Kategorie-Archiv: Portugal

Ganz neue Erfahrungen

Am Samstag hatten wir Euch anscheinend etwas vorschnell versprochen, dass wir diesmal auch während der Überfahrt den Blog über Kurzwelle auf dem Laufenden halten. Aber wieder einmal lief alles anders als geplant.

Ganz pünktlich um zehn Uhr nach einem entspannten Frühstück, den letzten Vorbereitungen und Verabschiedungen warfen wir die Leinen los und warteten zu dritt auf die Öffnung der Fußgängerbrücke, die den Yachthafen von Lagos vom Atlantik trennte. Draußen erwartete uns bei strahlendem Sonnenschein optimale Segelbedingungen und schon nach kurzer Zeit glitten wir unter Segeln entspannt dahin. Wie vorhergesagt nahm der Wind stetig zu und als wir das Cabo de São Vicente umrundeten kam noch die kräftige Welle des offenen Atlantiks hinzu.

Nach zwei Wochen Ruhe im Hafen schlug mir die Schaukelei doch etwas auf den Magen. Besonders die hohe, steile Welle quer zur Fahrrichtung war wirklich gewöhnungsbedürftig. Also verzog ich mich unter Deck, um dem Problem mit einem Nickerchen entgegenzuwirken. Das hatte bisher immer geholfen 🙂

Aber irgendwie kämpfte ich an diesem Tag auf verlorenem Posten. Nickerchen hin oder her – diesmal half es nicht. Und schon kurze Zeit später lernte ich einen unserer Haushaltgegenstände besonders liebevoll schätzen: den blauen Mehrzweckeimer 🙁 Genauere Details möchte ich Euch an dieser Stelle lieber ersparen. Die nächsten 36 Stunden war der Eimer auf jeden Fall mein ständiger Begleiter.

Dietmar ließ die Schaukelei mal wieder völlig unberührt. Gut so, denn er hatte ja jetzt auch alle Hände voll zu tun, da mit mir nicht mehr wirklich was anzufangen war.

Mittlerweile liefen wir mit gereffter Genua und gerefftem Groß immer noch um die sieben Knoten bei Windstärke sechs, in Böen sogar sieben. Die gut drei Meter hohen Wellen schoben uns immer wieder aus dem Kurs und unser Autopilot hatte einen harten Job, den er aber zuverlässig erledigte.

Gut, dass ich in Lagos vorgekocht hatte, so musste Dietmar wenigstens nicht verhungern. Essen Aufwärmen kann er nämlich schon perfekt. Immerhin einen Teil der Nachtwache konnte ich übernehmen. An Schlafen war ja sowieso nicht zu denken. So bekam Dietmar wenigsten ein bisschen verdiente Nachtruhe, während ich mit meinem blauen Eimer im Cockpit saß und den nächsten Morgen herbei wünschte.

Im Laufe des nächsten Tages hatte ich mich dann etwas „eingeschaukelt“. Auch die ersten kulinarischen Köstlichkeiten (Tuc-Kekse und Kartoffelpüree) hatte ich mir nicht zwei Mal durch den Kopf gehen lassen. Nach einer gefühlten Unendlichkeit (36 Stunden können wirklich sehr lang sein) war ich wieder auf dem Weg der Besserung. Außerdem nahmen Wind und Welle deutlich ab. Wir konnten die Segel ausreffen und Dietmar verstaute auch verschiedene Dinge wieder unter Deck, die sich bei der Schaukelei befreit und im Schiff verteilt hatten.

Die zweite Nacht verlief ruhig und entspannt. Der Wind war konstant in Stärke und Richtung und an Bord kehrte Ruhe ein. Leider hatte ich mich zu früh gefreut und für mich begann der dritte Tage mit einem Rückfall. Wieder lag ich unter Deck und konnte mich nicht mucksen. Ich hätte heulen können vor lauter Ärger. Dietmar hatte sich am meinen katastrophalen Zustand wohl schon gewöhnt und ertrug es mit Fassung.

