Kategorie-Archiv: Leben zu Zweit an Bord

Inseltour mit dem Taxi

Auch wenn Bequia keine große Insel ist, irgendetwas musste es doch zu entdecken geben. So hatten wir uns für den Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertages mit der Crew der SY VIA zu einer Insel- Entdeckungstour verabredet.
Im Laufe des Vormittages gaben sich die Boatboys wieder die Klinke in die Hand: Obst, Gemüse, Lobster….und Getränke!?! Cooler Service und zufällig gingen unsere Getränkevorräte sowieso langsam dem Ende zu. Ich hatte schon überlegt, wie wir das mit unserem kleinen Dinghi am besten organisieren könnten. Aber eine Lieferung direkt ans Boot war natürlich noch viel besser. Der Preis war auch okay. Bequia gehört nicht zu den günstigsten Plätzen, um Vorräte zu bunkern aber wir füllten so auf eine bequeme Art unseren Kühlschrank. So kamen wir mit unserem Händler auch schnell ins Gespräch. Nachdem wir an ihn leider keine Lackierarbeiten zu vergeben hatten (Das macht der Kapitän lieber selber.), konnte er uns aber seinen Bruder als Fremdenführer vermitteln. Auf den kleinen Inseln kennt jeder jeden oder ist mit ihm verwandt 🙂 So waren wir dann um zwei Uhr mit Tim am „Gingerbread Hotel“ verabredet 🙂 Schön, wenn man gleich morgens so bequem alles organisiert und erledigt hat. Nur eines konnten auch wir nicht organisieren, nämlich das passende Wetter! Pünktlich um halb zwei fing es an, wie aus Eimer zu gießen und weitere graue Regenwolken drängten von Nordosten über die Insel. So verschoben wir unseren Ausflug doch besser auf morgen. Uns blieb der ganze Nachmittag und Abend, um weitere Pläne für die nähere und weitere Zukunft zu machen. Das musste ja auch mal gemacht werden und macht gerade mir besonders viel Spaß 🙂
Pünktlich um elf Uhr standen wir fünf reisefertig an Land und wurden auch schon erwartet. Erstes Ziel war die Ruine des alten Forts, das direkt oberhalb der Admirals Bay liegt. Hier hat man eine schöne Aussicht über die gesamte Bucht und die vielen Schiffe, die hier nach Weihnachten noch vor Anker lagen.
Die Straßen waren abenteuerlich schlecht. Hier wollten wir selber kein Auto fahren. Da war es mit Tim doch deutlich entspannter. Und Straßenschilder gibt es auch keine, obwohl wir das bei den wenigen Straßen wahrscheinlich auch ohne diese geregelt bekommen hätten 🙂 Ich glaube, wir sind im Rahmen unserer Inseltour jede Straße mindestens einmal abgefahren 🙂
Nach verschiedenen Aussichtspunkten mit wunderbarer Aussicht 🙂 erreichten wir das „Old Hedd Turtle Sanctury“. Hier werden junge Schilfkröten so lange aufgezogen, bis sie groß genug sind, um in der freien Wildbahn bessere Überlebenschancen zu haben. Da sich junge Schildkröten von Quallen ernähren, ist Plastikmüll, der im Wasser treibt, für sie besonders gefährlich. Oft verwechseln sie Plastikstücke mit den Quallen und verenden dann qualvoll daran. Mehr als 800 Tiere konnten seit 1986 mit Hilfe der Tierschützer wieder in die freie Wildbahn entlassen werden. Klasse!
Nach einem weiteren Aussichtspunkt, der uns einen Blick bis nach Saint Vincent eröffnete, fuhren wir zurück nach Port Elisabeth. Für die Strecke von geschätzten 25 Kilometern hatten wir drei Stunden gebraucht 🙂 Jetzt waren wir erst einmal hungrig. Der noch unentdeckte Teil der Insel würde bis morgen warten müssen. Wir hatten nämlich noch ein besonderes Ziel, dass wir unbedingt sehen wollten: das Moonhole! Die im Jahr 1964 gegründete Aussteigerkommune hatte sich am Westende der Insel ein ganz eigenes Reich erschaffen. Da mussten wir auf jeden Fall noch hin 🙂
So ging die Tour am nächsten Tag weiter, aber ohne die Crew der SY VIA, denn die hatte heute einen Termin mit einem Techniker an Bord. Da wir Tim nicht erreichten, nahmen wir einfach ein anderes Taxi. Dieses war im Gegensatz zu unserem klimatisierten Luxusgefährt von gestern ein Pritschenwagen mit überdachter Ladefläche 🙂 Im Schneckentempo zuckelten wir los. Vorbei am Bootsmuseum, der Friendship Bay und der alten Walfangstation (Bequia darf immer noch auf traditionelle Weise vier Wale im Jahr fangen.) ging es weiter Richtung Flughafen. Die winzige Straße wurde immer schmaler und irgendwann hörte die Asphaltdecke ganz auf. Hier sah man die andere Seite der um Port Elisabeth herum so aufgeräumten Insel, nämlich das wahre Leben der ärmeren Menschen in der Karibik. Nicht besonders malerisch, aber doch auch sehr interessant. Je näher wir dem Westende der Insel kamen, desto mehr wandelte sich das Bild. Mitten im Nirgendwo werden Luxusvillen gebaut. Manche waren schon fertiggestellt, andere halbfertig oder wurden gerade erst begonnen. Und der einzige Weg zu diesem Luxus führte über einen Feldweg??? Naja, vielleicht war da ja noch irgendwo ein Hubschrauberlandeplatz versteckt 🙂
Am Ende der Straße erreichten wir das Moonhole. Leider war der Zutritt nur den Bewohnern oder ihren Gästen erlaubt. Der sehr nette Wachmann ließ uns aber etwas am Strand entlang laufen, damit wir wenigstens einen Einblick bekamen. Reinlassen konnte er uns aber nicht, denn er wollte ja schließlich seinen Job nicht verlieren. Das hätten wir natürlich auch nicht gewollt. So begnügten wir uns mit dem erlaubten Einblick und entschieden uns, morgen auf dem Weg nach Saint Vincent einen Schlenker an der Westspitze der Insel entlang zu segeln. Von der Seeseite sollte man auch noch einen guten Einblick bekommen 🙂

