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Auf neuen Wegen, oder ein neuer Abschnitt beginnt

Es hat sich viel ereignet in den letzten Monaten. Vor 7 Monaten hat mir die Skipperin unwiderruflich mitgeteilt, dass Sie zum Ende des Jahres von Bord gehen wird. Katja möchte wieder nach Deutschland zurück und ein geregeltes Leben nach Ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen führen. In der Zeit danach hatte ich gezwungener Maßen die Gelegenheit, mir einen neuen Gegenentwurf einfallen zu lassen, an dessen Ende ich für mich eine Entscheidung treffen musste, wie es denn für mich weitergehen sollte. Keine wirklich leichte Aufgabe….

Am 13. Dezember war es dann soweit. Als das Taxi zum Flughafen auf den Parkplatz der Rodney Bay Marina rollte, haben wir den Abschied kurz gehalten. Es gibt definitiv schönere Dinge mit denen man hier in der Karibik seine Zeit verbringen kann.

World ARC

Seit dem 21. Lebensjahr träume ich davon, mit meiner Traumyacht, um die Welt zu segeln. Der Wunsch diesen Traum zu leben, ist definitiv stärker als die Sorge vor Veränderungen. Somit habe ich einen Platz bei der World ARC Organisation gebucht ohne eigentlich zu wissen, mit wem ich diese Rallye um die Welt zusammen segeln würde. Nur eines war mir stets klar. Ich wollte auf gar keinen Fall mit ständig wechselnder Crew diese gewaltigen Distanzen bewältigen. Die Herausforderung war also einen Mitsegler zu finden der Zeit hat, die nötige seglerische Erfahrung besitzt, meine CESARINA zu würdigen weiß und wo auch noch die Chemie stimmt. Normalerweise ist das eine kaum zu lösende Aufgabe.

Das Leben hat es aber wieder einmal gut mit mir gemeint:-) Rein zufällig und absolut unerwartet habe ich einen Anruf von einem Freund bekommen, dem ich von meinen Plänen und den anstehenden Veränderungen erzählt habe. Jürgen war sofort Feuer und Flamme und das eigentlich „Unmögliche“, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem gemeinsamen Plan. Mein Gefühl sagt mir, dass die Voraussetzungen für eine tolle Reise nicht besser sein können. Es passt einfach alles ohne Wenn und Aber und den Rest kriegen wir auch hin.

Am 27. Dezember wird Jürgen hier in St. Lucia anreisen und am 7. Januar geht es dann schon los nach Kolumbien. Der erste Törn geht gleich über 900 Seemeilen. Das sollte reichen, das Schiff kennenzulernen und unsere Gemeinschaft auf eine gute gemeinsame Basis zu stellen. Im Februar wird Katja dann noch einmal eine Etappe mit uns von Panama nach Galapagos segeln. Das war stand schon immer ganz oben auf Ihrer Wunschliste und wir freuen uns auf eine schöne gemeinsame Zeit an Bord.

Danach geht es dann für Jürgen und mich von Galapagos aus über 3000 Seemeilen zu den Marquesas und dann quer durch die Südsee nach Australien. Diese großen Distanzen und der gewaltige Pazifik werden uns natürlich so einiges abverlangen. Das muss man die See und das Segeln schon sehr lieben 🙂

Im August muss Jürgen dann wieder nach Deutschland zurück, denn dort warten Tochter und Firma auf ihn. Ich habe die Absicht ein Jahr in Australien, Neuseeland oder in der Südsee zu verbringen. Keine Ahnung, wer mit an Bord sein wird oder wohin es gehen wird. Ich weiss nur, dass sich schon etwas ergeben wird. Der Plan ist, keinen Plan zu haben…… Ich finde, das klingt für den Anfang doch schon einmal gar nicht so schlecht.

2016-12-18 ST Lucia

2016-12-18 -2 ST Lucia

Bis dahin wird CESARINA jeden Tag mehr ein Stück weiter in einen annähernd perfekten Zustand gebracht und für die Reise vorbereitet. Seit 2 Wochen schon werden von einheimischen Spezialisten alle Decksaufbauten professionell neu lackiert. Das ist doch wie ein vorgezogenes Weihnachtsfest für mich 🙂  Alles Weitere wird sich dann schon ergeben…..

