Archiv für den Tag: 14. Dezember 2014

400 Kilometer in drei Tagen

Die Insel Teneriffa hatte laut unserem Reiseführer neben der Hauptstadt Santa Cruz noch eine Menge anderer interessanter Städte und Landschaften zu bieten. Ab heute hatten wir endlich für drei Tage ein Auto und konnten unseren Erkundungsradius deutlich erweitern.

Leider ist auch auf den Kanaren das Wetter im Dezember eher wechselhaft und laut Wettervorhersage war für unseren ersten Ausflug  im Norden der Insel Regen angesagt. Deshalb begannen wir unsere Erkundungsreise im Süden und folgten der Küstenstraße Richtung West. Ähnlich wie auf Gran Canaria befindet sich der Süden der Insel fest in der Hand des Tourismus in Form von vielen Hotelanlagen, Restaurants und Bars. So ließen wir die Ferienanlagen unbeachtet und zügig links liegen und legten erst in „Los Gigantes“ eine Pause ein.

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Los Gigantes liegt ganz im Westen der Insel am Rande des Teno-Massives. Auf zehn Kilometern Länge fallen dort die Klippen steil von fast 500 Meter Höhe steil ins Meer hinab. Ein wirklich beeindruckender Anblick. Hier liegt auch der einzige Hafen an der Westseite der Insel. Dieser ist aber für Boote mit Tiefgang nicht geeignet, da er stark zur Versandung neigt. So würden wir mit unseren knapp zwei Metern Tiefgang wohl schon in der Einfahrt oder sonst wo stecken bleiben. Aus diesem Grund lagen dort auch nur Motorboote mit wenig Tiefgang und nur eine Handvoll einheimischer Segelyachten auf ausgewählten Plätzen. Schade für uns, denn hier hätten wir gern einen Zwischenstopp eingelegt.

Wir verließen die Küste und schlängelten uns hinauf in die Berge. Zwischen unzähligen Bananenplantagen wurde die Landschaft immer grüner. Unser Ziel war der Ort „Masca“. Ein ehemaliges „Piratennest“ und wunderschön gelegen auf sechshundert Metern Höhe in einer Schlucht mit Blick aufs Meer.

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Der Ort selbst bestand nur aus einer Handvoll Häusern, aber die Aussicht in das steile, grüne Tal war ein Traum. In einem kleinen Gasthof machten wir unsere Mittagpause und aßen die typisch runzligen und leckeren „kanarischen Kartoffeln“ zu einem kühlen Shandy.

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Für den Rückweg zum Hafen nutzten wir die letzten Sonnenstrahlen und fuhren weiter hoch hinauf zum  Nationalpark „Teide“. Der Teide ist der höchste Berg/Vulkan der Kanaren mit 3718m Höhe . Hier bekamen wir schon mal einen ersten Eindruck von der bizarren und beeindruckenden Kraterlandschaft mit 17Km Durchmesser und auch von den frischen Temperaturen, die bei 3000 Metern Höhe herrschen. Nicht ohne Grund wurden hier bereits mehrere Science Fiction Filme gedreht. Für unsere Wanderausflüge werden wir jetzt sicher an geeignete Kleidung denken.

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Am Samstag machten wir uns auf den Weg nach Porto de la Cruz. Aber zuerst stand ein Besuch in der Ferriteria (Eisenwarenladen) auf dem Programm, die nur zwei Autobahnausfahrten entfernt lag und schon von der Autobahn deutlich zu sehen war. Da Dietmar ja nur ein paar Kleinigkeiten zu besorgen hatte, entschied ich mich, im Auto zu warten und noch ein bisschen im Reiseführer zu stöbern. Keine besonders weise Entscheidung 🙂 Nach über einer Stunde teilte ich meinem geliebten Ehemann per SMS mit, dass ich jetzt doch komplett gar und durchgebraten sei und wenn er nicht sofort auftauen würde, dies ein sofortiger Trennungsgrund wäre. Kurze Zeit später stand er freudestrahlend neben dem Auto, beladen mit einer Tüte voller toller Dinge. Er wäre doch nur eine knappe halbe Stunde weg gewesen, oder??? 🙂 Auf meiner Uhr waren es irgendwie fast eineinhalb Stunden 🙂 Zeit ist eben relativ. Ganz besonders in einem Männereinkaufsparadies.

