Kategorie-Archiv: Teneriffa

Überall Delfine

Unsere Stimmung war nach dem gestrigen Tag zwar immer noch etwas gedrückt als wir gegen halb zehn die Leinen loswarfen, aber das Meer bemühte sich um Aufheiterung. Wir waren noch keine halbe Stunde unterwegs, da kamen schon die ersten Delphine an unserem Boot vorbei.

So hatten wir während unserer Überfahrt ganze drei Mal Besuch von den faszinierenden und lebenslustigen Gesellen. Eine große Schule begleitete uns sogar fast eine halbe Stunde lang auf unserer Reise.

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Vor La Gomera frischte der Wind wieder kräftig auf und Dietmar musste hinter dem Steuer die eine oder andere Salzwasserdusche einstecken. Den Zeitpunkt unserer Ankunft vor dem Hafen hatten wir heute aber besonders unglücklich erwischt.  Als wir nur noch drei Seemeilen bis zur Hafeneinfahrt vor uns hatten, tauchte hinter uns am Horizont die 15-Uhr-Schnellfähre von Teneriffa auf, gefolgt von der „normalen“ 15-Uhr Fähre. Wir rollten das Großsegel ein und hofften, damit unsere Geschwindigkeit so weit zu verringern, dass wir keine der Beiden in der schmalen Hafeneinfahrt treffen würden. Aber bei dem Wind liefen wir auch nur unter Fock noch mit fast acht Knoten Speed. Also mussten wir noch einen schönen Bogen fahren, bis die beiden großen Fähren an ihren Plätzen im Hafen angelangt waren. Mit denen sollte man sich einfach nicht anlegen. Mal ganz davon abgesehen, haben Fähren vor allen anderen sowieso ein  „right of way“

Die Wassermenge in der Bilge war auch nach den sechs Stunden mit einem knappen halben Liter in einem akzeptablen Bereich. Trotzdem hatte Dietmar noch eine Idee, um das Ruderlager zusätzlich weiter abzudichten.  Somit stand mal wieder ein Besuch in der Ferreteria auf dem Programm. Vorher gingen wir aber nach der gelungenen Überfahrt erstmal ein leckeres Eis essen.

Mit uns zusammen war heute die SY APONIA von San Miguel nach La Gomera aufgebrochen. Wir verabredeten uns mit Patrick und Peter für halb acht zum Abendessen in der Stadt. Vorher war Dietmar aber wieder mal nicht zu bremsen und musste seine Idee natürlich sofort umsetzen. Mal sehen, ob wir so noch eine weitere Verbesserung erreichen können.

Der Abend bei unserem Lieblingsfranzosen war sehr lustig. Zurück auf der SUMMER erwartete uns aber leider das gleiche Schlachtfeld, das wir zuvor zurückgelassen hatten. Obwohl es schon sehr spät war,  mussten wir dann noch die letzten Kleinigkeiten am Ruderlager wieder zusammen bauen, bevor wir müde ins Bett fallen konnten.

Das ist immer das Problem auf einem Boot. Meistens befindet sich die aktuelle Baustelle an einem zentralen Platz, den man auch noch zum schlafen, kochen oder leben braucht. So baut man morgens alles auseinander und räumt es dann jeden Abend  wieder so weit zusammen, dass das normale Leben weiter gehen kann. Und am nächsten Morgen fängt das ganze Spiel wieder von vorne an 🙂

 

Kein schöner Tag

Hochmotiviert waren wir am Dienstag gegen neun Uhr abreisefertig. Heute sollte sich zeigen, ob die Reparatur erfolgreich gewesen war.

Gegen elf Uhr lagen wir wieder in der Marina San Miguel und waren beide total frustriert. Es war wieder Wasser in der Bilge. Es war wirklich zum Heulen. Dietmar verschwand wieder kopfüber in unserem Bettkasten und machte sich über das Ruderlager her. Vor unserem geistigen Auge erschien wieder das Bild der SUMMER im Travellift oder an Land. Ob wir das noch verhindern können?

Während Dietmar konzentriert reparierte, hatte ich Freizeit und surfte ein bisschen im Internet. Plötzlich erschien uns unser Ruder-Problem klein und unbedeutend, denn in Südfrankreich war ein Airbus der Germanwings abgestürzt. Auch wenn die Ausmaße der Tragödie noch nicht abschätzbar waren, war der Tag für uns gelaufen. Ein schwarzer Tag, den man besser aus dem Kalender streichen sollte.

Auch wenn wir der Lösung unseres persönlichen Ruderproblems wieder etwas näher kamen und am frühen Nachmittag dazu noch eine weitere, kurze Testfahrt unternahmen, blieb die Stimmung gedrückt. Immerhin war es uns gelungen, die eindringende Wassermenge von bis zu zehn Litern pro Stunde auf einen knappen halben Liter in drei Stunden zu verringern. Das war ja nicht so verkehrt! Trotzdem hatten wir beide irgendwie erwartet, nach der Reparatur gar kein Wasser mehr in der Bilge zu finden.

Nachmittags telefonierte Dietmar nochmals mit der Schöchl-Werft in Österreich und bekam noch einen weiteren Tipp. So werden wir morgen nochmal in Richtung La Gomera aufbrechen. Vielleicht sind wir ja dann ganz dicht 🙂

 

 

Wiedersehen mit der SY Atanga

Nachdem wir die ganze Woche im Hafen eigentlich unabkömmlich gewesen waren und uns nicht weit vom Boot wegbewegen konnten, hatten wir am Sonntag überlegt, nochmal noch Santa Cruz zu fahren. Aber nicht einfach so, um mal wieder einen Tag in der Stadt zu verbringen. Wir hatten andere Pläne. Seit letzter Woche liegt die SY ATANGA hier oben in Santa Cruz im Hafen. Sabine und Joachim haben wir in La Coruna kennengelernt und stehen seitdem per Email lose in Kontakt. Die Beiden haben ähnliche Pläne wie wir, lassen es aber fast noch ruhiger angehen. So waren sie in den letzten Monaten immer ein Stückchen hinterher. Jetzt sind wir endlich mal zusammen auf einer Insel gelandet. Die 55 Kilometer konnten mit dem Mietwagen doch wunderbar überwunden werden.

