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Dietmar

Abschiede, Geburtstage und endlich wieder gemeinsam an Bord

Vergangenen Freitag pünktlich um 17:37 landete der Jet von Norwegian Airlines auf Gran Canaria. Das Ende des seit gut fünf Wochen kultivierten Strohwitwer-Daseins nahte in großen Schritten. Mit anderen Worten, Katja war wieder zurück an Bord! Nicht, dass es langweilig gewesen wäre oder zu ruhig, aber die Freude auf meine „bessere Hälfte“ war schon groß. Im Gepäck befand sich neben allerhand persönlichen Dingen auch eine Reisetasche, die mit leckeren und vor allen Dingen selbstgebackenen Weihnachtsgebäck gut gefüllt war. Es traf sich gut, dass wir mit dem Mietwagen von Lars von dem Katamaran JOY OF LIFE und seinen beiden Hamburger Freunden Michi und Olli gerade auf den Weg nach Las Palmas waren, um den Geburtstag von Frank (SY CAYLUNA) und Torsten (SY INFINITY) gemeinsam zu feiern. Wir hatten vor knapp drei Monaten in Lagos vereinbart, dass wir uns alle noch einmal zu diesem Tag in Las Palmas treffen wollen, um auf die gute gemeinsame Zeit anzustoßen, bevor sich unsere Wege wohl für längere Zeit trennen würden. All unsere Freunde wollten in den nächsten Tagen den Atlantik überqueren und ihre Reise in der Karibik weiter fortsetzen, während wir noch ein weiteres Jahr auf den Kanaren, den Azoren und an der Küste von Spanien und Portugal verbringen wollen. Die Feier fand in einem chinesischen Restaurant mit einem ausgezeichneten Angebot an Köstlichkeiten statt. Nach einem großen „Hallo“ verteilte Katja in kleinen Tüten einige Ihrer Weihnachtskekse in der Runde. Es ist so eine Sache mit der weihnachtlichen Stimmung bei 26°C und kurzen Hosen. In Deutschland trinken die Menschen Glühwein und Feuerzangenbowle und frieren sich die Nasen ab, während wir isotonische Getränke und eiskaltes Bier auf dem Tisch stehen haben J Der Abend war sehr gelungen, zumal sich auch noch einige andere Segler zu uns gesellt hatten, die mit Ihren Geschichten für viel Heiterkeit gesorgten. Gegen Mitternacht waren wir dann alle wieder bestens gelaunt zurück auf den Booten. Der Abend hatte wirklich Spaß gemacht!

Am nächsten Morgen durfte Katja dann endlich unseren neuen Windgenerator auf dem Geräteträger bewundern. Vor gut zwei Wochen habe ich das Teil in Deutschland bestellt und dann mit Hilfe von Lars, der eine Hamburger Spedition leitet, nach Gran Canaria auf unsere „Yacht in Transit“ exportiert. Dabei durfte ich sehr viel Wissenswertes über Zollabfertigung und Formalitäten lernen. Alles Dinge, die uns bestimmt später noch einmal sehr nützlich sein könnten. Das zweite Windrad hat die Aufgabe, unsere Energiebilanz zu optimieren und die Batterien aufzuladen wenn wir auf See oder am Ankerplatz ohne Landstrom unterwegs sind. Ich muss zugeben, dass ich echt stolz war, als der Generator dann das erste Mal Strom lieferte und die neuen Masten, auf denen er befestigt ist, fast perfekt auf den Geräteträger gepassten. Wenn man einmal selber eine solche Installation durchgeführt hat, dann weiß man umso mehr zu schätzen, was unser Yachtservice Gutowski in Grömitz über den Winter alles an guter Arbeit geleistet hat.

Heute Morgen um 06:25 holte uns der Wecker aus den Kojen. In gut 30 Minuten wollten wir auf jeden Fall Lars, Michi und Olli noch verabschieden. Pünktlich zum Sonnenaufgang sollte die Reise nach Grenada in der Karibik losgehen. Die drei Jungs waren uns sehr an Herz gewachsen, weil wir eine sehr gute und extrem lustige Zeit zusammen verbracht hatten. So traurig der Abschied auf der einen Seite auch für uns war, so aufregend und spannend wird die Reise für die 3 Kameraden sein. Als die Maschinen dann gestartet und die Heckleinen gelöst waren, ging es auch zügig aus dem Hafen hinaus in Richtung Westen. Heute Abend um 19:00 UTC werden wir das Funkgerät auf 12.356Mhz einstellen und fragen, wie es denn so läuft.

In den kommenden Tagen erwarten wir noch die SY CAYLUNA und die SY INFINITY zu einem Zwischenstopp bei uns in Pasito Blanco bevor auch diese zu den Cap Verden und danach in die Karibik segeln werden.

Jedenfalls freuen wir uns, dass wir wieder zusammen auf unserer SUMMER sind und auch bald zu neuen Ufern aufbrechen werden. Der Liegeplatz ist hier bis zum 3. Dezember bezahlt und so langsam wollen wir auch wieder beginnen zu planen. Aber immer schön langsam, damit meine liebe Frau auch wieder vollständig gesund werden kann. Unsere Reise ist ja zum Glück kein „Sprint-„ sondern eher ein „Langstreckenrennen“ und das wird bekanntlich nicht in der ersten Runde entschieden J

Auf nach Leverkusen – ein bunter Vogel und ein flotter Käfer

Die vergangenen zwei Wochen sind für uns außerplanmäßig verlaufen  und wieder einmal hat sich bestätigt, dass das Leben nicht wirklich planbar ist. Es begann mit Katjas überraschender Nachricht vor gut drei Wochen, dass sie deutlich länger als gedacht in Deutschland bleiben müsse wegen einer anstehenden OP. Natürlich wollte ich meiner Katja in dieser Zeit beistehen und hatte einen Flug nach Köln/Bonn gebucht. Am Flughafen habe ich für sie als Mitbringsel einen sprechenden Papagei in der Rucksack gesteckt. Wenn sie schon morgens aus dem Fenster Ihres Dreibett-Zimmers in den traurig nebligen Himmel sehen muss, dann sollte sie sich doch wenigstens an dem hübschen und bunten Vogel mit dem krummen Schnabel erfreuen können. Noch rechtzeitig vor dem Abflug am Freitag  kam glücklicherweise die Nachricht, dass die OP erfolgreich verlaufen war. Den ganzen Tag über hielt mich Beate (Katjas Mutti)  über die Geschehnisse auf dem Laufenden  und am Abend fiel mir ein Stein vom Herzen als Katja mir nach dem „Aufwachen“ sagte, dass es Ihr soweit gut gehe. Mit dieser Nachricht im Gepäck verlief die Heimreise dann wesentlich entspannter.  Kurz nach Mitternacht in Köln angekommen wartete schon Katjas Freundin Karen auf mich und brachte mich nach Leverkusen zu unserer Wohnung. Es war ein sehr schönes Gefühl, dass die ganze Zeit über immer jemand für mich da war. Die vergangene Woche gestaltete sich dann überwiegend so, dass der Tag für Katja reserviert war und ich die Abende meistens bei Katjas Eltern verbrachte.

Klinik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gleich am Samstagvormittag ging es also zu Katja nach Köln. Katjas Freundin Karen hatte mir für die ganze Woche Ihren VW Passat geliehen (!) und somit benötigte ich nur 30 Minuten für die Fahrt zur Klinik. Das Zimmer befand sich in der 5. Etage und ich war heilfroh, dass Katja die ganze Tortur scheinbar gut hinter sich gebracht hatte. Auch der Vogel verfehlte seine Wirkung nicht und bekam gleich einen Platz auf dem Nachttisch. Es stellte sich heraus, dass die OP deutlich aufwändiger gewesen ist als geplant. Katja meinte aber nur, dass sie froh sei, dass die Ärzte einen so guten Job gemacht haben.  Nach zwei Stunden machte ich mich auf den Heimweg, weil Katjas treue Freundin Anja und Beate auch noch kommen wollten. Am Abend sagte ich Ihr dann noch „Gute Nacht“ und fuhr dann weiter nach Aachen. Ralf und Kerstin unsere Segelfreunde von der SY LOTHLORIEN luden Ihre Freunde traditionsgemäß zu einer Feuerzangenbowle ein. Irgendwie fühlte ich mich nach den letzten 36 Stunden wie durch den Wolf gedreht, aber natürlich freute ich mich auch sehr, Ralf und Kerstin nach unserem Kennerlernen in Brest und der schönen Zeit zusammen in der Marina, wieder zu sehen. So verbrachte ich dann einen sehr schönen Abend mit köstlicher Bowle, leckerem Essen, netten Leuten in einem sehr schönen Haus. Für ein nachträgliches Gastgeschenk muss ich mir aber noch etwas einfallen lassen, denn das habe ich nicht mehr auf die Reihe bekommen.

