Kategorie-Archiv: Karibik

Mittwoch, der 13. – Nicht unser Tag

Heute wollten wir nach Guadeloupe segeln. Nach dem Ausklarieren, das eine kleine Ewigkeit dauerte, machten wir uns zügig auf den Weg, denn vor uns lagen 40 Seemeilen und wir wollten nicht im Dunkeln ankommen.

Bisher hatte Dietmar immer alle Arbeiten am Großsegel erledigt, während ich das Boot hinter dem Ruder in die passende Windrichtung steuerte. Aber da es grundsätzlich besser ist, wenn man im Notfall auch mal tauschen kann, sollte ich heute eine erste Einweisung in die Geheimnisse eines konventionell geriggten Großsegels bekommen 🙂

So bestand meine erste Aufgabe darin, unsere Lazyjacks an der windabgewandten Seite so weit herunter zu ziehen und am Baum zu fixieren, dass sich das Segel beim Hochziehen nicht mehr darin verfangen konnte. Das war ja nun wirklich keine so schwierige Aufgabe und vorsichtig zog ich die Leinen nach unten in Richtung Deck. So vorbereitet war es kein Problem mehr das Großsegel hochzukurbeln, nachdem wir alle Reffleinen gelöst hatten. Eigentlich wirklich kein Hexenwerk 🙂 Jetzt nur noch die Lazyjacks wieder durchsetzen, damit nachher das Segel wieder bequem hineinfallen kann Aber wo war denn eigentlich das Ende der Leine, mit der ich den Lazybag hochziehen konnte? Eine leere Leinendurchführung am Mast auf Augenhöhe und in 14 Meter Höhe grinste mir entgegen 🙁 Das konnte doch gar nicht sein, die Leine ist doch mit einem dreifachen Knoten gesichert gewesen.

Wahrscheinlich war es unser persönlicher Klabautermann, der den Knoten gelöst hatte 🙂 Wie auch immer, die Leine war oben aus dem Mast herausgerutscht und befand sich jetzt anstatt im Mast zu sein an Deck. Und im Moment konnten wir auch überhaupt nichts daran ändern. So war es im Moment vorbei mit dem leichten und komfortablen Segel-Bergen. Da würden wir wieder kräftig zupacken müssen und das Segeln mit Segelbändern am Baum fixieren müssen. Das war natürlich kein besonders toller Start in den Tag….

Aber bald hatten wir bei Sonnenschein und angenehmen Wind unser Missgeschick fast vergessen. Dietmar machte seine Angeln klar und schon kurze Zeit später hatte der erste Fisch gebissen. Leider war es ein Barrakuda, den man in diesen Regionen aus Sicherheitsgründen besser nicht essen soll, das er eine Ciguatera-Vergiftung (Ciguatera ist eine giftige Algenart, die in äquatornähe besonders häufig in Riffen auftaucht) auslösen kann. So entließen wir den Fisch  in die Freiheit und standen wieder ohne Abendessen da. Aber es dauerte nicht lange, und ein Mahi-Mahi hatte unserem Tintenfischköder nicht widerstehen können. Mit Mühe bekam Dietmar den Brocken an Bord. Dort aber passierte etwas, womit wie beide nicht gerechnet hatten. der Fisch löste sich vom Haken, zappelte noch zweimal kurz an Deck und verschwand über die Deckleiste wieder im Wasser. Ich war so perplex, dass ich nur fassungslos schaute, anstatt beherzt zuzugreifen.  Enttäuscht rollte Dietmar seine Angel ein. Anscheinend war es auch kein Tag zum Angeln 🙁 Dann gab es halt heute mal was Vegetarisches 🙂

Kurz vor der Dämmerung hatten wir den Nordzipfel von Guadeloupe erreicht und mussten nur noch einen Felskegel umrunden, um unsere geschützte Ankerbucht zu erreichen. Im Windschatten dieses Berges konnten wir dann recht leicht unser Großsegel bergen und festbänseln. Das hatte wenigstens ohne Probleme geklappt. Jetzt mussten wir noch in der recht gefüllten Bucht ein nette Ankerplätzchen finden. Dazu brauchten wir zwar drei Versuche, aber lagen dann passend zum Sundowner mit wunderbarer Aussicht mitten im dicht besetztem Ankerfeld zwischen all den anderen Yachten 🙂

 

 

Die Insel der Kreuzfahrer

Am Dienstag machten wir uns auf den Weg in die Hauptstadt St. Johns. Die Bushaltestelle lag direkt am Yachthafen und der nächste Bus ließ nicht lange auf sich warten. Während unser Bus mit uns bis fast ganz in der Norden der Insel schaukelte, gab er recht merkwürdige Geräusche von sich. So waren wir schon etwas erleichtert, als wir den Busbahnhof von St. Johns erreichten.

Vorbei an den verschiedenen Markthallen (Fisch, Fleisch, Obst& Gemüse und Kunst :-)) spazierten wir erstmal in die Stadt und ans Wasser. Dies war meistens ein guter Startpunkt für weitere Erkundungen. Die Aussicht auf die Bucht wurde uns heute aber komplett versperrt. Drei riesige Kreuzfahrtschiffe lagen an den beiden Piers und ein Strom bleichgesichtiger Touristen strömte in die Stadt. Bisher haben wir immer Glück gehabt, denn unsere bisherigen Ausflüge auf den anderen Inseln sind nicht mit dem Besuch von großen Kreuzfahrtschiffen zusammengefallen.

Als wir uns einen Weg durch die Menge der auf Kundschaft wartenden Taxi-Fahrer bahnten, wurden uns immer wieder diverse Ausflüge zu Aussichtspunkten oder einsamen Stränden angeboten. Wir wollten aber gar nicht zum Strand 🙂 Da kamen wir doch gerade her. Und wenn, wären wir doch wohl eher mit der CESARINA in eine einsame Bucht gesegelt 🙂 Obwohl das heute wahrscheinlich eine echte Herausforderung sein würde.