Nachdem wir auf dem Bauernmarkt in Las Chafiras und beim Fischhändler in Los Abrigos unsere Vorräte für die nächste Woche ohne Mietwagen aufgefüllt hatten, machten wir uns gegen zwei Uhr auf den Weg. So trafen wir wie vorher verabredet (Es sollte zwar ein Überraschungsbesuch, aber kein Überfall werden) gegen drei Uhr am Hafen ein.

Gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Regen gingen wir an Bord und dürften es uns unter der geräumigen Kuchenbude im Cockpit gemütlich machen. Nach so langer Zeit gibt es natürlich viel zu erzählen und die Zeit verging wie im Flug, während es draußen wie aus Eimern regnete. Da ein Ausflug zum Abendessen in der nahegelegenen Altstadt bei dem Wetter niemanden besonders reizte,  improvisierte Sabine an Bord sogar ein Abendessen für uns. Nudeln mit Schweinefilet und Brokkoli in Sahnesauce. Die Kombination hört sich zwar etwas ungewöhnlich an, aber dabei war sie nur ungewöhnlich lecker 🙂

Als wir uns gegen zehn Uhr nach dem lustigen Abend dann doch auf den Heimweg machten, musste ich feststellen, dass ich meine Schuhe am Steg im Regen hatte stehen lassen. Sehr erfrischend 🙁 Dietmar hatte seine sicherheitshalber in seinem Rucksack verstaut. Sehr nett, lieber Ehemann, dass Du meine nicht mit genommen hast 🙂

 

Wir schwimmen wieder :-)

Seit Samstagnachmittag schwimmen wir wieder – Gott sei Dank !

Wie immer wich die spanische Zeitrechnung deutlich von der Deutschen ab. Jose hatte Mittwochabend zu uns gesagt, er käme Donnerstag um sieben Uhr morgens (!!!) zum Abkleben vom Wasserpass damit dann die neue Antifouling gestrichen werden kann. Diese frühe Uhrzeit hatte uns bereits sehr misstrauisch gemacht. Um sieben Uhr am Morgen arbeitet in Spanien doch noch kein Mensch 🙂

Und wie erwartet war auch um neun Uhr, als wir nach dem Frühstück die Leiter herunterkletterten, noch niemand zu sehen 🙁 Irgendwann im weiteren Laufe des Vormittags tauchte ein Eimer Antifouling bei uns am Schiff auf, es folgten eine Rolle Klebeband (zum Abkleben des Wasserpasses) und zwei Malerrollen. So weit, so gut…..aber Dietmar hatte die Arbeiter vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Er bestand darauf, dass  die Farbe vor dem Auftrag erst per Bohrmaschine mit Rühraufsatz gründlich durchgemischt werden sollte.  Solche „merkwürdigen“ Vorgehensweisen waren hier wohl nicht Standard. Der Rühraufsatz musste extra erst beschafft werden, aber immerhin gab es schon eine Bohrmaschine 🙂

So kamen wir nach dem Mittagessen gegen zwei gerade rechtzeitig zurück, um Zeugen der ordentlichen Durchmischung unserer Antifouling zu werden. Zwei Stunden später war die erste Schicht dann vorschriftsmäßig aufgebracht. Das sah schon mal richtig gut aus.  Es fehlten jetzt „nur“ noch zwei weitere Anstriche, dann würden wir mit dem Unterwasserschiff fertig sein.

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Somit war aber klar, dass wir unseren Krantermin am Freitagabend vergessen konnten. Das passte zeitlich ja vorne und hinten nicht mehr. So stellten wir uns innerlich schon mal auf den Samstag ein 🙂

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Am Freitagmorgen mussten wir erst abwarten, bis der Ausflugskatamaran, der seit gestern neben uns an der Kaimauer im Wasser lag, alle seine Gäste eingeladen hatte. Durch die ungünstige Nordwestwind-Lage mit viel Welle starteten die Touren im Moment von San Miguel und zwar direkt neben der SUMMER. Da war es sicherer, die Malerei erst zu beginnen, wenn niemand mehr an unserem Boot vorbei gehen musste.

Um ein Uhr hatten wir uns mit einem netten Ehepaar aus Gütersloh zum Essen verabredet. Die Beiden hatten viele Jahre selber eine „Hallberg-Rassy“ in Neustadt an der Ostsee liegen. So lernten wir wieder ein neues spanisches Restaurant mit guten und sehr preiswertem Essen kennen und verbrachten dort eine schöne Zeit. Die Beiden verbringen jedes Jahr den Winter auf Teneriffa und wollten morgen nach 10 Wochen Kanaren wieder nach Deutschland fliegen. Leider hatten wir uns erst in der letzten Woche kennengelernt, sehr schade 🙁

Gegen halb drei waren wir wieder zurück im Hafen und unsere SUMMER war tatsächlich fertig gestrichen  🙂 Jetzt musste sie nur wieder in den Bootslift, damit die Stützen entfernt und die Flächen darunter auch noch 3x gestrichen werden konnten. So machten wir uns daran, alles vorzubereiten. Die Ausrichtung der beiden Gurte war an Land wesentlich einfach als im Wasser und schon bald schaukelten wir wieder frei im Wind. Zwar immer noch viel zu hoch über der Wasseroberfläche, aber immerhin etwas 🙂

Die kniffeligste Aufgabe stand uns aber noch bevor: wir mussten das Ruder wieder einbauen. Obwohl uns die Marina an diesem Abend um sieben Uhr noch zwei Leute zur Verfügung stellte, verschoben wir die Aktion lieber auf den Samstagmorgen. Jose hatte zugesagt, an seinem freien Tag extra vorbei zu kommen. Diese Aufgabe wollten wir lieber mit ihm bewältigen, da er ja auch beim Ausbau mit dabei gewesen war.