Feurzangenbowle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eigentlich mehr spontan besuchte ich dann zum Ende der Woche meinen alten Kumpel Gerd aus Düren, der sich vor kurzem einen neuen Rennwagen zugelegt hatte. Nach seinem Anruf, ob ich mir das gute Stück nicht einmal ansehen wolle, gab es kein Halten mehr. Eines der wenigen Dinge, die ich wirklich vermisse, ist die Rennstrecke. Vom Krankenhaus aus waren es nur wenige Kilometer bis zu seinem Haus. Nach einem großen „Hallo“ mit Gerd, Mike und Marco fühlte ich mich richtig gut. All diese Jungs kenne ich seit vielen Jahren von den Rennen auf der Nordschleife. Mit Marco, Walli und Benni durfte ich 2011 das für mich bisher beste 24 Stunden Rennen auf der Nordschleife fahren. Teamgeist, eine tolle Stimmung und ein super Auto machten dieses Rennen zu einem ganz besonderen Erlebnis für mich. Es wird immer ganz oben auf meiner persönlichen Hitliste stehen.

Fun Cup

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Jungs erzählten mit solch einer Begeisterung von der „VW FUNCUP“ Rennserie, dass ich mich direkt in die Zeit zurückversetzt fühlte, als wir gemeinsam RCN fuhren. Das waren mit die schönsten Zeiten überhaupt auf der Nordschleife. Nach dem Abend war klar, dass wir zusammen in 2015 das 25 Stunden Rennen in Spa bestreiten wollen. Die Vorfreude darauf ist riesig! 🙂

Am Mittwoch durfte ich dann meine Katja aus der Klinik abholen. Zusammen macht doch alles viel mehr Spaß. Gestern ging es dann für mich wieder zurück nach Gran Canaria auf unsere SUMMER. Bis Katja dann am Freitag den 28. November wieder zu mir kommt, gibt es ja noch allerhand zu erledigen. Wahrscheinlich werde ich unsere SUMMER nach Las Palmas in der Norden der Insel verholen, weil dort die Geburtstagsparty von Frank und der Abschied von einigen Seglerfreunden stattfinden wird, die dann in die Karibik segeln werden.  Katja und ich wollen auf jeden Fall dabei sein 🙂

 

 

Einhand nach Gran Canaria

Als Katja mir vor einigen Tagen mitteilte, dass sie für ungefähr fünf Wochen ausfallen würde und wir nicht wie geplant zusammen zu den Kanarischen Inseln segeln könnten, gingen mir in den nächsten Tagen danach allerhand Gedanken durch den Kopf. Wir wollten unbedingt am 28. November auf Gran Canaria sein, weil unser lieber Freund Frank von der SY CAYLUNA seinen Geburtstag dort feiern möchte. Zu diesem Fest hatte er alle unsere Segelfreunde eingeladen, die auch ihr Kommen zugesagt haben. Da wollten wir unbedingt dabei sein, denn zu schön war die Zeit mit ihnen gemeinsam in Spanien und Portugal gewesen. Danach würden die anderen alle Richtung Karibik aufbrechen, während wir erst 2015 über den Atlantik gegen würden.

So beschlossen wir gemeinsam am Telefon, das es weitergehen sollte in Richtung Kanaren. Jetzt stellte sich nur noch die Frage wann und wie. Nach dem Studium von verschiedenen Wettervorhersagediensten ergab sich ein guter Abfahrtstermin am Dienstag, den 4. November. Dann würde ich am Donnerstag gegen Mittag ankommen. Leider war damit die Zeitspanne viel zu kurz, um einen weiteren Mitsegler zu finden. Unserem Freund Reiner aus Allershausen/Bayern hatte jemand sehr zu meinem Bedauern nur wenige Minuten vor der Buchung, den letzten Flug vor der Nase weggeschnappt. Also war klar, dass ich wohl allein segeln musste.

Irgendwie wollte ich dann auch allein fahren. Die Herausforderung erschien mir einfach zu reizvoll und mit jedem weiteren Tag, an dem ich mich auf das Thema seelisch einstellen konnte, wuchs auch die Zuversicht in mir. Nicht das Segeln bereitete mir Sorgen, sondern eher das Handling des großen Bootes beim Ablegen und vor allem beim Anlegen mit Mooring-Leinen. Dazu kommt natürlich das Thema Sicherheit auf See. Für die ersten zwei Tage waren permanent 5-6 Windstärken mit Böen von 7 angesagt, was schon eine ordentliche Ansage ist. Auch der Umgang mit dem möglichen Schlafmangel und Kampf mit der Müdigkeit beschäftigten meine Gedanken. Immerhin führten die 320 Seemeilen über die offene See und ohne einen möglichen Hafen, wenn etwas schiefgehen sollte. Mein lieber Freund Uwe hat mir mit seinem Erfahrungsschatz aber sehr weitergeholfen. Er segelt schon seit Jahren seine 43 Fuß Yacht allein auf der Ostsee. Er sagte mir, dass es völlig normal sei, wenn man schon Tage vor dem Ablegen nervös sei und dass es jedem anderen genauso gehe. Danke Uwe 🙂

Für den Dienstag hatte ich meinen Wecker auf sechs Uhr gestellt. An diesem Tag sollte für mich ein neues Kapitel zum Thema Segeln beginnen. Vor lauter Aufregung war ich aber schon um halb fünf auf den Beinen und was ich auch immer versuchte, es gelang mir einfach nicht, meinen Puls zu senken. Das Vorbereiten des Schiffes für die Abfahrt verlief schon fast routiniert und unauffällig: Seeventile und Luken schließen, Karten und Systeme prüfen, alles wegräumen, was umfallen könnte, Leinen und Schoten vorbereiten und natürlich eine Kanne Tee kochen. Dann war soweit alles klar zum Auslaufen. Meine Aufgabe war es jetzt, unsere SUMMER sicher und „einhand“ (allein) in 2 ½ Tagen von Madeira nach Gran Canaria in die Marina „Pasito Blanco“ zu bringen!

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Pünktlich um 06:42 begann sich der Horizont zu erhellen. Die Sonne ging langsam auf und der Moment war gekommen, die Maschine zu starten. Der Wind kam gerade günstig von hinten und hatte sich für einige Minuten etwas beruhigt. Alles Weitere ging dann wie geplant fast von allein. Eindampfen in die Vorspring, Vorleinen los, Achterspring los, Maschine rückwärts, Vorspring dicht holen und dann los. Wir haben noch nicht einmal den Nachbarlieger berührt, als die SUMMER sich aus der Box schob. Die erste Hürde war also genommen 🙂

Kurz nach dem Passieren der Hafenausfahrt stellte ich den Autopiloten auf Kurs 177 Grad ein. Danach wurden die Fender eingeholt und alle Festmacher verstaut. Nach gut zwei Stunden waren wir aus der Windabdeckung Madeiras heraus und segelten mit guten 6 Knoten Geschwindigkeit nach Süden. Alles lief bestens. Gegen vier Uhr wurde ich etwas müde und legte mich in den Salon zum Dösen. Ich hatte mir zur Sicherheit meinen „Timer“ auf 20 Minuten gestellt und musste aufstehen, um ihn wieder auszuschalten. Nach dem Aufstehen ein Rundblick in die Ferne und dann wieder hinlegen. Das haute gut hin. Nach einiger Zeit kehrte dann auch die innere Ruhe ein und ich konnte tatsächlich etwas schlafen. Der Wind frischte hin und wieder relativ stark auf. Zeitweise zeigte der Windmesser Böen von 27 Knoten an, was aber kein Problem für unsere SUMMER war. Vor Einbruch der Dunkelheit hatte ich die Segelfläche für die Nacht deutlich reduziert. Trotzdem machten wir gute Fahrt um die sieben Knoten.

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Was mich doch sehr wunderte, war die Tatsache, dass nicht ein einziges Schiff auf dem Radar oder AIS zu sehen war. Am Mittwoch passierten wir gegen Mittag die Insel „Selvagem“ und ließen sie an Steuerbord liegen. Hier leben zurzeit nur zwei Forscher und erforschen die Vogelwelt, ansonsten ist die Insel aber unbewohnt.

