Kategorie-Archiv: Teneriffa

Zurück auf die SUMMER

Samstag war es dann endlich soweit. Fast vier Wochen waren doch schneller ins Land gegangen als erwartet. Um acht Uhr in der Früh startete mein Flieger vom Flughafen Köln/Bonn. Bevor ich mich in die Schlange der Sicherheitskontrolle einreihte, kaufte ich noch ein frisches Vollkornbrot, ein letztes Mitbringsel aus dem kalten Deutschland.

Für meinen Rückflug hatte ich extra 20 Kilo Übergepäck angemeldet. Dies ist bei Norwegian Airlines deutlich günstiger als ein Paket auf die Kanaren zu schicken J und auch noch sicherer und schneller. Die letzte Woche in Deutschland hatte ich nämlich nicht nur genutzt, um unsere Steuererklärung vorzubereiten. Nebenbei habe ich auch eine längere Einkaufsliste abgearbeitet. So hatte ich neben den von Dietmar bestellten Ersatzteilen für unsere SUMMER folgende Dinge im Gepäck: Sechs Dosen Weißwürste, 2 Dosen Ragout Fin, ungefähr zwei Kilo löslichen Cappuccino in verschiedenen Geschmacksrichtungen, verschiedene fertige Salatdressings und Gewürze, ungefähr zwei Kilo Nidegger Marzipan (auch in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen :-)), verschiedenste Medikamente gegen allerlei „Wehwehchen“, eine umfangreiche Auswahl aus der aktuellen DVD-Bestseller-Liste und verschiedenen Kosmetika, die eine Frau dringend zum Überleben braucht :-). Es ist schon erstaunlich, welche Dinge des alltäglichen Lebens man im Ausland so vermisst.

Pünktlich um halb zwölf landete mein Flieger auf Teneriffa. Am Gepäckband konnte ich meinen Kapitän schon draußen warten sehen. Mein einer Koffer aber ließ erstaunlich lange auf sich warten, so dass ich fast eine der letzten war, die endlich den Flughafen verlassen konnte. Draußen konnte ich dann endlich meinen bärtigen Seebären wieder in die Arme schließen. Vor uns hatte die Crew eines Kanarischen Fliegers mit wunderschönen Stewardessen bereits den Flughafen verlassen 🙂

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Mit dem Mietwagen ging es dann erstmal zurück zu unserer SUMMER. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme war klar: Heute war ein guter Tag für einen Großeinkauf. Im Kühlschrank herrschte zwar noch nicht ganz gähnende Leere, aber der Anteil an frischen Lebensmitteln lag deutlich unter fünf Prozent 🙂

Am späten Nachmittag zog es Dietmar nochmal auf die Kart-Bahn, um einigen Engländern eine Abreibung zu verpassen. Gut, dass ich wieder da war. Es wurde doch dringend ein geeigneter Fotograf zur Dokumentation des heldenhaften Rennsieges benötigt :-). Und genau so war es dann auch. Das zweite Kart kam 59 Sekunden nach ihm ins Ziel.

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Da wir sowieso schon unterwegs waren, machten wir anschließend noch einen Ausflug nach La Galletas, um uns noch ein bisschen die Füße zu vertreten. Trotz des wolkenverhangenen Himmels hatte das Wetter noch ein Einsehen mit uns und verschonte uns vom Regen, obwohl es eigentlich den ganzen Tag danach aussah. Zurück auf der SUMMER wurde Dietmar dann mit einem ordentlichen, frischen Abendessen verwöhnt und musste die Fotos der ersten beiden Afrika-Tage über sicher ergehen lassen. So schnell war der erste Tag vorüber, wieder zurück auf unserer SUMMER.

Die nächsten beiden Tage waren regnerisch und windstill. Unsere Ausflugsversuche unterband das Wetter durch ergiebigen Dauerregen. So nutzen wir die Zeit, die mitgebrachten Sachen ordentlich zu verstauen, zu lesen und zu faulenzen. Für Dienstag und Mittwoch erwarteten wir ein geeignetes Wetterfenster, um in zwei Etappen nach La Palma zu segeln. Bis dahin sollte ja alles fertig vorbereitet sein.

Strohwitwers Glück

Heute um 06:15 klingelte der Wecker und zum erstem mal seit Monaten schaltete Katja das Licht in der Kabine ein bevor die Sonne aufgegangen war. Spontan habe ich mich gefragt, wie ich das frühe Aufstehen zu dieser unchristlichen Zeit über so viele Jahre so gut verpackt habe. Um 6:45 saß meine bessere Hälfte dann auch schon im Taxi zum Flughafen.

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Nun war es amtlich, dass meine Zeit als Strohwitwer an Bord der SUMMER für die nächsten 4 Wochen tatsächlich angebrochen war. Zurück an Bord habe ich dann brav nach den strikten Anweisungen meiner Chefin den Brotbackautomaten mit Wasser und einer Backmischung befüllt und dann entspannt dem lustigen Treiben mit einer entsprechenden Geräuschkulisse aus dem Segensbringer zugesehen. Das Ergebnis ließ sich sehen! Der leckere Laib Brot wurde zusammen mit 3 selbst gebratenen Eiern einer ausgiebigen Qualitätskontrolle unterzogen. Tolle Sache so ein Gerät und ich habe mir damit den Weg zum örtlichen Bäcker gespart. Faule Socke! 🙂