Die Innenstadt von St. John teilt sich in zwei Teile: den Kreuzfahrerteil mit netten, kleinen bunten Häuschen, Boutiquen, Cafés und Restaurants und in die „wirkliche“ Stadt 🙂 Diese ist leider nicht ganz so gepflegt, aber trotzdem sehr hübsch anzuschauen. Echte Karibik halt, nur ein paar Straßen von der Hafenpromenade entfernt. Wir unternahmen einen Rundgang durch beide Teile und besuchten auch die St. Johns Kathedrale. Das ehemals prächtige Gebäude wird im Moment renoviert und man darf sich der Baustelle nur bis auf  30 Meter nähern 🙂 Da blieb uns nur ein kurzer Spaziergang über den alten Friedhof. Da es in der Stadt anscheinend an schönen, schattigen Platzen mangelt, macht man hier auf den alten Familiengräbern auch schon mal ein Nickerchen. Ob man dort entspannt schlafen kann? Ich könnte das nicht 🙂 Nosferatu und Graf Dracula hätten hier ein leichtes Auskommen 🙂

Nach knapp zwei Stunden hatten wir genug gesehen und beschlossen, zurück in den Kreuzfahrerteil der Stadt zu gehen. Dort hatten wir ein sehr ansprechendes Eiscafé gesehen. Bei den Temperaturen kann man jede Mahlzeit problemlos durch ein Eis ersetzen 🙂

Erfrischt und gestärkt machten wir uns auf die Suche nach der Buslinie, die uns wieder zurück nach English Harbour bringen sollte. Anscheinend war auch gerade die Schule zu Ende gegangen und Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Schuluniformen strömten in Richtung Busbahnhof. Durch unsere Anwesenheit stieg der Altersdurchschnitt im Bus bestimmt auf das Doppelt 🙂 und wir hatten eine unterhaltsame Fahrt. Schulkinder benehmen sich anscheinend auf der ganzen Welt ähnlich und wir hatten viel Spaß beim Beobachten.

Unser Ziel konnten wir heute nicht verfehlen, denn in English Harbour ist die Endstation. Während Dietmar noch kurz bei North Sails vorbeischauen wollte, zog ich mit der Kamera los . Hier in Hafennähe und im Nationalpark konnte ich entspannt alleine mit meiner Kamera herum laufen. So vertrödelte ich fast zwei Stunden, bevor ich meine persönliches Dinghi-Taxi in die Marina bestellte. Zusammen machten wir noch einmal eine Besichtigungstour entlang der Marina und bewunderten die Superyachten von der Wasserseite aus.

Gerade rechtzeitig noch erreichten wir unsere CESARINA, bevor uns ein ordentlicher Regenguss einen wunderschönen Regenbogen beschehrte.

 

Auf nach Antigua

Heute wollten wir die Marina Le Marin verlassen und weiter nach Norden fahren. In zwei Etappen sollte es nach Antigua gehen. Da heute nur ein kurzer Schlag an der Küste von Martinique entlang geplant war, wollten wir erst Mittag los. Somit hatte ich vormittags noch Zeit für einem Einkauf auf dem Markt und einem Bummel mit der Kamera rund um den Hafen. Bevor wir auscheckten, nutzten wir noch ein letztes Mal die heißen Duschen in der Marina 🙂 Immer mal wieder schön, wenn das warme Wasser auf Knopfdruck einfach aus dem Hahn kommt und man sich keine Gedanken über den Wasserverbrauch machen muss. Das soll jetzt natürlich nicht heißen, dass wir dort mit dem Wasser verschwenderisch umgehen :-), aber auf der CESARINA brauchen wir zur Herstellung von 55 Litern Süßwasser ungefähr eine Stunde und eine Menge Energie. Da bekommt die Wertigkeit von Süßwasser noch einmal eine ganz andere Bedeutung 🙂
Auf dem Rückweg konnten wir einem leckeren Eis nicht widerstehen und machten deshalb erst um zwei Uhr die Leinen in der Marina los. Bei sehr angenehmen Bedingungen kamen wir gut voran und gingen in der Dämmerung nördlich von Fort-de-France vor dem Städtchen Schoelcher vor Anker. Da der Platz etwas „rollig“ ist, waren wir fast alleine. Außer uns hatte sich nur ein Katamaran an diesen einsamen Ort verirrt. Die anderen Boote, die hier lagen, wurden schon längerer Zeit von ihren Eignern verlassen. Da unsere CESAINA mit ihren 23 Tonnen Gewicht immer sehr angenehm vor Anker liegt, hatten wir eine ruhige und wunderschöne Nacht und starteten am nächsten Vormittag in Richtung Antigua. Der Wind war leider hinter der Insel schon sehr schwach und wir mussten zeitweise die Maschine benutzen. So wurde es auf jeden Fall nicht langweilig: Segel rauf – Segel runter. Immer gab es etwas zu tun. So segelten wir in die erste karibische Nacht hinein, denn für die Distanz von 160 Seemeilen hatten wir mindestens 24 Stunden eingeplant. Für Dietmar war diese Nacht leider nicht so entspannt, da ich zwar das Vorsegel alleine setzen und bergen konnte (meine Premiere auf der CESARINA, ich war ganz stolz auf mich), aber für das Großsegel doch immer noch Unterstützung brauchte. Aber irgendwann lerne ich das sicher auch noch :-). Während seiner letzten Wache hatte er sogar einen leckeren Mahi-Mahi gefangen, der schon küchenfertig im Kühlschrank lag. Nicht einmal das hatte ich noch mitbekommen!
Gegen Mittag erreichten wir English Harbour. Laut unserem Cruising-Guide sollten wir wunderbare Bedingungen zu Ankern finden. Die Bucht ist recht langgestreckt und schmal und leider bei vielen Seglern beliebt. So drehten wir eine Runde durch das Ankerfeld und zogen dann unverrichteter Dinge wieder von dannen. Leider hatten wir keinen geeigneten Platz finden können. Also ging es in die nächste Bucht. Die sah zwar im Handbuch sehr unübersichtlich aus, war es in Wirklichkeit aber gar nicht. Schön geschützt und mit viel Platz ringsherum lagen wir bald mit Aussicht auf Falmouth Harbour. Und das war schon eine besondere Aussicht. Die Schiffe, die hier in der Marina oder auch vor Anker lagen, ließen keine Wünsche offen. Zwei davon hatten sogar einen Hubschrauber an Bord. Wenn man sich abends die Frage stellen muss, nehmen wir zum Essen gehen das Beiboot (Dinghi scheint mir ab einer gewissen Größe einfach nicht mehr der richtige begriff zu sein) oder nehmen wir den Heli??? Was soll man dazu noch sagen. Ein Luxus-Dreimaster hatte sogar ein kleines Segelboot als an Deck stehen. Das Holz war wunderschön lackiert, das versteht sich ja von selber. Auch sahen wir einen beeindruckenden Carbon-Mast, der für Arbeiten am Mast einen festinstallierten Lift als Arbeitsplattform hatte, während wir eigentlich froh sind, dass wir mittlerweile eine stabilen und bequemen Bootsmannstuhl besitzen, mit dem ich Dietmar dann in den Mast ziehen kann 🙂 In der Bildergalerie findet Ihr einige Bilder. Danach werde Ihr sicher verstehen, was ich meine.