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Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, dass ich mit ausgebrachter Schleppangel an der Insel vorbeifuhr. Da passierte dann auch schon das erste „Malleur“. Wegen der hohen Wellen und Kreuzseen fuhren wir einen ordentlichen Schlingerkurs. Dabei hatte sich dann die Angelsehne im Propeller des Windgenerators verfangen. Da es viel zu gefährlich war, auf die Rehling zu steigen, um das Chaos zu entwirren, schnitt ich die Leine ab. Den Köder hatte ich natürlich vorher von Hand eingeholt. Meine Sorge war, dass genau in diesem Moment ein Fisch anbeißen könnte und den Generator abreißen würde. Der Köder war für einen Thunfisch ausgelegt und die können ganz schön groß werden. Das Problem war, dass unser Stromlieferant für die Batterien jetzt außer Betrieb war. Autopilot, Navigation, Radar, Funk und Kühlschrank verbrauchen eine ganze Menge Energie und somit musste ich zweimal am Tag den Generator starten, um die Batterien wieder aufzufüllen.

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Das nächste Problem ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Beim Routine-Check der Bilge sah ich mit Grausen, dass sich eine Menge Wasser im Motorraum und ebenfalls im Mittelschiff befand. Jetzt bekam ich aber schon etwas Angst. Gott sei Dank haben wir viele Lenzpumpen an Bord, die dann auch sogleich ihre Arbeit aufnahmen. Den Rest musste ich dann manuell abpumpen. Das waren ungefähr noch einmal weitere 70 Liter und mir haben schon die Arme wehgetan. Sofort ging ich auf Ursachenforschung. Gott sei Dank, war es aber kein Verschluss oder Ähnliches. Durch die hohen Wellen von achtern auf das Heck der SUMMER war sehr viel Seewasser durch die Abläufe der Backskisten in die Backskisten hineingelaufen. Von dort aus laufen die Schläuche vom Generator durch ein Loch in den Innenbereich des Schiffes hinein. Leider wurden diese bei der Installation der Anlage nicht richtig bzw. dauerhaft abgedichtet. Das Thema stand jetzt ganz oben auf meiner „To Do“-Liste. Nach dem Schreck war ich echt fertig mit den Nerven. Da kommen auf einmal ganz komische Gedanken in einem hoch.

Die letzte Nacht verlief unproblematisch und es war genug Zeit sich auszuruhen. Unsere SUMMER ist ein wirklich gutes Schiff und vermittelt sehr viel Sicherheit.

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Pünktlich bis auf die Minute legte ich die SUMMER dann am nächsten Tag an dem „Welcome“ Ponton der Marina an. Der Wind hatte etwas nachgelassen und ich war gut vorbereitet. Nach dem Einklarieren habe ich die Nummer des Liegeplatzes bekommen. Bevor es zum letzten Manöver des Tages kommen sollte, guckte ich mir den Platz genau an. Zur Unterstützung hat mir die Leitung noch zwei Marineros mit aufs Boot geschickt. Zu dritt war das Einparken kein großes Problem mehr und klappte hervorragend. Niemand wollte so recht glauben, dass ich allein unterwegs gewesen war. Das gefiel mir natürlich sehr 🙂

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Fix und fertig, aber sehr zufrieden mit unserer Leistung, schloss ich die SUMMER noch an die Landsteckdose an und verpasste ihr wie üblich eine gründliche Wäsche, um das Salz zu entfernen. Wie heißt es doch immer so schön: „Erst das Pferd und dann der Reiter“

Der Rest des Abends lief wie folgt: SIMS an Katja, Duschen, Essen, Schlafen. Danke SUMMER! Was für eine Erfahrung!

 

Tauchen macht Spaß

Nach den stürmischen Winden der letzten Tage hatte sich der Atlantik mittlerweile wieder beruhigt. Jeden Tag war deutlich zu sehen, wie das salzige Nass zunehmend klarer wurde und den wie gewohnt ungetrübten Blick bis auf den Grund des Hafenbeckens ermöglichte. Immerhin hatten wir unter unserem Boot eine Wassertiefe von 9 Meter. Beste Voraussetzungen also sich wieder dem Thema „Scuba Diving“ mit Ester und Marco von „AZUL DIVING“ zuzuwenden. In Hinblick auf meinen permanent gewachsenen Waschbärenbauch sicherlich eine gute Entscheidung 🙂 Katja ist ja vor 2 Tagen nach Leverkusen geflogen, um eine Reihe von anstehenden Terminen abzuarbeiten und genau diesen Umstand wollte ich nutzen, um in einer verschärften Gangart den Pfunden zu Leibe zu rücken. Um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, hatte ich vor einigen Tage schon einen Kurs für den nächst höheren Tauchschein zum sogenannten „Advanced Open Water Diver“ gebucht. Mittlerweile haben Katja und ich schon ein paar Tauchgänge absolviert. Mit jedem  weiteren Exkurs konnten wir die Aussage von Marco „ the best dive is the next dive“ immer mehr zustimmen. Mit zunehmender Erfahrung in der bisher ungewohnten Umgebung unter der Wasseroberfläche steigerte sich auch unser Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl.

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Ein Teil des Kurses beinhaltet einen Tauchgang in einer Tiefe von 30m. Bisher lag das für uns  erlaubte Limit bei 18m, was ja auch schon ganz ordentlich ist. Heute war es also soweit! Für dieses Ereignis hatten sich Ester und Marco sich einen besonderen Ort ausgesucht, den man allerdings nur mit dem Boot erreichen konnte. Pünktlich um 09:30 begann das Briefing für den Tauchgang, der mit Ester als mein „personal“ Guide geplant war. Ester und Marco legten wie immer großen Wert darauf, zum einen das Revier und den geplanten Ablauf detailliert zu erklären und zum anderen die dafür nötigen Sicherheitsvorkehrungen und theoretischen Grundlagen zu vermitteln. Wichtig war zum Beispiel zu wissen, dass der Luftverbrauch sich bei doppelter Tauchtiefe ebenfalls verdoppelte und auch deutlich mehr Stickstoff im Blut angereichert wird, der beim Auftauchen bei einem sogenannten Sicherheitsstopp von 3 Minuten in 5 Metern wieder größtenteils abgebaut wird. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, wo die Themen Tauchplanung, Nullzeit, Sicherheitsstopp, Luftverbrauch, Stickstoffnarkose und Strömung mit noch mehr Ernsthaftigkeit zur Anwendung kamen. Eben genau diese Professionalität vermittelte uns das gute Gefühl und nötige Vertrauen, bei den Beiden in sehr guten Händen zu sein. Nach 45 Minuten waren wir mit dem Briefing durch und es war an der Zeit, sich in den Tauchanzug zu zwängen. Mein Gott bin ich froh, dass das Ding so elastisch ist 🙂 Schnell noch Maske, Haube, Flossen, Taschenlampe und Tauchcomputer unter die Arme genommen und dann ging es auch schon los. Wie immer war alles schon perfekt vorbereitet und die schwere Ausrüstung war bereits einsatzbereit an Bord.

Die 250 PS des Yamaha Außenborders hatten leichtes Spiel mit dem Boot und wir kamen relativ zügig 🙂 am Zielort an. Unser Zielort befand sich an dem östlichsten Punkt von Madeira.  Direkt vor uns ragten die Felsen steil aus dem Meer. Hier konnte man noch sehr deutlich den heftigen Seegang der letzten Tage spüren. Die Wellen brachen sich an den Untiefen und etwas weiter draußen war die Strömung teilweise sehr stark. Allein die Vorstellung, mit unserer SUMMER hier durchfahren zu müssen, verursachte einen leichten Grusel in meinem Kopf.