Die Zeit habe ich dafür lieber im Werftbereich der Marina verbracht, wo heute das Boot von unserem Stegnachbarn Ernst und seiner Frau aus dem Wasser gehoben werden sollte. Wie sich herausstellte war das eine durchaus spannende Angelegenheit denn das Achterstag musste komplett gelöst werden, damit die 42 Fuß Yacht unter den Bootslift passte. Das Achterstag spannt ja den Mast nach hinten ab und verhindert, dass er nach vorn kippen kann. Ging aber alles gut und nach 1,5 Stunden war der Fisch geputzt wie man in Norddeutschland zu sagen pflegt. Derweil Ernst bei der Aktion Blut und Wasser geschwitzt hat und richtig Action hatte, habe ich mich mit seiner Frau Mary nett am Ort des Geschehens unterhalten 🙂

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Danach gab es dann auf das erfolgreiche Unterfangen ein Bier für jeden der Beteiligten. Für den Skipper, Skippers Frau, dem Helfer Patrick, den Marineros und auch für mich in meiner Rolle als Zuschauer. Ich habe wahrscheinlich eines abbekommen weil ich die Klappe gehalten habe und keine „klugen Ratschläge“ gegeben habe 🙂

Am Nachmittag habe ich die Rahmen unseres Luks im Vorschiff abgeschliffen und neu lackiert. Alles Arbeiten die einigen Staub verursachen und wo es besser ist wenn die Chefin nicht an Bord ist.

Heute Abend sind Ernst und Patrick bei mir zu Gast. Ernst hatte den Vorschlag gemacht, dass er uns ja ein paar seiner Filme von seinen Segelabenteuern in Südamerika zeigen könnte. Er ist sogar schon um Kap Horn gesegelt und ich freue mich schon auf ein paar neue Anregungen für unsere eigene Reise. Immerhin hat Ernst schon mehr als 60.000 Seemeilen (!)  mit seiner Yacht geloggt und ist davor 11 Jahre zur See gefahren. Er sagte mir, dass er schon mindestens 20x durch den Panamakanal gefahren ist und er das niemals mit seiner eigenen Yacht machen würde. Er würde immer wieder Brasilien, Chile, Patagonien und Argentinien den Vorzug geben. Wie gesagt, ich freue mich auf heute Abend! Mal sehen, was Katja sagt wenn ich Ihr diese Route „wärmstens“ ans Herz legen sollte 🙂

 

Ein dicker Fisch an der Leine

Das neue Jahr begann genauso gut, wie das alte aufgehört hatte. Während wir nach den anstrengenden Feiertagen faul unter Deck Kaffee tranken, wurden wir auf ein Pärchen am Steg aufmerksam, das Bilder von unserer SUMMER machte. Sehr verdächtig! Dietmar ging direkt mal raus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Kurze Zeit später saßen wir bei uns an Bord zusammen und unterhielten uns prächtig. Peter und Manuela von der SY MELODY lagen nur zwei Stege von uns entfernt. Sie verbringen im Winter immer zwei Monate auf Ihrer ETAP 37 auf den Kanaren. So folgte einer Einladung zum Neujahrskaffee auf der MELODY eine Weinprobe auf der SUMMER. Auch als der befreundete Segelkollege Falk an Bord der MELODY kam, fanden wir doch eigentlich jeden Tag einen Grund und eine Gelegenheit, ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen, während wir auf ruhigeres Wetter warteten.

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So stand auch schon fest, dass wir am Montag beide mit dem Ziel La Gomera den Hafen von San Miguel verlassen würden. Zwar wollten wir nach San Sebastian und Peter und Manu nach Valle, aber immerhin 🙂

Der Weg bis San Sebastian auf La Gomera ist mit 30 Seemeilen eine sehr angenehme, fast kurze Tagestour. Wir schliefen etwas länger und machten uns gegen neun Uhr auf den Weg. Vor dem Hafen stand noch die Welle der letzten stürmischen Tage und schaukelte uns anfangs gehörig durch. Irgendwie machte es den Eindruck, dass es keine schöne Überfahrt werden würde:-( Aber schon nach kurzer Zeit segelten wir mit Wind und Welle von achtern unserem Ziel entgehen. Auch die Sonne zeigte mal wieder ihre wunderbare Kraft und bald saßen wir beide in kurzen Hosen im Cockpit. Dies entschädigte uns voll und ganz für den nassen und ungemütlichen Silvestertörn.

Die SY MELODY war etwas vor uns gestartet. Nach einiger Zeit hatten wir aber den Vorsprung deutlich verkleinert können. Jetzt war sie in Richtung Valle abgedreht, während wir weiter Kurs Richtung San Sebastian liefen. So beschlossen wir, Peter, Manu und Falk per UKW-Funk noch einen letzten Gruß mit auf den Weg zu geben. Aber anscheinend sollten sich unsere Wege noch nicht trennen, eher waren wir kurze Zeit später sogar noch enger verbunden. Wegen eines Motorproblems forderte die MELODY Schlepphilfe an und hing schon bald darauf mit einer stabilen und langen Schleppleine sicher vertäut an unserer Heckklampe auf der Steuerbordseite. Das Manöver hatte problemlos geklappt und unsere SUMMER schleppte die Yacht ohne große Mühe. So legten wir die restlichen zwölf Seemeilen nach San Sebastian unter Motor mit 5,2 Knoten Geschwindigkeit zurück. Am Haken hatten wir hinter uns den dicksten Fisch, den Dietmar jemals an der Angel hatte 🙂

