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Los geht’s nach Gran Canaria – Tag 1

Wenn man den Kapitän schon etwas länger kennt, dann weiß man, dass es kein Halten mehr gibt, wenn ihm die „Hafendecke“ auf den Kopf fällt.

So starteten wir am Freitagmittag trotz eindeutig unbequemer Wetterlage. Zuerst war überhaupt kein Wind im Spiel und ab dem Nachmittag sollten wir kräftig viel Wind auf die Nase bekommen. Da hatten wir uns gedacht, zuerst unter Motor nach Süden zu fahren, dabei den Wassermacher zu testen und anschließend bei einsetzendem Südwind einfach einen Schlag Richtung Westen zu segeln, bis der Wind am Samstag morgen endlich einen direkten Kurs nach Gran Canaria zulassen würde. Soweit also zu unserer Planung 🙂

Direkt nach dem Verlassen der Marina mussten wir bereits den ersten Rückschlag hinnehmen. Die neue Navigation funktioniert zwar hervorragend und auch unser AIS ließ uns Schiffe in wirklich weiter Entfernung sehen, aber unser Autopilot – der Hydra 2000 von B&G –  war durch die neuen Komponenten wohl irgendwie verärgert worden. Statt wie auf der letzten Überfahrt brav seinen Dienst anzutreten, produzierte er nur noch Fehlermeldungen 🙁 So nahmen wir direkt unsere Windpilot-Steuerung mit dem Pinnenpiloten in Betrieb und erfreulicherweise funktionierte er ohne irgendwelche Probleme. So konnte die Reise doch weiter gehen, denn 650 Seemeilen ohne den Autopiloten hätten wir nicht zurücklegen wollen und auch nicht können. Ein bisschen mulmig war uns beiden aber trotzdem zu Mute, so ganz ohne Back-up mit einem bisher noch ungetesteten System. Das war kein guter Start für diese Überfahrt.

Entgegen der Vorhersage hatten wir bis zum frühen Abend guten und angenehmen Segelwind und so setzten wir die Segel und verschoben die Premiere des Wassermachers auf einen späteren Zeitpunkt. Als dann der Südwind einsetzte, befanden wir uns mittig vor dem großen Verkehrstrennungsgebiet, das entlang der portugiesischen Küste verläuft. So hatten wir keine Chance, einfach Richtung Westen abzudrehen. Als Segelacht muss man Verkehrstrennungsgebiete möglichst im rechten Winkel queren. Und es war doch eine ganze Menge Verkehr. Wir wollten ja nicht unter den nächsten Tanker geraten 🙂 So mussten wir unter Maschine kräftig gegenan halten und im Schiff fühlte es sich an, wie auf einer Achterbahn. Denn zusätzlich zum Wind auf die Nase kam die Welle direkt von der Seite – optimale Bedingungen, um seekrank zu werden.

So überließ ich Dietmar das Feld und verzog mich in unsere Koje. Zwar war es nicht ganz so schlimm und der für Notfälle in Griffnähe platzierte Eimer blieb unbenutzt, aber vom Wohlfühl-Segeln waren wir wirklich weit entfernt. So musste sich Dietmar alleine durch die Nacht kämpfen und tatkräftig den Windpiloten überwachen und ggf. korrigieren. Erst am frühen Morgen setzte der ersehnte Nordwind ein und unter Segeln kam endlich etwas Ruhe ins Schiff. Nach einem Blick auf die zurückgelegte Wegstrecke waren wir ziemlich enttäuscht. Wenn wir so weiter vorankommen würden, wären wir bestimmt eine Woche unterwegs 🙁

 

Es ist Zeit, weiter zu ziehen

In Vilamoura geht die Saison dem Ende zu. Abends wird es auch schon empfindlich kalt und der heimische Portugiese verpackt sich in Jacke, Schal und Stiefel. Wir Urlauber kriegen langsam in unseren Flip-Flops kalte Füße :-).

Die Restaurants rund um den Hafen beginnen, die Sonnenterrassen winterfest zu machen. Mittlerweile sitzt man lieber drinnen als draußen. Auch verschieden Geschäfte haben schon bis zum nächsten Jahr ihre Türen geschlossen und unser Supermarkt, der uns seit Ende August zuverlässig mit Brötchen und Croissants versorgt, wird am kommenden Sonntag das letzte Mal in diesem Jahr öffnen.

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Die Menge der am Hafen entlang flanierenden Urlauber hat sich deutlich gelichtet und überall ist die Herbststimmung zu spüren, auch wenn tagsüber die Sonne noch ihr Bestes gibt.

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Nach mehr als sechs Wochen harter Arbeit geht auch unsere Zeit an der Algarve dem Ende zu. Viel haben wir geschafft, aber noch längst ist nicht alles perfekt. Das wird uns aber nicht aufhalten 🙂 Heute wollen wir die Leinen loswerfen und mit unserer CESARINA in Richtung Gran Canaria aufbrechen. Es ist eindeutig Zeit, dem europäischen Festland und dem kommenden Herbst den Rücken zu kehren. Für diesen Winter haben wir sonnigere Pläne 🙂

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Auch wenn die drei Wochen auf den Kanaren bestimmt nochmal recht arbeitsreich werden, freuen wir uns auf diese Zeit. Denn neben der Arbeit am Schiff, werden wir sicher viele Gleichgesinnte treffen, die mit ähnlichem Ziel den großen Schritt über den Atlantik wagen wollen.

Die nächsten vier bis fünf Tage sind wir also mal wieder auf See und werden testen und erproben, was wir in der letzten Zeit am Schiff verbessert oder verändert haben. Die Überfahrt ist sozusagen unsere kleine Generalprobe für den großen Schlag über den Atlantik. Aber wir fühlen uns gut vorbereitet: Der Kühlschrank ist wie immer gut gefüllt!

Bei dem Platzangebot ist es fast schwierig, nur Lebensmittel für vier Tage zu stauen 🙂 Heute soll der neue Wassermacher seinen Dienst antreten und uns mit Trinkwasser versorgen. Auch unsere Windsteueranlage hat auf dieser Überfahrt ihren ersten Einsatz. Hoffentlich wird sie ihren Dienst genauso sicher und angenehm übernehmen, wie unsere „Liselotte“ (Spitzname der Windsteueranlage auf der SUMMER).

