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Über Dietmar Henke

Dietmar

Anglerglück, ein Festmal und viel Anlegerbier

Heute ist schon wieder Sonntag und in zwei Tagen kommt meine Capitana wieder zurück an Bord. Mit jedem weiteren Tag den wir an Bord unserer SUMMER verbringen, rückt auch das „alte Leben“ in weitere Ferne. Das Leben in einem Hafen hat so seine eigene Dynamik und Gesetze. Kein Tag ist wie der andere und ständig ergeben sich neue Bekanntschaften und Perspektiven für die Tagesgestaltung und neuen Reisezielen.
Am vergangenen Freitag war der Höhepunkt des Tages definitiv die Einladung zu einem Festmal von der SY MULINE aus Stralsund. Auf der Speisekarte standen die selbst gefangenen Doraden vom Vortag und der Aal aus unserem Kühlschrank auf dem Programm. Um 15:30 war es dann angerichtet. Skipperin Katja von der MULINE reichte zwei wirklich große Schalen frisch aus dem Backofen mit Fisch, Kartoffeln und Gemüse aus der Pantry hoch an Deck. Die Crew der 11 Meter langen SY MULINE besteht immerhin aus drei Erwachsenen und zwei Kleinkindern. Hochachtung an die Köchin, die in dem mit Petroleum beheizten Ofen ein hervorragendes Essen gezaubert hat! Es gab sogar noch einen leckeren Nachtisch! Abends hatte Katja sogar schon wieder drei Doraden gefangen. Petri Heil! Da habe ich für etliche x Euronen Angelzeug im Vorschiff gebunkert und habe bestimmt den Händler glücklich gemacht aber die Fische werden auf dem Nachbarschiff gefangen 🙂 Das ist wie im richtigen Leben: einer seift kräftig ein und ein anderer rasiert!
Geplagt vom schlechten Gewissen nach dem Blick auf die imaginäre „Honey To Do Liste“ war gestern der Hausmann-Tag. Für ein ausgiebiges Frühstück war nicht viel Zeit denn wer weiß, ob nicht noch ein anderer verwaister Skipper auf die Idee kommen würde, seine Frau mit frisch gewaschener Wäsche beeindrucken zu wollen. Schnell den Wäschesack auf links gedreht und alle weißen T-Shirts von Katja aussortiert. Dann auf`s Klapprad gesprungen und mit dem Zeug zur Waschmaschine gesprintet. Deckel auf,Wäsche rein und 3 Euronen in den Automaten geworfen. Das Problem mit der Programmwahl wurde im Ausschussverfahren getroffen und der Startknopf gedrückt. Nach dem Rauschen des Wassers fiel mir dann noch ein ein, dass da ja noch Waschmittel rein muss. Also rauf auf`s Fahrrad und zurück zum Boot und mit „Persil Flüssig“ unter dem Arm wieder zurück. Gott sei Dank hatte ich einen Knopf mit Vorwaschprogramm gedrückt. Das Ergebnis ließ sich sehen. Zumindest hat alles heftig nach Waschmittel im Boot gerochen was ja wohl so viel zu bedeuten hat, dass alles auch sauber ist, oder?

