Archiv für den Monat: Oktober 2015

Er kam, sah…..und kaufte

Man soll ja nicht über ungelegte Eier sprechen, deshalb können wir Euch erst heute einweihen.

Am letzten Freitag hatten wir Besuch 🙂 Der erste Interessent für unsere SUMMER ließ es sich nicht nehmen, die Gute noch im Wasser kennen zu lernen. Der Krantermin war ja für den Nachmittag um halb drei angesetzt und Christian stand pünktlich um 10:00 bei uns am Steg. Nach einer kurzen Kaffeepause machten sich die beiden Herren dann noch einmal auf, um mit der SUMMER eine Runde auf dem Meer zu drehen. Segeln war leider nicht möglich, da heute überhaupt kein Wind herrschte. War aber auch nicht weiter tragisch denn für einen Check aller Aggregate, Segel und Einrichtungen war der Ausflug optimal.

Ich blieb alleine auf unserer CESARINA zurück und versucht dort, das Chaos zu bekämpfen. Heute morgen hatten wir die letzten Sachen, mehr oder weniger geordnet hinüber getragen. Eigentlich gab es kein Durchkommen mehr – überall Taschen, Kisten und Körbe. Nur auf unserem Bett, in dem wir ja unsere erste „offizielle“ Nacht auf unserem neuen Zuhause verbracht hatten, war noch nicht mit Zeug zugestellt. Das sollte sich im Laufe des Tages aber ändern.

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Schon kurz nach Mittag waren die beiden Herren zurück und in bester Stimmung. Jetzt musste noch das zweite Vorsegel abgeschlagen und im Vorschiff der SUMMER verstaut werden. Auch hier ging Christian Dietmar gekonnt zur Hand. Falls er sich für die SUMMER entscheiden sollte, würde er sie so auf jeden Fall schon ganz gut kennengelernt haben. Meine Hilfe wurde heute auf jeden Fall nicht benötigt 🙂 Und auch zum Bootslift fuhren die Beiden auch ohne mich. Vielleicht eine gute Entscheidung, denn ich bin doch immer so nah am Wasser gebaut. So konnte ich aus sicherer Entfernung ein letztes Mal zusehen, wie unsere SUMMER mit dem Lift an Land gehoben wurde.

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Gegen Abend war dann alles erledigt. Die Summer stand ordentlich gereinigt auf einem stabilen Hard-Stand auf einen sicheren Platz am Ende der Marina. Die Herren genehmigten sich ein wohlverdientes Anlegerbier und hatten immer noch eine Menge zu erzählen. Auch beim anschließenden Sushi-Essen ging es lustig weiter. Was für ein netter und lustiger Geselle. Dem würden wir ja unsere SUMMER wirklich gern überlassen.

Auch am Samstag war noch eine Menge zu erledigen. Heute würde endlich die speziell für die SUMMER angefertigte Abdeckplane zum Einsatz kommen. Die reist ja schon seit zwei Jahren unbenutzt und gut verpackt in einer der Backskisten mit. Der Aufbau gestaltete sich aufwändig, aber das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen. Erst am Nachmittag waren Christian und Dietmar wieder zurück. Jetzt mussten aber noch wichtige Dinge besprochen werden. Das war ja keine Vergnügungsreise 🙂

Im Prinzip war eigentlich alles klar :-), aber über solch eine Entscheidung muss man ja auch eine bisschen nachdenken dürfen. Außerdem stand noch ein Gespräch mit der besseren Hälfte an, die leider nicht so spontan mit nach Portugal hatte reisen können. Um weitere Schritte vorzubereiten, füllten wir aber schon einmal den Kaufvertrag komplett aus und  vereinbarten eine Bedenkzeit bis Mittwochmittag 🙂

So machte sich Christian am Sonntagmorgen wieder auf den Weg nach Deutschland und wir wendeten uns wieder unseren Arbeiten auf und an der CESARINA zu. Langsam ging die Zeit ins Land und wir blickten verhalten optimistisch dem Mittwochmittag entgegen.

Mittwochnachmittag waren wir beide dann doch etwas gefrustet. Keine Nachricht, kein Anruf – nichts!!! Das passte überhaupt nicht mit unserem ersten Eindruck von Christian zusammen. Wenn er sich gegen die SUMMER entschieden hätte, dann hätte er sich doch wenigsten gemeldet 🙁  Irgendwie sehr merkwürdig.

Wenig später klärte sich die Situation auf 🙂 Schon am Mittag hatte Christian versucht, uns telefonisch zu erreichen. Aber irgendwie hatte Dietmars Telefon alle Anrufe boykottiert. Auch die danach verschickte Email trafen erst am späten Abend ein. Aber gegen fünf Uhr war Dietmar wieder erreichbar und konnte die gute Nachricht dann doch persönlich entgegen nehmen:

Unsere SUMMER ist verkauft!!