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Aber auch diese Überfahrt ging irgendwann einmal dem Ende zu. Im Sonnenaufgang konnten wir endlich die Silhouette von Porto Santo ausmachen. Dichte Wolken hingen über der kargen Vulkaninsel mit ihren steilen Bergen und schroffen Klippen. Als wollte uns die Natur für die letzten drei Tage versöhnen, sprangen kurz darauf Delphine ums Boot und boten uns vor der Inselkulisse einen wunderschönen Anblick.

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Als wir zwei Stunden später vor dem langen, hellen Strand von Porto Santo vor Anker lagen, hatten sich die bedrohlichen, grauen Wolken verzogen und das Wasser glänzte leuchtend blau in der Sonne. Angekommen 🙂 Jetzt erst mal frühstücken – endlich 🙂

Wir machen auch mal Urlaub

Endlich im Süden von Portugal angekommen machten wir das, was viele andere Menschen hier auch machen: Urlaub! Schon der erste Tag inklusive dem schönen gemeinsamen Abendessen mit der Familie Lachaise aus Bayern war ein toller Einstieg.

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Genauso sollte es weitergehen. Wir gönnten uns noch zwei Tage in der recht luxuriösen (und teuren) Marina in Lagos, um das Radarproblem endlich in den Griff zu bekommen. Außerdem hatten weitere Freunde ihr Kommen angekündigt. Schon mittags machten auch die MENTOR und die CAYLUNA in Lagos ihre Leinen fest. Für den Abend reservierten wir dann dieses Mal einen Tisch für dreizehn Personen in einem der Restaurants an der Hafenpromenade. Die Runde wurde immer größer und lustiger. Nach dem die Teller leer gegessen waren und sich die ersten aus der Runde langsam auf die Boote zurückgezogen haben, hatten wir aber noch nicht genug und zogen zu fünft weiter auf die JOY OF LIFE, um den Abend dort feucht-fröhlich (natürlich ohne die kleine Alia) ausklingen zu lassen. Am Donnerstagabend mussten unsere Portweinvorräte zum ersten Mal „dran glauben“. So luden wir zu einer privaten Weinprobe ein und verbrachten wieder einen lustigen Abend mit Jana und Lars auf der JOY OF LIFE. Gut, dass im Hafen für Dinghi-Fahrer keine Alkoholkontrollen durchgeführt werden. Das wäre sicher knapp geworden.

Am Freitag gab es immer noch keine Nachrichten von unserem Radar, das mittlerweile schon mal bei RAYMARINE in Lissabon war. Da über das Wochenende auch keine weiteren Fortschritte zu erwarten waren beschlossen wir, uns vor den Strand von Lagos vor Anker zu legen. Vorher statteten wir aber der Innenstadt noch einen Besuch ab. Nach vier Monaten bestand hier die Chance, wieder ausgiebig deutsches Brot und Kuchen genießen zu können, denn es gab eine deutsche Bäckerei. Trotz des Stadtplanes brauchten wir doch einige Zeit, bis wir sie eingekreist und entdeckt hatten. Dann aber konnten uns bayrischer Apfelstrudel, Dinkelvollkornbrot und Schwarzwälder-Kirschtorte nicht mehr entkommen. Schwer beladen ging es wieder zurück aus unsere SUMMER. Jetzt konnten wir mindestens eine Woche vor Anker ausharren, ohne zu verhungern 🙂

Wir fanden draußen vor dem Strand einen schönen Platz zum Ankern. Unsere SUMMER schaukelte trotz glatter See zwar recht kräftig von einer Seite zur anderen, da uns die Strömung immer quer zur Dünung drehte. Trotzdem genossen wir den Frieden und die Ruhe. Den Abend verbrachten wir wieder einmal auf der JOY OF LIFE und diskutierten über Gott und die Welt. Die gemeinsamen Abende werden wir sicherlich sehr vermissen, wenn sich die Drei in Kürze vor Ihrem Törn über den Atlantik in die Karibik von uns verabschieden werden. Also nutzen wir doch jetzt noch jede Gelegenheit.