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Unser Liegeplatznachbar Helgo mit seiner alten Holzyacht „Moby Dick“ aus Viersen hatte eine größere Aufgabe vor sich. Schon am Freitag hatte er begonnen, das Deck mit einer unglaublichen Ausdauer mit dem Dampfstrahler von losen Lackresten zu befreien. Der Lack hatte sich nach dem letzten harten Winter im Wasser buchstäblich in seine Bestandteile zerlegt. Helgo zählt zur Spezies der sogenannten Hardcore-Segler. Er segelt vorzugsweise bei Starkwind und Sturm im Herbst und Winter. Sein Schiff hat keinen festen Hafen und er segelt seit Jahren einfach immer weiter die Küste Richtung Süden entlang wenn er die Zeit dazu hat. Bei einem Smalltalk auf dem Steg und somit einer willkommenen Unterbrechung der anstrengenden Arbeit, verabredeten wir uns für den Nachmittag zu einem Besuch des örtlichen Yachtausrüsters und des Supermarktes. Da Helgo mit seinem VW-Bus angereist war, hatten wir das optimale Transportmittel für unser Vorhaben am Start. Eine einmalige Chance, die sonst in Tüten oder Rucksäcken zu transportierenden schweren Getränke angenehm leicht auf unser Boot zu bekommen. Nach gut einer Stunde im Skipper-Einkaufsparadies (Yachtausrüster) haben einmal wieder einige Euronen den Besitzer gewechselt. Natürlich standen nur die absolut lebensnotwendigsten Investitionen auf der Einkaufsliste 🙂 Dann sind wir schnell noch zum Supermarkt gefahren, um ja nicht einen leeren Kühlschrank zu riskieren. Einkaufen ist Schwerstarbeit! Meine Bewunderung den Damen, die vernunfts- und preisorientiert den vielen Versuchungen wiederstehend, eine ausgewogende Auswahl von Waren zielsicher in dem Einkaufswagen platzieren. Mir fällt das sehr, sehr schwer! Die Kassiererin hat sich auch gar gewundert als dann aus meinem Einkaufswagen 5 Paletten „Anlegerbier“, 3 Paletten Mineralwasser, diverse und viele Fruchtsäfte plus Yoghurts etc. über das Band gelaufen sind. Dafür guckte mich Helgo ziemlich schräg an. Hatte ich ihm wie auch den anderen Segelfreunden doch lang und breit erzählt, daß ich Alkohol nur in extrem begrenzten und homöopathischen Mengen trinken würde. Er hat sich bestimmt gefragt, wie ich homöopathisch definiere.
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Zurück am Boot wurde dann fleißig am Boot geschraubt und die Einkäufe von Yachtausrüster verbaut. Neben ein paar weiteren Herausforderungen hat es mir ein Block am Mast besonders angetan. Das Teil hat die Funktion ein Fall (Seil mit dem z.B. ein Segel hochgezogen wird) festzusetzen. Einen solchen Block wolle ich öffnen und hatte dann den Griff in der Hand. Abgebrochen wegen Materialermüdung durch UV-Strahlen. Das darf doch gar nicht sein! Da sich das Teil nicht so einfach abschrauben ließ, wurde es eben mit der Rohrzange hingerichtet. Hier hat der „Henke“ persönlich Hand angelegt 🙂 Damit wurde eine kleine Eskalationskette weiterer „Unpässlichkeiten“ ausgelöst, die ich hier nicht weiter beschreiben möchte. Morgen muss ich eben noch einmal zum Yachtausrüster.

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Langsam ging es dann zu lustigen Teil des Tages über. Genau in dem Moment als ich dabei war die Einkäufe unter Deck zu schaffen, kam auch schon die Crew der SY SWANTJE aus Wilhelmshafen in Gestalt von Karsten und seiner netten Freundin Stefanie aus Österreich mit ein paar Dosen Anlegerbier im Gepäck, zielstrebig in Richtung SUMMER. Gerade 2 Minuten zuvor sind auch Helgo und seine Freundin Rosi an Bord gekommen, nachdem die Beiden verdientermaßen Schleifpapier und Pinsel nach vielen Stunden Plackerei aus der Hand gelegt hatten. Was folgte war ein lustiger Abend. Endlich konnte ich auch mal Anlegerbier in die Runde streuen. Karsten und Helgo haben Seglergeschichten vom Feinsten erzählt und es wurde sehr viel gelacht. Morgens um 01:30 war dann Ende der netten Runde. Ich habe dann einige leere Dosen und die halbvolle Flasche Rose noch vom Tisch geräumt. Genau solche Abende wie diese habe ich mir auf unserer Reise gewünscht. Einfach ohne auf die Uhr zu gucken und an Morgen denken zu müssen den Moment mit netten Menschen genießen zu können. „Life is wonderful“ und wenn meine Katja dabei gewesen wäre, wäre es sicher noch schöner gewesen 🙂