Ob wir im Boot alles sicher und gut verstaut haben, wird sich zeigen. Es ist zwar nicht der erste Törn mit der CESARINA, aber diesmal haben wir unseren gesamten Hausstand dabei.

Alles ist also neu und ungewohnt. So müssen wir sicher zum Teil neue Abläufe und Routinen finden, damit das Bordleben reibungslos und entspannt abläuft. Aber was wir einmal geschafft haben, wir uns wohl auch ein zweites Mal gelingen. Und beim zweiten Mal geht ja bekanntlich alles viel schneller 🙂

Für die CESARINA wird diese Überfahrt die erste Fahrt unter deutscher Flagge. Seit dem 12. Oktober ist sie offiziell im deutsche Seeschiffregister eingetragen. Wir haben jetzt ein neues Rufzeichen „DHKG“ und damit verbunden einen neue Email-Adresse auf See: dhkg@sailmail.com. (Wie gewohnt: keine Bilder – nur Text. Und bitte nicht auf „Antworten“ drücken, sondern eine neue Mail schreiben).  Aber im Moment sind wir noch nicht wie gewohnt zu erreichen, da unsere Kurzwellenanlage, mit der wir sonst die Emails und Wetterdaten empfangen/senden, erst auf Gran Canaria fertiggestellt wird. Bis dahin überbrücken wir mit unserem Sattelitentelefon. Leider ist es deutlich unkomfortabler und auch teurer als Kurzwelle. Aber es ist ja das letzte Mal 🙂

Aus diesem Grund wird es während der Überfahrt auch keine Blogs auf der Website geben. Die gesammelten Werke trage ich dann aber nach unserer Ankunft nach. Unser Internetadresse www.summer-sailing.de und auch die privaten Mailadressen werden wir trotz des neuen Schiffes behalten. Wenn Ihr uns auf www.vesselfinder.com sucht, werdet Ihr feststellen, dass wir jetzt auch eine neue MMSI haben: 211 70 59 40. Auf www.marinetraffic.com sind wir bis heute nicht gelistet. Wir wissen nicht warum. Hoffentlich wird sich das bald ändern.

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Endlich wieder segeln :-)

Nach einer Nacht mit wenig Geschaukel und einem ausgiebigen Frühstück, machte sich Dietmar badebereit. Doch zum Absprung ins Wasser konnte er sich nicht wirklich durchringen 🙂 Da bat er mich doch tatsächlich um Unterstützung, und das war mir dann auch ein echtes Vergnügen. Mit einem kräftigen Schubs in den Rücken landete der Captain im erfrischenden Nass. Nach einer kurzen Runde unter Wasser tauchte er etwas ratlos wieder auf. An der Schraube oder Welle war nichts zu sehen, was die bedrohlich klingenden Geräusche begründen würde. Nur ein paar Seepocken hatten sich festgesetzt aber keine Leine oder ähnliches hatte sich verfangen. Sehr mysteriös! Das würden wir wohl weiter im Auge behalten müssen.

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Da die Wassertemperatur sich doch als sehr angenehm herausstellte, verlängerte Dietmar seine Badezeit und täuschte harte Arbeit vor. So wurde ausgiebig der Wasserpass geschrubbt und gewienert, bis alles wieder wie neu aussah 🙂

Der Wind an unserem Ankerplatz war die ganze Zeit recht kräftig und über Gran Canaria zogen dicke Gewitterwolken heran. Vorsichtshalber warteten wir noch ein bisschen und gingen erst um ein Uhr am Mittag Anker auf. Aber unsere Vorsicht erwies sich als völlig übertrieben. Kaum hatten wir uns etwas von der Küste entfernt, ließ der Wind deutlich nach. Für den heutigen Tag war Nordostwind angesagt, aber auf der Lee- (windabgewandten) Seite der Insel folgt der Wind seinen ganz eigenen Gesetzen. So hatten wir statt des angesagten Rückenwindes unerwartet Gegenwind L Zuerst kreuzten wir sportlich gegen an, bis uns nach einiger Zeit sowohl die Lust als auch der Wind verließen. Gut, dass heute nur ein Katzensprung von zehn Seemeilen bis Porto de Mogan geplant war. Dort wollten wir vor dem Hafen ankern und am kommenden Tag in der Früh in Richtung Teneriffa starten.

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Dort angekommen, fanden wir im erst zweiten Versuch einen guten und sicheren Ankergrund. Den Anker fuhren wir sorgfältig in den Grund ein, denn wir lagen direkt vor felsigen Klippen. Ganz allein genossen wir die friedliche Abendstimmung. Für die morgige Überfahrt klebte ich mir sicherheitshalber noch ein Pflaster gegen Seekrankheit hinter das Ohr. Es waren immerhin 50 Seemeilen, aber sicher ist sicher 🙂

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Am nächsten Morgen waren wir bei Sonnenaufgang schon unterwegs. Am Horizont zeichnete sich gegen die aufgehende Sonne Teneriffa mit dem 3718m hohen Vulkan „Teide“ ab – ein wunderschöner Anblick. Im Windschatten der Insel war von den angesagten vier Windstärken leider noch gar nichts zu spüren, also tuckerten wir erstmal unter Motor von der Insel weg auf`s Meer hinaus. Kaum hatten wir aber die Windabdeckung verlassen, mussten wir die Segel deutlich reffen. Statt der angesagten vier Windstärken hatten wir im Schnitt meistens sechs bis sieben, in Böen sogar acht Beaufort! Trotz der kleinen Segelfläche im dritten Reff, waren wir gute sieben Knoten schnell. Unsere SUMMER schob zwar heftig Lage (krängen/auf die Seite legen), ersparte uns dafür aber eine heftige Schaukelei.

Schon an frühen Nachmittag war die Marina „San Miguel“ in Sicht und kurze Zeit später lagen wir sicher am „Welcome-Ponton“. Unser erstes Anlegemanöver nach so langer Zeit hatte auch bei den schwierigen und windigen Bedingungen gut geklappt. Da hatten wir uns doch erstmal einen Adventskaffee verdient. Das wäre während der Überfahrt einfach zu ungemütlich gewesen.

