Kategorie-Archiv: Überfahrten

Bye-Bye La Gomera

Erstaunlicherweise hatten wir beide schlecht geschlafen. Als wir den Wecker hörten, der uns um sieben aus dem Bett klingen sollte, waren wir schon lange wach. Somit waren wir auch um acht wie geplant startklar und machten uns auf die Socken 🙂 Wie erwartet waren Wind und Strom die ersten Seemeilen gegen uns und unser Motor musste wieder einmal kräftig arbeiten.

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Doch kaum hatten wir die Landabdeckung von Teneriffa verlassen, stellte sich ein wunderbarer Halbwind ein und unsere SUMMER lief mit über sieben Knoten Richtung La Palma. Einmal kreuzte weit entfernt eine Schule Delfine unseren Kurs.

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Außerdem sah ich noch eine portugiesische Galeere, ein wirklich faszinierendes Tier.

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Erst eine Stunde vor der Ankunft im Hafen briste es auf und wir bargen das Großsegel, was unserer Geschwindigkeit aber keinen Abbruch tat.

Über Santa Cruz hingen dicke Wolken und ein kräftiger Wind fegte über den Hafen. Was für eine Begrüßung 🙁 Im Vorhafen  machten wir die Leinen klar zum Anlegen und hatten dann auch im Yachthafen schon einen guten Platz anvisiert, als uns der Hafenmeister quer über den Hafen zurück pfiff. Zwar hatten wir morgens eine Email an den Hafen geschrieben und auch per UKW auf Kanal 09 angerufen, nur hatten wir aber beide Male keine Antwort bekommen. Jetzt aber zitierte er uns an den Rezeptionssteg zurück. Bei dem Wind wirklich unnötig und kein Vergnügen 🙁

Nach der Anmeldung bekamen wir in dem fast leeren Hafen eine Box zugewiesen und verlegten unser Boot. Da der Hafen durch den permanent vorhandenen Schwell recht unruhig ist, kamen diesmal noch zwei Ruckdämpfer zusätzlich zum Einsatz. Als wir fertig waren schaukelte unsere SUMMER recht ruckfrei und friedlich vor sich hin. Damit konnten wir gut leben. Da das Wetter uns heute nicht zu einem weiteren Ausflug motivieren konnte, gab es ein leckeres Abendessen an Bord. Morgen ist ja auch noch ein Tag 😉 und da sind wir bereits mit Veronika von La Palma Diving verabredet.

Bye-Bye Teneriffa

Irgendwie war es ein komisches Gefühl, heute morgen die Leinen los zu werfen und den Hafen zu verlassen. Denn diesmal würden wir nicht wieder zurück kommen. Über La Gomera, La Palma, Lanzarote und Madeira würden wir weiter in Richtung Norden zu den Azoren segeln. Hier wollen wir unsere Sommermonate verbringen 🙂

Die Marina von San Miguel ist in den letzten Monaten über lange Zeit unser Zuhause geworden. Ein Fixpunkt, von dem aus wir viele  unserer Inseltouren unternommen hatten und auch nach Deutschland gereist sind. Hier kannten wir uns aus und auch uns kannte man hier 🙂 Heute morgen hatten wir sogar unseren Reserve-Toilettenschlüssel, den wir die letzten Monate einfach an Bord behalten hatten, an dem Marinero zurück gegeben 🙁

Selbst der Atlantik zeigte sich an diesem Tag einmal von seiner Schokoladenseite. Denn nachdem wir um die Südspitze von Teneriffa herum motort waren, hatten wir angenehmen und auch konstanten Segelwind aus Nord-Ost zwischen 15 bis 20 Knoten auf dem gesamten Weg nach Gomera.  Ein wunderbarer Segeltag 🙂

Schon gegen drei Uhr erreichten wir San Sebastian und machten kurze Zeit später am Steg 1 fest. Diesmal hatten wir ja einen besonderen Grund, nach San Sebastian zu segeln. Letzte Woche, kurz bevor Dietmar nach Deutschland zurück geflogen ist, hatte er hier eine neue Brille in Auftrag gegeben. Oder genauer gesagt sogar zwei. Denn der Optiker hat zur Zeit ein ganz besonderes Angebot: Eine Brille kaufen und eine zweite gibt es gratis dazu 🙂 Heute sollten die beiden Brillen also fertig sein. Mal sehen, ob der Termin trotz Semana Santa klappen würde.

Erst einmal standen wir aber vor einer verschlossenen Tür. Die kanarischen Ladenöffnungszeiten sind etwas gewöhnungsbedürftig: 10:00 bis 14:00 Uhr und 17:00 bis 20:30 Uhr stand an der Tür des Optikers. Bis dahin gingen wir schnell noch einen Kaffee trinken.