Moulin Blanc – Fahrradtouren, Crepes, Funkrunden und eine arbeitslose Hungerpeitsche

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Da sitze ich nun allein auf unserer SUMMER auf Position 48°23,588 Nord/004°,25,739 West in der Marina „Moulin Blanc“, was so viel heißt wie „Weiße Mühle“. Warum auch immer, das so heißt hat sich mir bis jetzt noch nicht erschlossen. Allein deshalb weil Katja gestern in den Flieger nach Leverkusen für einen Heimaturlaub gestiegen ist, um gemeinsam mit Ihrer Mutter (meiner Schwiegermutter) das Weltfest des Reitsports -CHIO Cup- in Aachen zu besuchen. Heute morgen meinte Katja am Telefon, dass auch sehr viel Papierkrieg zu erledigen wäre. Recht so, denn meine fleißige Frau soll doch mit Freude wieder nach Brest an Bord zurück kommen wollen:-) Unsere lieben Segelfreunde von der MENTOR haben auch gleich die Gelegenheit für einen kurzen Heimaturlaub ergriffen und sind ebenfalls nicht da. Dafür haben die Beiden mir ein 600 Gramm Filetsteak überlassen, dass Hobbykoch Wolfgang für besondere Anlässe ganz tief im Kühlschrank versteckt hatte. Ich musste mich direkt beherrschen, nur die erste Hälfte in die Pfanne zu hauen und mir die zweite Hälfte für heute aufzuheben. Es war extrem köstlich! DANKE!

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Meine Aufgabe für die Zeit als Strohwitwer war klar umrissen und exakt definiert. Ich soll auf beide Schiffe aufpassen, den Motorenfachmann für eine durchzuführende Reparatur an Bord der MENTOR lassen, unser Schiff wo nötig in Schuss bringen, Brest entdecken, Fische fangen, Segler kennenlernen, als Tester für die besten Crêpes unterwegs sein, ständig an meine Frau denken und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Alles Aufgaben, die einen echt fordern 🙂 Nachdem Katja Ihr Gepäck im Kofferraum des Taxis hat verschwinden lassen und mit dem selbigen von dannen geeilt war, ging zunächst darum den Kühlschrank mit Vorräten neu zu bestücken. Der Supermarkt sollte sich ja gleich um die Ecke befinden. Mein bester Freund das Klappfahrrad wurde also in Gefechtsbereitschaft versetzt und schon ging die Gaudi los. 1 1/2 Stunden später war klar, dass sich der Supermarkt nicht in der vermuteten Ecke befand. Jede Steigung bis dahin habe ich mit Freude genommen denn schließlich macht jeder Gang bekanntlich schlank. Als Belohnung standen jeweils ein „Crêpe Chocolat“ und ein „Crêpe Sucre“ von der Crêperie am Hafen auf dem Programm. Lecker! Als Bestrafung für 2 Crêpes essen anstatt nur einem Crêpe habe ich die Bordtoilette noch einmal einer Totalrevision aller Pumpen und Ventile unterzogen und anschließend das ganze Bad grundgereinigt. Das ist Strafarbeit aber einer muss es ja machen 🙂 Heute morgen habe ich dann den Supermarkt in ca. 4,5 Km Entfernung gefunden!

