Kategorie-Archiv: La Gomera

„Uncle Tom“ an Bord

Die Zeit war gekommen, ein Versprechen einzulösen, dass ich im Dezember 2012 einem Menschen gegeben habe, mit dem ich zusammen auf einer Regattayacht von Gran Canaria über den Atlantik nach St. Lucia gesegelt war. Die Rede ist von „Uncle Tom“ aus England. Katja und ich haben im vergangenen Jahr kurz nach Beginn unserer Reise mehrere Wochen bei Ann und Tom in Felixstow/Suffolk verbracht. Eine schöne Zeit, in der wir die Beiden sehr in unser Herz geschlossen haben.

Am Montag um 12:30 landete der Flieger pünktlich auf Teneriffa und gegen 13:30 waren wir mit Onkel Tom zusammen an Bord unserer SUMMER. Tom hat sein ganzes Leben lang mit Booten zu tun gehabt und fast alles gesegelt, was einen Mast hat und schwimmt. Ann und Tom haben gerade einen anstrengenden Umzug hinter sich gebracht, um näher bei Ihren Kindern und zahlreichen Enkelkinder leben zu können. Ein guter Grund mehr, ein paar erholsame Tage auf den sonnigen Kanaren mit uns zu verbringen.
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Am Mittwoch um 8:45 haben wir die Leinen in San Miguel losgeworfen und Kurs auf San Sebastian/La Gomera angelegt. Der Segeltag entwickelte sich wie in der letzten Zeit so oft: erst wenig Wind, danach kein Wind und 12 Meilen vor Gomera gab es wieder  30 Knoten Wind und ordentlich Welle „auf die Ohren“.  Es war gerade für mich einmal interessant zu sehen, wie es aussieht, wenn der Steuermann eine Dusche nach der anderen einstecken muss 🙂 Normalerweise war es ja meistens  ich, der nass wurde. Der Rollenwechsel hatte aber auch noch andere Vorteile. Mit jeder heftigen Dusche von Tom lernten wir auch ein neues Schimpfwort kennen 🙂 Keine Sprachschule würde diese in ihr Programm aufnehmen!

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Am Freitag ging es mit dem Mietwagen in den Westen der Insel nach Valle. Die Straßen sind wirklich ausgezeichnet und sehr kurvig. Leider durfte ich nicht schneller fahren als Katja es mir erlaubte. Wenn die Reifen anfingen zu „winseln“ wie ein junger Hund, hatte ich schon Ihre Knie im Kreuz 🙁 Naja, das 24H-Rennen ist ja glücklicherweise schon gebucht 🙂 Derweil Katja den botanischen Obstgarten von Valle besuchte, machten Tom und ich uns auf, die „Alexander von Humboldt II“ aus Bremerhaven zu besuchen. Das Schiff wurde 2011 als Schwesterschiff der aus der Becks-Werbung bekannten „Alexander von Humboldt“  gebaut. Das ist das Schiff mit den grünen Segeln und dem Song „Sail away…live your dreams….“

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Was für ein Zufall! An Bord des Großseglers entdeckte ich einen Mann, der mir wegen seiner außergewöhnlichen Frisur bekannt vorkam. Es war tatsächlich Frank Mestemacher, den ich vor 2 Jahren bei dem Lehrgang „Leck und Brandbekämpfung“  an der Ostsee kennengelernt habe. Frank ist mir als ein echter Seemann im traditionellem Sinn in Erinnerung geblieben. Er hat das Buch „Astronomische Navigation“ geschrieben und ist ein Meister im Umgang mit dem Sextanten, der höchsten Kunst der Navigation. Frank konnte sich auch an mich erinnern und so lud er uns ein, seine „Welt der Traditionsschiffe“ näher kennenzulernen. Da war er bei Tom genau an der richtigen Adresse, denn er hat ja früher einige Jahre auf einer Werft gearbeitet und Holzboote gebaut.

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Das Schiff „Alexander von Humboldt II“ wurde erst 2011 neu gebaut und verbringt den Winter auf den Kanaren und den Sommer in der Ostsee. Es können maximal 78 Personen an Bord untergebracht werden. Die Mannschaft besteht aus Freiwilligen und zahlenden Gästen. Ein solches Schiff ist aber auch extrem teuer im Unterhalt und so kann wenigstens ein Teil der Kosten gedeckt werden. Und die Fangemeinde wird jährlich größer!