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Am Samstag gesellte sich noch die MENTOR zu uns und am Nachmittag machten wir die Dinghis klar zum Ausflug zu den Grotten vor Lagos. In der Stadt hatten wir immer wieder verschiedene Agenturen gesehen, die diese Ausflüge anboten, aber wir wollten natürlich lieber ohne „Reiseleitung“ auf Achse gehen.

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Zum Abendessen hatten wir uns im Anschluss auf der JOY OF LIFE verabredet (wie immer :-)) mit einer ziemlich zwanglosen Menü-Planung: Jeder bringt das Abendessen mit, welches er für sein Schiff geplant hatte und am Ende hatten wir ein ordentliches Büffet auf dem Tisch. So haben wir zusammen sehr lecker und abwechslungsreich gegessen und der Abend war wieder einmal ein voller Erfolg. Besonderen Spaß hatten wir mit dem kleinen „Krabbeltier“ Alia, das unter dem Tisch hauste und uns reihum mit gekonntem „Füße kitzeln“ zum Lachen brachte 🙂

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Den Sonntag verbrachten wir zur Abwechslung einmal alleine. Die MENTOR machten sich auf den Weg Richtung Osten. Wir fuhren mit dem Dinghi noch einmal nach Lagos, ein bisschen bummeln und Kaffee trinken. Davon konnte uns auch der Regen nicht abhalten, der zwischendurch recht heftig vom Himmel kam. Denn so schnell wie er kam, so schnell verschwand er auch wieder und die Sonne ließ wenige Minuten später die Pfützen wieder verschwinden.

 

 

Zuviel des Guten

Am Sonntagvormittag machten wir uns zu zweit auf den Weg, die Altstadt von Lissabon zu erkunden. Die Sonne hielt sich erfreulicherweise nicht an den Wetterbericht und strahlte vom Himmel. Ohne Wind wurde es schnell wieder sehr warm. Wir spazierten am Tego entlang Richtung Baxia, dem alten Geschäftsviertel von Lissabon.

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Aber schon bald mussten wir feststellen, dass Lissabon eine Nummer zu groß für uns war. Nach dem überschaubaren und eher gemütlichen Porto, gab es hier alles im Überfluss: Zu viel Verkehr, zu viel Menschen, zu viel Lärm und leider auch viel Dreck. Auch ließ sich diese Millionenstadt nicht mehr zu Fuß erkunden, die Wege zwischen den einzelnen interessanten Ecken waren sehr lang und führten uns auch in Gebiete, die sehr verfallen und von Armut geprägt waren. Hinzu kam, dass wir Beide wohl auch etwas „Stadt-müde“ waren. Es war mal wieder Zeit für freie Natur und menschenleere Buchten und Strände.

Auf der anderen Seite gab es natürlich auch sehr schöne Platze mit Straßencafés, tolle alte Gebäude und Häuser, kleine Gassen und breite, beeindruckende Straßen und tolle Parks. Trotzdem fühlten wir uns nicht richtig wohl. So beschlossen wir, uns mit dem Hop-on-and-off-Bus wenigstens einen kleinen Überblick zu schaffen und ließen uns fast zwei Stunden zu den vielen Sehenswürdigkeiten von Lissabon kutschieren. Die Tour versöhnte uns wieder mit der Stadt und nächstes Jahr werden wir Lissabon sicher nochmal eine Chance geben.

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Im Hafen beschlossen wir mit der SY MENTOR und der JOY OF LIFE am nächsten Tag weiter Richtung Süden zu fahren. Ohne Zwischenstopp wollten wir dem launischen Wind an der Atlantikküsten entfliehen und an der Algave einfach entspannt die Küste entlang hopsen, baden und ankern.

Ein schöner Tag voller Überraschungen!

Heute war ein guter Tag! Anders als sonst üblich fühlte ich mich heute nach dem Aufstehen deutlich älter als am Tag zuvor. Das könnte daran liegen, dass wie so oft schon in den vergangenen Jahren einmal wieder ein weiteres Lebensjahr für mich begonnen hat. Auf einen Geburtstagskuchen mit Kerzen hat Katja dieses Mal verzichtet, da er im vergangenen Jahr schon wie ein Fackelzug ausgesehen hat. Ein „YES“ Törtchen mit einer Kerze hat anstelle dessen hervorragende Dienste geleistet.