Unser zweiter Besuch verlief deutlich erfolgreicher. Eine Brille war fertig und wurde von einer Mitarbeiterin wirklich sehr gewissenhaft an Dietmars Nase angepasst. Das dauerte fast 20 Minuten: Aufsetzen – absetzen – biegen – aufsetzen – prüfen – absetzen – biegen………..Irgendwann war sie dann mit Ihrem Werk zufrieden und wir durften gehen. Morgen am Nachmittag wäre die zweite Brille fertig und könne abgeholt werden.

Am Abend gelang es Dietmar endlich, sich mit Andi von der Tauchschule zu treffen. Der hatte ihm im Januar angeboten, unsere beiden Alu-Flaschen gegen zwei Strahlflaschen zu tauschen. Während ich friedlich unter der heißen Dusche gestanden hatte, hatte Dietmar allein die Flaschen den langen Weg durch den ganzen Hafen zur Tauchschule hin und zum Boot zurück geschleppt 🙂 Stolz zeigt er mir die neuen Strahlflaschen, die jetzt durch die geringere Höhe auch in unsere Backskisten passen würden. Die wird er dann morgen auch sicherlich optimal darin befestigen damit sie nicht bei Seegang umfallen können  🙂

 

 

Sieg über die Technik :-)

Ich gestehe, ich war ja etwas misstrauisch wegen der von Dietmar erdachten Weiterentwicklung der Abdichtung unseres Ruderlagers . Heute stand also die Testfahrt an 🙂 Mal schauen, was passieren würde.

Aber erst einmal schauten wir etwas ganz anderes an: nämlich Formel 1 in Sepang/Malaysia im spanischen Fernsehen.  Wie lange hatten wir das nicht mehr gemacht?  🙂 Daher war es dann auch gar nicht schlimm, dass wir uns erst gegen elf Uhr auf den Weg machten. Nach Sebastian Vettels Sieg auf Ferrari war die Welt für uns in Ordnung 🙂

Draußen vor dem Hafen erwarteten uns wieder die bekannten Segelbedingungen (35 Knoten Wind für ca. zwei Stunden, dann kein Wind und dann Wind auf die Nase mit 28 Knoten). Das nervte schon so ein bisschen 🙁  Aber nach der Starkwindperiode kontrollierte Dietmar das Runderlager und hatte beste Neuigkeiten: Der Ruderlader war KNOCHENTROCKEN !!!! Bald werden wir in der Bilge Staub wischen müssen 🙂 So sollte es sein.

Während der eintönigen Fahrt unter Motor sorgten Delfine und Grindwale für Abwechslung.

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Drei verschiedene Delfinarten konnten wir diesmal zuordnen. Ein besonderes Highlight war der Zügeldelfin mit seiner besonderen Zeichnung.

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(Das Bild ist leider nicht von uns, sondern aus dem Internet geklaut 🙂 )

 

 

 

Überall Delfine

Unsere Stimmung war nach dem gestrigen Tag zwar immer noch etwas gedrückt als wir gegen halb zehn die Leinen loswarfen, aber das Meer bemühte sich um Aufheiterung. Wir waren noch keine halbe Stunde unterwegs, da kamen schon die ersten Delphine an unserem Boot vorbei.

So hatten wir während unserer Überfahrt ganze drei Mal Besuch von den faszinierenden und lebenslustigen Gesellen. Eine große Schule begleitete uns sogar fast eine halbe Stunde lang auf unserer Reise.

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Vor La Gomera frischte der Wind wieder kräftig auf und Dietmar musste hinter dem Steuer die eine oder andere Salzwasserdusche einstecken. Den Zeitpunkt unserer Ankunft vor dem Hafen hatten wir heute aber besonders unglücklich erwischt.  Als wir nur noch drei Seemeilen bis zur Hafeneinfahrt vor uns hatten, tauchte hinter uns am Horizont die 15-Uhr-Schnellfähre von Teneriffa auf, gefolgt von der „normalen“ 15-Uhr Fähre. Wir rollten das Großsegel ein und hofften, damit unsere Geschwindigkeit so weit zu verringern, dass wir keine der Beiden in der schmalen Hafeneinfahrt treffen würden. Aber bei dem Wind liefen wir auch nur unter Fock noch mit fast acht Knoten Speed. Also mussten wir noch einen schönen Bogen fahren, bis die beiden großen Fähren an ihren Plätzen im Hafen angelangt waren. Mit denen sollte man sich einfach nicht anlegen. Mal ganz davon abgesehen, haben Fähren vor allen anderen sowieso ein  „right of way“

Die Wassermenge in der Bilge war auch nach den sechs Stunden mit einem knappen halben Liter in einem akzeptablen Bereich. Trotzdem hatte Dietmar noch eine Idee, um das Ruderlager zusätzlich weiter abzudichten.  Somit stand mal wieder ein Besuch in der Ferreteria auf dem Programm. Vorher gingen wir aber nach der gelungenen Überfahrt erstmal ein leckeres Eis essen.