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Wir wollten Frank natürlich nicht zu lange bei seiner Wache stören und haben uns nach knapp 2 Stunden dann wieder von Bord verabschiedet. Der Segler wird in der übernächsten Woche nach Lissabon ablegen und sich dann wieder in Richtung Ostsee bewegen. Wir bedankten uns sehr herzlich für die tolle Führung und wünschten Frank alles Gute für die Reise.

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Natürlich sind wir nicht gegangen, ohne ein handsigniertes Exemplar von Franks Buch zu erwerben 🙂 Wenig später trafen wir dann auch Katja wieder, die ebenfalls einen schönen Ausflug hatte. In dem Garten, den sie besucht hat, hatte sie viel über die kanarische Pflanzenwelt gelernt. Zum Beispiel, dass auf den weit verbreiteten Kaketen eine bestimmte Sorge Läuse gezüchtet wird, aus denen dann der rote Farbstoff für CAMPARI gewonnen wird. Lecker, lecker!  Heute war ein guter Tag für uns alle 🙂

Kanarisches Segelwetter wie aus dem Bilderbuch

Wir hatten extra bis Samstag gewartet, damit wir für die Überfahrt nach Teneriffa ruhiges Segelwetter haben würden. Noch weiter aufschieben konnten wir unseren Aufbruch aber nicht, denn für den kommenden Montag erwarteten wir lieben Besuch auf der SUMMER. Unseren „Onkel Tom“. Den wollten wir doch persönlich von Flughafen abholen.

Bevor wir aber die Leinen in Tazacorte loswarfen, nutzen wir die Gelegenheit noch zwei Kilo fangfrischen Thunfisch direkt vom Fischer in der Marina zu kaufen. Das würde uns auf Teneriffa sicher fehlen, genau wie das viele herrlich frische Obst und Gemüse.

Gegen neun Uhr waren wir dann wie geplant unterwegs auf See. Bei strahlendem Sonnenschein ließ der angesagte Segelwind in der Abdeckung der Insel noch etwas auf sich warten. Dann aber war es wieder, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Wir konnten schon weit voraus die weißen Schaumkronen auf den Wellen sehen und refften unsere Segel rechtzeitig kräftig ein. Wie sich kurze Zeit später zeigte, war es eine sehr gute Entscheidung. In den nächsten Stunden herrschte kontinuierlich Windstärke 7-8 mit 28 bis 35 Knoten. Bei manchen Böen zeigte der Windmesser sogar bis 42 Knoten an. Die See kochte und hatte eine unangenehme kurze, steile Welle aufgebaut. Dietmar hatte „Gentlemen like“ das Ruder übernommen und war bald bis auf die Unterwäsche mit Salzwasser durchgewaschen. Später tauschte er dann seine Schön-Wetter-Kleidung seit Monaten erstmals mal wieder gegen Ölzeug ein. Das brauchte doch wirklich kein Mensch! Ich hatte mich im Cockpit in der einzigen trockenen Ecke platzsparend zusammen gefaltet und freute mich über die Wirkung des Scorpoderm-Pflasters gegen Seekrankheit. Denn auch wenn die Wettersituation mich nicht sonderlich begeisterte, seekrank wurde so ich wenigstens nicht 🙂

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Zwei Seemeilen vor unserem Tagesziel Valle auf La Gomera war der Spuk genauso schnell wieder vorbei, wie er gekommen war.

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Wir suchten uns einen ruhigen Ankerplatz und genossen nach dem rauen Tag auf See zum Abendbrot den frischen Thunfisch von La Palma als Cappachio. Nach dem anstrengenden Segeltag gingen schon vor zehn Uhr auf der SUMMER alle Lichter aus. Denn auch morgen würde es wohl ähnlich anstrengend werden.