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So nutzen wir das stürmische Wetter am nächsten Tag, um klar Schiff auf der SUMMER zu machen, uns ausführlich über die Insel zu informieren und unsere Emails zu erledigen. Erst Dienstag erkundeten wir den nachgelegenen Ort, der leider hauptsächlich aus Hotelanlagen und den dazugehörigen Golf-Plätzen und Restaurants bestand. Bis auf zwei Bauruinen war es aber ganz hübsch und in einem Café am Wasser, konnte man es in der Sonne sehr gut aushalten.

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Gegen Mittag verlegten wir unsere SUMMER endlich auf einen normalen Liegeplatz, weg vom Rezeptionssteg. Das Hafenbüro hatte sich ziemlich viel Zeit gelassen, uns einen endgültigen Platz zuzuweisen. Aber das Warten wurde belohnt und wir lagen ruhig mit der Nase im Wind an einem Schwimmsteg auf der anderen Hafenseite.

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Am Nachmittag besuchten wir noch die Tauchbasis im Ort und Dietmar vereinbarte einen Termin für Donnerstagmorgen. Ich muss ja leider noch bis nach Weihnachten auf den ersten Tauchgang warten L Außerdem reservierten wir uns ab Freitag für drei Tage einen Mietwagen. Morgen wollen wir mit dem Bus nach Santa Cruz fahren. So schnell waren die nächsten Tag verplant 🙂

Reisevorbereitungen und ein langsames „Einschaukeln“

Heute sollte vorerst der letzte Tag in der Marina Pasito Blanco sein. Gut eine Woche war ich jetzt wieder an Bord und es wurde Zeit, die Leinen wieder los zuwerfen. Vorher stand aber mal wieder „klar Schiff machen“ auf dem Programm. Viele der aus Deutschland mitgebrachten Dinge waren noch nicht verräumt und zwei Schränke warteten noch auf eine komplette Neuorganisation mit Hilfe der gestern bei Ikea erworbenen Kisten. Außerdem hatte ich mir für den heutigen Tag vorgenommen, endlich den Brotback-Automaten einzuweihen. Schon viel zu lange reist das gute Stück ungetestet mit uns durch die Gegend. Damit soll heute Schluss sein!

So begann mein Arbeitstag nach dem Frühstück mit der Mission „Brot backen“, während Dietmar draußen schon einmal unsere SUMMER von den vielen Abdeckungen befreite und reisefertig machte. Eigentlich ist Brot backen doch ganz einfach aber für meine Premiere wählte ich aber sicherheitshalber trotzdem eine fertige Brotbackmischung. Nachdem ich Wasser und Mischung in den Automaten gefüllt hatte, tat das Wunderding sein Werk. Erst kneten, dann aufgehen lassen und schließlich backen. Ich äugte zwischendurch immer wieder misstrauisch durch das Sichtfenster. Nach knapp zwei Stunden hielt ich das Ergebnis in meinen Topflappen fest. Eindeutig ein Brot! Die Form war zwar etwas ungewöhnlich, aber geschmacklich war einwandfrei.

In der Zwischenzeit hatte ich die beiden Schränke sortiert und eingeräumt. Erfreulicherweise war bei dieser Aktion auch die auf mysteriöse Weise verschwundene Milch (immerhin sechs Liter) wieder aufgetaucht.

Am Ende der Vorbereitungen stand dann noch das Staubsaugen an und zusätzlich ein Test, der aus Deutschland mitgebrachten Vakuumbeutel für unserer Kleidung oder andere Textilien, die wir nicht so häufig brauchen. Schon eine tolle Erfindung. Kurze Zeit später war auch das Bettzeug für unsere Gäste platt und platzsparend eingetütet. Wieder ein Mittel, den knappen Platz an Bord optimal zu nutzen 🙂

Gegen vier Uhr warfen wir dann wie geplant die Leinen los. Für mich war es die erste Herausforderung seit meiner Rückkehr, da wir ja nicht wie sonst an einem Fingersteg festgemacht hatten, sondern mit dem Heck an zwei Mooring-Leinen festgemacht waren. Aber auch diese Herausforderung meisterte ich dank klarer Anweisungen vom Skipper :-). Nur ein ungewohnt lautes Geräusch vom Propeller schmerzte uns in den Ohren, als Dietmar das erste Mal den Rückwärtsgang einlegte. Irgendwas war nicht in Ordnung. So ein Ärger! Zum Glück konnten wir trotzdem ohne Probleme losfahren  und steuerten Richtung Ankerplatz vor dem Hafen. Hier wollten wir die Nacht erbringen, damit ich mich vor unserem ersten echten Segeltag schon ein bisschen „einschaukeln“ konnte. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es Dietmar dann auch die Bootleiter, die am Anker befestigt war und mit der wir die letzten Wochen vom Steg auf Boot gekommen waren, vom Anker wieder zu entfernen. Die Leiter wollten wir ja nicht mit dem Anker zusammen auf den Grund der Bucht versenken 🙂

Jetzt liegen wir hier friedlich schaukelnd vor dem Strand von Pasito Blanco . Draußen pfeift der Abendwind und unsere Windgeneratoren machen uns gerade richtig viel Freude. Den Tauchgang, den wir machen müssen, um die komischen Geräusche der Schraube zu untersuchen, haben wir auf morgen verschoben. Mal sehen, welche Überraschung uns unter der Wasserlinie der SUMMER erwartet. Wir halten Euch auf dem Laufenden.

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Was man alles tun muss, um eine Gelbfieberimpfung zu bekommen

Golf spielen in Pasito Blanco auf Gran Canaria ist ein sehr teures Vergnügen. So teuer, dass Hille und Torsten ihren gestern gefassten Plan nach der Preisauskunft wieder verwarfen. So wurde nichts aus dem zweiten gemütlichen Abend und schon wieder stand „Abschied nehmen“ auf der Tagesordnung. Langsam hatte ich wirklich genug 🙁 Aber auch diese Beiden sehen wir ja nächstes Jahr in der Karibik wieder und bis dahin, gibt es ja Emails und WhatsApp. Immerhin ein kleiner Trost.