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Ester machte eine kleine Testrunde und signalisierte uns, dass es Zeit war Ihr ins Wasser zu folgen.  Mit von der Partie war auch noch Jürgen aus Berlin. Jürgen hatte seine Unterwasserkamera dabei und tauchte bereits seit einigen Jahren in allen Teilen dieser Erde. Ein kurzer Check der Systeme und bei „Drei“ ging es dann per Rolle rückwärts ins Meer, das immerhin 22°C warm war. Langsam tauchten wir dann ab. Umgehend stellte sich wie sonst auch dieses herrliche Wohlgefühl ein. Nur noch das Blubbern des Atemreglers durchbrach die Stille. Nach relativ kurzer Zeit zeigte mein Tauchcomputer 31,8m an. Die Farben der vielen Fische, Korallen und Steine bekommen eine blaue Tönung, weil mit zunehmender Tiefe das kurzwellige rote Licht absorbiert wird.  Eines war aber anders als sonst. Wegen der starken Dünung ging es wie in einem Fahrstuhl auf und ab und hin und her. Es kostete mich einige Energie dort hin zu schwimmen, wo ich auch hin wollte. Ester und Jürgen waren darin aber sehr routiniert. Ständig musste ich aufpassen, dass ich genügend Abstand zu den Beiden hielt. Nach einiger Zeit ging es dann aber doch ganz gut. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich das Thema mit dem Austarieren ganz gut im Griff hatte, denn Probleme die Tiefe zu halten, hatte ich eher nicht.

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Nach gut 40 Minuten zeigte die Flasche einen Druck von 50 Bar an und wir begannen planmäßig mit dem Aufstieg. Oben wartete Marco bereits auf uns und nahm uns die Gewichte und Tarierwesten ab. Mit einigen kräftigen Flossenschlägen und vereinten Kräften gelang der Einstieg ins Boot problemlos. Auf der Rückfahrt waren wir uns dann alle einig, dass das Revier wunderschön war und unser Team gut funktioniert hat.

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Am Nachmittag stand der Tauchgang Nummer zwei  auf dem Programm. Wir erreichten wieder eine Tiefe von 30m und kamen in den Genuss eines weiteren tollen Reviers vor der Haustür Madeiras. Ich hätte nie gedacht, dass Tauchen so anstrengend sein würde. Ich fühlte mich so schlapp wie schon lange nicht mehr. Um mich ins Boot zurück zu bekommen, musste Marco kräftig mithelfen. Auf der Rücktour war mir auch noch speiübel, weil ich einiges Salzwasser nach dem Auftauchen getrunken habe. Selber schuld, wenn man den Atemregler zu früh aus dem Mund nimmt und nicht genug Luft in die Tarierweste pumpt. Wieder was gelernt 🙂

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Zusammengefasst, war dieser Tag extrem lehrreich und gut für mein Selbstvertrauen. Vielen Dank an Ester und Marco von www.azuldiving.com, die wirklich einen klasse Job gemacht haben. Das macht Lust auf Me(e)hr.

Wie schon gesagt:   „the best dive is the next dive“ 🙂

Sturm im Hafen – oder eine Materialprüfung der anderen Art

Wie es sich für einen ordentlichen Sonntag gehört, haben wir den ganzen Tag über das angenehme Klima genossen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Alles war gut um uns herum und ging seinen gewohnt entspannten Gang. Wie jeden Morgen haben wir uns routinemäßig über das in den kommenden Tagen zu erwartende Wetter bei WETTERWELT informiert auch wenn unser geplanter Abfahrtstermin noch weit entfernt war. Mit Interesse beobachteten wir schon seit Tagen 2 Tiefdruckgebiete nord-westlich von uns, die schon heftige Hochwasser und Verwüstungen an der portugiesischen Küste verursacht hatten. Eines davon hatte bis zu 60 Knoten (Orkanstärke) im Zentrum und zog nord-östlich in Richtung England. Nur Madeira wurde wie eine Perle in Ihrer Austernschale verschont.

Tiefdruckgebiet

Am Nachmittag kam die freundliche Dame von der Marina-Verwaltung zu unserem Boot mit zwei Marineros im Gefolge. Kurz und knapp wurden wir informiert, dass für heute Nacht stürmisches Wetter erwartet wird und wir unsere Leinen und Festmacher  besser überprüfen sollten. Ein kurzer Blick auf unser solides Tauwerk und ein weiterer Blick auf die aktuellen Wetterdaten ließ in mir das Gefühl wachsen, dass wir für alle Eventualitäten gewappnet waren. Was sollte uns den schon passieren? Damit war das Thema dann auch schon wieder vom Tisch. Warum müssen die Leute denn auch immer so übertreiben?

 

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So langsam wurde es dunkel und der Wind nahm etwas zu, was aber ganz normal war, weil die steilen Felsen an der Küste nicht mehr aufgeheizt wurden und sich auch die Thermik dadurch veränderte. Meine liebe Frau Katja hatte sich mit Jana von der JOY OF LIFE zu einem „Frauen-Videoabend“ verabredet und ich freute mich somit auf einen ruhigen netten Abend allein an Bord. Mittlerweile trinke ich ja schon einmal gern eine Flasche Bier und mit einem Western-Movie meiner Wahl hatte ich es mir unter Deck so richtig gemütlich gemacht. In dem Film wurde geschossen und geballert was das Zeug hielt und eigentlich hätte mich nichts aus der Ruhe bringen können. Nur das immer stärker werdende, harte Rucken der Festmacherleinen vornehmlich am Vorschiff störten die Idylle. Irgendwann wurde es mir dann doch zu bunt und ich raffte mich auf, um wenigstens mal zu gucken, was denn da draußen los war.

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Ein Blick aus dem Fenster verriet dann auch schon alles. Nahe der Hafeneinfahrt sah ich gegen den schwach erleuchteten Horizont eine 54 Fuß (ca. 18m) Segelyacht, die wild stampfende Bewegungen an der Ankerkette vollführte. Jetzt kam aber ganz schnell Dynamik ins Spiel! Die Revolverhelden hatten endgültig Pause und es folgte ein beherzter Sprung an Deck. Ein kräftige Böe (Windstoß)  blies mir fast die letzten Haare vom Schädel….. Das hatte ich aber so nicht erwartet. Um die Lage besser einschätzen zu können, rannte ich unter Deck und schaltete die Decksbeleuchtung ein.

Auf dem Vorschiff angekommen, sah ich dann Dinge, die einem schon Angst machen können. Die Festmacher ruckten mittlerweile so dermaßen hart in die Klampen und Beschläge ein, dass die wirklich außerordentlich massive ausgeführten Klampen und Beschläge diese gewaltigen Energien nur noch auffangen konnten, indem sie anfingen zu arbeiten und sich zu bewegen. Der Wind kam genau von vorne und somit konnte ich die Festmacher ja nicht einfach fieren (lösen/nachgeben). Die gesamte Leiste über dem Deck, begann sich links und rechts immer mehr zu verformen und genau dieser Anblick verursachte in mir Gruselgefühle. War ich doch bisher der Meinung, dass genau dieser Teil unserer SUMMER unverwüstlich robust sein würde. Offensichtlich war jetzt der Punkt erreicht, an dem das Material an seine Grenzen kommen würde. Keine Ahnung, wem die Schläge im Gebälk mehr wehgetan haben, unserer SUMMER oder mir.

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Ganz nebenbei registrierte ich, dass auch die anderen Skipper an den Leinen Ihrer Schiffe arbeiteten. Die Marineros kümmerten sich um die Boote, deren Eigner nicht anwesend waren.  Das große Problem war ja nicht der Wind, der mittlerweile konstant mit 25-29 Knoten blies, sondern die auflaufende Flut und die immer höher steigenden Wellen, die genau in den Hafen liefen. Die Steganlage stieg immer heftiger auf und ab und die Boote auch. Nur mit dem Unterschied, dass die Bewegungen keineswegs synchron waren. Da Winddruck auf die Boote die Festmacher sowieso schon auf Spannung hielt, war das Auf und Ab doppelt kritisch. Mit Grausen dachten wir alle daran, dass wir noch weitere 4 Stunden auflaufendes Wasser hatten. Entspannung war also nicht in Sicht. Mittlerweile mischte sich auch Starkregen in das Geschehen ein. War aber auch egal, da die Klamotten vom Spritzwasser sowieso schon durchweicht waren.

Nach einiger Zeit hatte ich dann auch begriffen, dass es uns ganz besonders heftig erwischt hat, weil wir genau in dem schmalen Bereich lagen, in dem die Welle praktisch ungehindert einlaufen konnte. Die Boote links und rechts von uns tanzten daher eher Walzer und nicht wie wir Rock`n Roll. Aufmunternde Blicke von den Nachbarn halfen mir persönlich etwas über den Berg. Ich glaube, jeder von den Burschen wusste, wie es sich anfühlt, wenn man so wie ich gerade mit dem Leinen kämpft und versucht, die erträglichste Variante zu finden, sein Boot vor den Schlägen zu schützen.