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Der Sonntag begann genau wie schon der Samstag zuvor. Schon aus der Landabdeckung heraus konnten wir die Schaumkronen der sich teilweise brechenden Wellen südlich von Gomera sehen. So refften wir Großsegel und Fock ein und bereiteten uns auf die nächsten Salzwasserduschen vor. Die ließen dann auch nicht lange auf sich warten und hielten uns die nächsten zwei Stunden mit bis zu 37 Knoten ordentlich auf Trab. Danach war plötzlich Flaute. Unter Maschine laufend trocknete unsere SUMMER langsam wieder ab und es bildeten sich überall dicke Salzkrusten. So eine Sauerei, die arme SUMMER! Aber das Schiff sollte bis zur Marina von San Miguel nicht trocken bleiben. Kaum fuhren wir um die Südspitze von Teneriffa herum, bekamen wir wieder kräftig was auf die Nase. Wir kämpften die letzten zehn Seemeilen wieder gegen immer stärker werdenden Wind und immer höhere Wellen. Alle „Drei“ (SUMMER und wir) hatten wirklich die Nase gestrichen voll. Das Wasser ist einfach noch nicht warm genug, um die Salzwasserduschen als willkommene Erfrischung genießen zu können.

Im Hafen bekam unsere Summer erstmal eine ausgiebige Süßwasserdusche, die sie sich in den letzten beiden Tagen auch redlich verdient hatte. Egal wie sehr uns Wind und Welle auch gebeutelt haben, unsere SUMMER hat immer einen tollen Job gemacht und uns ein gutes Gefühl gegeben.

Den restlichen Abend verbrachten wir mit unseren lieben französischen Freunden Annick und Louis von der SY TAMARIN. Leider verlassen uns die Beiden morgen schon in Richtung Lanzarote. Aber unsere Wege sollen sich in den nächsten Monaten wieder kreuzen. Wir haben uns für Juni/Juli auf den Azoren zum Dinner verabredet 🙂

Eine Nacht im Schleudergang

Etwas unmotiviert machten wir uns am Dienstag gegen zehn Uhr auf den Weg in Richtung Valle, auf der Westseite von La Gomera. Im Hafen von San Miguel herrschte immer noch absolute Windstille, aber schon nach einer Stunde Fahrt unter Motor konnten wir die Segel setzen und hatten ganz passablen Süd-Wind. Für mich war es ein ruhiger Segeltag ohne viel Geschaukel. Ein schöner Einstieg!

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Viermal kreuzten Grindwale unseren Weg und einmal sahen wir eine größere Schule Delphine. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir unser Ziel. Leider mussten wir feststellen, dass die Bucht vor Valle zum Ankern bei Südwind und kräftiger Dünung keinen besonderen Schutz bietet.

Bis auf ein Boot hatten alle anderen Segler Schutz direkt hinter dem Wellenbrecher gesucht. Leider konnte ich Dietmar nicht davon überzeugen auch an der Mauer anzulegen. So fiel unser Anker kurze Zeit später auf dem sandigen Grund der Bucht und war kurz darauf sicher eingegraben. Nur von Ruhe im Schiff konnte keine Rede sein. Unsere SUMMER lag quer zur Dünung und schaukelte wild von rechts nach links. In jedem Schapp wurden Dosen, Töpfe und Bücher neu sortiert und machten überraschend viel Lärm. Meinem „See-entwöhnten“ Magen war das alles zu viel. Sicherheitshalber nahm ich mal eine Reisetablette und legte mich im Salon auf die Couch. Auch Dietmar war sich anfangs nicht sicher, ob ein Abendessen an diesem Abend überhaupt eine gute Idee wäre. Aber nach einiger Zeit machte er sich doch am Herd zu schaffen und wärmte das Chilli con Carne vom Wochenende auf.

Die Nacht verlief so unruhig wie befürchtet, erst gegen Morgen beruhigten sich Wellen in der Bucht. Ich fühlte mich am Morgen aber, als hätte ich die Nacht in einer Waschmaschine im Schleudergang verbracht. Trotzdem gingen wir gegen acht Uhr Anker auf in Richtung Tazacorte auf La Palma. Bald strahlte die Sonne und es wurde angenehm warm auf dem Boot. Bis zum frühen Nachmittag segelten wir mit leichtem Wind recht zügig unserem Ziel entgegen, dann schlief der Wind ein und wir motorten weiter Richtung Tazacorte.

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Kurz vor der Südspitze von La Palma kreuzten nochmal Delphine unseren Weg und begleiteten uns ein Stück.

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Nur noch zehn Seemeilen lagen vor uns und wir hofften gegen fünf Uhr den Hafen zu erreichen. Doch der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Innerhalb kürzester Zeit wehte es uns mit fast dreißig Knoten entgegen und die SUMMER stampfte heftig in der kurzen, steilen Welle.