Heute wollten wir zwei wichtige Dinge erledigen. Da die Marina Pasito Blanco keinen kostenlosen Wlan-Zugang hat, wollte ich auch eine Prepaid-Daten-Karte für das spanische Mobilfunknetz haben. Schwieriger würde es werden, die Gelbfieberimpfung, die ich für meine Reise mit meiner Mutter im Januar zwingend benötigte, hier auf den Kanaren zu bekommen. Dies erste war die eindeutig leichtere Aufgabe von den Zweien

Gran Canaria ist ein beliebtes deutsches Reiseziel und mehrfach hatten wir schon Werbung für ein deutsches Ärztehaus in Maspalomas gesehen. So führte uns unser erster Weg dorthin. Deutlich sichtbar waren schon an der Hauptstraße Werbeplakate platziert, trotzdem dauerte es seine Zeit, bis wir zum einen das richtige Einkaufszentrum und dann in diesem die winzige Praxis (Ärztehaus!) gefunden hatten. Aber immerhin sprach man dort deutsch 🙂 „Gelbfieberimpfung, da könne man nicht weiter helfen! Wer da helfen könne, keine Ahnung. Vielleicht das Centro de Salud? Wo das Nächste wäre, wisse man aber auch nicht“. Na prima, eine Stunde später und keinen Deut schlauer standen wir wieder auf der Straße.

Vielleicht konnte ja das Internet helfen. Also besorgten wir zuerst die Datenkarte und fuhren zurück zum Hafen. Leider waren im Internet auch keine eindeutigen Informationen zu finden. So versuchten wir es mal im Hafenbüro, vielleicht hatten die ja eine Idee. Dort schickte man uns zurück nach Maspalomas zum Hospital und wenn die uns nicht helfen könnten, dann zum Centro de Salud. Vorsichtshalber hatte Dietmar schon die spanischen Vokabel für Gelbfieber = fibre amarilla und Impfung = vacuna herausgesucht. Und das war auch sehr gut so, denn leider verstand die Dame am Empfang des Hospitals kein einziges Wort Englisch, geschweige denn deutsch. Nachdem wir uns soweit verständlich gemacht hatten, bekamen wir auch hier die Antwort, dass man uns nicht weiter helfen könne. Also weiter zum Centro de Salud. Bewaffnet mit unserem recht stilisierten Stadtplan brauchten wir nur noch die Hilfe von zwei Passanten, bis wir das spanische Gesundheitsamt erreichten.

Im Gebäude hieß es dann erstmal „Bitte eine Nummer ziehen“. Nach einiger Zeit waren wir dann auch an der Reihe. Wieder wurden unsere Spanisch-Kenntnisse gefordert. Nach einigem Hin-und –Her und der freundlichen Unterstützung einer jungen Spanierin als Dolmetscherin, die wie wir in der Schlange wartete, wurden wir in den Norden der Insel, nach Las Palmas weitergeschickt. Die freundliche Dame im Vorzimmer schrieb uns noch den Namen des entsprechenden Institutes für derartige Impfungen und eine Telefonnummer auf. Eine Adresse konnte sie uns aber leider nicht nennen. Immerhin waren wir schon wieder einen Schritt weiter gekommen. Also gab es keinen Grund nicht optimistisch zu bleiben 🙂

Mittlerweile war es schon Nachmittag geworden und ein bisschen genervt waren wir schon. Wie irgendwie schon erwartet, konnten wir unter der angegebenen Telefonnummer leider niemanden erreichen. So befragten wir doch noch einmal das Internet und fanden nach einigem Suchen den passenden Eintrag mit einer Adresse. Mit dieser fütterten wir unser Navi und brachen auf Richtung der 60Km entfernten Stadt Las Palmas im Norden der Insel. Das Navi führte uns weit durch die Stadt in Richtung Hafen bis in ein schäbiges Industriegebiet hinein – Das soll wirklich unsere Zieladresse sein?!? Das konnte ja nun wirklich nicht sein. Nirgends war ein Hinweis auf das Institut zu finden. Völlig frustriert drehten wir um und machten uns auf den Rückweg

Unser Heimweg führte uns kurze Zeit später am Centro de Salud von Las Palmas vorbei. Wir hatten ja nichts zu verlieren und fragten auch hier noch einmal nach der Adresse. Auch dort konnte man uns (natürlich) nicht helfen, aber man verwies uns weiter an die Uniklinik von Las Palmas. Da diese sowieso auf unserem Rückweg lag, versuchten wir dort auch noch unser Glück. Schon die Anfahrt war eine Herausforderung. Um in das Parkhaus zu gelangen, mogelten wir uns durch die Krankenwagenzufahrt. Der Haupteingang war komplett wegen Bauarbeiten gesperrt und die Dame an der Information sprach natürlich kein Englisch. Doch Sie schickte uns weiter in den ersten Stock zu einem netten Herren, mit dem wir unser Problem auf Englisch besprechen konnten. Und man soll es kaum glauben: Wir waren zwar zu spät (mittlerweile war es schon nach fünf Uhr), aber anscheinend am richtigen Ort. Morgen ab acht Uhr würde man uns im zweiten Stock in Modul 5 weiterhelfen können. Überglücklich machten wir uns endgültig auf den Heimweg.

Aber unsere Suche war noch nicht zu Ende, wie sich dann am nächsten Morgen herausstellte.

Nicht pünktlich um acht Uhr, aber immerhin gegen halb zehn und weiteren 120 Km Autofahrt, standen wir nach kurzer Suche vor Modul 5 im zweiten Stock. Erfreulicherweise mussten wir auch nicht Schlange stehen und konnten versuchen, unser Anliegen vorzutragen. Und wieder stießen wir auf völliges Unverständnis: Impfen würde man hier nicht J Da gäbe es doch die Impfstelle. Die genaue Adresse, könnte man uns aber nicht sagen. Die Impfstelle wäre in einem braunen Gebäude in der Nähe des „Place de Belem“. Dieser Place stellte sich als ein riesiger Kreisverkehr heraus direkt vor dem Industriehafen. Braune Gebäude gab es hier viele. Das letzte Stück des Weges half uns dann die Polizei auf die Sprünge. Nur noch 400 Meter trennten uns noch vom Ziel, das am Rande des schäbigen Industriegebietes lag, in dem wir gestern schon gewesen waren.

