Archiv für den Monat: Juni 2014

Ein ungebetener Gast in der Nacht

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde in Oostende der Sieg der Italiener gegen England ausgiebig gefeiert. Es kam uns so vor, als wäre der Yachthafen das Epizentrum einiger feiernder Fanclubs. Die Krönung ereignete sich aber dann morgens um Viertel vor Vier: Schon seit einigen Minuten war wieder eine lautstark lärmende Gruppe nur wenige Meter entfernt auf dem Kai zu hören. Dann ein lauter Knall durch den Sprung auf unseren Schwimmsteg …..und dann ……Schritte an Deck unserer SUMMER. Ich dachte, ich spinne! Dietmar war noch nicht ganz wach, während ich schon aus dem Bett nach vorne geschossen war. Schnell das Rollo hochgerissen: Direkt vor meiner Nase sah ich Beine mit Turnschuhen. Ich hämmerte gegen die Scheibe und riss im selben Moment das Luk auf und habe geschrien: „Verschwinde, Du…….!!!“ (das wollen wir mal besser zensieren :-) ).
Schnell sucht der jugendliche Rotzlöffel das Weite und flüchtete zu seiner Clique, die oben an der Kaimauer stand und johlte. Sichtlich amüsiert verzogen sich die Jugendlichen in Richtung Stadt.
Na prima, an Schlafen war erstmal nicht zu denken. Nicht, dass es sich um eine wirklich gefährliche Situation gehandelt hätte. Trotzdem blieb ein fader Nachgeschmack. Jemand hatte uneingeladen unser Zuhause betreten. Das ging ja mal gar nicht! Wir entschieden uns, am nächsten Tag mit dem Hafenmeister zu sprechen und um einen anderen Liegeplatz zu bitten. Außerdem legten wir fest, ab jetzt die Rehling abends immer zu schließen. Hätten wir das gemacht, wäre der betrunkene Vogel schon an dieser Hürde gescheitert und wahrscheinlich ins Wasser gefallen 🙂 Nach fast zwei Stunden fielen uns dann doch wieder die Augen zu.
Wie geplant marschierten wir nach dem Frühstück direkt zum Hafenmeister. Die waren ehrlich erstaunt. An unserem Platz liegt sonst ein dauerhaft bewohntes Boot und solche Probleme hatte es bis heute noch nicht gegeben. Naja, die Fußball-WM ist ja auch eine Ausnahmezeit. Da passieren wohl mal Dinge, die sonst nie passieren. Wir erhielten die Erlaubnis, unser Boot am Steg bis nach ganz vorne zu verholen. Damit haben wir jetzt genug Abstand zur Kaimauer. Das gefällt uns viel besser 
Beruhigt machen wir uns wieder zu Fuß auf den Weg zur Pferderennbahn von Oostende. Leider beginnt hier die Sommersaison erst am 30. Juni. Keine Pferderennen, keine Theatervorstellungen, sogar die Ausstellung der Sandskulpturen am Stand eröffnet erst am 28. Juni. Wie es scheint sind wir mindestens eine Woche zu früh für den belgischen Sommer.
Wir trösteten uns über diese Erkenntnis wieder mit leckeren belgischen „Pannekoken und Apfeltaart“. Das gibt es, Gott-sei-Dank, wenigstens das ganze Jahr. Zurück an Bord stand Törnplanung für unsere Weiterreise in Richtung Frankreich auf dem Plan.

So viel zu sehen – Wo soll man bloß anfangen?

Wie oft nach einer Nachtfahrt begann der Morgen auf der Summer sehr spät. Zum Frühstück mussten wir feststellen, dass ein frisches Baguette ein Traum, aber eins vom Vortag eher eine zähe Angelegenheit ist. Für das nächste Frühstück wissen wir jetzt Bescheid und müssen nur noch ausknobeln, wer das frische Baguette holen muss 🙂

Nach dem Kulturschock von gestern stellte sich als nächstes die Frage: Wo sollen wir anfangen? Was machen wir heute? Nach einigem Hin-und-Her beschlossen wir nach einer kurzen Runde über den Wochenmarkt, einen Ausflug zum anderen Yachthafen zu machen. Dieser ist laut Seekarte viel einfacher zu erreichen. Wäre er eine gute Alternativ gewesen? Nach über 30 Minuten Fußmarsch durch immer trister werdende Industriegebiete, konnten wir diese Frage sehr leicht mit einem klaren „Nein“ beantworten. Nicht mal leiser wäre es gewesen, da hinter dem kleinen tristen Hafen auch noch eine große Umgehungsstraße verläuft. Also hat Dietmar wirklich eine gute Wahl getroffen.