Gegen zehn Uhr waren wir dann startklar. Das Ruder der SUMMER wiegt gute 80 Kilo und ist ein wirklich unhandliches Teil mit einer Gesamtlänge von 3,20 Metern (Ruderblatt mit Ruderschaft). Zuerst mussten wir die SUMMER mit dem Lift um weitere 1,20 Meter anheben, um das Ruder exakt vertikal ausgerichtet durch das untere Ruderlager durchführen zu können. Mit dieser Höhe brachten wir den Travel-Lift an seine konstruktiven Grenzen. Es wären keine zwei Zentimeter mehr an Höhe drin gewesen. Wir waren wirklich am absoluten Limit.

Nachdem der erste Schritt mit drei Mann (Jose, Dietmar und ich) gut gelungen war, wurde es aber noch komplizierter. Zuerst senkten wir die SUMMER wieder dreißig Zentimeter ab und fixierten den Schaft damit im unteren Lager. Dietmar schwang sich mit der wackeligen und zu kurzen Leiter zurück auf Schiff und montierte im Schiff die verschiedenen Dichtungen und auf den Schaft. Mittels Klopfzeichen gab er uns Bescheid, wenn der Travellift die SUMMER wieder ein Stückchen weiter runter lassen konnte. Nach einiger Zeit waren wir dann soweit, dass der 75mm dicke Schaft nur noch durch das obere Ruderlager hindurch musste, bevor es dann endgültig in Position fixiert und gegen ein Herausfallen gesichert werden konnte.  Aber dieser letzte Akt die hatte es in sich.

Zwar konnten wir uns mittlerweile wieder direkt verständigen da Dietmar jetzt in 4 Meter Höhe auf dem Deck stand, aber trotzdem war es nicht einfach, die Anweisungen des Kapitäns in welcher Richtung das Ruder auszurichten sei, wie gewünscht umzusetzen. Denn die präzise Ausrichtung im Millimeter-Bereich eines 80 Kg schweren Ruders unter einem leicht schaukelnden 15 Tonnen schweren Schiff mit nur einem Mann und einer Frau ist kein Wattepusten. Leider lief das immer recht digital ab.  Entweder das Ruder bewegte sich gar nicht oder es bewegte sich zu viel. So eilte auch noch der Fahrer vom Travel-Lift zur Hilfe, aber auch zu dritt war es kein Kinderspiel. Dietmar wurde oben an Deck langsam doch etwas unruhig: „Was machen die Drei denn da unten? Wenn mach nicht alles selber macht etc. pp“ hörte zumindest ich ihn leise fluchen.

Wir hatten mittlerweile unser Konzept geändert. Wir machten gar nichts mehr 🙂 Denn die SUMMER schaukelte ganz leicht im Lift und irgendwann stand das Ruder perfekt. „Nur“ noch schnell hochziehen und……. geschafft! Uns fiel wirklich ein Stein vom Herzen.

Während Dietmar im Schiff noch alle weiteren Teile der Ruderanlage montierte, begann ich draußen, die noch unbehandelten Stellen mit Antifouling zu streichen. Endlich durfte ich auch mit Pinseln. Das machte Spaß und ich malerte die drei Schichten in Rekordzeit.

Für drei Uhr hatten wir dann unseren Krantermin. Endlich zurück ins Wasser. Auch der Wind hatte sich unseren Termin in seinem Kalender vermerkt und pünktlich um Viertel vor Drei wehte es mal wieder kräftig mit über 20 Knoten. Das brauchte jetzt wirklich niemand. Trotz der widrigen Umstände erreichten wir wieder sicher das Wasser und machten unsere SUMMER kurze Zeit an unserem angestammten Liegeplatz fest.

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Nachdem an Bord alles wieder in Betrieb genommen war und zuverlässig funktionierte, der Wassermacher die Tanks wieder etwas aufgefüllt hatte und das Geschirr gespült im Schrank stand, fuhren wir zur Feier des Tages nach Los Abrigos zum Fisch essen.

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Blaue Finger und schwarze Füße

Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, dass unsere SUMMER nicht mehr schaukelt und wenn man aus dem Fenster sieht, dann schaut man erst einmal sechs Meter in die Tiefe bis zur Wasseroberfläche.

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Gestern und heute waren Tage voller Arbeit und Schmutz. Die Pfoten sind ständig voller Schmiere, Farbe, Dichtmasse und die Fußsohlen sind am Abend so schwarz wie Stempelkissen 🙂 Daran beißt sich sogar ein Schwamm aus Stahlwolle die Zähne aus :-). Habe mir seit Montag angewöhnt, abends mit Schuhen unter die Dusche zu gehen. Dann kann ich mir wenigstens einbilden, dass die schwarze Brühe aus der Schuhsohle kommt. Das hilft 🙂  Unsere SUMMER hat sich in eine echte Baustelle verwandelt und um dem geordneten Chaos etwas Ordnung einzuhauchen, räumen wir am Abend alles Werkzeug wieder fein säuberlich an den Ort zurück, wo wir es auch hergenommen haben.