 

Wieder in der Rodney Bay

Der Wind war günstig, aber es regnete wieder wie aus Eimern. Wollten wir wirklich nach St. Lucia aufbrechen??? Denn auch wenn der Regen nicht so kalt wie in Deutschland war, war es trotzdem nicht das Segelwetter, das wir uns vorgestellt hatten 🙁 Aber wie heißt es so schön: Abwarten und Tee trinken. Kaffee geht natürlich auch 🙂 und nach dem langen und ausgiebigen Frühstück wurde die Wolkendecke lichter. Gegen zwei Uhr in einer Regenpause gingen wir Anker auf und nahmen Kurs auf St. Lucia. Gute 150 Seemeilen lagen vor uns und am Freitag wollten wir da sein.

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Je weiter wir uns von Guadeloupe entfernten, desto besser wurde das Wetter und die letzten Stunden vor unserer Ankunft waren wirklicher ein besonderer Segelgenuss.

In der Rodney Bay entschieden wir uns direkt in die Marina zu fahren, bevor wir durch die permanent ankommenden ARC-Schiffe keinen Platz mehr bekommen würden. Das erwies sich als wirklich gute Entscheidung :-), obwohl wir im Hafen auf das Badevergnügen vom Schiff aus, jetzt erst einmal verzichten müssen.

Regenwaldpflege

Am nächsten Morgen war es mit der Idylle in unserer Ankerbucht vorbei. Graue Wolken türmten sich am Himmel und seit sechs Uhr regnete es in Strömen. Zuerst freuten wir uns über die großzügige Wäsche, die alles Salz vom Schiff gründlich entfernte, aber nach drei Stunden waren wir der Meinung, dass wir jetzt doch wirklich sauber genug wären. Trotzdem war aber kein Ende des Regens in Sicht. So hatten wir uns unsere Rückkehr in die Karibik nicht vorgestellt 🙂 Aber verregnete Tage sind ja dazu da, Dinge zu erledigen, die man bei schönem Wetter nicht erledigen möchte. So wendete sich Dietmar dem Wassermacher zu und innerhalb kürzester Zeit hatte sich der für mich verbleibende Lebensraum an Bord auf unsere Koje reduziert. Im Salon türmten sich Segel, Ersatzteile, Werkzeuge und im Laufe des Tages stieg die Temperatur im Boot auf ein tropisches Niveau, da wir wegen des Regens die Luken nicht öffnen konnten :-). Was für ein Tag 🙂

Erst am Abend um acht, als die Sonne schon lange wieder hinter dem Horizont verschwunden war, hörte das Prasseln des Regens auf dem Deck auf. Wir konnten unser Glück kaum fassten und ließen endlich die angenehm frische Luft durch die Luken ins Innere strömen.

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Am nächsten Morgen war das Wasser in der Bucht durch den Schlamm, den der kleine Fluss von den Bergen herunter gespült hatte, ganz braun und undurchsichtig. Aber immerhin war es trocken. Wir schöpften unser Dinghi leer und fuhren an Land. So war es jetzt doch mal an der Zeit, die Formalitäten zu regeln und auch offiziell in der Karibik anzukommen :-). Dies geht auf Guadeloupe ganz einfach und keine zehn Minuten später hielten wir unser Einreiseformular gestempelt und unterschrieben in den Händen. Nach einem kurzen Gang durch das restliche Dorf und einem weiteren kurzen Besuch im Supermarkt, machten wir es uns in einem der kleinen Hafenrestaurants bei einem Kaffee gemütlich. Aber die Regenpause währte nur kurz und so endete unser Landgang etwas hektisch, als sich wieder dicke graue Regenwolken über die Bergkämme schoben.

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Aber durch das Wetter ließen wir uns nicht so schnell entmutigen 🙂 Unser Revierführer schwärmte vom botanischen Garten in Deshaies und den wollten wir gern besuchen. Und schon am nächsten Tag schien das Wetter tatsächlich ein Einsehen mit uns zu haben 🙂 So standen wir am späten Vormittag wartend an der Bushaltestelle, um die kurze aber steile Strecke zum botanischen Garten hinter uns zu bringen. Das karibische Bussystem ließ uns auch hier nicht im Stich und wenig später standen wir vor dem Eingang. Nachdem wir schon auf anderen Inseln botanische Gärten besucht hatten, war ich etwas skeptisch, aber meine Bedenken zerstreuten sich schon nach wenigen Minuten.