Wir folgten den verschiedenen Hafenbecken, bis wir endlich wieder die Nordsee erreichten. Direkt am Strand steht auch das Fort Napoleon, das wir kurz besuchten. Es wurde von Napoleon bis 1814 erbaut, kam aber nie zu Einsatz in irgendwelchen kriegerischen Aktivitäten. Heute befindet sich dort ein Museum.

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Die Nordsee zeigt sich heute nur in Grau- und Brauntönen, verziert mit vielen Schaukronen. Wie angekündigt wehte ein kräftiger Wind aus Nordost. Eine ganze Zeit beobachteten wir einen kleinen Katamaran, der versucht, sich gegen Wind und Welle aufs offene Meer hinaus zu kämpfen. Kein einfaches Unterfangen, aber im zweiten Versuch gelang es, und der Kat verschwand schnell aufs offene Meer.

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Wir setzten mit der Fähre über in die Innenstadt und ließen uns in der Nähe des Yachthafens in einem Cafe nieder, um Pannkoeken und ein Eis zu genießen.
Und dann…ein Déjà-vu: Wir werden beobachtet. In Oostende sind die Gauner aber schon stadtbekannt. Auf großen Plakaten wir vor ihnen gewarnt und ganz wichtig: Füttern verboten!!

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Kulturschock

Gegen neun Uhr erreichten wir die Hafeneinfahrt von Oostende. Dietmar hatte für uns einen Platz in der Mercator Marina mitten in der Stadt reserviert. Eine Herausforderung für uns, denn eine Schleuse und drei Klappbrücken trennten uns noch von unserem Liegeplatz. Bei dem schönen Wetter war es schon morgens am Hafen recht voll und so waren wir beim Schleusen und beim Passieren der Brücken die Touristenattraktion. Trotz der vielen Beobachter meisterten wir alle Manöver souverän und erreichten endlich unseren Liegeplatz. Im selben Hafenbecken liegt der Dreimaster „Mecator“, der in Oostende wohl sehr bekannt ist.

Scharen von Touristen spazieren auf der Uferpromenade direkt an unserem Boot vorbei. Alles gepaart mit einer Geräuschkulisse aus Autoverkehr und Großstadtlärm. Ein kleiner Schock nach den ruhigen Häfen in England, die meistens ruhig und etwas abgeschieden mitten in der Natur lagen. Aber auf der anderen Seite auch ein toller Startpunkt für den ersten Ausflug, den wir direkt unternahmen. Mit einem hervorragend belegten Baguette und einem Kaffee konnten wir uns gleich besser mit der Situation anfreunden. So erkundeten wir auch nach einer ausgiebigen Mittagpause weiter zu Fuß die Innenstadt und den nahegelegenen Strand. Den schönen Tag ließen wir beim Abendessen an Bord mit frischen Nordseekrabben und Garnelen entspannt ausklingen. Danach war dann Fußball angesagt, denn auch ein Segelboot bleibt von der WM nicht verschont.

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Unser erstes Land haben wir also schon hinter uns gelassen. Darauf stießen wir entspannt mit einer Dose englischen Ales (Old Speckled Hen) an. Es war eine tolle Zeit auf der Insel, viele neue Eindrücke, eine tolle Natur, London und natürlich besonders die Zeit mit Ann und Tom. Von den beiden haben wir ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk erhalten. Eine Flasche guten, australischen Rotwein mit einer handgeschriebenen Gebrauchsanweisung: „To drink when you are on your travel and think of us“. Die wollen wir uns für einen ganz besonderen Moment aufheben. Und an die Beiden denken wir sowieso viel öfter J auch ohne Wein.