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Jose wollte eigentlich gestern kommen und anfangen das Unterwasserschiff abzuschleifen. Der arme Bursche wurde aber ständig zu anderen Schiffen geschickt und gegen Mittag war klar, dass es nichts mehr werden würde. Macht auch nichts, dann eben morgen 🙂 Wir nutzten die Zeit, um die teilweise stark zersetzten Opferanoden abzubauen, Edelstahlgitter zu polieren, neue Opferanoden zu beschaffen, den Propeller des Bugstrahlruders zu überholen und den SPW-Drehflügel-Propeller zu reinigen und mit neuem Fett zu füllen.

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Zum Mittag hatte Katja mal wieder etwas Leckeres auf den Tisch gezaubert. Nach so einem Essen hat man gleich wieder richtig Lust, sich wieder in die Arbeit zu stürzen.

Ein kleines Problem haben wir aber schon, weil wir ja kein Wasser mehr laufen lassen können. Wahrscheinlich würden sich die anderen bei uns herzlich bedanken, wenn plötzlich aus den Ventilen über Ihren Köpfen irgendwelches Abwasser herauslaufen würde 🙂 Man muss es sich schon gut überlegen, wie viel man abends noch trinkt, denn die „Pischbox“ ist ja 150 Meter entfernt. Außerdem müsste man in der Nacht auch noch die Leiter hinab klettern. Da sollte man besser richtig wach sein 🙂 Die Nummer mit der Flasche im Bad ist auch keine wirkliche Option wenn man den Frieden an Bord bewahren möchte 🙂 Also, wer viel trinkt muss eben auch öfters laufen. So einfach ist das!

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Heute Mittag ging es dann endlich mit dem Abschleifen der alten Antifouling zur Sache. Jose hatte noch einen Kollegen mitgebracht und gemeinsam  schliffen sie wie die Weltmeister. Zeitweise waren die Burschen in einer Nebelwolke aus blauem Schleifstaub verschwunden. Man konnte den Eindruck bekommen, dass dort zwei Schlümpfe am werkeln waren. Es ist ein wirklich harter Job und dafür habe wir die beiden auch mit einem ordentlichen Trinkgeld belohnt.

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Ohne Worte! Auf der Stütze steht unsere SUMMER. Arbeitssicherheit auf kanarisch 🙂 Bisher ist aber noch kein Schiff von den Böcken gefallen, habe ich gehört….

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Wir haben uns heute voll und ganz der Badeplattform gewidmet. Das Ding war so dermaßen verrostet und die Schrauben teilweise vergammelt, dass es eine echte Plackerei war all die Schrauben zu entfernen, zu entrosten und wieder einzusetzen. Die Badeleiter haben wir komplett zerlegt, die geschweißten Halterungen und Unterzüge waren zu entrosten und zu polieren um dann am Ende alles zusammen mit dem Konservierungswachs TECTYL zu konservieren. Das Ergebnis lies sich aber sehen und dieser Schandfleck ist endlich beseitigt 🙂

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Gegen 15:00 war Jose und Kollege auch fertig mit der Schleiferei. Jose scheint ein sehr fröhlicher Mensch zu sein trotz der vielen und anstrengenden Arbeit. Er ist 45 Jahre alt und Vater von vier  Kindern (davon arbeitet eines als Gerichtsmediziner). Er trägt den schwarzen Gürtel (dritter DAN) im TAEWONDO und trainiert nach der Arbeit 2 Stunden an 5 Tagen in der Woche. Außerdem kann er zwei Minuten die Luft anhalten und taucht mit der Harpune bis 15 Meter tief zum Jagen.  Und singen kann er auch ganz gut wie man heute gehört hat 🙂

Am Freitag sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann muss „nur“ noch das Ruder wieder eingebaut werden und die SUMMER wieder ins Wasser zurück. Wir haben aber einen guten Lauf und sind recht optimistisch, dass das Glück uns hold bleibt.

 

 

 

15 Tonnen aufs Land gesetzt

Pünktlich um 9:00 winkte der Marinero zu uns herüber und gab somit das Zeichen, dass wir uns fertig machen sollten, unsere SUMMER mit dem Heck zuerst unter dem Kran zu positionieren. Katja und ich hatten das Manöver zuvor durchgesprochen und uns beiden war klar, was zu tun ist. Ohne Eile und Hektik war die SUMMER dann auch bald an den vier Festmachern belegt und schwamm mittig ausgerichtet unter dem Lift. Die breiten Gurte befanden sich bereits unter dem Schiff und wurden jetzt in Position zu den Kranmarken (Markierungen, wo der Gurt liegen soll) gebracht. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob man sein Schiff jedes Jahr beim Yachtservice abgibt, die es dann ins Winterlager verbringen oder ob man alles selber erledigen muss J. Aber der Mensch wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben.

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Nach einer gründlichen Kontrolle ging es dann langsam aufwärts und nach gut fünf Minuten war unser Deck auf gleicher Höhe mit dem Kai. Jetzt wurde es Zeit, das Boot zu verlassen. Unsere SUMMER wurde mit dem Dampfstrahler von Algen und sonstigem Bewuchs befreit, bevor sie dann zur endgültigen Parkposition transportiert wurde.