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In der Hafeneinfahrt ließen wie die MELODY aber doch wieder vom Haken und sie schaffte die letzten Meter aus eigener Kraft. Jetzt war aber Ursachenforschung angesagt. Schon auf dem Wasser hatten Peter und Falk gemeinsam versucht herauszufinden, warum kaum noch Kühlwasser aus dem Abgassammler heraus kam. Nachdem die einfachen Ursachen des Problems ausgeschlossen waren, mussten die Herren wohl noch etwas tiefer graben. Nach gut einer Stunde war das Problem dann behoben. Vor dem Wärmetauscher des Motors hatten NEUN abgebrochene Impellerflügel den Wasserfluss fast komplett unterbunden. Die Wartung des Maschine hatte Peter immer in Auftrag gegeben und auf eine saubere Ausführung der Arbeit vertraut. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Gummiflügel eines Impellers abbrechen aber diese aus dem Kühlkreislauf nicht zu entfernen ist ein absolutes Unding. Ein Impeller hat insgesamt nur 5 Flügel und die Vermutung liegt sehr nahe, dass die Überreste von mindestens 3 verschiedenen Impellern stammen. Dietmar war schwer entsetzt über den miesen Mechaniker und Peter heilfroh, seine Maschine vor dem sicheren Hitzetod bewahrt zu haben. Falk hatte also mit seiner Vermutung richtig gelegen, dass das Problem am Wärmetauscher zu finden sein müsste.

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Die Maschine und somit auch der Abend war gerettet und unsere zuverlässige SUMMER hatte uns eine Einladung zum Abendessen verdient. Gegen sieben Uhr machten wir uns auf in die Inselhauptstadt, die sich direkt an die Marina anschloss. Noch war alles weihnachtlich beleuchtet und am Hauptplatz war ein großes offenes Zelt aufgebaut, in dem sich schon ganz viele Kinder versammelt hatten. In Spanien ist es Tradition, dass die Weihnachtsgeschenke erst von den „Heiligen Drei Königen“ in der Nacht zum sechsten Januar gebracht werden. Deshalb warten hier also so viele kleine Erdenbürger schon ungeduldig auf den Festumzug mit Musik, der hier vor diesem Zelt enden sollte. Keine 100 Meter weiter standen wir schon mitten drin.

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Zuerst kamen die Musiker, gefolgt von vielen lebensgroßen Spielzeugfiguren und zu guter Letzt kamen die Gesandten aus dem Morgenland. Wunderschön kostümiert und stilecht auf Kamelen reitend, zogen die Könige an uns vorbei.

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Da wir wohl keine weiteren Weihnachtsgeschenke erwarten durften, suchen wir uns ein nettes Lokal und bestellten für die gesamte Truppe Fisch satt. Das Essen war hervorragend. Nochmal vielen Dank für die nette Einladung an Peter und Manu. Wir helfen immer wieder gern 🙂 Leider wurde der lustige Abend durch einen DJ, der vor dem Nachbarladen seine Anlage aufgebaut hatte, früher beendet als es uns lieb war. Vor dem Nachtisch verließen wir das Restaurant auf der Flucht vor dem eintönigen Techno-Gedudel. Aber ganz ohne etwas Süßes sollte der Abend nicht zu Ende gehen. Auf dem Marktplatz lernten die die kanarische Spezialität „Barraquito“ (Wikipedia: Spezialität auf den Kanareninseln Teneriffa, La Palma und La Gomera, wird in einem Glas serviert und besteht aus drei Schichten: Kondensmilch, Espresso mit einem Schuss Likör oder Tía María und einem Stück Zitronenschale und aufgeschäumter Milch, die noch mit etwas Zimt bestreut wird.) kennen und lieben 🙂

Plan B

Als morgens um sieben Uhr der Wecker klingelte, waren wir beide hoch motiviert und kurz nach acht durfte ich bei Windstille das Ablege-Manöver fahren. Es war wirklich schon lange her, dass ich das letzte Mal beim Ablegen am Steuer unserer SUMMER gestanden hatte. Von der Ostsee bis zu Kanaren bin ich eher für die Leinen zuständig gewesen. Ich fühlte mich schon etwas nervös mit dieser ungewohnten Aufgabe, aber alles klappte ohne Probleme. Das wollten wir ab sofort öfter machen, damit jeder im Notfall auch für den anderen einspringen kann.

Ich steuerte unsere SUMMER aus dem Hafen und wir konnten auch recht bald die Segel setzen, da der Wind günstig stand. Anfangs freuten wir uns über die einsetzende Brise, aber der Wind nahm ständig weiter an Stärke zu. Hinzu kam eine kurze, hohe Welle direkt von vorn. Bald war das gesamte Decke nass vom übergehenden Wasser und die SUMMER stampfte heftig gegen die Wellen an. Mit dem Kurs und der Geschwindigkeit würden wir Silvester wohl auf dem Wasser verbringenL! So war das aber nicht geplant! Als die Böen von bis zu 7 Beaufort immer heftiger wurden, holten wir die eh schon stark gerefften Segel ein und versuchten, unter Motor weitere Meilen in Richtung Santa Cruz gut zu machen. Aber auch mit dieser Strategie kämpften wir auf verlorenem Posten. So entschieden wir uns nach fast zwei Stunden Rodeo auf dem Meer, umzudrehen und zurück nach San Miguel zu fahren. Der Rückweg war dann wieder ein Genuss. Vor Wind und Welle ging es zügig voran, im Schiff herrschte wieder Ruhe und wir genossen die Fahrt.