Karibische Weihnachten

Bequia ist so, wie sich Klein-Erna die Karibik vorstellt 🙂 Übersichtlich mit kleinen Häusern, Geschäften, Bars und Restaurants. Die Leute sind freundlich und offen, aber nicht aufdringlich. Zusammen mit Kathrin machten wir uns am Mittwochmorgen auf den Weg zum Einklarieren. Jörg war der letzte Segeltag leider auf den Magen geschlagen und er musste das Boot hüten 🙁 Wahrscheinlich hatte er zu viel Sonne abbekommen.
Das Einklarieren war einfach und ging schnell über die Bühne. So blieb noch viel Zeit für eine kleine Erkundungstour durch Port Elisabeth, einen Einkauf auf dem Markt und eine Eisschokolade in dem gemütlichen Kaffee „Cameleon“ 🙂
Zurück auf dem Boot verbummelten wir den Nachmittag mit Schwimmen und weiterer Reiseplanung. Am Abend waren wir dann auf der SY SEABEE zum Grillen eingeladen. Mit den letzten Nürnberger Rostbratwürstchen und einer großen Schüssel Obstsalat im Gepäck waren wir natürlich herzlich willkommen 🙂 Der Abend mit der schwedischen Familie und Kathrin und Vincent von der SY VIA war sehr lustig und wir freuten uns schon auf den morgigen Weihnachtsabend, den wir in derselben Runde verbringen würden 🙂
Der Heiligabend verlief also ziemlich untypisch 🙂 Nur das traditionelle Weißwurstfrühstück ließen wir uns nicht nehmen. Während ich meine persönlichen Weihnachtsgrüße verschickte, machte Dietmar noch einen Dinghi-Ausflug an Land. Nach einem ausgiebigen Weihnachtsbad im erfrischenden Wasser und einer nachfolgenden ausgiebigen Süßwasserdusche waren wir ausgehfertig.
Am Dinghi-Steg war schon einiges los und wir hatten Mühe, einen schönen Platz für unser Dinghi zu finden. Aber irgendwann dachten wir, dass wir unser Schlauchboot so sicher festgemacht hatten, dass wir es alleine rücklassen konnten. Diese Annahme stellte sich nachher als falsch heraus, aber das wussten wir ja jetzt Gott sei Dank noch nicht 🙁
Das offene Strandrestaurant war schön dekoriert und jeder Gast bekam einen leckeren, warmen Glühwein als Aperitif.