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So jetzt aber Schluss mit der Jammerei, denn es gibt ja auch durchaus viele Vorteile. Zum einen gab es ein Frühstücksei, obwohl noch nicht Sonntag war und zum anderen wusste ich, dass Katja eine Überraschung vorbereitet hatte. Allen Ernstes hatte ich felsenfest damit gerechnet, dass ich ein Malbuch und viele Buntstifte bekommen würde. Hatte es mir doch so viel Spaß gemacht mit der 6 jährigen jungen Dame „ Alia“ von dem Katamaran „JOY OF LIFE“ lustige Tierchen zu malen und hatte mich dabei mehr als köstlich amüsiert. Außerdem konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie meine Frau mich noch überraschen könnte. Aber wie sie das konnte!

Eine Hängematte! Was hatte ich mich doch geärgert, dass ich endlich eine Hängematte in Porto gefunden hatte und Katja sie mir im Laden ausgeredet hat. „Die Farbe gefällt mir nicht! Wir finden auch noch eine Schönere! Viel zu teuer…..“ waren Ihre Argumente! Auch im Nachhinein ging mir das Teil nicht aus dem Kopf. Und jetzt lag die Luxusausführung vor meiner Nase auf dem Tisch und ich war wirklich sehr happy! Schon immer wollte ich eine eigene Hängematte haben, um darin äußerst komfortabel zu chillen. Meine Frau ist schon klasse!

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Nach dem Frühstück haben wir uns mit unseren Mitseglern von der MENTOR und der JOY OF LIFE für 19:00 Uhr zu einem gemeinsamen Abendessen verabredet. Um die Energiebilanz zwischen Kalorienabbau (Bewegung) und Kalorienzufuhr so einigermaßen im Lot zu halten, sind wir gegen Mittag zusammen mit Jana, Alia und Lars von der JOY OF LIFE zu einer Erkundungstour in den westlichen Teil der Stadt in das alte Fischerviertel „Behlem“ gestartet. Über 4 Stunden ging es bergauf und bergab vorbei an sehr ärmlichen Behausungen (milde ausgedrückt!) und luxuriösen Neubauwohnungen, die direkt „Haus an Haus“ gebaut, einen zwiespältigen Eindruck bei uns hinterließen. Wir haben eine Welt gesehen, die uns fremd und unwirklich erscheint, aber eben auch ein Teil des realen Lebens ist. Am besten man fährt selber einmal nach Lissabon und bildet sich eine eigene Meinung. Reisen bildet und verbindet habe ich gehört.

Abends hatten wir einige Kilometer mehr auf der Uhr und unsere Füße waren rund gelaufen. Der Weg in das Restaurant in dem hauptsächlich Meeresfrüchte angeboten werden, war aber trotzdem nicht zu weit. Die Hoffnung auf ein leckeres Mal war ja auch durchaus berechtigt, denn die zahlreichen Gäste waren überwiegend Portugiesen und die Tische waren auch alle schnell belegt. Waltraud und Wolfgang hatten aber noch eine Überraschung im Ärmel. Plötzlich stand eine kleine rote Kerze auf dem Tisch und daneben lag ein Päckchen, gar wunderschön verpackt. Ich hatte viel Freude, es genussvoll zu öffnen, um dann am Ende einen Spezialverschluss mit Vakuumsauger für gute Weine oder Portweine in den Händen zu halten. Genau diesen hatte ich mir doch gewünscht, um unsere guten Portweine fachgerecht wieder verschließen zu können. Wie wir in Porto bei unserer Weinprobe lernen, hält sich ein Portwein mit Flaschengärung nach dem Öffnen nur wenige Tage und sollte unbedingt per Vakuumverschluss am Oxidieren gehindert werden. Die Beiden sind klasse und es macht einfach Freude, wenn man solche Menschen um sich hat. Ich war dankbar, dass ich einen schönen Tag erleben durfte und freue mich (entgegen meiner bisherigen Gewohnheit) sogar schon etwas auf den nächsten 6. September. 