Nach unserem Ausflug machten wir wieder auf unserem angestammten Liegeplatz fest. Jetzt war es Zeit für Plan B!!! Trotz der schlechten Prognosen wegen der vielen Urlauber einen Mietwagen zu bekommen, riefen wir bei unserer Autovermietung an und hatten Glück. Für zwei Tage hatten sie noch einen Wagen frei. Es war zwar ein 7-Sitzer, der uns eigentlich viel zu groß war. Aber der Preis war ok und damit war unser Problem gelöst.

Keine halbe Stunde später hatten wir die Formalitäten erledigt und der Wagen stand auf dem Parkplatz vor der Marina. Nach unserem morgendlichen Segelausflug beschlossen wir uns ein ordentliches, englisches Frühstück zu genehmigen. Außerdem wollten wir den Kleinbus auch zu einem ausgiebigen Getränkeeinkauf nutzen. Wir hatten ja jetzt wirklich viel Platz. Nach einem kurzen Stopp beim Gemüsemarkt und einer deutschen Dinkel-Bäckerei, fuhren wir in den Nachbarort San Bas zu dem Restaurant, welches uns unser englischer Autovermieter für unser Frühstück empfohlen hatte. Der Tipp war wirklich sehr gut und tatsächlich bekamen wir das beste englische Frühstück unserer bisherigen Reise. Danach konnten wir uns „ungefährdet“ auf den Weg zum Supermarkt machen. Derart satt gegessen, war die Gefahr unnötiger „Hunger-Einkäufe“ gebannt. Mit leerem Magen einkaufen bedeutet doch oft, dass am Ende viel zu viele Leckereien im Einkaufswagen landen 🙂

Gegen acht wollten wir uns auf den Weg nach Santa Cruz machen. Leider wurde uns die Ausfahrt durch einen kleinen roten Mietwagen versperrt. Jemand hatte den so dämlich geparkt, dass wir mit unserem breiten SUV trotz Dietmar`s Fahrkünsten, nicht ohne Schrammen passieren konnten. Unser Ausflug nach Santa Cruz stand anscheinend unter keinem guten Stern 🙁

Aber irgendwo musste es ja einen Besitzer zu diesem Auto geben. Der Wagen stand genau vor dem Steg D des Yachthafens. Schnell machte ich mich auf die Suche und klopfte an jede Yacht. Nach fünf Minuten hatte ich einen jungen Mann gefunden, der sehr eilig und mit schlechtem Gewissen den wieder Weg frei machte. Also…auf nach Santa Cruz.

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Als wir dann gegen neun Uhr in der Inselhauptstadt ankamen, war es dort wie erwartet recht ruhig. Wir machten uns auf den Weg ein nettes Restaurant zu finden, um noch gemütlich zu Abend zu essen. Aber wir hatten nicht bedacht, dass genau wie in Deutschland sehr viele Restaurants an Sylvester geschlossen sind. Die wenigen, die an diesem Abend geöffnet hatten, erfreuten sich reger Beliebtheit. Irgendwann fanden wir aber doch einen Platz in einer kleinen Tapas-Bar. Leider genau in der Sekunde entschied der Koch, dass ab sofort nur noch das große Silvestermenü geordert werden kann. Da es uns nicht gelang herauszufinden, um was es sich dabei handelte und wieviel der Spaß kosten sollte, tranken wir nur ein Shandy und zogen weiter. Auf dem Plaza Espania hatten wir verschiedene Stände gesehen, die auch leckere Snacks anboten. Anscheinend sollte Silvester in diesem Jahr völlig anders sein. Wir orderten zwei Ofenkartoffeln mit „Allem“ und nahmen unser Silvestermenü unkonventionell auf einer Parkbank ein 🙂

Gegen elf Uhr machten wir uns auf den Weg zum Festplatz in der Einkaufspassage, auf dem das spanische Fernsehen eine riesige Bühne aufgebaut hatte.

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Jeder der den Platz betrat, erhielt eine Tüte mit den in Spanien zwingend benötigten Utensilien für eine Silvesterparty. Das Set bestand aus Papp-Hütchen, roter Pappnase, einer Augenmaske, gefährlichen Vampirzähnen, einer Plastik-Blumen-Girlande und einer Luftschlange. So taten wir es den Spanier gleich und warfen uns in Schale 🙂

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Bis kurz vor zwölf ließen wir uns mit der Menge treiben bevor wir uns in Richtung Hafen aufmachten, um das angekündigte Feuerwerk besser sehen zu können. Leider hatten wir nicht daran gedacht, uns nach spanischer Tradition zwölf Weintrauben (Für jeden Monat des kommenden Jahres eine) mitzubringen, die zu den Glockenschlägen des Domes von Madrid verspeist werden. Trotzdem stießen wir ganz herzlich auf das Jahr 2015 an. Nach dem kurzen aber sehr schönen Feuerwerk machten wir uns auf den Rückweg zum Boot.