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Das hört sich zwar ziemlich merkwürdig an, aber schmeckte trotzdem sehr lecker. Das Restaurant richtet jedes Jahr ein schwedisch-karibisches Weihnachtsbuffet aus und somit passte es wieder 🙂 Das Essen war ganz hervorragend. Schon als wir ankamen, wurden die typischen karibischen Grills, die aus halben Ölfässern bestehen, kräftig eingeheizt und bald duftete es verführerisch nach gegrilltem Fleisch und Fisch, aber auch nach den typischen schwedischen Hackbällchen 🙂

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Irgendwann nach dem Dessert fing die Band an zu spielen und jegliche Unterhaltung wurde unmöglich. Wäre da nicht der heftige Regen gewesen :-), der innerhalb kürzester Zeit die Musikanlage in die Knie zwang. So blieben wir noch ein Weilchen, bis die Band Ersatz beschafft hatte und flüchteten dann vor dem lauten Karibiksound, der unbarmherzig aus den Boxen dröhnte 🙂 So unbesinnlich sollte Weihnachten dann auch nicht enden.
Zurück am Dinghi-Steg mussten wir feststellen, dass sich unser Dinghi unter dem Steg verhakt hatte. Nach der Befreiung war zu erkennen, dass sowohl Motor als auch Dinghi kräftig darunter gelitten hatten. Da war doch eine Menge kaputt gegangen. Immerhin taten Beide noch Ihren Dienst und wir mussten nicht zurück zur CESARINA schwimmen. Den Schaden wollte Dietmar aber erst morgen früh begutachten.

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Am nächsten Morgen betrachteten wir das Ausmaß des Schadens im hellen Sonnenlicht. Eine Halterung des Steuerarms des Außenborders war gebrochen, deshalb hing der auch so windschief herunter. Außerdem war die Außenverkleidung kräftig zerschrammt. Dietmar machte sich sofort ans Werk, reparierte die gebrochene Halterung mit „Plastikstahl“ und ersetzte die verbogenen 10mm Schrauben durch ein paar neue aus Edelstahl. Jetzt funktioniert er wohl wieder besser als vorher 🙂 Das lädierte Gehäuse ist vielleicht gar nicht so unpraktisch :-), denn den Außenborder klaut jetzt bestimmt keiner mehr 🙂
Für den ersten Feiertag hatten wir die SY VIA zum Weihnachtskaffee eingeladen. In einem meiner Geheimverstecke hatte ich noch einen Stollen für diesen Anlass versteckt. Die Drei hatten die CESARINA auch bisher nur von außen gesehen und es war endlich mal Zeit für eine ausführliche Führung. Danach saßen wir im Cockpit zusammen und der Wind versuchte, uns den Stollen vom Teller zu wehen 🙂 Ich hoffe doch sehr, dass das bald zu Ende geht mit den Christmas Winds 🙂

Auf Richtung Süden :-)

Wir waren heute extra früh aufgestanden und wollten vor allen anderen ausklarieren 🙂 Da fragte mich die nette Dame am Schalter doch: Was ist Ihr nächstes Ziel? So ein Ärger – da würde ich wohl später noch einmal wieder kommen müssen. 🙂
Nach dem ganzen Hin-und-Her entschieden wir wenig später auf der CESARINA an unserem ursprünglichen Plan mit der SY VIA Richtung Süden zu segeln, festzuhalten. Heute wollten wir nur einen kurzen Schlag bis zu den Pitons segeln und dann direkt oder mit Zwischenstopp auf Saint Vincent weiter bis nach Bequia, um dort Weihnachten zu verbringen.
Wo jetzt die Richtung endgültig feststand, machte ich mich schnell ans Ausklarieren. Danach war dann an unserem Reiseziel auch nichts mehr zu ändern 🙂 Dann mussten wir noch die Marina bezahlen. Dietmar besorgte sich noch eine eigene Datenkarte und gegen Mittag war dann endlich alles soweit 🙂 und es ging ans Abschied nehmen. So winkten wir noch Hille und Thorsten hinterher, die in Richtung Westen aufbrachen, um in drei bis vier Tagen auf Curacao ihre Freunde zu treffen. Schade, dass die Zeit so kurz war :-), aber toll, dass wir uns überhaupt wiedersehen durften.
Auch bei den anderen Booten, die Richtung Norden weiter segelten, sagten wir kurz „Auf Wiedersehen“. Wir waren uns aber sicher, dass der Abschied nur für kurze Zeit sein würde. Denn nach Weihnachten geht es für uns ja auch weiter in den Norden und man segelt sich sicher noch das ein oder andere Mal über den Weg 🙂
So verließen wir die Rodney Bay Marina und ließen uns von dem kräftigen Wind unter Genua Richtung Süden pusten. Unsere CESARINA legte sich ordentlich ins Zeug und mit fast acht Knoten erreichten wir die Pitons schon am frühen Nachmittag. Noch nicht in der Ankerbucht angekommen, war schon der erste Boatboy zu Stelle, der uns an einer Mooring festmachen wollte. Dietmar fühlte sich etwas überfahren und vergaß, die entscheidende Frage im Voraus zu stellen: nämlich was seine Dienste kosten sollten. So war leichter Ärger vorprogrammiert :-(, aber letztendlich konnten wir die Situation doch noch recht friedlich klären. Trotzdem beschlossen wir, dass ich ab sofort für alle weiteren Verhandlungen mit Boatboys zuständig wäre 🙂
Wir genossen unseren idyllischen Liegeplatz mit Aussicht auf den schönen weißen Sandstrand, nahmen ein ausgiebiges Bad im klaren Wasser und ließen es uns gut gehen. Nebenbei behielten wir die ankommenden Schiffe in Auge, denn wir erwarteten ja noch die SY VIA. Als es langsam dunkel wurde, machten wir uns doch ein bisschen Sorgen, denn die VIA war immer noch nicht aufgetaucht. Ein Telefonanruf der Drei klärte die Situation. Der Versuch, Diesel zu tanken, hatte die SY VIA in die Marigott Bay geführt und da es danach schon recht spät gewesen war, hatten sie beschlossen, dort zu bleiben. Morgen früh würden sie dann ganz früh starten und uns Bescheid geben, wenn sie die Pitons passieren würden 🙂

