Kategorie-Archiv: Santa Maria

Schon wieder auf dem Sprung

Den gesamten Dienstag verbrachten wir mit der Planung der nächsten Etappen unserer Reise. Mit dem vernünftigem  Internetzugang hier konnten wir auch mal wieder alle nötigen Updates auf Computer und, Seekarten und unserer Navigation spielen. Außerdem suchten wir für unsere Azoren-Unterwasser-Abenteuer eine geeignete Tauch-Basis. Am Ende des Nachmittages stand dann fest, dass wir am Donnerstag nach Horta auf Faial weitersegeln werden. Dies war ja unser ursprünglich geplanter erster Anlaufpunkt auf den Azoren. Santa Maria werden wir erst Ende Juni wieder besuchen, um hier ausgiebig zu Tauchen. Ende Mai hatte die Tauchsaison hier sowieso noch gar nicht wirklich begonnen. Da sind wir wohl etwas zu früh aufgetaucht 🙂

Für den Abend hatten wir unsere schwedischen Nachbarn Per und Kateryna von der SY SCARLET auf ein Glas Wein auf die SUMMER eingeladen. Sie sind am Montagmorgen kurz vor uns angekommen und lagen nur eine Box von uns entfernt. Schon tagsüber hatten wir uns gut verstanden und viele Ähnlichkeiten (wie zum Beispiel den Vornamen :-)) entdeckt.

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Da man ja besonderen Gästen immer etwas ganz Besonderes anbieten will, hatten wir einen 19 Jahre alten Bordeaux  ausgewählt. Dieser stellte sich beim Öffnen aber als ziemlich unwillig heraus. Der fast 20 Jahre alte Korken ließ sich nur in ganz kleinen Krümeln entfernen und es dauerte ein Weilchen, bis wir zum eigentlichen Flascheninhalt vorgedrungen waren 🙂

Das tat aber der lustigen Rund keinen Abbruch und nach dem Rotwein stiegen die Herren auf ein kindersicheres Getränke mit Schaubverschluss um, den auf Madeira erstandenen Poncha (Mixgetränk aus Rum mit Fruchtsaft). Auch der Korken einer weiteren Flasche Madeirawein stellte sich nicht quer 🙂 und so saßen auch die Damen nicht auf dem Trockenen :-). Gegen ein Uhr beendeten wir die lustige Runde mit dem festen Plan, das Erlebte ganz sicher zu wiederholen.

Entsprechend spät und mühsam begann der Mittwochmorgen. Erstaunlicherweise sind wir aber trotz der interessanten Mischung von weiteren Kopfschmerzen verschont geblieben 🙂 So bereiteten wir unseren nächsten Segeltag vor, backten Brot und kochten einige Gerichte vor. Am Nachmittag trafen wir Steffen von Wahoo-Diving, der Tauchbasis von Santa Maria unserer Wahl. Dem guten Eindruck der Internetseite stand der persönliche Eindruck in nichts nach. Wir freuen uns schon auf Ende Juni, wenn wir wieder auf Santa Maria sein werden und viele interessante Tauchgänge unternehmen werden 🙂

Wie oft vor längeren Schlägen blieb heute Abend die Küche auf der SUMMER kalt. Statt dessen gingen wir mit Per und Kateryna noch einmal nach Vila do Porto und probierten das vom Hafenmeister empfohlene Restaurant. Wie so oft ein guter Tipp 🙂

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Im der Marina gab es im Anschluss noch einen „Abschieds-Pina Colada“ auf der SY SCARLET. Gegen elf Uhr mussten wir den Abend aber leider schon beenden. Morgen früh um sieben würde der Wecker erbarmungslos klingeln. Um am Freitag noch im Hellen in Faial anzukommen, müssen wir pünktlich um acht die Leinen loswerfen.

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Aber in gut zwei Wochen werden wir uns auf Terceira wieder treffen 🙂 und darauf freuen wir uns jetzt schon.

 

Erste Eindrücke aus einer anderen Welt

Knapp 1400 Kilometer westlich von der portugiesischen Küste mitten im Atlantik liegen die Azoren. Nach Westen muss man nur weitere 4200 Kilometer zurücklegen, um die amerikanische Küste zu erreichen. So war die Inselgruppe, die neben mehreren kleinen aus neun größeren und bewohnten Inseln besteht, schon früh für die Seefahrer aus aller Welt ein beliebter und strategisch wichtiger Anlaufpunkt. Im zweiten Weltkrieg wurden hier die amerikanischen auf ihrem Weg nach Europa und wieder zurück in die USA Langstreckenbomber noch einmal aufgetankt. Somit waren die Azoren auch aus militärischer Sicht ein sehr wertvoller Stützpunkt.

Nachdem wir uns nach unserer Ankunft erst einmal mit einem ordentlichen Weißwurstfrühstück gestärkt hatten und uns im Anschluss eine entspannte Schlafpause gegönnt haben, zogen wir los zu einer ersten Erkundungstour.

Wir sind auf Santa Maria, der östlichsten Insel der Azoren,gelandet. Sie hat eine Fläche von 97 Quadratkilometern und wird von nur fünfeinhalb tausend Menschen bewohnt.