Auf die Lösung des Problems kam unser Freund Lars von der JOY OF LIFE. Er holte zwei sehr massive lange Festmacherleinen aus der Backskiste seines Katamarans, die wir von den Mittelklampen der SUMMER als Spring nach vorn an dem Steg befestigten. So nahmen wir den Winddruck von den Vorleinen. Somit konnten wir die Festmacher deutlich verlängern und die SUMMER tanzte „aufgehängt“ an der mittleren Querachse frei auf und ab. Zusätzlich wurden dann noch weitere Ruckdämpfer ausgelegt und gegen Mitternacht war das Schlimmste dann ausgestanden. Gegen 2:00 legte ich mich dann neben meine Katja schlafen. Sie hatte von all dem nichts mitbekommen. Der Katamaran lag außerhalb des Schwellbereiches und somit ziemlich ruhig im Wasser.

Die Nacht verlief unruhig, aber das Reißen an den Beschlägen hatte ein Ende.

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Erlebnisse wie diese gehören eben auch mit dazu. Wir haben wieder einmal viel dazu gelernt und ich bin mir sicher, dass genau diese Erfahrungen nötig sind, um ein guter Skipper zu werden. Ebenso habe ich gemerkt, wie gern ich doch unser Schiff habe. Einmal mehr bin ich froh, dass wir ein so stabiles Schiff haben und wir nicht bei der Qualität unserer Ausrüstung gespart haben. Das nächste Mal kommt bestimmt und dann werden wir wohl viel gelassener sein weil wir wissen, was zu tun ist, wenn es heftig wird.

Nach zwei Tagen war dann zu erkennen, dass einige Pontons heftig beschädigt waren. Herausgerissene Befestigungen, gebrochene Anker und versetzte Schwimmkörper besonders im Einfahrtsbereich der Marin ließen erahnen, mit welcher Kraft das Meer hier gewütet hat. Von mehreren Schiffen hörte man, dass deren Festmacherleinen bei der Dauerbelastung gebrochen sind.

FAZIT: Der Atlantik ist kein Ponyhof 🙂

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Eine Haidame hängt am Haken – Schön und bissig

Heute sollte es endlich soweit sein. Seit Wochen schon studierte ich die verlockenden Werbetafeln  der Profiangler, die Angeltouren auf dem offenen Meer anbieten. Fast immer sind darauf Fische zu sehen, die Augen von der Größe einer Alufelge und Zähne wie Samurai-Schwerter  haben und die auch immer größer als der Angler selbst sind. Das kann es doch gar nicht geben! In der Geisterbahn auf dem Jahrmarkt war es doch auch immer so, dass die Bilder und die Geräusche am Kassenhäuschen ein perfektes Gruselerlebnis mit echten Monstern versprachen und die ganze Nummer am Ende eher ernüchternd und mehr zum Lachen war. Vor den Elternabenden in der Schule hatte ich deutlich intensivere Angst und Horrorgefühle, die in der Regel auch meist nachhaltig waren. Meinen Eltern ging es wohl scheinbar oft ähnlich 🙂

Probieren geht über studieren war das Motto und so hatte ich gestern 2 Tickets für den Angelausflug an der Ticketbude im Hafen gelöst. Das zweite Ticket war für meinen Kumpel und Strohwitwer Frank von dem Katamaran CAYLUNA, den ich mit etwas Überredungskunst für das Vorhaben gewinnen konnte. Pünktlich um 09:15 standen wir Abmarschbereit vor der Ticketbude mit einer Tagesverpflegung in Form von geschmierten Broten, Keksen und Wasserflaschen sowie mit einem Satz Kameras zur Dokumentation der Abenteuers im Gepäck. Da das Angelzeug inklusive Köder für den 6 Stunden dauernden Ausflug vom Veranstalter gestellt wurde, hatten wir jeder nur einen Rucksack zu tragen. Gruselig fand ich nur, dass die anderen 5 Angler zum Teil nur Sandalen an den Füßen hatten. Wenn die Fische nur halb so groß wie auf den Bildern sein sollten und in diese nackten Füße beißen würden, dann hätte der örtliche Zimmermann für die kommende Woche einige Holzbeine zu schnitzen. Ich hatte trotz der hohen Temperaturen auf beißfestes Schuhwerk gesetzt!

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Kurz hinter der Ausfahrt aus dem Kanal zur Marina legten die beiden Angelscouts die Gashebel des ca. 12 Meter langen Angelbootes auf den Tisch. Mit Vollgas und 18 Knoten Speed ging es dann auf das offene Meer hinaus. Nach 40 Minuten stoppte der Skipper den Kahn auf und es wurde schlagartig ruhig, nachdem die beiden Diesel abgestellt waren. Die nächste Herausforderung für Menschen mit empfindlichen Mägen ließ aber nicht lange auf sich warten.

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Wir starrten auf einen großen schwarzen Bottich der bis zur Hälfte mit Fischen gefüllt war. Einer der Scouts begann mit einer langen Eisenstange an deren unterem Ende ein Mahlwerkzeug angeschweißt war, die Fische Stück für Stück zu einer rot-braunen Pampe zu verarbeiten. Die Farbe, die Geräusche und der Geruch hat selbst mir fast den Magen umgedreht. Bähh wie ekelig! Dann wurde mit einer Kelle eine ordentliche Ladung davon in einen ausrangierten Kartoffelsack gefüllt und mit einer Leine über Bord gehängt. In der Strömung hat man gesehen, wie sich hunderte von kleinen Brocken daraus lösten und dann vom Boot weggetrieben sind. Der Scout meinte nur mit einem Augenzwinkern, dass es jetzt genau die richtige Zeit für Bad im Meer sein würde 🙂 Die Geruchsspur kam einer offiziellen Einladung zum Buffet für die Haie im Umkreis von 3 Km gleich.

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Derweil hatte sich der anderen Scout schon drei der insgesamt sechs Ruten gegriffen und für die Jagd auf das Schuppengetier vorbereitet. Vom Prinzip her war das eine relativ einfache Sache. An der Schnur mit einer Tragkraft von gut 60 KG wurde ein Haken mit einer Schenkellänge von 10 cm und einer Breite von 4 cm befestigt. Zwischen Schnur und Haken befand sich ein Stahlvorfach von ca. 1,5mm Durchmesser, damit der Hai mit seinen Rasiermesser scharfen Zähnchen die Schnur nicht durchbeißen kann. Auf den Haken wurden 2 mittelgroße Tintenfische als Köder aufgezogen, die den Haken komplett verdeckt haben. In gut 5 Meter Entfernung vom Haken wurde ein Luftballon von 25cm Durchmesser als eine Art Schwimmer an die Leine geknotet und das ganze Kunstwerk trieb dann mit der Strömung vom Boot weg.  Nach einer 3/4 Stunde waren alle Angeln bestückt und die Köder im Wasser. Es sah schon lustig aus, wenn man die sechs Luftballons im Wasser treiben sah. Wie beim Karpfenangeln am See nur eben alles ein paar Nummern größer.

Wir hatten abgemacht, dass der Reihe nach jeder die Angel einholen sollte, an der ein Fisch angebissen hatte. Somit sollte jeder einmal zum Zug kommen und einen Fisch an der Angel spüren. Einer für alle – alle für einen. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich, da es beim Angeln doch auch immer um den größten Fisch geht 🙂

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Es herrschte eine gespannte Ruhe an Bord, weil doch niemand von uns wusste, was jetzt passieren würde. Das laute Schnarren der Bremse aus der Rolle von  Rute 1 durchbrach dann die Stille, als der rote Ballon am anderen Ende der Angel plötzlich auf Reisen ging. Die junge Holländerin mit der Losnummer 1 nahm die Sache dann in die Hand. Die Rute wurde an den Gurt eingehakt, den sie sich kurz zuvor um die üppige Taille geschnallt hatte und die Leine wurde Zug um Zug eingeholt. Alle Augen waren in die Tiefe des Atlantiks gerichtet, wo der Fisch irgendwann ja auftauchen musste. Nach gut 5 Minuten sahen wir erst einen silbernen Schatten und dann war der Hai auch schon an der Bordwand zu sehen.