Price-Giving-Party

Heute war der letzte Tag der ARC, und an dem sollte heute Abend wie immer die Preisverleihung stattfinden. Danach werden sich die Boote in alle Himmelsrichtungen verstreuen oder genauer gesagt: Nach Norden oder nach Süden???? Das war auch die Frage, die wir uns stellten 
Heute ging es aber erst noch einmal nach Süden und zwar mit dem lokal Bus und der Crew der SY INFINITY nach Castries. Am heutigen Samstag war Markttag und wir hofften dort unsere Vorräte günstiger aufstocken zu können als in der Marina. Außerdem ist die Inselhauptstadt immer einen Besuch wert 
Wir hatten einen günstigen Tag gewählt, denn kein Kreuzfahrtschiff lag in der Bucht. Mehr als zwei Stunden waren wir auf dem Markt unterwegs. Das Angebot war überwältigend. So viele verschiedene Obst- und Gemüsesorten 🙂 Da würde Dietmar wohl etwas leiden müssen, bis ich die Zubereitung der unbekannten Zutaten auch im Griff haben würde. So wanderten unter anderem Okraschoten (es lebe das Internet) und kleine, scharfe Mini-Paprika in meinen Einkaufsbeutel. :-)Ob ich aus der doch recht merkwürdigen Zusammenstellung nachher ein vernünftiges Essen zusammenbasteln konnte, würde sich dann später zeigen.
Nachdem wir in Castries kein vertrauenswürdiges Restaurant gefunden hatten, das nicht schon komplett besetzt war, stärkten wir uns in einem unserer Lieblingsrestaurants in der Marina.
Schon gegen halb fünf saßen wir wieder alle vier zusammen im Taxi-Shuttle zur Preisverleihung. Die ARC hatte Freunde und Familie ausdrücklich eingeladen. Viele Bootsbesitzer waren zwar auch schon in Richtung Heimat verschwunden, aber viele, die noch da waren, hatten Freunde oder Familie zu Gast. Das war uns natürlich ein besonderes Vergnügen, den Abend mit Hille und Thorsten zu verbringen.
Die Preisverleihung teilte sich in zwei Teile. Begonnen wurde mit den „weniger wichtigen“ Preisen. Die ARC ist ja eigentlich auch kein wirkliches Rennen, sondern eher eine Rally und dazu gedacht in einer Gemeinschaft die weite Strecke über den Atlantik zu segeln. So wurden in diesem Jahr in allen Gruppen auch Preise für die 7. und 10. Plätze der einzelnen Klassen vergeben. Denn diese Platzierung kann man nicht planen  Die Idee gefiel mir besonders gut. Ein weiteres ganz zentrales Thema der Preisverleihung waren die Kinder :-). Das schnellste Boot mit Kindern, der jüngste Mitsegler……die Liste der hier vergebenen Preise war ungefähr so lang wie die Liste der Kinder. Es sollte ja auch jeder etwas abbekommen 
Auch Dietmars Tätigkeit als Net-Kontroller für das ARC-SSB-Netz brachte uns eine Flasche Rum ein :-)Aber das besondere Highlight des Abends war für uns der Preis für das älteste Schiff, das dieses Jahr an der ARC teilgenommen hatte. Drei Nächte im der Marina in der Marigott Bay mit Nutzung des wunderschönen Hotels des Luxusresorts. Das werden wir uns zu Silvester gönnen. Irgendwie hatten wir erwartet, auch einen Preis für den 1. Platz in der Open Class zu bekommen, aber hier wurden gar keine Preise vergeben. Das war irgendwie schon sehr merkwürdig, aber morgen würden wir im ARC Büro mal nachfragen. Keinen Preis zu gewinnen, war ja nicht schlimm, aber es wäre schon schön, wenn man auch verstehen könnte weshalb 🙂
In der Pause vor dem zweiten Teil der Preisverleihung gab es in alt bekannter Manier wieder leckere Häppchen und Getränke, während eine Steelband die Halle mit guter Musik erfüllte. Danach wurde es sehr offiziell und sogar der Minister für Tourismus war zu Gast. Große Trophäen und edle silberne Teller wurden den Gruppensiegern übergeben, während die Zweiplatzierten riesigen Geschenkkörbe erhielten. Da wäre ich doch dann auch lieber Zweiter geworden. Ich bin ja nicht so der Fan von silbernen Staubfängern, aber zu einem leckeren Freßkorb :-), würde ich nicht „Nein“ sagen.