Karibik für Anfänger

Martinique liegt zwar in der Karibik, ist aber ein Teil von Frankreich. So findet man hier sozusagen: Karibik light 🙂
Man bezahlt mit Euro. Das ist natürlich sehr angenehm und erspart einem das Umrechnen mit dem Faktor 2,8. Das im Kopf zu rechnen ist schon recht anspruchsvoll. Die Preise sind moderat und weder vom Nasenfaktor des Verkäufers noch von der Hautfarbe des Käufers abhängig. Außerdem bekommt man auf der Insel fast alles, was das Herz begehrt 🙂 Und gibt es keine Boatboys, die einem dauernd etwas verkaufen wollen. Somit liefert aber auch niemand mehr direkt ans Boot. Das ist eigentlich etwas schade 🙂
Die Straßen sind in einem guten Zustand, es gibt Verkehrsschilder, Geschwindigkeitsbegrenzungen und erfreulicherweise wird auf der „richtigen“ Straßenseite gefahren. Das waren genug Gründe, um uns zu überzeugen, hier ein Auto zu mieten.
Nachteil der französischen „Kolonie“ ist aber, dass viele Menschen wenig bis gar kein Englisch sprechen. Jetzt mussten wir uns mit unserem Französisch mehr schlecht als recht durchwurschteln.
Morgens gleich nach dem Frühstück holten wir unseren Mietwagen ab. Das war eine echte Herausforderung, da die Mietwagenstation im Marine-Zentrum umgezogen war und jeder, den wir fragten noch nie von ihr gehört hatte. Dagegen war die Orientierung auf Martiniques Straßen dann ein Kinderspiel. Vorbei an der Hauptstadt Fort-de-France ging es auf einer kleinen kurvigen Straße in die Berge und den Regenwald. Unsere Erste Station war in Batala-Touret, wo ein verkleinerter Nachbau der bekannten Pariser Kathedrale Sacre Coeur zu sehen ist. Naja, die konnte uns aber nicht so besonders begeistern, aber gut. In den Bildergalerien findet Ihr Fotos, dann könnt Ihr Euch selber ein Bild machen :-). Aber die Aussicht auf Fort-de-France war sehr schön.
Aber der Regenwald, der sich rechts und links von der Straße die steilen Berghänge hinaufzog, war wunderschön. Immer wieder kreuzten Bäche die Straße und tief hängende Wolken mit Regenschauern machten deutlich, dass der Name hier Programm ist.
Ganz im Norden wollten wir eigentlich zum Vulkan der Insel hinauf fahren, aber der hüllte sich in dichte Wolken. Anfang des 19. Jahrhunderts war dieser Auslöser einer Katastrophe, bei der die damalige Hauptstadt St. Pierre komplett zerstört und 30.000 Menschen getötet wurden. St. Pierre war zu dieser Zeit das Paris der Karibik und die Menschen, die am Fuße des Vulkans lebten, unterschätzten die Gefahr. Am 4. Mai 1902 um 7.52 Uhr wurde die ganze Stadt von einer 150 Stundenkilometer schnellen und 2000° heißen Lava-Lawine überrollt. Sogar die Schiffe im Hafen fingen Feuer und die Fensterscheiben schmolzen zu Klumpen zusammen. Die Einwohner hatten keine Chance und verbrannten in Minuten zu Asche.
Ein Teil der Ruinen ist noch sehr gut erhalten, wie zum Beispiel das alte Theater oder das Gefängnis. Hier fanden die Helfer, die nach dem Vulkanausbruch nach St. Pierre kamen, den einzigen Überlebenden. Der Mann saß im Gefängnis und wurde nach drei Tagen schwer verbrannt und halb verhungert endlich befreit. Ist doch immer wieder erstaunlich, die das Schicksal so spielt 🙂
Die Stadt hat sich nach dem Vulkanausbruch nie wieder erholt und ist leider recht heruntergekommen. Trotzdem fanden wir ein nettes Restaurant, in dem wir uns ein leckeres Mittagessen schmecken ließen. Danach ging es an der Küste entlang wieder zurück nach Le Marin. Um vier Uhr sollte das Großsegel angeliefert werden, an das der Segelmacher Garvin von NORTH SAILS noch die Mastrutscher nähen musste. Während Dietmar sich um das Segel kümmerte, wollte ich unser Luxusauto noch zu einem ausgiebigen Lebensmitteleinkauf nutzen. Hier auf Martinique gibt es die Supermarkt-Kette Carrefour und nach dem, was wir gehört hatten, sollte die Auswahl groß und die Preise (für karibische Verhältnisse) klein sein.
Am Abend waren wir dann noch mit Ralf und Sylvia von der SY FELUKA verabredet. Die Beiden haben auch an der ARC teilgenommen und bleiben bis Ende der Saison in der Karibik. Schon in Saint Lucia hatten wir am selben Steg gelegen, aber ein Treffen hatte sich nie ergeben. Das würde jetzt aber auch mal Zeit 🙂 und natürlich war es ein lustiger Abend. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen.