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Ein ungewöhnlicher Start in ein ungewöhnliches Neues Jahr nach einem ungewöhnlichen vergangenen Jahr – eigentlich passte doch alles gut zusammen 🙂

Ein bisschen Tradition muss aber sein: Zum Neujahrsfrühstück gab es Weißwurst, Brezeln und süßen Senf 🙂

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Über den Wolken

Wenn das Wetter an der Küste eher ungemütlich aussieht und dichte Wolken den blauen Himmel verdecken, gibt auf Teneriffa eine ideale Möglichkeit, dem Grau zu entfliehen. Meistens hängen die Wolken die eine freie Sicht auf die Sonne versperren, auf einer Höhe von 1000 bis 2000 Metern. Teneriffa hat aber eine Menge hoher Berge und Vulkane zu bieten, auf die man hinauf über die Wolkendecke flüchten kann. Genau deshalb hatten wir für den heutigen eher grauen Tag einen weiteren Ausflug in den Teide-Nationalpark geplant. So „schlängelten“ wir uns mit unserem Fiat Panda wieder hoch hinauf ins Gebirge und durchfuhren irgendwann die letzten grauen und feuchten Wolken. Dann endlich waren wir im strahlenden Sonnenschein angekommen. Unter uns breitete sich die geschlossene Wolkendecke wie ein Teppich aus. Ein Anblick, den wohl jeder aus dem Flugzeug kennt.

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Trotz der guten 2000 Höhenmeter war es in der Sonne sehr angenehm warm. Nach diesem ersten Fotostopp folgten wir der einzigen Straße in den Teide-Nationalpark. Die Luft war hier oben wunderbar klar und der Himmel strahlte tiefblau. Die Landschaft, die die Vulkanausbrüche hier oben erschaffen hatten, reichte von bizarren, spitzen Lava-Steinfeldern über flache, schwarze und graue Sanddünen bis hin zu grünlichen schimmernden Felsbrocken. Diesen beeindruckenden Bildern konnte sich nicht mal Dietmar entziehen und hier oben brauchen wir auch unser Lieblingsthema „Müssen wir denn schon wieder anhalten und eine Foto machen?“ nicht zu diskutieren 🙂 Nach knapp einer Stunde erreichten wir das Besucherzentrum inklusive einem Café und beschlossen, eine Mittagspause in der Sonne einzulegen. Vorher machten wir noch einen kurzen Abstecher in den Souvenir-Shop. Hier wurde Dietmar schnell fündig. Da wir aber vorhaben zukünftig in eher wärmeren Gefilden zu segeln, konnte ich ihn doch davon überzeugen, dass diese tolle Mütze bei uns an Bord keinen Sinn macht.

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Von unserem Platz in der Sonne auf der Terrasse des Cafés hatte man eine tolle Aussicht auf den Gipfel des Teides. Dieser befand sich ungefähr noch weitere 1500 Meter über uns und war leicht mit Schnee bedeckt. Nicht weit entfernt sahen wir die Seilbahn, die fast ganz hinauf auf den Gipfel führte. Die Gondel erschien uns wirklich winzig klein gegen den massiven Berg. Das mussten wir uns genauer anschauen und machten uns auf den Weg.

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Obwohl an der Talstation noch angenehme Temperaturen herrschten, wurde man schon auf großen Tafel gewarnt :  Auf dem Gipfel: 5° und 40 km/h Wind !!!! Huii, doch auch ein bisschen Winterfeeling. Wir waren gut vorbereitet. Dick eingepackt standen wir keine fünf Minuten später mit den Füssen im Schnee und bestaunten die tolle Aussicht.

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Ein schmaler Pfad führte um den Krater herum , dem  wir erstmal in der Hoffnung, dass es sich um einen Rundweg handeln würde, folgten. Nach gut 25 Minuten gaben wir diese Hoffnung aber auf und drehten um. Dieser Weg führte ganz eindeutig zurück zu Talstation! Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass man ungefähr fünf Stunden dorthin unterwegs sein würde. Das hatten wir so nicht geplant, denn wir hatten doch schon die Rückfahrt mit der Seilbahn bezahlt 🙂

Auf dem Rückweg zur Station ging es gefühlter Maßen die ganze Zeit bergauf und die dünne Luft machte uns beiden sehr zu schaffen. Wir kämpften ja beide schon die ganze Zeit gegen unseren bösen kanarischen Husten, der sich auch trotz intensiver „Sonnentherapie“ nicht auskurieren lassen wollte. Gut, das wir unsere Reise im Auto fortsetzen konnten 🙂

Am Ende des Nationalparks konnte man auf einem der Bergrücken mehrere ungewöhnlich aussehende Gebäude sehen. Es handelte sich um das „Izana Atmospheric Reseach Center“. Hier oben kann man wegen der besonders reinen und somit klaren Luft und dem meist wolkenlosen Himmel besonders gut die Sterne und das All erforschen.

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Mit der klaren Sicht war es dann für uns leider schon kurze Zeit später vorbei, denn es ging wieder bergab 🙂 So kamen wir zurück an die Küste unter den dichten Wolken und mit Nieselregen. Heute hatten wir dem Regenwetter erfolgreich ein Schnäppchen geschlagen! Mal sehen, ob wir morgen auch wieder so erfolgreich sein werden.

400 Kilometer in drei Tagen

Die Insel Teneriffa hatte laut unserem Reiseführer neben der Hauptstadt Santa Cruz noch eine Menge anderer interessanter Städte und Landschaften zu bieten. Ab heute hatten wir endlich für drei Tage ein Auto und konnten unseren Erkundungsradius deutlich erweitern.

Leider ist auch auf den Kanaren das Wetter im Dezember eher wechselhaft und laut Wettervorhersage war für unseren ersten Ausflug  im Norden der Insel Regen angesagt. Deshalb begannen wir unsere Erkundungsreise im Süden und folgten der Küstenstraße Richtung West. Ähnlich wie auf Gran Canaria befindet sich der Süden der Insel fest in der Hand des Tourismus in Form von vielen Hotelanlagen, Restaurants und Bars. So ließen wir die Ferienanlagen unbeachtet und zügig links liegen und legten erst in „Los Gigantes“ eine Pause ein.