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Bald war das gesamte Deck mit Salzwasser überspült und Dietmar bekam hinter dem Steuer auch den einen oder anderen Schwall Wasser ab.

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Das war wohl wieder nichts mit einem gemütlichen Segeltag. Mühsam kämpfen wir uns die Küste entlang und erreichten erst nach sechs Uhr den schützenden Hafen.

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Das Segelwetter auf den Kanaren hat es uns nicht angetan. Die Winde hier im den Wintermonaten sind zu unstet und wechselhaft. Zwischen Flaute und starkem Wind liegt oft nur eine Stunde. Jetzt waren wir erstmal froh, angekommen zu sein und freuten uns auf eine ruhige Nacht im Hafen. An diesem Abend blieb auch die Küche auf der SUMMER kalt und wir aßen ganz hervorragenden, frischen Fisch direkt am Hafen in einem kleinen Restaurant. Vorher konnten wir noch den Fang eines Fischers bewundern, der mit Hilfe eines Gabelstaplers vier wunderschöne Thunfische (ungefähr 80 -100 Pfund pro Fisch) am Hafen auslud. Bei dem Wind und der Welle war des bestimmt kein Spaziergang da draußen auf See.

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Nicht mehr allein

Heute Morgen wachten wir auf und plötzlich war alles anders  🙂 Naja, vielleicht ist das jetzt doch etwas übertrieben, aber mit der Ruhe war es erstmal vorbei. Vorne an der Hafenmauer hatte ein riesiger fast 300 Meter langer Kreuzfahrer festgemacht. Es war die Tui – „Mein Schiff 3“ mit 2500 Passagieren an Bord.

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Wir entschieden wir uns nach dem Frühstück schnell das Weite zu suchen und unseren letzten Ausflug nach Playa de Santiago zu machen. Der Weg durch die Berge war heute bei strahlendem Sonnenschein noch beeindruckender und schöner als am wolkigen und verregneten Mittwoch.

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In der Nähe von Playa de Santiage gibt es die einzige, größere Hotelanlage und auch den Insel-Golfplatz. Der Ort selbst war aber genauso schön und beschaulich, wie wir es uns erhofft hatten. Im Hafenbecken lagen kleine Fischerboote und ein paar kleine Yachten vor Anker oder an der Mooring. Hier wollten wir aber ganz sicher nicht mit der SUMMER vorbei kommen, denn der Schwell stand sogar schon an diesem schönen und windstillen Tag ganz ungemütlich im Hafen.

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Entlang des Strandes und am Marktplatz luden verschiedene Restaurants und Bars mit ihren Tischen in der Sonne zum Verweilen ein. Da konnten wir wie so oft nicht wiederstehen und bestellten zwei erfrischende Shandys.

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Nach dieser kurzen Pause folgten wir weiter der Straße und kamen am Flughafen vorbei. Das Gebäude des Terminals sah neu und irgendwie unbenutzt aus. Nirgendwo auf dem Gelände konnten wir ein Flugzeug entdecken. Hier hatte der Massentourismus auf jeden Fall noch nicht Einzug gehalten 

Weiter in Richtung Inselmittel veränderte sich die Landschaft und es wurde hügeliger und grüner. Nicht nur Ziegen waren hier unterwegs, nach einiger Zeit entdeckte ich sogar einen Esel. Der sollte natürlich auch fotografiert werden. Vorsichtig kletterte ich durch die Botanik, um in eine geeignete Fotoposition zu kommen. Schnell hatte der Esel mich entdeckt. Aber er trat nicht wie erwartet die Flucht an, sondern er drehte sich schnell um und bewegte sich schreiend auf mich zu. Dem war wohl langweilig 🙂 Gut, dass er angebunden war denn den Burschen wäre ich wohl nicht mehr so einfach losgeworden

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Das nächste größere Dorf auf unserer Karte erwies sich in Wirklichkeit als so klein, dass wir beschlossen, hier keinen Stopp einzulegen und direkt zurück nach San Sebastian zu fahren. Heute hatten wir uns vorgenommen, in dem kleinen französischen Restaurant zu essen, das uns von der Crew der JOY OF LIVE wärmstens ans Herz gelegt worden war.