Der krönende Abschluss

Das Beste sollte man sich ja bis zum Schluss aufheben. Nachdem wir Porto die letzten Tage auf unterschiedliche Art und Weise genossen hatten – zum Beispiel die Altstadt mit Kunst und Kultur oder die guten Einkaufsmöglichkeiten in Hafennähe – wollten wir uns heute mal ausgiebig mit dem Thema Portwein auseinander setzen.

Waltraud und Wolfgang von der SY METHOR hatten schon vorab verschiedene Portweinkellereien ausgekundschaftet und für unseren Besuch die Besten ausgewählt. Aber zuerst ging es zu einer letzten Fotozession an den Fluss Douro gegenüber der Altstadt. Hier haben die Portweinkellereien (natürlich zu Werbezwecken) alte oder nachgebaute Barken liegen, die früher zum Transport der Portweinfässer von den Weingütern zu den Kellereien in Porto benutzt wurden. Nachdem dieses dekorative Motiv in unzähligen Varianten auf Speicherkarte gebannt war, wurde es dann ernst.

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Nicht Calem, Sandemann oder Croft wollten wir besuchen, da sich die großen Kellereien in der Vorauswahl eher unpersönlich und auf größere Touristenmengen ausgerichtet gezeigt hatten. Wir machten uns auf den Weg zur Kellerei „Churchill“. Etwas oberhalb der Uferpromenade gelegen war das Gebäude von außen eher unscheinbar. Drinnen wurden wir aber sehr freundlich empfangen. Da gerade eine Führung in französischer Sprache begonnen hatte, durften wir den ersten Portwein schon vor dem Rundgang verkosten: ein zehn Jahre alter weißer Portwein „Extra Dry“. Das war schon mal das erste tolle Geschmackserlebnis 🙂

Dann wurde es lehrreich. Im Weinkeller erfuhren wir zuerst etwas über die Geschichte des Hauses Churchill und dann etwas über Portwein im Allgemeinen. So werden die Trauben auch heute noch von Hand gelesen. Und zwar im Normalfall von Frauen, die die gefühlvolleren Pflückerinnen sind und Schäden an den Trauben vermeiden (Wen wundert das:-)?). Oder wusstet Ihr, dass ein Portweinfass immer erstmal ein normales Weinfass war (so fünfzig Jahre lang) und eventuell auf der Karriereleiter noch weiter aufsteigen kann, und dann ein Whiskeyfass werden kann? Oder, dass Portweine entweder im Fass oder in der Flasche reifen können? So erfuhren wir viele Dinge über Portwein und genossen einen toller und informativer Rundgang.

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Dann ging es endlich weiter mit der Probe und auch die beiden anderen probierten Weine waren ein echter Genuss. So brüteten wir über der Karte: Was sollten wir mitnehmen? Zur Entscheidungsfindung mussten wir dann aber doch noch einen weiteren Wein probieren. Nach reiflicher Überlegung wanderten verschiedene Sorten Portwein in unsere Rucksäcke. Wir gönnten uns ein ganz besonderes Highlight. Einen in der Flasche gereiften Vintage-Portwein des Ausnahmejahrganges 2011. Im Moment ist er noch viel zu jung, um ihn zu genießen. Aber wenn ich dann offiziell das Rentenalter mit 67 Jahren erreicht habe, sollte er optimal sein 🙂

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Nachdem wir die ganzen wertvollen Einkäufe verstaut hatten, sollte es per Fahrrad zurück zum Hafen gehen. Ob dieses Fortbewegungsmittel in unserem Zustand die optimale Wahl war? Wir waren schon ziemlich guter Stimmung.  Und nach dem Einkauf hatte man uns zum Abschluss noch einen weiteres Gläschen Portwein spendiert. Gut, dass wir nicht in eine Polizeikontrolle geraten sind! Wir hätten uns ja in Portugiesisch nicht mal rausreden können. Letztlich gelangten wir aber schnell (besonders Dietmar, der ungebremst den Berg hinunter schoss) und unfallfrei zurück zum Boot und auch die wertvolle Fracht lagert schon sicher in der Bilge. Schauen wir mal, wie lange sie dort bleibt 🙂

Nach einer schnell zubereiteten Notfall-Portion Nudeln mit Pesto waren wir auch genauso schnell wieder fit. Den restlichen Abend nutzen wir für unsere Reisevorbereitungen. Auch wenn der Wind sich immer noch nicht sehen lässt, wollen wir morgen nach Lissabon aufbrechen. Vielleicht finden wir ihn da draußen irgendwo, man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben.