Und sie kommt unserer Meinung nach in wirklich gute Hände. Wir wünschen den Beiden natürlich nur das Beste, viele tolle Erlebnisse und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel. Um es einfach zu formulieren: Es soll für die Beiden mit der SUMMER so spannend weitergehen wie bisher 🙂

 

 

 

Zeit, um Bilanz zu ziehen

Unbestritten liegen für uns einige ziemlich ereignisreiche Wochen hinter uns. Alles hätte doch einfach sein können, wäre uns auf den Azoren nicht die CESARINA über den Weg gelaufen. Wir hätten alles so lassen können, wie es war und mit einem zugegebenermaßen in jeder Hinsicht perfekt ausgestattetem Schiff unsere Reise wie geplant fortsetzen können. Stressfrei, sorgenfrei und mit viel Raum und Zeit für weitere Ausflüge, um wie bisher Land und Leute zu kennen zu lernen. Aber alles kam eben anders und vom ersten Tag an hat mich die CESARINA einfach nicht mehr „klar“ denken lassen. Sie hat mich gefangen genommen und seit jenem Tag, habe ich an sie gedacht, wenn ich abends schlafen gegangen bin und dann wieder wenn ich morgens aufgewachte. Jeden Tag! So war es damals auch, als ich Katja kennengelernt habe oder auch als ich eines Tages von dem Wunsch besessen war, ein Unternehmen zu gründen. Vernunft oder irgendwelche allgemeinen Konventionen sind mir seit je her immer schon fremd gewesen und haben sich stets meinen Wunschschlössern und Visionen unterordnen müssen.

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Doch das Abenteuer „CESARINA“ spielte sich irgendwie in einer anderen Dimension ab. Im Gegensatz zu meiner Zeit als Unternehmer, in der ich stets meine Vorstellungen und Visionen umsetzen konnte, weil eine großartige Mannschaft und eine starke Frau hinter mir gestanden hat, stand ich dieses Mal oft ganz allein da. Katja hatte mir doch über zwei Monate fast täglich klar gemacht, dass sie aussteigen würde, wenn ich ernsthaft daran festhalten würde. Sie hatte darauf gebaut, dass sich das Thema mit der Zeit erledigen würde, wenn sich das Fieber wieder gelegt hätte. Pieter, der Voreigner, hatte mir alle Nachteile aufgezählt, die ein solches Schiff mit sich bringen würde. Er sagte so treffend, dass es absolut keinen rationalen Grund gäbe, sich dafür zu entscheiden, sondern einzig und allein nur Liebe und Leidenschaft diesen gewaltigen Aufwand rechtfertigen könnte. Genau das aber war der Fall und so kam es wie es kommen musste. Seit zwei Tagen steht die SUMMER auf Land und wir leben auf unserer CESARINA.

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14 Tage voller Arbeit liegen jetzt hinter uns. Das erste Mal in den letzten drei Monaten ging es mir für eine Zeit lang nicht mehr gut mit unserer Entscheidung. Der Grund dafür war, dass ich gespürt habe, wie sehr Katja unter dem ehrgeizigen Projekt und dem meist von mir verursachtem Stress leidet. Den Satz „ich kann nicht mehr“ hatte ich bisher nur einmal in den letzten 15 Jahren von Ihr gehört. Das ging sogar mir unter die Haut. Das Tempo mit der wir den Umbau der CESARINA vorangetrieben haben, war aber auch nicht von schlechten Eltern. In zwei Monaten das umzusetzen, wofür wir früher 2 Jahre gebraucht haben, kann man ja durchaus auch als „sehr ambitioniert“ betrachten. Nur damals hatten wir eine Firma mit der Ausrüstung der SUMMER beauftragt und heute sind wir selber dabei. Dazu kommt noch der Umstand, dass die SUMMER noch auf einen Käufer wartet. Den lang geplanten Urlaub mit Katjas Mutter auf Madeira hat sie dann obendrein auch noch absagen müssen, weil die Zeit einfach nicht ausgereicht hätte. Das alles war einfach zu viel für sie und mir kamen ernsthafte Zweifel, ob ich es dieses Mal nicht übertrieben hätte. Ich hatte ihr angeboten, den Urlaub auf Madeira mit Ihrer Mutter trotzdem zu machen. Doch allein lassen wollte sie mich auch nicht. So eine Frau und Partnerin muss „Mann“ wohl sehr lange suchen.

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Katjas Mutter wird uns jetzt also in der Karibik besuchen kommen. Da macht das Tauchen und Schwimmen bestimmt genauso viel Spaß. Katja hat unsere CESARINA bereits sehr wohnlich und schön eingerichtet und wir freuen uns schon sehr auf die kommenden und sicherlich spannenden Wochen und ferne Länder.

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Mein Traum ist zu unserem Traum geworden! Was kann es Schöneres geben? Wir sind guter Dinge, für unsere SUMMER einen neuen und hoffentlich glücklichen Eigner zu finden. Überhaupt ist das gute Gefühl wieder an Bord, alles richtig gemacht zu haben. Auch kann ich nicht verleugnen, sehr stolz zu sein, dass wir mit einem solchen Juwel der Schiffsbaukunst unsere Reise fortsetzen dürfen. Fast täglich kommen wir mit anderen Menschen ins Gepräch, die unsere „Vision“ für sich selber als Anlass nehmen, an der Umsetzung ihrer eigenen Träume zu arbeiten. Das muss nicht unbedingt ein Schiff sein 🙂 Einfach nur das Bewusstsein zu haben, dass es sehr lohnend sein kann, wenn man sich traut, einen Schritt ins Ungewisse zu machen 🙂 Auf sein Gefühl zu hören und etwas zu wagen! Es lohnt sich immer 🙂