Endlich am richtigen Ort angekommen, waren wir angenehm überrascht. Nach einer ausführlichen Impfberatung mussten wir nur noch eine letzte Hürde meistern: Die Impfstelle selber durfte kein Geld annehmen, und aus dem Grunde schickte man uns mit einer Rechnung zur nächsten Bank. Nach all den verschiedenen Herausforderungen meisterten wir diese leichte Übung ohne Probleme und waren gegen Mittag endlich beide gegen Gelbfieber geimpft.

Den restlichen Tag wollten wir nutzen, um den Norden der Insel zu erkunden. So führte uns unser Weg zuerst nach Acuras.

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In einer gemütlichen Bar feierten wir bei Tapas unseren Impf-Erfolg, bevor wir den hübschen, alten Ort und die berühmte Rum-Destille „AREHUCAS“ besichtigten. Die enttäuschend kurze Führung durch die Rumfabrik wurde durch die anschließende „geistreiche“ Verkostung wieder ausgeglichen und wir deckten uns reichlich für die kommenden langen Abende ein.

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Weiter ging es hoch hinauf in die Berge nach Teror. Die Altstadt kam uns völlig verlassen vor. Sehr schade, denn die alten Häuser und Kirchen waren wirklich prachtvoll anzuschauen. Vielleicht lag es auch an dem ungemütlichen Wetter, das hier hoch oben in den Bergen herrschte.

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Auch wir drehten nur eine kurze Runde, da Dietmar mit seinen kurzen Hosen, die er den ganzen Winter über zu tragen gedenkt, doch etwas frostig war 😉 Natürlich nicht diese Hose im Speziellen sondern kurze Hosen im Allgemeinen 🙂 Zum Schluss unserer Tour hatten wir uns noch einen ganz besonderen Leckerbissen aufgehoben. Südlich von Las Palmas ist noch einen kompletter Vulkan-Krater erhalten geblieben, den man von einem nahegelegenen Berg toll überblicken kann.

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Auf dem Rückweg nutzten wir unseren fahrbaren Untersatz noch zu einem IKEA-Besuch. Hier kauften wir noch einige Stapelkisten, mit deren Hilfe wir noch mehr Ordnung in unser Schiff bringen wollten. Nach einem kurzen Besuch beim Schachtel-Wirt (Mc Donald) genossen wir gemeinsam einen ruhigen Abend an Bord.

Wir bekommen Besuch und müssen auch bald schon wieder Abschied nehmen :-) :-(

Nach dem ersten Ausflug gestern ließen wir die Woche erstmal wieder etwas ruhiger angehen. Für heute standen nur die Organisation eines Mietwagens und etwas Internetarbeit auf der „to-do-Liste“. Außerdem wollte der Reiseführer ausgiebig studiert werden, um in den nächsten drei Auto-Tagen möglichst viel von der Insel zu erkunden.

Für den späten Nachmittag hatte sich die CAYLUNA angekündigt, die auf ihrem Weg zu den Kap Verden noch einen kurzen Zwischenstopp in Pasito Blanco einlegen wollte. Darauf freuten wir uns natürlich besonders. Besonders deshalb, da es ja vorerst unser letztes Treffen sein würde. Erst Ende 2015, wenn auch wir den Atlantik überquert haben werden, werden wir uns wiedersehen.

So standen wir schon erwartungsvoll am Steg und nahmen die Leinen an. Obwohl wir uns zwar erst am Freitagabend das letzte Mal gesehen hatten, war die Freude groß. So ließen wir die Drei erstmal ihre letzten Vorbereitungen erledigen, bevor wir mit einer Flasche Weißwein zum Abendessen an Bord auftauchten. Birgit hatte für uns alle einen tollen Auflauf gezaubert, der auch restlos verputzt wurde. Viel zu schnell verging die Zeit. Als dann der Brotbackautomat der CAYLUNA sein Werk vollendet hatte und ein frisches duftendes Brot für die Überfahrt fertig in der Pantry lag, beendeten wir den netten Abend. Für morgen wollten ja alle fit uns ausgeruht sein.

Die CAYLUNA wollte morgen früh nicht gleich bei Sonnenaufgang starten. So mussten wir nicht wie bei der JOY OF LIFE extra den Wecker stellen, sondern standen nach unserem Frühstück sogar noch deutlich zu früh am Nachbarsteg. Unter anderem waren noch ein paar technische Probleme zu lösen, da Frank über Kurzwelle kein Wetter empfangen konnte. Birgit hatte noch eine leckere Suppe vorgekocht und rüstete die Bordküche für die Überfahrt. So war also noch eine Menge zu tun und wir entschieden uns, diesmal nicht mit den Taschentüchern am Steg zu winken, wenn die CAYLUNA die Leinen loswerfen würde. Da ich immer sehr nah am Wasser gebaut bin, wenn sich nur das Wort Abschied am Horizont zeigt, war ich froh, dass mir diese lange Qual erspart blieb.

Wir starteten gegen 10:00 Uhr und machten zu zweit mit dem Auto die Insel unsicher. Zuerst führte uns unser Weg an der Küste entlang Richtung Osten. Die einzelnen hübschen Buchten waren komplett mit Hotels und Appartements bebaut, die sich zum Teil abenteuerlich an die steilen Felswände klammerten. In Porto de Mogan legten wir dann eine Mittagspause ein. Schon von der Straße aus konnte man den großen und belebten Hafen sehen, der uns beiden sehr gut gefiel. Trotzdem waren wir nicht unglücklich, im eher ruhigeren Pasito Blanco gelandet zu sein, denn ein steter Strom von Touristen zog die ganze Zeit direkt vor den Stegen und den dort festgemachten Booten vorbei. Dort hätten wir uns doch wie auf dem Präsentierteller gefühlt 🙂 Wir gönnten uns in einem Cafe mit Hafenblick noch ein spätes Frühstück, bevor wir dem touristischen Teil von Gran Canaria den Rücken kehren.