Endlich neue Segel

Wir waren wieder in Europa und das Wetter gab sich sehr deutsch. Den ganzen Morgen regnete es ergiebig. So waren wir erst gegen elf Uhr auf dem Weg zum Einklarieren, ordentlich verpackt in unseren Regenjacken 🙂 Das erstes Mal in der EU einzuklarieren ging ganz unbürokratisch am Computer und hat nur fünf Euro für drei Tage gekostet. Nach drei Tagen muss man das ganze Spiel aber wohl wiederholen. Das hörte sich doch etwas lästig an. Gut, dass wir nicht so lange bleiben wollten.
Mit den Zoll und Schiffspapieren machten wir uns auf den Weg zur hiesigen NORTH SAILS Vertretung. Unsere Segel lagen seit vor Weihnachten auf Martinique beim Zoll und sollten direkt auf die CESARINA importiert werden. Wenn alles gut lief, würden sie bereits morgen Nachmittag geliefert werden.
Jetzt brauchten wir nur noch einen geeigneten Liegeplatz. Wie oft in der Karibik liegen die Boote in der Marina mit dem Heck zum Steg und werden am Bug von einer Mooring gehalten. Da wir aber durch das schlanke Yachtheck hinten so schlecht vom Boot kommen und schon gar nicht mit unseren Segeln beladen an Bord kommen, suchten wir einen Liegeplatz mit einem seitlichen Steg. Davon gab es ein paar wenige in der Marina. Jetzt müssten wir nur noch einen für uns ergattern.
Im Marinabüro konnte man uns da nicht weiter helfen und so mussten wir den Hafenmeister auf Kanal 09 anfunken. Dieser arme und wirklich vielbeschäftigte Mann war gar nicht so einfach zu erreichen. Einen geeigneten Liegeplatz hatten wir gegenüber von der Tankstelle ausgemacht. Dort lag noch ein deutsches Boot, die SY SUNRISE, die wir von der ARC her noch kannten. Die Crew plante im Laufe des Nachmittags weitersegeln und wir wollten diesen Platz dann gern übernehmen. Dieses teilten wir per Funk dem Hafenmeister mit, der keine Einwände dagegen hatte. Er wollte uns Bescheid sagen, wenn die SY SUNRISE abgelegt hatte und unser Platz verfügbar wäre.
Die Geduld des Kapitäns wurde heute mal wieder kräftig auf die Probe gestellt, denn es dauerte bis kurz vor Sonnenuntergang, bis wir endlich an der Reihe waren. Schon lange hatten wir das Dinghi auf dem Deck verzurrt, die Fender und Leinen klar gemacht und waren bereit, unsere neue und schon lange freie Box anzusteuern. Aber hier ging es nicht wirklich der Reihe nach. Vom offenen Meer kam ein Boot nach dem anderen und alle wollten einen Liegeplatz. Um das Chaos im Hafen möglichst gering zu halten, mussten zuerst die versorgt werden, die am meisten im Weg standen. Wir lagen vor Anker und lagen damit gar kein bisschen im Weg 🙂 Aber immerhin hat er uns nicht vergessen. Vielleich deshalb, weil Dietmar ihn alle 30 Minuten freundlich nach dem Stand der Dinge fragte 🙂
Den Abend verbrachten wir in netter norwegischer Gesellschaft. Bernd, der an Bord der SY Santa Cruz durch die Karibik segelte, war bereits schon unser Stegnachbar in der Rodney Bay Marina. Auch in Bequia waren wir ihm wieder begegnet. Und da ja bekanntlich alle guten Dinge drei sind, gingen wir heute Abend gemeinsam zum Essen 🙂
Die Nacht in der Marina war unglaublich war und die Mücken hatten es auf uns abgesehen. Ja, Ihr habt richtig gelesen: auf UNS 🙂 Anscheinend gibt es doch noch Gerechtigkeit im Leben. Die karibischen Mücken sind Dietmar nicht so abgeneigt wie die deutschen und auch wenn sich die Anzahl der Stiche noch nicht ganz fair verteilt, bin ich doch nicht mehr die Einzige, die geplagt und gebissen wird. Die Zeiten, dass Dietmar mich scherzhaft als „Opferanode“ bezeichnen konnte, sind eindeutig vorbei 🙂
Etwas übernächtigt machten wir uns am nächsten Morgen daran, unsere Segel abzubauen. Bernd half uns dabei und zu Dritt war die Arbeit schnell erledigt. Trotzdem zehrte die Hitze an unseren Kräften und schlug besonders mir heute sehr auf die Motivation. Sogar zum Schlafen war es tagsüber zu warm. Und im Hafen schwimmen war keine reizvolle Alternative.
Aber da sich die Arbeit bekanntlich nicht von allein erledigt, halfen keine Ausreden. Am Nachmittag machten wir uns auf dem Weg zu Garvin von NORTH SAILS. Der Zoll hatte sein Versprechen gehalten und wir konnten unsere neuen Segel auf einen Trolley laden. Diesen musste Dietmar gefühlt durch die halbe Stadt bis zu unserem Steg zurück bugsieren. Ich war schon allein vom Laufen bei der Wärme ziemlich hinüber und total nass geschwitzt. Aber wir wollten möglichst schnell wissen, ob die so sehnsüchtig erwarteten Segel denn jetzt letztendlich auch auf unser Schiff passen würden. Nicht, dass es jetzt noch ein böses Erwachen gab.
So machten wir uns gleich ans Werk. Der Wind war an diesem Nachmittag auch ziemlich eingeschlafen, was optimal zum Hochziehen der Segel im Hafen ist. Leider blieb somit aber auch jede Abkühlung aus. Wir begannen mit dem kleinsten Segel, der Kutterfock. Die stand unserer CESARINA schon mal ganz hervorragend und auch die wenig später angeschlagene Genua passte wie angegossen. Nur beim Einrollen hatten wir leichte Probleme, weil die neuen Segel noch steif und sperrig waren. Das würde sich aber mit der Zeit geben.
Jetzt mussten nur noch unsere alten Segel zurück zu NOTH SAILS. Denn die Mastrutscher sollten vom alten Großsegel abgeschnitten und an dem neuen wieder angenäht werden. Also wurde der Trolley wieder schwer beladen und es ging denselben beschwerlichen Weg zum Segelmacher zurück. Morgen Nachmittag um vier sollte die Arbeit erledigt sein. Den freien Tag wollten wir für einen Inselauslug nutzen. So reservierten wir noch ein Auto für den nächsten Tag und fielen nach dem Abendessen wie erschlagen ins Bett.

