Archiv für den Monat: Juni 2015

Das Glück der Erde…..

Was soll ich bloß anziehen???? Diese typisch weibliche Frage quälte nicht nur mich, nachdem wir einen Tagesritt für den nächsten Tag ausgemacht hatten. Auf Reiten waren wir an Bord irgendwie nicht eingestellt 🙂

Aber am nächsten Morgen hatten wir doch beide etwas gefunden, das sich „reitgeeignet“ anfühlte. Ob unsere Einschätzung richtig war, würde sich dann im Laufe des Tages zeigen 🙂

Mit dem Auto fuhren wir heute Morgen dann ohne weitere Umwege direkt zum Gestüt von Patio. Gegen halb zehn würden wir unseren Guide Diogo und den anderen Mitreiter Alex kennenlernen. Von Beiden war uns nur Bestes berichtet worden. Nach einem kurzen Briefing über die Route ging es dann endlich hinaus zu unseren Pferden.

Mit bzw. auf dieser jungen Dame sollte ich heute den Tag verbringen: Bei „Diana“ war der Name Programm, eine kleine Prinzessin wie sie im Buche stand. Eine der besten „Cruzado Portuguese“ Stuten der Azoren, hübsch, zuverlässig und willig.

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Auch Dietmar würde den Tag mit einer jungen Dame verbringen, nur dass hier hoffentlich der Name nicht Programm wäre. „Devil“ wurde im Internet als die coole Lady beschrieben, eine schwarze Schönheit ohne Stallallüren. Das hörte sich ja sehr vielversprechend an.

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Der Startpunkt unseres Tagesrittes war aber nicht nicht der Hof, sondern eine Koppel im Westen der Insel. Zwei Pferde hatten dort schon die letzte Nacht verbracht. So luden wir die beiden Damen auf den Anhänger hinter dem Landrover und fuhren los. An einer Kreuzung irgendwo im Nirgendwo parkte Diogo den Anhänger. Auf der anderen Straßenseite konnten wir im Dickicht zwei Pferdköpfe ausmachen.  Die beiden warteten schon ungeduldig auf ihr Frühstück 🙂

Nach einer ordentlichen Portion Pellets wurden alle Pferde geputzt und gesattelt. Nach den letzten Erklärungen hieß es dann: Aufsteigen und los. Gut, dass die „Cruzado Portuguese“ nicht so groß geraten sind. So gelangten wir beide ohne größere Peinlichkeiten in den Sattel.

Reiten ist ja doch irgendwie wie „Rad fahren“, man verlernt es nicht 🙂 So folgten wir erst einmal der Hauptstraße, was mit den wirklich verkehrssicheren Pferden kein Problem war (weder bei Autos, LKW oder auch Müllwagen :-)) Das gab uns schon einmal ein gutes Gefühl. Leider weiß man ja nie, wie gut Pferde ausgebildet sind, bis man wirklich drauf sitzt.

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Weiter ging es auf Sand- und Schotterwegen bis hinunter ans Meer. Diogo zeigt uns viele schöne Ecken der Insel, die wir ohne ihn wahrscheinlich nie gefunden hätten 🙂 Auch die Trab- und Galoppstrecken waren gut gewählt. Die Pferde gingen willig und fleißig vorwärts, konnten aber auch problemlos wieder angehalten werden, was leider nicht immer selbstverständlich ist, wie wir aus eigener Erfahrung bestens wissen.

Leider bekam ich als letzte Reiterin am Ende der Gruppe immer den ganzen Dreck ins Gesicht. Aber einer muss ja wohl hinten reiten 🙂 Ich unterstelle den Herren mal keinen Vorsatz, was die Einteilung der Reihenfolge angeht 🙂

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Nach drei Stunden wusste ich langsam nicht mehr, auf welchen Teilen meines Popos ich noch sitzen sollte 🙂 Gut, dass es Zeit für die Mittagspause war. Aus unseren Satteltaschen konnten wir heute ein ordentliches Picknick hervorzaubern :-). Unser Picknickplatz lag in unmittelbarer Nähe des Leuchtturms, den wir gestern auch schon besucht hatten. So verzichteten wir auf eine Wiederholung des Museumsbesuches und saßen faul in der Sonne, während Alex sich dort fortbildete. Dieser Ort ist übrigens der westlichste Punkt Europas. Politisch nicht ganz korrekt aber Faial befindet sich gerade noch auf der europäischen Kontinentalplatte, derweil sich Flores und Corvo im Westen schon auf der amerikanischen Platte befindet. Im Süden der Azoren liegt die afrikanische Platte. Alle Platten driften um 2,5cm pro Jahr auseinander und da die Azoren genau im Zentrum liegen sollte man auch dringend eine Erdbebenversicherung für sein Haus abschließen. Klingt vielleicht komisch, ist aber so!

Nach einer Stunde Erholung für Reiter und Pferde ging es weiter ans Ende der Welt, genauer gesagt in das Dörfchen Norte Pequeno mit der Bar „Fim do Mundo“.

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Hier kehrten wir nochmal ein und wurden mit lokalen Produkten ganz hervorragend bewirtet. Besonders schmackhaft war der Käse von der Insel Sao Jorge, die erfreulicherweise auch unser nächstes Ziel ist :-. Die Herren gönnten sich auch das eine oder andere Bierchen (aber nur in ganz kleinen Flaschen ;-))

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Auch unsere Pferde genossen die Ruhepause. Bis zum Bauch im Grünzeug versunken konnten sie endlich auch ihren Hunger stillen. Vorhin am Vulkan war für sie nicht wirklich was zu holen gewesen 🙂

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Nach einer knappen Stunde erreichten wir wieder die Straßenkreuzung mit der Koppel. Diesmal durften die anderen beiden Pferd mit nach Hause fahren, Diana und Devil blieben ganz allein im Wald zurück. Die Beiden genossen ihre Freiheit sichtlich und nach dem ausgiebigen Wälzen waren auch noch ein paar lustige Bocksprünge drin.