Ein letzter Spaziergang auf der Insel

Wir nutzten den schönen, sonnigen Donnerstag für eine letzte Erkundungstour von Ramsgate Richtung Süden – diesmal zu Fuß. Direkt am Hafen stießen wir auf die Segler-Kirche. Hier werden Segler zu bestimmten Tageszeiten sogar zu einer Tasse Kaffee eingeladen. Da wir aber schon gefrühstückt hatten, blieb dieses Angebot ungenutzt und wir folgten der malerischen Steilküste. Unser Ziel war laut Prospekt der original getreue Nachbau eines Wikingerschiffes, das wir aber leider nicht gefunden haben. War wahrscheinlich ein sehr kleines Boot :-). Da, wo es auf unserer Karte eingezeichnet war, haben wir keinen Hinweis darauf finden können und für großangelegte Suchaktionen fehlte uns heute die Zeit. Gegen sechs Uhr am Abend wollten wir das gute Wetter nutzen und in Richtung Oostende aufbrechen.
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So waren wir gegen 2 Uhr zurück auf der Summer. Ich gönnte mir nach einem leckeren Mittagessen noch ein Stündchen Schlaf, während Dietmar noch einmal seiner Lieblingsbeschäftigung nachging: Bei Yachtausrüster (mehr oder weniger) sinnvolle Dinge für unser Boot einkaufen. Und man sagt immer, nur Frauen gehen gern einkaufen. Da kann ich wirklich nicht bestätigen. Man muss nur die Geschäfte entsprechend auswählen. 
Noch ein paar Emails von der Insel, ein paar Bilder bei Facebook gepostet, dann wurde alles im Boot ordentlich für die nächste Segelstrecke verstaut. Bei bestem Wetter liefen wir bei Niedrigwasser aus. In der Hafeneinfahrt aber blieb uns beinahe das Herz stehen: Der Tiefenmesser zeigt nur noch 1,8 Meter Wasser an. Das sind eigentlich 20 Zentimeter zu wenig bei unserem Tiefgang von 1,95m….langsam und vorsichtig schoben wir uns weiter über den Grund und kamen nach Minuten, die uns wie eine Ewigkeit vorkamen, wieder in tieferes Wasser. Das war knapp, aber ist ja nochmal gut gegangen.

Dies sollte aber für die ganze Segelstrecke die größte Aufregung sein. Auf der spiegelglatten Nordsee segelten wir mit maximal 10 Knoten Wind. Die größte Herausforderung sollte die Querung des großen und vielbefahrenen Verkehrstrennungsgebietes zwischen England und dem Kontinent sein.
Verkehrstrennungsgebiete werden für die Berufsschifffahrt eingerichtet und funktionieren ähnlich wie Autobahnen. Es gibt für jede Richtung einen separaten Bereich. Von Seglern dürfen die Verkehrstrennungsgebiete nur in einem Winkel von 90 ° ± 10 gequert werden und die Berufsschifffahrt hat grundsätzlich Vorfahrt.
Während wir Segler im Normalfall mit 5-7 Knoten Geschwindigkeit unterwegs sind, können die Profis mit Geschwindigkeiten bis 30 Knoten beeindrucken. Es ist ein bisschen so, als würde man mit dem Bobby-Car die Autobahn überqueren. Da heißt es also „Augen auf“ und immer schön das AIS (Automatische Identifizierungs-System) beobachten, dass uns Informationen über die Geschwindigkeit und den Kurs aller Schiffe gibt.

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Sicherheitshalber entscheiden wir uns dieses Teilstück unserer Fahrt auch unter Motor zu machen. So bleiben wir flexibler und sind auch schneller.
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Ich habe den spannenden Teil dieser Überfahrt aber verschlafen. Als mich Dietmar um vier Uhr morgens weckte, hatten wir gerade die andere Seite erreicht. Zusammen setzten wir noch die Segel und nahmen parallel zur Küste Kurs auf Oostende.

Inselerkundung mit gierigen Plagegeistern und einigen Höhen und Tiefen

In Ramsgate beginnt der Fahrverkehr morgens um halb sechs. Leider mussten alle Fähren direkt an unserem Liegeplatz vorbei was dazu führte, dass die Summer ziemlich heftig an ihren Leinen zerrte und der Schwell laut gegen unsere Bordwand schlug. Somit begann unser Tag in diesem Hafen einmal deutlich früher 🙂 als gewöhnlich. Nach einem ausgiebigen Frühstück gingen wir mit den Fahrrädern auf Entdeckungstour Richtung Norden, immer entlang der Küstenstraße. Nur mussten wir feststellen, dass wir an dieser Steilküste nicht wie beim letzten Mal entspannt ohne große Höhenmeterunterschiede unterwegs sein konnten.  Im Klartext, jeder entspannten Talfahrt folgte leider auch ein anstrengender Aufstieg. Heute freuten wir uns über jeden der 8.Gänge unserer Klappräder. Aber ein bisschen Fitnesstraining schade ja sicher nicht, denn Segeln arbeiten ja mehr die Arme als die Beine.