Einmal ist keinmal :-)

Gestern war ein guter Anfang, aber wir hatten noch lange nicht genug. Das Überqueren des Douro River mit der Fähre war am zweiten Tag dann auch kinderleicht. Diesmal wollten wir uns aber mit der Straßenbahn, der sogenannten „Electrica“, in die Stadt kutschieren lassen.

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Die Zeitreise begann schon beim Einsteigen, denn die Straßenbahnwagen wurden in den 50er Jahren erstmals in Betrieb genommen und sind erst im Jahr 2005 originalgetreu und aufwändig restauriert worden. Die Fahrt war dann auch ein echtes Erlebnis. Es war sehr laut, Federkomfort nicht vorhanden, langsam und zugig, da alle Fenster komplett geöffnet waren. Irgendwie war die Zeit einfach stehen geblieben und die Bahn hätte genauso gut auch irgendwo in Cuba im Einsatz sein können. Der deutsche TÜV hätte das Teil sicherlich stillgelegt, aber das Flair, welches das sehr gepflegte und optisch wunderschöne alte Stück Technik verströmte, war ein Hochgenuss selbst für nicht Technik affine Menschen. Ganz nebenbei waren die Schaffnerinnen auch sehr attraktive Erscheinungen, wie Dietmar immer wieder beiläufig erwähnte 🙂

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An der Endhaltestelle wurden wir von der Schaffnerin freundlich herauskomplimentiert. Was dann kam, überraschte uns sehr. Die Dame klappte die Rücklehnen alle Sitze in Windeseile um, und ging einfach in den Steuerstand am anderen Ende des Wagens. Der Stromabnehmer wurde aber zuvor noch händisch um 180 Grad gedreht und schon konnte die Reise auf dem gleichen Gleis in entgegengesetzter Richtung fortgesetzt werden. Wirklich klasse gemacht!

Porto ist eine Stadt, die direkt am Flussufer des Douro in die umliegenden Hügel hineingebaut wurde. Mit der Electrica landeten wir leider nicht am höchsten Punkt der Stadt, sondern irgendwo recht nah am Fluss. So kletterten wir erstmal hinunter in das alte Viertel „Riberia“ mit den engen Gassen und schmalen Häusern.

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Dort angekommen führte jeder weitere Weg dann leider erstmal nur noch bergauf, 🙂 egal in welche Richtung wir schauten. Heldenhaft nahmen wir den Aufstieg in Angriff. Bei fast 30°C schon eine recht sportliche Leistung. Um die Anstrengungen aber nicht zu sehr ausarten zu lassen, legten wir in einem der einladenden Cafés einen Zwischenstopp ein. Dietmar wählte aus dem Sortiment wie so oft das größte Stück, das zu finden war. Wie wir feststellen mussten, hatte er daran dann auch noch viel länger Spaß, da es ihm wie ein Backstein im Magen lag.

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Bis zum frühen Nachmittag wanderten wir kreuz und quer durch die Straßen und Gassen. Dann war es Zeit, zum Hafen zurückzukehren. Für heute war Besuch angesagt. Die SY MENTOR und der Katamaran „Joy of Life“ waren auf dem Weg nach Porto. Da wollten wir doch nicht zu spät kommen 🙂

Somit waren wir an diesem Abend eine wirklich große Runde von zehn Seglern, die beschlossen hatte, zusammen im Dorf zum Essen zu gehen. Wie schon zwei Tage zuvor, saßen wir wieder in dem urigen Hinterhof und ließen uns von der portugiesischen Lebensfreude anstecken. Das wilde Durcheinander, in dem die verschiedenen gegrillten Fische und Meeresgetiere bei uns eintrafen, musste man einfach als landestypisch akzeptieren. Zum Schluss waren alle satt, auch wenn nicht jeder das gegessen hatte, was er bestellt hatte. Aber egal, es war wirklich alles lecker.