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Überhaupt ist die Marina „Moulin Rouge“ sehr zu empfehlen. Es ist genug Platz für Gastlieger vorhanden, alle Anlagen machen einen sauberen und gut organisierten Eindruck, der Hafen ist geschützt und die Liegeplätze sind bezahlbar. Immerhin liegen hier gut 1600 Boote in allen Größen und ganz Brest scheint dem Wassersport verfallen zu sein. Jeden Tag sind ganze Heerscharen von Kindern mit kleinen Segelbooten oder Surfboards auf dem Wasser unterwegs und man sieht auch viele Familien auf Segelyachten. Das ist bei uns in Deutschland genau anders herum. Dort sieht man überwiegend ältere Menschen relativ allein auf Ihren Schiffen im Hafen. Ebenso auffällig ist, dass man hier noch anderswo in Frankreich (zumindest da wo wir gewesen sind) kaum übergewichtige Kinder sieht. Wassersport ist toll für die Kids! Erstens sind sie gut aufgehoben, zweitens auch noch gesund und Spaß macht es auch noch! Die kommenden Tage werde ich mal mit dem Bus nach Brest hinein fahren.

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Es gibt zwei weitere Dinge , die eine festen Platz in meinem Bordleben einnehmen. Die allmorgendliche Funkrunde auf 8297,00 Mhz USB und meine Angelroute. Am besten aber alles der Reihe nach. Am ersten Tag hatte ich das Glück einen schönen Aal aus dem Atlantik zu ziehen, der dem Stück Lachsfilet am Haken nicht widerstehen konnte. Das war es dann aber auch. Seit dem sehe ich jeden Tag wie andere Angler eimerweise Doraden aus dem Wasser holen. Nur meine Hungerpeitsche bleibt arbeitslos. NIX!!! Hatte sogar vergessen die Angel über Nacht einzuholen. Heute morgen waren ALLE Köder noch dran. Dafür hat man mir erklärt, dass es hier angeblich keine Aale geben soll. Klingt merkwürdig, ist aber so! Dafür klappt es aber jeden Morgen mit der Funkrunde auf der Marinefunkfrequenz 8297,00 Mhz USB und Nachmittags auf 12359 Mhz USB. Hier „treffen“ sich Segelyachten die mit einem SSB Radio (Seefunkanlage) ausgestattet sind unter der Moderation von Joerg von der SY-Harrier /YACHTFUNK.com zum Erfahrungsaustausch und zu netten Gesprächen. Die Yachten sind in Dänemark, Schweden, Finnland, Frankreich, Spanien, Portugal, Türkei unterwegs. Eine tolle Geschichte und eine gute Gemeinschaft von Seglern. Später in der Karibik, in der Südsee und den restlichen Gebieten der Welt soll uns die Funkanlage mit wertvollen Wetterdaten versorgen und uns auch mit anderen Seglern den Kontakt ermöglichen. Wir sind über jede Funkrunde froh, in der wir unsere Anlage besser kennenlernen dürfen. Wir haben es mit unserer Anlage scheinbar sehr gut getroffen denn wir sind immer sehr gut zu verstehen und wir empfangen auch andere Segler klar und deutlich. Derweil haben andere Yachten teilweise mit erheblichen Problemen und Störungen zu kämpfen. Das Thema Installation und Abstimmung ist aber dermaßen komplex, dass wir es scheinbar richtig gemacht haben und die Installation der Firma YACHTFUNK überlassen haben. Das Resultat: eine sauber und zuverlässig funktionierende Anlage mit bester Performance. Soweit ich mittlerweile erfahren habe, laufen alle Anlagen die YACHTFUNK.com installiert hat störungsfrei. Wenn ich etwas in meinem Berufsleben in der HighTech-Industrie gelernt habe dann das: Komplexe Aufgaben und Dinge bei denen es „drauf ankommt“ überlasse ich Profis, die sich damit auskennen. Genauso deshalb haben unsere Kunden ja auch mit uns gearbeitet. Es könnte so einfach sein 🙂 So jetzt aber Schluss damit, das Kapitel haben wir ja bereits hinter uns gelassen!
Mal sehen was die Nachbarn auf der SY MULINE so geangelt haben. Am besten gehe ich gleich mal rüber 🙂
PS: Ein Nachtrag: heute Abend um 21:15 habe ich mit Katjas Hilfe (Frau von Christoph von der SY MULINE) die grösste Dorade des Tages aus dem Wasser gezogen 🙂 Morgen gibt es ein gemeinsames Mittagessen auf der MULINE.