Die Küste nördlich von Ramsgate und die Stadt selber haben uns sehr gut gefallen. Viele alte Gebäude reihten sich entlang der Küste, eines schöner als das nächste. Dazwischen Badestrände, die wir hier so nicht erwartet hätten. Ein idealer Platz zum Verweilen.

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Unser Mittagessen (mal ganz klassisch englisch: Fish & Chips und Beef Burger) genossen wir am Wendepunkt unserer Tour. Draußen auf der Terrasse hatten es aber auch große geflügelte Schmarotzer auf unser Essen abgesehen. Wir wurden auf jeden Fall die ganze Zeit scharf beobachtet und fast fühlten wir uns ein bisschen bedroht. Diese verfressenen Nordsee-Möwen sind nämlich erschreckend groß und wahrscheinlich auch bissig 🙂

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Den sommerlichen Tag ließen wir nach eine kurzen Stadtbummel dann bei einem Bier und sommerlichen Temperaturen an Deck ausklingen. Am Donnerstag steht die Überfahrt nach Oostende/Belgien an. Da wir über Nacht den englischen Kanal mit dem vielen Schiffsverkehr  überqueren wollen, kann es nur gut sein, auch vernünftig ausgeruht in den nächsten Tag zu gehen.

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Ein perfekter Wetterbericht – und was wirklich passierte

Für heute hatten wir laut Wetterbericht das perfekte Wetter für die Fahrt nach Ramsgate: Wind 3-4 aus West, später auf Südwest drehend. In Böen bis 5. Klar und sonnig, kein Regen.

Nach ausführlicher Betrachtung der Gezeiten, wollten wir gegen neun Uhr los, damit wir Ramsgate am Abend auch mit einlaufendem Wasser erreichen. Also hieß es um halb neun: Leinen los und noch kurz Diesel bunkern an der anderen Hafenseite. Nachdem wir es dann endlich geschafft hatten, den Hafenmeister zu finden und unseren Tank wieder aufzufüllen, kam ein Polizist an unser Boot: „Good morning, I`ll check your boat“ J Ok, wir haben ja nichts zu verbergen und geschmuggelt haben wir auch nicht. Dann mal rein mit dem jungen Mann in die gute Stube. Ein endloses Formular später wurden wir mit den besten Wünschen wieder entlassen. Mit einer halben Stunde Verspätung ging es dann raus in dem River Chrouch. Von den versprochenen 3 Windstärken war leider nur die Hälfe vor Ort. Gut, dachten wir, dann können wir ja endlich den Parasailor ausprobieren. Als alle Leinen fertig vorbereitet waren, standen dann doch plötzlich über 12 Konten Wind auf der Anzeige– also alles wieder einpacken L-was soll’s. So rostet man wenigstens nicht ein.

Mit gutem Tempo folgten wir unserer geplanten Route. Dann aber gegen Mittag mussten wir beobachten, dass sich langsam um uns herum dunkle Wolken zusammenzogen. Der Wind schlief ein. Na prima! Noch schien über unserem Boot die Sonne, also entschlossen wir uns zu einer ausgedehnten Mittagspause mit Angeleinlage (leider erfolglos) und harrten der Dinge, die da kommen sollten. Die kamen aber – Gott sei Dank – nicht. Der Wind kann wieder, die Wolken lösten sich auf und vor uns kam ein Windpark in Sicht, den ich in meiner Planung wohl übersehen hatte. Wie ärgerlich L Also legten wir eine neue Route fest über ein Flach. Das Überfahren von flachen Stellen, die bei Tide zu Sandbänken werden, ist einfach nichts für meine Nerven. Obwohl die Wassertiefe auf jeden Fall ausreichend für unsere 2m Tiefgang gewesen wäre, hielt ich bis zur anderen Seite den Atem an.