Vorher wollten wir aber noch unser Mietauto zurück geben. Die Garage des Verleihers befand sich direkt in der Altstadt, in der momentan ziemlich viele Baustellen sind. Nachdem wir fast alle möglichen Straßen abgefahren hatten, standen wir endlich vor der Einfahrt der Garage. Leider kamen wir mitten in der Siesta an, aber das Auto stellten wir sicherheitshalber gleich dort ab. Wer weiß, wie lange wir beim nächsten Mal im Kreis fahren würden. Zu Fuß war die Autovermietung jedenfalls ganz bequem zu erreichen.

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Nach einem Kaffee und einem kurzen Stadtbummel gaben wir dann auch die Schlüssel zurück und machten noch einen kurzen Umweg zum Strand, bevor wir auf die SUMMER zurückkehrten. Mittlerweile war auch wieder Ruhe in der Stadt eingekehrt und die letzten Kreuzfahrer eilten zum Hafen, um ja ihr Schiff nicht zu verpassen.

So hatten wir am Abend die Altstadt wieder für uns. Das französische Restaurant war noch besser als wir es uns vorgestellt hatten. Der junge Mann hatte zwar nur eine Karte mit einer kleinen Auswahl aber die Gerichte, die er anbietet, sind exklusiv und sehr lecker. Nachdem wir uns die vier Tapas geteilt hatten, war gerade noch Platz für einen kleinen Nachtisch und einen leckeren Cappuccino (endlich mal wieder mit echter Sahne).

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Überall Bananen

Wie auf fast allen kanarischen Inseln werden auf La Gomera überall, wo es möglich ist,  Bananen angebaut. Schön ist, dass die Bananen hier nicht wie auf Teneriffa hinter Folien oder Netzen wachsen, sondern die Plantagen überall offen auf den Terrassen der Berge zu finden sind.

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Heute führte uns unser Weg Richtung Norden durch das Tal von Hermigua, wohl das üppigste und produktivste Tal der Insel. Aber nicht nur Bananen auch Wein und andere Ostsorten wachsen hier ganz hervorragend.

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Am Ende des Tals am Rande eines kleinen Strandes, fanden wir direkt am Wasser die Überreste des alten „Bootsdavits“. Hier wurden am Anfang des Jahrhunderts die Bananen auf Schiffe nach England verladen. Mit dem Bau des Hafens in San Sebastian wurde der Davit nicht mehr benötigt. Die Metallstruktur wurde abgebaut und verkauft, nur noch die Mauern und Pfeiler erinnern an diese Zeit.

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Weiter ging es über Agulo nach Vallehermoso. Beide Dörfer gehören schon zu den größeren auf der Insel, sind aber in unseren Augen eher winzig und gemütlich. Ungemütlich war leider nur das Wetter, das unsere Spaziergänge mit starkem Wind und grauen Wolken immer kürzer ausfallen ließ. Im Auto war es dann wieder schön warm und geschützt. Durch Ihre Lage im Atlantik herrscht auf den kanarischen Inseln fast das ganze Jahr Nordostwind, der in dieser Jahreszeit auch oft stürmisch ausfällt und viele, regenreiche Wolken im Gepäck hat.

Trotzdem machten wir noch einen Abstecher ans Meer, denn in unserer Karte war ein Parc Maritimo eingezeichnet. Was wir uns genau darunter vorgestellt hatten, ist mir im Nachhinein auch nicht ganz klar. Aber hinter diesem Begriff verbirgt sich nichts weiter als ein gewöhnliches Schwimmbad 🙂 Wieder was gelernt.

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Als letzte Station unsers heutigen Ausfluges hatten wir Alojera geplant, ein Dorf an der Nordwestseite. An dem tiefschwarzen Lavastrand standen wirklich nur eine Handvoll kleiner Häuser, aber es gab ein kleines Restaurant, in dem wir uns ein frühes Abendessen gönnten. Umlagert von unzähligen Katzen waren wir froh als es uns gelungen war, die Gambas ohne Mitesser zu verspeisen. Kartoffeln und Pilze schien die Bande nicht so zu begeistern. So zog sie weiter zu den nächsten Gästen und versuchten  da ihr Glück.