Waschtag mit Hafenkino und eine vollgesperrte Inselautobahn

Heute soll unser letzter Hafentag in St. Pieters Port sein. Nachdem Katja alle gebunkerten 1 Pfund Münzen in dem Waschsalon in frische Wäsche umgewandelt hat, wurde die SUMMER wieder einmal in einen Wäscheständer umgewandelt. Das Wetter war schön, Sonne und Wind taten das Übrige dazu. Auf dem Nachbarschiff war man unserem Beispiel gefolgt. Der Unterschied war aber krass… Bei uns hingen auf einer der Leinen ca. 8 frische Unterhosen und bei Frau Nachbarin nur 4 auf der gleichen Länge. Man waren das Zelte 🙂 Parallel zu den häuslichen Arbeiten im Schiff begann dann draußen das Hafenkino. Soll heißen, das Wasser lief bei fortschreitender Flut in den Hafen ein, der Wasserstand über der Schwelle (Barre) betrug schon 1,70m und die ersten kleineren Yachten mit geringem Tiefgang fuhren bereits aus dem Hafenbecken heraus, um neue Ziele in der Ferne anzusteuern.

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….. gab es plötzlich einen Knall, der durch Mark und Bein ging. Mir fiel fast die Abwaschbürste aus der Hand und dann sahen wir die Bescherung. Ein älteres holländisches Ehepaar saß im Cockpit ihrer 14m großen Segelyacht und hat das gute Stück mit Karacho auf die Schwelle gesetzt. Klaro ging ja auch nicht anders, weil das Schiff mindestens 2m Tiefgang hat und das Wasser für jeden gut erkennbar erst 1,80m über der Schwelle stand. Aus eigener Erfahrung wissen wir, was es für einen Schlag tut, wenn man Grundberührung mit Steinen hat. Umso größer war das Erstaunen, als der senile Knopf keine 5 Minuten später mit unverminderter Geschwindigkeit zum Entsetzen und Erstaunen aller zum zweiten Anlauf ansetzte. Ein leises Schleifen und Kratzen war die Folge, nachdem der Kiel dann wieder aufgesetzt hat und das Schiff quer in der Einfahrt liegend feststeckte. Mit viel Motorkraft zurück und Tamtam kam das Schiff wieder frei. Unglaublich! Der Skipper war die Ruhe selbst und tat so als würde ihn das alles nichts angehen. Zumindest hatte er nach der Aktion alle Lacher und jedermanns Verständnislosigkeit auf seiner Seite. Im dritten Anlauf 15 Minuten später hat es dann geklappt. Doch gelernt hat der Bursche nichts! Er ist mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit durch das Feld der Ankerlieger auf die offene See gefahren. Hoffentlich treffen wir den nie wieder! Aber 100 Punkte für ein klasse Hafenkino 🙂3

In der zweiten Hälfte des Tages hatten wir dann noch ein nettes Erlebnis bei unserem Ausflug mit dem Bus in den westlichsten Teil der Insel. Auf der Rückfahrt hielt der Bus auf einmal mitten auf der „Inselautobahn“ an. Was wir dann sahen, hat uns wirklich amüsiert……

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Den Tag ließen wir dann in einem italienischen Restaurant ausklingen, der im Internet sehr gute Bewertungen erhalten hatte. Die Tester hatten nicht zu viel versprochen!