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Los Gigantes liegt ganz im Westen der Insel am Rande des Teno-Massives. Auf zehn Kilometern Länge fallen dort die Klippen steil von fast 500 Meter Höhe steil ins Meer hinab. Ein wirklich beeindruckender Anblick. Hier liegt auch der einzige Hafen an der Westseite der Insel. Dieser ist aber für Boote mit Tiefgang nicht geeignet, da er stark zur Versandung neigt. So würden wir mit unseren knapp zwei Metern Tiefgang wohl schon in der Einfahrt oder sonst wo stecken bleiben. Aus diesem Grund lagen dort auch nur Motorboote mit wenig Tiefgang und nur eine Handvoll einheimischer Segelyachten auf ausgewählten Plätzen. Schade für uns, denn hier hätten wir gern einen Zwischenstopp eingelegt.

Wir verließen die Küste und schlängelten uns hinauf in die Berge. Zwischen unzähligen Bananenplantagen wurde die Landschaft immer grüner. Unser Ziel war der Ort „Masca“. Ein ehemaliges „Piratennest“ und wunderschön gelegen auf sechshundert Metern Höhe in einer Schlucht mit Blick aufs Meer.

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Der Ort selbst bestand nur aus einer Handvoll Häusern, aber die Aussicht in das steile, grüne Tal war ein Traum. In einem kleinen Gasthof machten wir unsere Mittagpause und aßen die typisch runzligen und leckeren „kanarischen Kartoffeln“ zu einem kühlen Shandy.

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Für den Rückweg zum Hafen nutzten wir die letzten Sonnenstrahlen und fuhren weiter hoch hinauf zum  Nationalpark „Teide“. Der Teide ist der höchste Berg/Vulkan der Kanaren mit 3718m Höhe . Hier bekamen wir schon mal einen ersten Eindruck von der bizarren und beeindruckenden Kraterlandschaft mit 17Km Durchmesser und auch von den frischen Temperaturen, die bei 3000 Metern Höhe herrschen. Nicht ohne Grund wurden hier bereits mehrere Science Fiction Filme gedreht. Für unsere Wanderausflüge werden wir jetzt sicher an geeignete Kleidung denken.

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Am Samstag machten wir uns auf den Weg nach Porto de la Cruz. Aber zuerst stand ein Besuch in der Ferriteria (Eisenwarenladen) auf dem Programm, die nur zwei Autobahnausfahrten entfernt lag und schon von der Autobahn deutlich zu sehen war. Da Dietmar ja nur ein paar Kleinigkeiten zu besorgen hatte, entschied ich mich, im Auto zu warten und noch ein bisschen im Reiseführer zu stöbern. Keine besonders weise Entscheidung 🙂 Nach über einer Stunde teilte ich meinem geliebten Ehemann per SMS mit, dass ich jetzt doch komplett gar und durchgebraten sei und wenn er nicht sofort auftauen würde, dies ein sofortiger Trennungsgrund wäre. Kurze Zeit später stand er freudestrahlend neben dem Auto, beladen mit einer Tüte voller toller Dinge. Er wäre doch nur eine knappe halbe Stunde weg gewesen, oder??? 🙂 Auf meiner Uhr waren es irgendwie fast eineinhalb Stunden 🙂 Zeit ist eben relativ. Ganz besonders in einem Männereinkaufsparadies.

Dann waren wir endlich auf der Inselautobahn unterwegs in den Norden Teneriffas. Leider hatte sich hier der Regen noch nicht verzogen. Wahrscheinlich kannte er unsere Wettervorhersage nicht. Trotzdem schlenderten wir in einer Regenpause durch Porto de la Cruz. Die Stadt ist anscheinend fest in Hand von englischen Touristen, denen die schöne Altstadt mit ihren typisch kanarischen Häusern wohl besonders gefällt. Uns persönlich gefiel Santa Cruz etwas besser. Aber diesen Eindruck konnte auch das unfreundliche Wetter hervorgerufen haben.

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Direkt am Wasser fanden wir eine tolle Bäckerei mit angeschlossenem Café, in der es nicht nur viele verschiedene dunkle Brotsorten und leckere Torten, sondern auch Weihnachtskekse und Stollen gab. Dazu konnten auch wir natürlich nicht „Nein“ sagen und probierten einige Kuchensorten.

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Frisch gestärkt folgten wir dann der Küste weiter Richtung Westen nach Garachico. Im Internet war Dietmar auf einen Bericht gestoßen, der von einem Yachthafen in Garachico positiv berichtete. Weder im Imray-Führer noch in den aktuellen Seekarten hatten wir diesen mysteriösen Hafen finden können. Jetzt wollten wir vor Ort mal nachschauen, ob an der Geschichte was Wahres dran war.

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Schon von der Uferstraße aus konnte man die Masten der Segelboote deutlich sehen und eine kleine Straße brachte uns auch direkt zum neuen Yachthafen. Modern und gepflegt aber noch nicht vollständig fertig gestellt, befindet sich die bewachte Anlage vor einem gigantisch hohen Wellenbrecher.