Das letzte Viertel des Weges meinte es der Wind dann doch wieder ziemlich „gut“ mit uns. Oder vielleicht war es auch eine einzige, drei Stunden dauernde Böe mit 20 Knoten, die uns zügig zu unserem Hafen pustete. Wieder einmal war es weitaus anstrengender als wir geplant hatten. Mit mehr als sieben Knoten Speed am Wind, gegen eine kurze, steile und hohe Nordseewelle bolzen , schaufelt hunderte von Litern salzigen Nordseewassers über das Deck. Für die letzten 4 Seemeilen bis zur Ansteuerungstonne gönnten wir uns die Fahrt unter Motor. Kurz nach acht lagen wir längsseits am West-Steg in Ramsgate mit 5 Festmachern sicher vertäut.

Summer in Ramsgate

Jungfernfahrt mit dem Bananaboot und Katja steigt in den Mast

Wie gewohnt begann der Tag mit einem leckeren Frühstück nachdem wir uns heute schon um 9:00 aus der Koje gekrabbelt sind. Gleich danach stand der Besuch vom örtlichen Yachtausrüster auf dem Programm. Das ist wie die Verlängerung von weihnachtlicher Vorfreude für den Mann 🙂 Seit Tagen quält mich der Gedanke, wie ich in den schlappen Kugelfender wieder mehr Luft hinein bekomme, damit er eben besser bei zu ruppigen Anlegemanövern die edle Bootshaut besser abfendern und somit schützen kann. Die Lösung war eine Fahrradluftpumpe mit einem anderen Adapter (gefunden bei dem Yachtausrüster) zu bestücken und dann kräftig zu pumpen. Ein Hoch auf das Improvisationstalent!

Projekt Bananaboot

Projekt Bananaboot

Derart in Hochstimmung haben wir das Projekt Bananaboot in Angriff genommen. Es handelt sich dabei um ein geniales Faltboot, welches in Deutschland produziert wird und unzerstörbar sein soll. Wenn scharfe Korallenköpfe aus Schlauchbooten „Rasierpinsel“ machen, soll das Bananaboot keine Probleme bekommen. Wir werden es irgendwann herausfinden und berichten. Nach einer guten Stunde waren alle Anbauteile da wo sie hingehören, der nagelneue Yamaha hing am Spiegel und das Boot war fertig für die erste Ausfahrt.

Frau lässt sich fahren

Frau lässt sich fahren

Flussfahrt im Bananaboot

Flussfahrt im Bananaboot

Der Motor sprang an und schon ging es los. Hat das Laune gemacht! Sogar einen Seehund konnten wir für einige Nahaufnahmen auf „Augenhöhe“ begeistern. Nach gut einer Stunde war die Probefahrt erfolgreich beendet. Wir mussten uns beeilen weil ein Gewitter im Anmarsch war. Schnell noch das Boot mit Süsswasser abgewaschen, Motor wieder an den Heckkorb gehängt und dann alles wieder sicher gelascht und verstaut.
Am Nachmittag wurden die Rucksäcke geschultert und es ging zum TESCO Supermarkt, um den Proviant wieder zu ergänzen. Nervig sind immer nur die vielen Trinkflaschen im Gepäck.

Capitana im Mast

Capitana im Mast


Man ist der klein :-)

Man ist der klein 🙂


Alle guten Dinge sind drei! Somit war Katja heute endlich motiviert in den Mast zu steigen. Eine unserer Fallen (Leinen) hatte sich um die Radarantenne gewickelt und musste befreit werden, bevor es noch eines der empfindlichen Kabel beschädigt. Doppelt gesichert ging es zügig hinauf und das Fall war klariert. Da hat sich die Katjas Klettergarten-Erfahrung wirklich bezahlt gemacht. Es waren immerhin schon 7 Meter Höhe.
Ein sehr gutes englisches Steak mit Salat und frischem Obst zum Dessert rundeten den Abend ab. Katja hat noch einmal unsere Routenplanung für das nächste Ziel, den Hafen Ramsgate, überprüft. Wind, Wetter und Strom scheinen perfekt zu sein. Abfahrt soll morgen 8:30 sein.

Ein ganz normaler englischer Sommertag

Heute haben wir alles Mal etwas gemütlicher angehen lassen. Der gestrige Segeltag hat uns doch ziemlich geschlaucht. Also ausschlafen und schön frühstücken, aber nicht englisch :-). Die Bordküche hatte Rührei und Bagel im Angebot, dazu frisches Obst, Tee und Kaffee satt.