Der Hafen ist sehr gepflegt und gut vor Wind und Wellen geschützt. Hier werden wir sicher gut und sicher schlafen können 🙂 Es waren noch viele Liegeplätze frei und mehrere Yachten stehen noch im Winterlager an Land. Anscheinend hat die Azoren-Segel-Saison hier noch nicht wirklich begonnen.

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Die Landschaft um den Hafen ist für uns ungewohnt grün und üppig bewachsen :-). Direkt oberhalb des Hafens liegt die größte Stadt der Insel: Vila do Porto. Mal sehen, was die so zu bieten hat 🙂 Einen kurzen Fußmarsch später befanden wir uns auch schon im Zentrum.

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Kirchen gibt es auf jeden Fall eine ganze Menge, aber auch für das leibliche Wohl wird umfangreich gesorgt. Mehrere Restaurants und Bars und zwei gut sortierte Supermärkte ließen keine Wünsche offen.

Direkt außerhalb des Städtchen war man gleich wieder mitten in der beeindruckenden Natur. Hier würde man sicher wunderbar wandern können. Vorher müssten wir aber nochmal ein erstes Wort mit dem Wettergott reden. Denn im Regen ist das ja nicht so lustig 🙂

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Zurück in der Marina glaubten wir unseren Augen nicht zu trauen. Natürlich war uns vom Fischreichtum der Azoren berichtet worden :-), aber daß die Rochen schon im Hafen vom Steg aus zu sehen waren, hatten wir nicht erwartet 🙂 Jetzt freuen wir uns natürlich ganz besonders auf die hier geplanten Tauchausflüge.

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Drei Tage und 19 Stunden – ein Rückblick

Am Tag unserer Abreise habe ich noch versprochen, Euch auch von unterwegs aus auf dem Laufenden zu halten. Aber auf dieser Tour ist mir mal wieder die Seekrankheit dazwischen gekommen 🙁  So wurde nichts aus dem geplanten Blog-Schreiben. Auch all die leckeren Sachen, die ich eingekauft und vorbereitet hatte, gingen zum größten Teil in Dietmars Magen 🙂 Mein Motto dieser Überfahrt: Mit der Segel-Diät zur Traumfigur 🙂

Aber jetzt mal von Anfang an. Donnerstagmittag verließen wir pünktlich die Marina von Quinta do Lorde und segelten in Richtung Osten von Madeira. Als wir die Landabdeckung hinter uns gelassen hatten, zeigte sich der Atlantik von seiner rauen Seite mit einer knapp drei Meter hohen Welle schräg von vorne. Der angesagte Nordostwind wurde im Windschatten von Porto Santo leider in Richtung Nord abgelenkt und wir mussten uns mühsam hoch am Wind an der Nordseite von Madeira vorbeikämpfen.

Immer wieder drückten uns die Wellen aus dem Kurs und „Otto“, unser zuverlässiger Autopilot, steuerte kräftig dagegen. Dies führte zu einem schwer verdaulichen Schaukelkurs, der mir deutlich auf den Magen schlug :-(. Aber das war noch nicht alles. Immer wieder widersprach die Schiffsbewegung der Wellenbewegung und unsere SUMMER wurde hart abgebremst oder hing plötzlich mit dem Bug in der Luft. Die zum Teil kräftigen Windböen sorgten immer wieder für wechselnde Schräglagen. Perfekt war unsere Achterbahn-Fahrt.

Der Lärm im Schiff war beeindruckend. Eigentlich war alles gut verstaut, aber unsere SUMMER sortierte alles wieder neu. Auch unser Schutzengel wurde kräftig durchgeschüttelt 🙂

Wir liefen nur mit Fock und 30 % des Großsegeln gleichmäßig zwischen fünf und sieben Knoten. Nachdem wir Madeira hinter uns gelassen hatten, konnten wir die Segelstellung bis zur östlichsten Azoreninsel Santa Maria unverändert lassen. Eigentlich war also alles prima, wenn nur das „Wellen-Gehopse“ und „Rechts-Links-Gerolle“ nicht so anstrengend wäre. Keinen Schritt konnte man sich bewegen, ohne sich mit mindestens einer Hand irgendwo ordentlich festzuhalten. Das Deck wurde alle paar Minuten kräftig mit Meerwasser geflutet. Wir hatten es uns schon länger unter Deck gemütlich gemacht und freuten uns darüber, dass man mit einer Decksalonyacht auch von Drinnen alles gut im Blick hat.

So musste Dietmar auf dieser Tour wieder den gesamten Service übernehmen, während ich es mir in meiner Lieblingsecke im Salon gemütlich gemacht hatte. Im Essen aufwärmen ist mein Kapitän schon nicht mehr zu schlagen 🙂 und meistens bin ich ja auch nach zwei bis drei Tagen wieder fit.

Am Sonntagabend entschieden wir gemeinsam, nicht noch 200 Seemeilen weiter bis nach Faial durchzusegeln, sondern die erste mögliche Insel anzulaufen: Santa Maria. Um nicht morgens um drei in der Dunkelheit dort im Hafen anzukommen, reduzierten wir die Segelfläche noch weiter und bummelten mit vier bis fünf Knoten unserem Ziel entgegen. Am Montagmorgen um acht Uhr sind wir dann nach 517 Seemeilen endlich angekommen :-).