KHY_3600Ein wunderbarer und wirklich großer Park mit Seen, Wasserfällen und unendlich vielen Bäumen, Blumen und Tieren. Bevor wir das alles entdecken konnten, trieb uns der nächste Regenschauer in das ansässige Restaurant 🙂 Ganz so gut war es um das Wetter doch noch nicht bestellt. Aber der Regenwald der Insel musste ja auch gepflegt und „gefüttert“ werden und das geht wohl am besten mit Regenwasser 🙂

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Wir vertrödelten den halben Tag an diesem tollen Ort, bevor wir uns an den Abstieg zu unserer Ankerbucht machten. Nach diesem ausgiebigen Spaziergang waren wir endlich unsere Seebeine los, die sich bei den kurzen Spaziergängen doch noch deutlich bemerkbar gemacht hatten. Da morgen das Wetter günstig für unseren nächsten Schlag nach St. Lucia war, gönnten wir uns ein Abschiedessen an Land und genossen die leckere französisch-karibische Küche.

Völlig illegal

Gestern sind wir auf St. Christopfer angekommen und lagen vor einer wunderbar grünen Kulisse in der White Bay. Die Inselhauptstadt lag nur einige Meilen entfernt. Dort müssten wir eigentlich hin, um offiziell einzuklarieren. Unser Dinghi wurde aber für die Überfahrt gut verstaut und lag noch luftleer auf dem Deck festgezurrt. Nach neun Tage auf See fehlte uns einfach noch die Motivation, um das Dinghi wieder reisefertig zu machen. So beschlossen wir, erstmal anzukommen und alles Weitere auf morgen zu verschieben 🙂

Endlich gab es mal wieder ein Frühstück mit Kaffee und auch unser Toastbrot blieb ohne Mühe bewegungslos auf unseren Tellern liegen. Unsere CESARINA schaukelte nur ganz leicht am Anker und wir genossen es einfach, uns wieder ohne Anstrengung und artistische Einlagen im Schiff bewegen zu können. Nach dem langen Aufenthalt an der Ostküste der USA hat das Wasser hier endlich wieder Badetemperatur und wir vertrödelten den restlichen Tag mit Schwimmen und Schlafen.

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Die Distanz zu unserem nächsten Ziel „Guadeloupe“ betrug noch ungefähr 80 Meilen und war damit eindeutig zu lang für einen Tagestörn. So planten wir am späten Nachmittag Anker auf zu gehen, um am Morgen nach Sonnenaufgang in Deshaies auf Guadeloupe anzukommen.

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Dieser kurze Törn entschädigte uns für die Strapazen der letzten Tage. So segelten wir entspannt in den Sonnenuntergang, passierten St. Nevis und Montserrat in dieser sternenklaren Nacht und ließen pünktlich um zehn Uhr zum Frühstück den Anker in der Bucht von Deshaies/Guadeloupe fallen. Heute war der 1. Advent und Dietmar versuchte gleich, mir den aus Amerika mitgebrachten Dresdner Stollen aus dem Kreuz zu leiern 🙂 Aber da musste er sich doch noch bis zum Nachmittag gedulden, denn nach der durchgesegelten Nacht war mir eher nach einem herzhaften Frühstück zumute.

Gestärkt machten wir endlich auch unser Dinghi klar und waren damit wieder mobil. Das kleine Örtchen hatte neben vielen Restaurants und Souvenirläden auch einen Supermarkt zu bieten und war damit perfekt für einen ersten Landfall nach der Überfahrt geeignet. Und da wir uns ja wieder in Frankreich befanden, gab es auch leckeren Käse und ordentlichen Joghurt 🙂 Nur die Auswahl an frischem Obst und Gemüse war leider sehr kläglich. Ein paar Tage wollten wir hier auf jeden Fall verbringen, bevor es weiter nach St. Lucia geht. Den ersten Abend ließen wir gemütlich bei einem Piton, dem karibischen Bier, und einem wunderschönen Sonnenuntergang ausklingen.

Angekommen auf St. Christopher

Nach neunen Tagen hatten wir die Nase voll und haben auf St. Christopher eine Pause eingelegt. Alles hat soweit gut geklappt, aber die Bedingungen waren doch rauh und ungemlich. Bis auf 24 Stunden hatten wir immer mehr als 20 Knoten Wind, in der Spitze sogar bis 42 Knoten. Aber Schiff und Besatzung sind heil und wohl auf. Morgen Nachmittag soll es dann weiter gehen nach Guardeloupe.