Mit uns zusammen war heute die SY APONIA von San Miguel nach La Gomera aufgebrochen. Wir verabredeten uns mit Patrick und Peter für halb acht zum Abendessen in der Stadt. Vorher war Dietmar aber wieder mal nicht zu bremsen und musste seine Idee natürlich sofort umsetzen. Mal sehen, ob wir so noch eine weitere Verbesserung erreichen können.

Der Abend bei unserem Lieblingsfranzosen war sehr lustig. Zurück auf der SUMMER erwartete uns aber leider das gleiche Schlachtfeld, das wir zuvor zurückgelassen hatten. Obwohl es schon sehr spät war,  mussten wir dann noch die letzten Kleinigkeiten am Ruderlager wieder zusammen bauen, bevor wir müde ins Bett fallen konnten.

Das ist immer das Problem auf einem Boot. Meistens befindet sich die aktuelle Baustelle an einem zentralen Platz, den man auch noch zum schlafen, kochen oder leben braucht. So baut man morgens alles auseinander und räumt es dann jeden Abend  wieder so weit zusammen, dass das normale Leben weiter gehen kann. Und am nächsten Morgen fängt das ganze Spiel wieder von vorne an 🙂

 

Kein schöner Tag

Hochmotiviert waren wir am Dienstag gegen neun Uhr abreisefertig. Heute sollte sich zeigen, ob die Reparatur erfolgreich gewesen war.

Gegen elf Uhr lagen wir wieder in der Marina San Miguel und waren beide total frustriert. Es war wieder Wasser in der Bilge. Es war wirklich zum Heulen. Dietmar verschwand wieder kopfüber in unserem Bettkasten und machte sich über das Ruderlager her. Vor unserem geistigen Auge erschien wieder das Bild der SUMMER im Travellift oder an Land. Ob wir das noch verhindern können?

Während Dietmar konzentriert reparierte, hatte ich Freizeit und surfte ein bisschen im Internet. Plötzlich erschien uns unser Ruder-Problem klein und unbedeutend, denn in Südfrankreich war ein Airbus der Germanwings abgestürzt. Auch wenn die Ausmaße der Tragödie noch nicht abschätzbar waren, war der Tag für uns gelaufen. Ein schwarzer Tag, den man besser aus dem Kalender streichen sollte.

Auch wenn wir der Lösung unseres persönlichen Ruderproblems wieder etwas näher kamen und am frühen Nachmittag dazu noch eine weitere, kurze Testfahrt unternahmen, blieb die Stimmung gedrückt. Immerhin war es uns gelungen, die eindringende Wassermenge von bis zu zehn Litern pro Stunde auf einen knappen halben Liter in drei Stunden zu verringern. Das war ja nicht so verkehrt! Trotzdem hatten wir beide irgendwie erwartet, nach der Reparatur gar kein Wasser mehr in der Bilge zu finden.

Nachmittags telefonierte Dietmar nochmals mit der Schöchl-Werft in Österreich und bekam noch einen weiteren Tipp. So werden wir morgen nochmal in Richtung La Gomera aufbrechen. Vielleicht sind wir ja dann ganz dicht 🙂

 

 

Eine stürmische Nacht mit Calima und eine Überfahrt mit Konsequenzen

Ursprünglich hatten wir geplant, schon am Sonntag nach Teneriffa zurück zu segeln, aber die Wettervorhersage hatte uns überzeugt, noch einen weiteren Tag auf La Gomera zu bleiben. Am Montag mussten wir dann aber wirklich los, da Onkel Toms Flieger am Dienstagvormittag Richtung Manchester starten würde. Und der nimmt sicherlich keine Rücksicht auf das Wetter 🙂

Nachdem der Sonntag eigentlich recht windstill gewesen war, kam das angesagte Wetter dann erst in der Nacht zum Montag gegen halb drei bei uns an.  Starke Windböen fegten plötzlich durch den Hafen. Was wir hier erlebten war Calima, eine Wetterlage mit Ostwinden aus der Sahara, die vereinfacht als „Sandwind aus Afrika“ beschrieben werden kann. Von der Sahara kommt mit östlicher Strömung trockene, warme Luft und bringt oft feinen Sandstaub mit. Die Sicht ist dann getrübt. Bei dem Staubgehalt der Luft ist das warme, trockene Wetter aber nicht gerade angenehm und führt leicht zu Reizungen der Atemorgane (siehe Wikipedia).