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Sobald man mit dem Auto die Küstenstraße verlässt, betritt man eine andere Welt. So schlängelte sich die Straße hinauf in die Berge. Der Verkehr nahm schon nach kurzer Zeit deutlich ab und wir waren fast allein unterwegs. An bizarren Felsformationen in teils schillernden Farben, an Stauseen und Wasserfällen vorbei, führte uns die mittlerweile sehr schmale Straße in die Inselmitte zum Roco Nublo, einem der höchsten Gipfel Gran Canarias.

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Fast vier Stunden kurvten wir entspannt über die Insel, bevor wir gegen sechs Uhr unser Auto wieder auf dem Parkplatz am Hafen unversehrt abstellten. Auch für den heutigen Abend hatten sich wieder Freunde auf der Durchreise angesagt. Die SY INFINITY lag schon auf der anderen Hafenseite. Genau gegenüber von unserem Liegeplatz. An diesem Abend ließen wir die Küche kalt und schlemmten nochmal zusammen beim Italiener in Maspalomas. Da Hille und Tosten begeisterte Golfspieler sind, entschieden sie sich spontan, doch noch einen Tag zu bleiben und eine Runde Golf zu spielen. Den Golfplatz hatten wir ja schon getestet und für „gut“ befunden :-). Somit freuten wir uns auf den unerwartet längeren Aufenthalt und einen weiteren netten Abend.

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Endlich zurück – Zeit für die erste Entdeckungstour

Nach zwei Tagen zurück in der Wärme hatte ich mich schon wieder etwas akklimatisiert und am Sonntag gegen Mittag stand mir der Sinn danach, die Umgebung des Hafens näher zu erkunden. Nach einem kurzen Rundgang durch die sehr gepflegte Appartementsiedlung mit einem Kinderspielplatz und einem kleinen Supermarkt gingen wir zusammen an den Strand. Wenn man der Küste weiter folgen würde, könnte man Maspalomas bestimmt in einer guten halben Stunde erreichen. So dachten wir jedenfalls.

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Da hier am Hafen nicht so viel Abwechslung geboten wurde, stand uns der Sinn nach Stadt und Menschen. So zogen wir nach dem Adventskaffee mit mitgebrachten, selbstgebackenen Keksen gemeinsam los. Leider war ein langer Küstenabschnitt bei dem momentanen Wasserstand zu Fuß nicht passierbar. Da Umkehren für mich aber nicht in Frage kam entschied ich, dass wir ja auch oben auf der Klippe entlang laufen könnten – der dort oben so wunderbar grün und gepflegt angelegte Golfplatz sah auch viel einladender aus. Und eingezäunt war er auch nicht. Was sollte also passieren? Da ich einfach losstiefelte, folgte Dietmar mir dann doch schimpfend und zeternd, da er keine Lust hatte von den Golfern eins auf die Mütze zu bekommen.

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Die Golfer beäugten uns zwar misstrauisch, aber anscheinend sahen wir so ungefährlich oder vielleicht auch gefährlich aus, dass niemand wagte, uns anzusprechen. Auch hatten wir Glück, denn alle Spieler schienen ihr Handwerk so weit zu verstehen, dass wir nicht von einem Querschläger abgeschossen wurden. Nach einer knappen Viertelstunde näherten wir uns unbehelligt dem Ende des Golfplatzes. Soweit war ja alles schon mal gut gegangen. Jetzt tauchte aber ein neues Problem in Form eines zwei Meter hohen Drahtzaunes am Ende des Platzes auf. Das wäre jetzt aber wirklich nicht nötig gewesen L Gerade als wir uns entschieden hatten umzukehren, entdeckte ich eine große Lücke im Zaun. Auf der anderen Seite befänden wir uns dann zwar in einem derzeit trockenen Regensammelbecken, aber die letzten Meter bis zur Strandpromenade sollten wohl auch noch zu meistern sein. Und wie so oft im Leben, löste sich dieses Problem Sekunden später von selbst…

“Wenn Ihr auf die Promenade wohl, geht Ihr hier am besten durch den Abwassertunnel! Danach kann man dann auf der linken Seite bequem die Mauer raufklettern.“ Ertönte eine Stimme aus dem Dunkel. Ok, was nun? Ignorieren oder hingehen? Wenn man so freundlich auf Deutsch angesprochen wird, ist man auf jeden Fall erstmal neugierig. Im Inneren des Tunnels hatte es sich ein Obdachloser häuslich eingerichtet. Dieser erklärte uns bereitwillig und sehr höflich den weiteren Weg. Völlig perplex fanden wir uns keine drei Minuten später auf der Promenade wieder.

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Nach dem kleinen Abenteuerausflug genossen wir noch den Bummel auf der belebten Promenade mit ihren Restaurants, Hotels und Geschäften. Zurück zum Hafen wählten wir aber wegen der einbrechenden Dunkelheit eine weniger aufregende Reiseroute. Mit dem Taxi ging es gefahrlos über die beleuchtenden Straßen zurück auf die SUMMER.

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Zum Abendessen gönnten wir uns etwas ganz Besonderes: Eine Dose der von Kerstin und Tommy mitgebrachten bayrischen Weißwürste mit süßem Senf. Anfangs standen wir den „Dosen-Weißwürsten“ noch etwas reserviert gegenüber, schließlich waren wir ja nur echte und frische Weißwurst vom Dorfmetzger in Allershausen gewöhnt. Aber schon nach dem ersten Bissen genossen wir echtes Bayern-Feeling bei abendlich angenehmen 20°C auf Gran Canaria.

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Einhand nach Gran Canaria

Als Katja mir vor einigen Tagen mitteilte, dass sie für ungefähr fünf Wochen ausfallen würde und wir nicht wie geplant zusammen zu den Kanarischen Inseln segeln könnten, gingen mir in den nächsten Tagen danach allerhand Gedanken durch den Kopf. Wir wollten unbedingt am 28. November auf Gran Canaria sein, weil unser lieber Freund Frank von der SY CAYLUNA seinen Geburtstag dort feiern möchte. Zu diesem Fest hatte er alle unsere Segelfreunde eingeladen, die auch ihr Kommen zugesagt haben. Da wollten wir unbedingt dabei sein, denn zu schön war die Zeit mit ihnen gemeinsam in Spanien und Portugal gewesen. Danach würden die anderen alle Richtung Karibik aufbrechen, während wir erst 2015 über den Atlantik gegen würden.