Wiedersehen mit lieben Freunden

Letztes Jahr Ende November haben wir auf Gran Canaria noch zusammen gefeiert, bevor Thorsten und Hille mit ihrer SY INFINITY über den Atlantik verschwanden. Das ist schon über ein Jahr her. Daher war die Wiedersehensfreude umso größer  als die Beiden am späten Vormittag mit dem Dinghi längsseits an unsere CESARINA gingen. Während Dietmar und Thorsten zuerst eine ausführliche Schiffsführung unternahmen, wendeten wir Frauen uns schnell den wesentlichen Dingen des Lebens zu. Bier trinken (karibische Variante von „Kaffee trinken“) und Quatschen  Wir haben uns ja so lange nicht gesehen und es gab viel zu berichten. Bis Montag würden die Beiden hier in der Rodney Bay bleiben, bevor es weiter nach Curacao ging. Das würde bestimmt lustig werden.
So entschieden wir, heute Abend zusammen zum „Jump Up“ nach Gros Islet zu fahren. Das ist eine Art Straßenparty, die jeden Freitag dort stattfindet mit viel Musik und Barbecue und allem, was in der Karibik dazu gehört  Zu Fuß waren wir knapp zwanzig Minuten unterwegs. Gros Islet besteht aus vielen kleinen Häusern in ganz unterschiedlichem Zustand. Die Party fand im Bereich der einzigen Kreuzung statt, die es in diesem Örtchen gab. Überall waren Buden und Tische aufgebaut und es roch nach Gegrilltem und Holzkohle. Auf vielen kleinen Tischen und Wagen waren mobile Bars aufgebaut, die eine beeindruckende Menge und Vielfalt an alkoholischen Getränken im Angebot hatten. Besonders die großen Glasflaschen, in denen man verschiedene Gewürze sehen konnte, die von einer leuchtend roten Flüssigkeit umschlossen waren, fielen mir ins Auge. Im Laufe des Abends konnten wir das Rätsel hinter der mysteriösen roten Flüssigkeit lösen. Es handelte sich natürlich um Rum, der durch Zugabe von Kräutern nicht nur diese wunderbare Farbe, sondern auch einen ganz hervorragenden Geschmack erhielt. Davon musste ich unbedingt etwas mitnehmen. Die nette Dame an der Bar war auch gern bereit, mir etwas zu verkaufen, aber wohin mit dem guten Zeug? So wurde vereinbart, dass innerhalb der nächsten Stunde eine Flasche organisiert werden würde. Dann sollte der Handel über die Bühne gehen. Aber wie das mit Karibischen Absprachen so ist…..als ich ankam…..war keine Flasche verfügbar. Gut, dass ich meine eigene Wasserflasche mitgebracht hatte. So steht das gute Zeug jetzt bei uns im Barschrank, ziemlich stillos in einer Plastikflasche, aber Hauptsache es schmeckt.
Nachdem wir lecker gegessen und den einen oder anderen Drink probiert hatten, genossen wir noch eine ganze Weile die Musik und die lustig tanzende Menge. Man hatte und geraten, die Party vor elf wieder in der Marina zu sein, also brachen wir lieber rechtzeitig auf. Wir wollten ja nicht, dass das lustige Abend weniger lustig endete, als er begonnen hatte 