Zurück nach Europa

Am heutigen Morgen kehrten wir Saint Lucia endgültig den Rücken. Zusammen mit der Crew der SY PURE ELEGANCE steuerten wir Le Marin im Norden von Martinique an.
Der Morgen wurde aber noch bestimmt von hektischen Reparaturarbeiten an unserem Wassermacher. Gestern Abend hatte Dietmar festgestellt, dass der Gute wohl schon seit einigen Stunden kein Wasser mehr produzierte. Es sah so aus, als wenn das Seewasserventil tief unten und außen am Rumpf verstopft wäre und somit kein mehr zur Druckpumpe im Schiff gelangen würde. Nur mit Mühe konnte ich Dietmar von einem Nachtauchgang abhalten, aber heute Morgen gab es natürlich kein Halten mehr. Während ich noch ganz verschlafen aus den Kissen schaute, war Dietmar schon unterwegs. Keine halbe Stunde später stand fest, dass das Problem irgendwo im am Gerät zu suchen sei. Von außen hatte er nichts Ungewöhnliches entdecken können. Ich blieb aus Sicherheitsgründen einfach noch ein bisschen im Bett, während Dietmar fast das gesamte Schiff auf der Suche nach des Rätsels Lösung zerlegte. So stand bald fest, dass einer der Filter völlig verstopft gewesen war, obwohl er optisch noch wie neu aussah. Da zeigten sich deutliche Unterschiede in der optischen Qualität und Reinheit des Meerwassers hier in der Karibik, nur weil man die Schwebeteilchen im Wasser nicht sieht, sind sie aber trotzdem vorhanden 🙂 und zwar mehr davon, als wir erwartet hatten. Nach gründlicher Reinigung tat der Wassermacher wieder seinen Dienst. Die Hochdruckpumpe, die eigentlich nicht trocken laufen darf, hatte die Tortur glücklicherweise schadlos überlebt. Das hat es sich doch wieder einmal gelohnt, dass wir ein deutsches Qualitätsprodukt gekauft haben 🙂 Für die Zukunft sind aber die Kontroll- und Wartungsintervalle so festgelegt, dass wir auf der sicheren Seite sind. Ohne Süßwasser in den Tanks wäre die Reise sicher schneller zu Ende, als es uns lieb wäre.
Durch die Reparaturarbeiten folgten wir der SY PURE ELEGANCE mit etwas Abstand, den wir auf der kurzen Strecke bis Martinique auch nicht wieder aufholen konnten, obwohl sich unsere CESARINA von ihrer besten Seite zeigt. Trotz der hohen Geschwindigkeit von acht bis neun Knoten versuchte Dietmar sein Angelglück und eine wirklich großer Mahi Mahi biss schon nach ganz kurzer Zeit an. Leider hatten wir aber einen echten Kämpfer an der Angel und nach einer Viertelstunde hatte es der zähe Bursche geschafft und sich vom Haken befreit. Eine Schande, denn in den nächsten Tagen hätte Fisch sehr gut auf unseren Speiseplan gepasst. Der Bessere hat eben gewonnen.
Die Bucht von Le Marin ist recht tief und man liegt sehr geschützt an der Mooring oder vor Anker. Ganz am Ende befindet sich ein Jachthafen, der das Ziel unserer Reise war. Hier würden wir hoffentlich und auch endlich unsere neuen Segel in Empfang nehmen dürfen. Was lange währt, sollte jetzt endlich auch gut werden.
Die Einfahrt in die Bucht ist durch einige Riffe und flache Stellen eher unübersichtlich, aber gut betonnt. Die erste Nacht wollten wir noch nicht in der Marina verbringen und suchten uns einen Platz im Ankerfeld. Das war gar nicht so einfach, denn es war wirklich voll hier 🙁 aber irgendwann hatten auch wir unser Plätzchen gefunden. Wie sich im Nachhinein herausstellte ankerten wir zwar in einer „Anker-Verbotszone“, aber da waren wir nicht die einzigen. Außer uns ankerten hier mehr als zwanzig weitere Boote, und zwar völlig entspannt 🙂
Mit dem Dinghi fuhren wir an Land und betraten wieder die Eurozone 🙂 Rund um den Hafen boten jede Menge Geschäfte alles an, was das Seglerherz begehrt. Dietmar würde sich aber noch bis morgen gedulden müssen, denn heute war auch hier Sonntag 🙂 Am Strand nahe beim Stadtzentrum fanden wir eine kleine Creperie. Hier genossen wir unser völlig „unkaribisches“ Abendessen 🙂 mit Blick auf die malerische Palmenkulisse der schönen Bucht.

Mal wieder in der Rodney Bay

Für den zweiten Tag des Jahres 2016 hatten wir nur einen ganz kurzen Schlag geplant. Nur 10 Seemeilen nördlich wollten wir noch einmal in der Rodney Bay vor Anker gehen, bevor wir am Sonntag hinüber nach Martinique segeln würden.
Für diesen Zwischenstopp gab es einen besonderen Grund: Am 7. Januar startet die World ARC von Saint Lucia aus und Dirk und Bettina von der SY AIN´T FANCY würden heute vom Heimaturlaub zurück in die Karibik kommen. Diese vorerst letzte Möglichkeit, einen netten Abend zu verbringen und damit an die kurze, aber sehr angenehme Zeit auf Gran Canaria anzuknüpfen, wollten wir nicht verstreichen lassen.
Schon gestern hatte sich die Marigot Bay deutlich geleert und viele der Silvestergäste waren wieder verschwunden. Wir hatten es ja nicht so eilig und gönnten uns am Neujahrestag noch ein erfrischendes Bad im unteren Pool des Resorts, der allen in der Marina liegenden Seglern mit zur Verfügung steht. Aber nach den schönen Badebuchten konnte uns das kalte Süßwasser nicht so wirklich begeistern. Immerhin bot die Marina auch heiße Duschen, um sich wieder aufzuwärmen 🙂 Den Abend verbrachten wir auf der CESARINA, sortierten Fotos, vervollständigten den Blog und verschickten noch die letzten Neujahrswünsche. Das WLAN-Netz reichte sicher und stabil bis zum Boot und diese Luxussituation wollten wir noch ein bisschen auskosten.
Am nächsten Morgen während unseres Frühstücks machte ein stattlicher Dreimaster vor der Hotelanlage fest. Wir waren mal wieder wirklich erstaunt, wie große Schiffe in dieser doch recht engen Bucht in der Marinas sicher eingeparkt wurden. Das Hafenpersonal verstand es eindeutig, einen guten Job zu machen. Wie gut, zeigte sich etwas eine Stunde später. Ich stand in der Pantry und war mit dem morgendlichen Abwasch beschäftigt, als ich einen Blick aus dem Fenster warf. Draußen war alles zart hellgrau?!? Ein Blick aus der Lucke erklärte die Situation. Eine 240 (!!!!!!) Fuß lange Motorjacht manövrierte gerade an uns vorbei. Ihr Liegeplatz sollte neben dem Dreimaster sein. Die Crew grüßte freundlich :-), als die Jacht keine zehn Meter entfernt an uns vorbeiglitt. Dietmar wurde zusehends nervöser und hektischer. Das konnte ja nicht mit rechten Dingen zugehen. Wussten hier wirklich alle Beteiligten, was zu tun ist? Nicht dass unsere CESARINA unter dieses Ungetüm geriet. Ich holte erstmal meine Kamera und versuchte, die riesige Jacht auf ein Foto zu bannen. Ganz kriegte ich sie leider nicht drauf, wir waren dafür einfach zu nah dran 🙂
Keine halbe Stunde später lag die SY TALISMAN C neben dem stattlichen Dreimaster, der auf einmal wie ein Spielzeug aussah 🙂 Und unsere CESARINA schwamm immer noch völlig unbeschädigt an ihrer Mooring 🙂
Trotzdem kehrten wir recht bald der Marigot Bay den Rücken. Wer weiß, was für Schiffe dort an diesem Tag noch erwarten würden. Nicht dass wir hier nicht mehr rauskämen 🙂
Das kurze Stück unter Segeln bis in die Rodney Bay war ein Genuss. Dort angekommen suchten wir uns einen Liegeplatz, der nicht zu weit von der Marina entfernt lag. Wir wollten ja mit dem Dinghi schließlich keine Weltreise unternehmen. So machten wir am späten Nachmittag einen Abstecher in die Marina und erledigten noch einige Kleinigkeiten. Hier bekamen wir endlich den Stempel in unsere Pässe, den wir in der Marigot Bay nicht bekommen hatten. Die Beamten waren dort über den Jahreswechsel einfach nicht zur Arbeit erschienen 🙂 Außerdem deckten wir uns noch einmal mit EC$ ein. Man ist ja immer dankbar, wenn man im Ausland einen sicheren und zuverlässigen Geldautomaten gefunden hat 🙂
Dirk und Bettina waren abends erst spät auf Saint Lucia angekommen und wir vertrödelten die Wartezeit draußen am Ankerplatz auf der CESARINA. Aber gegen sechs erhielten wir endlich eine Nachricht und verabredeten uns für acht Uhr zum Essen. Die beiden waren mit neun Gepäckstücken angereist :-). Und ich habe gedacht, wir hätten immer viel Gepäck dabei. In den nächsten sieben Monaten werden sie bis nach Australien segeln. Schön, dass wir sie vorher nochmal getroffen haben, denn der Abend war wie erwartet lustig und vertraut nett. Da werden wir uns wohl etwas beeilen müssen, um die Beiden noch einmal wieder zu treffen. Mal sehen, wann sich unsere Wege das nächste Mal kreuzen werden.