So beschlossen wir gemeinsam am Telefon, das es weitergehen sollte in Richtung Kanaren. Jetzt stellte sich nur noch die Frage wann und wie. Nach dem Studium von verschiedenen Wettervorhersagediensten ergab sich ein guter Abfahrtstermin am Dienstag, den 4. November. Dann würde ich am Donnerstag gegen Mittag ankommen. Leider war damit die Zeitspanne viel zu kurz, um einen weiteren Mitsegler zu finden. Unserem Freund Reiner aus Allershausen/Bayern hatte jemand sehr zu meinem Bedauern nur wenige Minuten vor der Buchung, den letzten Flug vor der Nase weggeschnappt. Also war klar, dass ich wohl allein segeln musste.

Irgendwie wollte ich dann auch allein fahren. Die Herausforderung erschien mir einfach zu reizvoll und mit jedem weiteren Tag, an dem ich mich auf das Thema seelisch einstellen konnte, wuchs auch die Zuversicht in mir. Nicht das Segeln bereitete mir Sorgen, sondern eher das Handling des großen Bootes beim Ablegen und vor allem beim Anlegen mit Mooring-Leinen. Dazu kommt natürlich das Thema Sicherheit auf See. Für die ersten zwei Tage waren permanent 5-6 Windstärken mit Böen von 7 angesagt, was schon eine ordentliche Ansage ist. Auch der Umgang mit dem möglichen Schlafmangel und Kampf mit der Müdigkeit beschäftigten meine Gedanken. Immerhin führten die 320 Seemeilen über die offene See und ohne einen möglichen Hafen, wenn etwas schiefgehen sollte. Mein lieber Freund Uwe hat mir mit seinem Erfahrungsschatz aber sehr weitergeholfen. Er segelt schon seit Jahren seine 43 Fuß Yacht allein auf der Ostsee. Er sagte mir, dass es völlig normal sei, wenn man schon Tage vor dem Ablegen nervös sei und dass es jedem anderen genauso gehe. Danke Uwe 🙂

Für den Dienstag hatte ich meinen Wecker auf sechs Uhr gestellt. An diesem Tag sollte für mich ein neues Kapitel zum Thema Segeln beginnen. Vor lauter Aufregung war ich aber schon um halb fünf auf den Beinen und was ich auch immer versuchte, es gelang mir einfach nicht, meinen Puls zu senken. Das Vorbereiten des Schiffes für die Abfahrt verlief schon fast routiniert und unauffällig: Seeventile und Luken schließen, Karten und Systeme prüfen, alles wegräumen, was umfallen könnte, Leinen und Schoten vorbereiten und natürlich eine Kanne Tee kochen. Dann war soweit alles klar zum Auslaufen. Meine Aufgabe war es jetzt, unsere SUMMER sicher und „einhand“ (allein) in 2 ½ Tagen von Madeira nach Gran Canaria in die Marina „Pasito Blanco“ zu bringen!

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Pünktlich um 06:42 begann sich der Horizont zu erhellen. Die Sonne ging langsam auf und der Moment war gekommen, die Maschine zu starten. Der Wind kam gerade günstig von hinten und hatte sich für einige Minuten etwas beruhigt. Alles Weitere ging dann wie geplant fast von allein. Eindampfen in die Vorspring, Vorleinen los, Achterspring los, Maschine rückwärts, Vorspring dicht holen und dann los. Wir haben noch nicht einmal den Nachbarlieger berührt, als die SUMMER sich aus der Box schob. Die erste Hürde war also genommen 🙂

Kurz nach dem Passieren der Hafenausfahrt stellte ich den Autopiloten auf Kurs 177 Grad ein. Danach wurden die Fender eingeholt und alle Festmacher verstaut. Nach gut zwei Stunden waren wir aus der Windabdeckung Madeiras heraus und segelten mit guten 6 Knoten Geschwindigkeit nach Süden. Alles lief bestens. Gegen vier Uhr wurde ich etwas müde und legte mich in den Salon zum Dösen. Ich hatte mir zur Sicherheit meinen „Timer“ auf 20 Minuten gestellt und musste aufstehen, um ihn wieder auszuschalten. Nach dem Aufstehen ein Rundblick in die Ferne und dann wieder hinlegen. Das haute gut hin. Nach einiger Zeit kehrte dann auch die innere Ruhe ein und ich konnte tatsächlich etwas schlafen. Der Wind frischte hin und wieder relativ stark auf. Zeitweise zeigte der Windmesser Böen von 27 Knoten an, was aber kein Problem für unsere SUMMER war. Vor Einbruch der Dunkelheit hatte ich die Segelfläche für die Nacht deutlich reduziert. Trotzdem machten wir gute Fahrt um die sieben Knoten.

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Was mich doch sehr wunderte, war die Tatsache, dass nicht ein einziges Schiff auf dem Radar oder AIS zu sehen war. Am Mittwoch passierten wir gegen Mittag die Insel „Selvagem“ und ließen sie an Steuerbord liegen. Hier leben zurzeit nur zwei Forscher und erforschen die Vogelwelt, ansonsten ist die Insel aber unbewohnt.

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Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, dass ich mit ausgebrachter Schleppangel an der Insel vorbeifuhr. Da passierte dann auch schon das erste „Malleur“. Wegen der hohen Wellen und Kreuzseen fuhren wir einen ordentlichen Schlingerkurs. Dabei hatte sich dann die Angelsehne im Propeller des Windgenerators verfangen. Da es viel zu gefährlich war, auf die Rehling zu steigen, um das Chaos zu entwirren, schnitt ich die Leine ab. Den Köder hatte ich natürlich vorher von Hand eingeholt. Meine Sorge war, dass genau in diesem Moment ein Fisch anbeißen könnte und den Generator abreißen würde. Der Köder war für einen Thunfisch ausgelegt und die können ganz schön groß werden. Das Problem war, dass unser Stromlieferant für die Batterien jetzt außer Betrieb war. Autopilot, Navigation, Radar, Funk und Kühlschrank verbrauchen eine ganze Menge Energie und somit musste ich zweimal am Tag den Generator starten, um die Batterien wieder aufzufüllen.