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So saß unser Onkel Tom mitten in der Nacht hellwach in seine Kabine und überlegte schon hin und her, wie er denn mit der Fähre Teneriffa erreichen könne.

Doch gegen Morgen flaute der Wind ab. So saßen wir Drei dann ziemlich müde gegen halb Acht beim Frühstück zusammen und eine Stunde später waren wir auch unterwegs. Die kurze Überfahrt verlief nach dem eigentlich üblichen Schema. Erst zu viel Wind, danach tolles Segelwetter, wieder zu wenig Wind zum segeln aber dafür hohe steile Wellen von vorn. Irgendwie hat man sich mittlerweile fast daran gewöhnt 🙂

Unterwegs kontrollierte Dietmar wie mittlerweile während jedes Segeltages die Bilge. Auf dem Hinweg hatte er endlich herausgefunden, wie das Wasser ins Schiff kann. Anscheinend war die Dichtung des Ruderlagers defekt oder sogar noch Schlimmeres. Genaue Details wird er später selbst berichten. Ich werfe bestimmt nur wieder die entscheidenden Begriffe und Zusammenhänge durcheinander :-). Nach einem langen Telefonat mit der Werft Schöchl in Österreich, hatte er auf La Gomera versucht, etwas zu verbessern. Leider ohne Erfolg, denn eigentlich war es jetzt noch schlimmer geworden. Aber immerhin haben wir jetzt eine neue riesige Qualitätsrohrzange für Verschraubungen bis 150 mm Durchmesser an Bord, ein Spielzeug für ganz große Jungs :-).

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Somit stand heute eindeutig fest, dass wir hier auf Teneriffa eine Zwangspause einlegen müssen weil das Boot aus dem Wasser heraus muss. Aber so erreichen wir hoffentlich eine saubere und 100%ige Lösung des Problems.

Auch wenn die Stimmung nach dieser Erkenntnis am Anfang noch etwas gedrückt war, hatten wir dann doch noch einen lustigen letzten Abend mit Onkel Tom in unserem japanischen Stammrestaurant um die Ecke. Wir hoffen, dass es auch für ihn eine schöne Zeit war. Wir haben es auf jeden Fall genossen.

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Für Morgen hat uns Onkel Tom zum „english breakfast“ im Nachbarort San Blas eingeladen. Dann geht es für ihn leider zurück in kalte England 🙂

„Uncle Tom“ an Bord

Die Zeit war gekommen, ein Versprechen einzulösen, dass ich im Dezember 2012 einem Menschen gegeben habe, mit dem ich zusammen auf einer Regattayacht von Gran Canaria über den Atlantik nach St. Lucia gesegelt war. Die Rede ist von „Uncle Tom“ aus England. Katja und ich haben im vergangenen Jahr kurz nach Beginn unserer Reise mehrere Wochen bei Ann und Tom in Felixstow/Suffolk verbracht. Eine schöne Zeit, in der wir die Beiden sehr in unser Herz geschlossen haben.

Am Montag um 12:30 landete der Flieger pünktlich auf Teneriffa und gegen 13:30 waren wir mit Onkel Tom zusammen an Bord unserer SUMMER. Tom hat sein ganzes Leben lang mit Booten zu tun gehabt und fast alles gesegelt, was einen Mast hat und schwimmt. Ann und Tom haben gerade einen anstrengenden Umzug hinter sich gebracht, um näher bei Ihren Kindern und zahlreichen Enkelkinder leben zu können. Ein guter Grund mehr, ein paar erholsame Tage auf den sonnigen Kanaren mit uns zu verbringen.
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Am Mittwoch um 8:45 haben wir die Leinen in San Miguel losgeworfen und Kurs auf San Sebastian/La Gomera angelegt. Der Segeltag entwickelte sich wie in der letzten Zeit so oft: erst wenig Wind, danach kein Wind und 12 Meilen vor Gomera gab es wieder  30 Knoten Wind und ordentlich Welle „auf die Ohren“.  Es war gerade für mich einmal interessant zu sehen, wie es aussieht, wenn der Steuermann eine Dusche nach der anderen einstecken muss 🙂 Normalerweise war es ja meistens  ich, der nass wurde. Der Rollenwechsel hatte aber auch noch andere Vorteile. Mit jeder heftigen Dusche von Tom lernten wir auch ein neues Schimpfwort kennen 🙂 Keine Sprachschule würde diese in ihr Programm aufnehmen!