Eine Steuerparadies, stramme Waden und frisches Wasser aus dem Hafenbecken

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Es gibt Orte, da wacht man einfach schon mit einem angenehmen Gefühl auf. Unter den sehr nachhaltig positiven Eindrücken des gestrigen Abends und dem Feeling von Atlantikflair und Fernweh, war das Aufstehen heute morgen eine leichte Übung. Gerade aus der Dusche gekommen hörte ich durch das offene Luk im Bad, wie Katja mit den beiden Hafenmeistern über eine „Special Rate“ für unseren Liegeplatz der nächsten Tage sprach. Erst am Ende des Gespräches habe ich dann ganz zufällig bemerkt, dass wohl die ganze Zeit mein nackiger Hintern genau im Blickwinkel der Herren gewesen sein muss. Will gar nicht wissen was die Burschen gedacht haben……. 🙂

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Kein Wölkchen am strahlend blauen Himmel und kurz nach dem Frühstück standen unsere Stahlrösser fertig gesattelt am Steg. Heute stand eine sportliche Inseltour auf dem Programm. Nach nur 30 Minuten in dem zumindest für mich selbstmörderischen und auch anfänglich dichtem Linksverkehr auf den furchtbar engen Straßen, wurde uns die so harmlos klingende Tourenbeschreibung auf einmal erst richtig bewusst. Es hieß ungefähr „… eine leicht hügelige Tour über die Insel wenn man erst einmal die ersten 800m Höhenunterschied hinter sich gebracht hat….“. Dabei waren wir überzeugt, dass wir schon die leichtere Variante gewählt hatten. Natürlich war das meiner Stimmung nicht zuträglich. Nachdem meine liebe Frau Ihre verborgenen Talente als Motivationstrainer ausgepackt hat und meinen Ehrgeiz und die gefühlt letzten Energiereserven am Berg herausgekitzelt hat mit verständnisvollen Sätzen wie „Du willst die ganze Welt entdecken also hör zu jammern wie ein kleines Mädchen“. Die Nummer mit den Mädchen hat irgendwie gezogen und danach ging es zeitweise wie von selbst die zahlreich folgenden Steigungen hinauf. Zeitweise frustrierend, dass Katja sich konditionell verbessert hat denn ich konnte sie nur noch bei schnellen Abfahrten abhängen. Ansonsten war es zum Teil wie Tandem fahren; Du drehst Dich um nachdem Du mal ordentlich Gas gegeben hast und sie ist immer noch an Deinem Hinterrad.

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Die Belohnung für unseren Einsatz war aber aller Mühe wert. Guernsey und die anderen Kanalinseln sind als Steueroasen für z.B. „Private Equity Fonds“ bekannt und entsprechend überdurchschnittlich vermögend sind auch eine Vielzahl der Bewohner. Links und rechts der Straßen reihte sich ein Traumschloss an das nächste. Wir haben auch schon andere sehr schöne Gegenden gesehen, aber der Pflegezustand der Gebäude und Gärten und die Sauberkeit der Straßen und Freiflächen hat heute ein neues Topniveau erreicht.

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Nach einer guten Stunde waren wir dann den dichten Verkehr los und die südwestliche Küste war in Sicht. Die Eindrücke waren überwältigend! Gern würde ich nach neuen Superlativen greifen, um die Erlebnisse zu beschreiben aber auf einer Skala von 1-10 hat die Schönheit der Natur und eine gefühlte 9,5 erreicht. (0,5 Punkte Abzug wegen den Autos :-))

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Am Nachmittag waren wir wieder zurück in St. Peters Port und haben uns nach gut 30 Kilometern auf dem Klapprad Crêpes mit Eis gegönnt. Eine neue Erfahrung war es für uns, dass das Eis schneller in der Sonne geschmolzen ist als wir es weglöffeln konnten.
Ein großes Erfolgserlebnis gab es dann noch am Nachmittag. Es ist mir gelungen den Betriebssdruck im Wassermacher von 36 Bar auf 55 Bar anzuheben. Ergebnis: jetzt produziert das Gerät anstatt 25 Liter satte 60 Liter Trinkwasser pro Stunde aus dem Meerwasser. Was für ein Tag 🙂

Morgen wollen wir die Kanalinsel Sark mit der Fähre besuchen. Wird spannend weil es dort keine Autos sondern nur Räder und Pferde gibt. Mal sehen was uns dort spannendes erwartet! Jetzt muss ich für heute Schluss machen und die neu angekommenen Segler mal begrüßen, die wie wir den TO-Stander (Vereinswimpel des Trans Ocean) fahren.