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Das nächste Problem ließ dann auch nicht lange auf sich warten. Beim Routine-Check der Bilge sah ich mit Grausen, dass sich eine Menge Wasser im Motorraum und ebenfalls im Mittelschiff befand. Jetzt bekam ich aber schon etwas Angst. Gott sei Dank haben wir viele Lenzpumpen an Bord, die dann auch sogleich ihre Arbeit aufnahmen. Den Rest musste ich dann manuell abpumpen. Das waren ungefähr noch einmal weitere 70 Liter und mir haben schon die Arme wehgetan. Sofort ging ich auf Ursachenforschung. Gott sei Dank, war es aber kein Verschluss oder Ähnliches. Durch die hohen Wellen von achtern auf das Heck der SUMMER war sehr viel Seewasser durch die Abläufe der Backskisten in die Backskisten hineingelaufen. Von dort aus laufen die Schläuche vom Generator durch ein Loch in den Innenbereich des Schiffes hinein. Leider wurden diese bei der Installation der Anlage nicht richtig bzw. dauerhaft abgedichtet. Das Thema stand jetzt ganz oben auf meiner „To Do“-Liste. Nach dem Schreck war ich echt fertig mit den Nerven. Da kommen auf einmal ganz komische Gedanken in einem hoch.

Die letzte Nacht verlief unproblematisch und es war genug Zeit sich auszuruhen. Unsere SUMMER ist ein wirklich gutes Schiff und vermittelt sehr viel Sicherheit.

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Pünktlich bis auf die Minute legte ich die SUMMER dann am nächsten Tag an dem „Welcome“ Ponton der Marina an. Der Wind hatte etwas nachgelassen und ich war gut vorbereitet. Nach dem Einklarieren habe ich die Nummer des Liegeplatzes bekommen. Bevor es zum letzten Manöver des Tages kommen sollte, guckte ich mir den Platz genau an. Zur Unterstützung hat mir die Leitung noch zwei Marineros mit aufs Boot geschickt. Zu dritt war das Einparken kein großes Problem mehr und klappte hervorragend. Niemand wollte so recht glauben, dass ich allein unterwegs gewesen war. Das gefiel mir natürlich sehr 🙂

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Fix und fertig, aber sehr zufrieden mit unserer Leistung, schloss ich die SUMMER noch an die Landsteckdose an und verpasste ihr wie üblich eine gründliche Wäsche, um das Salz zu entfernen. Wie heißt es doch immer so schön: „Erst das Pferd und dann der Reiter“

Der Rest des Abends lief wie folgt: SIMS an Katja, Duschen, Essen, Schlafen. Danke SUMMER! Was für eine Erfahrung!

 

Unter genauer Beobachtung

Seit gestern früh morgens um sieben Uhr ist er alleine unterwegs, mein Kapitän. Das gefällt mir natürlich gar nicht, aber was soll ich tun. Natürlich wäre ich lieber dabei. Aber immerhin bin ich ziemlich nah dran. Es lebe die Erfindung des Satelliten-Telefons 🙂

Bis zum Mittag konnten wir uns noch ganz normal übers Mobilfunknetz unterhalten, danach war der Abstand von Madeira leider zu groß. Ich erhielt aber ein paar Bilder, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

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So begann Dietmars Tag wohl zu dieser unchristlichen Zeit (siehe Foto). Draußen war es noch stockdunkel und ich musste lange zurückdenken, wann wir das letzte Mal so früh aufgebrochen waren. Schon seit gestern stand die Strategie für sein erstes Einhand-Ablege-Manöver, doch trotzdem war es auch für ihn ein komisches Gefühl, alleine loszufahren.

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Den ersten Anruf erhielt ich wie verabredet direkt nachdem er den Hafen verlassen und die Segel gesetzt hatte. Die erste Klippe war schon mal genommen. Das Ablegen hatte er alleine Problemlos gemeistert und die Reise konnte beginnen. Wir nutzen noch die Landnähe (und damit das Mobilfunknetz), um ein bisschen zu quatschen und so war ich wenigsten akustisch mit dabei, als Dietmar eine Gruppe Wale sichtete. Ich freue mich schon sehr auf die Bilder, obwohl live natürlich schöner gewesen wäre 🙂

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Der Wind war in der Landabdeckung der Insel Madeira leider noch sehr schwach und stark abgelenkt. Kurze Zeit musste der Motor mitlaufen, doch mit zunehmender Entfernung vom Land drehte der Wind auf die richtige Richtung und nahm auch an Stärke zu. So konnte ich dann im Internet verfolgen, wie die SUMMER mit Geschwindigkeiten zwischen sechs und acht Knoten Richtung Süden gut voran kam. Nur die Wetterprognose macht mich etwas unruhig, da sich genau auf Dietmar Weg eine Starkwind-Zone ausgebildet hatte. So musste gegen Abend zum erstem Mal das Satellitentelefon dran glauben und ich war erleichtert, als ich Dietmars Stimme hört. Auf der SUMMER war alles ok, obwohl der Wind doch deutlich aufgefrischt  und schon eine recht hohe Welle aufgebaut hatte. Dietmar hatte deshalb die Segelfläche stark verkleinert und schaute nun recht zuversichtlich seiner ersten Einhand-Nacht entgegen. Zur Beruhigung meiner Nerven verabredeten wir, alle zwei Stunde zu telefonieren.

So fühlte ich mich am nächsten Morgen ähnlich als hätte ich selbst die Nacht auf der SUMMER durchwacht. Dietmar hatte den Starkwind bis 30 Knoten gut gemeistert und hörte sich am Telefon auch den Umständen entsprechend frisch an. So verlegten wir uns tagsüber aufs Email-Schreiben, um die Bordkasse etwas zu schonen. So drehten sich die Mails im Laufe des Tages schon wieder mehr um die Essensplanung als um die Wettergeschehnisse, denn der Wind hatte über Tag deutlich an Kraft verloren.

In der kommenden Nacht werde ich auch auf weitere Kontrollanrufe verzichten und hoffe, durch gelegentliche Mails auf dem Laufenden gehalten zu werden. Morgen gegen Mittag wird Dietmar dann Gran Canaria erreichen. Dann mache ich drei Kreuze und freue mich, dass ich die nächste Überfahrt wieder live mit dabei sein kann 🙂