Die Begeisterung war schon sehr groß als das schöne Tier über den Freibord an Deck gehoben wurde und in seiner ganzen Pracht an Deck lag. Die Scouts ließen uns wissen, dass es sich um ein Mädchen mit einer Länge von gut einem Meter handelte. Der Haken wurde mit Hilfe einer Zange vorsichtig entfernt. Das schien Ihr zwar gar nicht zu gefallen, aber schon bald war der Stress für sie vorüber. Wirklich beeindruckend waren die messerscharfen Zahnreihen. Wenn der Hai die Lippen über den Beisserchen zurückzieht, hat man einen grandiosen Blick auf die gesamte Zahnreihe. Mein Zahnarzt hätte sicherlich vor Begeisterung einen Luftsprung gemacht! Bei uns allen machte sich aber auch ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken breit, was so ein Gebiss alles mit einer Hand anrichten könnte. Das ist schon ziemlich gruselig. Nach dem Siegerfoto durfte Fräulein Hai sichtlich verstimmt wieder zu Ihren Familie zurück schwimmen. Hai Nummer 2 ließ nicht lange auf sich warten. Schon wieder ging der rote Ballon auf Tour und ein älterer Engländer drillte den Kameraden in gekonnter Manier an die Oberfläche. Der Bursche war schon eine Nummer größer. Stolze 1,30m hatte der Hai an Länge und wog gute 15 Kilogramm. Das Problem war, dass der Haken schon sehr tief im Schlund steckte und mit der Zange nicht mehr zu erreichen war. Ein schonendes Lösen ohne den Fisch zu verletzen war so nicht möglich. Die Lösung: das Stahlvorfach wurde einfach abgeknipst. Das es sich um sogenannte Schonhaken aus Stahl handelt, werden diese nach zwei Monaten vom Seewasser zersetzt und entfernen sich somit also von selber. Macht dem Hai nichts aus, da er ganz normal weiterfressen kann. Hoffentlich erinnert er sich nicht an uns wenn wir ihn in ein paar Jahren einmal wieder treffen 🙂

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Die Nummer 3 war für mich bestimmt. Nach einem kurzen Drill durfte ich meine Schätzchen dann auch im Arm halten. Die 1 Meter lange Dame bekam noch ein Abschiedskuss auf die Nase, bevor ich sie wieder vorsichtig in Ihr Element zurückgesetzt habe. Der Hai wird übrigens mit einem Trick für kurze Zeit ruhig gestellt. Mann muss nur kräftig die Nase der Hais reiben. Kein Witz! Dort laufen alle Sinnesorgane zusammen und man verwirrt das Tier, wenn die empfindliche Nase überreizt wird. Die meisten Männer an Bord konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen…..

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Doch kurz vor dem Ende der Tour war die Sensation perfekt. Ausgerechnet die englische junge Lady mit Ärmchen wie „Mikado-Stäbchen“ durfte den Fang des Tages an Bord holen. Je größer der Hai, umso tiefer taucht er ab. Und dieser Hai ging sehr tief nach unten. Aber keine Chance und nach 20 Minuten wurde sogar die Heckklappe geöffnet, um das Tier an Bord zu holen.

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Was für ein wunderschönes Exemplar mit einem blau schimmernden Schuppenkleid. Länge 1,84m und mit einem Gewicht von ca. 30 Kg. Natürlich handelte es sich um eine Dame. Die Zähne waren mächtig und auch nicht ganz ungefährlich. Die Scouts hatten alle Hände voll zu tun und haben auch dicke Handschuhe getragen. Die Nase wurde sehr ausgiebig gerieben und der Haken konnte dann mit respektvollem Abstand zu den Zahnreihen relativ einfach entfernt werden.

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Da es sich um einen Gemeinschaftsfang handelte durfte auch jeder ein Bild mit dem Hai zusammen machen. Dieses besondere Exemplar wurde dann noch für die Datenbank mit einer Markierung versehen und registriert.  Die Dame war sichtlich „angepisst“, weil sie drei mal für ein Foto in die Höhe gehoben wurde. Sie schwimmt aber wieder. So einen Fisch möchte ich auf gar keinen Fall an meiner Angel haben, wenn Katja und ich allein unterwegs sind 🙂

Nach insgesamt 12 Haien in 4 Stunden fuhren wir dann nach Lagos zurück. Allen hat der Ausflug viel Spaß gemacht und wir haben viel gelernt. Besonders schön fanden wir, dass die Scouts so schonend und respektvoll mit den Tieren umgegangen sind. Damit sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können 🙂

 

Ein schöner Tag voller Überraschungen!

Heute war ein guter Tag! Anders als sonst üblich fühlte ich mich heute nach dem Aufstehen deutlich älter als am Tag zuvor. Das könnte daran liegen, dass wie so oft schon in den vergangenen Jahren einmal wieder ein weiteres Lebensjahr für mich begonnen hat. Auf einen Geburtstagskuchen mit Kerzen hat Katja dieses Mal verzichtet, da er im vergangenen Jahr schon wie ein Fackelzug ausgesehen hat. Ein „YES“ Törtchen mit einer Kerze hat anstelle dessen hervorragende Dienste geleistet.

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So jetzt aber Schluss mit der Jammerei, denn es gibt ja auch durchaus viele Vorteile. Zum einen gab es ein Frühstücksei, obwohl noch nicht Sonntag war und zum anderen wusste ich, dass Katja eine Überraschung vorbereitet hatte. Allen Ernstes hatte ich felsenfest damit gerechnet, dass ich ein Malbuch und viele Buntstifte bekommen würde. Hatte es mir doch so viel Spaß gemacht mit der 6 jährigen jungen Dame „ Alia“ von dem Katamaran „JOY OF LIFE“ lustige Tierchen zu malen und hatte mich dabei mehr als köstlich amüsiert. Außerdem konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie meine Frau mich noch überraschen könnte. Aber wie sie das konnte!

Eine Hängematte! Was hatte ich mich doch geärgert, dass ich endlich eine Hängematte in Porto gefunden hatte und Katja sie mir im Laden ausgeredet hat. „Die Farbe gefällt mir nicht! Wir finden auch noch eine Schönere! Viel zu teuer…..“ waren Ihre Argumente! Auch im Nachhinein ging mir das Teil nicht aus dem Kopf. Und jetzt lag die Luxusausführung vor meiner Nase auf dem Tisch und ich war wirklich sehr happy! Schon immer wollte ich eine eigene Hängematte haben, um darin äußerst komfortabel zu chillen. Meine Frau ist schon klasse!

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Nach dem Frühstück haben wir uns mit unseren Mitseglern von der MENTOR und der JOY OF LIFE für 19:00 Uhr zu einem gemeinsamen Abendessen verabredet. Um die Energiebilanz zwischen Kalorienabbau (Bewegung) und Kalorienzufuhr so einigermaßen im Lot zu halten, sind wir gegen Mittag zusammen mit Jana, Alia und Lars von der JOY OF LIFE zu einer Erkundungstour in den westlichen Teil der Stadt in das alte Fischerviertel „Behlem“ gestartet. Über 4 Stunden ging es bergauf und bergab vorbei an sehr ärmlichen Behausungen (milde ausgedrückt!) und luxuriösen Neubauwohnungen, die direkt „Haus an Haus“ gebaut, einen zwiespältigen Eindruck bei uns hinterließen. Wir haben eine Welt gesehen, die uns fremd und unwirklich erscheint, aber eben auch ein Teil des realen Lebens ist. Am besten man fährt selber einmal nach Lissabon und bildet sich eine eigene Meinung. Reisen bildet und verbindet habe ich gehört.

Abends hatten wir einige Kilometer mehr auf der Uhr und unsere Füße waren rund gelaufen. Der Weg in das Restaurant in dem hauptsächlich Meeresfrüchte angeboten werden, war aber trotzdem nicht zu weit. Die Hoffnung auf ein leckeres Mal war ja auch durchaus berechtigt, denn die zahlreichen Gäste waren überwiegend Portugiesen und die Tische waren auch alle schnell belegt. Waltraud und Wolfgang hatten aber noch eine Überraschung im Ärmel. Plötzlich stand eine kleine rote Kerze auf dem Tisch und daneben lag ein Päckchen, gar wunderschön verpackt. Ich hatte viel Freude, es genussvoll zu öffnen, um dann am Ende einen Spezialverschluss mit Vakuumsauger für gute Weine oder Portweine in den Händen zu halten. Genau diesen hatte ich mir doch gewünscht, um unsere guten Portweine fachgerecht wieder verschließen zu können. Wie wir in Porto bei unserer Weinprobe lernen, hält sich ein Portwein mit Flaschengärung nach dem Öffnen nur wenige Tage und sollte unbedingt per Vakuumverschluss am Oxidieren gehindert werden. Die Beiden sind klasse und es macht einfach Freude, wenn man solche Menschen um sich hat. Ich war dankbar, dass ich einen schönen Tag erleben durfte und freue mich (entgegen meiner bisherigen Gewohnheit) sogar schon etwas auf den nächsten 6. September. 

