Archiv für den Tag: 14. September 2015

Feuertaufe

Jetzt wurde es also ernst. Am Samstagmittag hatten wir alle Vorbereitungen  getroffen, um uns auf die über 840 Seemeilen lange Reise von den Azoren zurück an die Algarve nach Vilamoura zu machen.

Trotzdem kam uns doch einiges ziemlich merkwürdig vor. Zwar waren wir mit zwei großen Reisetaschen auf die Azoren geflogen, doch irgendwie fehlten unheimlich viele Dinge, die wir bei einer solch langen Seestrecken gern dabei gehabt hätten. Nur das wirklich Notwendige und Sicherheitsrelevante hatte im Gepäck Platz gefunden. Zusätzlich hatten Pieter und Rini uns eine Grundausstattung an Werkzeug, Signalmitteln und  Küchenausrüstung auf der CESARINA gelassen. An Bord war aber alles noch ziemlich ungewohnt und fremd. Mal sehen wie wir uns die nächsten Tage zusammen raufen würden, wir Drei 🙂

Die erste Herausforderung war dann auch gleich das Ablegemanöver zu zweit mit 20 Knoten Seitenwind, der uns kräftig auf den Steg drückte. Es hätte ja auch entspannt losgehen können 🙁 Nach ausgiebiger Diskussion der Ablegestrategie  gelang Dietmar das Manöver aber mit Bravour und ich stand mit dem bereitgehaltenen „Notfallfender“ völlig arbeitslos am Bug 🙂 Während Dietmar uns sicher aus dem Hafen steuerte, musste ich Schwerstarbeit leisten. Denn solch ein großes Boot hat auch entsprechend große und schwere Fender und lange und dicke Festmacher, die jetzt ordentlich verstaut werden wollten 🙂 Das war doch deutlich mehr Arbeit als auf unserer SUMMER 🙂

Die gesamten fünfeinhalb Tage in allen Einzelheiten wiederzugeben, würde wohl den Rahmen sprengen 🙂 Also beschränke ich mich nur auf die besonderen Highlights!

Besonders schwierig für uns „Rollsegel-Verwöhnte“ war das konventionelle Rigg der CESARINA. Das Setzen, Reffen oder Bergen des Großsegels ist hier immer mit einem Ausflug an den Mast verbunden, was bei Wellengang, Dunkelheit oder Regen schon wirklich ungemütlich werden kann. So begnügten wir uns anfangs erstmal nur mit der (Roll-)Genua, die unsere CESARINA bei raumem Wind mit gut sieben Knoten davonrauschen ließ. Nachdem sich der Wind in Stärke und Richtung eingependelt hatte, entschieden wir uns, uns noch vor Einsetzen der Dunkelheit an das Setzen des Großsegels zu wagen. Vorsichtshalber aber im 1. Reff, um für die kommende Nacht auf der sicheren Seite zu sein.

Etwas blauäugig machte sich Dietmar ausgerüstet mit Sicherheitsweste und Lifebelt auf in Richtung Mast, während ich das Schiff mit dem Bug in den Wind steuerte. Jetzt lag die CESARINA so ungünstig zur Welle, daß Dietmar schon die erste Dusche hinter sich hatte, bevor er überhaupt am Mast angekommen war 🙂 Jetzt lohnte sich das Ölzeug auch nicht mehr 🙂 Aber für das nächste Mal würde er sicher besser gerüstet sein 🙂 Das Setzen des Segels dauerte zwar noch ziemlich lange, verlief aber komplikationslos. Das erste Segelmanöver konnten wir also glücklich als Erfolg verbuchen.

So segelten wir motiviert und entspannt in die erste Nacht. Nach dem Abendessen im Cockpit übernahm ich die erste Wache, während Dietmar sich bequem in die Koje zurück zog. Gegen ein Uhr war dann Wachwechsel und ich durfte bis um sieben Uhr ausschlafen 🙂 Und schlafen kann man ganz hervorragend auf der CESARINA. Durch Ihre Länge, Ihr Gewicht und die schnittige Form sind die Schiffsbewegungen unheimlich angenehm. Außerdem ist unsere Koje zwar nicht mehr so schön luftig und breit wie auf der SUMMER, aber dafür absolut seetauglich. Man kann ja nicht alles haben.

Gerade für mich hat die CESARINA noch einen weiteren Vorteil: Sie schlägt mir fast gar nicht auf den Magen 🙂 Nachteil ist, dass ich jetzt von Anfang an kochen muss. Sonst konnte ich mich immer die ersten Tage davor drücken 🙂 Dabei musste ich feststellen, dass die Verschlüsse von Schubladen und Türen doch etwas anders funktionieren als auf der SUMMER. Ganz wichtig ist auf der CESARINA, dass man den Druckknopf zum Verschließen wieder in die Schublade hineindrücken muss, sonst ist sie nämlich nicht verriegelt. Und bei etwas mehr Wind und Schräglage fliegt die Besteckschublade dann eben ungebremst durch den gesamten Salon. Erfreulicherweise hat sie mich knapp verfehlt. Das passiert mir sicher nicht mehr.