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Mit der „Joy of Life“ hatten wir jetzt auch eine Familie mit Kind in der Runde dabei. Die kleine Alia ist gerade sechs Jahre alt geworden. Da war Dietmar natürlich genau in seinem Element. So malten die Beiden einträchtig nebeneinander in Alias Malbuch lustige „Steckdosen-Tiere“ (Schweinchen), Fische und auch die Spinne „Tekla“ aus Biene Maja. Sehr praktisch für mich, denn ich weiß jetzt genau, welches Geburtstagsgeschenk ich für Dietmar Geburtstag nächste Woche unbedingt noch besorgen muss. So preiswert bin ich wohl noch nie weg gekommen: Ein schönes Malbuch scheint wirklich genau sein Ding zu sein. 🙂

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Endlich in Porto

Genug gearbeitet, jetzt wurde es wirklich Zeit, Porto zu entdecken. Nachdem der Vormittag doch nochmal einem Computer-Problem auf der GANESCHA zum Opfer gefallen war, zogen wir am frühen Nachmittag dann endlich los. Mit der Fähre wollten wir auf die andere Flussseite und von da aus weiter mit dem Bus in die Altstadt.

Überrascht mussten wir feststellen, dass portugiesische Fähranleger genauso auffällig gekennzeichnet sind wie spanische Bushaltestellen. Und welches von den merkwürdigen, kleinen Booten, die auf dem Fluss unterwegs waren, sollte denn eigentlich die Fähre sein? So standen wir am Ufer des kleinen Fischereihafens und beobachteten den Fluss. Irgendwann nahm tatsächlich eine Nussschale Kurs auf unsere Seite und plötzlich standen wir auch nicht mehr alleine an der Kaimauer. Die Einheimischen nahmen zielstrebig Kurs auf einen kleinen Schwimmsteg voller Fischerboote, unauffällig schlossen wir uns an und kurze Zeit später waren wir auch schon zum anderen Ufer hinübergeschaukelt. Die Bushaltestelle war dann anschließend echt einfach zu finden.

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Porto ist toll! Und da Bilder mehr sagen als tausend Worte, nehmen wir Euch einfach mal ein bisschen mit:

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Hier sieht der Bahnhof schöner aus als vielen Kirchen. Die Fliesen wurden einzeln in Handarbeit angefertigt. Unglaublich!
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Ein Wellness-Paket für unsere SUMMER

Die letzten drei Tage waren wir faul, aber nur schreibfaul 🙂 Wie geplant wurde an unserer SUMMER fleißig gewerkelt. Wichtigster Punkt überhaupt auf der „To Do Liste“: Instandsetzung des Radars.

Schon direkt nach dem Frühstück war Dietmar unterwegs, um den Raymarine-Techniker dingfest zu machen. Mit Ricardo, dem Kundenbetreuer vom hiesigen Yachtservice, hatte Dietmar einen neuen Freund ganz nach seinem Geschmack gefunden. Von Anfang an verstanden sie sich blendend und die Gespräche kamen von Hölzchen auf Stöckchen. Als „Fast-Blutsbrüder“ und gute Kumpel teilen die Beiden mittlerweile alles, außer Ehefrauen, Autos, Handys und den Computern. Da habe ich ja nochmal Glück gehabt.

Als Ergebnis vieler langer Gespräche wurde letztendlich ein umfangreiches Dienstleistungspaket vereinbart. So gaben sich in den nächsten beiden Tagen die Handwerker verschiedener Gewerke auf der SUMMER im wahrsten Sinne des Wortes die Klinke in die Hand und Dietmar war wie früher als Chef wieder ganz in seinem Element. Mittwochabend erschien endlich der RAYMARINE-Techniker, ein sehr netter und vor allem erfahrener Schiffselektroniker. Dieser ließ sich nicht, wie von Dietmar erwartet, direkt in den Mast ziehen. So ein Ärger! Obwohl wir uns alle so sicher waren, dass das Problem sich dort oben in der Radarantenne versteckte. Und es wäre obendrein ja auch sehr praktisch gewesen, denn das Teil hatte noch Garantie.

