Zeit, um Bilanz zu ziehen

Unbestritten liegen für uns einige ziemlich ereignisreiche Wochen hinter uns. Alles hätte doch einfach sein können, wäre uns auf den Azoren nicht die CESARINA über den Weg gelaufen. Wir hätten alles so lassen können, wie es war und mit einem zugegebenermaßen in jeder Hinsicht perfekt ausgestattetem Schiff unsere Reise wie geplant fortsetzen können. Stressfrei, sorgenfrei und mit viel Raum und Zeit für weitere Ausflüge, um wie bisher Land und Leute zu kennen zu lernen. Aber alles kam eben anders und vom ersten Tag an hat mich die CESARINA einfach nicht mehr „klar“ denken lassen. Sie hat mich gefangen genommen und seit jenem Tag, habe ich an sie gedacht, wenn ich abends schlafen gegangen bin und dann wieder wenn ich morgens aufgewachte. Jeden Tag! So war es damals auch, als ich Katja kennengelernt habe oder auch als ich eines Tages von dem Wunsch besessen war, ein Unternehmen zu gründen. Vernunft oder irgendwelche allgemeinen Konventionen sind mir seit je her immer schon fremd gewesen und haben sich stets meinen Wunschschlössern und Visionen unterordnen müssen.

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Doch das Abenteuer „CESARINA“ spielte sich irgendwie in einer anderen Dimension ab. Im Gegensatz zu meiner Zeit als Unternehmer, in der ich stets meine Vorstellungen und Visionen umsetzen konnte, weil eine großartige Mannschaft und eine starke Frau hinter mir gestanden hat, stand ich dieses Mal oft ganz allein da. Katja hatte mir doch über zwei Monate fast täglich klar gemacht, dass sie aussteigen würde, wenn ich ernsthaft daran festhalten würde. Sie hatte darauf gebaut, dass sich das Thema mit der Zeit erledigen würde, wenn sich das Fieber wieder gelegt hätte. Pieter, der Voreigner, hatte mir alle Nachteile aufgezählt, die ein solches Schiff mit sich bringen würde. Er sagte so treffend, dass es absolut keinen rationalen Grund gäbe, sich dafür zu entscheiden, sondern einzig und allein nur Liebe und Leidenschaft diesen gewaltigen Aufwand rechtfertigen könnte. Genau das aber war der Fall und so kam es wie es kommen musste. Seit zwei Tagen steht die SUMMER auf Land und wir leben auf unserer CESARINA.

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14 Tage voller Arbeit liegen jetzt hinter uns. Das erste Mal in den letzten drei Monaten ging es mir für eine Zeit lang nicht mehr gut mit unserer Entscheidung. Der Grund dafür war, dass ich gespürt habe, wie sehr Katja unter dem ehrgeizigen Projekt und dem meist von mir verursachtem Stress leidet. Den Satz „ich kann nicht mehr“ hatte ich bisher nur einmal in den letzten 15 Jahren von Ihr gehört. Das ging sogar mir unter die Haut. Das Tempo mit der wir den Umbau der CESARINA vorangetrieben haben, war aber auch nicht von schlechten Eltern. In zwei Monaten das umzusetzen, wofür wir früher 2 Jahre gebraucht haben, kann man ja durchaus auch als „sehr ambitioniert“ betrachten. Nur damals hatten wir eine Firma mit der Ausrüstung der SUMMER beauftragt und heute sind wir selber dabei. Dazu kommt noch der Umstand, dass die SUMMER noch auf einen Käufer wartet. Den lang geplanten Urlaub mit Katjas Mutter auf Madeira hat sie dann obendrein auch noch absagen müssen, weil die Zeit einfach nicht ausgereicht hätte. Das alles war einfach zu viel für sie und mir kamen ernsthafte Zweifel, ob ich es dieses Mal nicht übertrieben hätte. Ich hatte ihr angeboten, den Urlaub auf Madeira mit Ihrer Mutter trotzdem zu machen. Doch allein lassen wollte sie mich auch nicht. So eine Frau und Partnerin muss „Mann“ wohl sehr lange suchen.

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Katjas Mutter wird uns jetzt also in der Karibik besuchen kommen. Da macht das Tauchen und Schwimmen bestimmt genauso viel Spaß. Katja hat unsere CESARINA bereits sehr wohnlich und schön eingerichtet und wir freuen uns schon sehr auf die kommenden und sicherlich spannenden Wochen und ferne Länder.

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Mein Traum ist zu unserem Traum geworden! Was kann es Schöneres geben? Wir sind guter Dinge, für unsere SUMMER einen neuen und hoffentlich glücklichen Eigner zu finden. Überhaupt ist das gute Gefühl wieder an Bord, alles richtig gemacht zu haben. Auch kann ich nicht verleugnen, sehr stolz zu sein, dass wir mit einem solchen Juwel der Schiffsbaukunst unsere Reise fortsetzen dürfen. Fast täglich kommen wir mit anderen Menschen ins Gepräch, die unsere „Vision“ für sich selber als Anlass nehmen, an der Umsetzung ihrer eigenen Träume zu arbeiten. Das muss nicht unbedingt ein Schiff sein 🙂 Einfach nur das Bewusstsein zu haben, dass es sehr lohnend sein kann, wenn man sich traut, einen Schritt ins Ungewisse zu machen 🙂 Auf sein Gefühl zu hören und etwas zu wagen! Es lohnt sich immer 🙂

2 Gedanken zu „Zeit, um Bilanz zu ziehen

  1. Hallo Ihr Lieben !
    Eure Berichte sind einfach gut zu lesen und wir freuen uns mit Euch, das Ihr trotz der
    vielen Vorbereitungen den Spass nicht verloren habt.
    Wir wünschen Euch weiterhin alles erdenklich Gute, viel Glück und Gesundheit sowie
    immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

    Eure Lauenburger
    Jutta & Dieter

  2. Moin, liebe Katja, lieber Dietmar,
    Hut ab für diese Leistung!!! So mutiert man von einer „Sommercrew “ zu einem
    „Schwanfanclub“………
    Ich wünsche Euch ganz viel Spass mit der tollen Yacht, immer fair winds, die nötige
    Handbreite Wasser unter dem Kiel sowie allzeit eine glückliche Heimkehr!!!
    Ich drück die Daumen und bleibe in Kontakt.
    Alles Gute und liebe Grüsse aus Neustadt
    Dierk.

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