Heute hatte es dann endlich geklappt. Zweimal standen wir in der Vergangenheit vor einer Straßensperre und heute sind wir über einen Schleichweg doch noch an unser Ziel gekommen. Zur Hochebene Paul da Serra im Westen Madeiras!
Irgendwie sah es hier oben ganz anders aus als sonst wo auf der Insel 🙂 Wenn das Meer im Hintergrund nicht wäre, könnte man auch denken, man sei in der Schweiz 🙂 Aber so weit hatten wir uns sicher nicht verfahren. Auch die Temperaturen hier oben waren gar nicht so angenehm, wie wir uns das gewünscht hätten. Aber diesmal waren wir kleidungstechnisch gut ausgestattet. Trotzdem entschieden wir uns, hier oben keine Wanderung zu unternehmen, nachdem wir den Parkplatz am Startpunkt der Wanderwege erreicht hatten. Hier waren uns auch irgendwie viel zu viele Touristen unterwegs.
Lieber genossen wir die Aussicht und freundeten uns mit den ständigen Bewohnern der Wiesen und Weiden an. Die sehen wirklich nett aus, aber anfassen ist verboten. Gleich beim ersten Annährungsversuch kamen ganz schnell die Hörner zum Einsatz. Dietmar war aber schnell genug wieder außer Reichweite des spitzen Geweihs bevor die Kuh ihn erreichen konnte. Naja, wir haben doch schon früher gelernt, dass man die Verwandtschaft manchmal besser nur aus der Entfernung betrachten soll :-).
Irgendwann führte unsere kleine Straße uns wieder zurück hinunter ans Meer und wir kamen in den Ort Calheta. Nach dem Besuch de „Madeira-Wein“-Kellers gestern schien uns dort der Besuch der traditionellen Zucker- und Rumfabrik nur zwangläufig und logisch.
Auf Madeira gibt es drei Fabriken, die noch genau wie früher aus Zuckerrohr feinen Zucker herstellen. Der Herstellungsprozess ist nicht sehr kompliziert. Zuerst einmal braucht man natürlich das Zuckerrohr. Dieses wird auf offenen Pritschenwagen angeliefert und dann per Kran in die Fabrikhalle verbracht.
Im ersten Schritt wird es grob zerkleinert, bevor es danach zum sogenannten Zuckersaft ausgepresst wird. Der schmeckte wider Erwarten gar nicht schlecht, auch wenn er optisch doch etwas zu wünschen übrig ließ.
Aus dem Zuckersaft kann man später entweder Zucker oder Sirup oder auch Rum herstellen. Natürlich hatte die „Sociedade dos Engenhos da Calheta“ auch eine Bar zum Testen der Destillate und einen kleinen Laden, in dem man alle Produkte erwerben auch kann. Besonders angetan hatte es uns der Honigkuchen bzw. die Honigküchlein, die beide mit dem Zuckerrohrsirup hergestellt werden. Eigentlich ein eher weihnachtliches Gebäck, das aber wegen seiner langen Haltbarkeit (ca. ein Jahr) immer auf Madeira erhältlich ist und zu den besonderen landestypischen Leckereien gehört. Aber auch „Poncha de Madeira“, eine Art Rum-Cocktail, nahmen wir mit an Bord und eine kleine Flasche Rum (Die ist aber eher zum Backen gedacht :-))
Nachdem ich das ausführliche Testen der zum Teil hochprozentigen Spirituosen Dietmar überlassen hatte, übernahm ich das Steuer des Mietwagens 🙂 Auf dem Rückweg zum Hafen bot sich noch ein interessanter Stopp an und von meinem angeheiterten Ehemann kam diesmal keine Gegenwehr. Monte, oberhalb von Funchal in den Bergen gelegen, zeigte sich heute von seiner sonnigen Seite. Hier oben hatten früher die reichen Weinhändler ihre Villen und verschieden Parks und Gärten wurden rings herum angelegt. Heutzutage wohnt man lieber wieder unter in Funchal am Meer und überlässt die Berge den Touristen.
Bekannt ist Monte deshalb, weil hier der letzte österreichische Kaiser Karl der Erste im Exil an einer Lungenentzündung verstorben und seine Überreste in der Kapelle zur letzten Ruhe gebettet wurden und wegen der „Korbschlittenfahrt“ hinunter Richtung Funchal.
Brav in einer Reihe warteten die Fahrer der Schlitten auf die nächsten Mutigen, die sich mit dem Gefährt ohne Lenkung und Bremse in Richtung Tal begeben wollten. Das schien auf jeden Fall ein ziemlicher Spaß zu sein 🙂
Aber für jemanden, der nächste Woche 24-Stunden-Rennen fährt, war es dann wohl doch nicht Nervenkitzel genug. Wir spazierten dann lieber noch durch den Park an der Kirche „Igreja Nossa Senhora do Monte“ vorbei und machten uns auf den Heimweg.