Doch wie sich dann herausstellte, waren wir alle auf der völlig falschen Fährte. Der Fehler war bei Tests im Hafen nie aufgetreten. Deshalb dachten wir, es liegt an der Schiffsbewegung. Irgendein bewegungsabhängiges Problem in der Antenne, wenn wie so oft auf See, das Radar seinen Dienst quittierte. Dass wir im Hafen immer mit dem Landstrom verbunden waren, während wir getestet hatten, hatten wir gar nicht berücksichtigt.

So wurde unsere SUMMER von der „Land-Steckdose“ getrennt und Dietmar hatte die Aufgabe, möglichst viel Strom gleichzeitig zu verbrauchen, um unsere Batterien mal auf Herz und Nieren zu testen. Bald lief neben Wassermacher und Boiler, Inverter, Autopilot uvm. auch noch der nagelneue Staubsauger. Unser spanischer Stegnachbar war sichtlich begeistert vom deutschen Reinheitswahn und suchte schnellst das Weite.

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So fanden die beiden Herren heraus, dass wir ein Spannungsproblem hatten, denn irgendwo zwischen Batterie und Radar-Antenne ging 1 Volt Spannung verloren. Sobald die Bordspannung unter 12,3 Volt gefallen war, kamen am Radar also nur noch 11,3 Volt an und die Antenne steigt aus. Jetzt musste in mühsamer Kleinstarbeit jedes Kabel und jede Kontaktstelle geprüft und durchgemessen werden. Es dauerte geschlagene zwei Stunden bis sie „die undichte Stelle“ dingfest gemacht. Ein Kontaktfehler in dem erst eineinhalb Jahre alten Sicherungspanel war die Ursache. Äußerlich nicht zu erkennen und in mehr als 90% aller Fälle die Ursache von Problemen mit der Bordelektronik. Eigentlich ja kein Wunder, denn die salzhaltige, feuchte und warme Meeresluft oxidiert die ungeschützten Kontaktflächen und ist dadurch pures Gift für die empfindlichen Bauteile. Aber als man den Fehler dann mal gefunden hatte, war er ganz leicht zu beheben. Positiver Nebeneffekt war, dass wir unser Schiff wieder besser kennengelernt haben und Dietmar eine wertvolle Lehrstunde in Messtechnik und Umgang mit einem Voltmeter bekommen hat. Das wird uns sicherlich in Zukunft noch sehr viel helfen können.

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Jetzt fehlt nur noch der Belastungstest auf See. Doch diesmal sind wir sicher, das Radar-Problem ist Geschichte 🙂

Sehr zufrieden mit dem hervorragenden Service gönnten wir unserer SUMMER noch eine Wellnesskur. Die Decksaufbauten warteten schon seit einiger Zeit darauf, einmal wieder fachmännisch poliert und anschließend mit Hartwachs versiegelt zu werden. Schon allein beim Gedanken an die vielen Ecken und Kanten bekam Dietmar schlechte Laune, denn das ist genau die Sisyphosarbeit, die er so ganz besonders liebt. Zwei Tage Arbeit bei 32°C in der Sonne brauchte der Polierer bis alle Ecken und Kanten gründlich bearbeitet waren und unsere SUMMER wieder im neuen Glanz erstrahlte. Der arme Mann musste sich sogar ein nasses Handtuch auf sein kahles Haupt legen, um in der Sonne nicht zu verglühen. Ich ließ es mir nicht nehmen, persönlich das Teakdeck danach wieder auf Vordermann zu bringen und die Reste vom Poliermittel mit viel Wasser und einem Schwamm Stück für Stück abzuschrubben. Und zum Abschluss bekam unsere Maschine auch noch einen Öl- und Filterwechsel verpasst. Somit war das „SUMMER-Wellness-Paket“ komplett.

So waren ganz schnell drei Tage vergangen, die wir in unmittelbarer Nähe von Porto verbracht hatten, ohne die Stadt selbst zu sehen. Das wollen wir morgen ändern.