Nachdem wir noch einige Zeit mit lesen und Emails schreiben vertrödelt hatten, wurde es Zeit, endlich einmal die weiter entfernt liegende Gegend zu erkunden. Schnell die Räder entfaltet und auf Richtung See. Nach mehr als zwei Wochen in England rechneten wir uns gute Überlebenschancen im Linksverkehr aus. Über zwei Stunden radelten wir kreuz und quer durch die Gegend. Es war toll, einmal wieder mit dem Rad unterwegs zu sein. Obwohl ich mir sicher bin, dass ich es morgen bestimmt bereuen werde. Leider führte keiner der Wege die wir ausprobiert hatten dann auch letztendlich auch zum Meer. Aber das war eigentlich auch egal. Der Weg war das Ziel. Und der war für den ersten Tag mehr als ausreichend 🙂

Auf dem Rückweg stolperten wir eher zufällig über eine bezaubernde, alte Kirche mit einem verfallenen Friedhof namens „St. Mary The Virgin“. Im Innenraum der Kirche wurden wir aufs Freundlichste empfangen. Zwei Lady führten uns gleich durch den gesamten Innenbereich und erklärten uns sämtliche Besonderheiten und geschichtliche Hintergründe. Als wir den Beiden erzählten, dass wir mit dem Segelboot um die Welt reisen würden und England unsere erste Etappe ist, wurden wir direkt mit Ausflugstipps für die nächsten Tage versorgt. Erst nachdem wir uns ins Gästebuch eingetragen und eine Visitenkarte von uns überreicht hatten, durften wir weiterradeln 🙂 Es ist immer wieder schön, so nette und interessierte Menschen zu treffen. Meistens geschieht das überraschend und unerwartet!

St. Mary The VirginKirchenfensterDer Chef und unsere Fahrräder

Fazit des heutigen Tages:

Auch wenn mir schon seit langem der Hintern nicht mehr so wehgetan hat wie heute (und Dietmar ging es genauso), war es ein toller Tag. Warum wir vorher so selten mit dem Rad unterwegs waren, wird mir immer weniger klar. Ab jetzt machen wir das öfters und zwei neue bequemere Fahrradsättel stehen seit heute auch ganz oben auf der Wunschliste 🙂

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Eine unruhige Nacht, haarige Gesellen und eine windige Überfahrt

Freitag 6. Juni: Das Klingeln des Weckers um 6:00 war schon sehr ungewöhnlich, da wir uns in den vergangenen Wochen daran gewöhnt haben, einfach so lange zu schlafen, bis sich die Augen von allein öffnen. Nicht so heute, da wir ablaufendes Hochwasser benötigen, um mit dem Strom zügig Richtung Nordsee zu gelangen. Um 7:00 hieß es Leinen los und ab in die Schleuse von Ipswhich Harbour. Der Schleusenwärter war wieder einmal sehr freundlich, wie es die Art der Engländer anscheinend auch schon früh am Morgen ist. Bei bestem Wetter und viel Sonnenschein ging es dann zügig den Orwell River flussabwärts, wieder in Richtung Nordsee. Neben dem Steuerrad stand eine dampfende Tasse Kaffee und ein leckerer Bagel zum Frühstück.

Roughs Tower

Roughs Tower

Der Weg auf die offene See hinaus führt unmittelbar an „Roughs Tower“ vorbei. Ursprünglich war das eine militärische Seefestung aus dem zweiten Weltkrieg. In den 60ern wurden vom Tower „Piratensender“ betrieben. 1965 hat Paddy Roy Bates den Tower zum unabhängigen Fürstentum „Sealand“ proklamiert und ernannte sich selbst und seine Frau (eine ehemalige Miss England) zu uneingeschränkten Herrschern. Es gibt sogar eine eigene Währung. Es lohnt sich bei WIKIPEDIA einmal die bewegte Geschichte zu nachzulesen. Der Jahrgang 1965 scheint besonders gut gewesen zu sein 🙂
Nach einem schönen Segeltag sind wir auf Empfehlung eines Seglers, den wir in der Suffolk Marina kennengelernt haben, in den Hamford River eingelaufen. Kurze Zeit später waren dann auch der Anker und 35m Kette ausgebracht und wir hingen sicher am „Haken“.

Seehund auf Jagd

Seehund auf Jagd

Tatsächlich, der Mann hatte die Wahrheit gesagt. Links und rechts von uns tauchten 5 lustige und haarige Gesellen aus den Fluten auf. Es ist einfach eine ganz andere Nummer, wenn man den Tieren in freier Natur begegnet. Die Freude war riesengroß und wir hatten das beste Abendprogramm, dass man sich wünschen kann.