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Wir waren nicht besonders erstaunt als wir eine Tafel am Hafenrand endeckten, die diesen Hafen als EU-Projekt auszeichnete. Schade, dass er bis jetzt nicht besser vermarktet wurde. Nirgends konnten wir Kontaktdaten des Hafenbüros finden. Es gelang uns aber mit Hilfe unserer gesammelten Spanischkenntnisse und mit „Händen und Füssen“, vom Wachpersonal die Telefonnummer des Hafenmeisters zu bekommen. Wir wollen uns im Laufe der nächsten Woche einmal informieren, zu welchen Konditionen man hier einen Zwischenstopp einlegen kann. Die angrenzende Stadt, die bequem zu Fuß erreichbar ist, gefiel uns nämlich sehr gut!

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Um wieder zurück zur Marina San Miguel zu kommen entscheiden wir uns, den kürzesten Weg über Masca zu nehmen. Mittlerweile hatte sich das Wetter so zugezogen, dass es keine schönen Ausblicke mehr zu genießen gab und der Regen heftig und laut auf unsere Autoscheibe trommelte. Auch Masca lag bei diesem Wetter verlassen da. So mussten wir uns auf der engen Straße nur vor Felsbrocken in Acht nehmen, die Wind und Regen von den steilen Hängen auf den Weg  schleuderten. Weitere  Autos waren kaum noch unterwegs.

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Auf der anderen Seite der Berge war vom schlechten Wetter bald nichts mehr zu sehen. Auch am Hafen war kein Tropfen Regen gefallen. Auf dem Boot machten wir es uns mit einem netten Film aus unserer Videothek gemütlich . Bis jetzt hatten wir hier im Hafen noch keine neuen Segler kennengelernt, mit denen wir fröhliche Abende verbringen konnten. Ein bisschen machte sich bei uns der „Winterblues“ breit. Deshalb beschlossen wir, über Weihnachten doch in kalte Deutschland zu fliegen und unsere Familien zu besuchen. Wir hatten Glück und fanden sogar noch einen günstigen Flug 🙂

Am nächsten Morgen versuchte die Sonne das Wetter der letzten beiden Tage auszugleichen und sofort machte sich eine Art „Urlaubswohlgefühl“ breit. In Les Galletas am Hafen frühstückten wir draußen auf der Terrasse eines Cafes und kauften uns anschließend noch fangfrischen Thunfisch direkt vom Fischer für den Abend. Nachdem dieser sicher vor der Wärme auf der SUMMER im Kühlschrank verstaut war, fuhren wir wieder Richtung Norden. Eigentlich hatten wir heute auf den Teide zum Wandern fahren wollen, doch der hüllte sich noch in dicke Wolken. Im Norden strahlte die Sonne vor steilen und bewachsenen Berghängen. So änderten wir ganz entspannt unsere Planung und ließen uns vom Wetter leiten.

Auf nach Santa Cruz

Pünktlich um Viertel vor Zehn standen wir nach einem sportlichen Spaziergang an der Bushaltestelle, deren Lage wir sicherheitshalber schon gestern vor dem Abendessen ausgekundschaftet hatten. Unsere Eile und Pünktlichkeit war natürlich wieder umsonst gewesen, denn der Bus erschien erwartungsgemäß mit spanischer „Pünktlichkeit“. Das heißt, er hatte fast 15 Minuten Verspätung. Die verlorenen Minuten versuchte er während der fast einstündigen rasanten Autobahnfahrt nach Santa Crux wieder aufzuholen, was ihm auf der ca. 60 Kilometer langen Strecke und den 17 Haltestellen zeitweise auch gelang. Heil in der Inselhauptstadt Santa Cruz angekommen, tauchten wir sofort in das geschäftige und sehr lebendige Großstadtleben ein.

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Nach dem ersten längeren Spaziergang in der warmen Sonne am Wasser entlang, entspannten wir uns bei einem großen und eiskalten Glas „Shandy“(Bier/Limonade) in einem Cafe gegenüber dem Fährhafen. Nach einiger Zeit nahmen wir dann die zahlreichen verwinkelten Straßen und Gassen der Innenstadt ins Visier. Im Gegensatz zu den Hotelsiedlungen wie z.B. die neben unserem Hafen, findet hier das reale Leben der Einwohner von Teneriffa statt. Wir schlenderten durch Neben- und die Einkaufsstraßen, kauften Postkarten und Briefmarken für unsere Freunde daheim und erledigten noch allerhand verschiedene Kleinigkeiten.

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Eines der Highlights war der „ Mercado de Nuestra Senora de Africa“ (Der Markt unser Frauen aus Afrika). Eine riesiges Areal mit einer offenen Markthalle, vielen kleinen Geschäften und einem Marktplatz. Angeboten wird alles, was die Insel kulinarisch zu bieten hat und noch einiges mehr aus fernen Ländern wie z.B. afrikanische Spezialitäten .

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So verging die Zeit wie im Fluge. Kurz vor unserer Abfahrt führte uns unser Weg noch in das beeindruckend große Kaufhaus „Corte Inglese“, in dem man auf sieben Etagen fast alles finden kann, um sich in jeder Hinsicht komplett auszustatten. Mit Kaufhäusern dieser Art waren z.B. KARSTADT oder Kaufhof in Deutschland vor einigen Jahren extrem erfolgreich. Besonders in der Lebensmittel- und Feinkostabteilung fühlten wir vom vorweihnachtlichen Angebot völlig „überfahren“. Am Ende verließen wir den „Luxus-Tempel“ vielleicht gerade deshalb doch wieder mit leeren Einkaufstaschen. Die Rückfahrt mit dem Bus verlief unauffällig und der Zeitplan stimmte diesmal fast genau.