Auf dem Rückweg mussten wir feststellen, dass wir die Tankuhr des Autos nicht aufmerksam genug im Auge behalten hatten und der Tank kurz vor „staubtrocken“ stand. Auch wenn die Wege auf La Gomera nicht so weit sind sollte man bedenken, dass es nur eine der Einwohnerzahl angepasste und somit begrenzte Anzahl von Tankstellen gibt. Gut, dass diese sechs Stück auf unserer Karte auch eingezeichnet waren 🙂 So fuhren wir zurück nach Vallehermoso. Die Tankstelle fanden wir auf Anhieb, leider wurde diese selbst gerade betankt. Naja, immer noch besser als geschlossen. So warteten wir geduldig bis der Tanklaster fertig war und füllten unseren eigenen Tank wieder randvoll mit Benzin auf.

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Entspannt kurvten wir zurück nach San Sebastian und ließen den Abend bei einem Video gemütlich ausklingen.

La Gomera – Willkommen im Paradies

Das hatten wir nicht erwartet 🙂 Nachdem wir uns nach der „weiten Seereise“ am nächsten Tag etwas akklimatisiert hatten, gingen wir auf Entdeckungstour.

La Gomera ist nach El Hiero die kleinste Insel der Kanaren. Fast kreisrund hat sie einen Durchmesser von 25 Kilometern und wird von nur 24.000 Menschen bewohnt. Wir liegen mit unserer SUMMER im Hafen von San Sebastian, der Inselhauptstadt. Uns war schon bei unserer Ankunft aufgefallen, dass keine Hotelanlagen die Küste verunstalteten. Im Gegensatz zu den großen Inseln ist hier das Verhältnis Einwohner-Tourist sehr angenehm. Es passen nämlich nur maximal 6400 Besucher auf die kleine Insel. Der Flughafen ist winzig und die meisten reisen eher mit der Fähre an, die mehrmals täglich in San Sebastian ankommt.

So spazierten wir erst einmal an der Hafenpromenade und am Strand entlang. In einem schöne Park direkt am Wasser steht der Torre del Conde, ein Verteidigungsturm aus dem 15. Jahrhundert. Danach landeten wir direkt in der Altstadt mit kleinen Gassen und hübschen kanarischen Häusern. Viele kleine Geschäfte ließen auch keine Einkaufswünsche offen und Bars, Restaurants und Cafés luden zum entspannten Verweilen ein.

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Zuerst kümmerten wir uns aber um einen Mietwagen, da die Busse auf der Insel (es verkehren ganze sieben Buslinien) doch nicht so häufig unterwegs waren. Lieber wollten wir erstmal unabhängig sein. Wir hatten mal wieder Glück. In knapp zwei Stunden war unser Auto verfügbar. Endlich konnten wir uns mit gutem Gewissen einen Kaffee in der Sonne gönnen. Vorher machten wir aber noch einen kurzen Abstecher zum Touristenbüro und erhielten einen kostenlosen deutschen Reiseführer. Jetzt konnte ja nichts mehr schief gehen.

Sehr zu Dietmar Bedauern gibt es auf La Gomera keine Autobahn und auch die Landstraßen laden nicht zu hohen Geschwindigkeiten ein. Aber sportlich kann man immer fahren, wie ich wenig später feststellen musste. Da wurde ich nach kurzer Zeit fast „autokrank“ bei dem Geschaukel. Hoffentlich wird das nicht die nächsten drei Tage so weiter gehen 🙂

Für unseren ersten Ausflug hatten wir uns „Valle Grand Ray“ im Westen der Insel ausgesucht. Wir hatten die Hoffnung, hier vielleicht noch auf die SY MELODY zu treffen, die gestern dort einen Zwischenstopp auf dem Weg nach La Palma eingelegt hatte.

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Unser Weg führte uns durch den Nationalpark „Garajonay“, der sich in der Inselmitte in 1000 bis 1400 Meter Höhe über dem Meeresspiegel befindet und rund 4000 Quadratmeter Fläche hat. Oben in den Bergen sank die Temperatur schnell auf sieben Grad und in den dichten Wolken regnete es. So mussten wir nicht lange überlegen als wir am Straßenrand einen Tramper sahen, der in unsere Richtung weiter wollte. Mit seinem rosa T-Shirt und den bodenlangen (!!!!) Dreadlocks sah er zwar etwas abenteuerlich aus, entpuppte sich aber als netter und friedlicher Zeitgenosse vom Bodensee, den es schon vor Längerem auf die Insel verschlagen hatte.