Auf Wiedersehen

Ab heute waren wir nach einer längeren Zeit wieder zu zweit. Um vier am Nachmittag war unser Mitsegler und lieber Freund „Onkel“ Tom mit einem anderen Segler zum Flughafen aufgebrochen, um zurück ins nasse und kalte England zu fliegen. Gut vier Wochen haben wir zusammen verbracht mit allen Höhen und Tiefen, die nun einmal auch dazugehören. Hier möchten wir noch einmal ganz offiziell Danke sagen für die Unterstützung bei unserer Atlantiküberquerung. Zu dritt sind viele Dinge einfacher und auch die Menge an Schlaf, die jeder einzelne bekommt ist deutlich höher. Für uns war es eine tolle Zeit 
Für Ihn war es, genau wie für Dietmar, schon die zweite Atlantiküberquerung, und bevor er uns verließ meinte er, das wären jetzt auch genug an der Zahl :-)Da ständen noch andere Dinge auf seiner „bucket-list“ 🙂 Denn einer von Toms Lieblingssprüchen lautet: „Adventure before Dementia“. Es ist immer gut, das Leben mit Humor zu nehmen. Und wir wünschen ihm natürlich noch ganz viele weitere spannende Abenteuer 
Am Abend mussten wir uns dann ganz alleine auf der Rodney Bay Marina Party amüsieren. Da hatte sich die ARC-Organisation ordentlich ins Zeug gelegt  und es wurde ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Während ich schon aufgab und mich friedlich in die Koje begab, zog Dietmar noch mit den Jungs „durchs Dorf“. Die letzte Station war wohl der Katamaran FIRST STEP, der vor der Marina vor Anker lag. Gegen vier Uhr morgens wurde Dietmar sicher und wohlbehalten wieder auf der CESARINA abgegeben 

Karibische Weihnachtsklänge

Auch in der Karibik wird Weihnachten groß gefeiert. Überall kann man schon nach amerikanischen Beispiel wunderbar beleuchtete Häuser sehen. Auch Weihnachtsbäume aus Plastik sind weit verbreitet. Und wer keine passende Tanne hat, dekoriert einfach die nächste Palme.
Am Sonntagnachmittag fand im benachbarten Einkaufszentrum ein Konzert der Steelband der örtlichen Schule statt. Die ARC hatte einen Shuttleservice organisiert und so wagten wir unseren ersten größeren Ausflug aus der geschützten Marina heraus in die wirkliche Welt  Die karibischen Interpretationen vieler bekannter Weihnachtlieder gehen schon wirklich ins Blut  Nur die Feierlichkeit geht etwas verloren. Die kleinen Musiker waren auf jeden Fall mit Herzblut bei der Sache.

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Eine junge Dame ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich zum Weihnachtsmann zu bringen, der im ersten Stock des Einkaufszentrums seinen vorweihnachtlichen Dienst angetreten hatte. Diese spontane und wunderbare Geste wurde ihr dann auch mit Schokolade vergolten  Das hatte die junge Lady sich auch redlich verdient.

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Der Shuttle-Service, der uns so bequem und zuverlässig vom Marina-Parkplatz zum Einkaufzentrum gebracht hatte, war leider für den Rückweg nicht mehr aufzutreiben  Wahrscheinlich waren wir zu früh. So stiegen wir in den nächsten „lokal bus“, ein auf den karibischen Inseln recht weit verbreitetes Fortbewegungsmittel. Im Prinzip handelt es sich um einen Mini-Van mit Soundanlage, der mit bis zu 15 Mitreisenden maximal beladen wird. Der Zustand der Wagen variiert von „neu und gepflegt“ bis „lebensgefährlich“. Die Preise sind im Vergleich zu den Taxis sehr niedrig und man ist mitten drin im Leben.
So gelangten wir zurück in die Marina und hatten wieder ein kleines Stück mehr Freiheit und Unabhängigkeit für uns entdeckt. So wollten wir auch die anderen Inseln erkunden und nicht mit einem beeindruckend teuren Mietwagen, den man noch selber auf der falschen weil linken Straßenseite unfallfrei durch das karibische Verkehrsgetümmel bewegen muss. In einem „local bus“ ist es zwar deutlich enger und wärmer, dafür aber entspannter 