Endlich wieder segeln :-)

Nach einer Nacht mit wenig Geschaukel und einem ausgiebigen Frühstück, machte sich Dietmar badebereit. Doch zum Absprung ins Wasser konnte er sich nicht wirklich durchringen 🙂 Da bat er mich doch tatsächlich um Unterstützung, und das war mir dann auch ein echtes Vergnügen. Mit einem kräftigen Schubs in den Rücken landete der Captain im erfrischenden Nass. Nach einer kurzen Runde unter Wasser tauchte er etwas ratlos wieder auf. An der Schraube oder Welle war nichts zu sehen, was die bedrohlich klingenden Geräusche begründen würde. Nur ein paar Seepocken hatten sich festgesetzt aber keine Leine oder ähnliches hatte sich verfangen. Sehr mysteriös! Das würden wir wohl weiter im Auge behalten müssen.

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Da die Wassertemperatur sich doch als sehr angenehm herausstellte, verlängerte Dietmar seine Badezeit und täuschte harte Arbeit vor. So wurde ausgiebig der Wasserpass geschrubbt und gewienert, bis alles wieder wie neu aussah 🙂

Der Wind an unserem Ankerplatz war die ganze Zeit recht kräftig und über Gran Canaria zogen dicke Gewitterwolken heran. Vorsichtshalber warteten wir noch ein bisschen und gingen erst um ein Uhr am Mittag Anker auf. Aber unsere Vorsicht erwies sich als völlig übertrieben. Kaum hatten wir uns etwas von der Küste entfernt, ließ der Wind deutlich nach. Für den heutigen Tag war Nordostwind angesagt, aber auf der Lee- (windabgewandten) Seite der Insel folgt der Wind seinen ganz eigenen Gesetzen. So hatten wir statt des angesagten Rückenwindes unerwartet Gegenwind L Zuerst kreuzten wir sportlich gegen an, bis uns nach einiger Zeit sowohl die Lust als auch der Wind verließen. Gut, dass heute nur ein Katzensprung von zehn Seemeilen bis Porto de Mogan geplant war. Dort wollten wir vor dem Hafen ankern und am kommenden Tag in der Früh in Richtung Teneriffa starten.

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Dort angekommen, fanden wir im erst zweiten Versuch einen guten und sicheren Ankergrund. Den Anker fuhren wir sorgfältig in den Grund ein, denn wir lagen direkt vor felsigen Klippen. Ganz allein genossen wir die friedliche Abendstimmung. Für die morgige Überfahrt klebte ich mir sicherheitshalber noch ein Pflaster gegen Seekrankheit hinter das Ohr. Es waren immerhin 50 Seemeilen, aber sicher ist sicher 🙂

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Am nächsten Morgen waren wir bei Sonnenaufgang schon unterwegs. Am Horizont zeichnete sich gegen die aufgehende Sonne Teneriffa mit dem 3718m hohen Vulkan „Teide“ ab – ein wunderschöner Anblick. Im Windschatten der Insel war von den angesagten vier Windstärken leider noch gar nichts zu spüren, also tuckerten wir erstmal unter Motor von der Insel weg auf`s Meer hinaus. Kaum hatten wir aber die Windabdeckung verlassen, mussten wir die Segel deutlich reffen. Statt der angesagten vier Windstärken hatten wir im Schnitt meistens sechs bis sieben, in Böen sogar acht Beaufort! Trotz der kleinen Segelfläche im dritten Reff, waren wir gute sieben Knoten schnell. Unsere SUMMER schob zwar heftig Lage (krängen/auf die Seite legen), ersparte uns dafür aber eine heftige Schaukelei.

Schon an frühen Nachmittag war die Marina „San Miguel“ in Sicht und kurze Zeit später lagen wir sicher am „Welcome-Ponton“. Unser erstes Anlegemanöver nach so langer Zeit hatte auch bei den schwierigen und windigen Bedingungen gut geklappt. Da hatten wir uns doch erstmal einen Adventskaffee verdient. Das wäre während der Überfahrt einfach zu ungemütlich gewesen.

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So nutzen wir das stürmische Wetter am nächsten Tag, um klar Schiff auf der SUMMER zu machen, uns ausführlich über die Insel zu informieren und unsere Emails zu erledigen. Erst Dienstag erkundeten wir den nachgelegenen Ort, der leider hauptsächlich aus Hotelanlagen und den dazugehörigen Golf-Plätzen und Restaurants bestand. Bis auf zwei Bauruinen war es aber ganz hübsch und in einem Café am Wasser, konnte man es in der Sonne sehr gut aushalten.

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Gegen Mittag verlegten wir unsere SUMMER endlich auf einen normalen Liegeplatz, weg vom Rezeptionssteg. Das Hafenbüro hatte sich ziemlich viel Zeit gelassen, uns einen endgültigen Platz zuzuweisen. Aber das Warten wurde belohnt und wir lagen ruhig mit der Nase im Wind an einem Schwimmsteg auf der anderen Hafenseite.

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Am Nachmittag besuchten wir noch die Tauchbasis im Ort und Dietmar vereinbarte einen Termin für Donnerstagmorgen. Ich muss ja leider noch bis nach Weihnachten auf den ersten Tauchgang warten L Außerdem reservierten wir uns ab Freitag für drei Tage einen Mietwagen. Morgen wollen wir mit dem Bus nach Santa Cruz fahren. So schnell waren die nächsten Tag verplant 🙂