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Am Freitag ging es mit dem Mietwagen in den Westen der Insel nach Valle. Die Straßen sind wirklich ausgezeichnet und sehr kurvig. Leider durfte ich nicht schneller fahren als Katja es mir erlaubte. Wenn die Reifen anfingen zu „winseln“ wie ein junger Hund, hatte ich schon Ihre Knie im Kreuz 🙁 Naja, das 24H-Rennen ist ja glücklicherweise schon gebucht 🙂 Derweil Katja den botanischen Obstgarten von Valle besuchte, machten Tom und ich uns auf, die „Alexander von Humboldt II“ aus Bremerhaven zu besuchen. Das Schiff wurde 2011 als Schwesterschiff der aus der Becks-Werbung bekannten „Alexander von Humboldt“  gebaut. Das ist das Schiff mit den grünen Segeln und dem Song „Sail away…live your dreams….“

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Was für ein Zufall! An Bord des Großseglers entdeckte ich einen Mann, der mir wegen seiner außergewöhnlichen Frisur bekannt vorkam. Es war tatsächlich Frank Mestemacher, den ich vor 2 Jahren bei dem Lehrgang „Leck und Brandbekämpfung“  an der Ostsee kennengelernt habe. Frank ist mir als ein echter Seemann im traditionellem Sinn in Erinnerung geblieben. Er hat das Buch „Astronomische Navigation“ geschrieben und ist ein Meister im Umgang mit dem Sextanten, der höchsten Kunst der Navigation. Frank konnte sich auch an mich erinnern und so lud er uns ein, seine „Welt der Traditionsschiffe“ näher kennenzulernen. Da war er bei Tom genau an der richtigen Adresse, denn er hat ja früher einige Jahre auf einer Werft gearbeitet und Holzboote gebaut.

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Das Schiff „Alexander von Humboldt II“ wurde erst 2011 neu gebaut und verbringt den Winter auf den Kanaren und den Sommer in der Ostsee. Es können maximal 78 Personen an Bord untergebracht werden. Die Mannschaft besteht aus Freiwilligen und zahlenden Gästen. Ein solches Schiff ist aber auch extrem teuer im Unterhalt und so kann wenigstens ein Teil der Kosten gedeckt werden. Und die Fangemeinde wird jährlich größer!

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Wir wollten Frank natürlich nicht zu lange bei seiner Wache stören und haben uns nach knapp 2 Stunden dann wieder von Bord verabschiedet. Der Segler wird in der übernächsten Woche nach Lissabon ablegen und sich dann wieder in Richtung Ostsee bewegen. Wir bedankten uns sehr herzlich für die tolle Führung und wünschten Frank alles Gute für die Reise.

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Natürlich sind wir nicht gegangen, ohne ein handsigniertes Exemplar von Franks Buch zu erwerben 🙂 Wenig später trafen wir dann auch Katja wieder, die ebenfalls einen schönen Ausflug hatte. In dem Garten, den sie besucht hat, hatte sie viel über die kanarische Pflanzenwelt gelernt. Zum Beispiel, dass auf den weit verbreiteten Kaketen eine bestimmte Sorge Läuse gezüchtet wird, aus denen dann der rote Farbstoff für CAMPARI gewonnen wird. Lecker, lecker!  Heute war ein guter Tag für uns alle 🙂

Kanarisches Segelwetter wie aus dem Bilderbuch

Wir hatten extra bis Samstag gewartet, damit wir für die Überfahrt nach Teneriffa ruhiges Segelwetter haben würden. Noch weiter aufschieben konnten wir unseren Aufbruch aber nicht, denn für den kommenden Montag erwarteten wir lieben Besuch auf der SUMMER. Unseren „Onkel Tom“. Den wollten wir doch persönlich von Flughafen abholen.

Bevor wir aber die Leinen in Tazacorte loswarfen, nutzen wir die Gelegenheit noch zwei Kilo fangfrischen Thunfisch direkt vom Fischer in der Marina zu kaufen. Das würde uns auf Teneriffa sicher fehlen, genau wie das viele herrlich frische Obst und Gemüse.

Gegen neun Uhr waren wir dann wie geplant unterwegs auf See. Bei strahlendem Sonnenschein ließ der angesagte Segelwind in der Abdeckung der Insel noch etwas auf sich warten. Dann aber war es wieder, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Wir konnten schon weit voraus die weißen Schaumkronen auf den Wellen sehen und refften unsere Segel rechtzeitig kräftig ein. Wie sich kurze Zeit später zeigte, war es eine sehr gute Entscheidung. In den nächsten Stunden herrschte kontinuierlich Windstärke 7-8 mit 28 bis 35 Knoten. Bei manchen Böen zeigte der Windmesser sogar bis 42 Knoten an. Die See kochte und hatte eine unangenehme kurze, steile Welle aufgebaut. Dietmar hatte „Gentlemen like“ das Ruder übernommen und war bald bis auf die Unterwäsche mit Salzwasser durchgewaschen. Später tauschte er dann seine Schön-Wetter-Kleidung seit Monaten erstmals mal wieder gegen Ölzeug ein. Das brauchte doch wirklich kein Mensch! Ich hatte mich im Cockpit in der einzigen trockenen Ecke platzsparend zusammen gefaltet und freute mich über die Wirkung des Scorpoderm-Pflasters gegen Seekrankheit. Denn auch wenn die Wettersituation mich nicht sonderlich begeisterte, seekrank wurde so ich wenigstens nicht 🙂