Kabelsalat und eine zahnlose Mückenfalle

Was für ein wunderbarer Tag dieser heutige Mittwoch aus verschiedenen Anlässen doch zu werden versprach 🙂 Aus gutem Grund öffneten sich meine Augen schon gut zwei Stunden früher als sonst üblich. In froher Erwartung und angefüllt von Neugier stieg ich aus der warmen Koje und näherte mich vorsichtig dem Objekt der Begierde. Dem TAURUS Mückensauger, der fleißig die ganze Nacht leise summend und blau schimmernd auf der Pirsch nach Blutsaugern war. Ein Blick in den Fangkorb brachte Klarheit. Ich blickte zwar hinein, aber niemand blickte heraus! Vielleicht haben wir ja morgen mehr Glück…..

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Alle Versuche zwecks Fangquotenoptimierung, Katja zu einer kleinen Blutspende (als Köder und Geruchsprobe auf einem Taschentuch im Fangkorb platziert) zu überreden, verliefen im Nirvana 🙂 Das positive Fazit aus der Nummer war, dass  auch nach  48 Lebensjahren mein Jagd- bzw. Spieltrieb noch sehr gut erhalten ist.

Ein Abflachen der Spannungskurve war aber nicht in Sicht. Um 10 Uhr (+/-) hatte sich der Techniker von RAYMARINE angekündigt, um die meiner Meinung nach defekten Teile und Sensoren auszutauschen.  Unsere Technik hat noch Hersteller-Garantie und deshalb will RAYMARINE natürlich auch wissen, ob die Reklamation gerechtfertigt ist oder nicht. Um am Ende nicht wie ein Trottel dazustehen und mir vielleicht noch erklären zu lassen, dass ich den Service auf die falsche Fährte geschickt habe, habe ich  jedes einzelne Kabel geprüft, alle Verbindungen und Stecker mit Kontaktspray bearbeitet, ein Softwareupdate des gesamten Systems durchgeführt und zum Schluss auch noch den Spezialisten Peter vom Yachtservice GUTOWSKI um Rat gefragt. Es musste einfach so sein, dass die Geber der Logge und der Windmessanlage die Trouble-Maker waren!

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Um 10:40 war es dann soweit. Schon von Weitem waren die beiden Techniker an den Werkzeugkoffern und Ersatzteilkartons zu erkennen.  Irgendwie tat es mir dann schon leid, als ich die unterschwellig enttäuschten Blicke der Beiden bemerkt habe. Wahrscheinlich hatten sie nicht erwartet, dass der Kunde den Patienten bereits selber von Kopf bis Fuß untersucht hat und auch schon die Diagnose parat hatte. Was blieb den Jungs anderes übrig, als schnell den Mast zu entern und das neue Teil einzubauen? Allerdings haben sie es sich nehmen lassen, den Job ohne fremde Hilfe auszuführen 🙂

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Nach insgesamt 10 Minuten war das Teil getauscht und nun kam der der große Moment. „A question of honour“ könnte man sagen. Immerhin durfte ich das System wieder hochfahren und es war schön zu sehen, dass alle Anzeigen wieder Ihren Dienst verrichteten. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, die beiden Jungs ausführlich für Ihre großartige Arbeit zu loben und mich vielmals dafür zu bedanken. Denn ohne den schnellen Termin und die zügige Ersatzteilversorgung hätten wir nichts ausrichten können. RAYMARINE- Danke für den Top Service! Dennoch musste ich den Beiden doch noch einmal etwas „wehtun“. Den Geber für die Logge habe ich selber installiert und dann zusammen mit Katjas Hilfe auch wieder sauber eingelötet.

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Die Nummer war also gut für uns gelaufen 🙂 Wenn man schon keiner geregelten Arbeit mehr nachgeht, dann muss man es schaffen, seine Zufriedenheit und Selbstbestätigung aus Dingen wie z.B. einer erfolgreich durchgeführten Reparatur zu beziehen. Eine ähnliche Weisheit hat mir vor Beginn unserer Reise der Ex-Inhaber einer großen Steuerkanzlei mit auf den Weg gegeben, der zwei Jahre zuvor seine Sozietät verkauft hatte und seit dem mit seiner Frau auf einem Katamaran auf den Weltmeeren segelt.  Der Mann hatte Recht!

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Zum krönenden Abschluss des Tages haben wir zusammen mit Waltraud und Wolfgang von der SY MENTOR einen Grillabend bei uns an Bord veranstaltet. Der Cob-Grill und Wolfgang als Grillmeister haben sich als „Dream-Team“ wieder einmal bewährt. Leckere Salate, Weine und sonstige Genüsse aus den Tiefen der Vorratskammern beider Yachten machten den Tag perfekt und weckten den Wunsch nach einer baldigen Wiederholung.

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Alles schön und gut……. . Vor dem Gang in die Koje wurde dann schnell noch die TAURUS  Falle scharf gemacht. Mal sehen wer oder was morgen aus dem Körbchen herausschaut 🙂

 

 

Vampire auf Abwegen! Die fiese Strategie einer Opferanode……..

Die vergangenen 3 Tage an Bord waren eher geschäftiger Natur und angefüllt mit aufgeschobenen Plichten. Derweil ich den Inhalt der Backskisten (Stauräume unter Deck) von links nach rechts gedreht habe und zum Teil Erstaunliches zu Tage gefördert habe, hat Katja sich dem administrativen Teil gewidmet. Fast volle 2 Tage hat Sie Emails und Berichte geschrieben, die Ablage erledigt, Ordnung ins Schiff gebracht, Waschmaschinen beladen und nebenbei Ihrem Hobby, so zu sagen „zum Ausgleich“, der Zubereitung von Köstlichkeiten gefrönt 🙂

Die mir selber zugeteilten Aufgaben waren ja schließlich auch nicht von Pappe. Neben einer regelmäßig durchgeführten Qualitätskontrolle der Bordküche sowie Keksbestände inklusive der Kaffee und Cappuchino-Bar, hatte ich auch noch unser Schlauchboot zu Wasser zu bringen und mit verschiedenen Motorvarianten zu testen. Als optimal hat sich der 6 PS Yamaha Außenborder bewährt weil das Boot damit förmlich über`s Wasser fliegt. Leider habe ich keine Freigabe von Katja bekommen einen 15 PS Motor zu testen 🙂 Weiterhin wurde der Tauchflaschenkompressor mit Benzinmotor und eine mit Benzin betriebene Motorwasserpumpe in Betrieb genommen. Unsere Liegeplatznachbarn hatten die Nase ganz schön voll von den vielen Abgasen. Ganz besonders, weil die Geräte ausgiebig im Vollgasmodus getestet worden sind 🙂

Doch wehe wenn die Nacht kam und sich der Schleier der Dunkelheit und scheinheiliger Ruhe über den Hafen legte…… Kurz nach Mitternacht kamen sie, die geflügelten Vampire. Mücken! In der ersten Nacht hatte ich noch das Gefühl zu träumen als ich aufwachte und meine linke Fußsohle heftig juckte man könnte auch sagen, brannte! Von da an war ich gewarnt und hatte mir trotz der Gluthitze die Decke über beide Ohren gezogen, um den Angriff der Plagegeister abzuwehren. Wieder dieser helle sirrende Ton aus der Mitte des Raumes immer näher kommend, ging die nächste erfolgreiche Blutspende an die Vampire von meinem Arm aus. Verdammt wie das juckte! Keine Ahnung, ob die Biester hier Tabasco im Rüssel haben aber der Stich war fast schon der angenehme Teil in diesem Drama. Keine Chance auf ein Entkommen. Nur noch die Nasenspitze guckte aus der Decke ins Freie hinaus. Es half nichts! Ich fühlte mich wie ein Nadelkissen in einer Hauswirtschaftsschule am Tag der offenen Tür.