Zurück in die Karibik – Tag 1 bis 4

Es hat ja wieder mal ein bisschen gedauert, bis wir uns auf See an Bord so weit eingelebt haben, dass Blog schreiben wieder möglich ist 🙂 Der erste Tag auf See war wie angesagt noch sehr angenehm. Sonnenschein, fast keine Welle und leichter Wind brachte uns entspannt unserem Ziel entgegen. Aber schon morgens um fünf Uhr des nächsten Tages war es mit der Idylle vorbei. Zum Einen mussten wir den Golfstrom queren und zum anderen blies es mittlerweile mit bis zu 36 Knoten. Die Kombination von beidem machte unseren Alltag erst einmal sehr ungemütlich und die CESARINA geigte wie ein Weltmeister durch die konfuse See 🙁 Da freute ich mich sehr, dass das Essen schon fertig gekocht im Kühlschrank lag und nur noch aufgewärmt werden musste. Im Laufe des Tages wurde dann auch die Welle immer höher und drückte uns in regelmäßigen Abständen aus dem Kurs 🙁 Irgendwann hatten wir den Golfstrom dann hinter uns gelassen und das Segeln wurde wieder entspannter und schneller. Mit der höheren Geschwindigkeit wurde unser Kurs auch stabiler und ruhiger. Mein Innenleben war trotzdem noch nicht wirklich bereit, sich an die veränderten Lebensbedingungen anzupassen, während Dietmar völlig unbeeindruckt genau das machen konnte, wozu er gerade Lust hatte. So eine Ungerechtigkeit. Aber seit heute morgen bin auch ich wieder voll bei der Musik 🙂 Lesen und Schreiben funktioniert wieder und so sind die 24 Stunden des Tages bequem zu füllen. Denn ansonsten ist der Segelalltag sehr beschaulich. Heute haben wir tatsächlich schon einmal die Segel umgestellt und Dietmar hatte schon zwei Mahi Mahis an Haken. Leider haben sich beide nicht für das nächste Abendessen zur Verfügung gestellt. Der eine wollte gar nicht erst an Bord und der andere war leider doch noch etwas zu klein. Aber es liegen ja noch ein paar Segeltage vor uns und morgen wird es dann schon klappen 🙂

 

Wir sind dann mal weg :-)

In einer Stunde geht es los. Der Kapitän sitzt jetzt schon auf heißen Kohlen, aber die Ehefrau ist noch nicht ganz soweit 🙂

Wie immer werden wir versuchen, uns von unterwegs zu melden. Das Wetter sieht gut aus und wir freuen uns auf eine schnelle und angenehme Fahrt hinunter in die Karibik.

Bis dahin 🙂

 

Ein Hauptstadtbesuch mit bitterem Nachgeschmack

Von Annapolis ist es nur noch ein Katzensprung nach Washington und gegen zwei Uhr erreichten wir unser Hotel, das in der Nähe des Capitols lag. Hier checkten wir schnell ein und mussten dann zunächst einmal unser Auto für die nächsten zwei Tage loswerden. In der US- Hauptstadt kein einfaches und erst recht kein billiges Unterfangen. Im Internet war uns die Parkgarage an der Union Station empfohlen worden und wenig später standen wir „autolos“ in der riesigen Bahnhofsvorhalle. Was für eine Pracht :-)!

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Von hier aus war es nur ein kurzer Spaziergang zum Capitol und wir bummelten bis zum Sonnenuntergang noch entlang der Mall, einem Park der die Mittelachse der amerikanischen Hauptstadt, bis zum Washington Monument bildet.

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Die Pracht und Größe der einzelnen Gebäude verschlug uns fast den Atem. Da es aber gegen Abend langsam empfindlich frisch wurde, verkrümelten wir uns in unser Hotelzimmer am Capitol Hill. Morgen war ja auch noch ein Tag 🙂

Die wichtigsten Dinge erledigt man bekanntlich am besten zuerst. Da wir auf jeden Fall das Capitol besuchen wollten, das nur 10 Minuten vom Hotel entfernt lag, reihten wir uns dort zuerst in die Warteschlange ein. Erfreulicherweise sah es aber schlimmer aus als es wirklich war und kurze Zeit später befanden wir uns schon im Gebäude bei der nächsten Führungsgruppe. Fast eine Stunde lang bekamen wir einen Einblick in die Geschichte des Capitols und konnten uns verschiedene Räume anschauen. Zum Ende der Führung erhielten wir den Tipp, von hier aus direkt in die Bibliothek des Kongresses hinüber zu gehen. Und die war fast noch schöner als das Capitol.