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Zwei Seemeilen vor unserem Tagesziel Valle auf La Gomera war der Spuk genauso schnell wieder vorbei, wie er gekommen war.

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Wir suchten uns einen ruhigen Ankerplatz und genossen nach dem rauen Tag auf See zum Abendbrot den frischen Thunfisch von La Palma als Cappachio. Nach dem anstrengenden Segeltag gingen schon vor zehn Uhr auf der SUMMER alle Lichter aus. Denn auch morgen würde es wohl ähnlich anstrengend werden.

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Der Sonntag begann genau wie schon der Samstag zuvor. Schon aus der Landabdeckung heraus konnten wir die Schaumkronen der sich teilweise brechenden Wellen südlich von Gomera sehen. So refften wir Großsegel und Fock ein und bereiteten uns auf die nächsten Salzwasserduschen vor. Die ließen dann auch nicht lange auf sich warten und hielten uns die nächsten zwei Stunden mit bis zu 37 Knoten ordentlich auf Trab. Danach war plötzlich Flaute. Unter Maschine laufend trocknete unsere SUMMER langsam wieder ab und es bildeten sich überall dicke Salzkrusten. So eine Sauerei, die arme SUMMER! Aber das Schiff sollte bis zur Marina von San Miguel nicht trocken bleiben. Kaum fuhren wir um die Südspitze von Teneriffa herum, bekamen wir wieder kräftig was auf die Nase. Wir kämpften die letzten zehn Seemeilen wieder gegen immer stärker werdenden Wind und immer höhere Wellen. Alle „Drei“ (SUMMER und wir) hatten wirklich die Nase gestrichen voll. Das Wasser ist einfach noch nicht warm genug, um die Salzwasserduschen als willkommene Erfrischung genießen zu können.

Im Hafen bekam unsere Summer erstmal eine ausgiebige Süßwasserdusche, die sie sich in den letzten beiden Tagen auch redlich verdient hatte. Egal wie sehr uns Wind und Welle auch gebeutelt haben, unsere SUMMER hat immer einen tollen Job gemacht und uns ein gutes Gefühl gegeben.

Den restlichen Abend verbrachten wir mit unseren lieben französischen Freunden Annick und Louis von der SY TAMARIN. Leider verlassen uns die Beiden morgen schon in Richtung Lanzarote. Aber unsere Wege sollen sich in den nächsten Monaten wieder kreuzen. Wir haben uns für Juni/Juli auf den Azoren zum Dinner verabredet 🙂

Eine Nacht im Schleudergang

Etwas unmotiviert machten wir uns am Dienstag gegen zehn Uhr auf den Weg in Richtung Valle, auf der Westseite von La Gomera. Im Hafen von San Miguel herrschte immer noch absolute Windstille, aber schon nach einer Stunde Fahrt unter Motor konnten wir die Segel setzen und hatten ganz passablen Süd-Wind. Für mich war es ein ruhiger Segeltag ohne viel Geschaukel. Ein schöner Einstieg!

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Viermal kreuzten Grindwale unseren Weg und einmal sahen wir eine größere Schule Delphine. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir unser Ziel. Leider mussten wir feststellen, dass die Bucht vor Valle zum Ankern bei Südwind und kräftiger Dünung keinen besonderen Schutz bietet.

Bis auf ein Boot hatten alle anderen Segler Schutz direkt hinter dem Wellenbrecher gesucht. Leider konnte ich Dietmar nicht davon überzeugen auch an der Mauer anzulegen. So fiel unser Anker kurze Zeit später auf dem sandigen Grund der Bucht und war kurz darauf sicher eingegraben. Nur von Ruhe im Schiff konnte keine Rede sein. Unsere SUMMER lag quer zur Dünung und schaukelte wild von rechts nach links. In jedem Schapp wurden Dosen, Töpfe und Bücher neu sortiert und machten überraschend viel Lärm. Meinem „See-entwöhnten“ Magen war das alles zu viel. Sicherheitshalber nahm ich mal eine Reisetablette und legte mich im Salon auf die Couch. Auch Dietmar war sich anfangs nicht sicher, ob ein Abendessen an diesem Abend überhaupt eine gute Idee wäre. Aber nach einiger Zeit machte er sich doch am Herd zu schaffen und wärmte das Chilli con Carne vom Wochenende auf.

