Archiv für den Monat: März 2016

Willkommen in den USA

Nach nur sieben Seemeilen hatten wir das Hoheitsgebiet der USA erreicht. Der Hafen Cruz Bay von St. Johns ist so klein, dass hier maximal für drei Stunden geankert werden darf damit es nicht zu eng wird. Uns war das Ganze aber doch zu heiß. Die Wassertiefe des Hafens lag in ganz wenigen Bereichen nur knapp drei Metern und so nahmen wir vor dem nächstgelegenen Strand eine Mooring auf und machten uns dann mit dem Dinghi auf den Weg.

Schon auf dem Weg konnte man ganz klar sehen, dass wir uns in Amerika befanden 🙂 Da gab es am Strand plötzlich Schwimmerbereiche vor dem Strand, die mit deutlich sichtbaren Bojen abgetrennt waren. Auch das Dinghi-Dock war ordentlich beschriftet. Daneben gab es sogar ein Besucherzentrum, in dem man sich über die Insel informieren konnte. Mehr als 80% der Fläche sind unter Naturschutz gestellt. Das finden wir auch richtig gut so.

Wir wollten zunächst den offiziellen Teil hinter uns bringen. Vor der offiziellen Einreise in die USA hatten wir schon etwas Respekt. Schon in Deutschland hatten wir unser B2-Visum beantragt, das man braucht, um mit dem eigenen Boot in die USA einzureisen. Die Formalitäten stellten sich im Nachhinein als recht übersichtlich heraus. Schwierig war nur das Erfassen unserer Fingerabdrücke. Von der Dinghi-Fahrt waren unsere Hände kräftig mit Salz verziert und ließen sich vom Scanner einfach nicht einlesen. Nach drei gescheiterten Versuchen war es aber dann doch geschafft und wir bekamen den ersehnten Stempel in den Pass. Nur für unser Boot bekamen wir keine Unterlagen. Das verunsicherte uns zuerst ein bisschen, scheint aber normal zu sein 🙂

Beim Einklarieren trafen wir Micha von der SY FIRST STEP. Seit St. Lucia hatten wir Martin, Petra und Micha nicht mehr gesehen. Da freuten wir uns natürlich ganz besonders. Sie lagen auch vor demselben Strand vor Anker. Da würde man am Abend sicher Zeit finden, einmal wieder in einer Runde zusammenzusitzen.

Nach den recht übersichtlichen Einkaufsmöglichkeiten auf den letzten Inseln fühlten wir uns vom großen Angebot des ersten amerikanischen Supermarktes fast erschlagen. Hier gab es wirklich alles, was der Amerikaner sich s zum Leben wünscht. Zwar unterschied es sich doch in einigen Punkte von dem, dass sich der Europäer so wünscht, aber da muss man wohl flexibel sein. Trotzdem werden wir uns an den schönen, gelben Ceddar-Käse wohl nicht wirklich gewöhnen können 🙂

Heute Abend wollten wir mit der VIA grillen, da die drei einen dafür sehr praktischen Gas-Grill an der Reling haben. Spontan luden sie die Crew der FIRST STEP auch dazu ein und wir verbrachten einen lustigen Abend. Erfahrungen wurden ausgetauscht und Pläne geschmiedet. Auch wenn die grundsätzliche Route durch die vielen Karibikinseln klar ist, hatte doch jedes Boot andere Orte besucht und andere Erfahrungen gemacht. Auch bei den Planungen für die nächsten Monate waren die Vorstellungen doch sehr unterschiedlich. Während der Katamaran FIRST STEP sich sehr auf die Bahamas und die „Turks and Caicos“ freute, würden wir unsere Zeit in diesen beiden Inselgruppen recht kurz halten. Denn mit weit über zwei Metern Tiefgang haben wir eindeutig nicht das optimale Boot für diese Reviere. Aber wir haben ja auch schon sehr viele kleine Inseln mit Traumstränden gesehen. Dann erkunden wir eben eine andere Ecke J

Unser Ankerplatz befand sich in einer der schönsten Buchten, die St. Johns so zu bieten hat. Drei kleine Buchten mit einem wunderbar feinen, weißen Strand und Palmen wie aus dem Bilderbuch lagen in unserer Dinghi-Reichweite. An einem Strand befindet sich ein Luxus-Resort, in dem man auch die Ruinen einer alten Zuckermühle besichtigen kann. Am Strand gab es zwei sehr schöne Korallenriffe, die zum Schnorcheln einluden. So verging der Tag wie im Flug. Am Nachmittag machten sich die VIA und die FIRST STEP auf den Weg zur nächsten schönen Bucht, während wir noch eine Nacht hier blieben. Zum Sundowner machten wir uns auf den Weg an Land und genossen einen leckeren Cocktail in sehr gepflegter Atmosphäre auch mal wieder aus einem schönen Glas und nicht aus einem Plastikbecher 🙂