Schnelle Autos, ein Gabelgefecht und grosse Fische

12 Stunden vor der Abfahrt aus Boulogne Sur Mer nach Cherbourg ist es an der Zeit, den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Der heutige Tag begann schon recht früh für unsere neuen Verhältnisse im sogenannten Langfahrtmodus. Punkt 7:00 hieß es die Koje zu verlassen und eine heisse Dusche an Bord zu nehmen. Bald war der erste Kaffee getrunken und dann ging es auch schon los zum ersten Wochenmarkt in Frankreich. Die Unterschiede werden schon sehr schnell deutlich wenn man die ersten zwei Pferdemetzger hinter sich gelassen hat. Mit einem schon etwas befremdlichen Gefühl, musste zumindest ich kurz an meinen Schimmel denken, dem es den letzten Bildern nach sehr gut in seinem neuen Stall geht. Die Hühner an den Marktständen haben die Köpfe noch dran und die Hasen ohne Fell auch. Katja meinte nur, dass soll dazu dienen um sicher zu gehen keinen „falschen Hasen“ in die Pfanne zu hauen. Dafür war das Angebot von Obst, Honig, Brot und Käse umso verlockender. Schwer bepackt mit einem Wust an Einkaufstüten und allerhand Leckereinen ging es schnell zurück zum Boot zur Qualitätskontrolle. Das zweite Frühstück war also eingeläutet und wurde feierlich zelebriert 🙂
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Auf dem Marktplatz

Gestärkt und zufrieden mit der Auswahl unserer Einkäufe stand der Besuch des Meeresaquariums „Nausicaä“ auf dem Programm. Es handelt sich wohl um das größte und schönste seiner Art in Europa. Seit je her lieben wir das Meer und seine Bewohner und somit war die Vorfreude entsprechend groß. Um es vorweg zu nehmen, es hat sich sehr gelohnt! Die Eindrücke von der Schönheit der Natur der Meere waren teilweise bewegend. Erst Recht bei dem Gedanken, dass wir viele der gezeigten Themengebiete in den kommenden Jahren live und in Farbe sehen werden. Geniale Vorstellung!
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Da kriegt jeder Zahnarzt feuchte Augen!

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Thuna Yellow Fin

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Wunderschön und sehr giftig

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Wir sollen die Kameraden in der Karibik von Ihr grüßen

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Auf der Brücke eines Forschungsschiffes

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Korallenpracht

Das sind natürlich nur Auszüge aus einer Vielzahl von Höhepunkten!

Nachmittags war Bootspflege angesagt. Die verbogene Seereeling wurde gerichtet, Beschläge von Flugrost befreit und Schoten für den voraussichtlichen nächsten Einsatz unseres Parasailors angeschlagen. Nach Abschluss der Arbeiten gab es die nächste Belohnung 🙂
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Erdbeertörtchen…. genial!

Kurz noch die Emails gescheckt und das Teamfoto vom 24H Rennen am Nürburgring heruntergeladen. Was für ein Kontrast! Letzten Sonntag bin ich noch mit über 200 Km/h über die Nordschleife gebrettert und 2 Tage später unter Segeln mit 12 Km/h über`s Meer gefahren.Das nennt man Kontrastprogramm.