Sonnenuntergang im Hamford Water

Sonnenuntergang im Hamford Water

Mit diesen Bildern sind wir dann zeitig in die Koje gegangen. Zumindest mein Vertrauen in den Anker war groß genug, dass ich gut schlafen konnte. In der Nacht hatten wir ein Gewitter und mal wieder viel Wind zwischen 15-18 Knoten. Unsere Summer hat jedenfalls ganz schön an der Kette „getanzt“ und Katja kaum geschlafen. Das Einzige was mir etwas im Magen lag war, dass ich in der Bilge im Motorraum ca. 10 Liter Seewasser abpumpen musste. Wie kam das Wasser nur ins Schiff? Motor und Seeventile waren dicht. Lösung: Die Dichtungen der Backskisten sind nicht dicht genug, wenn beim Segeln zu viel Seewasser über das Deck kommt.
Samstag: Anker auf und Frühstück auf See. So war es auch heute morgen. Unser Tagesziel war die Marina „Burnham Yacht Harbour“ im „River Crouch“. Nach dieser Überfahrt haben wir beschlossen, uns noch intensiver mit dem Thema Wetter und Routenplanung auseinander zu setzen. Angesagt waren 3-4 Beaufort und Boen mit 5-6 Windstärken. Nach dem Motto „passt schon“ und es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, habe ich mir auch keine weiteren Gedanken mehr gemacht. Katja schlief unter Deck  und ich hatte eigentlich alles ganz gut im Griff. Das Großsegel wurde rechtzeitig gerefft und die Krängung des Bootes (Schräglage) war somit im grünen Bereich. Irgendwann ging es dann allerdings los. Die Coast Guard begann für die Berufsschifffahrt Warnhinweise wegen Starkwind (Galewarning) und hohem Schwell (Dünung) zu senden. Den Höhepunkt erreichten wir gegen 11:00 als die Anzeige beständig 25-30 Knoten Windgeschwindigkeit anzeigte. Der Wind stand genau gegen den Strom und das verursacht dann kurze und hohe Wellen. Wir mussten leider genau gegenan segeln, da sich in Lee (Windschatteseite) zahlreiche Untiefen befanden. Es war sehr nass und das Deck wurde ständig von Seewasser überspült. Katja kam dann irgendwann an Deck und meinte nur: „Finde ich heute gar nicht so schlimm! Wahrscheinlich bin ich schon abgehärtet….“

Seehunde  im CROUCH River

Seehunde im CROUCH River

Regatta im Crouch River. In UK ist Segeln Volkssport

Regatta im Crouch River. In UK ist Segeln Volkssport[]Burnham Yacht Harbour Burnham Yacht Harbour


Um exakt 16:50 haben wir unsere Summer dann am Steg B40 angelegt. Nach einem Anlegerbier und einem Besuch beim Hafenmeister war ein kleiner Ausflug zu Fuß in die Stadt angesagt. Der Seegang in den Beinen hat uns heute sehr zu schaffen gemacht. Ich hatte ständig das Gefühl mich an irgendetwas festhalten zu müssen 🙂 Nach der Rückkehr an Bord hat unsere Sumsi eine ausgiebige Süsswasserdusche bekommen. Sozusagen als Wiedergutmachung für die salzige Überfahrt!

Stadtbummel

Stadtbummel

Gartengestaltung

Gartengestaltung

Ebbe

Ebbe

 

Burnham City

Burnham City

Burnham

Burnham

Über der Stadt und der Hafen lag ein Mantel aus Stille und Frieden. Wieder einmal macht sich ein Gefühl von „hier will ich bleiben“ breit. So ähnlich fühlt es sich wohl an, wenn jemand mit der Welt im Einklang ist. Einfach schön!