Amerika hat aber für uns noch einen weiteren großen Vorteil :-). Mit unseren Vodafone-Verträgen, die bisher in der Karibik nicht besonders gut zu gebrauchen waren, da sie hohe Kosten verursachten, ist Amerika eine Art Home-Zone. Hier telefonieren und surfen wir wie zum Hause. Nach so langem Internetentzug war es ein wahres Vergnügen, nicht für jede Email an Land fahren zu müssen J

Nachdem wir den nächsten Tag mit einem langen Schnorchelausflug begannen hatten, machten wir uns gegen Mittag auf den Weg zur nächsten Insel St. Thomas. In der Bay fanden wir einen schönen Platz. Hier trafen wir auch die VIA wieder, die für zwei Tage Besuch an Bord hatte. Da auf der kleinen vorgelagerten Insel nur Natur pur zu finden war, machten wir am frühen Abend einen Dinghi-Ausflug in die gegenüberliegende Bucht der Hauptinsel. Nach einem kühlen Bier im Yachtclub ließen wir Katrin und Jörg mit Ihrem Besuch allein und fuhren zurück zur CESARINA. Schon am Nachmittag waren dicke Gewitterwolken am Horizont vorbei gezogen. Da war es uns lieber, etwas früher zurück auf dem Boot zu sein. Die Bucht ist auch unter Charterseglern recht beliebt und der Ankerraum sehr gegrenzt. Da ist es immer besser, das Schiff gut im Auge zu behalten.

Das Beste kommt zum Schluss

Von Anegada führte uns unser Weg zur nächsten Insel der BVI`s: Tortola. Den ersten Stopp wollten wir vor Anker in einer Bucht im Osten der Insel machen, danach sollte es weiter zur Inselhauptstadt Roadtown gehen. Laut Reiseführer sollte sie ein echtes Highlight sein mit botanischem Garten und einer lebhaften Innenstadt.

Bei der Auswahl unseres ersten Ankerplatzes hatte ich mich nur auf unseren Revierführer verlassen und nicht zusätzlich vorher in der aktuellen Navionics Seekarte nachgeschaut. Das stellte sich eindeutig als ein Fehler heraus :-), aber doch noch rechtzeitig genug, um ein größeres Unglück zu verhindern. Unser Revierführer ist nämlich nicht der aktuellste. Das Werk, das Dietmar noch vor Beginn unserer Reise erworben hatte, war von 2007 und gab für die besagte Bucht eine Wassertiefe von 16 bis 24 Fuß an. Das wäre prima und ausreichend für unseren Tiefgang von 2,60m gewesen. Die aktuelle elektronische Seekarte zeigte aber nur eine Wassertiefe zwischen 0,8 und 1,8 Metern an der besagten Stelle an. Das wäre dann wohl voll in die Hose gegangen. Aber auf den BVI`s liegen die Buchten nie weit auseinander und somit fanden wir direkt gegenüber in der Bucht auch eine schöne Mooring. Dort hatten wir dann sogar noch neun Meter türkisblaues Wasser unter dem Kiel. Das sollte reichen. In der näheren Umgebung gab es aber nicht viel zu erkunden. Vor uns eine winzige Insel und hinter uns eine luxuriöse Marina. Beides war heute nicht nach unserem Geschmack. So verschoben wir den Landgang auf den nächsten Tag uns ließen einfach ein bisschen die Seele baumeln.