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Jetzt erst kam eigentlich der Moment, der mir in den letzten Tagen am meisten Kopfzerbrechen bereitet hatte. Das Ruder musste raus, weil wir ja ein Problem mit dem Ruderlager hatten. Auch hier hatten wir uns gut vorbereitet. Derweil ich im Schiff den Ruderquadranten von dem massiven Ruderschaft demontierte, hatte Katja eine Vorrichtung aus Leinen und zwei Flaschenzügen angefertigt und um das Ruder gelegt. Katja hob das gut 80 Kilo schwere Teil mit Hilfe von Jose ein Stück an und ich konnte den letzten Bolzen an Deck lösen, der das Ruder noch fixierte. Katjas Vorrichtung hielt das Gewicht und der Lift hob die SUMMER langsam weiter in die Höhe. Mit jedem weiteren Zentimeter glitt das Ruder weiter aus dem Lager hinaus, bis es nach gut einem Meter frei war. Jose staunte nicht schlecht, als wir das schwere Teil wegtrugen, denn mit so viel Gewicht hatte er nicht gerechnet J. Aber genau wegen der soliden Bauweise und Qualität haben wir uns ja für eine Yacht von der SCHÖCHL Werft entschieden. Nach weiteren 45 Minuten stand unsere SUMMER zu allen Seiten hin abgestützt auf ihrem Parkplatz. Uns fiel jedenfalls ein großer Stein von Herzen, weil alles viel besser verlaufen war als gedacht!

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Die Inspektion des Ruderlagers ergab, dass es sich in einem hervorragenden Zustand befand. Keinerlei erkennbare Korrosion am Lagerkörper oder nennenswerte Einlaufspuren an den beweglichen Teilen des Lagers waren zu erkennen. Auch dort hat SCHÖCHL wohl ganze Arbeit geleistet J Auch Jose der Marinero zeigte sich von der Qualität im Allgemeinen sichtlich begeistert. Das positive Urteil freut den Eigner natürlich sehr, denn immerhin sehen die Jungs ja einige Schiffe im Laufe der Jahre und haben ein Auge dafür, was sich bewährt hat und was nicht.

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Abschließend saßen wir abends zufrieden im Salon der SUMMER. Die Schäden schienen sich nur auf ein paar defekte Dichtungen im Ruderlager zu beschränken. Nach über acht Jahren darf das gern einmal passieren. Wir waren sehr froh, dass wir noch nicht in der Südsee unterwegs waren. Denn dort wäre es bestimmt weniger lustig gewesen, nach jedem Törn 30-60 Liter Wasser aus dem Schiff zu pumpen und keine Werft mit Lift in der Nähe zu haben. Von den fehlenden Spezialwerkzeugen und Ersatzteilen mal ganz zu schweigen. Laut Internet-Sendungsverfolgung, die wir die letzten Tage immer wieder kontrolliert hatten, sollten die neuen Dichtungen bereits morgen mit UPS hier eintreffen.

 

 

 

Wasser im Schiff – Schiff aus dem Wasser und eine Inselrallye wegen eines Hakenschlüssels

Seit Monaten schon haben wir das Problem, dass wir nach jedem Segeltag mehr oder weniger viel Wasser in der Bilge (tiefster Punkt im Schiff) haben. Bei hohen Wellen und viel Wind sind es bis zu 60 Liter pro Tag. Was haben wir nicht schon alles versucht, um die Ursache zu ermitteln. Nach und nach habe ich aber alle für mich erdenklichen Möglichkeiten und Ursachen identifiziert und behoben. Jedes Mal wieder war ich mir sicher, dass die Bilge jetzt trocken bleiben würde, nachdem die Arbeiten abgeschlossen waren. Doch der Albtraum wollte einfach kein Ende nehmen und so langsam kam ich meinem ganz privaten Trauma immer näher, wenn ich wie bei unserem letzten Törn alle zwei Stunden zehn Liter Seewasser abgepumpt habe.

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Bei einer Routinekontrolle des Autopiloten hatte ich wirklich Schwierigkeiten, mich bei der hohen See, kopfüber in den Raum unter den Betten hängend, mit einer Hand festzuhalten. In der anderen Hand hielt ich die „Maglite“ (Taschenlampe für MännerJ) und inspizierte die tiefen Räume unter den Backskisten. Dabei fiel mein Blick auch auf das untere Ruderlager. Immer wenn der Autopilot gegen den Seegang kämpfte und das Ruder mit nackter Gewalt drehte, um das Boot wieder auf Kurs zu bringen, sah ich eine Wasserfontäne aus der massiven Verschraubung heraus spritzen. Was für ein Schock! „Das wird eine größere Nummer“ war mein erster Gedanke. Nach 10 Minuten hatte ich mich aber wieder einigermaßen sortiert und einen Videoclip per iphone an die Schöchl-Werft geschickt, mit der Bitte um Rat und Unterstützung.

Die Dame im Büro musste gedacht haben, dass wir kurz vor dem Absaufen waren. Wahrscheinlich waren meine dramatischen Schilderungen daran schuld, denn das kann ich ganz besonders gut J. Jedenfalls hatte ich wenige Minuten später den Werftinhaber Manfred Schöchl persönlich am Apparat. Es war nicht das letzte Gespräch an diesem Tag. Sowohl der Werftchef als auch eine Reihe seiner erfahrenen Mitarbeitern standen uns mit Rat und Tat zur Seit und waren alle sehr kooperativ und hilfsbereit. Am Ende des Tages war dann der Maßnahmenkatalog erstellt und die Ersatzteile für die Reparatur per Expresslieferung auf dem Weg nach Teneriffa.

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Eine Tatsache stand aber unumstößlich fest. Das Ruderlager inklusive der im Rumpf fest eingeklebten Lagerhülse muss ausgebaut bzw. erneuert werden. Dazu muss das Boot aus dem Wasser und das Ruder muss auch raus. Jedem Segler, dem ich von der Reparatur erzählte, guckte nur mitleidig und wünschte mir viel Glück.