Draußen lockte der Sonnenschein. Um unsere Füße etwas zu schonen, fuhren wir mit der U-Bahn zum Weißen Haus. Von Wahlrummel war hier nichts zu bemerken. Nur eine riesige Baustelle versperrte die direkte Aussicht auf das Gebäude. Auf der anderen Seite war dann aber die Sicht frei 🙂 Vorbei am Washington Monument ging es dann zum Lincoln Monument. Die haben wirklich viele Monumente hier 🙂 Diese waren an einem Tag nicht alle zu erreichen, besonders wenn man noch ins Museum wollte. Das „United States Holocaust Memorial Museum“ hatten wir uns für heute vorgenommen. Keine leichte Koste, aber sehr bewegend und informativ.

Für diesen Museumbesuch hatte sich Unterstützung angekündigt. Kai von der SY LIKEDEELER war auch in Washington und wir freuten uns über ein Wiedersehen nach unserem letzten Treffen auf Guadeloupe in der Karibik. Das Museumscafe hatte zwar den Charme einer Bahnhofshalle, aber eigentlich war es völlig egal. Nach gut einer Stunde entschieden wir uns endlich die Ausstellung auch zu besuchen. Quatschen konnten wir ja hinterher immer noch.

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Nach Museumsschluss mussten wir nur noch einen netten Platz finden, um den Abend ausklingen zu lassen. Aber das war eindeutig nicht das richtige Viertel für Restaurants und Kneipen. So fragten wir uns durch bis wir letztendlich einen gemütlichen englischen Pub fanden, in dem wir den Abend ausklingen lassen wollten. Und es war ja auch ein ganz besonderer Abend in und für Amerika. Es war Wahltag und wir hofften auf einen Wahlsieg der Demokraten, wie es die Medien ja eigentlich als „sicher“ angekündigt hatten. So saßen wir beim Abendessen und verfolgten die Wahl im Fernsehen und je später der Abend wurde, desto länger wurden die Gesichter. Nicht nur unsere, sondern auch die der anderen Besucher im Pub. Nachdem Trump die ersten „Swinging States“ gewonnen hatte und sich eine lange und unsichere Wahlnacht abzeichnete, entschieden wir uns, den Abend dort zu beenden. In gedrückter Stimmung fuhren wir zurück ins Hotel. Gegen zwölf Uhr war klar, dass es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit einen anderen Wahlausgang geben würde, als wir uns das gewünscht hatten. In dieser Nacht schliefen wir beide schlecht und als am Morgen das Wahlergebnis feststand, war unsere Laune wirklich im Keller. 1000 Fragen und keine Antworten.

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Das Wetter hatte sich unserer Stimmung angepasst. Regen und Schauer an Stelle von strahlendem Sonnenschein. Trotzdem besuchten wir wie geplant noch zwei Museen: Das „National Museum of American Indians“ und „Smithsonian National Air und Space“ Museum. Besonders das Zweite war wirklich beeindruckend und entführte uns in eine andere Welt. Aber irgendwie war unsere Unternehmungslust für heute verschwunden und wir holten unser Auto ab und kehrten Washington den Rücken. Ewas Abstand und viel Natur würde einer besseren Laune wohl zuträglich sein 🙂

Pony gesucht

Die Chesapeake Bay wird von vielen Brücken überspannt, aber die größte Konstruktion ist wohl der 37 Kilometer lange Chesapeake Bay Bridge-Tunnel. Hier begannen wir unseren Ausflug. Schon drei Mal sind wir mit unserer CESARINA an den Brücken vorbei über den Tunnel gefahren. Heute würden wir das Ganze mal von der anderen Seite betrachten. Der Anblick war wirklich beeindruckend und ließ sich auf Bildern nicht wirklich festhalten. Und eine knappe Stunde später waren wir auf der Delmarva-Halbinsel angekommen. Unser Ziel war heute der „Chinoteague Wildlife Park“. An der Küste Virginias gibt es noch verschiedene Stellen, an denen Ponys in freier Natur leben. Als Pferdefreunde war uns das in jedem Fall einen Besuch wert. Aber da ein „Wildlife Park“ kein Zoo ist, bekamen wir zunächst einmal keine Ponys zu Gesicht. Es war mal wieder Geduld gefragt.

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Dafür gab es aber eine beeindruckende Zahl an verschiedenen Wasservögeln, die uns die Wartezeit versüßten. Nach einem ausgiebigen Spaziergang am Strand bekamen wir aber unsere Ponys doch noch zu sehen. In sicherer Entfernung zur Straße standen sie grasend am Ufer eines Sees.