Eine Reise nach London

Wir liegen seit 2 Tagen in der Marina von Ipswhich. Wir sind nicht so recht von der Stelle gekommen, da uns ein durchziehendes Tiefdruckgebiet an einer Weiterfahrt gehindert hat. Tiefdruckgebiete bedeuten in der Regel Regen und viel Wind. Beides sind Wetterbedingungen die Segler genauso wenig mögen wie ein normal empfindender Mensch einen Zahnarztbesuch. Nach dem Motto „wir machen aus der Not eine Tugend“, stand heute ein Besuch der Hauptstadt Englands auf dem Programm. Pünktlich um 8:30 waren die Wanderschuhe an den Füßen, die Akkus der Kamera geladen und die Rucksäcke auf den Rücken geschnallt. Das Verkehrsmittel unserer Wahl war der Zug, der uns nach gut einer Stunde Fahrt bis in das Zentrum von London, zur Liverpool Street, gebracht hat. Katja hatte organisatorisch mal wieder alles im Griff und ich bin Ihr wie immer vertrauensvoll gefolgt. Hätte da nur nicht diese dämliche Bank, mit Ihren Brettern aus Eisenholz in Schienbeinhöhe, mitten im Weg gestanden! Man hat das weh getan, als ich mit Vollgas gegen das Ding gelaufen bin und mit einen galanten „Flachköpper“ über die Bank, vor den Augen der anderen Touristen, im Sand gelandet bin.  „Aua-Aua“ kann ich nur sagen! Wenig später ging es aber los mit unsere Rundreise. Erster Anlaufpunkt war die Towerbridge, die wohl jeder aus dem Englischunterricht kennt.

Towerbridge

Towerbridge

Nach gut zwei Stunden Fußmarsch und einer leckeren Tasse Kaffee am Yachthafen haben wir beschlossen, mit einem Riverboat bis nach Westminster die Themse hinauf zu fahren. Der arme Dampfer musste ganz schön gegen die Strömung des ablaufenden Wassers kämpfen.

Anleger vom Riverboat

Anleger vom Riverboat

Es war nicht nur eine Wohlfahrt für die Füße, sondern auch eine Freude für die Sinne.
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Das "Eye of London"

Das „Eye of London“

Stil haben die Engländer auch

Stil haben die Engländer auch

Flusslandschaft

Flusslandschaft

Nach gut 45 Minuten sind wir dann angekommen und weiter ging es zu Fuß in die Stadt. Vielleicht ist uns das Glück ja noch einmal hold und Prinz Harry erinnert sich an unser Treffen auf der Suffolk Agriculture Show. Eine Tasse Tee wäre da doch wohl mindestens angebracht. Doch zunächst einmal musste Katja bei den Wachleuten einen guten Eindruck hinterlassen.

Katja hat den Wachmann vor dem

Katja hat den Wachmann schon einmal freundlich gestimmt

Doch hier war Harry nicht zu finden also weiter zur nächsten Station.

 "Golden Tower"

„Golden Tower“

Garten vor dem Buckingham Palace

Garten vor dem Buckingham Palace

Ein harter Job: Wachmann vor dem Palace

Ein harter Job: Wachmann vor dem Palace

Teatime was over und das Tor blieb zu! Schade!

Teatime was over und das Tor blieb zu! Schade!

Wir haben dann noch einen kleinen Spaziergang zum Picadilly Circus, Hide Park und Courts Garden gemacht. Die Parkanlagen sind extrem gut gepflegt und haben auch sonst einen sehr guten Eindruck gemacht.

Drollige Eichhörnchen fressen sogar aus der Hand

Drollige Eichhörnchen fressen sogar aus der Hand

Genauso positive war unser Gesamteindruck von London nach einem Aufenthalt von gut 9 Stunden und 20.000 Einheiten auf dem Schrittzähler! Sicher waren die Eindrücke teilweise „erdrückend“ nach den vielen ruhigen Tagen auf dem Wasser, aber es war ein sehr lohnenswerter Besuch dieser sehr interessanten und schönen Stadt. Wir können jedenfalls nur Bestes berichten und eine klare Empfehlung zu einer Nachahmung aussprechen! Am Ende des Tages, kurz bevor wir in den Zug gestiegen, sind haben wir noch einen lustigen bunten „Vogel“ gesehen..

So kann man die Leute auch ins Geschäft locken

So kann man die Leute auch ins Geschäft locken

Morgen geht es um 7:00 früh wieder los. Wir wollen das Hochwasser nutzen, um mit ablaufendem Wasser wieder zurück in die Nordsee zu gelangen. Die kommende Nacht wollen wir in einem Fluß, dem Hamford River vor Anker die Nacht verbringen. Dort soll es sogar Seehunde geben. Ganz sicher haben wir dort aber kein WLAN und deshalb musste der Bericht noch heute fertig werden 🙂 Es ist jetzt 23.42 Uhr und der Skipper macht jetzt Schluss. Gute Nacht!