Da werden alte Erinnerungen wach! Dem Vater meiner damaligen Freundin hatte ich als 21-Jähriger versprochen, übers Wochenende die Kupplung seines Lieferwagens zu wechseln. Größte Verzweiflung kam auf, als es auch nach vier Stunden nicht gelang, das Getriebe wieder einzubauen. Aber am Ende gelang es dann doch. Am übernächsten Morgen rief mich meine Freundin an, dass Ihrem Vater auf dem Weg nach Hamburg zum Großmarkt der Wagen unter dem Hintern zusammengebrochen war, weil die Kupplung wieder defekt war. Gott sei Dank, konnte er seine Waren (Blumen und Pflanzen) noch verkaufen, bevor die Karre stehen blieb. Als Entschuldigung für ihn lackierte ich das alte Teil mit weißer Farbe und stellte einen Kaktus in die Mitte. Man war das hart, ihm unter die Augen zu treten und die gesamte Schande auf sich zu nehmen.

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Am kommenden Montag haben wir einen Termin, unser Boot zu kranen. Die letzten 3 Tage hatte ich nichts anderes zu tun, als am Abend diverse Technikforen zu dem Thema zu studieren und dann am Tag mit dem Mietauto in diversen Werkzeug-Shops auf die Suche nach Spezialwerkzeugen zu gehen. Von jedem der benötigten Teile habe ich mit meinem ipad ein Screenshot gemacht, denn Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Ganz besonders, wenn man so wie ich kein Spanisch spricht, erleichterte es die Kommunikation ganz enorm. Eine besondere Herausforderung war der spezielle Hakenschlüssel für Verschraubungen von bis zu 120mm Durchmesser und der ganz spezielle Kleber SIKA 292i mit dem dazu passenden Primer.

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Erschwerend kommt hinzu, dass man vielen „Fachleuten“ besser nicht über den Weg trauen sollte. Bei einem Yachtshop, der von einem Holländer geführt wurde, wurde mir ein Kleber mit Primer angeboten, der abweichend von der Empfehlung des Herstellers und der Werft spezifiziert war. Ein Anruf bei Sika klärte alles sehr schnell. Der angebotene Primer war für Plexiglas spezifiziert und der Kleber wies nicht die nötige Festigkeit auf. Dieser „Fachmann“ hatte mir doch versichert, dass er über 20 Jahre Erfahrung hätte und wollte eine Diskussion starten, warum denn der andere Kleber überhaupt nötig wäre. Bald danach verschwand er hinter dem Tresen und ward nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hatte er gehört, dass ich Katja gesagt habe, er soll sich bloß sein Lehrgeld wiedergeben lassenJ. Einige Kanaren sagen ja selber, dass Afrika näher liegt als Europa. Also studieren, viel fahren, viel Fragen und immer schön locker bleiben. Nach drei Tagen Fahrerei und 350 Kilometer Strecke kreuz und quer über die Insel, hatten wir alles zusammen, was wir voraussichtlich an Werkzeugen, Materialien, Vorrichtungen und Ersatzteilen benötigen werden.

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Wir haben uns entschlossen, während der Zeit, wenn die SUMMER auf dem Land steht, weiter im Boot zu wohnen. Ist bestimmt ein komisches Gefühl, wenn es nachts nicht mehr schaukelt. Bei der Gelegenheit werden wir das Unterwasserschiff auch gleich mit neuer Antifouling streichen lassen. Den Drehflügelpropeller werde ich selber überholen und die Opferanoden auch gleich wechseln. Eines ist aber jetzt schon sicher: Die kommende Woche wird eine echte Herausforderung!

Eine stürmische Nacht mit Calima und eine Überfahrt mit Konsequenzen

Ursprünglich hatten wir geplant, schon am Sonntag nach Teneriffa zurück zu segeln, aber die Wettervorhersage hatte uns überzeugt, noch einen weiteren Tag auf La Gomera zu bleiben. Am Montag mussten wir dann aber wirklich los, da Onkel Toms Flieger am Dienstagvormittag Richtung Manchester starten würde. Und der nimmt sicherlich keine Rücksicht auf das Wetter 🙂

Nachdem der Sonntag eigentlich recht windstill gewesen war, kam das angesagte Wetter dann erst in der Nacht zum Montag gegen halb drei bei uns an.  Starke Windböen fegten plötzlich durch den Hafen. Was wir hier erlebten war Calima, eine Wetterlage mit Ostwinden aus der Sahara, die vereinfacht als „Sandwind aus Afrika“ beschrieben werden kann. Von der Sahara kommt mit östlicher Strömung trockene, warme Luft und bringt oft feinen Sandstaub mit. Die Sicht ist dann getrübt. Bei dem Staubgehalt der Luft ist das warme, trockene Wetter aber nicht gerade angenehm und führt leicht zu Reizungen der Atemorgane (siehe Wikipedia).

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So saß unser Onkel Tom mitten in der Nacht hellwach in seine Kabine und überlegte schon hin und her, wie er denn mit der Fähre Teneriffa erreichen könne.

Doch gegen Morgen flaute der Wind ab. So saßen wir Drei dann ziemlich müde gegen halb Acht beim Frühstück zusammen und eine Stunde später waren wir auch unterwegs. Die kurze Überfahrt verlief nach dem eigentlich üblichen Schema. Erst zu viel Wind, danach tolles Segelwetter, wieder zu wenig Wind zum segeln aber dafür hohe steile Wellen von vorn. Irgendwie hat man sich mittlerweile fast daran gewöhnt 🙂

Unterwegs kontrollierte Dietmar wie mittlerweile während jedes Segeltages die Bilge. Auf dem Hinweg hatte er endlich herausgefunden, wie das Wasser ins Schiff kann. Anscheinend war die Dichtung des Ruderlagers defekt oder sogar noch Schlimmeres. Genaue Details wird er später selbst berichten. Ich werfe bestimmt nur wieder die entscheidenden Begriffe und Zusammenhänge durcheinander :-). Nach einem langen Telefonat mit der Werft Schöchl in Österreich, hatte er auf La Gomera versucht, etwas zu verbessern. Leider ohne Erfolg, denn eigentlich war es jetzt noch schlimmer geworden. Aber immerhin haben wir jetzt eine neue riesige Qualitätsrohrzange für Verschraubungen bis 150 mm Durchmesser an Bord, ein Spielzeug für ganz große Jungs :-).