Wir waren nicht mehr so dynamisch. Zwar halfen wir auf dem Hof eben noch die Ausrüstung weg zu räumen, waren dann aber froh, in die Marina zurück zu fahren. Eine heiße Dusche und dann die müden Glieder ausstrecken, mehr wünschten wir uns heute nicht mehr 🙂

Willkommen in einer anderen Welt

Nachdem wir den Montag mit allerlei organisatorischen Dingen verbracht hatten, wie zum Beispiel der Beschaffung eines Mietautos, konnte es am Dienstagmorgen endlich los gehen.

Gegen den Uhrzeigesinn folgten wir der Straße an der Südküste entlang bis zum Westzipfel der Insel. Hier ist in den Jahren 1957/58 durch einen Vulkanausbruch neues Land zur Inselfläche hinzu gekommen. Der alte Leuchtturm steht seit dem etwas verloren weit weg von der Küste.

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Über ein Jahr lang wurde Faial von Erdbeben und Vulkanausbrüchen erschüttert . Viele Häuser wurden in dieser Zeit aufgegeben, manche durch die dicken Aschewolken verschüttet, manche zerstört, andere blieben unbeschädigt. Die Obst- und Weingärten, die in diesem Teil der Insel lagen, hat die Natur im Laufe der Jahre danach zurück erobert. Aber oft kann man zwischen hohen Lorbeerbäumen noch Weinreben oder Bananenpflanzen sehen.

Direkt neben dem Leuchtturm lag ein alter Walfanghafen, der mittlerweile als Naturschwimmbad genutzt wird. In den hätten wir mit der SUMMER aber nicht einlaufen mögen. Ein Felsen-„Zähnchen“ neben dem nächsten hätte uns sicherlich einige Sorgen bereitet.

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Die gesamte Geschichte der Entstehung der Azoren und auch des Vulkanausbruchs von 1957 wird in einem sehr modernen und informativen Museum genau erklärt. Um die beeindruckende Landschaft nicht durch ein Gebäude zu verschandeln, findet man das Museum unterhalb des Leuchtturm in den Untergrund hinein gebaut. Von oben kann man nur noch ein bisschen davon sehen 🙂

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Die Architektur und der Aufbau des Museums ist beeindruckend. So machte es uns wirklich Spaß, Neues über die Inseln zu erfahren.

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Danach war aber eine Stärkung angebracht. Überall auf der Insel findet man Picknick-Plätze. Leider hatten wir aber nichts zum Picknicken dabei. Restaurants und Bar waren nicht gerade zahlreich vertreten, aber irgendwann gegen zwei Uhr hatten wir doch ein Plätzchen gefunden.

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Der Grill entsprach zwar eher dem karibischen Standard, aber das Essen duftete wirklich gut. Schon während der recht langen Wartezeit, lief uns immer wieder das Wasser im Mund zusammen, wenn wieder andere glückliche Gäste ihr Mittagessen erhielten 🙂 Aber irgendwann hatte die Folter eine Ende und wir waren an der Reihe 🙂

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Satt und glücklich machten wir an der Nordküste noch eine Verdauungsspaziergang. Das Wetter hatte mittlerweile aufgeklart und meistens schien die Sonne.

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Bevor wir zurück zum Hafen fuhren, wollten wir für morgen noch ein besonderen Ausflug organisieren. Im Internet hatte ich hier auf der Insel Faial eine Möglichkeit zum Ausreiten entdeckt. Der Internetauftritt ließ Gutes erahnen aber wir wollten uns auch vor Ort ein Bild von den Pferden machen. Pferdebesitzer sind ja bekanntlich die anstrengendsten und anspruchsvollsten Kunden 🙂 In der Nähe des Restaurants trafen wir auf eine Gruppe von Reitern. Mit der erhaltenen Wegbeschreibung irrten wir erstmal eine Weile im Kreis umher, bis uns Google Maps endlich den richtigen Weg wies.

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In dieser roten Windmühle befindet sich das Büro von Patio – Trail & Lodge (http://en.patio.pt/index.html). Viktor und Anja, die beide ursprünglich aus Deutschland kommen,  haben sich hier auf der Insel in den letzten zwanzig Jahren etwas ganz Besonderes aufgebaut. So entschieden wir uns, morgen einen Ganztagesausritt in den Westen der Insel zu unternehmen 🙂

Den für morgen geplanten Besuch der Caldera erledigten wir dann heute noch auf dem Rückweg. Etwas wolkig zwar, aber eine tolle Aussicht. Hier oben waren wir noch einmal ganz allein, bevor es in den lebendigen Hafen zurück ging.

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Im Hafen trainierten die Mannschaften des lokalen Segelvereins mit den traditionellen Walfangbooten für die beliebten Wettfahrten zwischen den Inseln. Ohne Kiel mit der großen Segelfläche braucht man mindestens sechs Leute, um genug Gegengewicht zu haben, damit die große Segelfläche das Boot nicht gleich auf die Seite legt. Wie klein die Welt eigentlich ist wurde uns bewusst, als wir hier wieder auf Viktor von Patio stießen 🙂 Der segelt nämlich regelmäßig mit seinen Freunden in Horta 🙂

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