Karibische Akklimatisierungsphase

Jetzt sind wir endlich angekommen 🙂 So viele Monate hatten wir diesen langen Schlag unserer Reise geplant und jetzt??? Jetzt sind wir erstmal planlos! Aber das ist ja nicht schlimm. Wir müssen uns neu orientieren, denn vieles ist neu, anders und ungewohnt.
Es beginnt mit dem Internet, dem liebgewonnen besten Freund, der einen schnell und problemlos mit Emails und Nachrichten von Freunden versorgt. Man ist gewohnt, dass es immer und überall und bitte auch schön günstig verfügbar ist  Das ist jetzt erst einmal vorbei  Klar gibt es in der Marina eine offenes WLAN-Netz und auch die ARC stellt ein eigenes Netz zur Verfügung, aber der Datenfluss erinnert an einen Freitagnachmittag auf dem Kölner Ring. 1000 Segler und nur drei Netze. Nichts geht vorwärts, oder nur schrittweise mit sehr viel Geduld. Da ist man schon froh, wenn nur eine Nachricht den Rechner verlassen hat. Eine Email ist eher etwas für Fortgeschrittene, der Blog nahezu unmöglich und Bilder, gehen nur nachts ab halb zwei, wenn alle anderen entweder noch wild feiern oder schon brav in der Koje liegen.
Somit war einer der ersten Punkte auf der to-do-Liste, die Beschaffung einer lokalen Telefonkarte. Der große Anbieter hier ist Digicel und hat auch einen Verkaufsstand auf dem Marinagelände. Am Freitag waren wir beide noch so mit dem Ankommen beschäftigt, dass wir die Anschaffung einer Telefonkarte auf den nächsten Tag verschoben haben. Samstag hatte der Stand dann geschlossen  und auch am Sonntag und am folgenden Montag…..bis heute. Naja, ein Stück die Straße hinunter hatte ich noch einen Digicel-Laden entdeckt. So machten wir uns am Montag auf den Weg. Leider erst am Nachmittag, um dann an der Ladentür zu erfahren, dass in einer halben Stunde geschlossen wird. Daher durften keine Kunden mehr eintreten 🙂 Andere Länder, andere Sitten 🙂 Letztendlich sind wir aber mittlerweile im Besitz einer funktionierenden Telefon- und Datenkarte und die digitale Welt hat uns wieder.

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Die erste Hürde hatten wir also genommen. Bei den hier herrschenden Temperaturen war es wirklich eine anstrengende Aufgabe. Wir wollen uns aber wirklich nicht beklagen, denn erstens haben wir es ja so gewollt und Nieselregen in Deutschland ist auch nicht besonders erstrebenswert. Aber die Temperaturen nehmen einen jeglichen Elan. Schon der Rückweg von den Duschräumen (kühlschrankkalt klimatisiert) zum Schiff macht die ganze schöne Dusche wieder zu Nichten. Kühle Getränke werden in großen Mengen benötigt, so dass wir mittlerweile oft schon den Kaffee durch Orangensaft ersetzen. Da wir im Moment noch in der Marina liegen, ist ein Sprung vom Schiff ins kühle Nass auch nicht besonders zu empfehlen. Aber das wird sich ja in Kürze ändern. Mittlerweile können wir aber schon die entspannte Einstellung der Kariben verstehen. Tagsüber ist Hektik einfach unangebracht. Da sitzt man lieber irgendwo im Schatten und genießt einen Drink. Abends wird es leider schon dunkel, bevor es dann wieder angenehm kühl wird. Das macht uns auch nicht gerade produktiver 
Aber langsam kommen wir an. In unseren Portemonnaies haben East Carribian (EC$) Dollar Einzug gehalten. Natürlich werden auch gern US-$ oder Euro angenommen, aber zum Teil sind die Umrechnungskurse doch eher sehr willkürlich. Leicht kann man den Eindruck bekommen, dass es „weiße und schwarze“ Preise gibt. Kein schönes Gefühl, wenn man jeden Einkauf auf dem Markt diesbezüglich hinterfragen muss. Das ist im Supermarkt deutlich entspannter. Da sind die Lebensmittel für alle gleich teuer  Aber immerhin gibt es hier alles, was man zum Leben braucht und noch eine ganze Menge mehr. Man muss sich nur überlegen, was einem sein Vergnügen wert ist.

In die Karibik – Endspurt

Die letzte Nacht ist angebrochen. Morgen werden wir Saint Lucia erreichen 🙂 Unsere CESARINA gibt sich redlich Mühe und wir laufen mit sieben bis acht Knoten durch die tiefe Dunkelheit der Nacht. Unser Ziel ist es morgen vor Einbruch der Dunkelheit die Rodney Bay Marina im Norden von St. Lucia zu erreichen. Es wäre doch sehr schade, wenn wir die erste karibische Insel nach 3 Wochen auf See im Dunkeln erreichen und gar nichts von ihrer Schönheit sehen können.