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Somit stand heute eindeutig fest, dass wir hier auf Teneriffa eine Zwangspause einlegen müssen weil das Boot aus dem Wasser heraus muss. Aber so erreichen wir hoffentlich eine saubere und 100%ige Lösung des Problems.

Auch wenn die Stimmung nach dieser Erkenntnis am Anfang noch etwas gedrückt war, hatten wir dann doch noch einen lustigen letzten Abend mit Onkel Tom in unserem japanischen Stammrestaurant um die Ecke. Wir hoffen, dass es auch für ihn eine schöne Zeit war. Wir haben es auf jeden Fall genossen.

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Für Morgen hat uns Onkel Tom zum „english breakfast“ im Nachbarort San Blas eingeladen. Dann geht es für ihn leider zurück in kalte England 🙂

„Uncle Tom“ an Bord

Die Zeit war gekommen, ein Versprechen einzulösen, dass ich im Dezember 2012 einem Menschen gegeben habe, mit dem ich zusammen auf einer Regattayacht von Gran Canaria über den Atlantik nach St. Lucia gesegelt war. Die Rede ist von „Uncle Tom“ aus England. Katja und ich haben im vergangenen Jahr kurz nach Beginn unserer Reise mehrere Wochen bei Ann und Tom in Felixstow/Suffolk verbracht. Eine schöne Zeit, in der wir die Beiden sehr in unser Herz geschlossen haben.

Am Montag um 12:30 landete der Flieger pünktlich auf Teneriffa und gegen 13:30 waren wir mit Onkel Tom zusammen an Bord unserer SUMMER. Tom hat sein ganzes Leben lang mit Booten zu tun gehabt und fast alles gesegelt, was einen Mast hat und schwimmt. Ann und Tom haben gerade einen anstrengenden Umzug hinter sich gebracht, um näher bei Ihren Kindern und zahlreichen Enkelkinder leben zu können. Ein guter Grund mehr, ein paar erholsame Tage auf den sonnigen Kanaren mit uns zu verbringen.
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Am Mittwoch um 8:45 haben wir die Leinen in San Miguel losgeworfen und Kurs auf San Sebastian/La Gomera angelegt. Der Segeltag entwickelte sich wie in der letzten Zeit so oft: erst wenig Wind, danach kein Wind und 12 Meilen vor Gomera gab es wieder  30 Knoten Wind und ordentlich Welle „auf die Ohren“.  Es war gerade für mich einmal interessant zu sehen, wie es aussieht, wenn der Steuermann eine Dusche nach der anderen einstecken muss 🙂 Normalerweise war es ja meistens  ich, der nass wurde. Der Rollenwechsel hatte aber auch noch andere Vorteile. Mit jeder heftigen Dusche von Tom lernten wir auch ein neues Schimpfwort kennen 🙂 Keine Sprachschule würde diese in ihr Programm aufnehmen!

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Am Freitag ging es mit dem Mietwagen in den Westen der Insel nach Valle. Die Straßen sind wirklich ausgezeichnet und sehr kurvig. Leider durfte ich nicht schneller fahren als Katja es mir erlaubte. Wenn die Reifen anfingen zu „winseln“ wie ein junger Hund, hatte ich schon Ihre Knie im Kreuz 🙁 Naja, das 24H-Rennen ist ja glücklicherweise schon gebucht 🙂 Derweil Katja den botanischen Obstgarten von Valle besuchte, machten Tom und ich uns auf, die „Alexander von Humboldt II“ aus Bremerhaven zu besuchen. Das Schiff wurde 2011 als Schwesterschiff der aus der Becks-Werbung bekannten „Alexander von Humboldt“  gebaut. Das ist das Schiff mit den grünen Segeln und dem Song „Sail away…live your dreams….“

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Was für ein Zufall! An Bord des Großseglers entdeckte ich einen Mann, der mir wegen seiner außergewöhnlichen Frisur bekannt vorkam. Es war tatsächlich Frank Mestemacher, den ich vor 2 Jahren bei dem Lehrgang „Leck und Brandbekämpfung“  an der Ostsee kennengelernt habe. Frank ist mir als ein echter Seemann im traditionellem Sinn in Erinnerung geblieben. Er hat das Buch „Astronomische Navigation“ geschrieben und ist ein Meister im Umgang mit dem Sextanten, der höchsten Kunst der Navigation. Frank konnte sich auch an mich erinnern und so lud er uns ein, seine „Welt der Traditionsschiffe“ näher kennenzulernen. Da war er bei Tom genau an der richtigen Adresse, denn er hat ja früher einige Jahre auf einer Werft gearbeitet und Holzboote gebaut.

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Das Schiff „Alexander von Humboldt II“ wurde erst 2011 neu gebaut und verbringt den Winter auf den Kanaren und den Sommer in der Ostsee. Es können maximal 78 Personen an Bord untergebracht werden. Die Mannschaft besteht aus Freiwilligen und zahlenden Gästen. Ein solches Schiff ist aber auch extrem teuer im Unterhalt und so kann wenigstens ein Teil der Kosten gedeckt werden. Und die Fangemeinde wird jährlich größer!

