30 KG geballte Weiblichkeit und Bratkartoffeln über Bande

Es war ein ungewöhnlicher Montag Nachmittag. Solch ein lautes Geschrei hatte ich bisher von meiner Angelrolle auch noch nicht gehört als sich scheinbar etwas ziemlich Großes an dem Schleppköder verbissen hatte. Nur fünf Hechtsprünge aus dem Cockpit zum Heck waren nötig bis ich die Angelrute erreicht hatte ,um die Bremse etwas anzuziehen damit der Fisch am anderen Ende nicht mehr so viele Meter Schnur von der Rolle ziehen konnte. Eines war klar, es hing ein richtig kapitaler Kamerad am Haken und wehrte sich mit Leibeskräften dagegen an Bord der CESARINA kommen zu müssen. Die Spannung wuchs und Uwe hatte die Kamera im Anschlag, um die ganze Aktion zu filmen. Nach ca. 30 Minuten Drill und mächtig müden Armen von dem ständigen gegenhalten hoffte ich, dass sich ein grün-gelber Schatten an der Wasseroberfläche zeigen würde. Ich war fest davon überzeugt, dass der Mahi Mahi riesig sein musste. Zu meiner großen Verwunderung zeigten sich aber bald ein paar dunkle und lange Flossen, deren Bewegungen majestätisch und sehr elegant waren. Ab und zu spiegelte sich in dem tiefen Blau des Atlantiks ein dunkler langer Schatten mit grünen und silber-blauen Tupfern. Wenig später sahen wir zwei große Augen und eine sehr große dreieckige Rückenflosse. Jetzt war klar, dass es sich bei dem schönen Tier um einen Blue Marlin handelte, der die Krönung für einen Hochseeangler bedeutet. Schon jetzt war klar, dass diese edle Kreatur keinesfalls in unserem Kochtopf enden würde. Viel zu groß und viel zu edel, um so aus dem Leben zu scheiden. Bei dem Kampfgeist und der Ausdauer des Marlins kam ich zum dem Erebnis, dass es sich um ein weibliches Exemplar handeln musste. Als ich die Dame dann über das Deck gehoben hatte, sahen wir erst so richtig die Dimensionen.Sie war ca. 1,50m lang und hatte ein Gewicht von rund 30 KG. Wenig später verabschiedete sie sich sichlich müde zurück in die Tiefe des Meeres. Dabei wollte ich uns doch nur einen kleinen Fisch zum Abendbrot fangen.

Uwe hat immer das große Glück, dass CESARINA genau dann beginnt Bocksprünge zu machen wenn er sich in die Pantry zum Kochen begeben hat. Heute standen Bratkartoffeln mit Rührei auf dem Programm, was an sich ja schon eine Herausforderung an sich sein kann wenn alles rings um einen herum wild schaukelt und tanzt. Beim Schneiden der Kartoffeln ist es dann passiert. Eine kräftige Welle von der Seite, ein kleiner Ausfallschritt zur Seite und schon rumste sein Kopf erst links und dann frontal wie eine Billardkugel gegen die Wand. Nicht so schlimm weil alle Ecken und Kanten rund sind aber trotzdem nicht gerade angenehm. Nachdem der erste Schreck verflogen war, servierte er später „Bratkartoffeln über Bande“. Wohl bekommt`s 🙂

Mittlerweile sind wir nördlich an der ABC Inseln vorbei gesegelt und werden in 46 Seemeilen die Nordspitze von Kolumbien erreicht haben. Gegen Morgen Nachmittag werden wir dann in die Marina von Santa Marta einlaufen. Vorausgesetzt natürlich, dass der Wind uns wohl gesonnen bleibt. Bin schon sehr gespannt, was uns dort so alles erwarten wird.

2 Gedanken zu „30 KG geballte Weiblichkeit und Bratkartoffeln über Bande

  1. Hi Dietmar and Uwe

    I follow „Cesarina“ and crew through fleet tracker of World Arc and find that very exciting.
    You did very well and what a story about the blue marlin!
    Have a nice en safe sailing to Panama!

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