Happy New Year 2016!!!

Die Nacht an der Mooring in der Marigot Bay war sehr entspannend und ruhig. Der leichte Wind brachte die CESARINA nicht mal zum Schaukeln. Von Land waren wir so weit entfernt, dass sich auch die lästigen Moskitos in Grenzen hielten. Ein besonders ausdauerndes Exemplar haben wir aber an Bord und ich bin mir sicher, der reist schon eine Weile mit uns. Irgendwann werde ich ihn schon erlegen, bis dahin wird er uns wohl noch die eine oder andere Stunde Schlaf rauben.
An Land mussten wir feststellen, dass die Preise sich gut an das 5-Sterne-Niveau des Ressorts angepasst hatten. Der kleine Supermarkt hatte zwar eine vernünftige Auswahl, aber wir waren froh, dass wir nur Eier einkaufen mussten. Hier bekam man sogar Lindt-Schokolade zum stolzen Preis von 24 ES$. Das sind mehr als 8 €. Vielleicht sollten wir unsere Schokoladenvorräte zum Verkauf anbieten. Das wäre eine gute Einnahmequelle 🙂
Für den Silvesterabend konnten wir noch einen Tisch in „Dolittle“, einem Restaurant mit Blick hinaus aufs Meer. Um pünktlich um halb acht dort zu sein, machten wir uns frühzeitig mit unserem Dinghi auf dem Weg. Im Dunkel ist die Orientierung nicht immer einfach und wir wollten ja nicht such der kleinen Palmeninsel stranden 🙂 Trotz aller Vorsicht setzten wir das Dinghi fast auf Land, denn die von uns gewählte Stegseite hatte nicht die passende Wassertiefe für unseren Außenborder. So musste ich mit meinem langen Kleid ins knietiefe Wasser springen, um Schlimmeres zu verhindern. Nach unserer spektakulären Ankunft hatten wir uns einen Drink redlich verdient. Außerdem war ja auch Silvester 🙂
Genau wie am Weihnachtsabend war das Wetter durchwachsen und zwischendurch regnete es heftig. Die am Strand aufgebauten Tische und gemütlichen Sitzgruppen würden heute Abend wohl nicht zu Einsatz kommen. Unser Tisch stand unter einem stabilen Dach, das dem heftigen Regen gewachsen war und dicht hielt. Das war sehr entspannend 🙂 und wir genossen unser leckeres Essen. Schon kurz nach dem Nachtisch wurden wir gebeten, den Tisch zu räumen und an die Bar umzuziehen, damit auch andere Gäste im Trockenen speisen konnten. Das war doch gar kein Problem 🙂 Je später es wurde, desto voller wurde es auch. Immer mehr Menschen strömten ins Restaurant und mussten irgendwo sitzen 🙂 Kurzerhand wurden die Billardtische zusammen geschoben, die gemütlichen Longe-Möbel gestapelt und immer mehr Tische für die wartenden Gäste vorbereitet. Wir hatten uns mit unserem Kaffee auf ein kleines Sofa am Rande zurückgezogen und beobachteten den geschäftigen Trubel. Hoffentlich würde uns das Sofa nicht gleich unter dem Hintern hinweg getragen 🙂
Mittlerweile hatte die Band begonnen zu spielen und ein paar Tänzer hatten sich eine kleine Tanzfläche freigeräumt 🙂 Wir hatten in der Karibik schon viel Live-Musik gehört, aber der Sänger des heutigen Abends war leider keine Granate. Da half auch der starke Hall, den er auf sein Mikrophon gelegt hatte, nicht viel. Trotzdem tat es der Stimmung keinen Abbruch, obwohl ich zwischenzeitig dachte, dass Karaoke an diesem Abend vielleicht eine Alternative gewesen wären 🙂
In der Karibik feiert man Silvester wohl mit Hut. Auch bei uns war so ein glitzernder Plastikhut in schauderhaft-schönen Grün angekommen. Dazu bekam man auch eine tolle Tröte, die jetzt zum Bordinventar der CESARINA gehört. So ausgestattet, konnte ja nichts schief gehen. Spektakulär wurde der Abend aber erst mit dem Auftritt der Limbo-Tänzer. Die Männer in den farbenfrohen Kostümen hatten wirklich erstaunliches zu zeigen. Neben Feuerspuken und Feuerschlucken hatten sie auch eine Schlange mit dabei, die ich dann persönlich kennen lernen durfte. Mit der Kamera in der Hand hatte ich vergessen, wie sonst üblich das Weite zu suchen, wenn Freiwillige im Publikum in die Show mit eingebunden wurden. So kam ich in den Genuss, das schöne Tier selbst um den Hals hängen zu haben 🙂 Auch wenn ich anfänglich wenig begeistert war, siegte irgendwann die Neugier über das Misstrauen. Außerdem fühlt sich so eine Schlange gar nicht so schlecht an 🙂
Zum Abschluss als Höhepunkt der Show wurde dann Limbo getankt. Immer niedriger hing die brennende Stange, unter der die Männer erstaunlich anmutig hindurch tanzten. Die niedrigste Höhe war gerade mal eine Bierflaschenhöhe vom Boden entfernt. Unglaublich, was die alles konnten 🙂
Wir hatten uns entschlossen, das Feierwerk von der CESARINA aus anzuschauen. So machten wir uns gegen halb zwölf auf den Rückweg zum Boot. Der Abschussplatz des Feuerwerks war nicht mal 100 Meter entfernt. Da wollten wir doch vorsichthalber an Bord sein, falls irgendetwas schief gehen sollte. Außerdem saßen wir hier in der ersten Reihe und pünktlich um zwölf konnten wir ein schönes, farbenfrohes und sehr abwechslungsreiches Feuerwerk erleben, dass wir hier eigentlich gar nicht erwartet hatten. Nachdem wir auf das Jahr 2016 angestoßen hatten, fielen wir müde ins Bett und ließen uns von der rundherum erklingenden Partymusik friedlich in den Schlaf wiegen.