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Wir wollten Frank natürlich nicht zu lange bei seiner Wache stören und haben uns nach knapp 2 Stunden dann wieder von Bord verabschiedet. Der Segler wird in der übernächsten Woche nach Lissabon ablegen und sich dann wieder in Richtung Ostsee bewegen. Wir bedankten uns sehr herzlich für die tolle Führung und wünschten Frank alles Gute für die Reise.

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Natürlich sind wir nicht gegangen, ohne ein handsigniertes Exemplar von Franks Buch zu erwerben 🙂 Wenig später trafen wir dann auch Katja wieder, die ebenfalls einen schönen Ausflug hatte. In dem Garten, den sie besucht hat, hatte sie viel über die kanarische Pflanzenwelt gelernt. Zum Beispiel, dass auf den weit verbreiteten Kaketen eine bestimmte Sorge Läuse gezüchtet wird, aus denen dann der rote Farbstoff für CAMPARI gewonnen wird. Lecker, lecker!  Heute war ein guter Tag für uns alle 🙂

Kanarisches Segelwetter wie aus dem Bilderbuch

Wir hatten extra bis Samstag gewartet, damit wir für die Überfahrt nach Teneriffa ruhiges Segelwetter haben würden. Noch weiter aufschieben konnten wir unseren Aufbruch aber nicht, denn für den kommenden Montag erwarteten wir lieben Besuch auf der SUMMER. Unseren „Onkel Tom“. Den wollten wir doch persönlich von Flughafen abholen.

Bevor wir aber die Leinen in Tazacorte loswarfen, nutzen wir die Gelegenheit noch zwei Kilo fangfrischen Thunfisch direkt vom Fischer in der Marina zu kaufen. Das würde uns auf Teneriffa sicher fehlen, genau wie das viele herrlich frische Obst und Gemüse.

Gegen neun Uhr waren wir dann wie geplant unterwegs auf See. Bei strahlendem Sonnenschein ließ der angesagte Segelwind in der Abdeckung der Insel noch etwas auf sich warten. Dann aber war es wieder, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Wir konnten schon weit voraus die weißen Schaumkronen auf den Wellen sehen und refften unsere Segel rechtzeitig kräftig ein. Wie sich kurze Zeit später zeigte, war es eine sehr gute Entscheidung. In den nächsten Stunden herrschte kontinuierlich Windstärke 7-8 mit 28 bis 35 Knoten. Bei manchen Böen zeigte der Windmesser sogar bis 42 Knoten an. Die See kochte und hatte eine unangenehme kurze, steile Welle aufgebaut. Dietmar hatte „Gentlemen like“ das Ruder übernommen und war bald bis auf die Unterwäsche mit Salzwasser durchgewaschen. Später tauschte er dann seine Schön-Wetter-Kleidung seit Monaten erstmals mal wieder gegen Ölzeug ein. Das brauchte doch wirklich kein Mensch! Ich hatte mich im Cockpit in der einzigen trockenen Ecke platzsparend zusammen gefaltet und freute mich über die Wirkung des Scorpoderm-Pflasters gegen Seekrankheit. Denn auch wenn die Wettersituation mich nicht sonderlich begeisterte, seekrank wurde so ich wenigstens nicht 🙂

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Zwei Seemeilen vor unserem Tagesziel Valle auf La Gomera war der Spuk genauso schnell wieder vorbei, wie er gekommen war.

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Wir suchten uns einen ruhigen Ankerplatz und genossen nach dem rauen Tag auf See zum Abendbrot den frischen Thunfisch von La Palma als Cappachio. Nach dem anstrengenden Segeltag gingen schon vor zehn Uhr auf der SUMMER alle Lichter aus. Denn auch morgen würde es wohl ähnlich anstrengend werden.

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Der Sonntag begann genau wie schon der Samstag zuvor. Schon aus der Landabdeckung heraus konnten wir die Schaumkronen der sich teilweise brechenden Wellen südlich von Gomera sehen. So refften wir Großsegel und Fock ein und bereiteten uns auf die nächsten Salzwasserduschen vor. Die ließen dann auch nicht lange auf sich warten und hielten uns die nächsten zwei Stunden mit bis zu 37 Knoten ordentlich auf Trab. Danach war plötzlich Flaute. Unter Maschine laufend trocknete unsere SUMMER langsam wieder ab und es bildeten sich überall dicke Salzkrusten. So eine Sauerei, die arme SUMMER! Aber das Schiff sollte bis zur Marina von San Miguel nicht trocken bleiben. Kaum fuhren wir um die Südspitze von Teneriffa herum, bekamen wir wieder kräftig was auf die Nase. Wir kämpften die letzten zehn Seemeilen wieder gegen immer stärker werdenden Wind und immer höhere Wellen. Alle „Drei“ (SUMMER und wir) hatten wirklich die Nase gestrichen voll. Das Wasser ist einfach noch nicht warm genug, um die Salzwasserduschen als willkommene Erfrischung genießen zu können.

Im Hafen bekam unsere Summer erstmal eine ausgiebige Süßwasserdusche, die sie sich in den letzten beiden Tagen auch redlich verdient hatte. Egal wie sehr uns Wind und Welle auch gebeutelt haben, unsere SUMMER hat immer einen tollen Job gemacht und uns ein gutes Gefühl gegeben.

Den restlichen Abend verbrachten wir mit unseren lieben französischen Freunden Annick und Louis von der SY TAMARIN. Leider verlassen uns die Beiden morgen schon in Richtung Lanzarote. Aber unsere Wege sollen sich in den nächsten Monaten wieder kreuzen. Wir haben uns für Juni/Juli auf den Azoren zum Dinner verabredet 🙂