Die Nacht verlief so unruhig wie befürchtet, erst gegen Morgen beruhigten sich Wellen in der Bucht. Ich fühlte mich am Morgen aber, als hätte ich die Nacht in einer Waschmaschine im Schleudergang verbracht. Trotzdem gingen wir gegen acht Uhr Anker auf in Richtung Tazacorte auf La Palma. Bald strahlte die Sonne und es wurde angenehm warm auf dem Boot. Bis zum frühen Nachmittag segelten wir mit leichtem Wind recht zügig unserem Ziel entgegen, dann schlief der Wind ein und wir motorten weiter Richtung Tazacorte.

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Kurz vor der Südspitze von La Palma kreuzten nochmal Delphine unseren Weg und begleiteten uns ein Stück.

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Nur noch zehn Seemeilen lagen vor uns und wir hofften gegen fünf Uhr den Hafen zu erreichen. Doch der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Innerhalb kürzester Zeit wehte es uns mit fast dreißig Knoten entgegen und die SUMMER stampfte heftig in der kurzen, steilen Welle.

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Bald war das gesamte Deck mit Salzwasser überspült und Dietmar bekam hinter dem Steuer auch den einen oder anderen Schwall Wasser ab.

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Das war wohl wieder nichts mit einem gemütlichen Segeltag. Mühsam kämpfen wir uns die Küste entlang und erreichten erst nach sechs Uhr den schützenden Hafen.

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Das Segelwetter auf den Kanaren hat es uns nicht angetan. Die Winde hier im den Wintermonaten sind zu unstet und wechselhaft. Zwischen Flaute und starkem Wind liegt oft nur eine Stunde. Jetzt waren wir erstmal froh, angekommen zu sein und freuten uns auf eine ruhige Nacht im Hafen. An diesem Abend blieb auch die Küche auf der SUMMER kalt und wir aßen ganz hervorragenden, frischen Fisch direkt am Hafen in einem kleinen Restaurant. Vorher konnten wir noch den Fang eines Fischers bewundern, der mit Hilfe eines Gabelstaplers vier wunderschöne Thunfische (ungefähr 80 -100 Pfund pro Fisch) am Hafen auslud. Bei dem Wind und der Welle war des bestimmt kein Spaziergang da draußen auf See.

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Ein dicker Fisch an der Leine

Das neue Jahr begann genauso gut, wie das alte aufgehört hatte. Während wir nach den anstrengenden Feiertagen faul unter Deck Kaffee tranken, wurden wir auf ein Pärchen am Steg aufmerksam, das Bilder von unserer SUMMER machte. Sehr verdächtig! Dietmar ging direkt mal raus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Kurze Zeit später saßen wir bei uns an Bord zusammen und unterhielten uns prächtig. Peter und Manuela von der SY MELODY lagen nur zwei Stege von uns entfernt. Sie verbringen im Winter immer zwei Monate auf Ihrer ETAP 37 auf den Kanaren. So folgte einer Einladung zum Neujahrskaffee auf der MELODY eine Weinprobe auf der SUMMER. Auch als der befreundete Segelkollege Falk an Bord der MELODY kam, fanden wir doch eigentlich jeden Tag einen Grund und eine Gelegenheit, ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen, während wir auf ruhigeres Wetter warteten.

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So stand auch schon fest, dass wir am Montag beide mit dem Ziel La Gomera den Hafen von San Miguel verlassen würden. Zwar wollten wir nach San Sebastian und Peter und Manu nach Valle, aber immerhin 🙂

Der Weg bis San Sebastian auf La Gomera ist mit 30 Seemeilen eine sehr angenehme, fast kurze Tagestour. Wir schliefen etwas länger und machten uns gegen neun Uhr auf den Weg. Vor dem Hafen stand noch die Welle der letzten stürmischen Tage und schaukelte uns anfangs gehörig durch. Irgendwie machte es den Eindruck, dass es keine schöne Überfahrt werden würde:-( Aber schon nach kurzer Zeit segelten wir mit Wind und Welle von achtern unserem Ziel entgehen. Auch die Sonne zeigte mal wieder ihre wunderbare Kraft und bald saßen wir beide in kurzen Hosen im Cockpit. Dies entschädigte uns voll und ganz für den nassen und ungemütlichen Silvestertörn.