Dann waren wir endlich auf der Inselautobahn unterwegs in den Norden Teneriffas. Leider hatte sich hier der Regen noch nicht verzogen. Wahrscheinlich kannte er unsere Wettervorhersage nicht. Trotzdem schlenderten wir in einer Regenpause durch Porto de la Cruz. Die Stadt ist anscheinend fest in Hand von englischen Touristen, denen die schöne Altstadt mit ihren typisch kanarischen Häusern wohl besonders gefällt. Uns persönlich gefiel Santa Cruz etwas besser. Aber diesen Eindruck konnte auch das unfreundliche Wetter hervorgerufen haben.

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Direkt am Wasser fanden wir eine tolle Bäckerei mit angeschlossenem Café, in der es nicht nur viele verschiedene dunkle Brotsorten und leckere Torten, sondern auch Weihnachtskekse und Stollen gab. Dazu konnten auch wir natürlich nicht „Nein“ sagen und probierten einige Kuchensorten.

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Frisch gestärkt folgten wir dann der Küste weiter Richtung Westen nach Garachico. Im Internet war Dietmar auf einen Bericht gestoßen, der von einem Yachthafen in Garachico positiv berichtete. Weder im Imray-Führer noch in den aktuellen Seekarten hatten wir diesen mysteriösen Hafen finden können. Jetzt wollten wir vor Ort mal nachschauen, ob an der Geschichte was Wahres dran war.

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Schon von der Uferstraße aus konnte man die Masten der Segelboote deutlich sehen und eine kleine Straße brachte uns auch direkt zum neuen Yachthafen. Modern und gepflegt aber noch nicht vollständig fertig gestellt, befindet sich die bewachte Anlage vor einem gigantisch hohen Wellenbrecher.

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Wir waren nicht besonders erstaunt als wir eine Tafel am Hafenrand endeckten, die diesen Hafen als EU-Projekt auszeichnete. Schade, dass er bis jetzt nicht besser vermarktet wurde. Nirgends konnten wir Kontaktdaten des Hafenbüros finden. Es gelang uns aber mit Hilfe unserer gesammelten Spanischkenntnisse und mit „Händen und Füssen“, vom Wachpersonal die Telefonnummer des Hafenmeisters zu bekommen. Wir wollen uns im Laufe der nächsten Woche einmal informieren, zu welchen Konditionen man hier einen Zwischenstopp einlegen kann. Die angrenzende Stadt, die bequem zu Fuß erreichbar ist, gefiel uns nämlich sehr gut!

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Um wieder zurück zur Marina San Miguel zu kommen entscheiden wir uns, den kürzesten Weg über Masca zu nehmen. Mittlerweile hatte sich das Wetter so zugezogen, dass es keine schönen Ausblicke mehr zu genießen gab und der Regen heftig und laut auf unsere Autoscheibe trommelte. Auch Masca lag bei diesem Wetter verlassen da. So mussten wir uns auf der engen Straße nur vor Felsbrocken in Acht nehmen, die Wind und Regen von den steilen Hängen auf den Weg  schleuderten. Weitere  Autos waren kaum noch unterwegs.

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Auf der anderen Seite der Berge war vom schlechten Wetter bald nichts mehr zu sehen. Auch am Hafen war kein Tropfen Regen gefallen. Auf dem Boot machten wir es uns mit einem netten Film aus unserer Videothek gemütlich . Bis jetzt hatten wir hier im Hafen noch keine neuen Segler kennengelernt, mit denen wir fröhliche Abende verbringen konnten. Ein bisschen machte sich bei uns der „Winterblues“ breit. Deshalb beschlossen wir, über Weihnachten doch in kalte Deutschland zu fliegen und unsere Familien zu besuchen. Wir hatten Glück und fanden sogar noch einen günstigen Flug 🙂

Am nächsten Morgen versuchte die Sonne das Wetter der letzten beiden Tage auszugleichen und sofort machte sich eine Art „Urlaubswohlgefühl“ breit. In Les Galletas am Hafen frühstückten wir draußen auf der Terrasse eines Cafes und kauften uns anschließend noch fangfrischen Thunfisch direkt vom Fischer für den Abend. Nachdem dieser sicher vor der Wärme auf der SUMMER im Kühlschrank verstaut war, fuhren wir wieder Richtung Norden. Eigentlich hatten wir heute auf den Teide zum Wandern fahren wollen, doch der hüllte sich noch in dicke Wolken. Im Norden strahlte die Sonne vor steilen und bewachsenen Berghängen. So änderten wir ganz entspannt unsere Planung und ließen uns vom Wetter leiten.