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In Valle machten wir direkt am Hafen unsere Mittagspause in einem winzigen Fischrestaurant. Die Tapas waren hervorragend und der Preis einmal wieder „erschreckend“ niedrig. Hier am Wasser war es wunderbar warm und die sieben Grad aus den Bergen waren schnell vergessen.

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Nach dem Essen machten wir einen kleinen Verdauungsspaziergang unter den hohen und gefährlich steilen Felsen der Steilküste entlang. Auf den Warnschildern stand in allen Sprachen deutlich zu lesen „Durchgang verboten wegen Steinschlaggefahr! Passieren nur auf eigene Gefahr“ Aber einen kleinen Dachschaden haben wir ja sowieso schon und blieben auch vor Schlimmeren bewahrt 🙂

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Am Ende des Weges fanden wir eine Finka mit einem schönen Garten. Hier hatte sich eine Gruppe von „Blumenkonder“ aus der 68er Bewegung vor vielen Jahren niedergelassen, und lebt seit dem in ihrer alternativen Lebensgemeinschaft und Lebensform. An der Eingangstür hing auf jeden Fall ein aktueller Wochenplan von Meditationen und Workshops aus 🙂 Da wollten wir nicht weiter stören 🙂

Etwas landeinwärts konnte man einen exotischen Obstgarten mit 160 verschiedenen Obstsorten besichtigen und auch die verschiedenen Obstsorten probieren. Leider aber nur am Dienstag und Freitag, heute war aber Mittwoch 🙁 So haben wir aber einen schönen Grund, einmal wieder hierher zu kommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein dicker Fisch an der Leine

Das neue Jahr begann genauso gut, wie das alte aufgehört hatte. Während wir nach den anstrengenden Feiertagen faul unter Deck Kaffee tranken, wurden wir auf ein Pärchen am Steg aufmerksam, das Bilder von unserer SUMMER machte. Sehr verdächtig! Dietmar ging direkt mal raus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Kurze Zeit später saßen wir bei uns an Bord zusammen und unterhielten uns prächtig. Peter und Manuela von der SY MELODY lagen nur zwei Stege von uns entfernt. Sie verbringen im Winter immer zwei Monate auf Ihrer ETAP 37 auf den Kanaren. So folgte einer Einladung zum Neujahrskaffee auf der MELODY eine Weinprobe auf der SUMMER. Auch als der befreundete Segelkollege Falk an Bord der MELODY kam, fanden wir doch eigentlich jeden Tag einen Grund und eine Gelegenheit, ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen, während wir auf ruhigeres Wetter warteten.

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So stand auch schon fest, dass wir am Montag beide mit dem Ziel La Gomera den Hafen von San Miguel verlassen würden. Zwar wollten wir nach San Sebastian und Peter und Manu nach Valle, aber immerhin 🙂

Der Weg bis San Sebastian auf La Gomera ist mit 30 Seemeilen eine sehr angenehme, fast kurze Tagestour. Wir schliefen etwas länger und machten uns gegen neun Uhr auf den Weg. Vor dem Hafen stand noch die Welle der letzten stürmischen Tage und schaukelte uns anfangs gehörig durch. Irgendwie machte es den Eindruck, dass es keine schöne Überfahrt werden würde:-( Aber schon nach kurzer Zeit segelten wir mit Wind und Welle von achtern unserem Ziel entgehen. Auch die Sonne zeigte mal wieder ihre wunderbare Kraft und bald saßen wir beide in kurzen Hosen im Cockpit. Dies entschädigte uns voll und ganz für den nassen und ungemütlichen Silvestertörn.