Die SY MELODY war etwas vor uns gestartet. Nach einiger Zeit hatten wir aber den Vorsprung deutlich verkleinert können. Jetzt war sie in Richtung Valle abgedreht, während wir weiter Kurs Richtung San Sebastian liefen. So beschlossen wir, Peter, Manu und Falk per UKW-Funk noch einen letzten Gruß mit auf den Weg zu geben. Aber anscheinend sollten sich unsere Wege noch nicht trennen, eher waren wir kurze Zeit später sogar noch enger verbunden. Wegen eines Motorproblems forderte die MELODY Schlepphilfe an und hing schon bald darauf mit einer stabilen und langen Schleppleine sicher vertäut an unserer Heckklampe auf der Steuerbordseite. Das Manöver hatte problemlos geklappt und unsere SUMMER schleppte die Yacht ohne große Mühe. So legten wir die restlichen zwölf Seemeilen nach San Sebastian unter Motor mit 5,2 Knoten Geschwindigkeit zurück. Am Haken hatten wir hinter uns den dicksten Fisch, den Dietmar jemals an der Angel hatte 🙂

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In der Hafeneinfahrt ließen wie die MELODY aber doch wieder vom Haken und sie schaffte die letzten Meter aus eigener Kraft. Jetzt war aber Ursachenforschung angesagt. Schon auf dem Wasser hatten Peter und Falk gemeinsam versucht herauszufinden, warum kaum noch Kühlwasser aus dem Abgassammler heraus kam. Nachdem die einfachen Ursachen des Problems ausgeschlossen waren, mussten die Herren wohl noch etwas tiefer graben. Nach gut einer Stunde war das Problem dann behoben. Vor dem Wärmetauscher des Motors hatten NEUN abgebrochene Impellerflügel den Wasserfluss fast komplett unterbunden. Die Wartung des Maschine hatte Peter immer in Auftrag gegeben und auf eine saubere Ausführung der Arbeit vertraut. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Gummiflügel eines Impellers abbrechen aber diese aus dem Kühlkreislauf nicht zu entfernen ist ein absolutes Unding. Ein Impeller hat insgesamt nur 5 Flügel und die Vermutung liegt sehr nahe, dass die Überreste von mindestens 3 verschiedenen Impellern stammen. Dietmar war schwer entsetzt über den miesen Mechaniker und Peter heilfroh, seine Maschine vor dem sicheren Hitzetod bewahrt zu haben. Falk hatte also mit seiner Vermutung richtig gelegen, dass das Problem am Wärmetauscher zu finden sein müsste.

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Die Maschine und somit auch der Abend war gerettet und unsere zuverlässige SUMMER hatte uns eine Einladung zum Abendessen verdient. Gegen sieben Uhr machten wir uns auf in die Inselhauptstadt, die sich direkt an die Marina anschloss. Noch war alles weihnachtlich beleuchtet und am Hauptplatz war ein großes offenes Zelt aufgebaut, in dem sich schon ganz viele Kinder versammelt hatten. In Spanien ist es Tradition, dass die Weihnachtsgeschenke erst von den „Heiligen Drei Königen“ in der Nacht zum sechsten Januar gebracht werden. Deshalb warten hier also so viele kleine Erdenbürger schon ungeduldig auf den Festumzug mit Musik, der hier vor diesem Zelt enden sollte. Keine 100 Meter weiter standen wir schon mitten drin.

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Zuerst kamen die Musiker, gefolgt von vielen lebensgroßen Spielzeugfiguren und zu guter Letzt kamen die Gesandten aus dem Morgenland. Wunderschön kostümiert und stilecht auf Kamelen reitend, zogen die Könige an uns vorbei.

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Da wir wohl keine weiteren Weihnachtsgeschenke erwarten durften, suchen wir uns ein nettes Lokal und bestellten für die gesamte Truppe Fisch satt. Das Essen war hervorragend. Nochmal vielen Dank für die nette Einladung an Peter und Manu. Wir helfen immer wieder gern 🙂 Leider wurde der lustige Abend durch einen DJ, der vor dem Nachbarladen seine Anlage aufgebaut hatte, früher beendet als es uns lieb war. Vor dem Nachtisch verließen wir das Restaurant auf der Flucht vor dem eintönigen Techno-Gedudel. Aber ganz ohne etwas Süßes sollte der Abend nicht zu Ende gehen. Auf dem Marktplatz lernten die die kanarische Spezialität „Barraquito“ (Wikipedia: Spezialität auf den Kanareninseln Teneriffa, La Palma und La Gomera, wird in einem Glas serviert und besteht aus drei Schichten: Kondensmilch, Espresso mit einem Schuss Likör oder Tía María und einem Stück Zitronenschale und aufgeschäumter Milch, die noch mit etwas Zimt bestreut wird.) kennen und lieben 🙂