Erwartungsvoll machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Roadtown. In der Bucht gibt es zwei Marinas. Vor einer davon fanden wir eine Mooring, an der wir festmachten. Nachdem die größte Mittagshitze vorbei war, machten wir das Dinghi klar und suchten das nächste Dinghi-Dock. Unser Weg führte und dabei tief in die Marina. Schon recht weit vorne lagen wirklich traurig weil schäbig aussehende Boote. Weiter hinten fanden wir mehrere, die schon halb unter Wasser lagen. Das war auf jeden Fall kein besonders einladender Start. Irgendwann fanden wir dann einen Platz für unser Dinghi und machten uns entlang der Hauptstraße in Richtung Ortszentrum auf den Weg. Irgendwie sah es hier aber auch nicht besser aus 🙁 In der Nähe der Marina fanden wir noch einen Yachtshop, der anscheinend aus einer anderen Zeit stammte. Eine dicke Staubschicht bedeckte die wenigen Dinge, die dort angeboten wurden. Dietmar ist ja eigentlich immer gerne bereit, irgendetwas zu kaufen. Aber hier wurde nicht einmal er fündig. Noch ein wirklich trauriger Anblick auf unserem Weg. Nach gut zwei Stunden beendeten wir enttäuscht unseren Stadtbummel. Eine so hässliche und ungepflegte Stadt hatten wir lange nicht mehr gesehen. Obwohl ich meine Kamera dabei hatte, hatte ich kein einziges Foto gemacht. Das sagt ja eigentlich alles. Nicht mal einen Supermarkt haben wir gefunden, der uns hätte trösten können. Enttäuscht machten wir uns auf den Weg zurück zur Marina. Die SY VIA war mittlerweile auch in Roadtown angekommen und lag ein paar Moorings weiter hinter uns. Natürlich legten wir dort noch einen kurzen Stopp ein und wurden gleich mit einem Sun-Downer getröstet. Danach sah die Welt schon wieder viel besser aus 🙂

Als wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Jost van Dyke machten, waren wir uns einig, dass Tortola für uns kein besonderes Highlight der BVIS war. Etwas entschädigte uns aber, dass die Mooring, an der wir die Nacht verbracht hatten, wenigstens kostenlos gewesen war.

Der kurze Schlag hinüber zur nächsten Insel bescherte uns überraschend viel Wind bis 31 Knoten und die CESARINA legte sich ordentlich ins Zeug. So konnten wir uns eine Mooring im noch recht leeren Mooringfeld vor Great Harbour aussuchen. Wir hatten anscheinend genau die richtige Zeit erwischt 🙂 Nach und nach trudelten immer mehr Yachten ein und bald spielten diese die „Reise nach Jerusalem“, denn es waren eindeutig mehr Yachten als freie Moorings im Spiel. Die Szenen, die sich dort abspielten, hatten für uns einen hohen Unterhaltungswert. Wie beim Hafenkino nur eben ohne Hafen. Recht nahe am Strand lag eine private Mooring, die nur vom Besitzer benutzt werden darf. Von weitem war sie aber von den anderen nicht zu unterscheiden. So schossen mehrfach zwei oder drei Boote mit Vollgas durchs Mooringfeld, um diese vermeintlich freie Übernachtungsmöglichkeit als erster zu erreichen. Das es zu keinen Kollisionen kam, war zum Teil wirklich überraschend.

Irgendwann wurde mir das Hafenkino aber zu dumm und ich entschied mich für ein erfrischendes Bad. Zwar musste man hier immer auf der Hut sein, nicht von einem jagdeifrigen Skipper über den Haufen gefahren zu werden, aber ich überlebte auch diese Herausforderung.

Zum Sun-Downer fuhren wir wieder zusammen mit der VIA-Crew mit dem Dinghi an Land. Legendär und weltbekannte ist die Bar von Foxy, die an diesem Strand liegt. Und wir hatten auch die Ehre, den Hausherren persönlich anzutreffen. Etwas am Rand, zwischen der Bar und dem eigenen Souvenirladen, saß er mit seiner Gitarre und plauschte mit den Leuten, die vorbei kamen. Jedem hatte er eine nette Geschichte zu erzählen 🙂 Die Cocktails waren gut und während die Männer in der Bar die Stellung hielten, machten die Frauen einen Erkundungstour durch den kleinen Ort und die Souvenirläden. Hier fühlten wir uns wieder wohl. Alles war etwas verschlafen und etwas unaufgeräumt auf eine liebenswerte karibische Art. Zum Abendessen fuhren wir wieder zurück auf unsere Boote, um danach noch auf der CESARINA bei einer Flasche Wein zusammen zu sitzen. So ging dieser schöne Abend erst recht spät zu Ende :-), aber wir wollten jede Minuten nutzen, bevor die Drei sich wieder auf den Rückweg nach Europa machen müssen.

Am nächsten Morgen klarierten wir aus und statteten dann der örtlichen Bäckerei noch einen Besuch ab. Wir kamen genau im richtigen Moment. Frische Zimtschnecken lagen noch warm auf dem Tresen und auch das Brot war gerade erst frisch aus dem Ofen gekommen. So konnte uns auf dem „weiten“ Weg nach St. Johns (US Virgin Islands) nichts mehr passieren.