Der letzte Tag auf See war ein echter Genuss. Segeln vom Feinsten bei guten 20 Knoten Wind und strahlendem Sonnenschein. Den ganzen Tag lang nur das milde Klima und die harmonischen Bewegungen des Schiffes in der See genießen dürfen. Den krönenden Abschluss bildete dann das Abendessen, welches Dietmar nochmal extra frisch für uns aus dem Atlantik gezogen hat. Besser als mit diesem wunderbaren Mahi-Mahi kann die Atlantiküberquerung gar nicht zu Ende gehen 🙂 Es war übrigens schon der siebte Fisch auf diesem Törn!

Auf unseren Landfall haben wir uns heute auch schon perfekt vorbereitet. So wurde ausgiebig im Cockpit geduscht. Der Kapitän rückte seinem „Zwei-Wochen“-Bart mit dem Rasierer zu Leibe und sieht jetzt gar nicht mehr so gefährlich aus 🙂 Ich denke, wir sind soweit 🙂 Wir wollen endlich wieder festen Boden unter den Füssen haben, in einem Bett schlafen, was keine 30° nach rechts und links schaukelt und in Ruhe eine Mahlzeit genießen, ohne dass sie dauernd versucht einem vom Teller zu rutschen 🙂

Ich werde heute noch so lange Wache schieben, bis wir die 100 Seemeilen zum Ziel unterschreiten. Das lasse ich mir nicht entgehen. Nach so langer Zeit mal wieder eine zweistellige Entfernungsangabe auf dem Plotter stehen zu haben, ist sicher ein schöner Anblick. Dann kann ich auch mit gutem Gewissen ein letztes Mal in meine Schaukelkoje klettern und mich dem Ziel „entgegen“ träumen. Morgen werden wir dann schon mal klar Schiff machen, denn bei der Ziellinie in der Rodney Bay werden Fotos von den einlaufenden Yachten gemacht. Da wollen wir uns doch von unserer besten Seite zeigen 🙂

In die Karibik – Der Countdown läuft

Nur noch 250 Seemeilen haben wir vor uns 🙂 , dann sind wir endlich da. Es ist kaum zu glauben, dass wir dann wirklich mehr als 2700 Seemeilen gesegelt sind 🙂 Die letzten Tage haben sich ziemlich in die Länge gezogen. Meistens scheint die Sonne und über Tag ist es so warm, dass man sich besser unter Deck verkrümelt. Dort ist es zwar auch warm, aber man wird wenigstens nicht von der Sonne gegrillt. Unser Bimini, die Sonnenabdeckung draußen, gibt sich zwar redliche Mühe Schatten zu spenden, aber für uns Drei zusammen reicht es meistens nicht.

Erfreulicherweise ist aber mittlerweile der Kühlschrank so weit geleert, dass auch die Getränke wieder Platz darin finden. Einen festen Platz im Tagesablauf hat die nachmittägliche Dosis Zucker in Cola-Form eingenommen :-), aber die Vorfreude auf das Anlegerbier in Saint Lucia steigt von Stunde zu Stunde.

Unser Autopilot, die Hydra, macht einen ganz hervorragenden Job. Schon seit Längerem laufen wir direkt Richtung Saint Lucia, während andere Boote verzweifelt versuchen, sich im Zick-Zack-Kurs vor dem Wind kreuzend in diese Richtung vorzuarbeiten. Der Wind kommt meistens direkt von hinten. Das ist ein Kurs, mit dem viele Schiffe große Probleme haben. Aber unsere CESARINA wurde für solche Kurse konstruiert und lässt sich von den Kreuzseen wegen ihrer Rumpfform mit ihrem Langkiel nicht vom Kurs abbringen :-). Daher wir können wir mit der Hydra Kurse bis zu 175° vor dem Wind steuern ohne Gefahr zu laufen, eine gefährliche Patenthalse zu riskieren. Das funktioniert so fantastisch, dass Dietmar das nicht einmal von Hand so gut steuern kann. Und das will schon was heißen 🙂 So kann er dann besser ein gutes Buch lesen, was ja auf Dauer auch mehr Spaß macht.

Auf dem Plotter ist heute Nacht schon deutlich zu sehen, dass wir uns Saint Lucia nähern. Drei weitere Segler und sogar zwei Frachter treiben sich gerade in unserer näheren Umgebung herum. Da werden die Nachtwachen auch deutlich kurzweiliger, da es außer Sternen auch mal wieder etwas anderes zu sehen gibt. Obwohl natürlich ein Sternenhimmel über dem Atlantik nicht zu verachten ist. So viele Sternschnuppen wie in den letzten zweieinhalb Wochen habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Und ohne das ganze Licht, das wir in den dichtbesiedelten Gebieten ja eigentlich immer haben, sieht er noch viel schöner, leuchtender und klarer aus 🙂