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Über Nacht wollten wir heute in Annapolis bleiben und es lag nach dem Ausflug in die Natur noch eine ordentliche Strecke mit dem Auto vor uns. Als wir endlich unser Hotel erreichten, war es schon stockdunkel und wir verschoben einen Ausflug in die Innenstad auf morgen. Da unser Hotelzimmer neben ordentlichem WLAN auch noch eine Badewanne hatte, gab es an diesem Abend auch genug anderes zu tun 🙂

Am nächsten Morgen strahlte die Sonne wieder vom Himmel, aber es war noch ziemlich frisch. Zuerst mussten wir uns noch um wichtige Dinge auf Dietmars Einkaufsliste kümmern. Schon seit unserer Zeit auf den Azoren war der Kapitän auf der Suche nach „Weems&Plath Petroleum-Lampe““ für unseren Salon. Und wenn sich Dietmar etwas in den Kopf gesetzt hat…ich denke, Ihr wisst, was ich meine. So standen wir schon um halb neun vor dem Weems & Plath-Laden und ich hatte mich schon auf einen längeren Aufenthalt dort eingestellt :-). Leider war die Auswahl im Laden enttäuschend und auch die Beratung ließ zu wünschen übrig. Kurze Zeit später zogen wir wieder mit leeren Händen von dannen. Gegen den Frust des Kapitäns half zunächst einmal ein ordentlicher Kaffee von Starbucks :-). Mit etwas besserer Laune besuchten wir die „Naval –Academy“ und das State House. Annapolis wird auch als „Hauptstadt der Segler“ der Chesapeake Bay bezeichnet. Die Hafenpromenade und die gesamte Innenstadt waren sehr einladend und schön. Hier mit der CESARINA eine Bootsshow mitzuerleben, wäre bestimmt ein besonderes Erlebnis gewesen 🙂

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Virginia – Wo alles begann

Nach einer Woche Faulenzen war es an der Zeit, auch Virginia genauer unter die Lupe zu nehmen. So freuten wir uns sehr, dass uns Lynne und Dick am Samstag zu einem Ausflug nach Colonial Williamsburg einluden. Schon 1633 wurde die Stadt als „Middle Plantation“ als ein Teil der Stadt Jamestown gegründet und war 1772 bis 1776 Hauptstadt der britischen Kolonie von Virginia. Ein Teil der Stadt wurde als Colonial Williamsburg im Stil des 18. Jahrhunderts durch D. Rockefeller restauriert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Dieser Tag mit strahlendem Sonnenschein Anfang November war perfekt für einen Ausflug in dieses beeindruckende Freilichtmuseum. Und da Ende November schon Nachsaison war, brauchten wir nicht mal Schlange stehen und uns durch Menschenmengen drängeln 🙂 Das war mal ganz nach unserem Geschmack.

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Mit viel Liebe zum Detail war wirklich eine ganze Kleinstadt zu besichtigen mit dem Palast des Governors, dem Capitol und dem „College of William and Mary“. Um das Ganze besonders lebendig zu gestalten, wurde das Dorf von Schauspielern in Kostümen aus dem 18. Jahrhundert besetzt. Immer wieder haben wir in den vielen Monaten in den USA festgestellt, dass die Amerikaner wahre Meister im Repräsentieren und Darstellen sind.

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Und nicht nur das: Da „Shoppen“ bei den Amerikanern generell sehr beliebt ist, konnte man dort auch überall etwas kaufen. Im Dorfladen gab es Lebensmittel wie in alter Zeit und natürlich auch Spezialitäten von heute, beim Schneider konnte man neben Stoffen auch ganze Kleider erstehen. Besonders beliebt schienen als Souvenir die Strohhüte für die Dame zu sein, die mit bunten Bändern verziert waren. Wir bewunderten aber lieber die Vorführungen der Handwerker, die ihre Waren noch nach alter Tradition herstellten. So ein Strohhut wäre auf dem Segelboot wahrscheinlich auch schnell auf und davon geflogen.

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Wie immer in guter Gesellschaft verflog der Tag viel zu schnell und es war mal wieder Abschiednehmen angesagt. Ab morgen würden wir mit dem Auto durch Virginia fahren und wenn wir zurückkommen, würde Lynne schon nach Wyoming abgereist sein 🙁 Aber wenigstens Dick würden wir nächste Woche nochmal wieder sehen. Es ist immer wieder schön, wirklich tolle Menschen auf unserer Reise zu begegnen 🙂