Unser Team beim 24H Rennen 2014

Unser Team beim 24H Rennen 2014

Zum Abschluss des Tages gab es eine Wiederholung unseres Gabelgefechtes. Will bedeuten, dass wir heute nochmals 3 Schollen frisch vom Kutter gekauft haben, die in alter Manier zubereitet und verspeist wurden. Wieder lag immer nur eine Scholle zu Zeit auf dem Teller, die wir dann gemeinsam und zeitgleich verspachtelt haben. Kann man sich dran gewöhnen und der Abwasch hält sich auch in Grenzen 🙂

Morgen geht es früh weiter nach Cherbourg. Wir planen am Montag Abend dort anzukommen. Katja hat leckeren Kartoffelsalat vorbereitet und gefrühstückt wird auf See. Wir wollen ja keine Zeit verlieren.

Jungfernfahrt mit dem Bananaboot und Katja steigt in den Mast

Wie gewohnt begann der Tag mit einem leckeren Frühstück nachdem wir uns heute schon um 9:00 aus der Koje gekrabbelt sind. Gleich danach stand der Besuch vom örtlichen Yachtausrüster auf dem Programm. Das ist wie die Verlängerung von weihnachtlicher Vorfreude für den Mann 🙂 Seit Tagen quält mich der Gedanke, wie ich in den schlappen Kugelfender wieder mehr Luft hinein bekomme, damit er eben besser bei zu ruppigen Anlegemanövern die edle Bootshaut besser abfendern und somit schützen kann. Die Lösung war eine Fahrradluftpumpe mit einem anderen Adapter (gefunden bei dem Yachtausrüster) zu bestücken und dann kräftig zu pumpen. Ein Hoch auf das Improvisationstalent!

Projekt Bananaboot

Projekt Bananaboot

Derart in Hochstimmung haben wir das Projekt Bananaboot in Angriff genommen. Es handelt sich dabei um ein geniales Faltboot, welches in Deutschland produziert wird und unzerstörbar sein soll. Wenn scharfe Korallenköpfe aus Schlauchbooten „Rasierpinsel“ machen, soll das Bananaboot keine Probleme bekommen. Wir werden es irgendwann herausfinden und berichten. Nach einer guten Stunde waren alle Anbauteile da wo sie hingehören, der nagelneue Yamaha hing am Spiegel und das Boot war fertig für die erste Ausfahrt.

Frau lässt sich fahren

Frau lässt sich fahren

Flussfahrt im Bananaboot

Flussfahrt im Bananaboot

Der Motor sprang an und schon ging es los. Hat das Laune gemacht! Sogar einen Seehund konnten wir für einige Nahaufnahmen auf „Augenhöhe“ begeistern. Nach gut einer Stunde war die Probefahrt erfolgreich beendet. Wir mussten uns beeilen weil ein Gewitter im Anmarsch war. Schnell noch das Boot mit Süsswasser abgewaschen, Motor wieder an den Heckkorb gehängt und dann alles wieder sicher gelascht und verstaut.
Am Nachmittag wurden die Rucksäcke geschultert und es ging zum TESCO Supermarkt, um den Proviant wieder zu ergänzen. Nervig sind immer nur die vielen Trinkflaschen im Gepäck.

Capitana im Mast

Capitana im Mast


Man ist der klein :-)

Man ist der klein 🙂


Alle guten Dinge sind drei! Somit war Katja heute endlich motiviert in den Mast zu steigen. Eine unserer Fallen (Leinen) hatte sich um die Radarantenne gewickelt und musste befreit werden, bevor es noch eines der empfindlichen Kabel beschädigt. Doppelt gesichert ging es zügig hinauf und das Fall war klariert. Da hat sich die Katjas Klettergarten-Erfahrung wirklich bezahlt gemacht. Es waren immerhin schon 7 Meter Höhe.
Ein sehr gutes englisches Steak mit Salat und frischem Obst zum Dessert rundeten den Abend ab. Katja hat noch einmal unsere Routenplanung für das nächste Ziel, den Hafen Ramsgate, überprüft. Wind, Wetter und Strom scheinen perfekt zu sein. Abfahrt soll morgen 8:30 sein.