Nur eines hat mich sehr stutzig gemacht. Warum wollen die Biester mein Blut und nicht das von meiner Frau? Konnte ich mir doch bisher immer sehr sicher sein, dass Katja das Opfer der Begierde war und ich einen ruhigen Schlaf hatte und von allen Formen der Perforationen verschont geblieben bin. Wie oft habe ich Katja in meinen Schilderungen zur Belustigung aller als „Opferanode“ bezeichnet! (eine Opferanode besteht aus Zink und wird am Unterwasserschiff zum Schutz von Edelstahlteilen wie z.B. der Antriebswelle angebracht. Das Zink wird zum Schutz (galvanisches Element) des Edelstahls geopfert!) Das war dieses mal in der Tat anders!
Meine angeheiratete „Opferanode“ hatte sich nämlich von der Nase bis zur Fußsohle mit „Antibrumm“ eingerieben und ihren Ehemann somit völlig ungeschützt den Moskitos überlassen. Genüsslich hat sie dann beim Frühstück zum Besten gegeben, dass sie zuvor 3 Mücken im Bad gesichtet hatte und auf Nummer sicher gehen wollte. Gar nicht so schlecht diese Strategie. Fies aber allemal weil sie mir bis heute nicht verraten hat, wo sie die Flasche versteckt hat. So ein Biest 🙂

In wenigen Stunden werden wir abgelegen und über Nacht das „Cup Fisterra“ passieren. Wir haben ca. 90 Seemeilen zu meistern und hoffen gegen morgen Mittag in „Ria de Muros“ anzukommen. Wir wollen noch einmal in einer Marina festmachen, da wir den Durchzug eines Tiefdruckgebietes mit Starkwind erwarten. Danach wollen wir dann in einer Bucht für ein paar Tage vor Anker gehen.

Abschließend ein Rat an alle Kapitäne: Unterschätzt bloß Eure Frauen nicht 🙂

Frau Capitana, ein räudiger Freund und ein U-Boot für Männer

Fünf Tage ist es jetzt her, dass sich das Leben an Bord wieder radikal geändert hat. Die Chefin hat nach Ihrer Rückkehr wieder das Ruder übernommen. Vorbei sind die Zeiten des Lotterlebens! Auch die genüssliche Eintönigkeit in der Zusammensetzung des Kühlschrankinhaltes bestehend aus Joghurt, Spiegelei, Lindt Schokolade braun/weiß und 3 verschiedenen Sorten Anlegerbier ist einem weitaus variantenreicheren Angebot aus Hasenfutter (Salaten), Gemüse Käse, Wurst usw. gewichen. Auch die Ruhezeiten sind von 02.00 Uhr morgens auf gutbürgerliche 23:30 vorverlegt worden. Einen Ausreißer hat es noch gegeben, das war ein netter Grillabend mit Ralf, Kerstin und den beiden erwachsenen „Kindern“ von der SY LOTHLORIEN. Gestern früh sind unsere Segelfreunde dann mit hoffentlich guten Winden wieder ein Stück weiter in Richtung Heimat aufgebrochen denn das Ende des Urlaubes rückt auch für die Familie immer näher.
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Eine der außerordentlich sympathischen Erlebnisse und Bekanntschaften, die wir hier machen durften ist die des Herrn Pinguin. Kein Mensch weiß so genau wie es den freundlichen Herren nach Brest verschlagen hat. Jeden morgen begrüßt uns der etwas räudig aussehende Geselle mit einem lautstarken „quaakkk“, dass vom Tonfall her an einen großen Frosch mit Halsschmerzen erinnert. Nach näherer Recherche im Internet hat Katja unseren Freund als „Alk“ und somit als eine Pinguinart identifizieren können. Nur ein Weibchen haben wir noch nicht entdecken können. Ob das aber Glück oder Leid für unseren gefederten Freund bedeutet, weiß nur er allein 🙂

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Seit über einer Woche ist rund um uns herum eine Menge Action geboten. Hunderte von jungen Menschen aller Nationen und sportlicher Erscheinung bringen direkt nebenan täglich Ihre Surfboards zu Wasser und versammeln sich dann auf dem offenen Wasser, um Ihre Wettfahrten auszutragen. Seit über einer Woche werden hier die Weltmeisterschaften im Windsurfen für Jugendliche ausgetragen. Es ist schon toll mit anzusehen, auf welch hohem Niveau hier Wassersport betrieben wird. Natürlich wird hart gekämpft und um Medaillen gerungen. Aber der sportliche Wettkampf steht im Vordergrund und nicht das weltpolitische Geschehen. Abends feiern die jungen Leute aus Frankreich, Japan, Russland, Israel, USA usw. dann miteinander ihre Erfolge in Kameradschaft und Frieden. Klasse! Nicht, dass wir hier in der Zeit, in der wir auf unsere Freunde von der SY MENTOR warten bevor wir zusammen am Sonntag nach La Coruna/Spanien ablegen, unnütz verbracht hätten. Das Motto heißt doch: jeden Tag eine gute Tat, oder? Meine Interpretation daraus war, den örtlichen Yachtausrüstern jeden Tag einen Besuch abzustatten. Erst gestern war ich mal wieder „Freund des Tages“. Man war der Bursche glücklich als der extrem massive Diebstahlschutz für unseren Außenbordmotor in meiner Tasche verschwunden ist. Er sagte wortwörtlich „Man das war heute ein sehr guter Tag für mich“ (frei übersetzt aus dem Französischem). Seine Freude war nicht verwunderlich, denn ich möchte nicht wissen über wie viele Jahre er das Teil (Ladenhüter) schon durch die Inventur geschleppt hat. Zuvor hatte ich noch die Reparatur für den Motor der SY MENTOR und die Liegeplatzgebühren für beide Yachten gelöhnt (bezahlt). Meine Bank wird sich sicherlich einmal wieder wundern, was der Henke so alles mit seiner Kreditkarte treibt. 🙂

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Gestern  Mittag haben wir etwas Geniales gesehen. Ein Mann hat sich zwei „Water Jet Düsen“ unter die Füße geschnallt und ein 80 PS starker Jet-Ski hat mittels einer Schlauchverbindung seinen Wasserstrahl durch die Düsen gedrückt. Der Bursche hat eine Höhe von gut 10 Metern erreicht und sogar damit Saltos geschlagen. Wenn es mir nur nicht immer so gut schmecken würde, würde ich das auch gern einmal probieren. Bei meinem Gewicht, müsste aber ein 130 PS Gerät herhalten 🙂

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Nachmittags waren wir dann noch in Brest und haben die Burg von Brest inklusive Marinemuseum besichtigt. Die Burg war eine sehr massiv ausgebaute Festung, die den von See kommenden Angreifern mächtig Kopfschmerzen bereitet hat.

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Mein persönliches Highlight war ein dort ausgestelltes deutsches U-Boot aus dem 2 Weltkrieg. Es wurden im Jahr 1944 von dem Typ „Seehund“ 600 Stück produziert. Angeblich waren die U-Boote sehr seetüchtig und außerordentlich erfolgreich! Es war 7-8 Tage mit 2 Mann Besatzung und mit 2 Torpedos im Atlantik unterwegs. Das waren Männer!

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Die Steigerung zum „Seehund“ in dritter Potenz war ein schwimmender Torpedo mit einem Mann/Frau Besatzung. Das Teil konnte nicht tauchen und der „Kapitän“ konnte nur durch eine Glaskuppel sein Ziel anvisieren. Wenn er bei seinem Ziel „angeklopft“ hat, war die Nummer für ihn dann auch gelaufen. Hochachtung vor diesen Helden auf See! Diese Boote werden aber leider nicht mehr produziert, sonst hätte ich sicherlich so eines in der „Garage“ stehen. Es gab Zeiten, da hätte ich nur allzu gern einmal bei dem einen oder anderen Kameraden damit „angeklopft“ 🙂 Aber diese Zeiten sind seit gut 7 Monaten vorüber 🙂 Morgen am Sonntag wollen wir es wagen. Geplant ist, dass wir um 9:00 die Leinen loswerfen und zu unserem ersten richtigen „Blauwasser-Abenteuer“ aufbrechen. Mit Kurs 209 Grad verlassen wir Frankreich und segeln direkt über die berühmt/berüchtigte Biscaya (Bay of Biscay) nach La Curuna (Spanien). Wir werden ca. 3 Tage unterwegs sein und zum ersten mal die lange Atlantikwelle unter dem Schiff spüren. Mal sehen, ob uns Delphine begleiten werden und ob der Tiefenmesser bei 3000 – 4000 Metern Wasser unter dem Kiel seinen Dienst quittieren wird 🙂 Die Wetterbedingungen sind gut, die Frau ist gut gestimmt und unsere SUMMER scharrt eh schon mit den Hufen. Wir werden uns noch vorn Herrn Pinguin verabschieden und dann geht die Reise los! Wir melden uns dann wenn wir angekommen sind. Hola!!!