Jetzt geht’s wieder Richtung Norden

Von Bequia nahmen wir nicht gern Abschied, besonders da das auch erstmal ein Abschied von der Crew der SY VIA sein würde. Aber es nützt ja nichts 🙂 So klarierten wir am Morgen aus und füllten unseren Kühlschank nochmals mit frischem Obst und Gemüse vom Markt. Auf dem Rückweg fuhren wir mit dem Dinghi noch bei der VIA vorbei, um Tschüss zu sagen. Jörg wartete seit gestern immer noch auf den Techniker, der oben im Mast die neue Funkantenne anbringen sollte. Reparieren ist ja Dietmars große Leidenschaft und es dauerte nur eine kurze Weile, bis die Reparaturleidenschaft seine Höhenangst besiegt hatte 🙂 So zogen Jörg und Vincent ihn in den Mast hinauf, während ich entspannt im Cockpit mit Kathrin Tonic Water trank 🙂 Keine halbe Stunde später war die Antenne befestigt und mein Kapitän wieder wohlbehalten unten an Deck angekommen. Sichtlich zufrieden gönnte er sich noch einen Fruchtpunsch, bevor wir uns auf den Rückweg zur CESARINA machten.
Gegen zwölf Uhr war der Anker an Deck und wir somit wieder unterwegs. Jörg schaute mit Vincent noch einmal mit dem Dinghi vorbei und schoss ein paar Fotos. Wir sind schon ganz gespannt, wie sie geworden sind 🙂 Da werden wir uns zwar noch ein bisschen gedulden müssen, aber wir werden uns in der nächsten Zeit sicher noch mehrmals über den Weg segeln.
Wie geplant segelten wir erst einmal in Richtung Westen, damit wir noch einen Blick von der Wasserseite auf das Moonhole werfen konnten. Als alle Fotos im Kasten waren, bogen wir in Richtung Nord nach Saint Vincent ab. Wieder mussten wir hart am Wind segeln :-(, aber heute war es nicht besonders weit. Keine zwei Stunden später hatten wir die Abdeckung der Insel Saint Vincent erreicht und näherten uns der Wallilabou Bay. Hier hatten wir vor zehn Jahren schon mit der SY SKORPIO während unserer Hochzeitsreise vor Anker gelegen und die Bucht hatte uns sehr gut gefallen. Hier waren auch Teile des ersten Films „Fluch der Karibik“ gedreht worden und eine kurze Wanderung entfernt sollte es einen schönen Wasserfall geben. Aber wir waren anscheinend nicht die Einzigen, die die Nacht in dieser Bucht verbringen wollten. Vor dem Strand lagen die Boote wie einer Marina dicht nebeneinander. Hier ankert man nahe vor dem Ufer und wird dann zusätzlich mit einer Landleine an einen Baum oder Felsen fixiert. Die Enge schreckte uns ab. Das war ja wie in einer Sardinenbüchse. Auch konnten wir uns nicht vorstellen, wie wir unsere CESARINA rückwärts in eine der engen Lücken bugsieren sollten. Das Problem war unsere eingespielte Arbeitsteilung. Normalerweise steuerte ich, während Dietmar den Anker hinunter lässt. Und so gut kann ich beim besten Willen noch nicht mit unserer Lady rückwärtsfahren 🙁
Also fuhren wir weiter. In der nächsten Bucht war das Prozedere dasselbe, aber es lagen bisher erst wenige Yachten vor Anker. Irgendwann würden wir es wagen müssen, warum also nicht gleich heute. Dann hatten wir es hinter uns. Natürlich war ein netter Boatboy zur Stelle, der uns an die passende Stelle geleitete und dann unsere Leine an einem Schilderpfosten an Land festknotete. Hat doch gar nicht wehgetan 🙂 und direkt im ersten Versuch gut geklappt. Zwar mussten wir unsere Ankerkettenlänge noch etwas korrigieren, als die CESARINA mit dem danebenliegenden Katamaran auf Kuschelkurs gehen wollte, aber das war auch schon alles 🙂
So sicher vor Anker liegend konnten wir den Boatboys nicht mehr entgehen, die hier in großer Zahl an die Bordwand klopften. Naja, man ist ja nicht so….eine Corossol (große grüne Frucht mit Stacheln) konnten wir schon noch gebrauchen. Auch ließen wir uns überreden, eine Kette für Dietmar und für mich zu erstehen. Aber irgendwann war es dann auch genug. Den letzten Boatboy wurden wir nur los, als wir ihm eine Dose Bier opferten. Hier war es schon etwas anstrengend, aber die Leute sind arm und brauchen Geld. Deshalb bemühen wir uns auch möglichst großzügig zu sein, ohne aber auf Unverschämtheiten einzugehen oder Dinge zu kaufen, die wir nicht brauchen.
Am nächsten Morgen wollten wir recht früh los, da wir im Hellen und nicht zu spät die Marigot Bay auf Saint Lucia erreichen wollten. Leider war der Boatboy, der gestern unsere Leine so ordentlich an dem Schild befestigt hatte, nirgendwo zu erspähen. So mussten wir also für unsere Abfahrt noch ein zweites Mal investieren 🙁 Manchmal fühlt man sich doch ein bisschen über den Tisch gezogen, aber es ist immer noch deutlich günstiger als ein Liegeplatz an der Algarve im Sommer 🙂
Kaum hatten wir die Landabdeckung von Saint Vincent verlassen, saßen wir wieder in der Waschmaschine. Nur sauberer wird man von dem Salzwasser sicherlich nicht. Dietmars Segelhose konnte mittlerweile schon alleine stehen wenn er sie abends auszog und die weißen Salzkristalle rieselten auch überall hin :-(. Der Wind zwang uns heute sogar zum Kreuzen und mir schlug der Segeltag wieder etwas auf den Magen. So waren wir beide froh, als endlich unser Ziel in Sichtweite kam. Etwas besorgt sah ich ein Boot nach dem anderen in der kleinen Bucht verschwinden. Ob da wohl noch ein Plätzchen für uns frei sein würde? Vom ersten Boatboy erhielten wir die Auskunft, hinten in der Marina wäre schon alles belegt. Wir könnten ja hier direkt an seine Mooring gehen. Das wollten wir aber erst selber sehen und steuerten die CESARINA an den vielen Booten vorbei, die draußen vor der Marina lagen. Und welch ein Wunder, in der Marina waren noch Moorings frei. An denen verdienen die Boatboys nämlich nichts, sondern die Marina. So ist es natürlich ihr größtes Interesse, zuerst ihre Moorings zu belegen. Aber so leicht lassen wir uns nicht mehr reinlegen.
Bei der ARC hatten wir einen Gutschein für drei Nächte in der Marina als Preis für das älteste Schiff der Flotte bekommen und den wollten wir jetzt einlösen. Denn nicht nur der Liegeplatz war im Preis enthalten, auch ein Teil der Hotelanlage darf von den Seglern mit benutzt werden. Die gut geschützte Bucht ist sehr idyllisch, eine Seite ist dicht mit Mangroven bewachsen und eine kleine Landzunge mit Palmen schützt vor Wellen und Schwell vom offenen Meer. Da hatten wir uns für den Jahreswechsel ein schönes Plätzchen ausgesucht. Zwar waren wir nicht allein und am nächsten Tag kamen noch mehr Boote in die Bucht, aber trotzdem fühlten wir uns sehr wohl.

