebaut. Auf dem Rückweg bot sich uns eine angenehme Abwechslung. In einer Lobster-Bar wurde Live-Musik gespielt 🙂 Gut, dass man hier auch einfach nur was trinken konnte. So kauften wir uns zwei Bier und suchten uns ein Plätzchen.

6KH_3158

Die Herren der Band waren wirklich gut drauf und hatten viel Spaß und auch ihr Publikum gut im Griff. Erst kurz nach Sonnenuntergang, als uns langsam empfindlich kalt wurde, machten wir uns auf den Rückweg zur Marina. Unser nachmittägliches Eis stellte sich als schlechte Grundlage für die beiden Becher Bier heraus, die am Ende jeder von uns beiden getrunken hatte. So boten wir den anderen wohl schon ein recht lustiges Bild, als wir versuchten, unser Dinghi, das bei Niedrigwasser mit dem Motor wegen der zu geringen Wassertiefe nicht mehr manövrierfähig war, mit den Rudern aus dem Hafen zu bugsieren. Zwei ältere Herren, die das ganze Schauspiel von Ihrem Tisch aus beobachtet hatten, waren auf jeden Fall sichtlich amüsiert.

6KH_3142