Die SY MELODY war etwas vor uns gestartet. Nach einiger Zeit hatten wir aber den Vorsprung deutlich verkleinert können. Jetzt war sie in Richtung Valle abgedreht, während wir weiter Kurs Richtung San Sebastian liefen. So beschlossen wir, Peter, Manu und Falk per UKW-Funk noch einen letzten Gruß mit auf den Weg zu geben. Aber anscheinend sollten sich unsere Wege noch nicht trennen, eher waren wir kurze Zeit später sogar noch enger verbunden. Wegen eines Motorproblems forderte die MELODY Schlepphilfe an und hing schon bald darauf mit einer stabilen und langen Schleppleine sicher vertäut an unserer Heckklampe auf der Steuerbordseite. Das Manöver hatte problemlos geklappt und unsere SUMMER schleppte die Yacht ohne große Mühe. So legten wir die restlichen zwölf Seemeilen nach San Sebastian unter Motor mit 5,2 Knoten Geschwindigkeit zurück. Am Haken hatten wir hinter uns den dicksten Fisch, den Dietmar jemals an der Angel hatte 🙂

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In der Hafeneinfahrt ließen wie die MELODY aber doch wieder vom Haken und sie schaffte die letzten Meter aus eigener Kraft. Jetzt war aber Ursachenforschung angesagt. Schon auf dem Wasser hatten Peter und Falk gemeinsam versucht herauszufinden, warum kaum noch Kühlwasser aus dem Abgassammler heraus kam. Nachdem die einfachen Ursachen des Problems ausgeschlossen waren, mussten die Herren wohl noch etwas tiefer graben. Nach gut einer Stunde war das Problem dann behoben. Vor dem Wärmetauscher des Motors hatten NEUN abgebrochene Impellerflügel den Wasserfluss fast komplett unterbunden. Die Wartung des Maschine hatte Peter immer in Auftrag gegeben und auf eine saubere Ausführung der Arbeit vertraut. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Gummiflügel eines Impellers abbrechen aber diese aus dem Kühlkreislauf nicht zu entfernen ist ein absolutes Unding. Ein Impeller hat insgesamt nur 5 Flügel und die Vermutung liegt sehr nahe, dass die Überreste von mindestens 3 verschiedenen Impellern stammen. Dietmar war schwer entsetzt über den miesen Mechaniker und Peter heilfroh, seine Maschine vor dem sicheren Hitzetod bewahrt zu haben. Falk hatte also mit seiner Vermutung richtig gelegen, dass das Problem am Wärmetauscher zu finden sein müsste.

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Die Maschine und somit auch der Abend war gerettet und unsere zuverlässige SUMMER hatte uns eine Einladung zum Abendessen verdient. Gegen sieben Uhr machten wir uns auf in die Inselhauptstadt, die sich direkt an die Marina anschloss. Noch war alles weihnachtlich beleuchtet und am Hauptplatz war ein großes offenes Zelt aufgebaut, in dem sich schon ganz viele Kinder versammelt hatten. In Spanien ist es Tradition, dass die Weihnachtsgeschenke erst von den „Heiligen Drei Königen“ in der Nacht zum sechsten Januar gebracht werden. Deshalb warten hier also so viele kleine Erdenbürger schon ungeduldig auf den Festumzug mit Musik, der hier vor diesem Zelt enden sollte. Keine 100 Meter weiter standen wir schon mitten drin.

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Zuerst kamen die Musiker, gefolgt von vielen lebensgroßen Spielzeugfiguren und zu guter Letzt kamen die Gesandten aus dem Morgenland. Wunderschön kostümiert und stilecht auf Kamelen reitend, zogen die Könige an uns vorbei.

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Da wir wohl keine weiteren Weihnachtsgeschenke erwarten durften, suchen wir uns ein nettes Lokal und bestellten für die gesamte Truppe Fisch satt. Das Essen war hervorragend. Nochmal vielen Dank für die nette Einladung an Peter und Manu. Wir helfen immer wieder gern 🙂 Leider wurde der lustige Abend durch einen DJ, der vor dem Nachbarladen seine Anlage aufgebaut hatte, früher beendet als es uns lieb war. Vor dem Nachtisch verließen wir das Restaurant auf der Flucht vor dem eintönigen Techno-Gedudel. Aber ganz ohne etwas Süßes sollte der Abend nicht zu Ende gehen. Auf dem Marktplatz lernten die die kanarische Spezialität „Barraquito“ (Wikipedia: Spezialität auf den Kanareninseln Teneriffa, La Palma und La Gomera, wird in einem Glas serviert und besteht aus drei Schichten: Kondensmilch, Espresso mit einem Schuss Likör oder Tía María und einem Stück Zitronenschale und aufgeschäumter Milch, die noch mit etwas Zimt bestreut wird.) kennen und lieben 🙂