Inseltour mit dem Taxi

Auch wenn Bequia keine große Insel ist, irgendetwas musste es doch zu entdecken geben. So hatten wir uns für den Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertages mit der Crew der SY VIA zu einer Insel- Entdeckungstour verabredet.
Im Laufe des Vormittages gaben sich die Boatboys wieder die Klinke in die Hand: Obst, Gemüse, Lobster….und Getränke!?! Cooler Service und zufällig gingen unsere Getränkevorräte sowieso langsam dem Ende zu. Ich hatte schon überlegt, wie wir das mit unserem kleinen Dinghi am besten organisieren könnten. Aber eine Lieferung direkt ans Boot war natürlich noch viel besser. Der Preis war auch okay. Bequia gehört nicht zu den günstigsten Plätzen, um Vorräte zu bunkern aber wir füllten so auf eine bequeme Art unseren Kühlschrank. So kamen wir mit unserem Händler auch schnell ins Gespräch. Nachdem wir an ihn leider keine Lackierarbeiten zu vergeben hatten (Das macht der Kapitän lieber selber.), konnte er uns aber seinen Bruder als Fremdenführer vermitteln. Auf den kleinen Inseln kennt jeder jeden oder ist mit ihm verwandt 🙂 So waren wir dann um zwei Uhr mit Tim am „Gingerbread Hotel“ verabredet 🙂 Schön, wenn man gleich morgens so bequem alles organisiert und erledigt hat. Nur eines konnten auch wir nicht organisieren, nämlich das passende Wetter! Pünktlich um halb zwei fing es an, wie aus Eimer zu gießen und weitere graue Regenwolken drängten von Nordosten über die Insel. So verschoben wir unseren Ausflug doch besser auf morgen. Uns blieb der ganze Nachmittag und Abend, um weitere Pläne für die nähere und weitere Zukunft zu machen. Das musste ja auch mal gemacht werden und macht gerade mir besonders viel Spaß 🙂
Pünktlich um elf Uhr standen wir fünf reisefertig an Land und wurden auch schon erwartet. Erstes Ziel war die Ruine des alten Forts, das direkt oberhalb der Admirals Bay liegt. Hier hat man eine schöne Aussicht über die gesamte Bucht und die vielen Schiffe, die hier nach Weihnachten noch vor Anker lagen.
Die Straßen waren abenteuerlich schlecht. Hier wollten wir selber kein Auto fahren. Da war es mit Tim doch deutlich entspannter. Und Straßenschilder gibt es auch keine, obwohl wir das bei den wenigen Straßen wahrscheinlich auch ohne diese geregelt bekommen hätten 🙂 Ich glaube, wir sind im Rahmen unserer Inseltour jede Straße mindestens einmal abgefahren 🙂
Nach verschiedenen Aussichtspunkten mit wunderbarer Aussicht 🙂 erreichten wir das „Old Hedd Turtle Sanctury“. Hier werden junge Schilfkröten so lange aufgezogen, bis sie groß genug sind, um in der freien Wildbahn bessere Überlebenschancen zu haben. Da sich junge Schildkröten von Quallen ernähren, ist Plastikmüll, der im Wasser treibt, für sie besonders gefährlich. Oft verwechseln sie Plastikstücke mit den Quallen und verenden dann qualvoll daran. Mehr als 800 Tiere konnten seit 1986 mit Hilfe der Tierschützer wieder in die freie Wildbahn entlassen werden. Klasse!
Nach einem weiteren Aussichtspunkt, der uns einen Blick bis nach Saint Vincent eröffnete, fuhren wir zurück nach Port Elisabeth. Für die Strecke von geschätzten 25 Kilometern hatten wir drei Stunden gebraucht 🙂 Jetzt waren wir erst einmal hungrig. Der noch unentdeckte Teil der Insel würde bis morgen warten müssen. Wir hatten nämlich noch ein besonderes Ziel, dass wir unbedingt sehen wollten: das Moonhole! Die im Jahr 1964 gegründete Aussteigerkommune hatte sich am Westende der Insel ein ganz eigenes Reich erschaffen. Da mussten wir auf jeden Fall noch hin 🙂
So ging die Tour am nächsten Tag weiter, aber ohne die Crew der SY VIA, denn die hatte heute einen Termin mit einem Techniker an Bord. Da wir Tim nicht erreichten, nahmen wir einfach ein anderes Taxi. Dieses war im Gegensatz zu unserem klimatisierten Luxusgefährt von gestern ein Pritschenwagen mit überdachter Ladefläche 🙂 Im Schneckentempo zuckelten wir los. Vorbei am Bootsmuseum, der Friendship Bay und der alten Walfangstation (Bequia darf immer noch auf traditionelle Weise vier Wale im Jahr fangen.) ging es weiter Richtung Flughafen. Die winzige Straße wurde immer schmaler und irgendwann hörte die Asphaltdecke ganz auf. Hier sah man die andere Seite der um Port Elisabeth herum so aufgeräumten Insel, nämlich das wahre Leben der ärmeren Menschen in der Karibik. Nicht besonders malerisch, aber doch auch sehr interessant. Je näher wir dem Westende der Insel kamen, desto mehr wandelte sich das Bild. Mitten im Nirgendwo werden Luxusvillen gebaut. Manche waren schon fertiggestellt, andere halbfertig oder wurden gerade erst begonnen. Und der einzige Weg zu diesem Luxus führte über einen Feldweg??? Naja, vielleicht war da ja noch irgendwo ein Hubschrauberlandeplatz versteckt 🙂
Am Ende der Straße erreichten wir das Moonhole. Leider war der Zutritt nur den Bewohnern oder ihren Gästen erlaubt. Der sehr nette Wachmann ließ uns aber etwas am Strand entlang laufen, damit wir wenigstens einen Einblick bekamen. Reinlassen konnte er uns aber nicht, denn er wollte ja schließlich seinen Job nicht verlieren. Das hätten wir natürlich auch nicht gewollt. So begnügten wir uns mit dem erlaubten Einblick und entschieden uns, morgen auf dem Weg nach Saint Vincent einen Schlenker an der Westspitze der Insel entlang zu segeln. Von der Seeseite sollte man auch noch einen guten Einblick bekommen 🙂